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Bißeinsteller für Zahnprothesen
Die gegenwärtig für die Herstellung
von Zahnprothesen für vollständig Zahnlose benutzten Bißeinsteller geben alle die
ihnen zugeteilten funktionellen Bewegungen unvollkommen wieder. Sie können nicht
die genaue Beziehung der Bewegungen des Kiefergelenks zu dem Gebiß der Kiefer selbst
der betreffenden Person wiedergeben. Kein Bißeinsteller konnte bisher die richtige
funktionelle Bewegung erzeugen, kein bekannter Bißeinsteller ist daher physiologisch.
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In verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat man übrigens
stets die Kompliziertheit der Bewegung des Kiefergelenks und die sich hieraus ergebende
große Schwierigkeit der Nachbildung dieses Gelenks selbst unterstrichen.
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Der den Gegenstand der Erfindung bildende Bißeinsteller für Zahnprothesen,
welcher die Bewegungen der menschlichen Kiefer nachahmt, umfaßt zwei Gelenkkästen,
die miteinander schwenkbar verbunden sind und von denen der eine dem Unterkiefer
und der andere dem Oberkiefer entspricht, wobei der obere Kasten zwei Seitenteile
und einen Mittelteil, an welchem diese Seitenteile starr befestigt werden, aufweist,
wobei ferner eine
von dem hinterer Teil des unteren Kastens getragenetlemmschraube
mit dem Mittelteil des oberen Kastens in Eingriff kommt und wobei elastische Befestigungsmittel
vorgesehen. sind, welche die an dem menschlichen Kiefer angreifenden Muskeln nachbilden
und die beiden Kästen miteinander verbinden.
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Die schematische Zeichnung zeigt beispielshalber eine Ausführungsform
dieses Apparates.
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Fig. I ist eine schaubildliche Ansicht des Hauptunterteils.
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Fig. 2 ist eine schaubildliche Ansicht des oberen hinteren Teils.
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Fig. 3 ist eine schaubildliche Ansicht des oberen vorderen Teils.
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Fig. 4 ist eine Seitenansicht des Bißeinstellers in geschloss.ener
Stellung, und Fig. 5 ist die gleiche Ansicht in der Öffiiungsstellung.
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Der in der Zeichnung dargestellte anatomischphysiologische Bißeinsteller
besteht aus zwei Hauptteilen, von denen der in Fig. I dargestellte untere Teil aus
einem einzigen Stück besteht, während der obere Teil aus zwei Stücken besteht, von
denen das obere hintere Stück in Fig. 2 und das obere vordere Stück in Fig. 3 dargestellt
ist.
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Das untere Stück (Fig. I, 4 und 5) besteht aus dem unteren Kieferstück
2, einem Teil 3 zur zentralen Stabilisierung des Bißeinstellers und zur Verstärkunng
der Symphyse des unteren Kieferstücks, einem Teil 4 zur hinteren Stabilisierung
und einem vorderen Stifthalter 5. Das untere Kieferstück 2 ist in der Nähe des Halses
mit einer Lasche 6 versehen, in welche eine Schraube 7 zur Verbindung des oberen;nit
dem unteren Teil eingeschraubt wird.
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Der obere Teil besteht aus einem oberen vorderen Stück (Fig. 3) und
einem oberen hinteren Stück (Fig. 2).
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Das obere vordere Stück (Fig. 3, 4 und 5) weist einen unter der Nase
liegenden Punkt 8, eine die beim Zusammenwirken von Ober- und Unterkiefer auftretenden
Kräfte snzeigende Kapsel g und einen Teil 10 zur Verbindung mit dem oberen Hauptteil
auf.
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Das obere hintere Stück (Fig. 2, 4 und 5) wo'lot einen mittleren
Teil I3 zur Aufnahme des oberen Modells, einen linken Seitenteil 14 und einen rechten
Seitenteil 15 auf. Der linke Seitenteil 14 ist mit einem Nocken I6 und einem gegabelten
Teil I7 zur allgemeinen Verbindung des oberen und des unteren Teils versehen. Der
rechte Seitenteil 15 ist mit einem Nocken 18 versehen.
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Die Gelenkkästen sind aneinander mit Hilfe von zwei Menisken genannten
kleinen Teilen 19 gelenkig befestigt, von denen der eine auf der rechten Seite und
der andere auf der linken Seite liegt.
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Schließlich spielen Gummibänder, deren Durchmesser paarweise gleich
sind, die Rolle- der Hauptmuskeln des Kiefers. Die Gummibänder 21 sind Schließbänder
genannt, während die größeren Bänder 22 Senkbänder genannt sind.
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Alle Teile sind zweckmäßig aus Bronze und gegossenem Messing, während
die die Modelle tragenden Stifte aus gestanztem Metall und die Menisken aus Acrylharz
hergestellt sind.
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Der beschriebene Bißeinsteller arbeitet folgendermaßen: Es sei angenommen,
daß er sich in der Schließungsstellung befindet, wie auf Fig. 4 dargestellt, wobei
jeder der beiden Teile mit einem Modell versehen ist.
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Was die Senkbewegung des unteren Hauptteils betrifft, so wird die
Antriebskraft von der Person geliefert, welche, wenn sie den Bißeinsteller öffnen
will, den vorderen Teil des unteren Hauptteils herunterdrückt. Die beiden Hauptteile
wirken wie zwei Hebelarme und übertragen diese Kraft nach hinten auf die Menisken
19. Die Nocken I6 und i8 des rechten und linken Seitenteils 14 bzw. 15 erfahren
eine Drehung, kippen und stoßen gegen den hinteren Teil des Halses 23 des Gelenkknorrens
des unteren Kieferstücks, wodurch diese Bewegung angehalten wird. Bei weiterer Einwirkung
der Kraft schließen die Schließgummibänder 2I das Kiefergelenk durch Druck, und
die Menisken 19 werden nach vorn weggedrückt. Sie gleiten, und da sich ihre Konkavität
der Konvexität der am Schläfenbein gelegenen Gelenkteile entgegenstellt, bilden
sie durch ihre Dicke einen Keil. .Sie öffnen das Gelenk und gehorchen der wirkenden
Kraft, welche slie gemäß den Biegungen dieser vierfachen Gelenkflächen nach vorn
drückt. Diese Gelenkflächen untersetzen die Weite dieser großen Senkbewegung wie
die Räder eines Uhrwerks. Wenn man übrigens dieser Bewegung eine seitliche Abweichung
nach rechts oder links gibt, bewirkt sie eine Drehung mittels der Gelenkbogenköpfe
des dem Unterkiefer entsprechenden Teils und der Gelenkbogenköpfe des dem Oberkiefer
angehörenden Teils.
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Bei der zu dem Biß, d. h. zu der unter Ausgang von der in Fig. 5
dargestellten Stellung führenden Schließungsstellung, findet die gleiche Bewegung
wie die oben erläuterte statt, jedoch in umgekehrtem Sinn.
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Es ist zu bemerken, daß die Bewegung der dem Oberkiefer angehörenden
Gelenkpartien bei der Berührung mit den Gelenkflächen der Prothesenzähne richtig
weiter verläuft, falls der richtige Übergang durch ein geeignetes Abschleifen gewährleistet
ist.
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Unter der Annahme, daß der Meniskus 19 den dem Oberkiefer angehörenden
Gelenkteil in zwei Stufen teilt, von denen die eine über und die andere unter dem
Meniskus liegt, werden die Bewegungen zur Senkung, Schließung und Verschiebung nach
vorn durch die anatomischen Reibflächen über dem Meniskus erzeugt, während die seitlichen
Bewegungen durch die anatomischen Reibflächen unter dem Meniskus erzeugt werden.
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Der Zusammenhalt der Gelenkkästen wird einzig und allein durch die
hintere Klemmschraube 7 des linken aufsteigenden Schenkels des unteren Kieferstücks
erhalten, wobei diese Schraube übrigens gestattet, dem Kiefer stetig veränderliche'
oeffnungen zu geben.
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Die Art der Benutzung dieses Bißeinstellers entspricht der eines
Bißeinstellers gängiger Bauart: Gipsabdruck der Modelle, Befestigung der Modelle
an dem Apparat mit Hilfe von Gelenkwachs, welches die in dem N.fund des Patienten
abgenommenen technischen Merkpunkte besitzt, welche genau den gleichen Punkten an
dem den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildenden Bißeinsteller entsprechen.
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In dem unteren Alodellhalter, der eine unterschnitte Form aufweist,
wird das Festhalten oder die Freigal)e des Gipsmodells durch eine Klemmschraube
bewirkt.
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Die Vorteile dieses Bißeinstellers sind hauptsächlich folgende: Da
er die Beziehungen zwischen dem Kiefergelenk und den Zähnen herstellt, ist er vollständig
physiologisch. Infolge der anatomischen Struktur seiner Gelenkkästen besitzt er
nämlich ein richtiges Kiefergelenk mit elastischen Verbindungen, deren Anbringung
den Muskeln entsprechend berechnet ist, welche die mechanische Bewegung mit der
heim menschlichen Kiefer vorhandenen Weichheit nachbilden.
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Er erzeugt die gewünschte Bewegung unmittelbar und vollständig.
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Er legt neue Bezugspunkte für den Zusammenbau fest, nämlich den Punkt
unter der Nase und den Kinnpunkt (niedrigster Punkt der Symphyse).
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Durch seinen Zeiger gestattet er die Bestimmung der Frankfurter Horizontale.
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Durch seine unter der Nase und am Kinn liegenden Bezugspunkte gestattet
er die Verteilung der Lage der oberen mittleren Zähne unter der Kontrolle des Winkels
von C u vier.
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Die physiologische Untersetzungsbewegung der Gelenkkästen gewährleistet
eine genaue nißeinstellung der Zahnprothesen.
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Die Gelenkkästen, welche anatomisch-physiologisch richtige Beziehungen
zueinander haben, wirken mit ihren Äfenisken ausgleichend, d. h. sie berichtigen
selbst einen SIontagefehler. Ein überbeißender Zahn des Unterkiefers z. B. wird
selbsttätig an der entsprechenden gegenüberliegenden Fläche kompensiert.
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Dieser anatomisch-physiologische Apparat mit einem Temporalkiefergelenk
gibt somit tadellos alle funktionellen Kieferl>ewegungen wieder.
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Die am vorderen Ende des Oberkieferteils angebrachte Aufzeichnungskapsel
ist durch Berechnungen der Physiologie der cuspidischen distalmedial-l'rojelktioll
ermittelt. welche.Nufzeichnungsdreiecke mit durch die Winkel (Gelenkbogenneigung
und ol>ernasale stabilisierende Winkel) bestimmten Werten und die Abmessungen
der vollen Knochenstellen der Kiefer in Form von Tetraedern mit veränderlichen dreieckigen
Seiten (Vorderebene und Sagittalehenen) ergeben. Das System enthält einen Stift
mit einem abschließenden Tetraeder zur Bestimmung der Aufzeichnungsdiagramme (unter
dem Kiefervorschub), welche die im Eckza'hnl'ereich herrschenden Kräfte wieder gel)ell.