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Verfahren zur Herstellung von fermenthaltigen Trockenpräparaten aus
Tierdrüsen
Bei der Herstellung von fermenthaltigen Trockenpräparaten aus Tierdrüsen
war es bisher schwierig, das Material während des Trocknungsprozesses vor fermentativer
und bakterieller Zersetzung zu bewahren. Denn die Anwendung von Konservierungsmitteln
ist hierbei aus chemischen und physiologischen Gründen meist unerwünscht, und da
drüsige Zellverbände wegen ihres hohen Gehaltews an besonders quellfähigen Schleim-
und Eiweißstoffen das Wasser äußerst langsam abgeben, mußte man bisher mit sehr
ausgedehnten Trocknungszeiten rechnen.
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Temperaturerhöhungen, welche die zu gewinnenden bzw. zu erhaltenden
Fermente bzw. Hormone oder sonstiger Wirkstöffe nicht schädigen, bringen im allgemeinen
ebenfalls nicht weiter, weil sie das Bakterienwachstum bzw. die fermentatigen Abbauvorgänge
etwa im gleichen Maße beschleunigen wie den Trocknungsvorgang. Selbst Vakuumtrocknung
führt häufig zu Mißérfolgen oder wenigstens zu merkbaren Wirkstoffverlusten.
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Die Erfindung beseitigt diese Schwierigkeiten und Nachteile der bisherigen
Trocknungsmethoden und ermöglicht eine rasche, schonsame Trocknung mit einfachen
Mitteln. Nach der Erfindung werden die frischen Drüsengewel>e grob zerkleinert,
z. B. in Streifen oder Würfel zerschnitten, und dann mit einer Salzlösung behandelt,
deren pH-Wert auf die Pufferfähigkeit der betreffenden Drüsengewebe derart ahgestimmt
ist, daß die zu gewinnenden Wirkstoffe durch die eindiffundierende Lösung innerhalb
<1er Zellen zur Aussalzung kommen, und nach der hierdurch hervorgerufenen Härtung
fein zerkleinert und getrocknet. Für das aussalzen bedarf es innerhalle der Zellen
einer mindestens angenäherten Erreichung des isoelektrischen Punktes der loetreffenden
Wirkstoffe, und es hat sich gezeigt, daß
man zu diesem Zweck wegen
der erwähnten Pufferwirkung stets einen sehr etheblichen Säure- bzw.
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Alkaliüberschuß benötigt, von dem nur einige Prozent l)zw. Promille
bis in die Zelle selbst unabgel)uffert vordringen. Der erwähnte Uberschuß wird beim
Pufferungsvorgang in den Zellmembranen bzw. im Bindegewebe verbraucht und verursacht
hierbei unter Wasseraustritt eine härtende Gerbung, welche die Trocknungsfähigkeit
des Gewebes entscheidend verbessert. Infolge des Aussalzungsvorganges verbleiben
aber die zu gewinnenden Wirkstoffe hei diesem Wasseraustritt gefällt in den Zellen
zurück, werden also nicht ausgelaugt, sondern in einen fermentativ vorübergehend
unwirksamen, besonders gut trocknungsfähigen Zustand gebracht.
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Das gehärtete Gewebe läßt sich anschließend, z. B. im Fleischwolf,
wesentlich leichter zerkleinern als vor der erfindungsgemäßen Behandlung. Durch
eine solche Feinzerkleinerung wird die Trocknungszeit weiter abgekürzt.
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Die Trocknung selbst kann in üblicher Weise im Umlufttrockner, bei
ausreichender Einstrahlung sogar in der Sonne vorgenommen werden. Die erfindungsgemäß
vorbehandelten Gewebe werden dabei innerhalb der praktisch erforderlichen Trocknungszeiten
(etwa 12 bis 24 Stunden) weder von Mikroben noch von Maden merklich befallen.
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Art und Konzentration der Salzlösung, welche die einzelnen Wirkstoffe
in der Nähe ihres isoelektrischen Punktes aussalzen, sind für die bisher identifizierten
Fermente und Hormone durchweg bekannt. Soweit möglich, wird man sich für die Herstellung
von Drüsenpräparaten natürlich des physiologisch besonders unbedenklichen Kochsalzes
bzw.
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Natriumbicarbonates bedienen. Der erforderliche pjuWert ist bei der
Aufnahme jeder neuen Spezialfabrikation im Hinblick auf den jeweilig gesuchten Wirkstoff
und das Pufferungsvermögen des jeweils verwendeten Drüsenmaterials (Drüsenart, Tierart)
empirisch zu bestimmen. So besitzt z. B. der Magenschleim des Rindes ein anderes
Pufferungsvermögen als der Magenschleim des Schweines. Die Bestimmung erfolgt in
der Weise, daß man das betreffende Drüsenmaterial mit abgestuften Säure- bzw. Alkalikonzentrationen
während abgestufter Zeitspannen behandelt, nach der Behandlung abspült und den im
Innern des Zeltgewebes entstandenen pH-Wert an jeder Probe durch Einstechen der
Nadelelektrode eines elektrischen pH-Meßgerätes bestimmt. Man ist dabei häufig überrascht,
in welchem Umfange der gemessene pH-Wert von dem ursprünglichen p11-Wert der Lösung
abweicht. So führt z. B. eine Io Minuten lange Behandlung der Darmschleimhaut des
Rindes mit einer 3,60/oigen Salzsäurelösung (Pii o,t), welche mit Kochsalz gesättigt
ist, zu einem gehärteten, leicht trocknungsfähigen Produkt, in dessen Innerm nur
etwa I °/0 der Säure unabgepuffert bis in das Zellinnere eingedrungen ist.
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Es herrscht also im Innern des Gewebes ein p-Wert= 2. Bei diesem pu-Wert
werden aber in einer gesättigten Kochsalzlösung praktisch alle Proteofermente ungeschädigt
ausgesalzen, deren isoelektrischer Punkt etwa zwischen 1,2 und 3,5 liegt.
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Während sich für die Ansäuerungen im allgemeinen die Verwendung von
Salzsäure (in Sonderfällen von Ascorhinsäure) empfiehlt, benutzt man fiir eine Alkalisierung,
z. B. für die Trypsingewinnung, am besten Natriumhydroxyd oder Natriumbicarbonat.
Die gewonnenen Trockenpräparate sind fast durchweg jahrelang haltbar und können
je nach Anwendungszweck unmittelbar verwendet oder später durch Lösungsmittel, welche
die Salzkonzentration im Gewebe so weit herabsetzen, daß die ausgesalzenen Wirkstoffe
wieder in Lösung gehen, nach Belieben extrahiert, d. 11. also sowohl als Fertig-
wie auch als Halbfabrikat verwendet werden.
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Ausführungsl, eispiele I. Die intestinalen Schleimhäute vom Rind
werdeii nachAblösung von ihren Stützgeweben (Magen bzw.
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Darmwand) in schmale Streifen zerschnitten und für IO Minuten in wäßrige,
mit Kochsalz gesättigte 3,60/oige Salzsäure gelegt. Hierbei schrumpfen sie stark
und werden so merklich gehärtet, daß sie ihren schleimigen Charakter verlieren.
Nach dem Herausheben aus der Lösung werden sie kurz gespült, dann durch vorsichtiges
Abpressen von äußerlich anhaftenden Wasserresten befreit und durch den Fleischwolf
gegeben. Es entsteht dann ein feuchtkrümeliges Produkt, das sich überaus rasch und
leicht durchtrocknen läßt und in dem die fermentativen Wirkstoffe (Pepsin, Kathepsin
usw.) fast verlustlos enthalten sind. Das zweckmäßig im trocknen Zustand noch mal
nachgemahlene Produkt kann unmittelbar zu Tabletten verpreßt oder als Halbstoff
gestapelt und dann nach Bedarf durch Extraktion od. dgl. weiterverarheitet werden.
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2. Pankreas vom Rind wird in Streifen geschnitten und für 15 Minuten
in eine mit Natriumbicarbonat gesättigte 20/oige NaOH-Lösung eingelegt. Weiterverarbeitung
wie ohen. Hierbei wird das Insulin zerstört, aber das Trypsin in der Zelle ausgesalzen.