Verfahren zur Herstellung von nativem, intravenös verabreichbarem, stabilisiertem Immunglobulin
Beschreibung:
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von nativem, intravenös verabreichbarem, stabilisiertem Immun- globulin (IgG). Nativ bezeichnet in diesem Zusammenhang ein chemisch nicht verändertes und enzymatisch nicht abgebau¬ tes Immunglobulin, das eine unveränderte Antikörperaktivi¬ tät aufweist. Ein derartiges, intravenös verabreichbares Immunglobulin bildet ein wertvolles Mittel zur Prophylaxe und zur Behandlung von infektiösen Krankheiten und Anti¬ körpermangelzuständen bei Mensch und Tier. Zur gefahrlosen intravenösen Applikation ist wichtig, daß derartige Im un- globuline keine nachweisbare antikomplementäre Aktivität aufweisen, die auf polymere Immunglobulinaggregate zurück¬ führbar ist. Durch Zusatz von Stabilisierungsmitteln wie beispielsweise Albumin, Zucker, Glukose und/oder anderen Polyglykolen, sowie Polyolen wie etwa Mannit wird verhin¬ dert, daß das polymerfreie, applizierbare IgG-Präparat bei längerer Lagerung erneut polymere IgG-Aggregate bildet.
Mehr im einzelnen betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von nativem, intravenös verabreichbarem, sta¬ bilisiertem Immunglobulin (IgG), wobei bei einer Tempera¬ tur unterhalb 8° C
- unter bekannten Maßnahmen zur schonenden Gesamtglobu- linfällung aus Serum, Plasma oder Plazenten ein IgG enthaltender Gesamtglobulinniederschlag ausgefällt und abgetrennt wird, der weniger als 1 Gew.-% Polymere enthält,
- dieser Gesamtglobulinniederschlag bei schwach saurem pH mit einem schwach ionischen, wässrigen Extraktions- mittel extrahiert wird, und - schließlich ein geklärter Extrakt erzeugt wird, der einer Feinreinigung zugeführt wird, und
- die danach erhaltene IgG-Lösung in bekannter Weise, einschließlich Einstellung einer isotonischen Salz¬ konzentration und eines physiologisch verträglichen pH-Wertes, Zugabe von Stabilisierungsmittel(n) , Ein¬ stellung der gewünschten Proteinkonzentration, Ste¬ rilisation und gegebenenfalls Virusinaktivierung/ -Elimination, zu einem applizierbaren Präparat wei¬ terverarbeitet wird.
Verfahren dieser Art sind bekannt. So offenbart das Dokument EP 0 085 747 B2 ein Verfahren zur Herstellung von intravenös verabreichbarem Immunglobulin zur Verstärkung der Immunab¬ wehr des menschlichen Organismus, bei welchem die wesent¬ liche Reinigungsstufe, d.h. die Erzeugung des geklärten Extraktes, mittels Chromatographie an einem Ionenaustauscher durchgeführt wird. Das als Auεgangsmaterial eingesetzte na- tive Immunglobulin wird in einer Proteinkonzentration von 20 bis 40 mg/ml und einem pH von 4,0 bis 5,5 verwendet. Bei¬ spielsweise wird eine Cohn-Fraktion II+III, eine Endfällung venöser oder plazentarer Immunglobuline oder ein Lyophilisat durch Auflösung oder eine eventuell sogar Ethanol enthalten¬ de Immunglobulin-Lösung durch entsprechende Verdünnung und durch Säurezusatz auf pH 4,0 bis 5,0 eingestellt. Diese Lösung aus IgG-Monomeren, IgG-Dimeren, IgG-Trimeren und IgG-Polymeren wird mittels eines Ionenaustauschers aufge¬ trennt (chromatographiert) . Die IgG-Monomere werden mit einem 0,02 bis 0,2 molaren Puffer von pH 4,0 bis 5,5, der
zusätzlich 0,05 bis 0,15 mol Kochsalz enthält, eluiert. Dieses Eluat (= geklärter Extrakt) weist lediglich eine schwache antikomplementäre Aktivität auf und wird der- Feinreinigung zugeführt. Die IgG-Aggregate und zwar sowohl die Polymere als auch die Tχ-imere und Dimere bleiben am
Ionenaustauscher gebunden und können später mit hochmolarem Puffer abgelöst werden.
Das Dokument DE 27 51 717 C2 offenbart ein Verfahren zur Herstellung eines praktisch von antikomplementärer Aktivität freien und für die intravenöse Verabreichung geeigneten Gamma-Globulins, dessen Antikörperspektrum und Unterklassen- Verteilung gegenüber dem als Ausgangsmaterial verwendeten Plasma praktisch unverändert ist. Hier wird eine Paste von Cohn-Fraktionen II oder II+III oder von diese enthaltendem Plazenta-Extrakt mit pyrogenfreiem Wasser bei einem pH-Wert von 4,9 bis 6 extrahiert. Aus diesem filtrierten Extrakt werden durch stufenweise Fällung mit Polyethylenglykol bis zu einer Konzentration von 4 % und anschließend mit Ethanol bis zu einer Konzentration von 4 bis 12 %, wobei jedesmal die ausgefallenen Verunreinigungen abgetrennt werden, und nach anschließender Steigerung des pH-Wertes auf 7 bis 8,2 durch Erhöhung der Polyethylenglykolkonzentration auf bis zu 12 % oder durch Erhöhung der Ethanolkonzentration auf bis zu 25 % das gewünschte Gamma-Globulin ausgefällt und isoliert. Der Niederschlag wird in einer Lösung aufgenommen, die Human-Albumin, Natriumazetat, Glycin und Mannit enthält und einen pH von 5,1 aufweist. Das applizierbare Präparat kann in Lösung oder als Lyophilisat aufbewahrt werden.
Die bekannten Verfahren sehen mit der chromatographischen Auftrennung oder mit der stufenweisen Polyethylenglykol/- Ethanol-Fällung mehrstufige Reinigungsschritte vor. Würde andererseits die Extraktion des Gesamtglobulinniederschla- ges mit einem schwach sauren Ethanol/Wasser-Extraktions- mittel unter Cohn-Bedingungen durchgeführt werden, so würden im Extrakt erneut polymere IgG-Aggregate auftreten, und das
Produkt könnte nicht oder nur nach weiteren aufwendigen
Reinigungsmaßnahmen für eine intravenöse Applikation vor¬ gesehen werden.
Demgegenüber besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, bei einem Verfahren der eingangs genannten Art aus dem Gesamtglobulinniederschlag mit einem preiswerten Extrak¬ tionsmittel unter definierten, leicht einstellbaren Extrak¬ tionsbedingungen in einem einzigen Extraktionsschritt einen geklärten Extrakt zu erzeugen, der unmittelbar und direkt der Feinreinigung zugeführt werden kann.
Ausgehend von einem Verfahren mit den oben angegebenen Ma߬ nahmen ist die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe dadurch gekennzeichnet, daß
- der Gesamtglobulinniederschlag - soweit erforderlich - auf ein Restlösungsmittel eingestellt wird, das neben
Wasser 35 bis 40 Vol.-% Methanol enthält und das einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweist;
- dieser eingestellte Gesamtglobulinniederschlag bei einer Temperatur von 2 bis 8° C mit einem Extraktions¬ mittel extrahiert wird, das neben Wasser 38 bis 42 Vol.-% Methanol enthält; wobei - das Extraktionsgemisch bei einem pH von 4,7 bis 5,3 und bei einer Methanolkonzentration von 38 bis 42 Vol.-% Methanol im Methanol/Wasser-Gemisch gehalten wird; und
- der dabei erhaltene Extrakt geklärt und daraufhin der Feinreinigung zugeführt wird.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen
Mit der erfindungsgemäßen Methanol-Extraktion werden eine Reihe von Vorteilen erzielt. So wird die Nativität des Ausgangs-Gamma-Globulins im Vergleich zu anderen Verfahren nicht nennenswert denaturiert. Die Methanolextraktion als
solche führt nicht zu einer nennenswerten Bildung von IgG-
Dimeren unter den angegebenen Bedingungen. In dem nach der
Methanolextraktion erhaltenen Extrakt treten keine IgG-Tri- mere und höhere IgG-Polymere auf.
Methanol ist ein preiswertes Extraktionsmittel. Die Metha¬ nolentfernung aus der IgG-Lösung ist unproblematisch, weil im Anschluß an die Feinreinigung zur Einstellung einer iso¬ tonischen Salzkonzentration und eines physiologisch verträg¬ lichen pH-Wertes typischerweise Dialyseschritte vorgesehen werden, welche auch Methanolspuren aus dem Präparat entfernen.
Die erfindungsgemäß vorgesehenen Extraktionsbedingungen er¬ fordern geringere Energiekosten, weil im Vergleich zu be¬ kannten Verfahren bei höheren Temperaturen gearbeitet werden kann.
Schließlich erfordert die erfindungsgemäße Methanolextrak¬ tion eine geringere Anzahl an Verfahrensschritten und lie¬ fert eine höhere Ausbeute an applizierbarem IgG-Präparat als vergleichbare bekannte Verfahren.
Als Ausgangsmaterial für die erfindungsgemäße Methanolex¬ traktion dient ein Gesamtglobulinniederschlag, der weniger als 1 Gew.-% IgG-Polymere enthält und der als Restlösungs¬ mittel bereits ein Methanol/Wasser-Gemisch enthält. Dieses Restlösungsmittel soll neben Wasser 35 bis 40 Vol.-% Metha¬ nol enthalten und einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweisen. Ein, ein anderes Restlösungsmittel enthaltender Gesamtglobulin¬ niederschlag beispielsweise die Cohn-Fraktionen II und II-III, wird mit einem Methanol/Wasser-Gemisch umgewaschen, das neben Wasser 35 bis 40 Vol.-% Methanol enthält und das einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweist. Ein dieses bestimmte Restlösungsmittel enthaltender Gesamtglobulinniederschlag wird nachstehend als eingestellter Gesamtglobulinnieder¬ schlag bezeichnet.
Als Ausgangsmaterial zur Bereitstellung eines eingestellten Gesamtglobulinniederschlags dienen bekannte, Gamma-Globulin enthaltende Materialien, wie etwa Überstände der Kryopräzi- pitatzentrifugation, out-dated-Plas a, die Fraktionen II oder II+III der Cohn'sehen Ethanol-Plasma-Fraktionierung, Plazenta-Extrakt, der entsprechende Fraktionen enthält, im Einzelfall gezielt mit Immunkörpern angereichertes Plasma und andere in der Plaε aaufbereitung anfallende Gamma-Glo- obulin enthaltende Fraktionen. Die Fällungsbehandlung(en) dieser Ausgangslösungen soll(en) unter schonenden Bedingun¬ gen durchgeführt werden, so daß der gebildete Gesamtglobu¬ linniederschlag weniger als 1 Gew.-% IgG-Dimere und IgG- Polymere enthält. Soweit erforderlich, wird der aus diesen Materialien erhaltene Gesamtglobulinniederschlag mit einem Methanol/Wasser-Gemisch umgewaschen, das neben Wasser 35 bis 40 Vol.-% Methanol enthält und das einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweist, um einen eingestellten Gesamtglobulinniederschlag zu erhalten.
Vorzugsweise werden bereits die vorstehend genannten IgG- haltigen Ausgangslösungen mit einem Methanol/Wasser-Fäl¬ lungsmittel behandelt, um einen Gesamtglobulinniederschlag zu erhalten, der weitgehend frei von IgG-Dimeren und IgG- Polymeren ist. Zur Durchführung dieser Gesamtglobulinfällung wird die Ausgangslöεung (Serum, Plasma, Plazenten) mit Puf¬ ferlösung auf eine Proteinkonzentration von etwa 4,0 bis 4,5 % und einen pH von etwa 6,4 bis 6,8 eingestellt, und diese eingestellte Ausgangslösung wird mit reinem Methanol oder mit einer Methanol/Wasεer-Lösung versetzt, die neben Wasser etwa 60 bis 99 Vol.-% Methanol enthält, wobei das Methanol oder die Methanol/Wasεer-Löεung eine Temperatur von -8° C biε -25° C aufweist. Vorzugsweise wird die ein¬ gestellte Auεgangslöεung mit einer εolchen Menge Methanol oder Methanol/Wasser-Löεung verεetzt, die zu einem Metha- nolgehalt von etwa 40 Vol.-% im Reεtlöεungsmittel der Ge¬ samtglobulinfällung führt. Der Niederεchlag wird abgetrennt und enthält bereits das für die Weiterverarbeitung vorge¬ sehene, bestimmte Reεtlöεungεmittel.
Der eingestellte Gesamtglobulinniederschlag wird der er¬ findungsgemäßen Methanolextraktion zugeführt. Hierbei wird der eingestellte Gesamtglobulinniederεchlag bei einer Tempe¬ ratur von 2 biε 8° C mit einem Extraktionsmittel extrahiert, daε neben Waεser 38 biε 42 Vol.-% Methanol enthält. Vorzugs¬ weise enthält das Extraktionsmittel neben Wasεer etwa 40 Vol.-% Methanol. Daε Extraktionsgemisch wird bei einem pH von 4,7 bis 5,3 und bei einer Methanolkonzentration von 38 bis 42 Vol.-% Methanol im Methanol/Waεεer-Gemiεch gehalten.
Beträgt die Methanolkonzentration deε Methanol/Wasser-Ge- miεcheε im Extraktionsgemisch weniger als 38 Vol.-% Metha¬ nol, εo gehen bereits Spuren von Begleitproteinen in Lösung und daε Produkt wird unreiner. Beträgt andererseits die Methanolkonzentration im Methanol/Wasεer-Gemisch deε Extrak- tionsgemischeε mehr alε 42 Vol.-% Methanol, εo geht daε Gam a-Globulin nicht auεreichend in Löεung und die Ausbeuten εinken schlagartig. Vorzugsweiεe wird bei einer Methanolkon¬ zentration von etwa 40 Vol.-% im Methanol/Wasser-Gemisch deε Extraktionεgemiεcheε gearbeitet. Hier wird ein besonders reines Produkt erhalten und das im Gesamtglobulinnieder¬ εchlag enthaltene Gamma-Globulin lδεt εich vollständig.
Die erfindungsgemäße Methanolextraktion wird bei einer Temperatur zwischen +2 bis +8° C durchgeführt. Eε wäre mög¬ lich, auch bei tieferen Temperaturen zu arbeiten, wobei je¬ doch die Methanolkonzentration an die dann gegebene Löεlich- keit von Gamma-Globulin angepaßt werden müßte. Abgeεehen von Sonderfällen bringt ein Arbeiten bei tieferen Temperaturen keine Vorteile, erfordert jedoch einen höheren Energiebe¬ darf. Vorzugεweiεe wird die erfindungεgemäße Methanolextrak¬ tion bei einer Temperatur von etwa +4° C durchgeführt.
Weiterhin wird im Extraktionεgemiεch ein pH zwiεchen 4,7 und 5,3 aufrecht erhalten. Bei einem pH unterhalb 4,7 tritt unter dieεen Extraktionεbedingungen eine Denaturierung des Gamma-Globulins auf. Bei einem pH oberhalb 5,3 wird eine
schleichende Auεbeuteabnahme beobachtet. Vorzugεweiεe wird bei einem pH zwiεchen 5,1 und 5,2 im Extraktionsgemisch ge¬ arbeitet. Hier wird eine optimale Ausbeute und Reinheit deε
Gamma-Globulins erhalten.
Die laufende Überwachung des pH-Werteε des Extraktionεge- miεcheε kann mit Hilfe von Waεserεtoffelektroden erfolgen. Zur pH-Einεtellung wird der Geεamtglobulinniederschlag direkt mit 0,01 m Na-Azetat-Puffer 4,7 in Lösung gebracht. Jegliche Eintropfdenaturierung und/oder Polymerbildung wird vermieden.
Vorzugsweise wird 1 Gewichtsteil Gesamtglobulinniederschlag mit etwa 2 bis 6 Gewichtεteilen Methanol/Wasser-Gemiεch extrahiert. Beεonderε bevorzugt wird 1 Gewichtsteil Gesamt- globulinniederεchlag mit etwa 4 Gewichtsteilen Extraktions- mittel extrahiert. Es wird eine optimale Gamma-Globulinaus- beute erhalten.
je nach Art und Zusammenεetzung des Gesamtglobulinnieder- schlags gehen unter diesen Extraktionsbedingungen etwa 1/3 der Eiweißmenge in Lösung. Der restliche Anteil wird ver¬ worfen oder kann zu anderen Produkten aufgearbeitet werden. Der gebildete Extrakt wird durch Filtration und/oder Zentri- fugation von dem verbleibenden Reεt abgetrennt. Es wird ein geklärter Extrakt erhalten, der abhängig von der Reεtfeuchte deε Geεamtglobulinniederεchlagε zwiεchen etwa 1,0 biε 3,0 Gew.-% hochreineε Gamma-Globulin (Reinheit über 95 %) ent¬ hält. Dieεer geklärte Extrakt wird der Feinreinigung zuge- führt.
Die für Fachleute überraεchende Reinheit der erfindungsge¬ mäß erhältlichen IgG-Lösung wird auch durch die Figuren be- εtätigt; eε zeigen:
Figur la ein HPLC-Chromatogramm eineε handelsüblich zugänglichen, applizierbaren IgG-Präparates,
das nach Cohn-Fraktionierung und mehreren
Reinigungsschritten erhalten wurde; neben dem Hauptpeak des IgG-Monomeren sind deut¬ lich die Peakε für IgG-Dimere und für Albu- min zu erkennen, das dem Präparat als Stabi- liεator zugeεetzt iεt; und
Figur lb daε unter analogen Bedingungen erhaltene HPLC- Chromatogramm eines geklärten IgG-Extraktes, der nach einmaliger, erfindungεgemäßer Metha¬ nolextraktion auε einem, weniger als 1 Gew.-% IgG-Polymere enthaltenden Gesamtglobulinnie- derεchlag erhalten wurde. Es ist deutlich zu erkennen, daß die für die IgG-Dimeren charak- teristische Absorption lediglich als schwache
Schulter auεgeprägt iεt, waε beεtätigt, daß dieser erfindungεgemäß erzeugte IgG-Extrakt im weεentlichen vollεtändig aus IgG-Monomeren be- εteht und IgG-Dimere lediglich in Spuren vor- handen εind.
Für Fachleute iεt überraεchend, daß eine Methanolextraktion unter den erfindungεgemäß vorgeεehenen Bedingungen keinerlei Denaturierung der Immunglobuline hervorruft und daß bereits eine einstufige Methanolextraktion ein derart hochreines Präparat liefert.
Die Bedingungen der erfindungsgemäßen Methanolextraktion unterscheiden sich eindeutig von den typischen Bedingungen der Cohn 'sehen Ethanol-Franktionierung. Typiεcherweiεe wird nach Cohn die Gamma-Globulin enthaltende Auεgangεlöεung bei 0° C und pH 5,8 durch Ethanolzugabe auf einen Ethanolgehalt von 9 Vol.-% Ethanol gebracht. Nach Einεtellung stabiler Be- dingungen wird auf -5° C abgekühlt und es erfolgt eine Zu¬ gabe von tiefgekühltem (-8° C) Ethanol bis zu einer Ethanol- konzentration von 19 Vol.-% Ethanol im Fällungsgemiεch. Es
wird weiter biε auf -8° C abgekühlt. Der gebildete Nieder¬ schlag wird abgetrennt und durch Zentrifugation oder Filtra¬ tion von überschüsεigem Lösungsmittel befreit. Zur Weiter¬ verarbeitung und Lösung des Gamma-Globulins kann dieεer Niederεchlag mit einem wäεεrigen Extraktionεmittel behandelt werden, daε durch Zugabe von Na-Azetat und Eεεigεεäure auf einen pH von etwa 4,6 eingeεtellt iεt. Unter dieεen Cohn'- εchen Bedingungen kann ein intravenös applizierbares Präpa¬ rat nicht erhalten werden; vielmehr sind weitere Reinigungs¬ schritte erforderlich, beispielεweiεe mit Hilfe einer εtu- fenweiεen PEG-Zugabe und Abtrennung der jeweilε gebildeten Niederεchläge.
Würde unter den oben dargelegten Cohn'εchen Fällungsbedin- gungen anstelle von Ethanol mit Methanol als organischem Fällungsmittel gearbeitet werden, so könnte eine nennens¬ werte Ausbeute an Gamma-Globulin nicht erhalten werden. Würde andererseits unter den Bedingungen der erfindungεge- mäßen Methanolextraktion anεtelle von Methanol mit Ethanol gearbeitet werden, so würde das zur Denaturierung führen, und eine verwertbare Ausbeute an Gamma-Globulin könnte ebenfalls nicht erzielt werden. Unter Beibehaltung der restlichen Bedingungen kann Methanol nicht durch Ethanol ersetzt werden und umgekehrt.
Der nach der erfindungsgemäßen Methanolextraktion erhaltene, klar filtrierte Extrakt wird der Feinreinigung zugeführt. Die Feinreinigung kann mit Hilfe bekannter Maßnahmen durch¬ geführt werden, beispielεweiεe durch Adεorption der uner¬ wünschten Begleitkomponenten an Kieselεäure oder an andere Mineralien vom Typ der Alumoεilikate. Gute Ergebnisse wurden beispielsweise durch Adεorption an den Anionenauεtauscher "SEPHADEX DEAE-A 50" erzielt. Die Feinreinigung kann einstu¬ fig durchgeführt werden, oder mehrstufig durch Wiederholung des gleichen Reinigungsschrittes oder durch aufeinander¬ folgende Anwendung verschiedener Reinigungsεchritte. Vor- zugεweise ist eine Feinreinigung vorgeεehen, die als einen
ersten Reinigungsschritt eine Wiederholung der oben be¬ schriebenen Methanolextraktion vorεieht.
Bei dieεem vorzugεweiεe vorgesehenen Feinreinigungsschritt erfolgt eine IgG-Ausfällung durch pH-Anhebung in methanoli- εcher Löεung und daraufhin erneut eine Methanolextraktion des Niederschlag . Von der vorausgegangenen Methanolextrak¬ tion her weist der klar filtrierte Extrakt einen pH von 5,1 auf. Unter Konεtanthaltung deε Methanolgehalteε bei etwa 40 Vol.-% Methanol wird der pH deε Extrakteε auf 6,5 biε 7,3 angehoben. Beεonderε bevorzugt wird der pH auf 6,9 biε 7,0 angehoben. Dieεe pH-Anhebung kann mit bekannten Pufferlö- εungen erfolgen; vorzugεweiεe wird 0,5 m NaHCO,-Lösung zu¬ gesetzt. Unter den gewählten Bedingungen für Temperatur und Methanolgehalt wird lediglich das monomere Immunglobulin ausgefällt, ohne daß die in Spuren vorhandenen Begleit¬ proteine mitgeriεεen werden. Der gebildete Niederεchlag wird abgetrennt, beispielsweiεe durch Zentrifugieren oder Fil¬ trieren. Der erhaltene Niederschlag wird mit dem Fällungs- mittel (40 Vol.-% Methanol, pH 6,9 biε 7,0) gewaschen. Das gewaεchene Präzipitat wird erneut der erfindungsgemäßen Methanolextraktion zugeführt. Die Methanolextraktion er¬ folgt unter den oben angegebenen Bedingungen, d.h., bei einer Temperatur von etwa 4° C mit einem 40 Vol.-% Methanol enthaltenden Extraktionεmittel, das einen pH von etwa 4,7 aufweist. Abweichend kann eine geringere Menge Extraktionε¬ mittel eingeεetzt werden, um die IgG-Verluεte in dem im Niederεchlag verbleibenden Reεtlöεungεmittel möglichst ge¬ ring zu halten. Vorzugsweiεe wird bei dieεer erneuten Methanolextraktion im Verlauf der Feinreinigung 1 Gewichtε- teil Niederεchlag mit etwa 3 Gewichtsteilen Extraktions- mittel behandelt. Der danach erhaltene Extrakt wird klar filtriert. Die klar filtrierte IgG-Lösung ist praktisch frei von unerwünschten Begleitproteinen und wird der Dialyse oder den Dialysen zur Methanolentfernung, Einεtellung eines physiologiεch verträglichen pH-Werteε und einer iεotoni- εchen Salzkonzentration zugeführt. Dieεe Dialyseschritte
werden in bekannter Weise durchgeführt. Lediglich im Ein¬ zelfall und bei Bedarf kann im Anschluß an die zweite Methanolextraktion im Verlauf der Feinreinigung noch eine weitere Feinreinigungεεtufe, beiεpielεweiεe mit einem Anionenauεtauεcher vorgeεehen werden. Dieε kann beiεpielε¬ weiεe dann angezeigt εein, wenn der Auεgangs-Gesamtglobu- linniederεchlag einen unüblich hohen Anteil an dimeren und polymeren IgG-Aggregaten enthalten hat.
Die Weiterverarbeitung der nach der Feinreinigung erhalte¬ nen IgG-Lösung zum applizierbaren Präparat einschließlich Einstellung eines physiologiεch verträglichen pH-Werteε, Zu¬ gabe von Stabiliεierungεmittel(n) , Einεtellung der gewünεch- ten Proteinkonzentration, Steriliεation und ggf. Virusin- aktivierung/-Elimination erfolgt mit Hilfe üblicher, in der Fachwelt bekannter Maßnahmen. Beispielεweiεe kann zur Ein¬ εtellung eineε physiologiεch verträglichen pH-Werteε eine Dialyεe mit 0,05 m Na-Citrat-Puffer pH 7,0 vorgeεehen werden. Alε Stabilisierungsmittel haben sich beispielεweiεe Glycin, Glykose und/oder Mannit bewährt. Beispielsweiεe kann zur Stabiliεierung und zur Einstellung einer isotoniεchen Salzkonzentration eine Enddialyεe mit einer Löεung von 3 % Glukoεe und 0,6 % NaCl vorgeεehen werden. Zur Steriliεation kann eine Sterilfiltration vorgeεehen werden. Auch eine Viruεinaktivierung oder Viruselimination kann in bekannter Weise erfolgen. Zweckmäßigerweise wird daε applizierbare Präparat auf einen IgG-Gehalt von 5 Gew.-% eingeεtellt.
Die nachεtehenden Beiεpiele dienen zur weiteren Erläuterung der Erfindung ohne dieεe einzuεchränken.
Beispiel 1:
Als Auεgangεmaterial für die erfindungεgemäße Herεtellung von nativem, intravenöε verabreichbarem, εtabiliεiertem Immunglobulin (IgG) werden Überstände der Kryopräzipi- tatzentrifugation, out-dated-Plasma oder andere in der
Plasmaaufarbeitung anfallende, Gamma-Globulin enthaltende
Fraktionen eingesetzt. In jedem Falle wird von einer Lösung auεgegangen, der 0,05 Na-Acetat-Puffer pH 4,7 zugeεetzt wird, um die Proteinkonzentration auf 4,3 Gew.-% einzu- εtellen. Nach Zuεatz deε Pufferε weiεt die Miεchung einen pH von 6,4 biε 6,8 auf. Daε Plaεma-Puffer-Gemisch wird auf eine Temperatur von etwa 4° C gebracht.
Zur Erzeugung eines Gesamtglobulinniederεchlagε wird dieεeε, bei 4° C gehaltene Plasma-Puffer-Gemisch mit einer tiefge¬ kühlten, wäsεrigen Methanol-Löεung verεetzt, die neben Waε- εer etwa 65 Vol.-% Methanol enthält und eine Temperatur von -8° C bis -25° C aufweist. Unter diesen Bedingungen wird jegliche Eintropfdenaturierung vermieden. Die tiefgekühlte wäsεrige Methanol-Lösung wird so lange zugeεetzt, biε im
Fällungεgemiεch eine Methanolkonzentration in der Waεεer/- Methanol-Löεung von 40 Vol.-% Methanol erreicht iεt. Daε ge¬ bildete Präzipitat wird durch Zentrifugation oder Filtration abgetrennt und dient als Gesamtglobulinniederεchlag zur er- findungεgemäßen Herstellung eines intravenös applizierbaren IgG-Präparateε. Aufgrund der vorausgegangenen Methanolfäl¬ lung enthält dieser Gesamtglobulinniederεchlag ein Reεtlδ- εungε ittel, daε neben Waεεer 35 biε 40 Vol.-% Methanol ent¬ hält und daε einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweist.
Dieser, das bestimmte Reεtlösungsmittel enthaltende Geεamt- globulinniederεchlag wird der erfindungεgemäßen Methanol¬ extraktion zugeführt. Die Extraktion deε Nieder chlageε er¬ folgt mit einem Extraktionεmittel, daε auε 40 Vol.-% Metha- nol und wäεsrigem 0,01 Na-Acetat-Puffer mit einem pH von 4,7 besteht. 1 Gewichtsteil Geεamtglobulinniederεchlag wird mit 4 Gewichtεteilen Extraktionεmittel extrahiert. Daε Extraktionεgemiεch wird bei einem pH von 5,1 und bei einer Methanolkonzentration von etwa 40 Vol.-% Methanol im Methanol/Waεεer-Gemisch gehalten. Die im Extraktionsmittel unlöεlichen Anteile werden abgetrennt und der gebildete Extrakt wird klar filtriert. Dieεer geklärte Extrakt wird
der Feinreinigung zugeführt. Eine Probe dieεeε geklärten Extraktes liefert das HPLC-Chromatogramm gemäß Figur Ib.
Zur Feinreinigung wird dieser geklärte Extrakt erneut umge- fällt. Hierzu wird 0,5 NaHCO,-Löεung zugeεetzt, um den pH auf 6,9 biε 7,0 anzuheben; hierbei wird der Methanolgehalt deε Gemiεcheε konεtant gehalten. Der gebildete IgG-Nieder- εchlag wird mittels Zentrifugation oder Filtration abge¬ trennt. Der erhaltene Niederεchlag wird unter Fällungsbedin- gungen gewaεchen. Daε gewaεchene Präzipitat wird erneut mit dem Methanol/Waεεer-Extraktionεmittel unter den vorεtehend angegebenen Bedingungen extrahiert, wobei 1 Gewichtεteil IgG-Präzipitat mit 3 Gewichtεteilen Extraktionεmittel be¬ handelt werden. Der danach erhaltene Extrakt wird klar filtriert.
Die nach Feinreinigung und Klarfiltration anfallende IgG- Löεung wird zum applizierbaren Präparat weiterverarbeitet. Die Dialyεe der εo erhaltenen IgG-Löεung erfolgt zunächεt mit 0,05 Na-Citrat-Puffer pH 7,0. Die Enddialyεe erfolgt mit einer Löεung von 3 % Glukoεe und 0,6 % NaCl. Die reεul- tierende IgG-Löεung wird abschließend isooεmotisch und auf einen Proteingehalt von 5 % eingestellt. Sämtliche Fällungs¬ und Separationεεchritte werden bei einer Temperatur von 4° C auεgeführt. Daε HPLC-Chromatogramm des so erhaltenen, appli¬ zierbaren IgG-Präparateε zeigt einen Gehalt an 99 % IgG- Monomeren und lediglich Spuren von IgG-Dimeren.
Beispiel 2:
Als Ausgangεmaterial zur erfindungεgemäßen Herεtellung von nativem, intravenös verabreichbarem Immunglobulin dient das Präzipitat der Fraktion II+III der Cohn "sehen Ethanol-Plas- ma-Fraktionierung, sofern dieεes weitgehend frei von IgG- Polymeren (weniger als 1 Gew.-% ) ist. Aufgrund der Cohn'- εchen Fraktionierungεbedingungen enthält dieεer Gesamtglobu¬ linniederschlag als Restlöεungsmittel ein Ethanol/Wasεer-
Gemisch. Dieser ethanolhaltige Geεamtglobulinniederεchlag wird bei einer Temperatur von 4° C mit einem Methanol/Was- εer-Gemiεch umgewaεchen, daε neben Waεεer 40 Vol.-% Methanol enthält und einen pH von 6,7 biε 7,0 aufweist; zur pH-Ein- Stellung dient 0,01 m Na-Acetat-Puffer. 1 kg ethanolhaltiger Geεamtglobulinniederεchlag wird in 4 1 Methanol/Wasser-Ge- misch aufgeεchlämmt. Daraufhin wird der Niederεchlag erneut durch Filtration oder Zentrifugation abgetrennt, wobei ein eingeεtellter Geεamtglobulinniederεchlag erhalten wird, deεεen Reεtlösungsmittel neben Waεεer 35 bis 40 Vol.-% Methanol enthält und einen pH von 6,5 bis 7,0 aufweiεt.
Dieεer eingestellte Gesamtglobulinniederεchlag wird darauf¬ hin der erfindungεgemäßen Methanolextraktion zugeführt, wie daε in Beispiel 1 beschrieben ist. Das Extraktionsmittel besteht aus 0,01 m Na-Acetat-Puffer und 40 Vol.-% Methanol und weiεt einen pH von 4,7 auf. 1 kg eingeεtellter Gesamt¬ globulinniederschlag wird mit 4 1 Extraktionsmittel behan¬ delt. Der pH-Wert deε Extraktionsgemischeε wird bei 5,1 ge- halten. Der erhaltene Extrakt wird klar filtriert ,und dar¬ aufhin der Feinreinigung zugeführt. Die Feinreinigung und die weitere Verarbeitung zum applizierbaren Präparat erfolgt in gleicher Weiεe wie oben in Beispiel 1 angegeben. Das HPLC-Chromatogramm des applizierbaren Präparates zeigt 99 % igG-Monomere und lediglich Spuren von Dimeren.
Beiεpiel 3:
Die erfindungεgemäße Methanolextraktion deε Gesamtglobulin- niederεchlagε erfolgt in gleicher Weiεe wie in Beiεpiel 1 angegeben. Der nach der Klarfiltration erhaltene εaure Extrakt wird der Feinreinigung zugeführt. In dieεem Falle wird dieser saure Extrakt zunächst zur Entfernung von Me¬ thanol gegen 0,05 m Citrat-Phosphat-Puffer, pH 7,0 dialy- εiert und danach gegen eine 0,1 m NaCl-Löεung, pH 7,0 dialyεiert, und das erhaltene Material auf eine Konzentra¬ tion von 6 biε 8 % Eiweiß eingestellt. Dieses Material wird
mit dem Anionenaustauscher SEPHADEX DEAE-A 50 behandelt, der vorher auf oben genannte Milieubedingungen äquilibriert und autoklaviert worden ist. Etwa 1 1 konzentrierter Extrakt wird mit 2 g SEPHDEX DEAE-A 50 behandelt. Hierdurch werden Spurenbegleitkomponenten deε IgG an daε Austauscherharz adsorbiert und auf diesem Wege entfernt. Das beladene Aus¬ tauscherharz wird abgetrennt. Daraufhin erfolgt die Stabi¬ lisierung und Einεtellung der IgG-Löεung zum applizierbaren Präparat.
Die erfindungεgemäß erhältlichen, nativen, intravenδε appli- zierbaren IgG-Präparate sind insbesondere zum Einsatz im Humanbereich bestimmt. Wegen der geringen Verluεte und deε- halb hohen Auεbeute iεt daε Verfahren auch zur Aufarbeitung von hyperimmunuεiertem Plaε a gut geeignet. Darüber hinauε können erfindungεgemäß erhältliche IgG-Präparate auch im veterinärmedizinischen Bereich eingesetzt werden, beiεpielε- weiεe zur Behandlung von Pferd, Rind, Schwein oder Hund, εo- fern von homologen Auεgangεmaterialien auεgegangen, wird.