Verfahren zur Erstrückenbeschichtung eines Teppichs
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erstrückenbeschichtung eines Teppichs nach den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruches 1.
Verfahren der in Rede stehenden Art sind bekannt. Um dem Polmaterial die nötige Einbindung und somit eine gewisse Festigkeit zu verleihen, ist insbesondere bei einer Herstellung des Teppichgewebes im Tufting- Verfahren ein sogenannter Vorstrich erforderlich. Hierbei handelt es sich bevorzugt um eine Kunststoffbeschichtung, weiter beispielsweise in Form einer Styrol-Butadien- Latex-Polymerdispersion. Diese stellt die Verankerung der Polnoppen im Trägergewebe dar. Zugleich wird hierdurch die gewünschte Einbindung der Polnoppen erreicht sowie, das Fadenziehen oder Ausfransen des Polmaterials während des Gebrauchs verhindert. Weiter ist es bekannt, dem Vorstrichmate- rial zur Erlangung gewünschter Funktionen wie beispielsweise Schwerentflammbarkeit oder antistatische Ausrichtung wirksame Additive beizumengen. Bevorzugt wird dieser Vorstrich im Schaumauftragsverfahren aufgebracht. Die Trocknung der so behandelten Halbfertigware erfolgt bevorzugt in einem Spannrahmentrockner, wobei durch Verdampfen des Kapillar- und Porenwas- sers, welches als Lösemittel für die darin dispergierten feinen Polymerteilchen dient, sich die aneinandergerückten Polymerteilchen zu einem geschlossenen Film verbinden. Anschließend wird die vorlatextierte Ware vorzugsweise mit einem Polymerdispersionskleber oder einem Hotmelt-Pulver versehen. Hiernach wird in diese Kleberschicht ein textiler Zweitrücken eingelegt und entwe- der durch Trocknung der Polymerdispersion oder durch Druck bei einer Hot- melt-Beschichtung fixiert.
Zum Stand der Technik ist etwa auf die WO2005/024108 A2, die WO 9100804 A und die US 3,503,777 A zu verweisen, darüber hinaus auch auf die US 3,525,662 A, die BE 1 006 982 A3 und die BE 1 006 397 A3.
Des Weiteren ist es bekannt, zur Flecken- bzw. Flüssigkeitsabweisung das Polmaterial entsprechend hydrophob einzustellen. Hierzu werden die an sich hydrophilen Polfäden hydrophob ausgerichtet, unter Verwendung von Fluor- karbonen oder derartigen oberflächenwirksamen Hydrophob-Beschichtungen. Diese werden auf den halbfertigen Teppichboden polseitig entweder per Schaum- oder Sprühapplikation aufgetragen. Bedingt durch diese Applikationsmethoden ist nur eine begrenzte Eindringtiefe in dem dichten Polmaterial möglich, so dass die unteren, teppichgewebenahen Polschenkel sowie die PoI- fäden-Trägermaterial-Umschlingungsstellen unausgerüstet und somit trotz verliehener Oberflächenbeschichtung weiterhin fleckanfällig bleiben.
Im Hinblick auf den zuvor beschriebenen Stand der Technik wird eine technische Problematik der Erfindung darin gesehen, ein Verfahren der in Rede ste- henden Art dahingehend weiter zu verbessern, dass ein verbessertes Anschmutzverhalten des nach diesem Verfahren hergestellten Teppichs erreicht wird.
Diese Problematik ist zunächst und im Wesentlichen durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst, wobei darauf abgestellt ist, dass vor Aufbringung der
Kunststoffbeschichtung eine Gesamt-Hydrophobierung des Teppichgewebes vorgenommen wird. Es wird eine wasserdichte Sperre und zugleich eine PoI- noppenanbindung bzw. Fixierung der Polfäden erreicht. Die Menge sowie die Eindringtiefe der Kunststoffbeschichtung in die Rückenseite des Teppichgewe- bes ist hierbei so gewählt, dass die, die wasserdichte Schicht erbringende Kunststoffbeschichtung die unteren Polschenkel sowie die Polfaden- Trägermaterial-Umschlingungsstellen umfasst. So kann bei einem gemäß vorgeschlagenem Verfahren hergestellten Teppich eine von der Oberseite des Teppichs eindringende Flüssigkeit nicht über die unteren Polschenkel hinaus in den Erstrücken gelangen. Bei den bekannten Verfahren, bei welchen zur Festle-
gung der Polnoppen zunächst ein Kunststoff- Vorstrich und hiernach eine in der Regel aus einem Latexmaterial bestehende weitere Schicht aufgetragen wird, wirkt dieser so gestaltete Erstrücken aufgrund der nicht vorhandenen hydrophoben Ausrüstung bei einer Flüssigkeitsbeaufschlagung wie ein Flüssigkeits- Speicher, der nach einem Trocknen der oberflächenseitigen Polfäden bedingt durch die hiernach eintretende Dochtwirkung derselben die gespeicherte Flüssigkeit wieder an die Polfäden abgibt. Bei hydrophob eingestelltem Polmaterial erweist sich dieser Effekt als besonders nachteilig, da das zunächst in der hydrophilen Latexbeschichtung aufgesaugte Schmutzwasser gemäß vorbe- schriebenem Dochteffekt zeitversetzt wieder zur Pol Oberfläche transportiert wird. Da die Polfaserspitzen jedoch mit den oberflächenaktiven Mitteln umschichtet sind, sind die nach Verdunsten der Flüssigkeit in den Polfasern verbleibenden Schmutzpartikel nicht mehr ohne vorherige Beschädigung der beispielsweise Fluorkarbonschicht oder dergleichen zu reinigen. Diesem nachteiligen Effekt bei hydrophobiertem Polmaterial wird durch die erfindungsgemäße Kunststoffbeschichtung zur Ausbildung einer wasserdichten Schicht entgegengewirkt, da die bei den bekannten Applikationsmethoden nicht beschichteten unteren Polschenkel im Teppichgewebe von der wasserdicht eingestellten Schicht umschlossen sind. Es ist somit eine gesamthydro- phobe Einstellung des gesamten Teppichgewebes erreicht. Sowohl die Polfasern als auch die mit diesen in Kontakt tretenden Trägermaterial- Umschlingungsstellen sind zur hydrophoben Einstellung von der Kunststoffbeschichtung umschlossen bzw. von der oberflächenseitig aufgebrachten Hydro- phobbeschichtung ummantelt. Etwaige auf die Teppichoberfläche auftreffende Flüssigkeit, insbesondere schmutzbehaftete Flüssigkeit gelangt zwischen den Polfasern nur bis zur oberflächenseitigen Ebene der Kunststoffbeschichtung; gelangt somit nicht in den Wirkungsbereich der nicht oberflächenseitig hydrophob eingestellten Polfaserabschnitte. Die schmutz- und flüssigkeitsabweisende Oberflächenbeschichtung der Polfasern kommt voll zur Wirkung. Auch einem zeitversetzten Nachverschmutzungseffekt ist entgegengewirkt.
Eine Prüfung über einen Zeitraum von 24 Stunden ergab die geforderte Wasserdichtigkeit einer Teppichprobe mit einer Erstrückenbeschichtung gemäß dem Kennzeichen des Anspruches 1. Nach diesem Prüfungszeitraum war we- der ein Absenken der auf die Probe einwirkenden Flüssigkeitssäule noch Flüssigkeit unterhalb der Probe erkennbar.
Die Gegenstände der weiteren Ansprüche sind nachstehend in Bezug zu dem Gegenstand des Anspruchs 1 erläutert, können aber auch in ihrer unabhängi- gen Formulierung von Bedeutung sein.
So ist weiter bevorzugt, dass die Kunststoffbeschichtung aus einem Thermoplastmaterial besteht. Demzufolge ist ein Beschichtungsmaterial gewählt, welches eine vorab durchgeführte Gesamt-Hydrophobierung des Teppichgewebes erlaubt. Eine solche Gesamt-Hydrophobierung kann beispielsweise durch einen Tauchvorgang des Teppichgewebes im Foulard- Verfahren erreicht sein, wonach insbesondere die Polnoppen vollständig mit der vorgesehenen Hydro- phob-Beschichtung umschlossen sind. Bei den bislang bekannten rückenseiti- gen Kunststoffbeschichtungen zur Festlegung der Polnoppen kann keine Ge- samt-Hydrophobierung des Teppichgewebes vorab durchgeführt werden, da die wässrigen Bestandteile der aufgebrachten Kunststoffschicht von den entsprechend hydrophob behandelten Polabschnitten abgestoßen würden. Um dennoch ein vorab gesamthydrophob eingestelltes Teppichgewebe mit einer wässrig aufgetragenen Kunststoffbeschichtung zu versehen, wäre zunächst ein Aufbrechen der verliehenen beispielsweise Fluorkarbon-Schichten erforderlich, um an diesen Stellen das funktionstragende Polymercompound anbringen zu können. Eine solche Reaktion, insbesondere Ätzreaktion ist schwer kontrollierbar. Die hierbei mühsam und kostenaufwändig aufgebrachten Hydrophobschichten können auch an unerwünschten Stellen beschädigt werden, so dass die Wirksamkeit und Effektivität der verliehenen Ausrüstung geschwächt wür-
de. Weiterhin sind hierdurch die Bindungskraft (Adhäsion) der Polymerdispersion an die Faser so geschwächt, dass der Teppichboden Qualitätskriterien wie den Tretradtest (etwa nach DIN54322) oder den Trommeltest nicht erfüllen würde. Durch die Verwendung eines Thermoplastmaterials als Kunststoffbe- Schichtung kann diese direkt ohne weitere Vorbehandlung des hydrophob eingestellten Polmaterials aufgebracht werden. Dieses wird auf den Rücken der halbfertigen Ware (Teppichgewebe) aufgebracht und zwecks Optimierung der Eindringtiefe in die Filamentgassen wie auch zur Optimierung der Kapillar- und Noppenabbindung eingetrieben und homogen auf der Ware verteilt. Diese bestreute Ware wird hiernach bis zum Schmelzpunkt des Thermoplastmaterials erwärmt, so insbesondere innerhalb eines Infrarotfeldes. Anschließend wird die Ware beispielsweise Kalanderwalzenpaaren zugeführt. Die verflüssigte Thermoplastschmelze wird insbesondere durch den vorgesehenen hohen Anpressdruck der Kalanderwalzenpaare tief in die Filamentgassen der Polfäden einge- drückt. Dieses Eindrücken kann alternativ auch mittels Extruder oder durch Einspritzen der Schmelze mit hohem Druck erreicht werden. Durch den nach der Abkühlung entstandenen Kunststofffilm ist die nötige Faserabbindungsfes- tigkeit sowie die Noppenabbindungsfestigkeit erreicht, da der Kunststofffilm bedingt durch die physikalischen "Van der Waals-Kräfte" die Fasern aneinander verklebt. Überdies ist die aufgebrachte Beschichtung wasserdicht, so dass
Schmutzwasser weder durch die Beschichtung hindurch in die Ware eindringen kann noch wässriger Schmutz von der Beschichtung selbst aufgesaugt werden kann, da das verwendete Kunststoffbeschichtungsmaterial nahezu kein Feuchtigkeitsaufnahmevermögen besitzt. Entsprechend kann eine derart be- schichtete Ware auch keinen Beitrag zu dem beschriebenen Dochteffekt- Problem leisten. Das Kunststoffbeschichtungsmaterial weist einen Melt-Flow- Index (MFI, Schmelzindex) von 700 bis 2000 g/10 min. auf, so weiter bevorzugt einen MFI von 800, > 800 oder 1500 g/10 min.. Zudem weist das Kunststoffbe- schichtungsmaterial eine Kornfeinheit von weniger als 600 μm, bevorzugt von weniger als 350 μm auf. Bevorzugte Materialien besitzen eine Korngrösse von
80 bis 200 μm oder eine Korngrösse von 300 bis 500 μm. Bezüglich der Auftragsmenge des Kunststoffbeschichtungsmaterials ist vorgesehen, dass diese zwischen 50 und 1000 g/qm beträgt, so weiter bevorzugt 360 g/qm oder 400 g/qm. Das Kunststoffbeschichtungsmaterial kann des Weiteren durch mecha- nische Einwirkung in das Trägergewebe eingetrieben werden, so beispielsweise mittels Rakeln und/ oder fein bestückten Stachelwalzen, wobei weiter gegebenenfalls noch ein Rüttler vorgesehen ist. Vor dem mechanischen Eintreiben beispielsweise mittels vorgenannten Werkzeugen kann eine Zwischenerwärmung der aufgebrachten Kunststoffbeschichtung durchgeführt werden.
Hinsichtlich des Kunststoffbeschichtungsmaterials wird vorzugsweise auf ein Polyacrylat oder Polypropylen zurückgegriffen. Alternativ kann das Kunst- stoffbeschichtungsmaterial auch aus einer Mischung aus Polyacrylat und Polypropylen bestehen. Es kann ein polyolefines Hotmeltpulver wie weiter bei- spielsweise Ethylen-Vinyl-Acetat (EVA) Anwendung finden, welches einen sehr hohen Melt-Flow-Index von 800, > 800 oder 1500 g/10 min. und eine Kornfeinheit von 0 bis 200 μm aufweist. Alternativ oder auch kombinativ hierzu kann das Kunststoffbeschichtungsmaterial auch aus ELPE (Elektrisch Leitfähiges PoIy Ethylen) bestehen. Dieses wird weiter bevorzugt in einer Mischung mit Polyethylen, so weiter beispielsweise in einem Mengenverhältnis von 40 : 60 aufgebracht. Der in der ELPE-Schicht verwendete Rußanteil dient hierbei als Antistatikum und zugleich als Brandschutzmittel. Da der Kontakt der Polnoppen mit dem in der Hotmelt-Schicht enthaltenen Ruß durch den Andrückpro- zess im Zuge der Eintreibung der Kunststoffbeschichtung in das Teppichgewe- be und/ oder im Zuge der Andrückung durch Kalanderwalzenpaare erreicht wird, kann die bedingt durch die Begehung entstandene Reibungsenergie von der Faser an die leitfähige Beschichtung abgegeben, über eine größere Fläche verteilt und somit reduziert werden. Ein derart ausgerüsteter Teppichboden erfüllt die nach DIN EN 1815 gestellten Kriterien. Die Brandschutzanforderun- gen (bspw. nach DIN EN ISO 11925-2, DIN EN ISO 13501-1, DIN 4102-1 oder
DIN 66081) eines derartig ausgerüsteten Teppichs sind in vollstem Maße erreicht. Es bedarf keines Zusatzes weiterer Additive oder Brandschutzmittel. Mit der Rückenbeschichtung mittels des Kunststoffbeschichtungsmaterials wird zugleich auch die Klebe Verbindung zu einem Zweitrücken vorbereitet, so ins- besondere durch Zuführung des Zweitrückens, beispielsweise in Form eines Textilrückens zu einer Phase, in welcher das Thermoplastmaterial zumindest oberflächenseitig noch angeschmolzen ist. Alternativ kann der Klebstoff für den Zweitrücken auch gesondert aufgebracht werden, so beispielsweise bei einer Ausführungsform, bei welcher der Klebstoff gleichfalls ein Thermoplastmateri- al ist. Auch diesbezüglich kommen Thermoplastmaterialien zum Einsatz, welche auch hinsichtlich der Kunststoffbeschichtung erwähnt und beschrieben sind, so Polyacrylat oder Polypropylen oder eine Mischung aus Polyacrylat und Polypropylen bzw. eine Mischung aus einem elektrisch leitfähigen PoIy Ethylen und einem polyolefinen Hotmeltpulver wie zum Beispiel Ethylen- Vinyl-Acetat. Der Klebstoff wird in einer solchen Dicke aufgetragen, dass eine Wasserundurchlässigkeit erreicht wird. Hierzu wird der Klebstoff in einer Menge von mehr als 300 g/qm aufgebracht, so weiter bevorzugt in einer Menge von etwa 400 g/qm.
Die Sicherstellung der weiter gewünschten Dampfdurchlässigkeit wird über die gesamte Applikationsmenge der unterschiedlichen thermoplastischen Werkstoffe erzielt. So ist bei einer beispielhaften Gesamtapplikationsmenge von 460 g/qm (davon 200 g/qm applizierte EVA mit MFI 800 (zwecks Kapillar- und Noppenabbindung) und 260 g/qm einer Mischung aus 60 Gewichtsprozent PE (zwecks Anhaftung der Rückenvariante) und 40 Gewichtsprozent EL- Additiv (zwecks Erteilung einer elektrisch leitfähigen Funktion)) die erforderliche Dampfdurchlässigkeit sichergestellt. Alternativ ist auch eine mechanische Nachbehandlung beispielsweise über beheizte Nadeln denkbar. Die thermoplastische Beschichtung ist unter Einfluss hoher Hitze jederzeit modifizierbar
und demzufolge beispielsweise über beheizte Nadeln auch hinsichtlich einer gewünschten Dampfdurchlässigkeit einstellbar.
Zur Kapillar- und Noppenabbindung, die Erreichung der gewünschten Was- serdichtigkeit sowie für die Anhaftung der Rückenvariante ist grundsätzlich eine entsprechend dick ausgeführte Kunststoffschicht ausreichend. Diese Kunststoffschicht würde das Antistatik- Additiv enthalten, welches unlöslich und unverschmelzbar eingebunden ist. Entsprechend würde der Vliesindex des ansonsten hochfließenden EVA's zurückgehen, zufolge dessen die Schmelze mit einem Extruder oder ähnlichen Verfahren in die Noppengassen injiziert wird, um in die Faserkapillare der Noppen zu gelangen. Alternativ und auch bevorzugt wird hingegen die Aufbringung einer zweiten Schicht, die die leitfähige Funktion (Antistatik) erbringt. So findet für die ausreichende Penetration ein hochfließendes EVA Verwendung, wonach anschließend das Antistatikum in Mischung mit einem günstigeren Werkstoff (wie beispielsweise PE) aufgestreut wird. Bei gleichzeitigem Aufschmelzen wandert die EVA-Schmelze ungehindert in die Fasergassen ein, die ungeschmolzenen Antistatik- Pulverkörner rücken nach, kontaktieren sowohl mit jeder Noppenschlinge als auch mit sich selbst (Perkolations-Matrix) und wirken somit elektrisch leitfähig.
Die Eindruckstärke der Kunststofflage zur Noppenverhaftung ist unter anderem abhängig vom MFI des Kunststoffes. So ist bei einem höheren MFI- Wert oder durch eine höhere Verweilzeit eine geringere, durch ein Werkzeug aufgebrachte Eindruckstärke nötig. Diese Eindruckstärke ist jedoch erhöht, je feiner die Artikelkonstruktion (Teppichkonstruktion) geschaffen ist. Bei höheren
Schmelztemperaturen ist wiederum eine geringere Verweilzeit des aufgestreuten Kunststoffes nötig.
Nachstehend ist die Erfindung anhand der zeichnerischen Darstellung, welche lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellt, näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Verfahrens zur Rückenbeschich- tung eines Teppichs und
Fig. 2 in schematischer Darstellung einen Querschnitt durch einen gemäß vorliegendem Verfahren hergestellten Teppich.
Das im Tufting- Verfahren hergestellte Teppichgewebe 1 wird gegebenenfalls zunächst gesamthydrophobiert, wozu das Teppichgewebe durch ein Beschich- tungs-Foulard 2 geführt wird. Dieses Foulard 2 beinhaltet ein oberflächenwirksames Hydrophob-Beschichtungsmaterial wie beispielsweise Fluorkarbone oder andere Nanophobierungsprodukte.
Das so gänzlich hydrophob beschichtete Teppichgewebe 1 wird zwischen Ka- landerwalzen 3 bei einem Druck von etwa 3,5 bar abgequetscht und mit einer Geschwindigkeit von etwa 6 Meter pro Minute über einem Spannrahmen 4 getrocknet.
Dem Hydrophobierungsprodukt ist ein Antistatikum beigemischt.
Wie weiter aus der Darstellung in Figur 1 und aus der Tabelle 2 "Erforderliche Einrichtungen und Einstellparameter" zu erkennen, wird das so ausgerüstete Teppichgewebe 1 einer weiteren Vorrichtung zur Aufbringung des Erst- und Zweitrückens zugeführt. Diese Vorrichtung weist zunächst eine erste Pulver- streuanlage 5 auf. Über diese wird zwecks Kapillar- und Noppenabbindung der Geweberücken des Teppichgewebes 1 mit einem Kunststoffmaterial 15, so insbesondere ein Polyolefin mit einem MFI > 800, so hier beispielsweise EVA mit mindestens 200 g/qm oder mehr bestreut.
Zur Optimierung der Eindringbarkeit des 80 bis 200 μm feinen Pulvers wird dieses mittels einer Stachelwalze 6 und/ oder eines Rakels 7 tief in das Teppichgewebe 1 eingetrieben, dies gegebenenfalls unter optionaler Zuschaltung eines Rüttlers 8.
Hiernach wird über eine zweite Pulverstreuanlage 9 das für die Wasserun- durchdringlichkeit und für die Haftung der Rückenvariante (Zweitrücken) nötige Hotmelt 17 aufgestreut. Dies in einer bevorzugten Gesamt-Hotmeltmenge von 400 g/qm.
Dieses Hotmelt 17 soll auch in den Rücken des Teppichgewebes einziehen. Hierzu kann ein einstufiges Polyolefin mit beliebigem MFI Verwendung finden. Zur Optimierung der Schwerentflammbarkeit kann je nach Anforderung ein streufähiges Brandschutzmittel zugemischt werden.
Tabelle 1 : Erforderliche Materialien für die Hotmelt-Beschichtung (Beispiel)
Im weiteren Continueprozess verweilt das so beschichtete Teppichgewebe mindestens eine Minute lang in einem auf 150° C vorgeheizten Infrarotfeld 10. Die hierbei verflüssigte Schmelze wird abschließend, nachdem der Ware der
textile Zweitrücken 11 zugeführt wurde, von mit etwa 5 bar Andruck belasteten, rotierenden Kalanderwalzenpaaren 20 tief in die erreichbaren Filamentgas- sen oder sonstige Poren eingedrückt.
Abschließend wird die Hotmelt-Schmelze zwecks rascher Ausbildung der zwischenmolekularen Kräfte, die für die Kapillar- und Noppenabbindung sowie für die Stabilität und Wasserdichtigkeit zuständig sind, durch eine nicht dargestellte Kühlwalze abgekühlt.
Tabelle 2 : Erforderliche Einrichtungen und Einstellparameter (Beispiel)
In Figur 2 ist schematisch ein Querschnitt durch einen entsprechend nach dem vorbeschriebenen Verfahren hergestellten Teppich 12 dargestellt. Die Polnoppen 13 sind gänzlich umschlossen von dem im Foulard- Verfahren aufgetrage-
nen Hydrophobmaterial 14, was auch das die Polnoppen 13 halternde Teppich- Grundgewebe 18 umschließt.
Das in einem ersten Streuvorgang aufgebrachte Kunststoffbeschichtungsmate- rial 15 ist durch die mechanische Einwirkung mittels Stachelwalze 6 und/ oder Rakel 7 tief in die Filamentgassen 16 gedrückt; führt entsprechend zu einer sicheren Kapillar- und Noppenabbindung.
Die im zweiten Streuvorgang aufgebrachte Kunststoff Schicht 17 ist gegenüber der ersten Schicht 15 dicker gewählt und bildet zugleich die Klebe Verbindung zu dem textilen Zweitrücken 11.
Die beiden Kunststoffschichten 15 und 17 bilden gemeinsam den Erstrücken 19.
Alternativ kann die Beschichtung eines nicht vorab hydrophob eingestellten Teppichgewebes 1 derart erfolgen, dass auch hier zunächst über das erste Streuwerk 5 zwecks Kapillar- und Noppenabbindung EVA mit einem MFI von 800 in einer Menge von 200 g/qm aufgestreut wird. Auch dessen Eindringtiefe wird vorzugsweise durch eine Mechanik manipuliert, so insbesondere durch Einwirkung von Stachelwalze 6 und/ oder Rakel 7.
Über das zweite Streuwerk 9 wird ein Polyethylen oder EVA mit beliebigem MFI in 60/40 %-gewichtsprozentiger Mischung mit ELPE (Ruß mit mindestens 360 g/qm oder 400 g/qm) aufgeschüttet.
Es ist ein Verfahren angegeben, mittels welchem eine zumindest wasserdichte Rückenbeschichtung eines im Tufting- Verfahren hergestellten Teppichgewebes erreicht wird. Darüber hinaus kann eine Gesamthydrophobausrüstung des gesamten Teppichs erreicht werden, so des Polmaterials und des Teppichgrund- gewebes durch Tauchen durch ein entsprechendes Hydrophobierungsprodukt
und anschließender Rückenbeschichtung mit einem Hotmelt-Material, dies bei unveränderten Qualitätskriterien, wie insbesondere textiler Griff (Haptik), elektrische Ableitfähigkeit, Schwerentflammbarkeit sowie Kapillar- und Noppenabbindung.
Die durch die Erfindung erlangten technischen Vorteile sind insbesondere in der verbesserten Wirksamkeit der verliehenen Hydrophob-Oliophobaus- rüstung begründet. Diese Verbesserung wird hierbei nicht nur durch die verliehene Kompletthydrophobausrüstung auf jeder einzelnen Faser begründet, sondern auch dadurch, dass das Trägermaterial ebenfalls hydrophobiert und somit vor wässrigen Anschmutzungen geschützt wird. Die Reduzierung des Anschmutzpotentials von Polfasern durch den ebenfalls hydrophobierten Träger sowie durch die verliehene wasserdichte Hotmeltbeschichtung resultiert aus der Überlegung, dass keine Komponente im Gesamtsystem eine hydrophile Eigenschaft besitzt und durch das Weglassen hydrophilen Polymercompounds, welches für die Erweiterung und Verteilung der Flecken in den bekannten Teppich-Rückenlösungen verantwortlich ist, die Dochtwirkung nicht mehr resultieren kann. Somit sind die für die Fleckentstehung verantwortlichen Parameter unter Beibehalt aller positiven Eigenschaften wie Kapillar- und Noppenabbin- düng, Antistatikum, Schwerentflammbarkeit, Haptik und so weiter optimiert und auf ein Minimum reduziert. Die Fleckenbeseitigung bei textilen Bodenbelägen ist hierdurch deutlich vereinfacht.
Alle offenbarten Merkmale sind (für sich) erfindungswesentlich. In die Offen- barung der Anmeldung wird hiermit auch der Offenbarungsinhalt der zugehörigen/beigefügten Prioritätsunterlagen (Abschrift der Voranmeldung) vollinhaltlich mit einbezogen, auch zu dem Zweck, Merkmale dieser Unterlagen in Ansprüche vorliegender Anmeldung mit aufzunehmen.