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Verfahren und Vorrichtung zum Trennen der einzelnen Bleche eines durch
Glühen od. dgl. zusammenhaftenden Blechpaketes durch abwechselndes Biegen und Geraderichten
desselben Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Trennen
der einzelnen Bleche eines z. B. durch Glühen oder @V,alzeii zusammenhaftenden Blechpaketes
durch abwechselndes Biegen und Geraderichten desselben.
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Das Trennen der zusammenhaftenden Bleche solcher Blechpakete erfolgt
zur Zeit meistens immer noch in einem sehr umständlichen und vor allem nur manuell
durchführbaren Arbeitsgang: die Blechpakete werden auf einer festen Unterlage an
ihren Ecken so lange mit Fäustelschlägeii bearbeitet, bis die Ecken eines Bleches
sich von denen des nächstfolgenden Bleches gelöst und etwas aufgekantet haben; dann
werden die Bleche einzeln an den aufgebogenen Ecken mit Zangen gepackt und von dem
darunterliegenden Blech abgeschält. Dieser langwierige und teure Arbeitsgang verursacht
vor allem einen größeren Anfall an Blechausschuß, da die verkanteten Ecken und in
entsprechender Breite auch die Blechkanten abgeschnitten werden müssen.
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Man ist zwar schon seit Jahrzehnten bemüht, diesen manuellen Arbeitsgang
durch Mechanisierung zu verbilligen. Zu diesem Zweck wurden mehrere Verfahren und
Vorrichtungen vorgeschlagen, bei denen die gedoppelten Bleche einer wellenförmigen
Verhiegung durch mehrere Walzenpaare ausgesetzt werden; dabei läßt man entweder
den Walzendruck im Scheitel der Biegungswelle angreifen, oder die: erzeugten Wellen
des Blechpaketes
werden zwischen Biegen und Geradestrecken einer
Zwischenstreckung zwischen den Walzenpaaren unterworfen.
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Bei anderen bekannten Vorrichtungen dieser :.rt arbeiten zwei hintereinandergeschaltete
Walzenpaare derart, daß das erste eine Einbeulung bzw. Eindrückung in das Blechpaket
in der einen Richtung vollzieht, während das zweite Walzenpaar mit zu den Zähnen
und Zahnlücken des ersten Walzenpaares entsprechend versetzten Zähnen und Zahnlücken
die vom ersten Walzenpaar erzeugte Eindrückung in die entgegengesetzte Richtung
umwalzt. Schließlich hat man vorgeschlagen, in einem großen Walzenaggregat die Bleche
zunächst in mehreren, vertikal zueinander leicht versetzten Walzenpaaren in ihrer
Haftung zu lockern und anschließend durch mehrere gezahnte Walzenpaare endgültig
zu trennen.
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Wegen der obengenannten einschneidenden Nachteile der manuellen Enthaftung
der Blechpakete hat sich bis heute keines der beschriebenen bekannten mechanischen
Enthaftungsverfahren in der Praxis durchsetzen können, und zwar aus Gründen, die
ebensosehr in den hohen Anschaffungs- und Betriebskosten solcher schweren, erhebliche
Antriebskräfte fordernden Aggregate zu sehen sind wie auch in den unvermeidlichen
Beschädigungen der Bleche bei diesen Verfahren, d. h. in dem hohen Anfall an Blechausschuß.
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Es liegt also der Erfindung das Problem zugrunde, ein schonend arbeitendes
Enthaftungsverfahren zu entwickeln sowie eine Vorrichtung, die bei einfachster Konstruktion
billig in der Erstellung ist und, mit geringen Drücken arbeitend, niedrige Betriebskosten
aufweist.
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Schon die beschriebenen bekannten Verfahren zum Enthaften beruhen
auf dem Prinzip, die zusammenbackenden Bleche einer seitlichen Verschiebung gegeneinander
zu unterwerfen und sie somit zu trennen. Jedoch sind die vorgeschlagenen Verfahrensschritte
und Vorrichtungen zu kompliziert, wie oben dargelegt wurde. Demgegenüber wird bei
der vorliegenden Erfindung von dem bekannten Standwalkverfahren ausgegangen, wie
dies z. B. zum Aufblättern eines Blockes Karten od. dgl. üblich ist. Bekanntlich
wird z. B. ;ein Paket Postkarten zwecks Abzählens dadurch aufgeblättert, daß man
zunächst das eine Ende des Paketes gut festhält und das andere um etwa 6o bis 9o°
aufbiegt, anschließend das umgebogene Ende unverrückbar festhält und das andere
Ende aufbiegt usf. Durch dieses Biegen tritt die unterste Kante infolge ihres etwas
größeren Radius und entsprechend kürzeren Weges beim Aufbiegen gegenüber der auf
ihr liegenden Karte etwas zurück, ebenso die zweitunterste Karte gegenüber der -dritten
usw., so daß schließlich alle Karten in ihrer Längsrichtung etwas verschoben sind,
sich am Paketende fächerförmig legen und derart aufgeblättert gut abgezählt werden
können. Wesentlich für die vorliegende Erfindüng ist dabei die eintretende Längsverschiebung
jeder einzelnen Karte gegenüber der benachbarten. Es ist ohne weiteres verständlich,
daß, auf ein Blechp.ak et übertragen, die genannte Längsverschiebung das Enthaften
der einzelnen aneinanderklebenden Bleche bewirken muß, und zwar auf eine wesentlich
billigere und einfachere Weise, als dies bei den beschriebenen großen Walzenaggregaten
möglich ist.
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Demgemäß wird mit der Erfindung vorgeschlagen, ein Blechpaket, dessen
einzelne Bleche enthaftet werden müssen, folgendem Verfahren zu unterwerfen: Bei
dem ersten Arbeitsgang wird an dem einen Ende A des Blechpaketes ein Preßbackenpaar
derart fest angezogen, daß die Bleche an diesem Paketende gegeneinander unverrückbar
festgehalten werden. Das andere Paketende B wird anschließend um mindestens 3o bis
6o° auf- bzw. abgebogen. Im zweiten Arbeitsgang wird das -ebenfalls mit Preßbacken
versehene EndeB, an dem jetzt die Bleche zwangsläufig etwas aufgeblättert sind,
durch Anziehen der Backen festgeklemmt und die Backen am EndeA gelöst. Wird nun
im dritten Arbeitsgang das Ende B in die normale Strecklage -des Blechpaketes zurückgebogen,
so wird die am Ende B bestehende Aufblätterung der Bleche sich auf das EndeA übertragen
müssen. Erforderlichenfalls kann der Prozeß der genannten drei Arbeitsgänge beliebig
wiederholt werden, bis alle Bleche voll enthaftet sind. Ein Ausweichen der Bleche,
insbesondere der oberen bzw. unteren Paketlagen zwischen den beiden Enden
A und B
in radialer Richtung wird durch Führungsrollen verhindert,
die sich über beide Seiten des Blechpaketes beim Blegeprozeß abrollen.
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Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ,anzusetzende
Vorrichtung umfaßt demnach je ein Preßbackenpaar an jedem Ende des Blechpaketes;
,die Backen dienen, wie aus obigem ersichtlich, einmal als Preßbacken, das andere
Mal als Führungsbacken; sie werden daher zweckmäßigerweise mit Führungskugeln oder
-rollen versehen, um in ihrer zweiten Funktion nicht einen allzu großen Reibungswiderstand
zu bewirken. Zwischen den beiden Backenpaaren sind schwere Rollenaggregate parallel
zur Blechpaketebene angeordnet, die das radiale Ausweichen der äußeren Blechlagen
beim Biegen verhindern. Das ganze Aggregat wird zweckmäßigerweise liegend angeordnet,
um den Rollenlagerdruck gleichmäßig zu verteilen. Auch kann die Biegevorrichtung
nur nach einer Seite des Paketes, also z. B. nach oben wirken oder nach unten oder
nach beiden Seiten. Man kann ,auch beide Backenpaare als Biegeelemente radial beweglich
anordnen. Konstruktiv zweckdienlicher ist es, nur das eine Backenpaar radial beweglich
zu lagern. Die Führungsröllen sind ihrerseits in schweren Rollenlagern, diese wiederum
in der Biegung entsprechenden Kurvengleitlagern anzuordnen. Das Ganze wird in einem
schweren Rahnmenumbau zusammengefaßt. Man kann diesen einer bestimmten genormten
Blechpaketgröße anpassen -oder auch Backenpaare und Führungsrollen längsveränderlich
derart anordnen, daß mit einem Biegeaggregat Blechpakete verschiedenster Größe enthaftet
werden können.
In der Zeichnung ist das Verfahren und die Vorrichtung
zur Durchführung desselben schematisch dargestellt: A und B sind die
beiden Preß-bzw. Führungsbacken an den beiden Enden des Blechpaketes, C die Führungsrollen,
die auf der oberen bzw. unteren Seite des Blechpaketes bei dessen Biegung abrollen.
Fig. i zeigt das aus dem Glühofen usw. kommende Blechpaket mit den einzelnen zusammenhaftenden
Blechen in noch gestreckter Lage zwischen ,den beiden Backen A und
B,
von denen B nicht ganz ,am Ende des Paketes zu liegen kommen :darf, um
bei der Biegung (Fig. 2) auch das unterste zurückgebliebene Blech noch mitzuerfassen.
Fig. 2 zeigt die Stellung des Paketes nach dem ersten Arbeitsgang; die Backen A
sind fest angezogen, die Backen B lose; das Blechpaket hat sich aufgeblättert. Nun
wird, wie oben erläutert, das Backenpaar B blockiert und A gelöst.
Beim Biegen des Endes bei B in die Normalstrecklage blättern :sich die Bleche auch
beim Ende bei A auf (s. Fig. 3). Falls erforderlich, wird der beschriebene Prozeß
wiederholt, bis alle Bleche vollkommen voneinander getrennt sind und mittels Greifer
od. dgl. leicht abgehoben werden können.
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Die patentbegründenden Vorteile des Verfahrens Seien noch einmal kurz
zusammengefaßt: ein manuelles, also unwirtschaftliches Verfahren mit hohem Ausschußanfall
wird durch ein sehr einfaches maschinelles Verfahren ersetzt. Die bekannten maschinellen
Verfahren und Vorrichtungen, die zur Enthaftung von Blechpaketen vorgeschlagen sind,
verursachen hohe Anschaffungs- und Betriebskosten. Bei der Wirkungsweise dieser
Vorrichtungen (wiederholtes Biegen und Strecken der Blechpakete innerhalb glatter
oder gezahnter Rollen kleineren Durchmessers) ist der Anfall einer größeren Menge
von Blechausschuß nicht vermeidbar. Diese Verfahren und Vorrichtungen haben sich
in der Praxis also nicht durchsetzen können. Demgegenüber wird bei dem vorliegenden
Verfahren nur eine Biegung des Blechpaketes innerhalb eines Radius vorgenommen,
dessen Größe die völlige Unversehrtheit der Bleche gewährleistet. Weiterhin wird
das Blechpaket nur von eben aufliegenden Preßbacken angepackt, so daß auch von dieser
Seite eine Beschädigung der Bleche, d. h. ein Blechausschuß ausgeschlossen ist.
Schließlich erfordert die Vorrichtung keinerlei Antrieb, sondern lediglich einen
Biegedruck, der durch Schraubgewinde oder hydraulisch mit geringen Kosten aufgebracht
werden kann.