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Schüttbauverfahren für Wände Der Wohnungshau ist heute die vordringlichste
Aufgabe. Sie kann nur gelöst werden, wenn preiswerter als bisher gebaut wird. Bei
mindestens gleicher technischer Güte kann dies aber in der llauptsache nur durch
ein besseres Bauverfahren geschehen.
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Es gibt bereits eine große Menge von Bauverfahren, die aber bis licute
mehr oder minder jeweils nur einige Faktoren des Bauens verbilligt haben, sei es
z. 13. durch Verminderung des Gewichts oder Vergrößerung des Steinformats, sei es
durch Massiv- oder Hohlbauweise, durch Leichtbaustoffe, durch Skelettbauten, durch
Vorfertigung, durch Plattenbauweise usf.
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Je mehr es nun gelingt, diese Arbeit, Zeit und Stoff sparenden Elemente
in einem Bauverfahren zu vereinen, um so billiger wird das neue Bauverfahren sein.
Das neue Verfahren trägt nun in weitestem Maße den zu fordernden Verhältnissen Rechnung.
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Solche Forderungen sind beispielsweise: 1. Die Planung eines Gebäudes
beliebiger Form muß möglich sein, ohne die Kosten zu beeinflussen. 2. Die Erstellung
desselben muß rasch geschehen können, sowohl mit Hand als auch mit Maschinenarbeit,
um Kapitalzinsen zu sparen. Die Erfüllung dieser Forderung kann nur in bewußter
Abkehr von der Vermauerung einzelner, seien es kleinere oder größere Steine, geschehen.
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3. Der Baukörper soll möglichst monolithisch sein, um an Vermörtelung
und dadurch an Stoff, Arbeit und Zeit zu sparen.
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d. Der Bau muß mit möglichst wenig Fachkräften durchzuführen sein.
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5. Das Bauverfahren muß die Verwendung aller wichtigen billigenBaustoffe
zulassen, wieTrümmersplitt,
Kies, Lehren, Schlacke, Bimskies usf.,
und genügende Druckfestigkeit, Wärmedämmung, Schalldichte, Dauerhaftigkeit gewährleisten.
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6. Alles, was örtlich erstellt werden kann, soll an der Baustelle
hergestellt werden. Dies ist besonders wichtig, wenn z. B. Trümmersplitt, Kies oder
Lehm an Ort und Stelle oder in der Nähe zu haben sind. Dadurch entfallen Transport-
und Bruchkosten.; weiterhin kann die Festigkeit geringer sein, da keine Transportfestigkeit
benötigt wird.
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7. Die Schälungskosten müssen auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden.
In dieser Hinsicht kann noch besonders gespart werden.
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B. Zur Verstärkung der Wärmedämmung müssen trotz monolithischer Bauweise
Hohlräume vorgesehen werden können, insbesondere bei Verwendung von Kies- oder Trümmersplittbeton,
Lehm usf.
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g. Der Einbau von Pfeilern und Stützen in die Wände muß beliebig möglich
sein. Dadurch läßt sich die Skelettbauweise anwenden. Auch die Aussparung von Kaminen,
Müllkanälen und Rohrleitungen für sanitäre und Elektroinstallation muß ermöglicht
sein.
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io. Verwendung von Bauelementen für mehrfache Zwecke, z. B. Arbeitsgerüst
auch als Schalungsgerüst; Schalung als Putzträger, z. B. bei Lehmbauten usf.; Schalung
als Bewehrung von Beton usf.
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Das vorliegende Schüttbauverfahren erfüllt diese Forderungen durch
Verwendung einer elastischen Schalung.
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Das Verfahren hat folgenden durch die Zeichnung erläuterten Verlauf:
Aufstellung des Stangen- besser noch des Rohrgerüstes, und zwar so, daß alle zu
erstellenden Wände (Außen- und Innenwände) je von einem Gerüst umhüllt sind (s.
Abb. i a und i b). Nach Aufstellung der senkrechten Gerüststangen a mit entsprechender
Versteifung kann das Gerüst, das den ganzen Bau umhüllt, gegebenenfalls mit einer
Plane überdeckt werden, ähnlich einem Zelt, um ungehindert auch bei Regen im Trocknen
arbeiten zu können, was bei Lehmbauten z. B. sehr wichtig, ja ausschlaggebend sein
kann.
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Sowohl um die äußeren als auch um die inneren senkrechten Gerüststangen
a wird als Schalung der Mauerflächen b ein Gitter c aus Drahtgeflecht bzw. Streck-
oder Lochmetall usf. (verzinkt, asphaltiert oder roh, je nachdem, ob man diese Schalung
als Putzträger oder nicht als solchen verwenden will) oder aus einem Holzstabgewebedurchentsprechende
Spanner d genügend fest gespannt (s. Abb. i a und i b). Die zweckmäßigste Höhe des
Geflechts beträgt etwa 50 cm (Schütthöhe), und es ist auf Rollen aufgewickelt
(s. Abb. z). An den Ecken erfolgt die Befestigung des Geflechts an den Stangen a
selbst oder (nach Abb. 3) an besonderen Haltern d.
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Um beim Einfüllen des Baustoffs (Beton, Lehm usf.) in den durch die
beiden Netze (Innen- und Außennetz) gebildeten Hohlraum eine unzulässige Ausbauchung
der Geflechte zu verhindern, wird der Seitenschub durch Rödeldrähte e zwischen den
beiden Netzen aufgenommen. Die Rödeldrähte in Länge der Mauerdicke verbleiben im
Mauerkörper in genügend kleiner Entfernung voneinander, auch wenn das Schalungsgeflecht
wieder abgenommen werden sollte. Die bisher übliche starre oder in Rahmen gespannte
Gitterschalung wird also auf eine elastische, aber dennoch genügend feste und damit
auf eine außerordentlich billige Schalung zurückgeführt.
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Das Bauen selbst geht so vor sich, daß nach Aufstellung des Gerüstes
z. B. eicie Arbeitsgruppe die abbindende Masse herstellt, eine zweite Gruppe das
erste Netz (Innen- und Außengeflecht) über den ganzen Grundriß spannt und zugleich
quer verspannt und eine weitere Gruppe die Masse einfüllt. Türen und Fenster werden
dann mit ihren Rahmen als Ganzes gleich mit eingesetzt. Nach dem Einbringen der
ersten Schicht von etwa 50 cm Höhe wird das inzwischen gespannte und quer
verspannte zweite Netz gefüllt usf. Der Arbeitsvorgang ist daher fortlaufend.
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Nach dem Einfüllen der dritten oder vierten Schicht (dritte oder vierte
Netzspannung), unter Umständen noch früher, kann bereits das erste Netz wieder entfernt
und neu in größerer Höhe gespannt werden. Für diesen Fall der Wicderverwend'ung
taucht man das ganze Netz in heißen Asphalt. Andernfalls läßt man das rohe Netz
als Putzträger oder Bewehrung. Kommt Lehm als Stampfmasse in Frage, so nimmt man
verzinktes Geflecht als bleibende Schalung und als Putzträger. Es ist also jede
erforderliche Abwandlung des Verfahrens möglich. Die durch die elastische Schalung
erzeugten leichteren Unebenheiten, verursacht durch geringe Ausbauchungen, lassen
sich durch normalen Verputz restlos ausgleichen.
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In Deckenhöhe werden dann die vorbereiteten Deckenträger mit eingebaut,
so daß anschließend fortlaufend die Wände des nächsten Stockwerks erstellt werden
können.
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Unterteilt man den Zwischenraum der beiden einander gegenüberliegenden
Geflechte in senkrechter Richtung durch Quernetze f oder Hohlnetzkörper g, so lassen
sich Hohlräume für Pfeilereinbauten h, Kaminei usf. einfügen, je nachdem man die
Hohlräume ausfüllt oder frei läßt (s. Abb. 4a und 4b), und damit auch Skelettbauten
herstellen.
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Werden Baustoffe mit schlechter Wärmedämmung verwendet, so läßt sich
diese durch Hohlräume k erhöhen, die dadurch gebildet werden, -daß Brettstückchen
l eingesetzt sind, die entsprechend dem Fortschritt des Bauens hochgezogen werden.
Diese Hohlräume k werden in gewünschter Höhe mit Netzstreifen m und Beton od. dgl.
abgedeckt, so daß neben der erhöhten Wärmedämmung auch eine gute Längsbewehrung
entsteht (s. Abb. 5 a, 5 b, 5 c).
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Die Hohlräume können jedoch nicht nur senkrecht, sondern, was noch
besser ist wegen des Wärmeverlustes durch Luftkonvektion bei vertikaler Anordnung,
auch waagerecht verlaufend, angeordnet werden. Durch waagerechtes Einbetonieren
von Holz- oder Eisenstäben rc und durch Herausziehen
derselben in
waagerechter Richtung im Rhythmus des Baufortschrittes lassen sich waagerechte Hohlräume
o in beliebiger Zahl in den Baukörper einfügen. Noch besser ist die waagerechte
Hohlraumbildung naturgemäß bei bindigen Stoffen, z. B. bei Lehn, möglich (s. Abb.6a,
6b, 6c).
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Dieses Schüttbauverfahren für Wände ist daher sehr anpassungsfähig
und stellt nur geringe Ansprüehe an Planung, Arbeiter, Maschinen, Zeit, Stoffe,
Schalung und Transport. In ihm sind daher alle kapitalsparenden Elemente vereinigt.
Es können die Wände kleiner und großer Gebäude mit beliebigem Grundriß mit einfachsten
Mitteln, mit Hand- oder Maschinenarbeit in wirtschaftlicher Weise erbaut werden.
Zugleich können alle Leitungen, Kaminrohre, Müllkanäle usf. mit eingebaut «erden.