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Verweilkanüle
Es ist häufig notwendig, insbesondere bei wiederholten
intravenösen Injektionen und Infusionen, die Kanüle, durch die die zu injizierende
Flüssigkeit dem Blutgefäß zugeführt wird, in diesem verweilen zu lassen. Bisher
hat man eine sichere, unverschiel>liche Befestigung der Kanüle für diese Zwecke
im allgemeinen nur auf chirurgischem Weg erzielen können. Dies ist aber mit gewissen
Schwierigkeiten verwunden, da es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff handelt,
der ein aseptisches Arbeiten erfordert.
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Man hat auch schon Kanülen verwendet, die mit einem am Kanüleuende
nach beiden Seiten herausstehenden Flügel versehen sind und die sich der Armwölbung
anpassen und mit Heftpflaster auf dem Arm fixiert werden können. Auch sind stumpfe
Kanülen bekannt, die mit einem scharfen Mandrin zum Einführen und einem stumpfen
zum vorübergehenden Verschluß versehen sind. Ferner sind Kanülen bekannt, durch
die eine zweite stumpfe weit eingeführt wird, welche letztere mit einer flachen
Platte befestigt werden kann, um so ein nachträgliches Durchspießen des Blutgefäßes
zu vermeiden.
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Alle diese bekannten Verweilkanülen weisen aber Nachteile auf, so
daß das Bedürfnis besteht, ein Instrument zu schaffen, das eine absolute Ruhigstellung
der Kanüle gewährleistet, eine gröstmögliche Schonung der Veneninnenwand garantiert,
die Nadel vor dem Verrutschen sichert und sie gegen äußere Eingriffe schützt, wobei
das Instrument dauerhaft auf der Haut fixiert wird.
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Es wurde nun gefunden, daß die erfindungsgemäße Verweilkanüle mit
Haltevorrichtung alle diese Nachteile vermeidet und den oben gegebenen Anforderungen
entspricht. Sie kann angewandt werden, ohne daß hierfür ein chirurgischer Eingriff
notwendig ist. Sie sei im folgenden an Hand von
Zeichnungen näher
erläutert, ohne jedoch auf diese Ausführungsformen beschränkt zu sein. In diesen
Zeichnungen stellt dar Fig. I eine Seitenansicht einer bevorzugten Ausführungform
der Verweilkanüle, Fig. 2 einen Längsschnitt durch eine solche Kanüle, die mit einem
in seiner ganzen Länge durchl>ohrten Mandrin versehen ist, Fig. 3 eine Vorderansicht
der Kanüle, Fig. 4 eine Rückansicht der Kanüle, Fig. 5 eine Ansicht des Halteblockes
für die Ka-Kanüle und der Unterlagenplatte, die zur Befestigung des Instrumentes
auf der Extremität dient Fig. 6 eine Vorderansicht des Unterteiles des Halteblockes,
Fig. 7 eine Seitenansicht des Unterteiles des Halteblockes, Fig. 8 eine Vorderansicht
der zwei Oberteile (Verschlußteile) des Halteblockes, Fig. 9 eine Seitenansicht
der zwei Oberteile des Haleblockes, Fig. 10 eine Draufsicht der Unterlagenplatte,
Fig. ii eine Vorderansicht der Schutzpelotte, Fig. 12 eine Seitenansicht der KSchutzpelotte,
Fig. I3 eine Draufsicht der Schutzpelotte und des Befstigungsbandes, und Fig. 14
einen Längsschnitt durch die Verweilkanüle mit Haltel>lock und Schutzpelotte
im Gebrauch, Fig. 15 einen Querschnitt durch die Verweilkanüle usw. im Gebrauch.
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Von besonderer Bedeutung ist die Ausbildung der Kanüle selbst. Man
verwendet z. B. eine normale Lumbalkanüle, d. h. eine Kanüle, die aus einer langen
Nadel 1 und einem verstärkten Griffteil 2 besteht, in den der Ansatz einer Rekordspritze
oder ein mit einem Schlauch versehenes Ansatzstück hineinpaßt. Sie ist mit einem
Mandrin 3 versehen, der aus der Kanülenspitze mindestens so weit herausragt, daß
sein Durchmesser sich erst nach seinem Austritt aus der Kanülenspitze verjüngt.
Der Mandrin bzw. seine herausragende Spitze bestehen zweckmäßig aus einem Material,
das die Blutgerinnung verhindert, z. B. aus Bernstein oder einem synthetischen Produkt
mit den Eigenschaften des Bernsteins u. dgl.
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Es genügt auch, wenn der Mandrin 3 oder seine Spitze mit einem solchen
Material überzogen sind.
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Das Vorderende dieses Verschlußmandrins 3 hat, wie aus Fig. I ersichtlich
ist, eine konisch abgerundete Spitze. die im I ängsschnitt einem Ellipsoid entspricht.
Durch diese Gestaltung wird die Entstehung voll Thrombosen durch das in der Vene
liegende Nadelende 2 vermieden. Außerdem wird die Nadel 2 im Blutgefäß zusätzlich
stabilisiert; denn mit Hilfe des verlängerten Mandrins 3 liegt die Nadel der Veneninnenwand
eine größere Strecke direkt an. Die ellipsoide Gestalt der Spitze des Mandrins 3
bewirkt eine größtmögliche Schonung der Vene, da sie allmählich entfaltet wird.
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Um Dauertropfinfusionen vorzunehmen, tauscht man den Verschlußmandrin
zweckmäßig gegen cinen in seiner ganzen Länge durchbohrten, aus einem die Blutgerinnung
verhindernden Material bestehenden oder damit innen und außen überzogenen, an seinen
Enden etwas erweiterten Mandrin aus, wie dies aus der Fig. 2 ersichtlich ist.
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Ein weiteres wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist
in der Anordnung der Befestigungsvorrichtung für die eigentliche Verweilkanüle zu
sehen. Zu diesem Zweck wird die Kanüle mit ihrem Griff 2 auf einer Vorrichtung befestigt,
die aus einem Halteblock mit Unterlagenplatte (Fig. 5) und einer Schutzpelotte (Fig.
1 1 bis I3) besteht.
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Der Halteblock dient zur \ufnahme und zur Fixierung der Kanüle. Um
diese in ihm sicher zu befestigen, wird ihr Griffteil 2 zweckmäßig in der in den
Fig. r bis 4 dargestellten Form ausgebildet.
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Üblicherweise weist der Griffteil 2 einen quadratischen Querschnitt
auf Nuf ihti ist vorn und hinten je eine Scheibe 4 und G aufgesetzt. Die der Vene
abgewandte hintere Scheibe 6 ist so ausgebildet, daß sie an den beiden Seiten und
unten dem quadratischen querschnitt des Kanülengriffes 2 entspricht, Dadurch wird
bewirkt, daß nach Einstechen der Kanüle in die Vene der Halteblock und die Unterlageuplatte
bequem über den Kanülengriff geschoben werden könncn, so daß eine denkbar geringe
Lageveränderung der Kanüle bei der Fixierung eintritt. Der Griffteil ist ferner
so aushildet, daß er genau in den Halteblock hineinpaßt, wobei die beiden Scheiben
eine feste, nicht verschiebbare Verhinduiig zwischen der Kanüle und dem Halteblock
und der Unterlagenplatte gewährleisten.
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Besonders bewährt hat sich die in den Zeichnungen gezeigte Ausführungsform
des Halteblockes.
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Er besteht aus einem aus einem Stück gefertigten Unterteil (Fig. 6
und /) mit einem Ausschnitt, in die der Griffteil 2 genau hineiiipaßt, aus der er
aber etwa zur Hiilfte herausragt, und aus zwei Oberteilen (Fig. 8 und 9), die so
ausgeliildet sind, daß sie den aus dem Unterteil herausragenden Griffteil 2 voll
umfassen, so daß er fest in dem Halteblock verankert liegt, wenn die Oberteile geschlossen
sind.
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Die gesamte Haltevorrichtung stellt also einen aus dem Unterteil und
den l,ei<leii Oberteilen gebildeten viereckigen Hohlzylinder dar. dessen Hohlraum
durch den ebenfalls viereckigen Griffteil der Kanüle völlig ausgefüllt wird. Natürlich
kann man dem Griffteil ebenso wie dem Ausschnitt des Halteblockes auch eine andere
(estalt eben, z. B. eine sechseckige od. dgl. Doch hat sich die in den Zeichnungen
dargestellte Form besonders bewährt.
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Die Oberteile des Halteblockes werden zweckmäßig mit hilfe eines
Federscharniers an den beiden Seiten des Unterteiles befestigt. Sie werden durch
die Federn in der geschlossenen Stellung gehalten. Um sie zu öffnen und zu schließen,
sind sie mit je einem nach außn geneigten in ihrer Mitte angebrachten Griff 7 versehen,
für den am Unterteil die entsprechenden Aussparungen vorgesehen sind. Um die beiden
Olierteile fest miteinander zu verbinden, wobei diese Verbindung aher leicht gelöst
werden soll, ist eiiie geeignete Verschluß-
vorrichtung vorgesehen,
z. B. ein an sich bekannter Riegelverschluß, Doch kann man auch jede andere Verschlußart
wählen, wobei Bedingung ist, daß der Verschluß im ausgerasteten Zustand die beiden
Oberteile fest verschlossen hält und er nur durch Betätigung einer besonderen Offnungsvorrichtung
geöffnet werden kann, daß also ein fester, ein Heraus rutschen der Kanüle unmöglich
machender Verschluß der beiden Oberteile des Halteblockes erzielt wird.
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I)ie quadratische Unterlagenplatte gemäß Fig. 10 besteht zweckmäßig
aus einem wärmebiegsamen Material, wie z. B. Kunststoff. Auf ihr ist der Haltel>lock
drehlar l>efestigt, zweckmäßig aufgenietet.
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Es empfiehlt sich, ein z. 1s. in warmem Wasserbiegsames Material zu
verwenden, da man dieses nach dem Erwärmen auf die Extremität auflegen und so die
Unterlage in ihrer Form der Gestalt der Extremität anpasseil kann. An drei Seiten
ist sie, wie aus Fig. 10 zu ersehen ist, mit parallel zur Außenkante verlaufenden
schmalen Schlitzen versehen, durch die die Heftpflasterstreifen. z. B. die Leukoplast-
oder Mastixzügel, mit denen die Platte auf der Haut befestigt wird, hindurchgezogen
werden. Dadurch wird eine kaum zu lösende Verl>indung zwischen der Extremität
und der Kanüle gewährleistet, die sell>st bei Drehungen oder kleinen Bewegungen
nicht zu einem Verschieben oder Herausrutschen der letzteren führen kann, da die
Unterlagenplatte auf Grund ihrer Biegsamkeit fest der Extremität anliegt und durch
die Heftpflasterstreifen nur mit der plant verschoben werden kann.
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Der Oberteil des Halteblockes kann auch aus einem Stück bestehen
; er ist dann zweckmäßig abnehmbar gestaltet. tuch l>ei dieser Konstruktion muß
dafür Sorge getragen werden, daß er fest und unverschiebbar mbt mit dem Unterteil
des Halteblockes durch geeignete Verschlußvorrichtungen verbunden wird. Man kann
auch irgendeinen anderen Aufbau der 1 faltevorrichtung wählen. Voraussetzung ist
immer. daß der Griff 2 der Kanüle fest mit ihr verbunden wird und daß gleichzeitig
eine feste Fixierung der Kanüle und der Haltevorrichtung auf der Oberfläche der
Extremität gewährleistet wird.
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Als Schutz wird über die Kanüle und die Haltevorrichtung eine zweckmäßig
halbkugelförmige, in ihrell Seitenlängen der Unterlagenplatte angepaßte Schutzpelotte
angebracht, die vorteilhaft aus einem biegsamen, nicht splittentden, durchsichtigen
Kunststoff, z. B. aus Plexiglas, besteht (s. Fig. ii bis I3).
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Zur Vermeidung von Druckstellen auf der Haut ist sie auf ihrer Unterseite
an den der Haut aufliegenden Stellen mit einem Wulst aus Schwammgummi od. dgl. versehen.
Befestigt wird der Schutzaufsatz auf der Haut z. B. durch zwei seitlich angebrachte
Stoffgummibänder I3, die mit Ösen 15 versehen sind, durch die die Heftpflasterstreifen
hindurchgezogen werden, die die Pelotte auf der Haut festhalten, wie dies aus Fig.
14 ersichtlich ist.
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Man kann die Gummibänder auch durch Einhängen der bekannten Haken
auf dem Heftpflasterstreifen ltefestigen, der zum Festhalten derUnterlagenplatte
dient. Dadurch wird erreicht, daß die Pelotte nach allen Richtungen hin ein wenig
verschieblich ist, daß sie aber doch so weit fixiert ist, daß der Sitz der Kanüle
nicht gefährdet wird. Die Pelotte besitzt auf der dem Kanülenende zugewandten Seite
eine verschließbare Öffnung I4, durch die die Verhindung des Kanülengriffes 2 mit
einem Ansatzstück mit Schlauch, der z. B. mit dem eine Infusionsflüssigkeit enthaltenden
Gefäß in Verbindung steht, hergestellt werden kann.
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Die erfindungsgemäße Apparatur läßt sich auch verwenden, um Bluttransfusionen
durchzuführen.
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Dabei kann sie z. B. in geeigneter Weise mit einem Bluttransfusionsbesteck
nach Oehlecker kombiniert werden, wobei man sowohl beim Blutspender als auch beim
Empfänger oder wenn mehrere Blutspender zu verschiedenen Zeiten bzw. wenn eine wiederholte
Blutspende benötigt werden, nur beim Empfänger die erfindungsgemäße Verweilkanüle
anbringt und dann durch die Öffnung in der Schutzpelotte den oder die zum Zweiwegehahn
führenden Schläuche mit der Kanüle verbindet. Ebenso kann der Rekordansatz wie eine
zur Bluttransfusion gebräuchliche Korbsche Spritze ausgebildet sein, d. h. einen
durchbohrten Stempel und Stempelfortsatz, der mit einem die Blut- oder Flüssigkeitszufuhr
sperrenden Hahn versehen ist, aufweist, so daß das Blut oder die zu injizierende
Flüssigkeit durch diese Bohrung in das Spritzengehäuse einfließen können. Andere
Anwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Verweilkanüle ergeben sich ohne weiteres
für einen Fachmann, ohne daß sie näher erläutert zu werden brauchen.
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PATENTANSPROCHE: I. Verweilkanüle, gekennzeichnet durch eine Kanüle,
die mit einem zum vorrübergehenden Verschluß bestimmten Mandrin (3) versehen ist,
der aus der Kanülenspitze (i) mindestens so weit herausragt, daß sein Durchmesser
sich erst nach dem Austritt aus der Kanülenspitze verjüngt, und der aus einem die
Blutgerinnung hemmenden Material besteht bzw. zumindest an der Spitze mit einem
solchen überzogen ist und eine Halfevorrichtung, die den Griff (2) der Kanüle auf
der Extremität fest fixiert.