DE962231C - Verfahren zur Herstellung eines gesinterten, aus Mischkristallen bestehenden weichmagnetischen Ferritmaterials fuer Hochfrequenzzwecke - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines gesinterten, aus Mischkristallen bestehenden weichmagnetischen Ferritmaterials fuer HochfrequenzzweckeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines gesinterten, aus homogenen
Mischkristallen bestehenden weichmagnetischen Ferritmaterials. Ein derartiges Material wird für
Spulenkerne benötigt, in denen eine geringe Induktion auftritt, wie dies z. B. in Radio-, Telegraphie-
und Telephoniegeräten der Fall ist.
Derartige ferromagnetische Ferrite haben Spinellstruktur
und eine Zusammensetzung gemäß der Formel Me O · Fe2 O3, wobei Me ein zweiwertiges
Metall, wie z. B. Mn++, Ni++, Fe++ und gegebenenfalls
Zn++ oder eine Kombination mehrerer derartiger
zweiwertiger Metalle sein kann.
Schon lange vor der Erfindung war darauf hingewiesen worden, daß es aussichtsreich erscheine,
Ferrite und Mischferrite als Material für Hochfrequenzspulenkerne zu verwenden. Man erwartete
von diesen Ferriten nämlich insbesondere deshalb erhebliche Vorteile, weil infolge ihres hohen
spezifischen Widerstandes die bislang übliche Verarbeitung zu Massekernen nicht erforderlich
erschien.
Solche Massekerne bestehen bekanntlich aus pulverförmigem ferromagnetischem Material, das
mit einem isolierenden Bindemittel verpreßt ist. Massekerne haben den Nachteil, daß infolge der
Einschaltung des unmagnetischen Bindemittels die Anfangspermeabilität sehr gering ist. Man wollte
demgegenüber gesinterte, also kompakte Kerne herstellen, die günstigere Eigenschaften haben, weil
sie eine "wesentlich höhere Anfangspermeabilität
to aufweisen.
Es gelang jedoch nicht, Ferrite mit reproduzierbaren Ergebnissen fabrikatorisch herzustellen; deshalb
haben diese früheren Vorschläge nicht zu einer Anwendung in der Praxis geführt. Bei ferromagnetischen
Materialien, insbesondere bei Ferriten, hängen nämlich die für die Verwendung des Materials
wichtigen Größen, insbesondere die Anfangspermeabilität und die Verluste, in komplizierter
Weise von den anderen physikalischen und chemisehen Eigenschaften ab. Im allgemeinen können
einzelne dieser Eigenschaften nicht ohne Rückwirkung auf andere Eigenschaften verändert werden.
Diese Schwierigkeiten waren ein Grund dafür, daß trotz der älteren Vorschläge jahrzehntelang die
Herstellung von praktisch brauchbaren Hochfrequenzferriten nicht gelang."
Bei der Erfindung wird von der bekannten Theorie ausgegangen, daß bei einem ferromagnetischen
Material die Anfangspermeabilität hoch ist und die Hystereseverluste klein sind, wenn die Magnetostriktion
klein ist. Nach dieser Theorie, die mit gewisser Einschränkung gilt, ist die Anfangsperme-
T 2
abilität proportional dem Quotienten -f-, wobei /s
die Sättigungsmagnetisierung und λ die Sättigungsmagnetostriktion
sind. Die Anfangspermeabilität hat danach einen Höchstwert, wenn die Sättigungsmagnetostriktion
etwa Null ist.
Bekanntlich ist bei ferromagnetischem Material in einem Einkristall die Längsmagnetostriktion, in
Richtung des Magnetfeldes gemessen, in verschiedenen Achsen des Kristalls verschieden. Dabei weist
die transversale Magnetostriktion, in Querrichtung zum Feld gemessen, gegenüber der Längsmagnetostriktion
meist das entgegengesetzte Vorzeichen auf, da das Volumen des Kristalls praktisch unverändert
bleibt. Von technischer Bedeutung ist jedoch in der Regel nur die nachstehend allein in Betracht
gezogene Sättigungsmagnetostriktion in Feldrichtung, die im folgenden kurz als »Magnetostriktion«
bezeichnet ist. Ein polykristallines Material, z. B. ein gesintertes Ferrit, besteht natürlich aus einer
Vielzahl von Einzelkristallen, die in jeder beliebigen Richtung gegenüber dem Feld orientiert sind. Der
Wert der Längsmagnetostriktion eines derartigen polykristallinen Materials entspricht etwa einem
mittleren Wert der an einem Einkristall gemessenen Magnetostriktionswerte.
Eine Möglichkeit, die Magnetostriktion herabzusetzen und damit die Permeabilität zu erhöhen, bestünde
nun darin, den Curiepünkt nahe an die Betriebstemperatur, vorzugsweise Zimmertemperatur,
heranzurücken. Hierbei ergibt sich jedoch der Nachteil, daß auch die Sättigungsmagnetisierung
abnimmt, so daß die erstrebte Verbesserung wieder aufgehoben wird. Weiterhin ist dicht unterhalb des
Curiepunktes die Anfangspermeabilität außerordentlich stark temperaturabhängig; dies ist sehr
unerwünscht, weil sich dann bei kleiner Temperaturänderung schon große Schwankungen der Induktivität
einer einen derartigen Kern enthaltenden Spule ergeben.
Nach der Erfindung wird zur Lösung der Aufgabe, den Magnetostriktionswert des Ferritmaterials
erheblich zu erniedrigen, grundsätzlich ein anderer Weg beschritten; es erfolgt nämlich die Bildung
eines homogenen Mischkristalls aus Mangan-Zink- oder Nickel-Zink-Ferriten.
Von den Aletallegierungen her ist es bekannt, daß die Magnetostriktion einer Legierung in unübersichtlicher
Weise'vom gegenseitigen Verhältnis der Legierungsbestandteile abhängt; eine Legierung
aus Eisen und Nickel, die beide eine negative Magnetostriktion besitzen, kann z. B. bei gewissen
Zusammensetzungen durchaus sehr hohe positive Magnetostriktionswerte erreichen. Wenn man aus
den bekannten ferromagnetischen Metallen eine Legierung mit sehr kleiner Magnetostriktion erhalten
will, ist man daher ganz auf das Probieren angewiesen.
Der Erfindung liegt nun die Erkenntnis zugrunde, daß die für die Herstellung des Mischkristallmaterials
in Betracht kommenden ferromagnetischen Ferrite eine negative Magnetostriktion aufweisen.
Untersuchungen, die zur Erfindung geführt haben, haben ferner gezeigt, daß die Magnetostriktion des
Mischferrites aus den Magnetostriktionswerten der Komponenten mit positiver und negativer Magnetostriktion
sowie aus ihrem Mischungsverhältnis leicht vorherbestimmt werden kann, da bei Mischferriten
— in auffälligem Gegensatz zu dem vorstehend erläuterten Verhalten bei Metallegierungen
— die Magnetostriktionswerte gesetzmäßig von den Magnetostriktionswerten der Komponenten abhängen.
Unter Ausnutzung dieser Erkenntnisse wird nun zur Herstellung eines gesinterten, aus homogenen
Mischkristallen bestehenden weichmagnetischen Ferritmaterials für Hochfrequenzzwecke mit einem
Magnetostriktionswert von etwa Null gemäß der Erfindung ein Mischkristallmaterial von einem
Ferrit negativer Magnetostriktion, nämlich Mangan-Zink-Ferrit oder Nickel-Zink-Ferrit, das
Ferroferrit, als Ferrit positiver Magnetostriktion, enthält, gebildet und der Magnetostriktionswert Null
dieses Materials durch Einstellung des Mischungs-Verhältnisses der Ferritkomponenten erreicht. Da
hierbei wohl der Magnetostriktionswert λ kleiner wird, die Sättigungsmagnetisierung /s sich aber
nicht wesentlich ändert, gegebenenfalls sogar erhöht wird, bereitet es keine Schwierigkeiten, bei
I 2 Anwendung der Erfindung für das Produkt-^- einen
Wert von mehr als 2 · io10 zu erreichen.
Ferroferrit hat einen verhältnismäßig niedrigen spezifischen Widerstand (etwa io~2 Ohm · cm),
im Vergleich zu anderen ferromagnetischen Fer-
riten, die einen spezifischen Widerstand von io° bis ι o9 Ohm · cm und mehr aufweisen. In reinem
Ferroferrit sind daher die Wirbelstromverluste, insbesondere bei hohem Frequenzen, außerordent-Hch
stark; es bestand aus diesem Grund zunächst ein erhebliches Vorurteil gegen die Verwendung
von Ferroferrit für gesinterte Kerne, das zuvor überwunden werden mußte.
Es hat sich nun als ein besonderer Vorteil herausgestellt, daß zur Erreichung des Nullwertes der
Magnetostriktion nur verhältnismäßig wenig Ferroferrit bzw. zweiwertiges Eisen, das beim Ferroferrit
die Stellung von Me in der eingangs erwähnten Ferritformel Me O · Fe2 O3 einnimmt, in dem
gesinterten Material notwendig ist. Überraschenderweise ergibt sich, daß die durch Herabsetzung
der Magnetostriktion erzielten Verbesserungen, insbesondere die niedrigeren Hystereseverluste und
die höhere Anfangspermeabilität, bei weitem den praktisch bedeutungslosen Umstand eines leichten
Ansteigens der Wirbelstromverluste überwiegen. Die durch die Ferroferritkomponente unvermeidlich
bedingten Wirbelstromverluste sind daher bei Anwendung des Verfahrens nach der Erfindung
praktisch bedeutungslos.
Der früher gemachte Vorschlag, als Material für Spulenkerne allein oder überwiegend Ferroferrit
zu benutzen, verlangte demgegenüber eine Verarbeitung von Ferroferritpulver mit einem Bindemittel,
um die Verluste herabzusetzen, wie das auch bei der Herstellung von Massekernen aus
metallischem Eisen üblich war. Die Anfangspermeabilitäten derartiger Massekerne sind aber
ziemlich niedrig.
Es ist ferner bekannt, zur Erhöhung des Magnetismus der Ferrite, diesen vor dem Sintern kleine
Mengen FeO · Fe2O3 oder einen Überschuß an
Fe2O3, als dem stöchiometrischen Verhältnis entspricht,
zuzusetzen, aus dem beim Sintern FeO-Fe2O3 entsteht, welches z.B. mit ZnO-Fe2O3
eine feste Lösung bildet. Hierbei sind keine bestimmten Mengenverhältnisse genannt und auch nur
Zinkferrit als Beispiel angegeben. Auch ein Hinweis über die Beeinflussung der Magnetostriktion
des gesinterten Ferritmaterials ist dort nicht enthalten. Wesentlich für die Erfindung ist demgegenüber
die Auswahl von Mangan-Zink- oder Nickel-Zink-Ferriten, die besondere Vorteile bieten für
die Einstellung der Magnetostriktion von etwa Null unter Erzeugung einer relativ geringen Menge
Ferroferrit.
Daher erhält man besonders günstige Werte bei Verwendung von Mangan-Zink-Ferrit als Komponente
negativer Magnetostriktion, weil dieses Ferrit nur eine kleine negative Magnetostriktion aufweist
und daher nur besonders wenig, z. B. nur 1 bis 12 Gewichtsprozent Ferroferrit erforderlich sind.
Mangan-Zink-Ferrit hat auch eine sehr niedrige Kristallanisotropie; daher wirkt sich die Herabsetzung
der Magnetostriktion besonders deutlich auf die Anfangspermeabilität aus.
Nickel-Zink-Ferrit hat zwar eine größere negative Magnetostriktion, so daß für eine vollständige
Kompensation eine verhältnismäßig größere Menge Ferroferrit erforderlich wäre. Aber auch mit wenig
Ferroferrit läßt sich unter bewußtem Verzicht auf eine ganz genaue Erreichung des Nullwertes der
Magnetostriktion eine merkliche Verbesserung erzielen.
Ein Mischkristall besteht aus vorgebildeten Ferriten und/oder ferritbildenden Oxyden, die
einen Überschuß an Fe2 O3 enthalten, wobei die Erzeugung
des zweiwertigen Eisens aus dreiwertigem Eisen durch Sauerstoff abspaltung während der
Sinterung erfolgt. Dieses Gemisch wird in einer sauerstoffarmen Atmosphäre, vorzugsweise in einer
Stickstoffatmosphäre, bei hoher Temperatur, z. B. 1000 bis 12000 C oder mehr, gesintert und/oder abgekühlt,
so daß ein Teil des Ferrioxydes (Fe2O3)
in Ferrooxyd (FeO) übergeht und Ferroferrit (Fe3O4) entsteht, das als Komponente in das sich
bildende Mischkristallmaterial eingeht. Es braucht dabei dem Ausgangsgemisch Eisen nur in dreiwertiger
Form als Ferrioxyd beigegeben zu werden, das leicht in gewünschter Reinheit und
Reaktionsfähigkeit erhältlich ist.
Ausführungsbeispiele:
ι. Gemische von reinem Mn O2, reinem Zn O und
reinem Fe2O3 in einem Molekülverhältnis von
23 : 25 : 52 und 21 : 25 : 54 werden 3 Stunden lang in einer Eisenkugelmühle gemahlen. Aus den Gemischen
wird dann mit Wasser als Plastifizierungsmittel ein Stab von 100 -2-2 mm mit einem Druck
von 4Tonnen/cm2 gepreßt. Der Stab wird 2 Stunden lang bei 13000 C in reinem Stickstoff gesintert und
darauf in etwa V2 Stunde bis auf Zimmertemperatur abgekühlt, ebenfalls in Stickstoff. Die Werte
der Sättigungsmagnetostriktion λ, der Sättigungsmagnetisierung /s, des Quotienten /s 2, des Curie-
punktes und der Anfangspermeabilität μ dieser Stäbe sind in der untenstehenden Tabelle angegeben.
in c. g. s.
Einheiten
Einheiten
320
380
380
25
IO
IO
Curiepunkt in 0C
125 150
igoo 1300
Aus dem mit dem Präparat Nr. 1 übereinstimmenden Material wurde ein magnetischer ringförmiger
Kern mit einer Effektivpermeabilität von 125 hergestellt. Bei 2000 Hz und einer maximalen
Induktion von 7,5 Gauß stellte sich der Wert— für
diesen Kreis auf 0,24. Dabei stellt Rh den durch die Hystereseverluste bedingten Verlustwiderstandsanteil
der auf den ringförmigen Kern aufgewickelten Spule und L deren Selbstinduktion dar.
2. Drei Gemische von reinem NiO, reinem ZnO und reinem Fe2O3 in Molekülverhältnissen von
13,8:32,2:54 und 12,6:29,4:58 werden in der gleichen Weise, wie im ersten Beispiel beschrieben,
zu Ferritstäben gesintert. In der folgenden Tabelle sind die magnetischen Eigenschaften der
erhaltenen Materialien und auch ihr Gehalt an zweiwertigem Eisen Fe++ angegeben.
I | λ· 10° | in c. g. s. | |
2 | Einheiten | ||
Nr. | —o,7 | 350 | |
Nr. | +4,1 | 400 | |
17-5
4.0
Claims (1)
- PATENTANSPRUCH:Curiepunkt
in 0C200
300Ferrogehalt in Gewichtsprozent2,85
5,38Verfahren zur Herstellung eines gesinterten, aus Mischkristallen bestehenden weichmagnetischen Ferritmaterials für Hochfrequenzzwecke, unter Zusatz von überschüssigem Fe2 O3 aus dem FeO gebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Mischung von Oxyden der Metalle Mangan oder Nickel einerseits und Zink andererseits mit mehr als 50 Molprozent Eisenoxyd, gerechnet als Fe2O3, in einer die Abspaltung von Sauerstoff bedingenden Atmosphäre bei einer Temperatur über 10000, vorzugsweise zwischen 1200 und 1300°, so sintert, daß aus dem Ferrioxyd so viel Ferrooxyd gebildet wird, daß der Magnetostriktionswert des entstandenen homogenen Mischkristallmaterials etwa den Wert Null erreicht.In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschriften Nr. 226 347, 227 787, 227788;schweizerische Patentschrift Nr. 139943;»Physikalisches Handwörterbuch«, 2. Auflage, S. 701;»Magnetische und elektrische Eigenschaften des Eisens und seiner Legierungen«, 1938, S. 324, 325;»Gmelins Handbuch der anorg. Chemie«, Teil B, 1926, S. 55, 56, Teil D, 1936, S. 318;Messkin-Kußmann, »Die ferromagnetischen Legierungen«, S. 164, 165;Houdzemont, Handbuch der Sonderstahlkunde«, 1943, S. 348, 349;Becker und Döring, »Ferromagnetismus«, 1939, S. 215, 281, 411, 412; »ETZ«, 60. Jahrgang, 1939, S. 498 ff.;»Physikalische Zeitschrift«, 1938, S. 209, 210; »Physikalische Berichte«, 5, 1924, S. 1769;»Recueil des Travaux Chimiques des Pays-Bas, 55, 1936, S. 331 bis 347;»Physica«, III, Nr. 6, 1936, S. 373, 374, 463, 464, 473 bis 475, 481, 482;»Physical Revue«, 24, 1924, S. 60 bis 67;»Proceedings Tokjo Mathematic-Physical Society«, Serie 2, Bd. 7, Okt. 191.3, S. 170 bis 174;»American Journal of Science«, 5. Serie, 1931, S. 144 bis 157;Japanische Zeitschrift »Elektrochemie«, Bd. V, 11. November 1937, Abschnitt IV des Berichtes über »Metalloxyde als magnetische Materialien« von Takashi Takai, S. 1 bis 9.Entgegengehaltene ältere Rechte:
Patent Nr. 756 383.1 609 862 4.57
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