er a ren zur r a on un c s o e m nation mittels nitrifizierender Bakterien
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Nitrifikation und Stickstoffelimination mittels nitrifizierender Bakterien.
Unter dem Begriff Nitrifikation versteht man die bioiαgi- sehe Umsetzung von Ammoniak über Nitrit zu Nitrat. Hierfür sind in der Natur grundsätzlich zwei Bakteriengruppen verantwortlich, die man unter dem Oberbegriff Nitrifikan¬ ten zusammenfaßt. Einerseits oxidieren Ammoniakoxidanten Ammonium zu Nitrit, während Nitritoxidanten Nitrit zu Nitrat oxidieren.
Gemäß ihres natürlichen Stoffwechsels finden Nitrifikanten industriell große Bedeutung. Ihre Stoffwechselleistung nutzt man z. B. in Kläranlagen, in denen sie in einzelnen Nitrifikationsstufen für die Umsetzung des Ammoniaks sorgen. Von Nachteil ist jedoch, daß nach erfolgter Nitrifikation die eigentliche Stickstoffelimination noch nicht erreicht ist. Der Stickstoff liegt vielmehr in Form von Nitrat vor. über ein gesondertes und technisch aufwen- digeres Verfahren, die Denitrifikation, wird anschließend Nitrat unter Freisetzung von Stickstoff umgewandelt. Dieses Verfahren ist aber sehr kostenintensiv und wird daher nur in wenigen Kläranlagen eingesetzt.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin,das eingangs genannte Verfahren so zu verbessern, daß auf einfache und kostengünstige Weise mittels nitrifizierender Bakterien eine Nitrifikation und Stickstoffelimination möglich ist.
Darüber hinaus soll es möglich sein, ausgehend von einer wässrigen Suspension von Nitrifikanten, die Bakterien in stoffwechselphysiologisch aktivem Zustand an ein Trägerma¬ terial zu binden, die Bakterien lagerfähig zu trocknen, um bei Bedarf das Trägermaterial zusammen mit den Bakterien dem aus einer wässrigen Lösung zu eliminierenden Ammonium, Nitrit, und/oder Nitrat auszusetzen, wobei die für einen kurzen oder längeren Zeitraum durch Wasserentzug am Trägermaterial inaktivierten Bakterien unter Induktion ihres nitrifikationsspezifischen Enzymsystems reaktiviert
werden und ihre Nitrifikationsleistung als weiterhin immobilisierte oder sich vom Trägermaterial ablösende freie und sich vermehrende Zellen wieder aufnehmen.
Des weiteren besteht die Aufgabe der Erfindung darin, einen solchen Stamm nitrifizierender Bakterien zu kulti¬ vieren, der einerseits zur Erzeugung hoher Zellerträge geeignet ist, andererseits sich bei Anzucht unter diesen Bedingungen anschließend auf mineralisches oder mit gelösten organischen Substanzen belastetes Medium überfüh¬ ren läßt, ohne daß dadurch zur Wiederaufnahme der Nitrifi¬ kationsleistung eine lange lag-Phase entsteht, bzw. die Bakterien überhaupt nicht reaktivieren.
Erfindungsgemäß erfolgt die Lösung der Aufgabe dadurch, daß ausgehend von einer nitrathaltigen wässrigen Lösung das Nitrat durch Nitritoxidanten reduziert, die Reaktions¬ produkte Ammonium durch Ammoniakoxidanten und Nitrit durch Nitritoxidanten in einem kontinuierlichen Prozeß wieder zu Nitrat oxidiert und dabei gasförmige Stickstoff erbindun¬ gen wie N2O oder NO freigesetzt werden, sowie durch die Selektion und Verwendung des Mikroorganismus Nitrobacter nov. spec. T3.
Die Nitratreduktion erfolgt durch Nitritoxidanten insbe¬ sondere der Gattung Nitrobacter. Bei ausschließlicher Verwendung dieser Organismen wird das zum geringen Teil entstehende Ammonium nicht wieder oxidiert. Für eine möglichst optimale Stickstoffelimination ist es daher vorteilhaft, neben Nitritoxidanten auch Ammoniakoxidanten z.B. der Gattungen Nitroso onas r Nitrosovibrio oder Nitrosospira einzusetzen. Das bei der Nitrat- bzw. Nitrit¬ reduktion auffallende oder auch schon vorliegende Ammonium wird dann in den Reaktionskreislauf mit einbezogen.
Zunächst wird zur Anzucht der Nitrifikanten und zur Erzeugung hoher Zellerträge das für den betreffenden Stamm optimale Nährmedium ausgewählt. Hierfür stehen folgende Medien zur Verfügung, die sich in ihrer Zusammensetzung aber noch verändern lassen.
Medien zur Anzucht von Ammoniakoxidanten:
Autotrophes Medium nach Krümmel und Harms (Arch. Micro- biol. (1982) 133, 50-54)
10 mM NH4C1; 0,1 mM KH2P04; 1 mM KCl; 0,2 mM MgS04; 1 mM CaCl ; Kresolrot als Indikator; 0,2/tM MnSθ4; 0,8 M.VL H3BO3; 0,15/uM ZnS04; 0,03 uM (NH4)6M07024; 3,5«M FeS04.
Diesem Medium kann je nach Bedarf NaCl in einer Konzen¬ tration von 10-200 mM zugesetzt werden.
Medien zur Anzucht von Nitritoxidanten;
1. Mineralisches Grundmedium
0,5 g NaCl; 0,05 g MgS04 • 7 H20; 0,15 g KH2P04; 7,0 g CaC03; 0,05 mg (NH4)gMθ7θ 4 • 4 H20; 0,15 mg FeS0 • 7 H20; ad 1000 ml aqua dest.
2. Autotrophes Medium
Mineralisches Grundmedium; 0,2-2,0 g NaN02; pH 7,4-7,6 nach erfolgter Sterilisation.
3. Mixotrophes Medium
Mineralisches Grundmedium; 0,2-2,0 g NaN02; 0,55 Natriumpy- ruvat; 1,5 g Hefeextrakt; 1,5 g Bacto-Pepton; pH 7,4.
4. Hererotrophes Medium
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Mineralisches Grundmedium; 0,55 g Natriumpyruvat; 1,5 g Hefeextrakt; 1,5 g Bacto-Pepton; pH 7,4.
Zur Anzucht von Ammoniakoxidanten dienen ausnahmslos lithoautotrophe Medien, da heterotroph wachsende Ammo¬ niakoxidanten bislang nicht isoliert wurden. Allerdings können sich die Medien zur Anzucht von Ammoniakoxidanten hinsichtlich ihrer Salinität deutlich von einander unter¬ scheiden. Die Differenzierung innerhalb dieser Organismen¬ gruppe zwischen Land-, See- und Brackwasserstämmen ist geläufig. Entsprechend ist das jeweilige synthetische Medium den natürlichen Gegebenheiten angepaßt.
Im Gegensatz zu Ammoniakoxidanten wachsen Nitritoxidanten auch in Gegenwart organischer Substrate. Einige Arten liefern beim mixotrophen oder heterotrophen Wachstum sogar deutlich höhere Zellerträge als unter rein chemolithoauto- trophen Bedingungen. So zeichnet sich beispielsweise die Art Nitrobacter hamburgensis durch diese Eigenschaft aus (Arch. Microbiol. 136, 281-283) . Unter mixotrophen An¬ zuchtsbedingungen erreicht der Zellertrag Werte zwischen ' 30 und 35 mg Gesamtzellprotein/1. Der Zellertrag liegt somit um mehr als das Zehnfache höher als unter rein chemolithoautotrophen- Bedingungen.
Nitritoxidanten, die unter heterotrophen Bedingungen ihr Wachstumsoptimum zeigen, sind bislang nicht bekannt und werden im weiteren erstmals durch die neue-Art Nitrobacter nov. spec. T3 beschrieben.
Zur Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind hohe Zellmengen nitrifizierender Bakterien erforderlich. Nitrifikanten werden daher unter optimalen Wachstumsbedin¬ gungen kultiviert und anschließend zur Erhöhung-der Zelldichte aufkonzentriert. Das Konzentrat wird an¬ schließend resuspendiert. Grundsätzlich eignen sich zur
Resuspension sogenannte "Waschlösungen", die in ihren
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Zusammensetzungen bis auf die die Energiequelle darstel¬ lende Substanz den jeweiligen Nährmedien entsprechen. Bei der Resuspension werden die Bakterien bevorzugt auf eine Zellkonzentration von 1011 bis lθ12 Zellen/ml eingestellt. Derartige Suspensionen lassen sich dann zur Beaufschlagung von Trägermaterialien verwenden oder direkt für das Verfahren einsetzen.
Als Trägermaterialien zur Immobilisierung der Nitrifi¬ kanten eignen sich für das erfindungsgemäße Verfahren offenporige poröse Materialien. Hierzu zählen Aktivkohle mit einer inneren Oberfläche zwischen 500 und 1500 m2/g, die vorzugsweise in gekörnter Form verwendet wird, sowie Zeolithe, die zu den silikatischen Mineralien gehören.
Letztere zeichnen sich insbesondere dadurch aus, daß sie das in ihren Gitterhohlräumen enthaltene Wasser mit steigender Temperatur abgeben und beim Abkühlen wieder aufnehmen. Darüber hinaus besitzen sie Ionenaustauscher- eigenschaften bzgl. ihrer relativ frei beweglichen Alka¬ li-, Erdalkali- und Ammoniumionen sowie die Fähigkeit zur Adsorption bestimmter organischer Verbindungen. Letztlich sind auch aus organischen Festkörpern bestehende Ionenaus¬ tauscher als Trägermaterialien geeignet. Sie besitzen im allgemeinen eine hydrophile Gelstruktur mit großer Oberflä¬ che und sind als makroporöse Ionenaustauscher besonders geeignet. Als Trägermaterial lassen sich auch Keramiken verwenden.
Zur Beaufschlagung mit Bakterien werden die Trägermate¬ rialien in den Resuspensionslösungen mit den Zellkon¬ zentrationen von 1011 bis 1012 Zellen/ml inkubiert. Die Inkubation erfolgt bei einer Temperatur im Bereich von 20-30° C. Auf Trägermaterialien mit einem Volumen von 10 cm3 werden hierzu 1-5 ml der Bakteriensuspension gegeben, bis die gesamte Flüssigkeit vom Trägermaterial aufgenommen ist. Bei großer Aufnahmekapazität kann die Menge der eingesetzten Bakteriensuspension soweit erhöht werden, bis
die maximale Au nahmekapazität des Trägermaterials er¬ reicht ist.
Das mit Bakteriensuspension beaufschlagte Träger arerial wird anschließend getrocknet. Hierzu wird das Material über einen Zeitraum von beispielsweise 5 Tagen bei einer Temperatur zwischen 18 und 25° C gelagert, so daß eine schonende und gleichmäßige Wasserabgabe erfolgt, die Trocknung kann auch dadurch beschleunigt werden, daß das beaufschlagte Trägermaterial bei Unterdruck in entspre¬ chenden Unterdruckgefäßen getrocknet wird. Hierdurch kann der Trocknungsprozeß auf 24 h verkürzt werden.
Das getrocknete und mit Bakterien beaufschlagte Träger- material ist zur weiteren Lagerung möglichst unter Luftab¬ schluß und trocken aufzubewahren. Es empfiehlt sich eine Lagerung in evakuierten und verschweißten Kunststoffbeu¬ teln, die anschliessend bei Raumtemperatur oder bei 4°C gelagert werden können.
Das beladene Trägermaterial kann bei Bedarf direkt verwen¬ det werden. Es ist bei der möglichst optimalen Wachstums¬ temperatur der wässrigen Lösung zuzugeben, in der die biologischen Umsetzungsprozesse stattfinden sollen. Bei suboptimaler Temperatur verlangsamt sich der Nitrifika- tionsprozess. Es lassen sich aber auch unter Verwendung des getrockneten Materials aktive Vorkulturen erzeugen, indem zunächst frisches synthetisches Nährmedium beimpft wird und diese Kultur dann der zu reinigenden wässrigen Lösung zugegeben wird. In beiden Fällen ist es nicht erforderlich, daß die Bakterien zur Aufnahme ihrer Nitri- fikationsleistung am Träger immobilisiert bleiben. Sie können sich auch ablösen und als frei bewegliche Zellen stoffwechselphysiologisch aktiv werden.
Vor allem aber lassen sich durch das erfindungsgemäße Verfahren die bisher mehrstufigen Prozesse bei der Ab¬ wasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung, die neben einer Nitrifikationsstufe eine hiervon räumlich getrennte Denitrifikationsstufe aufweisen, vereinen. Der Gesamtauf¬ wand zur Stickstoffentfernung läßt sich hierdurch erheb¬ lich reduzieren.
Nitrifikanten können unter bestimmten Voraussetzungen dazu gebracht werden, Nitrat bzw. Nitrit zu reduzieren und gasförmige Stickstoffverbindungen wie N20 oder NO freizu¬ setzen. Entscheidend hierfür ist eine Verringerung des Sauerstof partialdruckes im Kulturmedium. Beide Prozesse, die Nitrat- bzw. Nitritreduktion und die Nitrifikation laufen nebeneinander her, wobei sich in wenig oder nicht gerührten Kulturen Zonen unterschiedlicher, d.h. höherer und niedrigerer Sauerstoffpartialdrucke ergeben. In den Zonen höherer Sauerstoffpartialdrucke findet dann die Nitrifikation statt, während in Zonen niedriger Sauer- stoffpartialdrucke die Nitrit- bzw. Nitratreduktion erfolgt.
Die erfindungsgemäß immobilisierten Nitrifikanten lassen sich auch für ein derartiges Verfahren zur gekoppelten Nitrifikation/Nitrit- bzw. Nitratreduktion verwenden. Der besondere Vorteil von immobilisierten Zellen ergibt sich dadurch, daß die Mikroorganismen gezielt an Orte bestimm¬ ter Sauerstoffpartialdrucke geführt und dort zu entspre¬ chenden StoffWechselleistungen gebracht werden können. Eine Stickstoffelimination läßt sich somit* einstufig mit relativ einfachen Mitteln ohne zu verändernde Milieuver¬ hältnisse erreichen.
Das Verfahren zur Nitrifikation und Stickstoffelimination eignet sich aber nicht nur zur Abwasserreinigung und
Trinkwasseraufbereitung, sondern ist in praktisch allen Gewässern anwendbar, in denen eine zu hohe Stickstoffbe- lastung vorliegt. Wesentlich ist, daß in mit Ammonium,
Nitrit und/oder Nitrat belasteten natürlichen oder künst¬ lichen Gewässern eine kombinierte Nitrifikation/Stick- stoffelimination in situ durch Zugabe des Bakterienmate¬ rials durchgeführt wird. Zunehmendes Interesse findet hier der Bereich der Aquakultur. Durch Intensivfischzucht kommt es regelmäßig zu toxischen Nitritkonzentrationen, die ein Fischsterben hervorrufen. Unter Einsatz der Nitrifikanten kann nun das Nitrit abgebaut und gleichzeitig eine Stick- stoffentfernung aus dem Wasser vorgenommen werden.
Zu dem erfindungsgemäßen Verfahren eignen sich im Grunde sämtliche Nitrifikanten. Es hat sich jedoch gezeigt, daß zur wirksamen Anwendung relativ hohe Zellkonzentrationen eingesetzt werden müssen. Diese widerum sind aus litho- autotrophen Anzuchten nur unter erheblichem und wirt¬ schaftlich kaum zu vertretendem Aufwand herzustellen. Daher empfielt es sich, Nitrifikanten mixotroph oder heterotroph zu kultivieren. Die sich daraus ergebenden, im Gegensatz zur lithoautotrophen Anzucht um mehr als zehn- fach höheren Zellerträge, sind zur Beaufschlagung des Trägermaterials ausreichend.
Bei den meisten bisher isolierten Stämmen nitrifizierender Bakterien ist die Nitrifikationsleistung trotz hoher Zellmengen sehr gering. Dies ist als Folge des Milieu¬ wechsels von Komplexmedium zu annähernd lithoautotrophen Bedingungen zu erklären. Auch der plötzliche z. B. bei der Anwendung in Aquarien auftretende relativ hohe Sauerstoff- partialdruck, der einer Sauerstoffsättigung des Wassers annähernd gleichkommt, trägt zur Beeinträchtigung der
Nitrifikationsleistung insbesondere bei den Nitritoxidan¬ ten bei. Sämtliche bisher bekannte Arten von Nitrobacter zeigen dieses ungünstige Verhalten.
Die neue Art Nitrobacter nov. spec. T3 verhält sich dagegen völlig anders. Dieser Organismus wurde über einen Zeitraum von einem Jahr auf mineralischem Medium selek¬ tiert. Er unterscheidet sich zwar morphologisch kaum von
bisherigen Arten, zeigt aber deutliche physiologische, biochemische und genetische Besonderheiten. Sein wesent¬ liches Unterscheidungsmerkmal ist das Wachstumsverhalten auf heterotrophem Medium sowie in Gegenwart von Nitrit. Besondere Merkmale dieses Organismus sind
- schnelleres heterotrophes als mixotrophes und .lithoauto- trophes Wachstum,
- hohe Zellerträge von 50 mg Gesamtzellprotein/1 bei heterotropher Anzucht,
- die Fähigkeit in ruhenden Kulturen unter mikroaerophilen Bedingungen lange Zeiten von mindestens sechs Monaten überdauern zu können,
- die Sauerstofftoleranz bei Sauerstoffsättigung des Mediums nach mikroaerophiler, heterotropher Anzucht,
- die 2 - 4 Tage nach Sauerstoffzugabe einsetzende Nitri¬ fikationsleistung nach mikroaerophiler Anzucht,
- die leichte Reaktivierbarkeit bei Anwendung des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens, - der Besitz eines Plasmids mit einem Molekulargewicht von 80 + 3 MD.
Die Plasmid-DNA liegt in vivo in kovalent-geschlossen circularer Form vor und besitzt, ausgehend von dem elektro- phoretischen Wanderungsverhalten in einem 0,5 %igen
Agarose-Gel, das Molekulargewicht 80 + 3 MD. Sie ist durch in vivo Replikation in dem oben beschriebenen Mikroorga¬ nismus der Gattung Nitrobacter durch aerobe oder ikro- aerophile Anzucht der Zellen unter lithoautotrophen, ixo- trophen oder heterotrophen Kulturbedingungen erhältlich. Die Plasmide können ohne zusätzlichen Selektionsdruck identisch repliziert und auf Tochterzellen übertragen werden. Diese und weitere Merkmale des neuen Mikroorganis¬ mus werden nachstehend anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 Wachstumskurven der Art Nitrobacter nov. spec. bis 4 T3 nach heterotropher Anzucht in Gegenwart un¬ terschiedlicher Nitritkonzentrationen,
Fig. 5 die schematische Darstellung einer elelektro- phoretischen Trennung der Membranproteine aus N. nov. spec. T3 im Vergleich zu N^ hamburgensis X14 und
Fig. 6 die schematische Darstellung einer gelelektro- phoretischen Trennung der DNA aus ^ nov. spec. T3 im Vergleich zu Nitrobacter hamburgensis X14.
In Fig. 1 ist die Wachstumskurve von Nitrobacter nov. spec. T3 nach heterotropher Anzucht dargestellt. Diese Kurve zeigt eine typische lag-Phase zu Beginn des Ver¬ laufs, eine sich daran anschließende logarithmische Phase sowie schließlich eine stationäre Phase mit einem Plateau nach 45 Tagen. Der erreichte Zellertrag liegt mit 50 mg Gesamtzellprotein/1 um ca. 60 % höher als bei N. hamburgensis, der von allen Stämmen nitrifizierender Bakterien das bislang beste Wachstum zeigte.
Eine weitere physiologische Besonderheit der neuen Art N. nov. spec. T3 ist in den Figuren 2 bis 4 dargestellt. Sie zeigen Wachstumskurven für diesen Organismus in Gegenwart unterschiedlicher Nitritkonzentrationen. In allen Fällen geht mit einer Abnahme der Nitritkonzentration eine Proteinzunahme einher, wobei der nach 45 Tagen erreichte Zellertrag im Vergleich zur heterotrophen Anzucht mit zunehmender Ausgangskonzentration von Nitrit geringer wird. Fig. 2 zeigt das Wachstum bei einer anfänglichen Nitritkonzentration von 0,5 g NaN02/l. Der Zeilertrag erreicht nach 45 Tagen einen Vergleichswert von etwa 36 mg Gesamtzellprotein/1 und steigt im weiteren Verlauf bis auf etwa 38 mg Gesamtzellprotein/1 an. Das eingesetzte Nitrit ist nach 15 Tagen oxidiert. Der Wachstumskurve nach Fig. 3 liegt ein Versuch mit einer Nitritkonzentration von 1,0 g NaN02/l zugrunde. Die Wachstumgskurve zeigt nunmehr keinen gewohnten Verlauf. Es existiert keine logarithmische Wachstumsphase. Der Proteingehalt steigt langsam und
unregelmäßig an und erreicht nach 45 Tagen einen Wert von
* ca. 21 mg Gesamtzellprotein/1. Die eingesetzte Nitritkon¬ zentration hemmt das Wachstum signifikant. Das eingesetzte Nitrit ist erst nach 29 Tagen verbraucht. Eine extreme Wachstumshemmung verdeutlicht Fig. 4. Obgleich das einge¬ setzte Nitrit mit annähernd gleicher Umsatzrate wie bei den in Fig. 2 und 3 dargestellten Versuchen oxidiert wird, steigt der Proteingehalt hier kaum an. Erst nach 39 Tagen als die Nitritkonzentration auf 0,5 g NaN02/l abgefallen war, konnte eine geringe Proteinzunahme gemessen werden.
Der Vergleichswert nach 45 Tagen beträgt ca. 13 mg Gesamt- zellprotein/1 und liegt damit im Vergleich zu heterotro¬ phen Anzucht um den Faktor 4 niedriger. Dieses Wachstums¬ verhalten unterstreicht die starke heterotrophe Potenz dieser Art, was allerdings nicht zu Lasten des lithoauto¬ trophen Wachstums geht. Chemolithoautotroph wächst dieser Organismus im Vergleich zu übrigen Vertretern dieser Gattung ähnlich.
Eine wesentliche Eigenschaft zeichnet N. nov. spec. T3 dadurch aus, daß nur relativ kurze AnpassungsZeiten erforderlich sind, um bei veränderten Sauerstoffpartial- drucken, insbesondere Erhöhungen, zu nitrifizieren. Der Nachteil einer mangelnden Adaptationsleistung bei her- kömmlichen Arten beeinträchtigt, wie bereits dargestellt, das erfindungsgemäße Verfahren. Durch die Verwendung dieses neuen Bakteriums wird erstmalig die Beeinträchti¬ gung durch "Sauerstoffstreß" bei Nitritoxidanten über¬ wunden.
Auch die Induktion der Nitritoxidoreduktaseaktivität läßt sich messen. Nitritoxidoreduktase ist das membrangebundene Schlüsselenzym der Nitritoxidation. Es ist nach bisherigen Kenntnissen induzierbar sowohl durch Nitrit als auch durch Nitrat. Seine Aktivität läßt sich dagegen durch die
Erhöhung des Sauerstoffpartialdrucks steigern. Mikrokalo¬ rimetrische Versuche haben ergeben, daß für N. nov. spec. T3 8 bis 10 Stunden ausreichen, um nach Erhöhung des
Sauerstoffpartialdrucks bis zur Sauerstoffsättigung eine Induktion der Nitritoxidoreduktaseaktivität zu erreichen, die aufgrund einer meßbaren Wärmeentwicklung bei der Nitritoxidation erkennbar ist.
Gegenüber allen anderen Stämmen der Gattung Nitrobacter zeigt N. nov. spec. T3 auch eine biochemische Besonder¬ heit, die in einer gelelektrophoretischen Trennung der Membranproteine deutlich wird. Fig. 5 zeigt eine SDS- Polyacrylamidgelelektrophorese dieser Proteine. Die große Untereinheit der Nitritoxidoreduktase hat bei allen bislang untersuchten Stämmen ein relatives Molekularge¬ wicht von 115.000. Bei. N. nov. spec. T3 weicht das Moleku¬ largewicht hiervon ab und liegt bei ca. 130.000. Aber auch andere Membranproteine sind in ihrem relativen Molekular¬ gewicht verändert. So besitzt die 2. Untereinheit der terminalen Oxidase, das Cytochrom aa3, bei N. nov. spec. T3 ein mit 27.000 um ca. 1000 geringes relatives Moleku¬ largewicht als in den übrigen Fällen. Das membrangebundene Cytochrom c liegt hingegen nach gelelektrophoretischer Trennung etwas oberhalb der auch für alle anderen Arten typischen Vergleichsbande aus N^ hamburgensis X14.
Genetisch wird N. nov. spec. T3 ferner durch den Besitz eines großen Plasmides charakterisiert. Plasmide sind bei Nitrobacter bislang nur bei Stämmen der Art N. hamburgen¬ sis nachgewiesen worden. Sämtliche untersuchten Stämme der Art N^ winogradskyi sind dagegen plasmidfrei. Diese Tatsache hat im Laufe der Zeit dazu geführt, den Besitz zumindest bestimmter Plasmide wie beispielsweise im Falle von N. hamburgensis als Artcharakteristikum zu deuten. Beide bislang bekannten Stämme dieser Art zeigen ein identisches Plasmidmuster aus drei verschieden großen Plasmiden pPBll, pPB12, pPB13 bzw. pPB21, pPB22 und pPB23 mit Molekulargewichten von 76, 124 bzw. 182 MD (Pohl, Dissertation, Universität Hamburg, 1986) .
N. nov. spec. T3 weist dieses Plasmidmuster nicht auf, sondern besitzt nur ein Plasmid. Gelelektrophoretische Molekulargewichtsbestimmungen ergeben für dieses Plasmid ein relatives Molekulargewicht von 80 + 3 MD. Fig. 6 zeigt, schematisch dargestellt, eine gelelektrophoretische Trennung der Plasmide aus N. hamburensis und N. nov. spec. T3 nach Cäsiumchlorid-Ethidiumbromid-Dichtegradientenzen- trifugation. Das Plasmid aus N. nov. spec. T3, genannt pPB31, zeigt dabei eine relative Mobilität die zwischen der der Referenzplasmide pPBll und pPB12 liegt. Hieraus läßt sich das Molekulargewicht von 80 + 3 MD ermitteln.
Der Besitz genau eines Plasmids ist für N. nov. spec. T3 charakteristisch. Es fällt auf, daß dieses Plasmid pPB31 auch bei unterschiedlichen Anzuchtsbedingungen stabil ist. Ein Plasmidverlust konnte auch ohne zusätzlichen Selek¬ tionsdruck nicht beobachtet werden. Selbst der Einsatz mutagener Agenzien führte nicht zu einem Auftreten plas- midfreier Mutanten. Es ist daher anzunehmen, daß bei der Kultivierung von N. nov. spec. T3 unter den angegebenen Bedingungen eine Expression stoffwechselphysiologisch relevanter Plasmidgene erreicht und somit ein Selektions¬ druck zur gezielten Plasmidreplikation entsteht. Daß sich N. nov. spec. T3 aber genotypisch von allen bisher bekann- ten Nitritoxidanten durch den Besitz dieses Plasmides unterscheidet, läßt die Plasmidfunktion naheliegend mit den physiologischen Leistungen dieses Bakteriu s in Verbindung treten. Einem plasmidfreien Stamm wird es somit an den wesentlichen Stoff echselleistungen fehlen.
N. nov. spec. T3 bietet nicht nur bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens Vorteile gegenüber bisher bekannten Nitritoxidanten, sondern zeichnet sich auch durch lange Zeiten stoffwechselphysiologischer Aktivität in ruhenden Kulturen aus. So sind z. B. mikroaerophil auf heterotrophem Medium kultivierte Zellen noch nach drei Monaten aktiv. Sie lassen sich nach dieser und noch nach längerer Zeit lithotroph in sauerstoffreichem Medium
kultivieren und beginnen dort nach wenigen Tagen mit der Nitrifikation. Diese besondere Stoff echselleistung, das überdurchschnittlich gute Wachstum unter heterotrophen Bedingungen sowie die sich daran anschließende lithotrophe Nitrifikation ohne längere Adaptationszeiten zeichnen diesen Organismus ebenso aus wie seine Sauerstofftoleranz nach mikroaerophiler Anzucht.