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Ringdrehbühne An Stelle von Drehbühnen, die, im Prinzip eine Drehscheibe
mit wenigen, z. B. drei Sektoren für den Aufbau von Szenerien darstellen, hat man
auch schon drehbare Ringe als Träger der Bühnenbilder vorgeschlagen. Praktisch haben
sich diese Konstruktionen nicht bewährt, weil sie in .den gewählten Abmessungen
nicht leistungsfähig genug sind und überdies leicht Anlaß zu Betriebsunfällen geben.
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Die Erfindung hat eine Ringdrehbühne zum Gegenstand, deren Ausbildung
derartige Schwierigkeiten vermeidet und darauf abgestellt ist, den Bedürfnissen
einer modernen großen Bühne dadurch gerecht zu werden, daß der Gesamtplan von den
Erfordernissen der Bühne aus entwickelt wird. Die neuartige Ringdrehbühne ist dadurch
gekennzeichnet, daß ein Drehring von im Verhältnis zur Bühnenöffnung sehr großem
Durchmesser durch einen Schleusengang läuft, ,der abseits der Bühne eine zusätzliche
Öffnung zum Auf- und Abbau der Szenerien aufweist, vorzugsweise derart, daß diese
letztere Öffnung der Bühne gegenüberliegt und in ein Dekorationsmagazin mündet.
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Für die Erfindung ist hiernach wesentlich, daß der Drehring, dessen
Breite im Verhältnis zum Gesamtdurchmesser klein ist, ein im wesentlichen sich abgeschlossen
bewegendes Element darstellt, das nur zwei größere Zugänge aufweist, nämlich .die,
Bühnenöffnung und die entfernt. davon liegende
Aufbaustelle. Dies
hat erheblicheVorteile. Die Mitwirkenden einer Aufführung haben nur eine einzige
Möglichkeit, .den Drehring zu betreten, nämlich die Bühne selbst. Sie sind deshalb
vor Unfällen bewahrt, die mit dem drehbaren Ring zusammenhängen könnten, und vermögen.
sich außerdem in keiner Weise störend zwischen unfertigen Szenenaufbauten zu bewegen.
Umgekehrt aber können nunmehr die Szenerien völlig unabhängig vom Bühnenbetrieb
fertiggestellt werden, und zwar an einer Stelle, die .in unmittelbarer Nachbarschaft
der Dekorationsmagazine liegt und die schon, rein geräuschmä.ß@ig den Bühnenbetrieb
nicht beeinträch-. tigere kann.
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Darüber hinaus ergibt sich aber aus der Erfindung noch ein anderer
sehr wesentlicher Vorzug. Durch die .große Bemessung des Drehringes und seine feste
seitliche Begrenzung, z. B. durch eigentliche Wände, die den Schleusengang bilden,
..ist die Möglichkeit geschaffen, rings um den Schleusengang eine große Zahl von
Betriebsräumen, insbeson@ fiere von Garderoben u. dgl., anzuordnen, so daß die in
den meisten Bühnengebäuden gegebene lästige Notwendigkeit entfällt, die Mitwirkenden
in verschiedenen Stockwerken unterzubringen. Man kann hierbei z. B. so vorgehen,
daß die Außenwände des Schleusenganges Korridore umgeben, auf welche die erwähnten
Aufenthaltsräume münden.
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Durch die Anordnung und Bemessung des Drehringes gemäß -der Erfindung
bietet sich endlich die Möglichkeit, eine außergewöhnliche Bühnentiefe zu schaffen,
indem nämlich die innere Begrenzungswand des Schleusenganges im Bereich der Bühne
profilmäßig in einen nach innen, gegen die Ringmitte hin, eingebuchteten feststehenden
Rundhorizont übergeht. Vor diesem Rundhorizont können dann geeignete Bodenöffnungen
vorgesehen werden, -die zur Durchführung heb- und senkbarer Fernfronten dienen und
an deren Vorder- und Hinterkante Beleuchtungseinrichtungen für die beiden Rundhorizonte
vorgesehen werden können.
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Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der Zeichnung,
.die beispielhaft einen Grundriß der neuartigen rRingdrehbühne (Fig. i) und einen
Ouerschnitt (Fig. 2) wiedergibt. - - -In der Zeichnung ist mit i der Drehring bezeichnet,
der beispielsweise einen Durchmesser von 8o, ioo oder mehr Meter haben kann. Der
Drehring läuft in einem Schleusengang, der seitlich durch die Innenwandung 2 und
die Außenwandung 3 .fest begrenzt ist, wobei die Wandungen je nach .der architektonischen
Anlage völlig geschlossen oder mit- Fenstern versehen sein können.
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Der inmitten des Drehringes liegende Innenraun 4 wird entweder überdacht
oder als Lichthof ausgestaltet. Im ersten Fall kann er zur Aufnahme von Maschinen,
Probebühnen, Werkstätten und ähnlichem ausgenutzt werden, während im zweiten Fall
beispielsweise Einrichtungen zum Aufbau einer Freilichtbühne angebracht werden könnten.
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Gegenüber dem Zuschauerraum 5 bzw. dem Orchesterraum 6 befindet sich
die Bühnenöffnung 7, der gegebenenfalls eine Vorbühne 8 vorgelagert ist; welche
seitlich durch. die Wände 9 und io begrenzt wird. Der Hauptvorhang ist mit -i i,
der Bühnenvorhang mit 12- bezeichnet.
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Die innere Begrenzungswand 2 des Schleusenganges ist gegenübeir.,der
Bühnenöffnung (bei 13) zurückgesetzt, so. daß ein Raum 14 entsteht, der zur Aufnahme
eines feststehenden Rundhorizontes 15 dient. Vor diesen feststehenden Rundhorizont
kann noch ein beweglicher Rundhorizont 16 gezogen werden, der über den Drehrirng
i hinweg bis zu den Wänden 9, io reicht und dann benutzt wird, -wenn bei .verhältnismäß:ik
offenen Landschaftsszenerien der Drehring seitlich abgeschlossen werden ruß.
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Unmittelbar neben der Bühnenöffnung 7 sind an der Außenwand 3-des
Schleusenganges die Züge 17, 18 für Dekoration und Beleuchtung angeordnet. Naturgemäß
werden sowohl im Bereich ,des: Drehringes als :des Raumes, i4 Versenkungen in erforderlicher
Anzahl vorgesehen, z. B. auch für eine Etagenbühne. Entlang dem feststehenden. Rundhorizont
15 kann außerdem eine verhältnismäßig schmale Bodenöffnung 19 vorgesehen werden.,
durch «-elche elektrisch oder hydraulisch bzw. mechanisch heb- und senkbare Fernfronten
vor den Horizont geführt werden können. In Fig. 2 ist dies im Querschnitt dargestellt.
15 ist der feste Horizont, 16 der bewegliche Horizont, i9 die Bodenöffnung. 2o sind
die hebbären Fernfronten, während 21 und 22 Beleuchtungsanlagen darstellen.
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An die Außenwandung 3 des Schleusenganges schließen sich rechts und
links der Bühne Korridore 23 an, auf welche ein Kranz vonRäumen 24 mündet. Diese
Räume enthalten Garderoben für Solisten und Chöre, Friseure und ähnliches. Wie man
aus der Zeichnung ersieht, können die Darsteller beispielsweise von der Vorbühne
8 aus, d. h. vorn an den Wänden 9 und io vorbei, in die Korridore 23 gelangen und
umgekehrt, ohne mit dem Drehring außerhalb der Bühne irgendwie ,in Berührung zu
kommen.
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Der Bühne diametral gegenüber ist die äußere Umfassung des Drehringes
unterbrochen, so daß eine breite Öffnung 25 _entsteht, von der aus der Auf-undAbbau
der: Szenerien erfolgt. Es ist zweckmäßig, däß sich 'an niese Öffnung a5 und dem
ihm vorgelagerten Aufbauraum 26 unmittelbar das Dekorationsmagazin 27 anschließt,
wobei durch geeignete architektonischeAnordnung zugleich Räume entwickelt werden
können, die zur Aufnahme von Möbeln, als Zeichensäle u. dgl., dienen können.
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In Einzelheiten läßt sich der Erfindungsgedanke naturgemäß auch anders
als im Zeichnungsbeispiel verwirklichen:. So könnte die Aufbauöffnung 25 nur um
9o° oder um einen anderen Winkel versetzt zur Bühne angeordnet sein. Es wäre ferner
denkbar, daß ,die Innenwandung 2 .des Schleusenganges gegenüber. der Öffnung 2:5
unterbrochen. ist. Der Durchinesser des Drehringes, der sich nach den örtlichen
Verhältnissen richtet, wird in der Regel so gewählt werden, daß auf dem Ring eine
größere Zahl von Bühnenhildern, beispielsweise acht oder zehn oder zwölf, gleichzeitig
Raum hat. Dies hat auch den Vorzug, daß beispielsweise Szenenbilder eines
Stückes
vor der Aufführung fertiggestellt werden können, was nicht zuletzt wegen der geringeren
Eile der Umbauten auch eine Verringerung der notwendigen Anzahl an Bühnenarbeitern
zur Folge, hat.