Rollstuhl, insbesondere für körperbehinderte Personen
Stand der Technik
Die Erfindung geht aus von einem Rollstuhl nach der Gattung des Hauptanspruchs, wobei es nicht nur um die Nerbesserung des Comforts für körperbehinderte Personen geht, sondern auch um die Ausweitung des Einsatz- oder Anwendungsbereichs solcher Rollstühle.
Die meisten bekannten Rollstühle weisen ein Fahrwerk auf, das im hinteren Teil von zwei Laufrädern getragen wird, an denen Greifringe zu deren Transport angeordnet sind und an deren vorderem Teil Lenk- und Stützrollen angelenkt sind, -während ebenfalls im vorderen Teil der Sitz und die Rückenlehne so
angeordnet sind, daß der Schwerpunkt erheblich vor der Achse der Laufräder liegt, um ein Nachhintenkippen der den Rollstuhl benutzenden Person zu vermeiden. Dabei steht die Hälfte des Raddurchmessers hinter der Rückenlehne über, was zu einer entpsrechend großen Fahrzeuglänge führt. Dies führt zu einem großen unnötigen Raumbedarf. Diese meist gewählte Anordnung eines Rollstuhls hat den Nachteil, daß für die Antriebsbewegung des Rollstuhls über die Arme der Person diese verhältnismäßig weit nach unten greifen müssen, was jeweils mit einer oft nur unter Schwierigkeiten möglichen beugenden Rumpfbewegung möglich ist. Es handelt sich jedenfalls um eine unökonomische Bewegung. Nichts desto weniger ist die Gefahr eines Abkippens nach Hinten bei kräftigem Antrieb während der Norwärtsfahrt und möglicherweise Nertikalstößen auf die Lenk- und Stützrolle. Besonders schwierig ist bei dieser Art Rollstühle das Mitnehmen von irgendwelchen Waren bzw. Gegenständen. Nicht zuletzt läßt auch die Sitzqualität der bekannten Rollstühle zu wünschen übrig.
Vorteile der Erfindung
Der erfindungsgemäße Rollstuhl mit den Merkmalen des Hauptanspruchs hat abgesehen von der Vermeidung oben genannter Nachteile darüber hinaus den Vorteil, daß er als gewerblicher Arbeitsstuhl verwendbar ist, bspw. im Büro. Die den
Rollstuhl benutzende Person kann mit ihm unmittelbar an den
Schreibtisch heranfahren und manche Arbeitsmittel über die Auflageeinrichtung des Rollstuhls transportieren.
Es ist zwar ein Rollstuhl mit unter dem Sitz am Fahrwerk angeordneten Stauraum an sich bekannt ( EP PS 0 127 511 ). Der Nachteil dieses Rollstuhls besteht jedoch darin, daß die Zugänglichkeit zum Stauraum von der Vorderseite oder der Rückseite des Rollstuhls gegeben ist, Rollstuhlseiten zu denen normalerweise die körperbehinderte Person keinen Zugang hat.
Auch Rollstühle, deren zwei Laufräder als Laufringe ausgebildet nabenfrei sind und über Stützlager mit dem Fahrwerk verbunden sind, sind bekannt (DE OS 38 19 925, EP OS O 430 794). Durch die Verwendung von nabenfreien Laufrädern soll vor allem die Verletzungsgefahr der körperbehinderten Person herabgesetzt werden und es beseht mehr Leerraum unter dem Sitz zur Aufnahme einfacher Transporthilfsmittel wie z.B. Tabletts.
Hierdurch wird erzielt, daß der möglicherweise nutzbare Raum zwischen den beiden Laufrädern nahezu vollständig ausnutzbar ist. Die Querstangen bilden mit den Tragelementen einen "Käfig". Nicht zuletzt wird durch diese Art der Rahmenbildung eine hohe innere Stabilität erzielt. Nach einer speziellen Ausgestaltung sind mindestens zwei derartige Querstangen vorhanden, wobei an diesen Querstangen Lenk- Stützrollen, Sitz und Rückenlehne oder die Auflageeinrichtung befestigbar sind . Natürlich können erfindungsgemäß die Lenk-Stützrollen bzw. die Fußstützen auch unmittelbar an anderen Teilen des Fahrwerks befestigt sein. Abgesehen davon, daß derartige Querstangen auf Grund ihrer konstruktiven Lage eine bevorzugte Lage zur Befestigung dieser Teile darstellen, ist auch die Kraftübertragung von diesen Querstangen zu den Tragelementen besonders gut abfangbar. Als Tragelement kann bevorzugt ein Tragring dienen, der sich über Radiallager am jeweiligen Laufrad abstützt. Natürlich können auch die Querstangen zusätzlich miteinander untereinander verbunden sein, beispielsweise bei der Anordnung des Sitzes oder der Rückenlehne, wobei zwei derartige Querstangen dafür verwendbar sind.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist die Ablageeinrichtung eine durch das offene Radsegment herausziehbare Auszieheinrichtung auf, die eine Bügelvorrichtung zur Aufnahme von Gegenständen, wie handelsübliche Hängemappen odgl. aufweist oder einen Korb bzw. eine Schublade hat zum Transport von sonstigen Gütern. Durch die Auszieheinrichtung die beispielsweise über eine teleskopartige
Aufhängung verfügen kann, ist für die Person nach herausziehen der Auszieheinrichtung eine unmittelbare Zugänglichkeit gegeben, auch dann, wenn eine erhebliche Bewegungsbehinderung der Person vorhanden ist. Da der Sitzende sich nicht zu weit nach seitlich bzw. hinten seitlich herausbeugen muß, wird auch die Gefahr eines Kippens des Rollstuhls vermindert.
Nach einer weiteren vorteilhaftenan sich bekannten (De-PS 182 471) Ausgestaltung der Erfindung ist der Sitz mit seinem Zentrum etwa über der gedachten Verbindungsdrehachse der Laufachse angeordnet, wodurch der Schwerpunkt einer sitzenden Person in Fahrtrichtung knapp hinter dieser Achse liegt und wobei auf der Rückseite des Rollstuhls mindestens eine Lenk- und Stützrolle am Fahrwerk angelenkt ist. Auf diese Weise wird der Zugriff in die herausgezogene Auflageeinrichtung wesentlich vereinfacht und es wird auch die Lage der Person in Bezug auf die Laufräder für deren Antrieb verbessert, da der Zugriff an die Greifringe günstiger ist. Da der Schwerpunkt der Person zwar hinter aber nahe der Ablage der Laufräder liegt, können die Lenkrollen beim Wenden leichter umschlagen. Abgesehen davon, daß durch die erfindungsgemäße Anordnung die Gesamtbaulänge des Rollstuhles wesentlich verkürzbar ist, wird auch seine Wendigkeit erhöht. Dieser Vorteil besteht sowohl in Hinsicht auf den Kräfteaufwand der Person beim Steuern des Rollstuhls , als auch die kurzen einhaltbaren Wenderadien auf Grund des kurzen Achsabstandes. Diese Vorteile wirken sich besonders beim Einsatz im Büro, bspw. beim Anfahren an einen Schreibtisch, aus. Der Einsatz im Büro hat vor allem den Vorteil, daß die behinderte Person mit annähernd demselben Platzbedarf wie ein Nichtbehinderter zurecht kommt. Die Person benötigt keinen gesonderten Arbeitsplatz.
Nach einer weiteren vorteilhaften ebenfalls an sich bekannten (siehe oben) Ausgestaltung der Erfindung ist auf der Vorderseite des Rollstuhls mindestens eine Lenk- und Stützrolle am Fahrwerk angelenkt. Auf diese Weise wird eine sehr hohe Kippstabilität erreicht. Nach einer speziellen Ausgestaltung der Erfindung sind auf der Rückseite des Rollstuhls zwei Lenk-und Stützrollen angeordnet,
während auf der Vorderseite eine solche Rolle genügt, sodaß mit den Laufrädern eine Fünfpunkt-Auflage zum Boden hin entsteht, ähnlich wie sie bei Bürostühlen gefordert wird, die mit Rollen versehen sind. Es ist zwar ein Rollstuhl bekannt, bei dem der Schwerpunkt nach hinten verlagert ist und bei dem vorne sowie hinten je eine Lenk- und Stützrolle vorgesehen ist (DE OS 27 51 079). Dieser bekannte Rollstuhl weist jedoch nicht nabenfreie Laufräder auf, sodaß dieses entscheidende Merkmal nicht vorhanden ist.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung dienst als Stützlager ein umlaufendes Rollenlager, dessen nichtmitlaufender Innenring Teil des Fahrwerks bildet. Die Rollen können beispielsweise durch Käfige verhältnismäßig weit auseinandergehalten werden um dadurch mit einem Minimum an Rollen auszukommen.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Neigung von Sitz und/oder Rückenlehne verstellbar. Dies gilt besonders dann wenn der Rollstuhl für den Einsatz in einem Büro geeignet sein soll, wobei durchaus die bei Bürostühlen üblichen S itzschalen verwendbar sind, insbesondere mit einer Abrutschsicherung bei negativem Sitzflächen winkel.
Ergänzend dafür kann nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung die S itzfläche mit einem Mehrkammerluftkissen ausgestattet sein, was einerseits das Langzeitsitzen erträglicher macht.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht zwischen. einzelnen Kuftkissen eine steuerbare Verbindung durch die bei nach vorn geneigter Schräglage (negative Sitzlage) ein zwischen den Oberschenkeln der Person liegender Luftkissenkeil automatisch aufblasbar ist, um ein Abrutschen zu unterbinden. Zur Steuerung kann beispielsweise ein in der Einsteileinrichtung für die Sitzschräglage angeordnetes Ventil dienen. Bei einer negativen Sitzflächenneigung bläst sich ein Luftkissenteil zwischen den
Oberschenkeln auf, der das Abrutschen nach vorn stoppt. Beim positiven Sitzflächenwinkel ist der Keil nicht vorhanden. Es ist somit möglich unterschiedliche Sitzhaltungen einzunehmen. Die Fußstütze ist dann angefedert um der Bewegung des Sitzes zu folgen.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist der Rollstuhl zusammenfaltbar, was sich bei der Verwendung von Querstangen besonders anbietet und insbesondere dadurch, daß ein verhältnismäßig großer Freiraum zwischen den Laufrädern vorhanden ist, auch leicht verwirklichbar ist.
Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung, der Zeichnung und den Ansprüchen entnehmbar.
Zeichnung
Ein Ausführungsbeispiel des Gegenstandes der Erfindung ist in der Zeichnung in zwei Varianten dargestellt und im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 Einen Längsschnitt durch den Rollstuhl entsprechend der Linie I in Fig 2
Fig. 2 eine Draufsicht auf den Rollstuhl mit Teilquerschnitt als erste Variante mit einem Bügel und
Fig. 3 den Rollstuhl in perspektivischer Ansicht, mit der zweiten Variante mit Schublade.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
Wie der Zeichnung entnehmbar ist, ist der erfindungsgemäße Rollstuhl mit einem Fahrwerk ausgestattet, welches einen Rahmen aufweist, der zwei weitgehend parallel zueinander angeordnete Tragringe 1 aufweist, die über vier Querstangen 2 starr miteinander verbunden sind. Um diese Tragringe 1 sind jeweils nabenfreie Laufräder 3 über nicht dargestellte Radiallager auf den Tragringen 1 gelagert. An den Laufrädern 3 sind jeweils Greifringe 4 angebracht, über die, die nur gestrichelt angedeutete Person 5 die Laufräder betätigen kann.
Die Person 5 sitzt auf einem in seiner Schräglage verstellbaren Sitz 6, der über eine Einsteileinrichtung 7 angeordnet ist, die wiederum auf Konsolen 8 ruht, welche jeweils an zwei Querstangen 2 befestigt sind. Am vorderen Teil des Sitzes 6 ist ein Abrutschteil 17 vorgesehen. An der Einsteileinrichtung 7 ist zudem ein Arm 9 verstellbar befestigt, an welchem eine ebenfalls verstellbare Rückenlehne 1 1 angeordnet ist. An der unteren hinteren Querstange 2 sind über Kragarme 12 zwei Lenk- und Stützrollen 13 angelenkt, während an der vorderen Querstange 2 in gleicher Weise nur eine Lenk- und Stützrolle 13 angelenkt ist. Wie in der Zeichnung gestrichelt dargestellt kann die jeweilige Rolle nach oen bzw. hinten oder vorne nachgeben, wofür sie durch nicht dargestellte Federmittel mit der jeweiligen Stange verbunden ist. Ebenfalls an der vorderen unteren Querstange 2 ist eine Fußstütze 14 befestigt.
An den Konsolen 8, also unterhalb des Sitzes 6 ist eine Ablageeinrichtung 16 vorgesehen, die über ein Teleskopsystem seitlich durch die nabenlosen Laufräder so herausziehbar ist, daß sie von oben problemlos zugänglich wird.
Alle in der Beschreibung den nachfolgenden Ansprüchen und in den Zeichnungen dargestellten Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich sein.
1. Tragringe
2. Querstangen
3. Laufräder
4. Greifringe
5. Person
6. Sitz
7. Einsteileinrichtung
8. Konsolen
9. Arm
10.
11. Rückenlehne
12. Kragarm
13. Lenk- und Stützrolle
14. Fußstütze
15. Auflageeinrichtung
16. Teleskoprohre
17. Luftkissenteil