-
Galvanisches Versilberungsbad Die bekannten Silberbäder für galvanische
Zwecke bestehen durchweg aus in Cyankali gelöstem Silber. Sie enthalten außer Cyansilberkalium
noch gewisse Mengen freies Cyankali und vielfach noch einen Zusatz an Kaliumcarbonat
und zeigen eine alkalische Reaktion. Das Cyankalium kann dabei ganz oder teilweise
durch Cyannatrium ersetzt sein. Diese Bäder zeigen eine gute Streuung und Stromausbeute
und ergeben dichte, weiße Silberniederschläge, die jedoch etwas grobkörnig und daher
matt sind.
-
Zum Glänzen dieser aus Cyansalzen hergestellten Silberniederschläge
sind als sogenannte Glanzzusätze zahllose Stoffe vorgeschlagen worden, hauptsächlich
organische Chemikalien, wie Schwefelkohlenstoff, Thioharnstoff, Türkischrotöl, Stärke
und andere mehr.
-
Zur Härtung der mit den cyankalischen Bädern hergestellten verhältnismäßig
weichen Silberniederschläge wurden außerdem kleine Zusätze, beispielsweise von weinsaurem
Blei, weinsaurem Wismut, Selen und/oder_Tellur und andere in Vorschlag gebracht.
Auch Zusätze von Salzen einer Oxysäure zu cyankalischen Bädern sind bereits in Vorschlag
gebracht worden.
-
Die große Giftigkeit der cyankalischen Bäder hat zu vielen Vorschlägen
für andere, weniger giftige oder ungiftige Versilberungsbäder geführt.
-
Auch besteht ein großes Bedürfnis an cyankalifreien Versilberungsbädern,
beispielsweise zur direkten Versilberung von Eisen und dessen Legierungen, wie den
rostfreien Stählen, sowie zur Versilberung von Glas und keramischen Massen. Bei
letzteren wird bekanntlich durch chemische Verspiegelung oder Einbrennen einer Silberharzemulsion
eine sehr dünne Silberschicht angebracht, die dann in einem galvanischen Bad verstärkt
wird. Mit den üblichen cyankalischen Silberbädern gelingt aber diese direkte Versilberung
nicht oder nur ungenügend, da die so erzeugten Silberschichten
entweder
keine Haftung zeigen - oder leicht- ab---blättern. Man mußte daher diese-
Gegenstände zuerst in einem sauren Kupferbad mit einer Kupferschicht überziehen,
um sie anschließend in einem cyankalischen Silberbad zu behandeln.
-
Aus diesen Gründen wurden daher auch schon saure Versilberungsbäder
vorgeschlagen, so z. B. aus Silbernitrat mit Zusätzen von Kaliumnitrat und Natriumnitrat,
ferner Silberjodidbäder, Thiosulfatb,äder und Bäder aus Silberrhodanid. Weiterhin
wurden galvanische Versilberungsbäder aus Sulfat-Fluoridlösungen bzw. Bor-Fluoridlösungen
in Vorschlag gebracht.--Auch ein-Silberbad, bestehend aus Silbernitrat und Ammoniumlactat,
ist in der Literatur erwähnt, ohne jedoch Bedeutung erlangt zu haben. Schließlich
sind noch galvanische Bäder aus phophorsauren und thiosulfathaltigen Silbersalzen'-
beschrieben worden, die ebenfalls keine Bedeutung in der Praxis erlangen konnten.
Von diesen vielen Vorschlägen ist das Silberjodidbad noch am brauchbarsten. Seine
Einführung scheitert jedoch an _ dem sehr hohen Preis des zur Herstellung dieses
-Bades benötigten Jodkaliums. Alle anderen sauren Silberbäder ergeben völlig unbefriedigende
Ergebnisse, da sich das Silber aus diesen-Bädern schwammförmig, dunkel und porös
niederschlägt.
-
Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß die Silbersalze der
Propionsäure -und ihrer Oxysäuren, insbesondere 'der -a-Oxypröpionsäure, sehr gute
galvanische Versilberungsbäder ergeben, wenn man diese Silbersalze in einem möglichst
kleinen Überschuß ihrer Säuren auflöst und mit einer entsprechenden Menge Wasser
verdünnt. Die Propionsäure gehört zu der Gruppe der Fettsäuren und hat die chemische
Formel C H3-C H2-CO O H. -Sie bildet die a- und die ß-Oxysäure. Zu den a-Oxypropionsäuren
gehört .die Gärungsmilchsäure, a11-gemein Milchsäure genannt, und die-Fleischmilchsäure,
die beide dieselbe chemische Formel C H3-C H O H-C O O H haben, sich-aber durch.
-ihre optischen Eigenschaften wie auch durch ihre chemisch verschiedene Reaktionsfähigkeit
unterscheiden.--Die--entsprechenden, zur Herstellung. der erfindungsgemäßen sauren
galvanischen Silberbäder benutzten Silbersalze haben die chemischen- Formeln C Ha-
C H2- C O O Ag bzw. CH3-CHOH-COO Ag.
-
Diese Silbersalze zeigen vermutlich deshalb sehr gute Eigenschaften
in galvanischen Bädern,-weil sie ,bei guter. Lösung in Wasser sehr- wenig dissoziiert
sind. Die damit erzeugten Niederschläge sind.dicht und zeigen eine sehr gute Haftung
auf ihrer Unterlage. Setzt man jedoch diesen Bädern organische oder .anorganische
Säuren oder deren-Salze mit guter Dissoziation hinzu, dann fallen die daraus hergestellten
Niederschläge grobkörnig ' oder schwammförmig, vielfach dunkelbraun oder schwarz
gefärbt aus. Die erfindungsgemäßen Bäder dürfen daher keine Nitrationen, Sulfationen
und -keine Ameisensäure, Essigsäure oder deren Salze enthalten. Dagegen haben sich
kleine Zusätze an Borsäure oder Boraten an Lactaten, wie z. B. Bleilactat, -und-Carbonaten
als vorteilhaft erwiesen, da diese Zusätze' härtende und glänzende Einflüsse auf
die Silberniederschläge zeigen.
-
Als Glanzbildner für die erfindungsgemäßen Silberbäder können weiterhin
kleine Mengen nicht dissoziierter Stoffe, wie Eialbumin oder Formaldehyd, zugesetzt
werden.
-
Die erfindungsgemäßen Silberbäder werden dadurch hergestellt, daß
. man Silberoxyd bzw. Silbcrcarbonat mit der entsprechenden, mit Wasser verdünnten
Fettsäure oder Oxyfettsäure in einer solchen Menge reagieren läßt, daß die entsprechende
-Säure-völlig abgesättigt ist. Die Wassermenge wird so gewählt, daß. der gewünschte
Silbergehalt in Gramm pro Liter Bad enthalten ist. Die Bäder können einen Silbergehalt
von 1o bis 30 g pro Liter aufweisen. Sie sind bereits ohne jede anderen Zusätze
verwendbar. Die Silberbäder gemäß der Erfindung können jedoch auch aus den festen
trockenen Silbersalzen 'der Propionsäure oder -ihrer Oxysäuren hergestellt werden,
indem man diese Salze in der entsprechenden Menge Wasser auflöst.
-
Die Abscheidung der Silberniederschläge erfolgt vorteilhafterweise
zwischen 0,4 und i Volt, am besten bei o,6 Volt. Die Stromausbeute ist nahezu hundertprozentig,
wobei mit einer verhältnismäßig hohen Stromdichte von 2 bis 6 Amp./dm2 gearbeitet
werden kann. Als Anoden werden Feinsilberanoden verwendet,--da- es sich überraschenderweise
gezeigt hat, -daß 'das Silber in- den- - erfindungsgemäßen Bädern als Anode restlos
in Lösung geht und die Anode nicht passiv wird, so daß bei entsprechend großer Anodenoberfläche
der Silbergehalt der Bäder -konstant bleibt, so daß. die-Bäder nicht regeneriert
öder durch Zusatz von Silbersalz in ihrem Silbergehalt ergänzt zu werden brauchen.
-
Im- -folgenden seien einzelne Beispiele der erfindungsgemäßen .Silberbäder
aufgeführt, wobei jedoch die Möglichkeiten der Badzusammensetzungen und ihrer glanzbildenden
Zusätze nicht auf die angeführten Beispiele beschränkt werden. An Stelle der erwähnten
Badzusätze können andere Säuren oder deren Salze treten, wobei jedoch nur eine ganz
schwache - Dissoziat_iori derselben --stattfinden darf und der -pH-Wert 6 der fertigen
Bäder nicht.-überschritten -werden darf. Auch andere als die erwähnten nicht dissoziierten
organischen Stoffe können den Bädern zugesetzt werden. - -- Beispiel i.- J 4o g
Silberlactat, i 1 Wasser. - -Beispiel II 309 Silbersalz der Fleischmilchsäure,
3 g Bleisalz der 11 Wasser. Beispiel III . -30 g Silberpropionat,
r 1 Wasser:, Beispiel IV Zog Silbersalz derFleschmilchsäure, 2ogSilbersalz der Gärungsmilchsäure,
1 1 Wasser. '
Beispiel V 2o g Silberpropionat, i g Borsäure, 2 g
Bleilactat, 1 1 Wasser.
-
Beispiel VI q.o g Silberlactat, 3 g Bleilactat, 5 g Borsäure, o,5
g Formaldehyd 3o"/oig, 1 1 Wasser. Beispiel VII 40 g Silberlactat, 2 g Cadmiumcarbonat,
5 g Eiweißlösung, 1 1 Wasser.
-
Beispiel VIII Zog Silbersalz der Fleischmilchsäure, 3 g Stannocarbonat,
i g Natriumborat, 1 1 .Wasser. Beispiel IX .4o g Silberlactat, 2 g Cadmiumcarbonat,
3 g Borsäure, 1 1 Wasser. BeispielX io g Silberpropionat, i g Cadmiumcarbonat, i
g Natriumborat, 1 1 Wasser.
-
Alle Bäder gemäß der Erfindung haben einen pH-Wert von 5 bis 6. DieBäder
können bei Zimmertemperatur arbeiten, doch ist eine Erwärmung auf q.o bis 5o° C
zu empfehlen.
-
Die Bäder sollen vorteilhafterweise gerührt werden, um eine Verarmung
der Silberionen in der Nähe der Kathode zu vermeiden. Als Anoden werden Feinsilberanoden
verwendet. Es können jedoch auch legierte Silberanoden mit entsprechenden Zusätzen
an Cadmium oder Blei bzw. Zinn verwendet werden, um die Badzusammensetzung konstant
zu halten, da die in den Bädern enthaltenen kleinen Mengen an Blei, Cadmium oder
Zinn in den kathodischen Niederschlag übergehen.