Imidazolo-chinoxalinone zur Behandlung zentralnervöser Erkrankungen
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Imidazolo- chinoxalinonen zur Behandlung von zentralnervösen Erkrankungen.
Imidazolo-chinoxalinone der Formel I sind bereits aus der
DE-OS 30 04 750 und der DE-OS 30 04 751 bekannt. Für diese Ver¬ bindungen wird eine antiallergische Wirkung angegeben.
Es ist weiter bekannt, daß bestimmte, aus der EP-OS 518 530 (- US 5 153 196) bekannte Imidazolo-chinoxalinone eine antagoni¬ stische Wirkung auf die Rezeptoren der exzitatorisch wirksamen Aminosäuren besitzen. Sie eignen sich daher als neuroprotektive Agentien sowie zur Behebung von neurologischen Störungen, die mit diesem Wirkungsmechanismus einhergehen. Ferner sind eine Reihe andersartig substituierter Imidazolo-chinoxalinone als den Kreis¬ lauf beeinflussende c-AMP-Phosphodiesterase-Hemmer (EP-OS 400 583 - US 5 166 344) und als GABA-Rezeptor-Liganden zur Behandlung verschiedener Störungen des zentralen Nervensystems (US 5 182 386) bekannt.
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Verbindungen der Formel I
in der
X eine Carboxylgruppe, die in Form ihres Salzes mit einem physiologisch verträglichen Amin- oder Metallkation vorliegen kann; den Rest
OR
3
worin R
3 für einen C-
.-
8-Alkyl- oder Benzylrest steht; oder X eine Hydroxymethyl-, Nitril-, Aldehyd-, Tetrazo- lyl-, Carbonylaminotetrazol-, Carbamoyl-, Oxim- oder Cι-C
3-Alkoximethergruppe bedeutet und
R1 und R2, die gleich sind und Wasserstoff-, Chlor- oder Brom¬ atome, darstellen,
zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Als Erkrankungen des zentralen Nervensystems kommen beispiels¬ weise Epilepsie, Hirnschädigungen, Morbus Parkinson, Morbus Alz¬ heimer, Emesis, Kopf- und Rückenmarkstrauma in Betracht. Die Wir- kung der Verbindungen beruht auf deren glutamatantagonistischen Eigenschaften.
Die neue pharmakologische Wirksamkeit der Verbindungen I wurde ah isoliertem Membranmaterial von Rattengroßhirnen untersucht. Hierzu wurde das Membranmaterial in Gegenwart der Verbindungen mit den radioaktiv markierten Substanzen 3H-2-Amino-3-hy- droxy-5-methyl-4-isoxazolpropionsäure (3H-AMPA) und 3H-5,7-Di- chlorkynurensäure behandelt, wobei sich diese an spezifische Re¬ zeptoren (AMPA- bzw. NMDA-Rezeptor (N-Methyl-D-aspartat) ) binden. Anschließend wurde durch Scintillationszählung die Radioaktivität der behandelten Membranen gemessen. Über die gebundene Radioakti¬ vität ließen sich die Mengen an gebundener 3H-AMPA und 3H-5,7-Dir- kung des erfindungsgemäßen Wirkstoffes ist, wurde durch iterative nichtlineare Regressionsanalyse mit dem Statistical Analysis Sy- stem (SAS) an einem IBM-Rechner, ähnlich dem Programm "Ligand" von P.J. Munson und D. Rodbard (Analytical Biochem. 107, 220 (1980) , Ligand: Versatile Computerized Approach for Charakteriza- tion of Ligand Binding Systems) ermittelt.
Folgende In-Vitro-Untersuchungen wurden durchgeführt:
1. Bindung von 3H-2-Amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolpropion- säure (3H-AMPA)
Für die Präparation des Membranmaterials wurden frisch ent¬ nommene Rattengroßhirne zusammen mit dem 15fachen Volumen ei¬ ner Pufferlösung A aus 30 mM α,α,α-Tris-(hydroxymethyl)-me- thylamin-Hydrochlorid (TRIS-HC1) und 0,5 mM Ethylendiaminte- traessigsäure (EDTA) - pH 7,4 - mittels eines Ultra-TURRAX- Rührers homogenisiert. Die Suspension wurde 20 Minuten bei 48 000 g zentrifugiert. Nach Abtrennung der überstehenden Flüssigkeit wurde das im Bodensatz enthaltene proteinhaltige
Membranmaterial dreimal durch Suspendieren in der Pufferlö¬ sung A und anschließendes, jeweils 20 minütiges Zentrifugie¬ ren bei 48 000 g gewaschen. Danach wurde das Membranmaterial in einem 15fachen Volumen der Pufferlösung A suspendiert und 30 Minuten bei 37°C inkubiert. Anschließend wurde das Pro¬ teinmaterial zweimal durch Zentrifugieren und Suspendieren gewaschen und bis zur Verwendung bei -70°C eingefroren.
Für den Bindungstest wurde das bei 37°C aufgetaute Proteinma- terial zweimal durch Zentrifugieren bei 48 000 g (20 Minuten) und anschließendes Suspendieren in einer Pufferlösung B aus 50 mM TRIS-HC1, 0,1 M Kaliumthiocyanat und 2,5 mM Calcium- chlorid - pH 7,1 - gewaschen. Anschließend wurden 0,25 mg Membranmaterial, 0,1 μCi 3H-AMPA (60 Ci/mmol) sowie Verbin- düng I in 1 ml Pufferlösung B gelöst und 60 Minuten auf Eis inkubiert. Die inkubierte Lösung wurde über einen CF/B-Filter (Firma Whatman) , der zuvor mindestens 2 Stunden mit einer 0,5 %igen wäßrigen Lösung von Polyethylenimin behandelt wor¬ den war, filtriert. Anschließend wurde das Filtrat mit 5 ml kalter Pufferlösung B gewaschen, um gebundene und freie
3H-AMPA voneinander zu trennen. Nach Messung der Radioaktivi¬ tät der gebundenen 3H-AMPA im Membranmaterial durch Scin- tillationszählung wurde durch Auswertung der Verdrängungskur¬ ven mittels Regressionsanalyse der Kj-Wert bestimmt.
3H-Glycin-Bindungsassay
Frisch entnommene Rattenhippocampi werden in lOfachen Volumen Präparationspuffer (50 mM Tris-HCl, 10 mM EDTA) mit einem Potter-Homogenisator homogenisiert. Das Homogenat wird 20 Mi¬ nuten bei 48000 x g zentrifugiert. Der überstand wird verwor¬ fen und die im Pellet erhaltenen Membranen durch Resuspendie¬ ren und Zentrifugieren bei 48000 x g (jeweils 20 Minuten) 2 x gewaschen. Die resuspendierten Membranen werden in flüssigen Stickstoff eingefroren und bei 37°C wieder aufgetaut. Nach einem erneuten Waschschritt wird die Membransuspension 15 Mi¬ nuten bei 37°C im Schüttelwasserbad inkubiert. Nach 4 wei¬ teren Waschschritten (jeweils 20 minütiges Zentrifugieren bei 48000 x g und Resuspendieren in Präparationspuffer) werden die Membranen bis zur weiteren Verwendung bei -70°C eingefro¬ ren.
Die eingefrorenen Membranen werden bei 37°C aufgetaut und 2 x durch Zentrifugation bei 48000 x g (20 Minuten) und anschlie- ßendes Resuspendieren in Bindungspuffer (50 mM Tris-HCl pH 7,4; 10 mM MgCl2) gewaschen. Ein Inkubationsansatz enthält 0,25 mg Protein (Membranen), 25 nM 3H-Glycin (16 Ci/mMol) und
die zu testenden Substanzen in insgesamt 0,5 ml Bindungspuf¬ fer. Die unspezifische Bindung wird durch Zugabe von 1 mM Glycin bestimmt. Nach 60minütiger Inkubation bei 4°C wird ge¬ bundener und freier Ligand durch Filtration über GF/B-Filter und anschließendem Waschen mit ca. 5 ml eiskaltem Bindungs¬ puffer voneinander getrennt. Die auf den Filtern verbleibende Radioaktivität wird durch Flüssigkeitsscintillationszählung bestimmt. Aus den Verdrängungskurven werden mit Hilfe ines iterativen nichtlinearen Anpassungsprogramms oder entspre¬ chend der Gleichung von Cheng und Prusoff die Dissoziations¬ konstanten berechnet.
In diesen Tests wurden mit den Verbindungen des Anspruchs 1 folgende Ergebnisse erzielt:
3H-Glycin 3H-AMPA
Substanz des Beispiels 1 110 250
Substanz des Beispiels 1 162 558 (Ethylester)
Die Arzneimittelzubereitungen enthalten neben den üblichen Arz¬ neimittelhilfsstoffen eine therapeutisch wirksame Menge an Ver- bindung I. Sie können in verschiedenen Applikationsweisen verab¬ reicht werden, wie peroral, parenteral, subkutan, intraperitonal und topisch. So sind Zubereitungsformen wie Tabletten, Emulsio¬ nen, Infusions- und Injektionslösungen, Pasten, Salben, Gele, Cremes, Lotionen, Puder und Sprays möglich.
Für die lokale äußere Anwendung, z.B. in Puder und Salben, können die Wirkstoffe darin in den üblichen Konzentrationen enthalten sein. In der Regel liegt die Menge bei 1 bis 50 Gew.-%.
Bei der inneren Anwendung werden die Präparationen in Einzeldosen verabreicht. In einer Einzeldosis werden pro kg Körpergewicht 0,1 bis 50 mg, vorzugsweise 0,1 bis 10 mg Wirkstoff gegeben. Die Zu¬ bereitungen können täglich in einer oder mehreren Dosierungen je nach Art und Schwere der Erkrankung verabreicht werden. Die Ta- gesdosis liegt in der Regel bei 0,1 bis 10 mg pro kg Körperge¬ wicht bei oraler Gabe und bei 0,01 bis 50 mg pro kg Körpergewicht bei parenteraler Gabe.
Entsprechend der gewünschten Applikationsart enthalten die erfin- dungsgemäßen Arzneimittelzubereitungen neben dem Wirkstoff die üblichen Trägerstoffe und Verdünnungsmittel. Für die lokale äu¬ ßere Anwendung können pharmazeutisch-technische Hilfsstoffe, wie
Entsprechend der gewünschten Applikationsart enthalten die erfin¬ dungsgemäßen Arzneimittelzubereitungen neben dem Wirkstoff die üblichen Trägerstoffe und Verdünnungsmittel. Für die lokale äu¬ ßere Anwendung können pharmazeutisch-technische Hilfsstoffe, wie Ethanol, Isopropanol, oxethyliertes, Ricinusöl, oxethyliertes hy¬ driertes Ricinusöl, Polyacrylsäure, Polyethylenglykol, Polyethy- lenglykolstearat, ethoxylierte Fettalkohole, Paraffinöl, Vaseline und Wollfett verwendet werden. Für die innere Anwendung eignen sich z.B. Milchzucker, Propylenglykol, Ethanol, Stärke, Talk und Polyvinylpyrrolidon.
Ferner können Antioxidationsmittel wie Tocopherol und butyliertes Hydroxyanisol sowie butyliertes Hydroxytoluol, geschmacksverbes¬ sernde Zusatzstoffe, Stabilisierungs-, Emulgier- und Bleichmittel in den Applikationsformen enthalten sein.
Die neben dem Wirkstoff in der Zubereitung enthaltenen Stoffe so¬ wie die bei der Herstellung der pharmazeutischen Zubereitung ver¬ wendeten Stoffe müssen toxikologisch unbedenklich und mit dem je- weiligen Wirkstoff verträglich sein.
Die Herstellung der Arzneimittelzubereituήgen erfolgt in bekann¬ ter Weise.
Beispiel 1
Auf einer Tablettenpresse werden in üblicher Weise Tabletten folgender Zusammensetzung gepreßt:
40 mg 7,8-Dichlor-4,5-dihydro-4-oxo-imidazolo-[1,2-a]-chino- xalin-2-carbonsäure
20 mg Maisstärke
13, 5 mg Gelatine
45 mg Milchzucker 2 2,,2255 mmgg Aerosil® (chemisch reine Kieselsäure in sub¬ mikroskopisch feiner Verteilung)
6 , 75 mg Kartoffelstärke (als 6 %iger Kleister)
Beispiel 2
In üblicher Weise werden Dragees folgender Zusammensetzung herge¬ stellt:
20 mg 7,8-Dichlor-4,5-dihydro-4-oxo-imidazolo-[l,2-a] -chino- xalin-2-carbonsäure 60 mg Kernmasse 60 mg Verzuckerungsmasse
Die Kernmasse besteht aus 9 Teilen Maisstärke, 3 Teilen Milch¬ zucker und 1 Teil Luviskol® VA 64 (Vinylpyrrolidon-Vinylacetat- Mischpolymerisat 60:40, vgl. Pharm. Ind. 1962, 586). Die Ver¬ zuckerungsmasse besteht aus 5 Teilen Rohrzucker, 2 Teilen Mais- stärke, 2 Teilen Calciumcarbonat und 1 Teil Talk. Die so herge¬ stellten Dragees werden anschließend mit einem magensaftresisten- ten Überzug versehen.
Beispiel 3
10 g 7,8-Dichlor-4,5-dihydro-4-oxo-imidazolo-[1,2-a]chinoxa- lin-2-carbonsäure werden in 5000 ml Wasser unter Zusatz von NaCl gelöst und mit 0,1 N NaOH auf pH 6,0 eingestellt, so daß eine blutisotonische Lösung entsteht. Jeweils 5 ml dieser Lösung wer- den in Ampullen gefüllt und sterilisiert.