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Verfahren zum Lackieren künstlich angerosteter Eisenoberflächen Neben
der Phosphatierung des Eisens hat sich als Vorbehandlung für nachfolgendes Lackieren
in neuerer Zeit ein Prozeß durchgesetzt, der als Dewozetieren bezeichnet wird. Eine
Beschreibung dieses Verfahrens ist in den Patentschriften 751 074 und 762
517 niedergelegt. Im einzelnen handelt es sich dabei um eine künstliche Anrostung
in feuchter Atmosphäre nach vorhergehender milder Beizung und Unterbrechung dieses
Vorganges durch Erhitzen auf etwa 2oo° während etwa i Stunde. Die dabei anfallenden
Schichten verbürgen für sich keinen Korrosionsschutz und sind auch nur bedingt reibfest.
Sie ergeben indes einen vorzüglichen Untergrund für nachfolgende Lackaufträge und
ermöglichen auf diese Weise die Erzeugung von Schutzüberzügen, die besonders hohen
Ansprüchen, namentlich auch in chemischer Hinsicht, zu genügen vermögen. Bei der
praktischen Durchführung des Verfahrens, die zweckmäßig im Fließprozeß erfolgt,
hat sich insofern ein gewisser Nachteil ergeben, als die notwendige Stabilisierung
der primären Oxydhydratschickt, wie angedeutet, nicht unerhebliche Zeit erfordert.
Da für nachfolgende Lackierung zunächst auch eine Abkühlung notwendig ist, was namentlich
bei größeren Objekten längere Dauer beansprucht, steigert sich der Zeitaufwand entsprechend.
Weiterhin ist für Einbrennlacke nochmals zu erhitzen, wobei ungefähr ähnliche Zeiten
und Temperaturen in Betracht kommen wie für die Stabilisierung der primären Oxydhydratschichten.
Es fragt sich daher, ob man gegebenenfalls die angedeuteten Einzelphasen des Fließprozesses
abkürzen bzw. zusammenfassen kann, um eine Einsparung an Zeit und Heizmaterial herbeizuführen.
Dabei muß das Ziel dahin gehen, Stabilisierung
der Oxydhydratschicht
und Erzeugung des Einbrennfilms zu einer Operation zusammenzuziehen.
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Diesbezügliche Versuche haben ergeben, daß hierbei gewisse Schwierigkeiten
auftreten, welche: das Ergebnis mehr oder weniger gefährden. Die Ursache ist darin
zu sehen, daß sich bei Umwandlung der Eisenoxydhydrate in wasserfreie Oxyde fortlaufend
Wasser als Dampf entwickelt. In den ersten Phasen der Filmbildung wirkt sich das
noch nicht besonders aus, indem zu diesem Zeitpunkt der Lack noch hinreichende Verlauffähigkeit
besitzt, um durch Dampfblasen bedingte Fehlstellen auszugleichen. Wohl aber stört
die Dampfbildung in den späteren Stadien der Verfilmung, was im Endergebnis darauf
hinausläuft; däß die erzielbaren Überzüge eine porige Beschaffenheit erlangen, womit
naturgemäß ihre Leistung als Schutzfilm entsprechend beeinträchtigt und gegebenenfalls
hinfällig wird.
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Erfindungsgemäß werden die Lacke unmittelbar auf die lediglich vorgetrocknete,
aber noch nicht oder nur teilstabilisierte, d. h. entwässerte Rostschicht aufgebracht,
so daß deren Entwässerung (Dehydratisierung) ganz oder zumindest teilweise zugleich
mit der Erzeugung des Einbrennfihns erfolgt.
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Es wurde nun gefunden, daß sich diese Nachteile beheben lassen, wenn
man Lackprodukte benutzt, denen entsprechende Mengen von mittelflüchtigen und besonders
aktiven Lösern zugesetzt sind. Als solche zeigen namentlich Cycloketone (Cyclohexanon,
Methyl und Dimethylcyclohexanon, Methylpentanon usw.)ferner Cycloalkohole (Cyclohexanol,
Methyl und Dimethylhexanol), Ester von Oxysäuren (Milchsäurepropyl- und Butylester,
Zitronensäureester, Weinsäureester usw.) oder Gemische dieser Stoffe, gegebenenfalls
unter Mitverwendung von sonstigen Estern, wie Phthalsäureestern usw., vorzügliche
Eignung. Die Zusatzmengen können dabei gegebenenfalls ziemlich niedrig gehalten
werden, indem schon 50/0 ausreichende Wirkung zeigen und Steigerungen über 150/,
hinaus nicht erforderlich sind. Lacke solcher Art können unmittelbar auf die primäre
Oxydhydratschicht aufgebracht werden, die lediglich durch Anblasen mit Warmluft
oder auf sonst geeignet erscheinende Weise von anhaftendem tropfbar flüssigem Wasser
bzw. überschüssiger Feuchtigkeit zu befreien ist. Da solche Vorbehandlung, die keine
Stabilisierung bedeutet, kurzfristig durchführbar ist, läßt sie sich ohne Zeitverlust
in die Fließprozesse einführen. Naturgemäß kann man indes auch bei solcher Behandlung
bereits eine Teilstabilisierung der Schicht vornehmen, wenn solches für nützlich
erachtet wird und der Fließprozeß das erlaubt. Jedenfalls besteht auf dem angedeuteten
Wege die Möglichkeit, das angedeutete Problem einer zeitlichen Vereinigung von Stabilisierung
der Oxydhydratschicht und Erzeugung des Einbrennfflms auf rationelle und sichere
Weise lösen zu können.
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Es hat sich weiterhin ergeben, daß man eine lediglich vorgetrocknete
bzw. teilstabilisierte Oxydhydratschicht auch mit Emulsionen vom W/Ö-Typ behandeln
kann, sofern diese die vorerwähnten Zusätze an aktiven und mittelschwer flüchtigen
Lösern in ausreichenden Mengen, vorzugsweise etwa in Mengen von io%, enthalten.
Zugleich weisen solche Emulsionen auch den Vorteil besonders guter und homogener
Verfilmung auf, wobei jedenfalls die Ergebnisse sicherer sind, als mit gewöhnlichen
W/Ö-Emulsionen erzielt zu werden pflegen. An sich ist bereits vorgeschlagen, W/Ö-Emulsionen
beim sogenannten Dewozetierprozeß einzusetzen. Das bezieht sich indes auf eine Behandlung
der bereits stabilisierten Oxydschieht einerseits, auf eine Benützung normal bereiteter
W/Öl-Produkte andererseits.
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An Stelle der W/Ö-Emulsionen sind im übrigen auch solche des Ö/W-Typs
benutzbar, sofern die vorerwähnten Zusatzmittel in entsprechend erhöhten Mengen,
vorzugsweise in Mengen von etwa 15 °/o, zugegen sind. Das für reguläre Homogenverfilmung
erforderliche Umbrechen der angewandten Ö/W-Emulsionen in solche von W/Ö-Charakter
ist dann weitgehendst gesichert. Zugleich besteht infolge anfangs vorliegender äußerer
wäßriger Phase die Gewähr einer besonders guten Benetzung bzw. Verbindung mit der
Oxydhydratschicht, die mithin noch nicht einmal vorgetrocknet zu sein braucht; weiterhin
ist die Aufnahmefähigkeit bzw. Durchlässigkeit für in Erscheinung tretenden Wasserdampf
eine gesteigerte.
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Selbstredend sind die Einbrennprozesse bei Anwendung von Emulsionen
beider Typen den Umständen gemäß zu regulieren. Man 'wird zunächst bei mäßigen Temperaturen
halten (um etwa ioo°) und erst allmählich auf die Endtemperatur heraufgehen: Die
Zusammensetzung der zu benutzenden Lackprodukte kann sich im übrigen innerhalb üblicher
Normen und Erfahrungen halten. Es ist mithin lediglich erforderlich, einen entsprechenden
Anteil der sonst benutzten Loser durch Produkte vom Cycloketon-, Cycloalkohol- oder
Oxysäureestertyp zu ersetzen, wobei mittelflüchtige Produkte zu bevorzugen sind.