Aufspulvorrichtung
Die Erfindung betrifft eine Aufspulvorrichtung gemäß dem Oberbegriff des An7 Spruchs 1 sowie ein Verfahren zum Betreiben der Aufspulvorrichtung.
Derartige Aufspulvorrichtungen werden verwendet, um kontinuierlich zulaufende Fäden, vorzugsweise Chemiefäden, aufzuspulen und sind zum Beispiel aus der WO 03/068648 Al bekannt. Dazu werden eine oder mehrere Spulenhülsen auf zwei gleichzeitig betriebene, drehbar gelagerte Spulspindeln aufgespannt, die zwei Spulstellen darstellen. Der Fadenzulauf erfolgt für beide Spulstellen in einer gemeinsamen zwischen den Spulstellen angeordneten Ebene. Durch die Drehung der Spulspindeln bilden die zulaufenden Fäden auf den Spulenhülsen Spulen. Mit- tels einer gemeinsamen Changiereinrichtung werden die Fäden periodisch in Richtung der Spulenachse hin und her bewegt, so dass die Spulen eine zylindri¬ sche Form erhalten. Oberhalb der Spulspindeln angebrachte Andrückwalzen kon¬ taktieren die Spulen und übergeben den Faden von der Changiereinrichtung an die Spulen. Zudem sorgt ein Anpressdruck der Andrückwalzen für einen festen Spu- lenaufbau. Hinsichtlich des Antriebes der Spule und der Andrückwalze sind im Stand der Technik mehrere Varianten bekannt, nämlich Antrieb der Spule durch die Andrückwalze mittels Reibung oder Antrieb der Spule durch die Spulspindel bei antriebsloser oder mit geringem Drehmoment angetriebener Andrückwalze. Bei der in der WO 03/068648 Al beschriebenen Aufspulvorrichtung sind die bei- den Spulspindeln jeweils auf zwei spiegelbildlich nebeneinander angeordneten Drehtellern montiert. Zu Beginn der Spulreise stehen die Drehteller zunächst still. Mit zunehmendem Spulendurchmesser werden die Drehteller dann entgegenge¬ setzt gedreht, um so den Abstand zwischen Spulspindel und Andrückwalze zu vergrößern. Zusätzlich sind die Andrückwalzen in Schwingen gelagert, die wie- derum in einem vertikal frei beweglichen gemeinsamen Schlitten montiert sind. Die Schwingen sind zugleich auch in der Lage, innerhalb gewisser Grenzen einen Durchmesserzuwachs beider Spulen auszugleichen. Der Schlitten erlaubt einen
zusätzlichen Freiheitsgrad der Ausweichbewegung zur Vergrößerung des Abstan¬ des zwischen Spulspindel und Andrückwalze. Durch Koordination dieser beiden Ausweichbewegungen wird über einen großen Spulendurchrήesserbereich ein gleichförmiger Kontaktwinkel zwischen Spule und Andrückwalze erreicht.
Beim Erreichen des Enddurchmessers der Spulen ist ein Austausch der vollen Spulen durch leere Spulenhülsen erforderlich. In der WO 03/068648 Al erfolgt dies durch jeweils zwei auf jedem Drehteller angeordnete Spulspindeln, die wech¬ selseitig zwischen einer Ruhe- und einer Spulposition gewechselt werden.
Die von der WO 03/068648 Al gezeigte Lehre hat jedoch den Nachteil, dass die beiden Schwingen, die die Andrückwalzen tragen, zwar innerhalb gewisser Gren¬ zen Durchmesserunterschiede der beiden Spulen ausgleichen können. Dieser Aus¬ gleich erfolgt jedoch unkoordiniert. Zudem kann auf große Durchmesserunter- schiede nicht reagiert werden. Dies kann negative Konsequenzen auf die Qualität des Spulenaufbaus haben.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, die aus dem Stand der Technik bekannte Auf¬ spulvorrichtung mit zwei Spulstellen dahingehend weiter zu entwickeln, dass die Spulen auch bei großen Durchmesserunterschieden sicher und zuverlässig und zudem mit jeweils optimalen Andrückkräften aufgespult werden.
Diese Aufgabe wird erfmdungsgemäß durch eine Aufspulvorrichtung nach An¬ spruch 1 gelöst.
Dazu wird der Halter mit einem Antrieb verbunden, der ihn in einer Führung be¬ weglich mit zunehmendem Spulendurchmesser von den Spulspindeln wegfährt. Ein Sensormittel sensiert den Durchmesserzuwachs zumindest einer Spule oder beider Spulen. Eine Steuereinrichtung ist vorgesehen, die die Messwerte des Sen- sormittels zu einem Stellwert auswertet und den Antrieb des Halters entsprechend ansteuert. Dies hat den Vorteil, dass der Halter stets trotz zunehmendem Spulen-
durchmessers den erforderlichen Abstand von den Spulen aufweist. Zudem lassen sich die Andrückwalzen in einem für das Aufwickeln der Fäden optimalen Positi¬ on halten.
In einer Variante der erfindungsgemäßen Aufspulvorrichtung wird das Sensormit¬ tel von Sensoren gebildet, die die Position der Andrückwalze oder des Trägers gegenüber dem Halter sensieren. Diese Variante macht sich die Tatsache zunutze, dass mit zunehmendem Spulendurchmesser zunächst die Andrückwalze in dem beweglichen Träger gegenüber dem Halter angehoben wird. Dazu stehen die in den Trägern gelagerten Andrückwalzen oder die Träger selbst mit Sensoren in Wirkverbindung. Die Position der Andrückwalze oder des Trägers kann bei¬ spielsweise mit einem Drehwinkelgeber, Näherungssensor oder Abstandssensor ermittelt werden. Dabei werden die Spulen mit dem Eigengewicht der Andrück¬ walzen belastet. Zur Regulierung kann die Anpresskraft auch vorteilhaft durch beispielsweise einem an den Träger angreifenden Pneumatikzylindern verändert werden.
In einer anderen Variante der erfindungsgemäßen Aufspulvorrichtung wird von dem Sensormittel die Anpresskraft zwischen Andrückwalze und Spule erfasst. Dies setzt jedoch voraus, dass sich die Anpresskraft mit zunehmendem Spulen¬ durchmesser vergrößert. Dies kann beispielsweise durch die Gestaltung der Ki¬ nematik der Träger oder durch den Einsatz einer Feder erreicht werden. Dem Fachmann sind hierzu entsprechende Lösungen bekannt. In der Regel wird die Messung der Anpresskraft direkt oder indirekt, beispielsweise mit Dehnungs- messstreifen, erfolgen. Es sind jedoch auch andere Möglichkeiten der indirekten Kraftmessung vorstellbar wie beispielsweise die Schallmessung an den Lagern der Andrückwalzen.
In einer Weiterbildung der erfindungsgemäßen Aufspulvorrichtung sind Faden- brachsensoren vorgesehen, die den Fadenbruch einer der zulaufenden Fäden er¬ kennen. Diese Fadenbruchsensoren sind mit der Steuereinrichtung verbunden.
Somit hat die Steuereinrichtung Kenntnis über eine Störung bei der Bildung einer der beiden Spulen und kann dies berücksichtigen. Die Verbindung zwischen Fa¬ denbruchsensoren und Steuerung kann entweder direkt erfolgen oder indirekt über eine übergeordnete Steuereinrichtung, die meist für die Steuerung der Antriebe der Aufspulvorrichtung vorgesehen ist.
Da sowohl die Bewegung des Trägers als auch die Drehung der Drehtellers einen Einfluss auf den Abstand zwischen Spulspindel und Andrückwalze haben, besteht in einer bevorzugten Ausführungsvariante eine Wirkverbindung zwischen der Steuereinrichtung und einem Steuergerät, welche die Drehantriebe der Drehteller ansteuert.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben der erfindungsgemäßen Auf¬ spulvorrichtung sieht vor, dass in der Steuereinrichtung aus dem ermittelten Wert des Durchmesserzuwachses einer der Spulen ein Stellwert ermittelt wird, der an den Antrieb des Schlittens ausgegeben wird und eine Bewegung des Schlittens bewirkt. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass dazu nur ein Sensor erforderlich ist und dass die Verarbeitung des Messsignals in der Steuereinrichtung einfach ist. Es setzt jedoch voraus, dass der Durchmesserzuwachs beider Spulen annähernd identisch ist, wie beispielsweise beim Aufwickeln der Fäden einer Spinnposition möglich.
Das alternative erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben der erfindungsgemä- ßen Aufspulvorrichtung sieht vor, dass von dem Sensormittel der Durchmesser- Zuwachs beider Spulen ermittelt wird. In der Steuereinrichtung wird aus den Messwerten der jeweiligen Sensoren zunächst ein Verknüpfungswert ermittelt. Abhängig von diesem Verknüpfungswert wird ein Stellwert an den Antrieb des Schlittens ausgegeben, der das Verfahren des Schlittens bewirkt. Dieses alternati¬ ve Verfahren hat den Vorteil, dass auch unterschiedliche Durchmesserzuwächse berücksichtigt werden können.
• In einer Ausföhrungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird dieser Ver¬ knüpfungswert durch einen Mittelwert der beiden Messwerte gebildet. Dies hat den Vorteil, dass die beiden Träger auch bei unterschiedlichen Spulendurchmes¬ sern sich stets in einer Lage in der Nähe des Mittelwertes befinden.
Li einer anderen Ausführungsvariante des Verfahrens wird der Maximalwert der beiden Messwerte 2x1 der Ermittlung des Verknüpfimgswertes herangezogen. In diesem Fall wird die jeweils größere Spule als die für den Prozess relevante Spul¬ stelle verwendet. Die kleinere Spule folgt der größeren Spule mit einer anderen Stellung des Halters.
Eine bevorzugte weitere Ausführungsvariante des Verfahrens gewichtet Messwer¬ te der Sensoren. Dadurch werden die Vorteile der beiden vorgenannten Verfahren kombiniert. So kann beispielsweise für kleinere Durchmesserunterschiede zu- nächst der größere Messwert, der der größeren Spule entspricht, sehr stark ge¬ wichtet werden. Mit zunehmender Abweichung der Durchmesserunterschiede würde sich der Halter der kleineren Spule zu sehr von der Mittellage entfernen. Daher werden solche extrem von dem Mittelwert abweichenden Messwerte stär¬ ker berücksichtigt. In einem Beispiel wird dieser Erfindungsgedanke erläutert. Das Beispiel verwendet für den Messwert des Halters, der der größeren Spule zuzuordnen ist, eine hohe Gewichtung und berücksichtigt die Abweichung von der Mittellage linear. Der Messwert des anderen Halters hingegen wird mit einer geringeren Gewichtung berücksichtigt. Um jedoch beim anderen Halter auf große Abweichungen von der Mittellage reagieren zu können, wird dieser Messwert expotenziell berücksichtigt.
In einer Weiterbildung des Verfahrens werden in der Steuereinrichtung die Signa¬ le von Fadenbruchsensoren, die den Fadenbruch der zulaufenden Fäden erkennen, verarbeitet und bei der Bildung des Verknüpfungswertes berücksichtigt. So ist es sinnvoll, bei der Unterbrechung des Aufspulvorganges einer der beiden Faden¬ scharen nur noch den Messwert zu berücksichtigen, der der anderen Fadenschar
zuzuordnen ist. Dadurch kann der Aufspulvorgang der anderen Fadenschar unge¬ stört fortgesetzt werden.
Aus dem Verknüpfungswert der Messgrößen wird ein Stellwert ermittelt und an den Antrieb des Halters ausgegeben. In einer Variante des Verfahrens wird der Stellwert kontinuierlich aus dem Verknüpfungswert gebildet und an den Antrieb ausgegeben. Hierdurch ergibt sich ein besonders gleichmäßiger Ablauf des Pro¬ zesses.
In einer anderen Variante des Verfahrens wird nur dann ein Stellwert ausgegeben, wenn der Verknüpfungswert einen Grenzwert erreicht hat. So kann beispielsweise der Halter zunächst still stehen. Sobald die Träger mit den Andrückwalzen auf¬ grund der zuwachsenden Spulen einen oberen Grenzwert erreicht haben, greift die Steuerung ein und fährt in den Träger von den Achsen der Spulspindeln weg. Dies erfolgt so lange, bis die Träger mit den Andrückwalzen einen unteren Grenzwert erreicht haben, bei denen der Antrieb wieder abgeschaltet wird.
In dem bevorzugten Verfahren werden während der Spulreise die Rotoren, auf denen die Spulspindeln befestigt sind, nicht weitergedreht. Dabei wird der Spu- lenzuwachs allein durch das Verfahren des Halters kompensiert. Dies soll jedoch nicht ausschließen, dass die Rotoren während der Spulreise in wenigen Stufen gedreht werden, um beispielsweise eine Kollision der Spulen zu vermeiden. Diese Drehung ist jedoch nicht primär für den Ausgleich des zuwachsenden Spulen¬ durchmessers vorgesehen.
In einer Variante des Verfahrens werden die Rotoren in vielen kleinen Stufen oder kontinuierlich weitergedreht, wobei die in Drehgeschwindigkeit entweder kon¬ stant sein kann oder in einer Wurzelfunktion den Durchmesserzuwachs der Spulen folgt. Das Verfahren des Halters hat hier im Gegensatz zu der oben beschriebenen Verfahrensvariante eine ausgleichende Funktion, während die Drehung des Dreh¬ tellers den zuwachsenden Spulendurchmesser kompensiert.
In einer besonders bevorzugten Form des Verfahrens wird das Bilden des Stell¬ wertes aus dem Verknüpfungswert koordiniert mit der Ansteuerung der Drehtel¬ ler. So ist es beispielsweise sinnvoll, das Verfahren des Halters zu unterbinden, wenn ohnehin zeitgleich der Drehteller weitergedreht wird, da beide Aktionen den Abstand zwischen Spulspindel und Andrückwalze beeinflussen und sich, so ge¬ genseitig stören.
Ein Ausführungsbeispiel wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügte Zeichnung näher beschrieben.
Es stellt dar:
Fig. 1 schematisch ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Auf- Spülmaschine.
In Figur 1 ist schematisch ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Auf¬ spulmaschine dargestellt.
Die Aufspulmaschine ist aus zwei spiegelbildlich angeordneten Drehteller 9 und 9' mit jeweils zwei Spulspindel 7, 7' und 10, 10' aufgebaut, die im Betrieb syn¬ chron betreibbar sind.
Eine beispielsweise von einer hier nicht dargestellten Spinnanlage kontinuierlich zulaufende Fadenschar wird zunächst mit den Fadenführern 2 und T, die mittels des Fadenführerhalters 3 oberhalb der Aufspulmaschine angeordnet sind, in zwei Teilfadenscharen 1 und 1' aufgeteilt. Dabei kann jede Teilfadenschar einen oder mehrere Fäden, die hintereinander angeordnet sind, umfassen. Die einzelnen Fä¬ den werden in weiteren Verlauf von Changierfadenführern 5 und 5', die von und der Changierung 4 periodisch hin und her geführt werden, changiert. Anschlie¬ ßend werden die Fäden auf die sich drehenden Andrückwalzen 6 und 6' aufgelegt
und von den Andrückwalzen 6 und 6' auf die sich mit gleicher Umfangsge¬ schwindigkeit drehenden Spulen 8.2 und 8.21 gefördert, um von diesen aufgewi¬ ckelt zu werden.
Die Spulen 8.2 und 8.2' werden auf Spulenhülsen 8.1 und 8.1' aufgewickelt, die auf das Spulspindeln 7 und T aufgespannt sind. Entsprechend der Anzahl der Ein¬ zelfäden, die auf jeder der Hälften aufgewickelt werden, sind auf jedem der Spul¬ spindeln 7 und 7' mehrere Spulenhülsen 8.1 und 8.1' hintereinander angeordnet. Hinsichtlich ihres Antriebes der Spulen ist es möglich und vorgesehen, die Spul- spindein 7 und T direkt motorisch anzutreiben. Alternativ möglich und vorgese¬ hen ist es, die Andrückwalzen 6 und & motorisch anzutreiben, so dass die Spulen 8.2 und 8.2' über Reibung durch Umfangskontakt mit den Andrückwalzen 6 und 6' angetrieben werden.
Mit zunehmendem Durchmesser der Spulen 8.2 und 8.2' muss sich in der Abstand der Achsen der Spulspindeln 7 und 7' von den Achsen der Andrückwalzen 6 und 6' entsprechend vergrößern. Dazu sind die in beweglichen Trägern 14, 14' gela¬ gerten Andrückwalzen 6 und 6' zusammen mit der Changierung 4 sowie den Fa¬ denführern 2 und 2' auf einem gemeinsamen Halter 12 angeordnet. Dieser Halter 12 ist über senkrecht angeordnete Führungen 13 mit einem Gehäuse 11 verbun¬ den. Diese Führungen 13 erlauben es dem Halter 12, mit zunehmendem Spulen¬ durchmesser von einem Antrieb nach oben gefahren zu werden. In dem in Figur 1 dargestellten Beispiel wird der Antrieb durch einen Halterantrieb 19, beispiels¬ weise einen Elektromotor gebildet, der über eine Gewindespindel 20 den Halter 12 linear antreibt. Andere Antriebsvarianten sind möglich.
Dabei lastet das Gewicht der Träger 14 und 14' und der damit verbundenen Teile sowie das Gewicht der Andrückwalzen 6 und 6' auf den Spulen 8.2 und 8.2'. Um die damit verbundene Anpresskraft zu verringern, ist an den Trägern 14 und 14' eine hier nicht dargestellte Entlastung vorgesehen. Diese Entlastung kann bei¬ spielsweise durch Federkraft oder durch einen mit Druckluft beaufschlagten Pneu-
matikzylinder erfolgen. Die Entlastung stützt sich gegenüber dem Halter 12 ab. An dieser Stelle soll noch einmal auf den Rraft-Weg-Zusammenhang der träger 14 und 14' eingegangen werden. Je nach gewünschter Charakteristik des Spulen- aufbaus und der Kinematik der Träger 14 und 14' kann die erfindungsgemäße Aufspulvorrichtung unterschiedliche Zusammenhänge zwischen dem Weg, um den der Träger 14 oder 14' gegenüber dem Halter 12 angehoben wird, und der zwischen Andrückwalze 6 oder 6' und Spule 8.2 oder 8.2' wirkenden Anpress¬ kraft aufweisen. Der erforderliche Zusammenhang hängt nicht zuletzt auch von dem Typ des Sensormittels bzw. des Sensors 15 oder 15' ab, der für die Aufnah- me des Messwertes 16 oder 16' eingesetzt wird.
In diesem Ausführungsbeispiel werden als Sensormittel zwei Sensoren 15 und 15' verwendet, die den Weg erfassen, den der Träger 14 oder 14' gegenüber dem Hal¬ ter 12 angehoben wird. Dies erfolgt entweder am Halter 12 direkt oder an der An- drückwalzen 6 oder 6'. Als Sensor kann hier jede Art von Wegaufhehmer einge¬ setzt werden.
Alternativ ist es auch möglich, dass die zwischen der Andrückwalze 6 oder 6' und der Spule 8.2 oder 8.2' wirkende Anpresskraft durch die zwei Sensoren 15 und 15' erfasst wird, beispielsweise über Dehnmessstreifen oder über eine Körper¬ schallmessung.
Eine weitere alternative Ausführung der Sensormittel könnte darin liegen, dass die Drehzahl einer Spulspindel oder die Drehzahlen beider Spulspindel erfasst wer- den. Da die Fäden mit konstanter Aufwickelgeschwindigkeit aufgewickelt wer¬ den, ist es bei zunehmenden Durchmesser der Spulen und damit sich verändernder Umfangsgeschwindigkeit der Spulen erforderlich, die Antriebe der Spulspindeln derart zu regeln, dass trotz wachsender Spulen die Umfangsgeschwindigkeiten der Spulen konstant bleiben. Somit lässt sich aus der Drehzahl der Spulspindel unmit- telbar der zugehörige Durchmesser der Spule bestimmen. Als Sensoren könnten Drehzahlsensoren verwendet werden, die den Spulspindeln zugeordnet wären. Die
der Steuereinrichtung zxigefuhrten Messwerte könnte direkt oder indirekt in ein Stellwert überführt werden.
Die von den Sensoren 15 und 15' aufgenommenen Messwerte 16 und 16' werden der Steuerrichtung 17 zugeführt. Die Steuereinrichtung 17 bildet aus den beiden Messwerten 16 und 16' einen Verknüpfungswert, der in einen Stellwert 18 umge¬ rechnet wird. Dieser Stellwert 18 wird dann an den Halterantrieb 19 ausgegeben, der mittels einer Gewindespindel 20 den Halter 12 verfährt. In der Steuereinrich¬ tung 17 ist somit ein Regler realisiert. Diese Regler kann als kontinuierlicher Reg- ler, der kontinuierlich auf Änderungen der Messwerte 16 und 16' mit einer Ände¬ rung des Stellwertes 18 reagiert, oder als Zweipunktregler, der nur bei Überschrei¬ ten oder Unterschreiten eines der Messwerte 16 und 16' oder eines daraus abgelei¬ teten Verknüpfungswertes mit einer Änderung des Stellwertes 18 reagiert, ausge¬ führt sein.
Die Fäden der zulaufenden Fadenscharen 1 und 1 ' werden von Fadenbruchsenso¬ ren 21 und 21' überwacht. Ein auftretender Fadenbrach wird der Steuereinrich¬ tung 17 signalisiert.
Die Steuereinrichtung 17 steht in Verbindung mit einem Steuergerät 20, welches mit Drehantrieben (hier nicht dargestellt) der Drehteller 9 und 9'verbunden ist und eine Drehbewegung der Drehteller 9 und 9 'steuert. Hierzu sind die Drehteller 9 und 9' drehbar in dem Gehäuse 11 gelagert. Dies ermöglicht eine Koordination zwischen der Drehtellerdrehung und dem Verfahren des Halters 12.
Nachfolgend werden 2 Aufspulszenarien beschrieben.
Zunächst soll angenommen werden, dass sowohl die Durchmesser als auch die Durchmesserzuwachsgeschwindigkeit der Spulen 8.2 und 8.2' identisch sind. Der Halter 12 steht in der in Figur 1 dargestellten Position. Die Halter 14 und 14' be¬ finden sich in der dargestellten Mittellage. Die zulaufende Fadenscharen 1 und 1'
werden wie zuvor beschriebenen auf die Spulen 8.2 und 8.2' aufgewickelt, wobei der Durchmesser der Spulen 8.2 und 8.2' stetig zunimmt. Die an den Haltern 14 und 14' befestigten Andrückwalzen 6 und 6' sind auf Grund der Kinematik der Halter 14 und 14' senkrecht zu der Ebene, die von der Berührlinie und der Be- rührtangente zwischen Spule 8.2 bzw. 8.2' und Andrückwalze 6 bzw. 6' aufge¬ spannt wird, frei beweglich. Mit zunehmendem Spulendurchmesser weichen die Halter 14 und 14' nach oben aus. Dies wird von den Sensoren 15 und 15' sensiert und an die Steuereinrichtung 17 geleitet. Die Steuereinrichtung 17 bildet bei¬ spielsweise einen Mittelwert aus den beiden Messwerten 16 und 16' und erhöht den Stellwert 18, der an den Halterantrieb 19 ausgegeben wird. Der Halter 12 ver¬ fährt nun solange nach oben, bis die Träger 14 und 14' wieder ihre Mittellage ein¬ genommen haben. Es ist einem Fachmann möglich, den durch die Steuereinrich¬ tung 17 gebildeten ein Regler so auszulegen, dass einerseits der Halter 12 recht¬ zeitig verfahren wird, andererseits Instabilitäten oder Überschwingen vermieden wird. Insbesondere macht es wenig Sinn, dass der Halter nach einem Über¬ schwingen wieder nach unten gefahren wird. Im Idealfall wird der Halter 12 ge¬ nau mit der Durchmesserzuwachsgeschwindigkeit der Spulen 8.2 und 8.2' nach oben gefahren.
Das zweite Aufspulszenario ist gekennzeichnet durch einen unterschiedlichen Durchmesser der Spulen 8.2 und 8.2'. Es ist nun wichtig, dass das Verfahren, nach dem der Verknüpfungswert zwischen den beiden Messwerten 16 und 16' gebildet wird, einerseits verhindert, dass einer der Träger 14 oder 14' bis seinem Anschlag ausgefahren wird. Wenn man davon ausgeht, dass die Qualität der Spu- len bei extremen Stellungen der Träger 14 oder 14' abnimmt, kann es auch sinn¬ voll sein, einen der beiden Träger 14 oder 14', beispielsweise den der größeren Spule, möglichst in einer Stellung in der Nähe der Mittellage des Trägers 14 oder 14' zu betreiben, während bei dem anderen Träger bewusst eine extreme Stellung des Trägers in Kauf genommen wird.
Ein weiteres Aufspulszenario, das auftreten kann, ist, dass in einer der beiden Fa¬ denscharen 1 oder 1' ein Fadenbruch auftritt. Dies wird von einem Fadenbruch¬ sensor 18 oder 18' festgestellt, dessen Signal in die Steuereinrichtung 17 einge¬ speist wird. Die Steuereinrichtung 17 blendet daraufhin bei der Ermittlung des Verknüpfungswertes zwischen den Messwerten 16 und 16' den der gebrochenen Fadenschar zugehörigen Messwert aus, so dass die der unversehrten Fadenschar zugehörige Spule weiterhin aufgewickelt werden kann.
Das in Figur 1 gezeigte Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Aufspul- Vorrichtung könnte als Sensormittel nur einen der Sensoren 15 oder 15' aufwei¬ sen, um den Durchmesserzuwachs der Spule 8.2 oder 8.2' zu erfassen. Der Auf¬ bau und die Funktion eines derartigen Ausführungsbeispiels wären identisch zu dem vorgenannten Ausführungsbeispiel mit Ausnahme, dass in der Steuereinrich¬ tung 17 aus einem Messwert ein Stellwert zur Steuerung des Halterantriebes 19 erzeugt würde. Um in diesem Fall bei unterschiedlichen Wickelzuwachsraten an den Spulen 8.2 und 8.2' keine unzulässigen Stellungen der nicht sensierten An¬ drückwalze zu erhalten, könnte der nicht sensierten Andrückwalze jeweils zwei Kontaktschalter zugeordnet sein, die einen maximal zulässigen Hub der An¬ drückwalze bzw. des Trägers begrenzen und einen Eingriff in die Steuerung des Halterantriebs ermöglichen.
Bezugszeichenliste
1,1'. Fadenschar
2,2'. Fadenführer
3. Fadenföhrerhalter
4. Changierung
5,5'. Changierfadenführer
6,6'. Andrückwalze
7,7'. Spulspindeln
8.1,8.1' Spulenhülse
8.2, 8.2' Spule
9,9'. Drehteller
10, 10' Spulspindeln in Ruheposition
11. Gehäuse
12. Halter
13 Führung
14, 14'. Träger
15,15' Sensor
16, 16' Messwert
17. Steuereinrichtung
18. Stellwert
19. Halterantrieb
20. Gewindespindel
21,21' Fadenbruchsensor
22 Steuergerät