Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Möbelindustrie. Sie betrifft einen
Mehrzweckstuhl mit einem wegklappbaren Schreibtablar, welcher beispielsweise
als Reihenstuhl in einem Konferenzsaal eingesetzt werden kann.
Stand der Technik
Schreibtablare für Sitzmöbel können auf unterschiedliche Weise an den
Sitzmöbeln angebracht werden. Es ist einerseits bekannt, derartige Schreibtablare
in Sitzmöbel zu integrieren, so dass die Armlehne eine andere Gestalt annehmen
muss, andererseits ist bekannt, das Schreibtablar bei einem Stuhl ohne
Armlehnen individuell zu konstruieren. Eine allgemeine Anforderung an Sitzmöbel
mit Schreibtablaren besteht darin, das die Schreibtablare bei Nichtbenutzung so
weggeklappt werden, dass der Stuhl normal nutzbar ist. Dies wird bei bekannten
Ausführungsformen dadurch erreicht, dass mehrere Schwenkvorgänge ausgeführt
werden, welche komplizierte und teure Beschläge erforderlich machen.
Aus DE 39 03 423 A1 ist ein Sitzmöbel mit wegklappbarer Schreibplatte bekannt,
bei dem ein am Sitzmöbel seitlich zu diesem einstellbar und fixierbar angebrachter
Klemmkopf vorgesehen ist, in dem eine Säule schräg nach hinten führt und
feststellbar ist, wobei am oberen Ende der Säule die Schreibplatte aus einer
senkrechten Nichtgebrauchsstellung in eine waagerechte Gebrauchsstellung
schwenkbar gelagert ist. Das obere Ende der Säule bildet einen Auflageanschlag
für die sich in Gebrauchsstellung befindende Schreibplatte. In
Nichtgebrauchsstellung kann die senkrecht hochgeklappte Schreibplatte seitlich
am Stuhl abgesenkt werden, indem die Klemmvorrichtung gelöst und die Säule
schräg nach hinten und nach unten geführt und wieder fixiert wird. Diese
technische Lösung ist zwar relativ einfach und kostengünstig zu realisieren, eine
Absenkung der Schreibplatte in Nichtgebrauchsstellung und damit eine
vollständige Freigabe des Sitzes ist aber nur manuell durch Lösen der seitlichen
Klemmvorrichtung möglich. Dies stellt in Paniksituationen, wenn z. B. in der
Konferenzhalle ein Feuer ausbricht, einen entscheidenden Nachteil dar, weil die
Bewegungsfreiheit der Benutzer eingeschränkt ist. Außerdem ist diese Lösung für
Reihenstühle, welche mittels Verbindungseinrichtungen seitlich miteinander
verbunden und daher dort nur erschwert zugänglich sind, nicht geeignet.
Aus DE 198 50 879 ist ein Reihenstuhl bekannt, der entweder eine Armlehne oder
eine Schreibauflage aufweist, welche jeweils über ein spezielles
Kupplungselement wahlweise temporär am Stuhl befestigt sind. Das Schreibtablar
ist dabei schwenkbar angeordnet, indem an der Unterseite des Schreibtablars
Lagerösen befestigt sind, durch welche sich eine Schwenkachse (Endabschnitt
eines Auslegerelementes) spielfrei hindurchstreckt. Zur definierten Festlegung der
horizontalen Schreibposition der Schreibplatte ist am Endabschnitt des
Auslegerelementes ein Bügel fixiert, durch den eine entsprechende horizontale
Schreibebene bestimmt ist. Das Schreibtablar ist somit in Gebrauchsstellung
horizontal, in Nichtgebrauchsstellung vertikal angeordnet und behindert durch das
Aufrechtstehen in Paniksituation die Bewegung eines Stuhlbenutzers, zumal es
auch möglich ist, dass unter solchen Umständen das Schreibtablar ungewollt in
die Gebrauchsstellung zurückschwenkt. Außerdem ist ein derartiger Stuhl mit
Schreibtablar nachteilig nicht stapelbar, sondern die Stapelbarkeit ist nur dann
gegeben, wenn zuvor das Schreibtablar vom Stuhl abmontiert wird.
Schließlich ist aus DE 298 19 878 U1 ein Sitzmöbel mit Schreibtablar bekannt,
welches insbesondere einen für die Reihenbestuhlung bestimmten Stuhl darstellt.
Es wird ein Stuhl offenbart, bei dem das zwischen einer Gebrauchs- und
Nichtgebrauchsstellung verschwenkbare Schreibtablar in einfacher Weise entfernt
werden kann, ohne dass es in den genannten Stellungen zu einem zufälligen
Trennen vom jeweiligen Sitzmöbel kommt. Bei dieser technischen Lösung ist das
Schreibtablar am Ende eines Lenkers abklappbar angeordnet, wobei der Lenker
mittels eines seitlich auskragend von dem Lenker vorstehenden sowie in einer
Lagerausnehmung eines Schwenklagers aufgenommenen Lagerzapfen an einer
Seitenwange des Stuhltraggestelles verschwenkbar angelenkt ist. Der
Lagerzapfen des Lenkers ist in den beiden Endlagen des Schreibtablars axialfest
im Schwenklager fixiert, jedoch in wenigstens einer Zwischenstellung zwischen
den genannten Endlagen aus der Lagerausnehmung herausziehbar. Bei diesen
Ausführungsformen müssen also zwischen Gebrauchs- und
Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars nachteilig mehrere Schwenkvorgänge
(Hochklappen des Schreibtablars von der Horizontal- in die Vertikalstellung,
Nachhintenklappen des Schreibtablars mitsamt dem Lenker) nacheinander
ausgeführt werden, was sich in Paniksituation sehr ungünstig auswirkt. Außerdem
ist der Stuhl nachteilig nur dann stapelbar, wenn zuvor das Schreibtablar mitsamt
dem Lenker vom Stuhl abgetrennt wird.
Darstellung der Erfindung
Die Erfindung versucht, diese genannten Nachteile des bekannten Standes der
Technik zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, einen Mehrzweckstuhl mit
wegklappbarem Schreibtablar vorzuschlagen, welcher beispielsweise als
Reihenstuhl in einem Konferenzsaal eingesetzt werden kann, und bei welchem
einerseits ein paniksicheres Wegschwingen des Schreibtablars und andererseits
eine gute Stapelbarkeit des Stuhles ohne vorherige Demontage des
Schreibtablars ermöglicht werden. Außerdem soll das Schreibtablar so konzipiert
sein, dass damit problemlos bereits vorhandene stapelbare Mehrzweckstühle
nachgerüstet werden können.
Erfindungsgemäß wird dies bei einem Mehrzweckstuhl gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1 dadurch erreicht, dass das Schreibtablar über eine an
seiner Unterseite angebrachte kombinierte Dreh- und Kippvorrichtung mit einer
der Armlehnen verbunden ist.
Das hat den Vorteil, dass das Schreibtablar beim Aufstehen des Benutzers infolge
der gleichzeitigen Dreh- und Kippbewegung automatisch wegschwenkt. Daher ist
der erfindungsgemäße Stuhl vor allem in Paniksituationen von großem Vorteil.
Hinzu kommt, dass der Reihenstuhl auch in abgeschwenkter Haltung infolge des
abgewinkelten Haltebügels gut stapelbar ist. Außerdem ist das Schreibtablar so
konzipiert sein, dass damit problemlos bereits vorhandene stapelbare
Mehrzweckstühle nachgerüstet werden können.
Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Dreh- und Kippvorrichtung aus einer
Kippachse besteht, deren erstes Endstück im an der Unterseite der Armlehne
fixierten horizontalen Teil des Haltebügels angeordnet ist und deren zweites
Endstück sich durch ein Aufnahmeelement hindurchstreckt, wobei das
Aufnahmeelement ein kreisförmiges Abschlussteil aufweist und dieses
Abschlussteil von einem Ring aufgenommen wird, welcher an der Unterseite des
Schreibtablars befestigt ist und eine Drehbewegung des Schreibtablars um den
Mittelpunkt des kreisförmigen Abschlussteiles ermöglicht.
Schließlich ist es von Vorteil, wenn im Aufnahmeelement zwei Endanschläge für
einen Stift vorgesehen sind, die gewährleisten, dass bei Bewegung der Kippachse
entweder die horizontale Gebrauchsstellung des Schreibtablars oder die vertikale
Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars einstellbar sind. Außerdem ist es
zweckmäßig, wenn im Schreibtablar ein Gegengewicht zur Unterstützung der
Drehbewegung angeordnet ist.
Die Erfindung lässt sich mit geringen Kosten realisieren.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Explosionsdarstellung der erfindungsgemäßen Lösung mit
Schreibtablar, Kipp- und Drehvorrichtung, Armlehne und Haltebügel;
- Fig.2
- eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Lösung
nach Fig. 1 im zusammengebauten Zustand;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht des Schreibtablars in Gebrauchsstellung und
- Fig. 4
- eine Seitenansicht des Schreibtablars in Nichtgebrauchsstellung.
Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Gleiche Elemente sind in den verschiedenen Figuren mit jeweils gleichen
Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles und der
Figuren 1 bis 4 näher erläutert.
Fig. 1 und Fig. 2 zeigen jeweils eine Explosionsdarstellung bzw. eine
perspektivische Darstellung eines Teiles des erfindungsgemäßen
Mehrzweckstuhles. Zum besseren Verständnis der Erfindung sollten beide
Figuren möglichst gleichzeitig zur Betrachtung herangezogen werden.
Der nicht als Ganzes dargestellte Mehrzweckstuhl weist ein Schreibtablar 1 sowie
mindestens eine Armlehne 2 und einen abgewinkelten Haltebügel 3 auf. Der
Haltebügel 3 besteht aus einem nahezu horizontalen Teil 4, auf welchem die
Armlehne 2 mit ihrer Unterseite fest verbunden ist und aus einem abgewinkelten
Teil 5, der mit dem nicht dargestellten restlichen Tragegestell des
Mehrzweckstuhles verbunden ist. Der Winkel α zwischen den beiden Teilen 4 und
5 ist vorzugsweise größer als 90°, so dass eine gute Stapelbarkeit des Stuhles
gegeben ist.
Weiterhin ist in den Fig. 1 und 2 deutlich die Dreh- und Kippvorrichtung 6 zu
erkennen. Diese besteht aus einer Kippachse 7, einem Aufnahmeelement 8 mit
kreisförmigem Abschlussteil 9 und einem Ring 10. Ein Endstück der Kippachse 7
ist im horizontalen Teil 4 des Haltebügels 3 der Armlehne 2 befestigt. Das zweite
Endstück der Kippachse 7 streckt sich durch das Aufnahmeelement 8 hindurch.
Das Aufnahmeelement 8 ist innerhalb eines bestimmten Anschlagbereiches um
die Kippachse 7 drehbar. An der Unterseite des Schreibtablars 1 sind mehrere
Öffnungen 11 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln, beispielsweise Schrauben,
vorhanden, mittels derer der Ring 10, welcher ebenfalls entsprechende Öffnungen
12 aufweist, an der Unterseite des Schreibtablars 1 befestigt wird. Der Ring 10
nimmt dabei das kreisförmige Abschlussteil 9 des Aufnahmeelementes 8 derart
auf, dass eine Drehbewegung des Schreibtablars 1 um den Mittelpunkt des
kreisförmigen Abschlussteiles 9 ermöglicht wird. Im Aufnahmeelement 8 sind zwei
Endanschläge für einen Stift ausgebildet, die gewährleisten, dass bei Bewegung
der Kippachse 7 entweder die horizontale Gebrauchsstellung des Schreibtablars 1
oder die vertikale Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars 1 einstellbar sind.
Fig. 3 zeigt in einer Seitenansicht die Gebrauchsstellung des Schreibtablars 1
eines Mehrzweckstuhles. Das Schreibtablar 1 hat eine horizontale Position. Es
stellt praktisch eine Verlängerung der Armlehne 2 dar. Die Erfindung ermöglicht
nun ein paniksicheres Wegschwingen des Schreibtablars 1, denn wenn der
Benutzer aufsteht, kommt es zu einer gleichzeitigen Dreh- und Kippbewegung, die
zu einem automatischen Wegschwingen des Schreibtablars 1 und damit zu einer
völligen Bewegungsfreiheit für den Benutzer führt. Dies ist in Fig. 4 gut zu
erkennen, welche eine Seitenansicht des Schreibtablars 1 in
Nichtgebrauchsstellung (vertikale Position, wobei das Schreibtablar 1 sowohl nach
unten und als auch nach vorn geschwenkt ist) darstellt. Durch ein innerhalb des
Schreibtablars 1 angeordnetes Gegengewicht wird vorteilhaft die Drehbewegung
des Schreibtablars 1 beim Aufstehen des Benutzers verstärkt. Es sind keine
komplizierten Gelenke und Beschläge notwendig, so dass bei der Umsetzung der
Erfindung nur geringe Kosten entstehen. Der erfindungsgemäße Mehrzweckstuhl
ist zudem gut stapelbar, und die Schreibtablare lassen sich mit der Dreh- und
Kippvorrichtung auch zum Nachrüsten bereits vorhandener Mehrzweckstühle
einsetzen.
Bezugszeichenliste
- 1
- Schreibtablar
- 2
- Armlehne
- 3
- Haltebügel
- 4
- Nahezu horizontaler Teil des Haltebügels 3
- 5
- Abgewinkelter Teil des Haltebügels 3
- 6
- Dreh- und Kippvorrichtung
- 7
- Kippachse
- 8
- Aufnahmeelement
- 9
- Kreisförmiges Abschlussteil des Aufnahmeelementes 8
- 10
- Ring
- 11
- Öffnungen im Schreibtablar 1 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln
- 12
- Öffnungen im Ring 10 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln
- α
- Winkel zwischen den beiden Teilen 4 und 5 des Haltebügels 3