Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
eines rotationssymmetrischen Bauteils im Wege des Walzens. Die vorliegende Erfindung
betrifft insbesondere ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung einer
Schiebemuffe für das Schaltgetriebe eines Kfz.
Es gibt zwei Arten des Ringwalzens: Zum Einen das radiale Ringwalzen und zum Anderen
das Drückwalzen. Beim radialen Ringwalzen wird ein ringförmiger Rohling als Ausgangsprodukt
zwischen einer rotierenden äußeren Walze und einem innen angeordneten
Dorn bzw. einer inneren Walze umgeformt. Bei Verkleinerung des Spaltes zwischen
dem Dorn bzw. der inneren Walze und der äußeren Walze ergibt sich ein tangentialer
Materialfluss, der zu einem radialen Wachstum des Ringes führt. Ein relativ kostengünstig
herzustellender Rohling wird somit durch das Walzen zu einem ringförmigen Bauteil
mit großem Durchmesser umgeformt. Beim Ringwalzen kann die innere Umfangsfläche
oder die äußere Umfangsfläche profiliert werden. Ebenso ist es möglich, die Profilgebung
an beiden Umfangsflächen in Kombination durchzuführen. Hier besteht jedoch das
Problem, den Rohling zwischen einer profilierten äußeren und einer profilierten inneren
Walze mit der erforderlichen Genauigkeit zu positionieren und zu halten. Insbesondere
beim Anfahren des Walzvorganges besteht die Gefahr, dass der Rohling in axialer Richtung
relativ zu den Walzen wandert. Dementsprechend kann die Profilierung nicht oder
nur mit unzureichender Genauigkeit an der gewünschten Stelle ausgeformt werden.
Beim Drückwalzen wird ein ringförmiger Rohling zwischen mehreren, an der äußeren
Umfangsfläche angeordneten Walzen umgeformt. Hierbei ist es möglich, ein Außenprofil
an dem Rohling auszuformen. Diese Profile lassen sich herstellen ohne die für das
Ringwalzen typischen Schrägen. Mit anderen Worten sind beim Drückwalzen 90° Nuteinstiche
möglich.
Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zum Herstellen eines rotationssymmetrischen Bauteils, insbesondere einer
Schiebemuffe für ein KFZ-Getriebe anzugeben, welches den Durchmesser des eingesetzten
Rohlings vergrößert und gleichzeitig Profile ohne Schrägen (90° Einstiche) herzustellen
vermag.
Zur Lösung der Aufgabe wird mit der vorliegenden Erfindung ein Verfahren mit den
Merkmalen von Anspruch 1 angegeben. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist in Anspruch
10 angegeben.
Bevorzugte Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen 2 bis 9 für
das Verfahren und 11 bis 14 für die Vorrichtung.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zunächst der ringförmige Rohling mittels
Ringwalzen zwischen einer ersten inneren Walze und einer ersten äußeren Walze
durchmesservergrößernd zu einem Ringprofilteil umgeformt. Dieses Ringprofilteil weist
an seiner äußeren Umfangsfläche und/oder an seiner inneren Umfangsfläche eine Profilierung
auf. Dieser erste Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens wird gestoppt, wenn
das Ringprofilteil durch radiales Wachstum zur Anlage an wenigstens einer weiteren
äußeren Walze kommt. Die eine oder mehrere weitere äußere Walze sowie die erste
äußere Walze sind derart relativ zueinander angeordnet, dass die beim Walzen an dem
Ringprofilteil anliegenden Abschnitte der einzelnen Walzen auf einer gemeinsamen
Kreisbahn liegen. In einem zweiten Schritt wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
das Ringprofilteil an seiner äußeren Umfangsfläche profilgebend durch zumindest eine
derjenigen äußeren Walzen umgeformt, welche am Ende des ersten Schrittes das radiale
Wachstum wirksam begrenzen. An seiner inneren Umfangsfläche wird das Ringprofilteil
in dem zweiten Schritt gleichfalls profilgebend ohne radiales Wachstum umgeformt,
so dass das Herstellen von Profilen ohne Schrägen (z.B. 90° Nuteinstich) möglich wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann ein fertiges rotationssymmetrisches Bauteil
allein durch Walzen erzeugt werden, welches sowohl an seiner inneren Umfangsfläche
als auch an seiner äußeren Umfangsfläche profiliert ist. Mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren kann daher das Bauteil in seiner Endkontur bei gleichzeitiger Verfestigung der
durch Walzen, insbesondere Kaltzwalzen verformten inneren und äußeren Umfangsfläche
hergestellt werden.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in Verbindung mit
der Zeichnung näher erläutert. In dieser zeigen:
- Figur 1
- einen Rohling vor dem ersten Verfahrensschritt;
- Figur 2
- ein Ringprofilteil, welches durch Umformen des in Figur 1 gezeigten Rohlings
in dem ersten Verfahrensschritt hergestellt ist und;
- Figur 3
- eine durch weiteres Umformen des in Figur 2 gezeigten Ringprofilteils
nach Beendigung des zweiten Schrittes hergestellte Schiebemuffe für ein
Schaltgetriebe.
In Figur 1 ist ein Rohling 1 gezeigt, welcher zylindrische innere und äußere Umfangsflächen
1a, 1b aufweist. Mit Bezugsziffer 2 ist eine erste äußere Walze gekennzeichnet,
mit Bezugsziffer 3 eine erste innere Walze. Während bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
die erste innere Walze 3 ein Zylinderprofil hat, hat die erste äußere Walze 2
eine profilierte äußere Umfangsfläche mit einer nach innen zulaufenden Ausnehmung,
die einen sich in axialer Richtung der Walze 2 erstreckenden Grund 2a hat, von dem ein
Vorsprung 2b mit rechteckigem Querschnitt radial nach außen vorsteht. Der Vorsprung
2b verläuft mit seinen Außenflächen rechtwinklig bzw. parallel zu der Drehachse der
ersten äußeren Walze 2.
Durch Ringwalzen zwischen der ersten äußeren Walze 2 und einer nicht dargestellten
zweiten äußeren Walze wird der in Figur 1 gezeigte Rohling 1 zu einem in Figur 2 gezeigten
Ringprofilteil 4 umgeformt. Dabei entspricht das Ringprofilteil 4 mit seiner Hüllfläche,
welche die äußere Kontur des Ringprofilteils 4 enthält, der Kontur der an der äußeren
Umfangsfläche der ersten äußeren Walze ausgebildeten Ausnehmung ohne den
Vorsprung 2b. Das Ringprofilteil 4 hat eine sich nach außen öffnende, im Querschnitt
sich in radialer Richtung vergrößernde Nut 4b, deren Nutengrund durch Anlage gegen
die Stirnseite des Vorsprungs 2b beim Walzen geformt ist. Die nach außen sich verbreiternde
Querschnittsgeometrie der Nut 4b ergibt sich aufgrund des Materialflusses beim
Walzen. Das radial nach außen gedrückte Material ist nicht in der Lage, sich flächig an
die Seitenflächen des Vorsprungs 2b zu legen. Vielmehr wird das Material des Rohlings
1 beim Ringwalzen radial nach außen verformt, kann aber nur sehr bedingt in axialer
Richtung fließen.
Beim Ringwalzen des in Figur 1 gezeigten Rohlings 1 zu dem in Figur 2 gezeigten Ringprofilteil
4 liegen zunächst lediglich die erste äußere Walze 2 und die erste innere Walze
3 an den jeweiligen Umfangsflächen 1a, 1b des Rohlings 1 an. Beim Ringwalzen wächst
der Rohling 1 radial nach außen, und zwar so weit, bis weitere, außerhalb des Rohlings
1 angeordnete, hier nicht dargestellte äußere Walzen an der äußeren Umfangsfläche
des Ringprofilteils 4 zur Anlage gelangen. Am Ende des ersten Verfahrensschrittes ist
das mittels Walzen herzustellende fertige Bauteil, hier eine Schiebemuffe 6 hinsichtlich
seiner die Hüllfläche enthaltende Kontur festgelegt.
Am Ende des ersten Verfahrensschrittes kann - sofern es die Teilekontur erfordert - die
erste innere Walze 3 gegen eine zweite innere profilierte Walze 5 ausgetauscht werden.
In Figur 3 ist diese zweite innere Walze 5 profiliert dargestellt, d.h. weist bei dem gezeigten
Ausführungsbeispiel einen ballig ausgebildeten Vorsprung 5a auf.
Diese zweite innere Walze 5 wird in dem zweiten Verfahrensschritt an die innere Umfangsfläche
4a des Ringprofilteils 4 gedrückt und kontinuierlich radial nach außen gefahren,
um an der inneren Umfangsfläche 1a des Ringprofilteils 4 eine sich nach innen öffnende
Nut 4c auszubilden. Da ein radiales Ringwachstum aufgrund der anliegenden
äußeren Walzen nicht mehr möglich ist, fließt das hierbei durch die zweite innere Walze
5 verdrängte Material fließt in den zwischen der Nut 4b und dem Vorsprung 2b befindlichen
Freiraum, bis die Kontur der Nut 4b derjenigen des Vorsprungs 2b entspricht. Am
Ende des Umformvorgangs schließen die erste äußere Walze 2 und die zweite innere
Walze 5 einen dem Querschnittsprofil der hergestellten Schiebemuffe entsprechenden
Hohlraum ein.
In dem zweiten Schritt liegen mehrere, vorzugsweise drei in einem Winkel von jeweils
120° zueinander versetzt angeordnete äußere Walzen 2 an der äußeren Umfangsfläche
des Ringprofilteils 4 an. Die Kontur der äußeren Umfangsfläche dieser Walzen ist vorzugsweise
identisch. Die äußeren Walzen wirken kontinuierlich auf die äußere Kontur
des Ringprofilteils 4 ein und verhindern so ein radiales Wachstum des Ringprofilteils.
Die Hüllfläche des in Figur 2 gezeigten Ringprofilteils 4 ist damit identisch mit derjenigen
der in Figur 3 dargestellten Schiebemuffe 6.
Schließlich wird die derart hergestellte Schiebemuffe 6 freigegeben, beispielsweise dadurch,
dass eine der äußeren Walzen 2 aus ihrer Position gefahren wird, und aus der
Vorrichtung entnommen.
In dem zweiten Verfahrensschritt kann ein eventuelles axial Fließen des Materials durch
Anlaufscheiben oder feste, alternativ auch zustellbare Axialwalzen begrenzt werden.
Diese Axialwalzen können bezogen auf den Umfang des Ringprofilteils 4 verteilt zwischen
den jeweiligen äußeren Walzen 2 angeordnet sein.
Bezugszeichenliste
- 1
- Rohling
- 2
- erste äußere Walze
- 2a
- Grund
- 2b
- Vorsprung
- 3
- erste innere Walze
- 4
- Ringprofilteil
- 4b
- Nut (außen)
- 4c
- Nut (innen)
- 5
- zweite innere Walze
- 6
- Schiebemuffe