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Verfahren zum Beschichten von folienartigen Trägerstoffen mit wärmehärtbaren
Kunstharzpreßmassen Es ist vielfach versucht worden, dünne Überzüge aus Kunstharzpreßstoffen
auf bekannte Plattenwerkstoffe, wie auf Sperrholz, Hartfaserplatten, aufzubringen,
teils um minderwertigere Trägerstoffe in ihrer Oberfläche zu veredeln, teils um
bestimmte Oberflächeneffekte und besondere Oberflächen- oder Verbundeigenschaften
zu erzielen. Die bekannten Vorschläge zur Herstellung von Preßstoffbelägen auf Platten
beliebigen Materials lassen sich in folgende drei Gruppen einteilen: Aufpressen
von pulverförmigen Preßmassen auf Trägerplatten, Aufpressen von Preßmassebahnen,
z. B. von harzimprägnierten Zellstoff-oder Textilbahnen auf Trägerplatten, und Herstellung
von dünnen und oft aus mehreren Einzellagen bestehenden Schichtpreßstoffplatten,
die nach ihrer Fertigung in einem besonderen Arbeitsgang auf das zu veredelnde Trägermaterial
im Kalt- oder Warmleimverfahren aufgebracht werden.
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Das Aufpressen von pulverförmigen Preßmassen scheiterte praktisch
bei allen Trägerstoffen aus verschiedenen Gründen. Selbst bei sehr gleichmäßiger
Verteilung des Preßmassenpulvers auf der Trägerplatte sind hohe Preßdrücke erforderlich,
um die einzelnen Preßmassenkörner einigermaßen zum Ineinanderfließen zu bringen.
Die üblichen Trägerstoffe vertragen diese Drücke aber nicht. Sie geben dem hohen,
meist erheblich über Ioo kg/cm2 liegenden Preßdruck zumindest lokal nach, wodurch
an diesen Stellen .die Preßmasse" nicht zum
Ausfließen kommt. Dies
trifft sowohl für gewachsene Trägerstoffe, wie Hölzer, wie auch für Sperr-. hölzer
und in besonderem Maße für Holzfaserplatten und sonstiges Plattenmaterial zu, dessen
Herstellungsdruck wesentlich unter dem hier aufzuwendenden Preßdruck liegt. Auch
bei extremer Erhöhung des Preßdruckes bleibt der Erfolg aus, weil die ursprünglich
vorhandenen unterschiedlichen Verdichtungsgrade in den nicht mehr fließfähigen Trägerplatten
erhalten bleiben. Die zu veredelnden Trägerstoffe sind meistens gegenüber den erforderlichen
und über Ioo° liegenden Preßtemperaturen sehr empfindlich, da hierbei ihr natürliches
Feuchtigkeitsgleichgewicht gewaltsam gestört wird. Die Folgen hiervon sind untragbar
starker Verzug nach der Abkühlung sowie Störung des Härtungsvorganges in der aufzupressenden
Preßmasse. ' Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nun möglich, Folien beliebiger
Flächenausdehnung mit handelsüblichen pulverförmigen Warmpreßmassen fehlerfrei herzustellen,
wobei nur niedrige Preßdrücke benötigt werden. Durch den geringen Druckbedarf ist
das Verfahren besonders wirtschaftlich. Die zur Herstellung fleckenfreier und farbreiner
Flächen beliebiger Größe erforderlichen Preßdrücke betragen bei Verwendung normaler
pulverförmiger Preßmassen nach diesem Verfahren nur noch etwa ein Fünftel bis ein
Zehntel des bisher benötigten Preßdruckes. Die Stärken der ausgepreßten Preßstoffolien
können beliebig gewählt werden. Ein besonderer Vorzug des Verfahrens liegt darin,
daß auch extrem dünne Folien bis herunter zu etwa o,I bis o,2 mm selbst bei Verwendung
pulverförmiger Preßmassen einwandfrei herstellbar sind, d. h. die Folien können
nahezu so dünn wie ein normaler Lackanstrich gehalten werden, wobei sie Korrosionsfestigkeit
aufweisen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren besteht darin, daß eine pulverartige
oder gegebenenfalls auch feinfaserige Preßmasse auf einer unverharzten oder schwach
verharzten Trägerunterlage, beispielsweise auf einer Unterlage von dünnem Papier,
gleichmäßig ausgelegt und vor dem Verpressen mit einem das in der Preßmasse jeweils
vorliegende Kunstharz leicht anquellenden, unter Ioo° siedenden Lösungsmittel bedampft
und im mehr oder weniger angequollenen Zustand auf einer weichen und den Druckausgleich
unterstützenden Unterlage gegen einen beheizten Preßstempel gepreßt wird.
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Als anquellende Mittel kommen je nach Harzart beispielsweise Ammoniak-,
Aldehyd-,Alkohol-und Ketondämpfe in Frage, für Phenol- und Kresolpreßmassen besonders
Acetondämpfe. Bei schwer anquellenden oder nicht quellfähigen Harzkörpern können
quellfähige Harzkomponenten, wie Phenol-, Kresol-, Xylenol-, Carbamid-, Dicyandiamid-und
Melaminformaldehydharze und bzw. oder auch harzfremde quellfähige Stoffe in die
Preßmasse und bzw. oder in das nicht quellfähige Kunstharz mit eingemischt werden,
um den Effekt zu erzielen. Die Bedampfung kann unter atmosphärischen Bedingungen
erfolgen, vorzugsweise ist jedoch eine Vakuumbedampfung geeignet, die eine gute
Dosierung des Duellmittels ermöglicht.
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Als druckausgleichende Unterlagen beim Pressen können beispielsweise
Papier- und Pappebahnen, Filzbahnen, Vliese, warmfeste gummiartige Stoffe Verwendung
finden.
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Nach einem bekannten Verfahren werden Preßkörper von hoher Elastizität
bei gleichzeitiger guter Volumenbeständigkeit hergestellt, indem den zugrunde liegenden
Preßmassen bei ihrer Herstellung höhersiedende Verbindungen, wie hydrierte Phenole
od. dgl., als Elastifizierungsmittel zugesetzt werden. Diese Mittel sind bei der
Härtungs- bzw. Preßtemperatur nicht flüchtig und bleiben infolgedessen in den Endpreßkörpern
enthalten. Dieses Verfahren hat mit der vorliegenden Erfindung ebensowenig etwas
zu tun wie eine andere ältere Arbeitsweise, bei der Deckschichten auf Materialien
beliebiger Art mittels Suspensionen hergestellt werden, die als Suspensionsmittel
wäßrige Lösungen von Harnstofformaldehydharzen enthalten. Gegenüber beiden Verfahren
unterscheidet sich das erfindungsgemäße Verfahren einmal darin, daß bei der Bedampfung
der für die Herstellung der Folien angewendeten Preßmassen nur bestimmte niedrigsiedende
Quellungsmittel verwendet werden, die während des Härtungsvorganges leicht wieder
aus den Massen entweichen, und zum anderen darin, daß die Menge dieser auf die Preßmassen
aufgebrachten Quellungsmittel nur sehr gering ist, so daß keine Störung des bei
niedrigen Drücken durchgeführten Preßvorganges eintritt. Beispiel i Eine mit einem
eingefärbten Kresol-Resol imprägnierte und normal vorgetrocknete Zellstoffbahn wird
auf eine dünne, relativ harzarm imprägnierte und stark vorgehärtete Unterlage, beispielsweise
auf eine Papierbahn, aufgelegt und in einem evakuierbaren Behälter eingebracht,
an den, ein mittels Hahn oder Ventil abschließbarer Behälter angeschlossen ist,
der als Quellmittel Äthylalkohol enthält. Nach Evakuierung des Vakuumbehälters auf
etwa 3o Torr wird Verbindung mit dem Quellmittelbehälter hergestellt. Unter dem
Einfluß des Unterdruckes treten augenblicklich -große Dampfmengen des Quellmittels
in den Vakuumbehälter ein und beladen fast augenblicklich die vorher evakuierte
Zellstoff- bzw. Papierbahn. Hierdurch wird das Harz sofort angequollen und so seine
Fließfähigkeit wesentlich erhöht. Nach Beladung der Bahn mit Alkoholdampf auf etwa
3'/o ihres Gewichtes wird nach Aufhebung des Vakuums die Zellstoffbahn mit ihrer
Papierunterlage dem Vakuumbehälter entnommen und anschließend in eine beheizte Plattenpresse
gebracht, deren untere Platte mit einer weichen Unterlage, beispielsweise mit einer
Filzbahn, belegt ist. Die Pressung erfolgt bei einem Druck von etwa a5 kg/cm2, wobei
die harzreichere Zellstoffbahn, die die Oberfläche der endgültigen Preßstoffolie
darstellen soll, gegen
die polierte obere Platte gepreßt wird. Der
geringe, etwa 8 bis 15 0/o betragende Harzgehalt der Papierunterlage sowie ihre
starke Vorhärtung vor dem Pressen verhüten einen Harzaustritt nach der weichen Unterlage
hin, so daß keine Verklebung mit der Filzbahn erfolgt. Die so erhaltene Rückseite
der fertigen Folie ist matt und rauh und beliebig verleimbar, während die Oberseite
der Folie einwandfreien und farbreinen Preßstoffglanz aufweist.
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Bei geeigneter Dimensionierung der Vakuumanlage können viele Quadratmeter
an vorbereiteten Folien gleichzeitig bedampft und anschließend in der dargelegten
Weise auf einer Etagenpresse verpreßt werden. Beispiel 2 Auf einer billigen Papierunterlage,
beispielsweise auf unbedrucktem oder auch bedrucktem Zeitungspapier, das mit einem
wärmehärtbaren Harz auf etwa Io% Harzgehalt imprägniert und stark vorgehärtet ist,
wird eine eingefärbte Holzmehl- oder Gesteinsmehlmasse auf der Grundlage eines Phenolnovolaks
in möglichst gleichmäßig verteilter dünner Schicht, etwa in einer Menge von 25o
g/m2, aufgebracht. Anschließend erfolgt Evakuierung und Bedampfung mit Aceton bis
zu einem Gehalt von etwa 11/20/o des Preßmassengewichtes in analoger Weise wie im
Beispiel 1. Nach der anschließend erfolgenden und in wenigen Sekunden durchführbaren
Bedampfung sind die einzelnen Preßmassenkörner durch Anquellung derart mit der Papierunterlage
und auch untereinander verklebt, daß selbst beim Umdrehen der mit Preßmasse belegten
Papierbahn die Preßmasse zuverlässig haftentleibt. Dieser Umstand erleichtert das
Hantieren beim Einlegen der bedampften Bahn in die Plattenpresse und verhütet, daß
die Preßmasse beim Zufahren der Presse infolge von Luftbewegungen stellenweise von
ihrer Unterlage fortgeblasen wird. Die Pressung erfolgt wie im Beispiel 1 auf weicher
Unterlage bei einem Druck von beispielsweise 18 kg/cm2. Nach dem Pressen ist auch
hier die Rückseite der fertigen Folie rauh und leimfähig, während die Oberseite
bei entsprechend poliertem Oberstempel die bei Preßmassen bekannte und sonst nur
bei hohen Preßdrücken von 2oo bis 400 kg/cm2 erreichbare Oberflächengüte aufweist.
Die Dicke der im Beispiel vorliegenden fertigen Folie beträgt etwa o,18 mm.