-
Verfahren zum Unterfüllen von Eisenbahnschwellen Zur Gewährleistung
der Verkehrssicherheit ist es bekanntlich im Eisenbahnbetrieb erforderlich, die
im Laufe der Zeit infolge der Zugbelastung verlorengegangene genaue Höhenlage der
Gleise wieder auszugleichen. Dies kann nach den üblichen Verfahren in zweierlei
Form durchgeführt werden. Im einen Fall werden die Gleise zunächst genau auf die
Sollhöhe angehoben und dann die Schwellen von Hand oder mit Hilfe von Stopfmaschinen
unterstopft. Das Handstopfen ist außerordentlich mühsam und bedingt einen sehr hohen
Tagewerksaufwand. Durch die Verwendung von Stopfmaschinen kann zwar die Leistung
erheblich gesteigert werden, indessen lassen sich derartige Maschinen bei Weichen
sowie bei verkrusteter Bettung nicht benutzen, so daß das umständliche Handstopfen
nach wie vor einen wesentlichen Umfang einnimmt.
-
An Stelle des Stopfens hat demzufolge vielfach das sogenannte Schaufelverfahren
Eingang gefunden. Bei diesem wird das Gleis über die Sollhöhe angehoben, so daß
die Schwellen mit einer bestimmten Splittmenge unterschaufelt werden können. Nach
dem Ablassen des Gleises stellt sich dann dessen Sollhöhe erst nach mehrfachem Überfahren
des unterfüllten Gestänges ein. Das Schaufelverfahren, das sich somit zwar leichter
und wirtschaftlicher durchführen läßt als das Stopfverfahren, ist jedoch nur unter
bestimmten Voraussetzungen anwendbar. Insbesondere müssen die Schwellenlager gut
verdichtet sein, damit der aufgebrachte Splitt nicht in die darunteiliegende grobe
Körnung einsickert. Dies bedeutet aber, daß neu verlegte Gleise oder Gleise mit
erneuerter Bettung in der Regel erst nach ein bis zwei Jahren unterschaufelt werden
können, da durchweg mit einer derartigen Zeitspanne bis zum Eintreten einer ausreichenden
Verdichtung der Schwellenlager zu rechnen ist. Auch muß das Unterschaufeln mindestens
zweibis dreimal wiederholt werden, nachdem durch
zwischenzeitliches
Überfahren der Schwellen für eine Ausbreitung des Bettungsmaterials gesorgt wurde.
-
Ein wesentlicher Mangel des Schaufelverfahrens ist ferner seine Abhängigkeit
von der Gewissenhaftigkeit des ausführenden Personals, das die zu unterfüllende
Splittmenge praktisch nur durch Abschätzen zu bemessen in der Lage ist, während
an sich an jedem Schwellenlager eine genaue Dosierung entsprechend den auszugleichenden
Höhenunterschieden erforderlich wäre. Diese Unterschiedlichkeit in der jeweiligen
Einfüllmenge hat naturgemäß ein unterschiedliches Nachsinken der einzelnen Schwellen
zur Folge, was wiederum in vielen Fällen eine mehrfache Nacharbeit bedingt, um dem
Gleis die vorschriftsmäßige einheitliche Höhenlage zu geben. Ferner läßt sich äüch
nicht immer die notwendige gleichmäßige Verteilung des Splitts unterhalb der Schwelle
erreichen, da auch diese ganz wesentlich von der Geschicklichkeit der Bedienungsperson
abhängt, so daß auch die einzelnen Schwellen vielfach nicht an allen Stellen unterhalb
der Schienen gleichmäßig auf der Bettung aufsitzen. Schließlich muß auch berücksichtigt
werden, daß zum mindesten während der Zeitdauer des allmählichen Nachsinkens der
Schwellen auf die Sollhöhe der Zugverkehr Geschwindigkeitsbeschränkungen unterliegt
und sich somit auch in dieser Hinsicht unerwünschte Behinderungen im Betrieb nicht
vermeiden lassen.
-
Sowohl beim Stopfverfahren als auch beim Unterschaufeln ist darüber
hinaus die Bettung beiderseits der Schwellen weitgehend auszuräumen, um die Stopf-
bzw. Schaufelarbeit ungehindert und wirkungsvoll ausführen zu können, wodurch ebenfalls
ein erheblicher zusätzlicher Zeitaufwand erforderlich ist.
-
Gemäß vorliegender Erfindung werden diese Nachteile der bekannten
Unterfüllungsverfahren dadurch in zuverlässiger und allen Erfordernisset der Praxis
entsprechender Weise vermieden, daß ,die Schwellen zunächst, wie beim Stopfverfahren,
auf die Sollhöhe angehoben und alsdann in den dadurch zwischen Schwellenunterfläche
und Bettung gebildeten Hohlraum das einzubringende feinkörnige Material, wie Splitt
o. dgl., mit Hilfe von Druckluft oder einem sonstigen, unter entsprechend hohem
Druck stehenden gasförmigen Medium eingeblasen wird. Zweckmäßig wird dabei so vorgegangen,
daß das eingeblasene Material durch den Druck des Einblasemediums gleichzeitig derart
verdichtet wird, daß es den Hohlraum zwischen Schwellenunterfläche und Bettung völlig
ausfüllt, so daß die Schwelle auch bei Belastung durch die das Gleis befahrenden
Züge nicht mehr absinkt.
-
Durch ein solches Verfahren werden in verschiedenster Hinsicht wesentliche
Vorteile erzielt. Zunächst wird sofort eine einwandfrei gleichmäßige Verteilung
des Splitts in dem Raum unter der Schwelle ermöglicht, wobei infolge des Druckes
sowie der Geschwindigkeit des Einblasemediums eine große Dichte eintritt, die unmittelbar
die gewünschte Sollhöhe des Gleises ohne nochmalige Nacharbeit gewährleistet. Bei
der Ausfüllung und Verdichtung wird dabei zwangsläufig zugleich auch die obere Schicht
des grobkörnigen Bettungsmaterials ausgefüllt, so daß das Gleis in einem einzigen
Arbeitsgang ordnungsgemäß festgelegt werden kann. Das lästige Ausräumen der Bettung
beiderseits der Schwellen kann ebenfalls bis auf einen verhältnismäßig kleinen Bereich
unterbleiben, da nur so weit ausgeschachtet werden muß, daß die Einblasedüse in
die Arbeitsstellung gebracht werden kann. Im übrigen bleibt die Bettung liegen,
wodurch gleichzeitig einem Ausweichen des unter Druck eingeblasenen Splitts entgegengewirkt
wird; dieser kann somit einwandfrei und dicht den gesamten Hohlraum ausfüllen.
-
Die Zeichnung veranschaulicht in schematischer Darstellung eine beispielsweise
Ausführungsform des Verfahrens gemäß der Erfindung.
-
Die zu unterfüllende Schwelle i wird mit Hilfe geeigneter Vorrichtungen
beliebiger Bauart und Wirkungsweise zunächst so weit angehoben, daß sie die richtige
Höhenlage (Sollhöhe) einnimmt. Darauf wird neben der Schwelle, und zwar zweckmäßig
im unmittelbaren Bereich jeder der beiden Schienen, in einem kleinen Umkreis die
Bettung 2 so weit ausgeräumt, daß in die dadurch gebildete Grube 3 das Blasgerät
4 eingesetzt werden kann. Die Mündung 5 des Blasgerätes ist in der Arbeitsstellung
nach dem zwischen Schwellenunterfläche und Bettung entstandenen Hohlraum 6 gerichtet.
Das Blasgerät selbst ist durch eine Leitung 7 mit einem Druckluftkompressor 8 verbunden,
während das einzublasende feinkörnige Bettungsmaterial in dem Behälter 9 enthalten
ist.
-
Sobald das Blasgerät 4 ordnungsgemäß in Stellung gebracht ist, wird
durch Betätigung der entsprechenden Ventile Druckluft vom Kompressor 8 in das Gerät
geleitet. Das aus dem Behälter 9 nach Öffnen eines Absperrschiebers o. dgl. herausrutschende
Material wird dabei von dem Luftstrom erfaßt, der es mit großer Geschwindigkeit
in den Hohlraum 6 unterhalb der Schwelle i einbläst. Der Hohlraum wird durch das
Material völlig ausgefüllt, das dabei zugleich so verdichtet wird, daß die Schwelle
nach Beendigung des Vorgangs fest auf der Bettung aufruht.
-
Auf diese Weise lassen sich mühelos und innerhalb kürzester Zeit Gleis-
und Weichenanlagen jeder Art in der gewünschten Höhenlage so unterfüllen, daß sie
einwandfrei festsitzen. Das Verfahren hat neben seiner unbeschränkten Anwendbarkeit
bei jeder vorhandenen Bettung und Schwellenform den Vorteil, daß die Strecke sofort
mit voller Geschwindigkeit befahren werden kann, zumal die Bettung nur so weit ausgeräumt
zu werden braucht, als dies zur Einführung des Gerätes erforderlich ist.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung läßt sich sinngemäß in der verschiedensten
Weise verwirklichen, und die zu seiner Durchführung bestimmten Geräte, wie insbesondere
die Blasdüse sowie der Kompressor, können demgemäß in jeder geeigneten, den Bedürfnissen
der Praxis entsprechenden Ausführung und Anordnung gewählt werden.