Katalytisches Wirbelschichtverfahren zur Behandlung wäßriger Flüssigkeiten
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur kataly¬ tischen Behandlung Keime enthaltender wäßriger Flüssigkeiten.
Es sind eine Reihe von Verfahren bekannt, in welchen wä߬ rige Flüssigkeiten katalytisch behandelt werden. Beispielsweis kann es wünschenswert sein, den Sauerstoffgehalt wäßriger Flüs sigkeiten zu vermindern oder zu entfernen. So ist es bekannt, in Wasser, das als Kühlmittel in technischen Anlagen verwendet wird, den Sauerstoffgehalt zu senken, da dadurch die Korosivi- tät des Wassers verringert wird. Auch in Trinkwasser oder Wäs¬ sern, die für die Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln verwendet wird, beispielsweise zur Herstellung von alkoholi¬ schen oder nichtalkoholisσhen Getränken, wird der Sauerstoff¬ gehalt mit Vorteil reduziert. Weiterhin ist es bekannt, daß de Nitrit- und/oder Nitratgehalt in Trink-, Brauch- oder Abwasser verringert werden muß. Ein entsprechendes katalytisch arbeiten des Verfahren wird in der EP-A-0 359 074 (US-A 4 990 266) be¬ schrieben.
Die katalytische Behandlung zur Verringerung des Sauer¬ stoff-, Nitrit- und/oder Nitratgehalts in wäßrigen Flüssigkei¬ ten beispielsweise wird so durchgeführt, daß man die wäßrige Flüssigkeit mit Wasserstoff versetzt und dann durch einen ge¬ eigneten Katalysator leitet. Gewöhnlich verwendet man Trägerka talysatoren, die ein oder mehrere Platingruppenmetalle sowie gegebenenfalls zusätzlich andere Metalle, z.B. Metalle der Kupfergruppe, enthalten.
Problematisch ist, das wäßrige Flüssigkeiten, z.B. Brun¬ nenwasser, Trinkwasser, Brauchwasser oder Abwasser, die kata¬ lytisch behandelt werden sollen, gewöhnlich Mikroorganismen
enthalten. Es ist dann eine allmähliche Verkeimung des Kataly¬ sators zu beobachten. Die Behandlung der wäßrigen Flüssigkeiten mit z.B. UV-Licht bringt keine völlige Abhilfe. Andere Maßnah¬ men, z.B. Zusatz von Bioziden, sind insbesondere im Trinkwas- serbereich nicht angebracht.
Aufgabe der Erfindung ist, ein Verfahren anzugeben, mit welchem die katalytische Behandlung von wäßrigen Flüssigkeiten ohne Verkeimung des Katalysators möglich ist. Diese Aufgabe wird durch das in den Ansprüchen angegebene Verfahren gelöst.
Überraschend wurde gefunden, daß eine Verkeimung des Kata¬ lysators bei der katalytischen Behandlung Keime enthaltender wäßriger Flüssigkeiten verhindert werden kann, wenn das Ver¬ fahren in der Wirbelschicht durchgeführt wird. Das erfindungs- gemäße Verfahren zur katalytischen Behandlung Keime enthalten- der wäßriger Flüssigkeiten, wobei man die wäßrige Flüssigkeit durch einen Katalysator leitet, ist dadurch gekennzeichnet, daß man partikelfδrmige Trägerkatalysatoren mit einer Partikelgröße von 0,1 bis 10 mm verwendet und die katalytische Behandlung in der Wirbelschicht durchführt.
Vorzugsweise verwendet man Trägerkatalysatoren, insbeson¬ dere kugelförmige Trägerkatalysatoren. Der Durchmesser beträgt vorzugsweise 0,1 mm bis 1,0 mm, besonders bevorzugt 0,3 bis 0,8 mm.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird besonders vorteilhaft bei solchen wäßrigen Flüssigkeiten angewendet, die zur Herstel¬ lung von Nahrungs- oder Genußmitteln verwendet werden, bei¬ spielsweise zur Behandlung von Trinkwasser oder Brunnenwasser für die Herstellung von Nahrungsmitteln oder von Getränken, beispielsweise alkoholischen oder nichtalkoholischen Getränken.
Gemäß einer Variante wendet man das Ver ahren auf die re- duktive Entfernung von Sauerstoff aus wäßrigen Flüssigkeiten an. Man setzt dann vorzugsweise Trägerkatalysatoren ein, die
ein oder mehrere Platingruppenmetalle, z.B. Platin oder Palla¬ dium, und gegebenenfalls andere die katalytische Aktivität för¬ dernde Zusätze auf üblichem keramischen Trägermaterial, z.B. Siliciumdioxid, Alumosilikat oder Aluminiumoxid aufweisen.
Gemäß einer anderen Variante wendet man das erfindungsge¬ mäße Verfahren auf die Entfernung oder Verminderung des Nitrit- und/oder Nitratgehaltes von entsprechend belastetem Wasser unter selektiver Stickstoff-Bildung an. Man verwendet zur Be¬ handlung, von nur Nitrit belastetem Wasser einen Katalysator, dessen Metallkomponente aus Palladium und/oder Rhodium besteht. Sofern das zu behandelnde Wasser auch Nitrat enthält, wendet man einen Trägerkatalysator an, dessen Metallkomponente aus Palladium und einem Metall der Kupfergruppe oder aus Rhodium und gegebenenfalls Palladium besteht.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann natürlich auch bei de katalytischen Behandlung wäßriger Flüssigkeiten zu anderen Zwecken angewendet werden. Die DE-OS 39 06 781 beschreibt bei¬ spielsweise ein Verfahren, in welchem der Nitrit- bzw. Nitrat¬ gehalt quantitativ zu Ammonium umgewandelt wird. Dies geschieh mit Trägerkatalysatoren, die einen mit Platin und/oder Iridium und gegebenenfalls zusätzlich mit Nickel oder Kupfer impräg¬ nierten porösen Träger umfassen. Das Verfahren wird in der Analytik angewendet.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiter er¬ läutern, ohne sie in ihrem Umfang einzuschränken.
Beispiel 1;
Herstellung des Katalysators
1.1. Herstellung des Trägers:
Angewendet wurde die Methode der Aufbaugranulation. 140 kg Keimbildner (Unterkorn aus einer früheren Aufbaugranulation mi 70 Gew.-% Aluminiumoxid und 30 Gew.-% Wasser, Partikelgröße kleiner 0,5 mm) wurden mit 3 1 Wasser besprüht.
Anschließend wurden 105 kg einer Aluminiumoxidmischung herge¬ stellt, indem amorphe, hochdisperse Tonerde (Handelsprodukt HLSR der Firma Martinswerk, Bergheim) und Aluminiumoxid vom Böhmit-Typ (Handelprodukt Condea Pural SBR der Firma Condea, Brunsbüttel) im Gewichtsverhältnis von 40:12,5 miteinander vermischt wurden. Dieses Aluminiumoxidgemisch wurde zusammen mit den 140 kg Keimbildner in einen Drehteller gegeben. Der rotierenden Masse wurden im Verlauf von 4 Stunden etwa 32,6 kg Wasser zugesprüht.
Dann wurden noch einmal 132 kg der vorstehend beschriebenen Aluminiumoxidmischung mit dem angegebenen Gewichtsverhältnis von amorphen Aluminiumoxid und Aluminiumoxid vom Böhmit-Typ der im Drehteller befindlichen Masse zugefügt. Im Verlauf von 2,5 Stunden wurden dann weitere 42 kg Wasser der rotierenden Masse zugesprüht. Dann wurde die Masse noch 20 Minuten nachge¬ rollt und 16 Stunden lang im ruhenden Drehteller gealtert.
Unter Zudosieren von 3 kg Wasser wurde die gealterte Masse noch einmal 15 Minuten lang im Drehteller gerollt und anschließend abgesiebt. Unterkorn (Partikeldurchmesser kleiner 0,5 mm) und Überkorn (Partikeldurchmesser größer 0,68 mm) nach Zerkleinern wurden als Keimbildner in eine spätere Aufbaugranulation rück¬ geführt.
Die Fraktion mit einer Partikelgröße von 0,5 bis 0,68 mm wurde dann 16 Stunden lang bei 150 °C getrocknet.
Ausbeute*.
188 kg Trockengut der Zusammensetzung 85 Gew.-% Aluminiumoxid,
Restwasser.
Dem vorgetrockneten Gut wurden dann 10 kg Material entnommen, welches zunächst 4 Stunden lang bei 600 °C vorgetrocknet und dann 5 Stunden lang bei 1050 °C kalziniert wurde.
Ausbeute:
8,5 kg kugelförmiges Aluminiumoxid, bestehend aus den Modifika tionen "theta" und "kappa" mit Spuren der Modifikation "alpha" Das Material war frei von den Modifikationen "gamma" und "del- ta".
Maximum des Porendurchmessers:
850 A. Die Durchmesser der Poren verteilen sich auf einen Be¬ reich zwischen etwa 60 Ä und 1800 Ä.
Spezifische Oberfläche, gemessen nach der Quecksilber-Porosime trie-Methode : 45 m2/g,
Porenvolumen: 0,40 ml/g
Mittlerer Porendurchmesser: 356 Ä.
1.2. Aufbringen der katalytisch aktiven Komponente:
Verwendet wurde das gemäß Beispiel 1 hergestellte Trägermate¬ rial. Es wurde eine als besonders günstig ermittelte Fraktion mit einem Korngrößenbereich von 400 bis 680 Mikrometer, die einen Ober- bzw. Unterkornanteil von jeweils kleiner 3 % auf¬ wies, verwendet. Die Korngrößenverteilung innerhalb des Be¬ reichs von 400 bis 680 Mikrometer folgte der Normalverteilung.
Die Herstellung der Katalysatoren erfolgte durch Aufbringen d katalytisch aktiven Metallverbindungen auf das Trägermaterial, wobei nach einer der nachfolgenden Methoden gearbeitet wurde.
a) In 219 ml einer wäßrigen Tetraammoniumpalladium(II)-Hy¬ droxid-Lösung mit einem Palladiumgehalt von 2,74 g/1, d.h. einem Gesamtgehalt von 0,6 g Palladium, wurden in einem 250 ml-Rundkolben 30 g des gemäß Beispiel 1 hergestellten Trägermaterials der obenangegebenen Fraktion eingebracht. Die Lösung wurde über einen Zeitraum von 2 Stunden bei 60 ° und 30 mbar bis zur Trockne eingeengt, der erhaltene imprä gnierte Träger bei 110 °C 1 Stunde lang getrocknet und der getrocknete Träger noch 0,5 Stunden bei 550 °C .kalziniert.
Unter analogen Bedingungen erfolgte die Aufbringung von Kupfer. Zur Herstellung der Kupfersalzlösung wurden 0,47 g Kupfer(II)acetat-Monohydrat (entsprechend 0,15 g Kupfer) in 100 ml vollentsalztem Wasser gelöst. Der imprägnierte Träger wurde dann 2 Stunden lang bei 110 °C getrocknet. Zur Reduk¬ tion der Metalle wurde der imprägnierte und getrocknete Trä¬ ger 8 Stunden bei 350 °C in einem von außen beheizten Quarz¬ rohr einer Wasserstoffatmosphäre ausgesetzt.
Der fertige Katalysator besaß laut Analyse einen Palladium¬ gehalt von 2,0 ± 0,05 Gew.-% und einen Kupfergehalt von 0,5 ± 0,02 Gew.-%. Die relative Abriebzahl entsprach der Abrieb¬ zahl des Trägermaterials.
In eine Lösung von 1,68 g Palladiumdichlorid, das entspricht 1,0 g Palladium, in 11,75 ml 1-molarer Salzsäμre und 22,7 ml Aceton wurden in einem 250 ml-Ruiidkolben 50,42 g des gemäß Beispiel 1 hergestellten Trägermaterials der obenangegebenen Fraktion eingebracht. Die Lösung wurde 30 Minuten lang, an¬ geschlossen an einen Rotationsverdampfer, gerührt. Die Lö¬ sungsmittel wurden über einen Zeitraum von 60 Minuten bei 60 °C und 50 mbar abgedampft. Der mit Palladium imprägnierte Träger wurde dann 1 Stunde lang bei 150 °C getrocknet und 0,5 Stunden bei 550 °C kalziniert. Zur Aufbringung des Kup¬ fers wurde der mit Palladium imprägnierte Träger in eine Lösung von 0,79 g Kupfer(II)acetat-Monohydrat, das ent¬ spricht 0,25 g Kupfer, in 30 ml Wasser gegeben und wie vor¬ stehend beschrieben im Rotationsverdampfer behandelt. Der mit Palladium und Kupfer imprägnierte Träger wurde dann 1 Stunde lang bei 100 °C getrocknet und schließlich, wie unter a) beschrieben, reduziert.
Die Analyse entsprach den nach der Methode a) erhaltenen Werten.
Beispiel 2:
Anwendung des gemäß Beispiel 1 hergestellten Palladium und Kupfer enthaltenden Trägerkatalysators zur Entfernung von Sauerstoff und Nitrat aus Wasser in der Wirbelschicht .
Verwendete Apparatur:
Eine Rohwasserleitung führte zunächst in einen Schwebstoff¬ filter und dann in eine DrückerhδhungsVorrichtung. Aus der Druckerhöhungsvorrichtung führte eine Leitung in einen Bega¬ sungsreaktor. In diesem Begasungsrektor konnte über Silikon¬ membranen Wasserstoff in das Wasser eingetragen werden. Der Begasungsreaktor war mit einem Reaktor verbunden, welche der katalytische Sauerstoff und Nitratabbau durchgeführt wurde. In diesem Reaktor waren 22 kg des gemäß Beispiel 1 herge¬ stellten, Palladium und Kupfer enthaltenden Trägerkatalysa¬ tors enthalten waren. Eine aus dem Reaktor führende Auslaß- leitung für das behandelte Wasser führte in einen Schweb¬ stoffilter. Das den Schwebstoffilter verlassende Wasser konnte dann als Reinwasser dem jeweiligen Anwendungszweck zugeführt werden.
Versuchsdurchführung:
Der Versuch wurde während einer Zeitdauer von über 9 Wochen in einem niedersächsischen Wasserwerk durchgeführt. Der Ni¬ tratgehalt des Rohwassers (Grundwasser) schwankte zwischen 40 mg und 60 mg pro Liter. Der Sauerstoffgehalt betrug 4,2 mg/1. Die Temperatur des Rohwassers betrug 11 °C.
Das Rohwasser wurde zunächst durch den Schwebstoffilter ge¬ führt und dann in der Druckerhöhungsvorrichtung auf einen Wasserdruck von 5 bar gebracht. Im Begasungsreaktor wurde das Wasser mit Wasserstoff begast. Das mit Wasserstoff be- ladene Wasser wurde mit einer Durchflußmenge von 2000 Liter pro Stunde durch den Reaktor geleitet, in welchem das Trä¬ gerkatalysatormaterial in der Wirbelschicht gehalten wurde. Sowohl der Nitratgehalt des zu behandelnden nitratbelasteten Grundwassers als auch der Nitrat-Gehalt des behandelten Grundwassers wurden über den Zeitraum von mehr als 9 Wochen
au gezeichnet. Der Figur 1 können die Nitrat-Konzentrationen des unbehandelten bzw. des behandelten Grundwassers, die über eine Vielzahl von Messungen ermittelt wurden, entnommen werden. Die Nitrat-Äbbauleistung konnte zu 3,5 g Nitrat pro Kilogramm Katalysator und Stunde ermittelt werden.
Einige Analysendaten des unbehandelten und behandelten Grundwassers sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Tabelle 1: Analysendaten des unbehandelten bzw. behandelten Grundwassers
Wie die Figur 1 beweist, ist der Katalysator über Monate hinweg standfest. Eine Verkeimung des Katalysators tritt nicht auf.