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Verfahren zur Herstellung von Ultramarin Die Erfindung bezieht sich
auf Ultramarin und ein Treues und fortschrittliches Verfahren zur Herstellung von
Ultramarin.
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Ultramarinblau ist ein schwefelhaltiges Natrium-Aluminium-Silicat
mit einer Kristallstruktur, die der der Zeolithe ähnelt. Die blaue Farbe ist bedingt
durch die Anwesenheit von .Schwefelkomplexen in dem Kristallgitter. Ultramarinblau
findet weitgehende Verwendung als blaues Pigment in Farben, Tinten, Papier usw.
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Ultramarinblau wird industriell hergestellt durch Calcinieren einer
innigen Mischung von Porzellanerde mit etwa dem äquivalenten Gewicht von Natriumcarbonat
und/oder Natriumsulfat und Schwefel mit geringen Mengen von kohlenstoffhaltigem
Material, wie z. B. Pech, Harz, Holzkohle u. dgl., in verschiedenen Typen von Apparaten.
In manchen Fällen wird der Mischung noch eine geringe Menge von Kieselsäure zugefügt.
Die Bestandteile und die Mengenverhältnisse können variiert werden, um Produkte
von verschiedenen Eigenschaften zu erhalten. Wenn z. B. Natriumsulfat in Abwesenheit
von Natriumcarbonat verwendet wird, erhält man ein schwach grünliches Erzeugnis
von geringer Deckkraft und geringer Säurebeständigkeit. Wenn z. B. Natriumcarbonat
in Abwesenheit von Natriumsulfat zusammen mit etwas Kieselsäure und einem hohen
Prozentsatz von Schwefel verwendet wird, erhält man ein dunkles, rötlichblaues Produkt
mit verbesserter Farbwirkung und guter Säurebeständigkeit.
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Bei einem bekannten Verfahren wird die Mischung unter AbsehluB von
Luft in bedeckten zylindrischen oder kegelförmigen Tiegeln aus feuerfestem Ton oder
anderem feuerfesten Material calciniert, welche übereinander in einem Muffelofen
oder Schachtofen angeordnet sind. .Die Dauer des Calcinierens beträgt
dabei
etwa 7 bis to Stunden bei einer Temperatur zwischen Rotglut und Weißglut. Dieses
Verfahren liefert grünes Ultramarin. Das genaue Gewicht und die Calcinationstemperatur
hängen dabei ab von den Beständteilen der Mischung, den Mengenverhältnissen, der
Größe und der Form der Tiegel, den Abmessungen der Ofen usw. Nach Beendigung des
Calciniervorgangs läßt man den Ofen abkühlen, welcher Vorgang im allgemeinen ,etwa
2 bis 3 Tage beansprucht. Die Tiegel werden alsdann aus dem Ofen herausgenommen
und das geschmolzene Ultramaringrün gebrochen und in Walzmühlen, Kugelmühlen oder
anderen geeigneten Pulverisiergeräten in Pulverform übergeführt und zwecks Entfernung
groberer Teilchen gesiebt. Hierauf wird das Ultramaringrün mit etwa 7 bis to % feingemahlenem
Schwefel innig gemischt und die Mischung bei mittlerer Rotglut bis Hellrotglut in
einer Muffel, einer Retorte, einem Zylinder oder einem anderen geeigneten Ofen geröstet.
Der Schwefel kann dabei vor dem Röstvorgang oder auch während des Röstvorgangs z.
B. portionsweise dem Ultramaringrün zugemischt werden. Der Schwefel schmilzt und
brennt bei Zutritt von Luft und entweicht unter Bildung von Schwefeldioxyd; hierbei
geht die grüne Farbe allmählich in Blau über. Der Röstvorgang nimmt 2 oder 3 Tage
oder mehr in Anspruch; das geröstete blaue Produkt wird zwecks Entfernung löslicher
Salze ausgelaugt, naß gemahlen, getrocknet und trocken gemahlen.
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Ein anderes Verfahren, das als Direktverfahren bezeichnet wird, besteht
darin, daß die Mischung unter Zufuhr von etwas Luft in bedeckten übereinander angeordneten
Tiegeln oder Töpfen in einem Muffelofen calciniert oder einfach auf dem Boden der
Muffel ausgebreitet wird. Bei Durchführung dieses Verfahrens wird der Ofen langsam
auf etwa 8oo° erhitzt und so lange auf dieser Temperatur gehalten, bis eine entnommene
Probe anzeigt, daß die Operation beendet ist. Der Ofen wird alsdann geschlossen,
dann läßt man ihn abkühlen. Die Heizperiode nimmt gewöhnlich etwa 24 bis 36 Stunden
in Anspruch, während der Abkühlungsvorgang etwa 6 bis 8 Tage dauert.
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Diese Verfahren haben wesentliche Nachteile. Sie erfordern einen sehr
großen Zeitaufwand, der oft to bis 14 Tage und mehr inAnspruch nimmt, sind schwer
zu kontrollieren und liefern harte geschmolzene Massen. Beide Verfahren verlaufen
unter Bildung eines Zeoliths durch Zusammenschmelzen von Porzellanerde mit Natriumcarbonat
und/oder Natriumsulfat und gleichzeitiger Bildung von Natriumpolysulfid durch Reaktion
von Schwefel und Natriumcarbonat und/oder Natriumsulfat unter Reduktionsbedingungen
und einer Reaktion des Zeoliths mit dem Polysulfid. Bei den zur Bildung des Zeoliths
erforderlichen hohen Temperaturen ist die Struktur kompakt und wenig geeignet für
den Eintritt der ziemlich großen Polysulfidketten in das Kristallgitter. Die Polysulfidbildungsreaktion
ist eine Gleichgewichtsreaktion, die einen Überschuß von Schwefel für die Bildung
der gewünschten höheren Polysulfide, Na. S3 und Na. S4 usw. unter den hohen Temperaturbedingungen
erfordert, welche für die Reduktion von Natriumcarbonat und/oder Natriumsulfat nötig
sind. Die Polysulfide werden infolge der Verflüchtigung des Schwefels bei diesen
hohen Temperaturen nicht in erforderlichem Ausmaß gebildet. Nach Ansicht des Erfinders
hängen die Intensität der blauen Farbe und die Färbekraft des Pigments zumindest
zum Teil aber von der Menge des Schwefels, die durch das Natrium in das Kristallgitter
eingeführt wird, ab. Demnach ist die Bildung der höheren Polysulfide von außerordentlicher
Wichtigkeit.
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Nach vorliegender Erfindung wird der als Ausgangsstoff dienende Zeolith
derart hergestellt, daß zunächst -ein Ton von der Art, wie er bei den bekannten
Prozessen der Herstellung von Ultramarinblau verwendet wird, calciniert wird und
an den Calciniervorgang eine Behandlung des calcinierten Tons mit kaustischen Mitteln,
z. B. kaustischer Soda, angeschlossen ist. Als Ausgangsmaterial kann mit Vorteil
Porzellanerde von der bei der Ultramarinfabrikation gebräuchlichen Art verwendet
werden. Dieser Ton wird bei einer Temperatur zwischen 5oo und 95o° t bis 3 Stunden
lang erhitzt. Die Erhitzungsdauer kann auch etwas ausgedehnt werden. Im allgemeinen
können hierdurch aber nur geringfügige Vorteile erzielt werden. Der calcinierte
Ton wid alsdann mit einer kaustischen Lösung, z. B. too/oiger kaustischer Soda,
digeriert. Es empfiehlt sich, das Kaustifizierungsmittel in beträchtlichem Überschuß
anzuwenden, um die Reaktion zu beschleunigen. Optimale Ergebnisse werden im allgemeinen
dann erzielt, wenn etwa 5o% Alkali im Überschuß über die für die Umwandlung der
Tonerde des Tons in Natriumaluminat erforderlichen Mengen angewendet werden. Der
Überschuß kann immer wieder bei dem nächsten Ansatz Verwendung finden.
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Der kaustifizierte calcinierte Ton kann zur Herstellung von Ultramarinblau
nach den bekannten Verfahren Verwendung finden. Wie gefunden wurde, werden aber
noch bessere Ergebnisse erzielt, wenn der Vorgang in zwei Stufen durchgeführt wird.
In der ersten Stufe wird der erfindungsgemäße präparierte Ton mit Schwefel, mit
Natriumsulfid oder einer Verbindung vermischt, welche befähigt sind, unter den Arbeitsbedingungen
Natriumsulfid zu bilden, und die Mischung in einer nicht oxydierenden Atmosphäre
auf Temperaturen über 6oo°, vorzugsweise 75o bis goo°, während einer Dauer von etwa
2o Minuten bis 3 Stunden erhitzt. Vorteilhaft wird die Temperatur alsdann auf etwa
5oo bis 6oo° herabgesetzt und unter Oxydationsbedingungen gearbeitet. Hierbei hat
die Anwesenheit von Oxyden des Schwefels in der Atmosphäre sich als vorteilhaft
erwiesen. Nach einer Behandlung von 1/2 bis 3 Stunden unter Oxydationsbedingungen
kann das Material langsam oder z. B. durch Abschrecken rasch abgekühlt, gewaschen
und gemahlen werden.
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Der Ausgangsmischung kann ein organisches Salz eines Alkalimetalls,
vorteilhaft ein Natriumsalz, wie z. B. Natriumcitrat, Natriumoxalat, Natriumacetat
oder Natriumpropionat, zugefügt werden. Organische Salze, welche einen relativ hohen
Gehalt an Kohlenstoff im Verhältnis zu Natrium aufweisen,
wie z.
B. Seifen, haben sich ebenfalls als nützlich erwiesen; sie erfordern aber zusätzliche
Mengen von Schwefel, der den überschüssigen Kohlenstoff als C S2 abführt. An Stelle
von Natriumsalzen können auch Salze von anderen Alkalimetallen oder von Erdalkalimetallen
Verwendung finden.
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Wie gefunden wurde, kann man den Mischvorgang dadurch erleichtern
und verbessern, daß geringe Mengen, z. 13. I bis 5 0/0, einer Polar-nicht-polar-Verbindung,
z. B. einer Seife, wie Natriumresinat oder Natriumligninsulfonat, beim Mischvorgang
zugefügt werden. Zur Durchführung der Mischung kann man einfache Vorrichtungen,
wie z. B. Kugelmühlen, verwenden. Bei Verwendung von Natriumseifen erfüllen diese
einen doppelten Zweck, indem sie einerseits den Mischvorgang begünstigen und sich
andererseits an der Reaktion beteiligen.
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Durch Zugabe geringer Mengen von feinverteilter Kieselsäure, wie z.
B. Diatomeenerde, kann man bei manchen Tonarten Verbesserungen erzielen. Wie gefunden
wurde, sind Kieselsäurezusätze von etwa 25 % des Gewichts des calcinierten kaustifizierten
Tons besonders geeignet. Bei Überschreitung von 30 % und Unterschreitung von 25
0./0 läßt die Wirkung im allgemeinen erheblich nach.
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Erfindungsgemäß hergestelltes Ultramarinblau ist erheblich weicher
als die nach bekannten Verfahren hergestellten Erzeugnisse; es läßt sich infolgedessen
leichter vermahlen und liefert Pigmente, die mit Bezug auf Färbekraft die besten
bisher bekannten Produkte übertreffen. Die Erfindung gestattet die Herstellung von
Erzeugnissen, die eine bis zu 8o % größere Färbekraft und einen höheren Glanz als
die bisher bekannten Ultramarine aufweisen. Beispiele I. 226 kg Porzellanerde werden
3 Stundenbei 8oo° calciniert. Nach Abkühlung auf Raumtemperatur wird der calcinierte
Ton, dessen Gewicht nunmehr infolge des Verlustes von Konstitutionswässer nur noch
Zoo kg beträgt, in 1665,4 1 einer io0./oigen Na O H-Lösung eingetragen und das Lösungsgemisch
unter heftigem Rühren auf Siedetemperatur von etwa 1o4° während 16 Stunden unter
Rückfluß erhitzt. Hierauf wird filtriert, der Rückstand von überschüssiger Natronlauge
durch Waschen befreit und getrocknet. Das so erhaltene Material besitzt nun ein
Gewicht von 243 kg. Die analytische Prüfung ergab, daß das Produkt Na20 enthält
und ionenaustauschende Eigenschaften besitzt. Eine Probe von 29 des calcinierten
kaustifizierten Tons war z. B. fähig, 1,02 g Ag während einer 24-Stunden-Periode
auszutauschen. Analysen des Produktes vor und nach der Calcination und Kaustifikation
ergaben die folgenden Resultate: angewendeter Ton calcinierter kaustifi-
zierter Ton |
. |
S'02 44,40/0 39,1 @/0 |
A120.; 39,90/0 30,80./0 |
Nag O Spuren 18,1 0!0 |
H20 13,00/0 12,0 Uf0 |
2. 226 kg Porzellanerde werden 3 Stunden bei 700° calciniert und nach Abkühlen mit
1665,4 1 einer Io%igen Kalilauge, welche 6o kg Diatomeenerde enthielt, während 16
Stunden unter Rückfluß erhitzt. Das erhaltene Produkt wird filtriert, durch Waschen
von überschüssigem Alkali befreit und getrocknet.
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3. 226 kg Kaolin werden I Stunde bei 8oo° calciniert und nach Abkühlung
in einem geeigneten Behälter mit 1665,41 einer io%igen Li O H-Lösung 14 Stunden
unter Rückfluß erhitzt. Das erhaltene Produkt wird alkalifrei gewaschen und getrocknet.
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4. 226 kg Porzellanerde werden 3 Stunden bei 775° calciniert
und nach Abkühlung in 1665,4 1 einer I0%igen Na O H-Lösung, die 6o kg Diatomeenerde
enthielt, gepackt. Der Kessel wird auf Rückflußtemperatur (etwa I04°) erhitzt und
16 Stunden unter diesen Bedingungen gehalten. Das Produkt wird durch Dekantation
von überschüssigem Alkali befreit, filtriert und getrocket.
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5. 55 kg des gemäß Beispiel I erhaltenen Produktes werden mit 78 kg
Schwefel, 1,5 kg Natriumligninsulfonat, 14 kg anhydrischem Natriumacetat 3 Stunden
lang in einer Porzellanmühle behandelt. Die pulverige Mischung wird alsdann bei
500° in einen Muffelofen gebracht, die Temperatur bis auf 8oo° erhöht und 1/2 Stunde
auf 8oo° gehalten. Nunmehr wird das reduzierte Ultramarin auf 5oo° abgekühlt und
3 Stunden unter Einführung eines Gemisches von Luft und Schwefeldioxyd auf dieser
Temperatur gehalten. Das calcinierte Produkt wird in Wasser entladen, durch Dekantation
gewaschen, bis es praktisch frei ist von wasserlöslichen Salzen, in einer Porzellankugelmühle
naß gemahlen, gewaschen und getrocknet.
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6. 55 kg des nach Beispiel 4 erhaltenen Produkts werden in der in
Beispiel 5 beschriebenen Weise verarbeitet.
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7. 55 kg des nach Beispiel 2 erhaltenen Produktes werden mit 2o kg
Kaliumacetat, 78 kg Schwefel und 1,5 kg Natriumresinat in der oben beschriebenen
Weise auf Ultramarinblau verarbeitet.
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B. 55 kg des Produkts nach Beispiel 4 werden mit 22 kg handelsüblichem
Natriumcitrat, 78 kg gesintertem Schwefel und 1,5 kg Natriumresinat in einem Mischer
3 Stunden behandelt und die Mischung in der oben beschriebenen Weise auf Ultramarin
verarbeitet.
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9. 55 kg des Produkts nach Beispiel 3 werden in einer Trommel mit
20 kg Lithiumcitrat, 78 kg gepulvertem Schwefel und 1,5 kg Natriumresinat 2 Stünden
behandelt und die pulverige Mischung auf Ultramarin verarbeitet.
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Io. 55 kg des Produkts nach Beispiel I werden mit 56 kg handelsüblichem
Natriumstearat, 312 kg feingepulvertem Schwefel 4 Stunden in einem Mischer behandelt
und das erhaltene Pulver wie oben beschrieben weiterverarbeitet.
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I I. 55 kg des Produkts nach Beispiel I werden mit I2 kg feingemahlenem
handelsüblichem Natriummonosulfid, 125 kg Schwefelpulver und 2 kg Natriumresinat
in einer Porzellankugelmühle 8 Stunden gehalten. Das Mischprodukt wird in einen
Muffelofen gebracht, auf 85o° erhitzt und 2 Stunden auf dieser Temperatur gehalten.
Alsdann wird die
Temperatur auf 5oo° erniedrigt und unter Einleiten
eines Gemisches von Luft und Schwefeldioxyd während 3 Stunden oxydiert. Das oxydierte
Produkt wird durch Einbringen in Wasser abgeschreckt, durch Dekantation von wasserlöslichen
Salzen befreit, naß gemahlen, filtriert und getrocknet.
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12. 55 kg des Produkts nach Beispiel 4 werden mit 2o kg handelsüblichem
Natriumpolysulfid, 78 kg Schwefel, 1,5 kg Natriumligninsulfonat 7 Stunden lang in
einem Mischer behandelt. Das erhaltene Pulvergemisch wird alsdann gemäß Beispiel
i i weiterbehandelt.
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13- 55 kg eines Produkts nach Beispiel i werden mit 78 kg Schwefel,
1,5 kg ligninsulfosaurem Natrium und 14 kg anhydrischern Natriumacetat während
3 Stunden in einer Porzellanmühle behandelt. Die Mischung wird alsdann in ehren
auf 5oo° beheizten Muffelofen gebracht und die Temperatur langsam auf 8oo° erhöht
und etwa i/, Stunde auf 80o° gehalten. Nunmehr läßt man die Temperatur auf etwa
75o° absinken, die dann unter Einführung von Stickoxyd mit einem Zusatz von
etwas Luft während i Stunde auf 750° gehalten wird. Das calcinierte Produkt wird,.
wie in Beispiel 5 beschrieben, durch Maßnahmen, wie Waschen und Mahlen, weiterbehandelt.