-
Verfahren zur Herstellung technisch und therapeutisch wirksamer Bakterienpräparate
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Bakterienpräparaten
in sehr großen .Ausl>euteil, insbesondere von Bakterien, die Milchsäure als llauptprodukt
erzeugen, z. B. Bakterien der Gruppen Bact. ctunueris fertnentati, Bact. brassicae,
Streptoliact. plantarum, Bact. acethy1-cholini usw. Diese Bakterien haben die Fähigkeit,
Milchsäure außerordentlich rasch und in großen Diengen zu bilden, weswegen man sie
für verschiedene Zwecke verwenden kann, z. B. zum Einsilieren von Futter und Konservieren
von insbesondere vegetabilischen Lebensmitteln. Außerdem findet man stets mehr oder
weniger große Mengen :lcetlivlcholin in ihren Stoffwechselprodukten. Das Vorhandensein
dieser Substanz macht ihre Stoff-Wechselprodukte aus medizinischen Gesichtspunkten
Wertvoll, da Acethyleholin eine außerordentlich kräftige Wirkung auf den Gefäß-
und Muskeltonus hat, so daß es in starker Verdünnung als sehr wirksames Mittel gegen
Verstopfung verwendet werden kann.
-
Die Erfindung betrifft im besonderen ein Verfahren bei der Herstellung
von Bakterienpräparaten, insbesondere von milchsäureerzeugenden Bakterien, wobei
einem Substrat mit Zusatz von säureneutralisierenden Mitteln, z. B. Kreide, gegebenenfalls
nach Verzuckerung der gewünschte Bakterienstamm bzw. die gewünschten Bakterienstämme
oder -arten zugesetzt werden, die darauf unter sorgfältigem Umrühren gezüchtet.werden;
die Erfindung ist im
wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß die
Züchtung in einem Substrat mit in der Flüssigkeit schwebenden feinverteilten organischen
Kleinteilchen, z. B. Schalen- oder Kleieteilchen, vorgenommen wird, mit denen sich
die Bakterien absetzen, wonach der Bodensatz von der Flüssigkeit getrennt und zu
einer Paste oder einem Trockenpulver verarbeitet wird.
-
Die Gerstenmalzmaische wird zweckmäßig aus (einvermahlener Gerste
hergestellt. Es hat sich gezeigt, daß der beim Absetzen gebildete Bodensatz eine
beträchtlich größere Menge Bakterien enthält als die eigentliche Kulturflüssigkeit.
Dies dürfte darauf beruhen, daß die in großer Anzahl vorhandenen. äußerst kleinen
Schalenteilchen (Kleieteilchen) in hohem Maße mit Bakterien bemengt sind und beim
Sinken diese und andere in der Flüssigkeit vorhandenen Bakterien aus der Nährlösung
oder dem Substrat mit sich führen.
-
Um zu verhindern, daß die durch die Wirkung der Bakterien gebildete
Milchsäure eine Ansäuerung des Substrates hervorruft, wodurch ein für die Bakterien
ungeeignetes Wachstumsmilieu geschaffen würde. wird ein an sich bekanntes säureneutralisierendes
Mittel, wie Kreide oder Calciumcarbonat, vorzugsweise in einer derartigen Menge
zugesetzt, daß alle gebildete Säure neutralisiert wird. In dieser Weise wird der
schädliche Einfluß der Säure auf die Bakterien verhindert.
-
Die vorliegende Erfindung betrifft auch die Ausnutzung oder Herstellung
der für den medizinischen Gebrauch wertvollen Stoffwecliselprodukte,.die sich in
der beim Absetzen oder Zentrifugieren erhaltenen U)sting befinden, die im Vakuum
eingedunstet und zu verschiedenen Präparaten, wie Tabletten, Granulat. Pillen od.
dgl., verarbeitet werden. Die Wirkungen des letztgenannten Präparates als Abführmittel
od. dgl. können durch Zusätze anderer Stoffe oder Substanzen. variiert werden.
-
Ausführungsbeispiele -12 kg sehr fein vermahlenes Gerstenmalz werden
2,38 kg Wasser mit einer Temperatur von 65° zugesetzt. Die Temperatur der
Maische soll darin ungefähr 6o° betragen. Die Verzuckerung läßt man dabei etwa i
Stunde vor sich gehen. Darauf werden ,5 kg Calciumcarbonat zugesetzt, die Maische
wird sterilisiert, auf 32° abgekühlt und mit 1/4 % Stammkultur, auf den ganzen Satz
berechnet, geimpft, worauf das Ganze, ohne mit der Außenluft in Berührung zu kommen,
einem besonderen Apparat zugeführt wird, in dem eine gründliche und dauerhafte Durchmischung
der Maische erfolgt. Man züchtet nun die Bakterien etwa 5 Tage, bis man einen liri-Wert
von etwa .I,5 erhält. Darauf läßt man den Apparat stillstehen und die Maische sich
absetzen. Nach ungefähr 20 Stunden zieht man den Bodensatz ab, der ungefähr 95 kg
beträgt, zentrifugiert (lic verbleibende Kulturflüssigkeit und verarbeitet den Bodensatz,
das Bakteriensediment von der Zentrifugierung und steriles Kartoffelmehl zu einer
homogenen Paste. Auf 95 kg Bodensatz rechnet man 125 kg Kartoffelmehl und .4,5 kg
Bakteriensediinent. Das fertige Präparat wird luftdicht verpackt und zweckmäßig
bei o°, doch nicht unter -2° verwahrt.
-
Die beim Zentrifugieren der Kulturflüssigkeit erhaltene Lösung wird
ini Vakuum eingedunstet, wobei die Trockensubstanz Stoffwechselprodtrkte der Bakterien
enthält. Dieses Produkt hat sich als ausgezeichnetes Mittel gegen Verstopfung erwiesen.
Da die Dosierung ziemlich hoch gehalten wird, etwa neun bis zehn Halbgrammtabletten
je Tag, kann man die Wirkung durch Zusatz anderer Substanzen erhöhen.
-
Für gewisse medizinische Zwecke, z. B. bei gewissen Darmerkrankungen,
hat es sich als vorteilhaft erwiesen, dem Verdauungssystem (Darmsystem) ein Präparat
zuzuführen. das aus den obengenannten Stoffwechselprodukten und einem aus geeigneten
Bakterien oder Gemischen verschiedener Bakterien hergestellten Bakterienkonzentrat
besteht. Gegebenenfalls wird dein Präparat ein Schutzstoff zwecks Verliiiiderung
seiner Zersetzung zugegeben, ehe es seinen Bestimmungsort erreicht, z.
13. infolge der Einwirkung desauren Magensaftes.
-
Bei Gier Herstellung von Acidophilus- oder Yoghurtpräparaten hat rnan
bisher stets Gewicht darauf gelegt, die von den Stoffwechselprodukten befreiten
Bakterien in trockener Form in trockene Mittel einzubetten, meist in Milchzucker
oder in Emulsionen, um sie darauf in Form von Tabletten oder Kapseln in das erkrankte
Verdauungssystem einzttfüliren, wo sie infolge ihrer spezifischen Züchtungsfähigkeit
die Ei-zetrgtrnt, der für die Heilung erwünschten Stoffwechselprodukte einleiten
sollten.
-
Dabei hat man bisher gänzlich außer acht gelassen, daß die zugeführten
Bakterien in dem kranken Verdauungssystem oft Milietrverhä ltnisse antreffen, die
weder für das Wachstum der Bakterien noch für die Bildung von Stoff wechselprodukten
geeignet sind, so daß die erwartete therapeutische Wirkung ausbleiben muß. Untersucht
rnan die vorhandene Literatur Tiber die therapeutische Wirkung der Acidophilusmilch
(Reforniyogliurt und Yoghurt), so erhält man den Eindruck, (laß die in großen Mengen
(bis zu 1 1 pro Tag) eingenommene Bakterienmilch ihren Einfluß auf (las Verdautrn,-ssystem,
insbesondere das Darmsystem, in erster Linie durch die Wirkung der Stoffwechselprodukte
der Bakterien ausübt. Die Stoffwechselprodukte stellen also die primär erwünschten
Substanzen im Darmsystem dar, während das Vorhandensein der Bakterien von sekundärer
Bedeutung ist. Der Bakterienwachstumsprozeß und damit auch die Erzeugung der Stoff
wechselprodukte setzt erst ein, wenn die kranke Bakterienflora, z. I;. die Entwicklung
der Fäulnisbakterien, abzunehmen beginnt, wobei bessere Milieuverhältnisse und Lebensbedingungen
für die normale Bakterienflora auftreten. Eine Zufuhr von Stoffwechselprodukten
von außen _her wirkt dabei verbessernd auf (las Milieu, und die normal vorhandenen
1)7w. die zugesetzten Bakterien können sich besser entwickeln und mit weiteren Mengen
Stoffwechselprodukten beitragen.
Die vorlieen(ie @rtinciun@
betrifft mithin auch die Herstellung eines für den obengenannten Zwecl: besonders
geeigneten Präparates derart, daß dieses sowohl sämtliche Stoffwechselprodukte beispielsweise
vom Nlilclis:ittreltal<terien wie auch die Bakterien selbst enthält. Gegebenenfalls
werden auch Nährsubstanzen für den Lebensprozeß der Bakterien zugesetzt. ferner
kann man einen säureneutrali-SierUtt(leti Stoff beigeben. der im wesentlichen als
Schutz lmiin Durchgang (ges Präparates durch den Magen dielten soll.
-
Die Verstellung (ges Präparates erfolgt zweckmäßig in fctlrieti(ler
Weise: Als Grundsubstanz verwendet tnan z.13. Molke, die nach dem Klären mit I_alaose.
D:xtrose, llefebouillon und Calciutncarbonat versetzt wird. Nach dreimaligem Sterilisieren
bei ioo° in besonderen Gefäßen wird die Dlolkenährl<isung Mit o,250/0 einer 2
Tage alten Acidophilus:tammkultur. bestehend aus verschiedenen Acidophilusstämmen,
geimpft und ohne Luftzutritt in einen Züchtungsapparat gebracht. Die Bakterien werden
tiun in der Nährlösung etwa 5 Tage bei einer Temperatur von etwa 38° unter ständigem
Utnrüliren gezückter. Danach muß die zugc.sctztc Calciunicarbonatmenge verbraucht
sein, und die Lösung weist einen pn-Wert von :I,5 auf. Nach darauf erfolgter Separierung
wird das erhaltene Sediment im Kühlschrank aufbewahrt. Die beine Separieren (Zentrifugieren)
erhaltene Flüssigkeit wird im \"<tktitini auf '!; ihres Volumens eingedunstet.
Die dabei erhaltene, etwas sirupartige Flüssigkeit wird darauf mit 5 % (bezogen
auf die :\ttsgaitgsHÜ#sigl:eit) feinvertnahlenetn, sterilem und leicht geröstetem
Zwiebackinehl versetzt. Das Ganze läßt man in Schalen erstarren; es wird dann zugeschnitten,
in Trockenschränken fertig getrock-»et sowie granuliert. Zwecks Herstellung des
Präparates wird (las obengenannte Sediment mit 5 Teilen sterilem Stärkemehl und
i Teil Wasser zu einer liotno,;erteti Masse geknetet, die darin mit dem finit Calciumcarbonat
gemischten Granulat der Stoffwechselprodukte gemischt wird. Die Masse wird durch
ein Sieb -eleitet und unter Zusatz von Laktose und Dextrose in gut schließende Verpackungen
gefüllt.
-
Soll beispielsweise das Acidophiluspräparat mit artspezifischen Colistämtnen
kombiniert werden, so kann dies zweckmäßig itn Verhältnis 5 : i erfolgen. Als Colinährsubstrat
wird dieselbe Lösung, z.13. :Molke, verwen(let wie fier die Acidophilusaüchtung.
@ian gibt dabei außerdem etwas Fleischpeptonbouillon zti, (la die Colibakterien
in Gegenwart einer atiiinalischen Substanz 1>esset- wachsen. Diese Nährlösung, die
einen lm-Wert von 7,0 hat, wird '/z Stunde bei i to' sterilisiert und nach
Abkühlung mit einigen physiologisch gleichartigen, artspezifischen Colistä mmen
beimpft sowie bei 36° gezüchtet. Nach 24, 48 und 72 Stunden wird mit einer 4o%igen
Natriumcarbonatlösung neutralisiert, wozu zweckmäßig 75 cm-" auf 201 Colikultur
verwendet werden. Die Züchtung ist nach 8 Tagen abgeschlossen, wobei die Kultur
einen pH-Wert von etwa ;.2 aufweist. Darauf wird zentrifugiert und die erhaltene
Flüssigkeit mit der von der Acidophiluszüchtung erhaltenen eingedunstet. Bei der
Herstellung des Präparates mischt matt Acidophilus- und Colisediment, neutralisiert
aber das Gemisch so, daß es einen pH-Wert von 6,5 erhält. Danach vereinigt man das
erhaltene Acidophilus-Coli-Konzentrat mit den getrockneten Stoffwechsclprodukten.