Die Erfindung betrifft ein biologisch abbaubares Textilschlichtemittel,
ein Verfahren zu dessen Herstellung sowie eine dieses
Textilschlichtemittel enthaltende Zubereitung.
Es ist bekannt, wasserlösliche, Film-bildende Polymere, wie
Polyvinylalkohol oder Stärkederivate sowie Gemische daraus als
Textilschlichtemittel in geeigneten Zubereitungen - den sogenannten
Textilschlichten (in der Fachliteratur auch "size-formulations"
genannt) - zu verwenden. Dabei sind Textilschlichten
Zubereitungen, die außer dem leicht wiederentfernbaren,
wasserlöslichen Film-bildenden Polymeren, in der Regel auch noch
Gleitmittel enthalten, um Fasern, welche unerwünschterweise
Fäden ziehen, leichter verweben zu können. Bei Anwendung dieser
Textilschlichten auf relativ hydrophoben Fasern wie Polyesterfasern
oder Cellulosetriacetat- ("Kunstseide"-) Fasern werden
zusätzliche geeignete Netzmittel, und wenn die Haftung des
Textilschlichtemittels auf der Faser nicht ausreichend ist, auch
noch sogenannte Plastiziser zugegeben (s. Encycl.Polym.Sci.
Vol.12, S 599).
Die funktionell wichtigste Komponente einer Textilschlichte ist
demnach das Polymere, also das Textilschlichtemittel per se.
Die Verfahren zur Anwendung derartiger Textilschlichten, die
darauf beruhen, den gewünschten Faden-Schutzeffekt zu erzielen,
nennt man Schlichteverfahren ("warp sizing", "textile sizing"
oder einfach "sizing"; Encyl.Polym.Sci. Vol. 12, Seite 585).
Klassische Polysaccharide wie insbesondere natürliche Stärken
sind Textilschlichtemittel. Sie haben allerdings den Nachteil,
daß sie aufgrund ihrer chemischen Ähnlichkeit (Affinität)
insbesondere zu Cellulosefasern wie Baumwolle an diesen so fest
haften, daß relativ aufwendige Maßnahmen notwendig sind, um die
Textilschlichtemittel nach dem Webvorgang wieder auszuwaschen
(sog. "Desizing"), um so das Gewebe färbbar zu machen. So ist
auch bekannt, als Desizing-Prozeß für Stärke-geschlichtete
Textilien nicht bloß Auswaschprozessee, sondern gleichzeitig
auch enzymatische Abbauverfahren anzuwenden, um die fest an der
Faser haftende Stärke chemisch zu niedrigermolekularen Bruchstücken
abzubauen, welche leichter auszuwaschen sind.
Es hat sich gezeigt, daß modifizierte Stärken wie sauer oder
oxidativ abgebaute Stärken verbesserte Desizing-Eigenschaften
aufweisen; wegen ihres geringeren Molekulargewichtes im Vergleich
zu natürlichen Stärken haben sie jedoch schlechtere Filmbildungs-Eigenschaften
auf der zu verarbeitenden Textilfaser. Es
haben sich daher als Textilschlichtemittel eher Stärkederi-vate
durchgesetzt, welche durch Propoxylierung von leicht sauer oder
oxidativ abgebauten Stärken, Stärkeester oder Stärkeäther
herstellbar sind. Trotzdem haben auch diese Produkte insgesamt
Nachteile als Textilschlichtemittel - allein schon aufgrund der
Tatsache, daß natürliche Stärke nicht einheitlich ist, sondern
im wesentlichen aus den zwei Hauptkomponenten, nämlich dem gut
wasserlöslichen, über 1,6-glycosidische Bindungen verzweigten
Amylopectin und der schlechter wasserlösichen, linearen Amylose
besteht. Auch die Modifizierungsprodukte dieses "Stoffgemisches"
sowie deren Derivate sind somit nicht einheitlich. Dadurch
werden heterogene Effekte bei der Textilschlichte und auch beim
Desizing bewirkt. Die Verwendung von Stärken wie Maisstärke,
insbesondere Wachsmaisstärke, welche einen sehr hohen Anteil
lediglich an Amylopektin haben bzw. die Abtrennung des
Amyloseanteils vor der Verwendung als Textilschlichtemittel hat
sich als unwirtschaftlich erwiesen.
Unter den auf Polysacchariden basierenden Textilschlichten sind
auch die wasserlöslichen Cellulose-Derivate, insbesondere Cellulose-Äther
von Bedeutung. Diese haben aber den Nachteil, daß sie
- im Gegensatz zu den meisten auf Stärke basierenden Textilschlichten
- sehr schlecht biologisch abbaubar sind und daher
für die Verwendung in großem Maßstab in der Textilindustrie aus
ökologischen Gründen eher ungeeignet sind.
Zwar als Textilschlichtemittel geeignet, aber praktisch nicht
biologisch abbaubar sind die wasserlöslichen, synthetischen
Polymere wie Poly(meth)acrylsäure sowie Poly(meth)acrylsäureacrylate.
Als chemisch einheitliches, gut Film-bildendes Polymer mit gut
einstellbaren Sizing- und Desizing-Eigenschaften hat Polyvinylalkohl
(PVAL) besonders große Bedeutung erlangt. Allerdings ist
die biologische Abbaubarkeit von Polyvinylalkohol bei weitem
nicht so unproblematisch, als lange Zeit angenommen wurde:
Neueste Untersuchungen haben gezeigt, daß höhermolekulare
Polyvinylalkohole - und nur solche kommen zur Erreichung der für
die Textilschlichte erforderlichen Haftungen auf der Faser
infrage - von unadaptiertem Belebtschlamm, wie er in üblichen
Kläranlagen vorliegt, nicht abgebaut werden. Nur durch speziell
auf PVAL adaptiertem Belebtschlamm ist es möglich, höher molekulare
Polyvinylalkohohole abzubauen. Dadurch ergibt sich bereits
das Problem, daß bei vorübergehendem Ausbleiben der PVAL-Fracht
der Belebtschlamm einer Kläranlage, selbst wenn diese auf PVAL
adaptiert ist, diese die Fähigkeit verliert, den im Textil-Sizing-Abwasser
enthaltenen Belebtschlamm abzubauen. Dadurch
kommt es beim Wiederanfahren der PVAL-Beladung des zu reinigenden
Abwassers zu längeren Anlaufzeiten für die neuerliche Adaptierung
des Belebtschlammes in der Kläranlage. Bis zu diesem
Zeitpunkt durchläuft die PVAL-Fracht allerdings nahezu unabgebaut
die Kläranlage, siehe Sträßner H.P. Dissertation Univ.
Hamburg 1994.
Noch schwerwiegender ist jedoch die erst jüngst bekannt gewordene
Tatsache (H.Schönberger, U.Baumann und W.Keller in Textilveredelung
31 [1996] Nr.1/2 S19ff), daß die Abbaufähigkeit auch von
adaptiertem Belebtschlamm so stark Temperatur-abhängig ist, daß
sie ab 18°C mit fallender Temperatur stark abnimmt und bereits
bei 12°C praktisch zum Erliegen kommt. Aufgrund dieser Tatsache
durchlaufen die PVAL-Frachten von Textilschlichten, auch wenn
sie durch adaptierte Kläranlagen geleitet werden, diese in den
gemäßigten Klimazonen ca. 4 - 6 Monate lang pro Jahr weitgehend
unabgebaut, nämlich in der Regel von Januar bis April und von
Oktober bis Dezember.
Reiner, "unplastizised" Polyvinylalkohol hat allerdings relativ
schlechte Haftungseigenschaften auf vielen Fasern. Erst mit
passenden Plastizisern ist die Schlichtewirkung zufriedenstellend,
wobei die guten Desizing-Eigenschaften beibehalten werden.
Als besonders geeignete Plastiziser haben sich Zucker, Zuckeralkohole
wie Sorbitol, Harnstoff sowie Thioharnstoff erwiesen.
Gemäß der US-A 4,775,715 haben zwar Polyvinylalkoholderivate wie
quaternisierter PVAL verbesserte Eigenschaften als Textilschlichtemittel;
durch die Quaternisierung ist jedoch die Molekülstruktur
derart verändert, daß die biologische Abbaubarkeit
praktisch überhaupt nicht mehr gegeben ist.
Gemäß der EP-A-252 303 wird daher vorgeschlagen, die positiven
Eigenschaften von PVAL und Stärken bzw. deren beider Derivate
miteinander zu kombinieren, indem man Gemische beider Stoffgruppen
als Textilschlichtemittel einsetzt. Die problematischen
Eigenschaften beider Komponenten wie deren mangelhafte biologische
Abbaubarkeit bleiben jedoch weiterhin in derartigen Mischungen
erhalten. Ferner müssen zur Erzielung brauchbarer
Haftungs- und Filmbildungseigenschaften höher-molekulare Polyvinylalkohole,
also solche mit Polymerisationsgraden von etwa 1500
eingesetzt werden. Insbesondere gilt dies bei Verwendung von
teilverseiften Polyvinylalkoholen, welche noch zu einem gewissen
Anteil acetyliert und dadurch noch leichter wasserlöslich sind
(siehe JP-A 61/006373). Gerade für diese, nicht ganz niedrigmolekularen
Polyvinylalkohole gelten ganz besonders die Feststellungen
von H.Schönberger, U.Baumann, W.Keller (loc.cit.)
bezüglich ihrer mangelhaften biologischen Abbaubarkeit bei Temperaturen
unterhalb von 18°C. Dieser unerwünschte Temperaturabhängigkeits-Effekt
dürfte darin begründet sein, daß die biologische
Abbaubarkeit reiner Polyvinylalkohole, wie sie als Textilschlichtemittel
infrage kommen - selbst dann, wenn die
Mikrorganismen an Polyvinylalkohol adaptiert sind - einem
biochemischen Mechanismus folgt, der hohe Aktivierungsenergien
erfordert. Hohe Aktivierungsenergien sind insbesondere dann
notwendig, wenn höhermolekulare Polyvinylalkohol-Ketten in der
Mitte der Kohlenstoffkette über OH-Radikale gespalten werden
müssen.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Textilschlichtemittel
anzugeben, welches zumindestens ebenso gute Sizing- sowie
Desizing-Eigenschaften wie Polyvinylalkohol und dessen Derivate,
jedoch verbesserte Eigenschaften hinsichtlich biologischer Abbaubarkeit
aufweist. Unter verbesserter biologischer Abbaubarkeit
ist ein großteils Temperatur-unabhängiger sowie nicht
ausschließlich durch Mikroorganismen eingeleiteter Abbau der
Molekülkette zu verstehen.
Erfindungsgemäß wird ein Textilschlichtemittel, bestehend aus
einem durch Säure katalysierte Acetalisierungsreaktion von
Polyvinylalkohol mit Stärke, Stärke-Abbauprodukten oder Stärke-Derivaten
herstellbaren Umsetzungsprodukt, vorgeschlagen.
Bevorzugt werden dazu eingesetzt ganz- oder teilverseifte
Polyvinylalkohole mit einem mittleren Polymerisationsgrad von
P(Gewichtsmittel) = 300 - 1500, insbesondere von 300 - 700.
Bevorzugt sind Verseifungsgrade der Polyvinylalkohole von 70 bis
100 Mol%; - insbesondere solche von 85 - 99 Mol%.
Die für die Umsetzung infragekommenden Stärken/Stärkeabbauprodukte
bzw. Stärkederivate sind native Stärke, wie Kartoffel-
oder Maisstärke. Bevorzugt werden abgebaute Stärken mit einem
mittleren Molekulargewicht zwischen 2.000 und 500.000, insbesondere,
schwach oxidativ abgebaute wasserlösliche Stärken mit M =
100.000 bis 300.000 und/oder sauer abgebaute Stärken mit M =
3.000 bis 300.000 eingesetzt. Im Zuge der Acetalisierungsreaktion
zur Herstellung der erfindungsgemäßen Textilschlichtemittel
tritt durch die Anwesenheit des sauren Katalysators auch
noch ein weiterer Abbau der Stärke bzw. des Stärkederivats ein.
Dieser ist bedingt durch die angewendete Acetalisierungstemperatur,
Acetalisierungszeit, den Wassergehalt und durch die Konzentration
des sauren Katalysators im Reaktionsgemisch. Dieser
weitere Abbau ist erwünscht, und es werden die oben genannten
Acetalisierungsbedingungen und eingesetzten Ausgangsprodukte zur
Herstellung des erfindungegemäßen Textilschlichtemittels aufeinander
und auf die gewünschten Eigenschaften des Textilschlichtemittels
abgestimmt. Beispielsweise verbessert der weitere Stärke-Abbau
die Desizing-Eigenschaften des schließlich erhaltenen
Textilschlichtemittels bzw. bewirkt ein geringer Stärke-Abbau
während der Acetalisierung stärkere Haftungseigenschaften des
Textilschlichtemittels auch auf weniger haftungsfreudigen
Fasern.
Da in der Regel bei den oxidativen Abbauprozessen auch polycarbonylische
Bruchstücke wie Dialdehydstärke entstehen können,
kommen für die erfindungsgemäßen Textilschlichtemittel nur
schwach oxidativ abgebaute Stärkederivate mit niedrigem Anteil
an polycarbonylischen Bruchstücken infrage, deren Wasserlöslichkeit
somit erhalten bleibt und die bei ihrer Umsetzung mit Polyvinylalkohol
keine vernetzten und daher wasserunlöslichen
Nebenprodukte bilden.
Besonders bevorzugt sind leicht äthoxylierte oder propoxylierte
Derivate der vorgenannten Stärkeabbauprodukte, insbesondere
solche bei denen der Äthoxylierungs- bzw. Propoxylierungsgrad
zwischen 0,01 und 0,1 Mol ÄO bzw. PO pro Mol C6-Einheiten (des
Stärke- bzw. Stärkeabbauprodukt-Moleküls) liegt.
Die erfindungsgemäße Herstellung der Textilschlichtemittel ist
dadurch gekennzeichnet, daß die säurekatalysierte Acetalisierungsreaktion
in wäßriger Lösung, in einer Suspension oder in
Schmelze durchgeführt wird.
Bevorzugt wird die Acetalisierungsreaktion in Schmelze mit einem
Wassergehalt von maximal 20 Gew-%, vorzugsweise maximal 12 Gew-%,
durchgeführt.
Da die Acetalisierung eine Gleichgewichtsreaktion unter Abspaltung
von Wasser ist, werden im wäßrigen Medium längere Reaktionszeiten,
nämlich etwa 2 bis 6 Stunden, benötigt, während bei
der Durchführung in Schmelze lediglich einige Minuten bis ca. 1
Stunde genügen.
Die Mengenverhältnisse von Stärke bzw. Stärkederivat zu Polyvinylalkohol
können im Bereich von 5:95 bis 60:40 Gewichtsteilen
gewählt werden. Bevorzugt sind 20:80 bis 50:50 Gew.Teile Stärke
zu Polyvinylalkohol.
Als Säurekatalysatoren kommen im Prinzip alle bekannten Säuren
infrage, welche Acetalisierungsreaktionen begünstigen. Besonders
bevorzugt sind Phosphorsäure oder p-Toluolsulfonsäure.
Nachdem der gewünschte Acetalisierungsgrad erreicht ist, ist es
zweckmäßig den sauren Katalysator zu neutralisieren. Dazu kommen
alle Basen wie Ammoniak, Natron- oder Kali-Lauge, oder organische
Basen infrage.
Die während der Acetalisierungsreaktion erzielten Umsetzungsgrade
können leicht durch Probennahme und 13C-NMR-Spektroskopie
verfolgt werden.
Die Umsetzung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren beträgt 30
bis 90%, vorzugsweise mit 40 - 80%, insbesondere mit 50 - 70%
bezogen auf 100% des theoretisch erreichbaren Acetalisierungsumsatzes.
Besonders bevorzugt ist die Herstellung der erfindungsgemäßen
Textilschlichtemittel im Kneter oder Extruder ausgehend von
Stärke- bzw. Stärkederivat, welcher(m) gerade so viel Wasser,
zugegeben wird, daß unter Einwirkung der im Agreggat erzielbaren
Scherkräfte und unter Erwärmung eine an sich bekannte Thermoplastifizierung
der Stärke bzw. des Stärkederivates eintritt. Anschließend
wird ein Polyvinylalkohol/Wasser/Weichmacher-Gemisch
eingearbeitet, dessen Wassergehalt und Weichmachergehalt in
ebenfalls bekannter Weise so eingestellt wird, daß eine nahezu
homogene Schmelze entsteht. Zu dieser Schmelze wird der Säurekatalysator
zugegeben.
Durch Auswahl des Polyvinylalkoholtyps kann einerseits über
dessen Polymerisationsgrad und Verseifungsgrad und andererseits
durch Einstellung des Reaktanden-Verhältnisses und Auswahl des
jeweiligen Stärke-Typs das Sizing/Desizing-Verhalten des Textilschlichtemittels
je nach Bedarf entsprechend eingestellt werden.
Besonders niedrigmolekulare Polyvinylalkohole sind an sich
besser biologisch abbaubar, da - wegen der signifikanten Anzahl
an Kettenenden - der dem β-Oxidations-Mechanismus des natürlichen
Fettsäurestoffwechsels analoge Abbau bevorzugt von den
Kettenenden her erfolgt, was bei höhermolekularen Polyvinylalkoholen
nicht der Fall sein kann. Somit zeigen besonders niedrigmolekulare
Polyvinylalkohole auch kürzere bis fast gar keine
Adaptationsperioden, bis deren mikrobieller Abbau voll einsetzt.
Der Mangel derartiger herkömmlicher, besonders niedrigmolekularer
Polyvinylalkohole führt bei deren Verwendung als Textilschlichtemittel
bereits zu sehr zum Desizing; dieser wird bei
den erfindungsgemäßen Umsetzungsprodukten dadurch kompensiert,
daß durch die an den PVAL acetalisch gebundenen Stärkereste die
Haftung auf der Textilfaser wiederum stark erhöht wird.
Die erfindungsgemäßen Textilschlichtemittel zeigen daher auch
keine bzw. kaum Induktionsperioden, bei denen der biologische
Abbau praktisch noch nicht einsetzt, während die Mikroorganismen-Adaptation
noch nicht eingesetzt hat.
Aufgrund des besonderen biologischen Abbaumechanismus zeigen die
erfindungsgemäßen Textilschlichtemittel auch nur eine Depression
der biologischen Abbaubarkeit/Abbaugeschwindigkeit mit fallender
Temperatur, wie sie etwa vergleichbar ist mit derjenigen für
reine Stärkeprodukte.
Erfindungsgemäß wird ferner eine Zubereitung für Textilschlichten
vorgeschlagen, welche aus folgenden Komponenten besteht:
dem erfindungsgemäßen acetalischen Polyvinylalkohol-Stärke-Umsetzungsprodukt
als Hauptkomponente,
0 bis 30 Gew-%, vorzugsweise 0 bis 10 Gew-% eines üblichen
Plastizisers, 0,1 bis 10 Gew-%, vorzugsweise 0,2 bis 5 Gew-% Gleitmittel
sowie 0 bis 5 Gew-%, vorzugsweise 0,1 bis 2 Gew-% Netzmittel.
Diese Zubereitungen können direkt in einem Extruder oder Kneter
hergestellt werden, wobei die Additive in Form von Plastiziser,
Gleit- und Netzmittel als Schmelze in die ebenso als Schmelze
vorliegende Hauptkomponente eingetragen oder eingeknetet werden.
Anschließend wird die Zubereitung strangextrudiert und zu einem
Granulat weiterverarbeitet.
Diese Granulate sind einfach zu transportieren und gut lagerfähig.
Sie können bei Bedarf durch Anquellen in kaltem Wasser oder
Wasser-/Alkohol-Gemischen sowie anschließendes Erwärmen auf die
Anwendungskonzentration gebracht werden.
Vorteilhaft ist es auch, wenn bei flüchtigeren oder thermisch
instabilen Komponenten diese nur in geringen Anteilen in die
Schmelze eingetragen werden und der Hauptanteil erst beim Anquellen
bzw. Lösevorgang zugegeben wird.
Als Plastiziser kommen alle für Textilschlichten bekannten Verbindungen
infrage. Bevorzugt sind Borsäure-freie und Boratfreie,
nicht-oxidierende und nicht stark basische Verbindungen
wie Harnstoff, Mono- und/oder Oligosaccharide sowie
Zuckeralkohole wie Glucose, Fructose, Saccharose, Maltose oder
Sorbitol.
Als Gleitmittel eignen sich wasserdispergierbare Öle oder Ölemulsionen
wie sie üblicherweise in Textilschlichten eingesetzt
werden.
Als Netzmittel werden die für Textilschlichten üblichen Tenside
eingesetzt. Bevorzugt sind die sogenannten weichen Tenside,
welche biologisch gut abbaubar sind.
Es wird ferner eine Verwendung der erfindungsgemäßen Schlichte-Zubereitung
angegeben, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß
man die erfindungsgemäße Textilschlichte-Zubereitung in Granulatform
in kaltem Wasser oder in Wasser-Alkohol-Gemischen anquellen
läßt, durch Temperaturerhöhung in Lösung bringt und auf
diese Weise Lösungen bzw. Suspensionen mit einem Gehalt von 10
bis 40, vorzugsweise 15 bis 30 Gew% - bezogen auf das Gesamtgewicht
von Polyvinylalkohol und Stärke im eingesetzten Granulat -
herstellt und daß man diese Lösungen in an sich bekannter Weise
im sogenannten Beaming-, Sizing- oder Slashing-Verfahren
einsetzt.
Soll die erfindungsgemäße Textilschlichte-Zubereitung für die
Behandlung hydrophiler Fasern wie Baumwolle verwendet werden, so
ist es vorteilhaft, keine zusätzlichen Plastiziser außer dem in
der Acetalrezeptur enthaltenen und auch als Plastiziser wirkenden
Glycerin einzusetzen.
Bei dieser Verwendung erfolgt die Quellung/Lösung vorzugsweise
in Wasser/Äthylalkohol-Gemischen mit 0 bis 60 Gew-% Alkoholanteil,
vorzugsweise 0 bis 20 Gew-% Alkoholanteil, insbesondere in
reinem Wasser.
Die Erfindung wird durch nachstehendes Beispiel näher erläutert.
1. Herstellung des Textilschlichtemittels:
In einem Zweischnecken-Extruder wird ein Gemisch von Polyvinylalkohol
(MOWIOL® 4-88) mit 10 Gew-% Glycerin und 5 Gew-% Wasser
(beides bezogen auf Polyvinylalkohol) bei 105°C aufgeschmolzen
und homogenisiert. Dann wird in die Schmelze ein vorher homogenisiertes,
thermoplastifiziertes und dann granuliertes Gemisch
einer oxidativ schwach abgebauten, propoxylierten (3 Mol PO pro
100 C6-Einheiten) Stärke (St) mit mittlerem Molekulargewicht M =
200.000 zusammen mit 20 Gew-% (bezogen auf die St-Menge) eingeknetet.
Das Mengenverhältnis Polyvinylalkohol:Stärke beträgt
60:40 Gew-Teile.
Gleichzeitig mit der Eintragung der St-Menge wird verdünnte,
wäßrige Phosphorsäure (15 Gew-%ige H3PO4) bis auf einen Gesamtgehalt
von 1,5 Gew-% zugesetzt.
Die Zugabegeschwindigkeiten und die Extruderdrehzahl werden so
eingestellt, daß eine Reaktionszeit von 7,5 Minuten bei 105°C
zur Verfügung steht. Nach dieser Reaktionszeit wird das Reaktionsgemisch
mit wäßriger Ammoniaklösung neutralisiert, wobei
die wäßrige Ammoniaklösung in das letzte Extrudergehäuse
zudosiert wird.
Die 13C-NMR-Analyse ergab einen Acetalisierungsgrad von 68%
d.Th.. Anschließend wird aus dem Extrudat in an sich bekannter
Weise ein Granulat hergestellt. Dieses weist einen relativ hohen
Wassergehalt bedingt durch die Zugabe an wäßrigem Neutralisationsmittel,
auf und kann daher leicht angelöst werden.
2. Verfahren zur erfindungsgemäßen Textilschlichteherstellung
sowie dessen Anwendung:
Ebenfalls ins letzte Extrudergehäuse zugegeben wird Sorbitol (6
Gew-%) sowie ein Fettalkohol-Äthoxylat (0,5 Gew%; 10 ÄO).
100 kg des wie unter 1. beschrieben hergestellten Textilschlichtemittels
werden in Granulatform in 200 kg kaltem Wasser 2
Stunden lang unter langsamem Rühren anquellen gelassen und anschließend
nach Zugabe von weiteren 700 kg Wasser und Erwärmung
auf 75°C kolloidal gelöst.
Der kolloidalen Lösung werden noch 1,5 Gew-% bezogen auf reinen
Öl-Inhalt einer handelsüblichen, wasserverdünnbaren Öl-Emulsion
wie Silicon-Öl als Gleitmittel zugesetzt.
Die so hergestellte Textilschlichte wird im slashing-Verfahren
auf Baumwollfasern und in einem zweiten Versuch auf Polyester-(TERYLENE®)-Fasern
aufgebracht.
In beiden Fällen ist eine zufriedenstellende Verwebung möglich.
Zum Desizing wird das Gewebe in heißem Wasser bei 75°C ausgewaschen.
Anschließend werden Proben vom Abwasser und vom Gewebe
genommen.
Der Restgehalt an Schlichtemittel auf dem Gewebe liegt nach dem
Desizing-Vorgang unter 0,01 Gew-%.
Die biologische Abbaubarkeit des Schlichtemittelinhalts im
Desizing-Abwasser wird nach dem mod. Sturm-Test bestimmt. Es
konnten folgende Resultate ermittelt werden:
Testtag | Mineralisierung zu CO2 in % des TOC |
| bei 20°C | bei 12°C |
7 | 30 | 23 |
14 | 54 | 45 |
21 | 69 | 60 |
28 | 76% | 71% |
Es werden also weder eine, eine Adaptationszeit signalisierende,
Induktionsperiode, noch ein zu starker Abbaubarkeitsabfall bei
tieferer Temperatur festgestellt.
Üblicherweise werden Substrate, die im oben genannten Sturm-Test
nach 28 Tagen eine Mineralisierung von mehr als 60% zeigen, als
gut biologisch abbaubar bezeichnet. Solche, die mehr als 70%
zeigen, werden sogar als sehr gut biologisch abbaubar bezeichnet.