Beschreibung
Einrichtung zur punktförmigen hochgenauen Ortung eines spur¬ geführten Fahrzeugs
Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruches l.
Im schienengebundenen Bahnbetrieb bestimmen die Züge ihren jeweiligen Fahrort innerhalb eines Gleisabschnittes regelmä¬ ßig durch Zählen der seit Eindringen in den Abschnitt ausge¬ führten Radumdrehungen eines vorzugsweise nicht angetriebenen Fahrzeugrades. Hierzu weisen das oder die für die Fahrortbe¬ stimmung verwendeten Räder eine oder mehrere über den Umfang verteilt angeordnete Anomalien auf, die von einem Radimpuls- geber beim Vorbeibewegen an einem Aufnahmekopf detektiert werden. Der Radimpulsgeber führt die detektierten Radimpulse einem Wegzähler zu, der sie entsprechend dem Raddurchmesser und der Teilung des steuernden Fahrzeugrades in eine entspre- chende Wegangabe umsetzt. Die Angaben über den jeweiligen
Fahrort eines Zuges benötigt dieser zum rechtzeitigen Abbrem¬ sen auf vorgegebene Zielgeschwindigkeiten an vorgegebenen Zielpunkten.
Obgleich die Radimpulse vorzugsweise an einem nicht angetrie¬ benen Fahrzeugrad abgegriffen werden, kommt es durch Schlupf und Gleiten regelmäßig zu mehr oder weniger großen Abweichun¬ gen zwischen tatsächlichem Fahrort eines Fahrzeugs und dem vom Fahrzeug selbst ermittelten Fahrort. Aus diesem Grunde wird das fahrzeugseitige Wegmeßergebnis mindestens dann, wenn es auf eine exakte Ortungsangabe ankommt, während des Vorrük- kens des Fahrzeugs an vorgegebenen Fahrorten mit einer Angabe über den tatsächlichen Fahrort synchronisiert. Dies geschieht z. B. bei mit Linienzugbeeinflussung ausgerüsteten Strecken und Fahrzeugen jeweils beim Passieren von Linienleiterkreu- zungen, welche die Strecken in vorgegebene Streckenabschnitte unterteilen (ETR 20 (1971)7/8, Seiten 326-336).
Bei nicht mit derartigen Einrichtungen ausgerüsteten Strecken und Fahrzeugen gelingt die Anpassung eines fahrzeugseitigen Ortungsergebnisses an eine absolute Ortsangabe z. B. dadurch, daß an vorbestimmten Punkten der Strecke vorzugsweise passive Gleiskoppelspulen, punktförmige Zugbeeinflussungseinrichtun¬ gen oder Antwortgeräte, wie sie für die Güterwagennummernmel¬ dung entwickelt wurden, angebracht und vom vorüberlaufenden Fahrzeug erkannt werden (DE-OS 22 23 413) . Es ist auch bereits bekannt, zur Fahrortbestimmung von Schienenfahrzeugen zusätzlich zu den Linienleiterkreuzungen noch Streckenmarken anzuordnen, die eine absolute Ortsangabe an die vorüberlau¬ fenden Fahrzeuge übermitteln (DE-AS 20 42 090) .
Alle diese Einrichtungen dienen dazu, unvermeidbare Fehlmes¬ sungen der Wegmeßeinrichtungen infolge von Schlupf und Glei¬ ten zu korrigieren. Dort wo es auf eine hochgenaue Ortung zum Zwecke einer punktgenauen Zielbremsung im Dezimeter- oder Zentimeterbereich ankommt, genügen diese bekannten Maßnahmen für die Korrektur von Ortungsergebnissen noch nicht. Allein dadurch, daß vom Erkennen der für die Ortungskorrektur ver¬ wendeten Ortsmarken bis zum Bereitstellen eines entsprechen¬ den Ortungsergebnisses durch das Fahrzeug eine gewisse Zeit vergeht, ist das dann bereitgestellte Ortungsergebnis nicht mehr aktuell, sondern bereits veraltet. Hinzu kommt, daß die Ortsmarken nicht streng punktförmig erkannt werden, sondern daß es einen Ansprechbereich gibt, der von Fall zu Fall verschieden sein und in der Größenordnung von ± 20 cm variie¬ ren kann. Hierdurch wird das Ortungsergebnis wieder ungenau.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 anzugeben, deren Ortungsergeb¬ nisse weitgehend unabhängig sind von den fahrzeuginternen Verzugszeiten zwischen dem Erkennen einer Ortsmarke und dem Bereitstellen einer Ortungsangabe und dem zufällig vorhande¬ nen Übertragungsverhältnissen zwischen den Fahrzeugen und den Ortsmarken.
Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1. Durch die hochgenaue Ortung der Ortsmarken und die Korrektur der Ortungsangaben nach Maßgabe des während der Verzugszeit zurückgelegten Fahrweges kann der Fahrzeugsteuerun**- für die Zielbremsung ein außerordentlich exakter Fahrort vorgegeben werden , der unabhängig ist von der für die Fahrorterkennung erforderlichen Verarbeitungszeit eines Fahrzeuggerätes.
Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Einrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Das Ortungsergebnis läßt sich noch weiter verbessern, wenn gemäß Anspruch 2 neben der Vorrückgeschwindigkeit auch eine etwaige Beschleunigung des Fahrzeugs für die Korrektur des Ortungsergebnisses herangezogen wird.
Neben der Berücksi-atigung einer für die Bildung von Ortungs- ergebnissen erfahrungsgemäß benötigten Zeitspanne soll nach der Lehre des Anspruches 3 das Fahrzeug die für die Übertra¬ gung und Verarbeitung von Ortungskennzeichen erforderliche tatsächliche Zeitspanne selbst feststellen und damit eine optimale Ortungskorrektur ermöglichen. Die Ortsmarken sollen gemäß Anspruch 4 als vom Fahrzeug detektierbare passive Gleiskoppelspulen, punktförmige Zugbe¬ einflussungseinrichtungen oder passive Antwortgeräte ausge¬ bildet sein. Dies hat den Vorteil, daß für die Ortung auf einer Strecke keine zusätzliche Stromversorgung erforderlich ist. Erstreckt sich ein Bremsvorgang auf eine längere Wegstrecke oder sollen Fahrzeuge auf unterschiedliche Zielpunkte ge¬ bremst werden, so kann es nach der Lehre des Anspruches 5 von Vorteil sein, entlang der Strecke mehrere Ortsmarken im Abstand anzuordnen. Anstelle passiver Elemente können für die Übermittlung von Ortsmarken in an sich bekannter Weise nach der Lehre des
Anspruches 6 auch Linienleiter vorgesehen sein, deren Leitun¬ gen in vorgegebenen Abständen gekreuzt sind.
Die Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung schematisch und ausschnittsweise dargestellten Ausführungs- beispieles näher erläutert.
Die Zeichnung zeigt die beiden Funktionsgruppen ATP (automatic train protection) und ATO (automatic train opera- tion) eines Fahrzeuggerätes; die ATP dient der Sicherung des Fahrbetriebs, die ATO der automatischen Steuerung des Fahr¬ zeugs. Im unteren Teil der Darstellung sind ein vorzugsweise nicht angetriebenes Fahrzeugrad R eines zu steuernden Fahr¬ zeugs und ein die Bewegung des Fahrzeugrades detektierender Radimpulsgeber RG dargestellt. Der Radimpulsgeber liefert die von ihm detektierten Radsignale an einen Wegzähler W, der die Radsignale aufsummiert und der ATO entsprechende Wegstrecken¬ angaben s zur Eigenortung des Fahrzeugs auf der Strecke zuführt. Aus der Änderung dieser Streckenangaben ermittelt sich die ATO die augenblickliche Fahrgeschwindigkeit V, die sie zusammen mit den Wegstreckenangaben für die Fahrzeug¬ steuerung benötigt. Zur Synchronisation der von der Wegme߬ einrichtung W aus den Radimpulsen bestimmten Fahrortangaben mit dem tatsächlichen Fahrort sind an vorgegebenen Strecken- punkten, die dem Fahrzeug bekannt sind oder bekannt gegeben werden, Ortsmarken z. B. in Form von Gleiskoppelspulen GKS oder andere punktförmig wirkende Übertragungseinrichtungen zur Kennzeichnung des jeweiligen Fahrortes angeordnet. Das Fahrzeug ist mit einer fahrzeugseitigen Koppelspule FKS ausgerüstet, die beim Vorüberlaufen an der ortsfesten Gleis- koppelspule GKS mit dieser koppelt und dabei vorübergehend seine Stromaufnahme I markant verändert. Der dabei z. B. auftretende Strompegeleinbruch wird auf dem Fahrzeug in ein entsprechendes Rechtecksignal einer Spannung U umgesetzt, wobei von den Flanken dieses Signal Interrupts INT gebildet werden zur Bestimmung der Beeinflussungszeit tB des Fahrzeug¬ gerätes durch die Gleiskoppelspule. Nach dem zweiten Inter-
rupt kann die ATO im Nachhinein durch Mittelwertbildung den Zeitpunkt bestimmen, an dem sich die Gleiskoppelspule und die fahrzeugseitige Koppelspule genau gegenüber standen. Diese Zeitbestimmung ist unabhängig von den jeweiligen Beeinflus- sungsverhältnissen, welche die zeitliche Dauer der Beeinflus¬ sung bestimmen und im wesentlichen vom räumlichen Abstand der fahrzeugseitigen und der streckenseitigen Beeinflussungsein¬ richtungen abhängig sind. Ein entsprechendes Synchronisiersi¬ gnal SYN veranlaßt in der ATO eine Zeitmessung für die Be- Stimmung der Verzugszeit tx zwischen dem Passieren der Orts- marke und der Bereitstellung der OrtungsInformation ORT durch die ATO. Diese Verzugszeit ist im wesentlichen durch die Übertragungszeit der für die Fahrzeugsteuerung benötigten Daten an die ATO sowie dem Einphasen dieser Daten und das Verarbeiten dieser Daten in der ATO bestimmt. Die ATO be¬ stimmt nun aus der aktuellen Geschwindigkeit Vx des Fahrzeugs und der gemessenen Verzugszeit tx eine Wegstrecke sx, die das Fahrzeug vom hochgenauen Erkennen der Ortsmarke bis zum Bereitstellen des Ortungsergebnisses ORT vorgerückt ist. Um diese Wegstrecke sx ist die von der Wegmeßeinrichtung W zur Verfügung gestellte Ortsangabe s zu korrigieren, um zu einem absoluten Ortungsergebnis ORT* zu gelangen, das eine hochge¬ naue Zielbremsung im Bereich von einigen Zentimetern zuläßt.
In die Bestimmung des Wegstrecken-Korrekturwertes sx fließen entweder die jeweils aktuellen Geschwindigkeitswerte des Fahrzeugs ein oder aber es wird die Geschwindigkeit beim Passieren der Ortsmarke verwendet, wobei die jeweiligen Werte dieser Geschwindigkeit nach Maßgabe der aktuellen Beschleuni- gung des Fahrzeugs gegebenenfalls zu modifizieren sind.
Anstelle einer einzigen können auch mehrere im Abstand ange¬ ordnete Ortsmarken zur mehrmaligen Synchronisierung der fahrzeugseitig ermittelten relativen Ortungsergebnisse mit den absoluten Positionsangaben der Ortsmarken vorgesehen sein. Als Ortsmarken können neben Gleiskoppelspulen auch punktförmige Zugbeeinflussungseinrichtungen oder Antwortge-
rate verwendet sein, wie sie für die Zugnummernmeldung und die Güterwagennummernmeldung entwickelt wurden.
Die erfindungsgemäße Einrichtung eignet sich insbesondere für eine hochgenaue Zielbremsung von Fahrzeugen im Bahnhofsbe¬ reich und zwar insbesondere dort, wo die Fahrgastströme z. B. durch Absperrgitter oder Türen auf bestimmte Stellen des Bahnhofs kanalisiert werden und die Notwendigkeit besteht, daß die Fahrzeuge mit ihren Türen zentimetergenau in diesen Ein- und Aussteigebereichen zu positionieren sind.
Die Erfindung ist mit Vorteil auch dort anwendbar, wo der jeweilige Fahrort eines Fahrzeugs in einem Streckenabschnitt nicht über einen Wegzähler für Radsignale sondern über belie- bige andere fehlerbehaftete Wegmeßeinrichtung bestimmt wird oder wo es ausschießlich auf eine hochgenaue Ortung beim Vorbeifahren an einer Ortsmarke ankommt.