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Armprothese
Diese Erfindung beabsichtigt, den Armamputierten eine Hilfe
zu bringen, indem sie dazu beiträgt, die verlorene obere Gliedmaße weitestgehend
funktionell und nahezu voll kosmetisch zu ersetzen.
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Im folgenden wird bevorzugt auf den am Oberarm Amputierten eingegangen,
weil dieser den schwierigsten Fall darstellt. Unterarmamputierte können nach dem
gleichen hier dargestellten Prinzip in vereinfachter Weise von den die Handgelenke
und die Hand betreffenden Lösungen Gebrauch machen.
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Beim Zustand nach Amputation am Oberarm fehlt zur normalen Funktion
der oberen Gliedmaßen I. das Ellenbogengelenk, 2. der Unterarm mit seiner Fähigkeit
zur Pro- und Supination, 3. das Handgelenk mit der Dorsal- und Plantarflexion und
4. die Hand als Greif- und Tastorgan.
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Als Rest des ehemaligen hochleistungsfähigen Gesamtorgans verbleibt
nur der Oberarmstumpf.
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Dieser ist in den meisten Fällen im Schultergelenk beweglich. Der
knöcherne Stumpf ist mit Muskulatur umkleidet, die ihrerseits wieder mit subkutanem
Gewebe und vom Hautschlauch eingeschieden ist.
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Die Betrachtung dieses spärlichen Restzustandes hat oft dazu geführt,
sich mit einer resignierenden Lösung zu begnügen: Der am Oberarm Amputierte wurde
mit einer, nur kosmetischen Zwecken dienenden Schmuckhand versorgt.
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Der Wunsch, darüber hinaus doch eine wenn auch geringe Funktion zu
erreichen, führte dann zur Ausnutzung der Kraft des bekanntenSchulterzuges, der
entweder zur Bewegung des Ellenbogengelenkes oder zur Betätigung der Greifklaue
an der künstlichen Hand benutzt wurde.
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Diese Art von Lösung wurde sowohl vom Träger (Amputierter) wie auch
vom Orthopäden als Behelf
angesehen, da die bewegende Kraft (Schulterzug)
nur in einer Richtung wirksam ist (beim Ellenbogengelenk in der Beugung, bei der
Hand zum Öffnen der Greifklaue) und genau ausgeführte, fein dosierte Bewegungen
nicht möglich macht.
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Bewegungsphysiologische Erwägungen führten zu der Erkenntnis, daß
jede natürliche Bewegung des menschlichen Körpers durch das antagonistische Spiel
von zwei gegeneinanderwirkenden Muskeln bedingt ist und daß deshalb eine künstliche
Bewegung auch nur dann dosiert ausgeführt werden kann, wenn sie sich von einer in
diesem Sinne gezügelten Kraft ableitet.
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Diese theoretischen Einsichten drängten zur Anwendung in der Praxis.
Sie fanden Ausdruck in dem Bemühen von Sauerbruch, Wirken und Gegenwirker, also
zwei Kraftquellen, zu einer Bewegung zu benutzen, um dann durch diese eine Bewegung
gezügelt und dosierbar ausführen zu lassen. Sauerbruch kanalisierte den Muskelbauch
des musculus biceps brachi und den des musculus triceps brachi.
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Diese nun seit 30 Jahren in der Praxis geübte Methode hat sich sehr
bewährt und stellt gegenüber den Versorgungen nur durch den Schulterzug, der einseitig
gegen eine Feder arbeitet, eine sehr wesentliche Verbesserung dar, weil der Greifakt
nunmehr feiner ausgeführt werden kann und um eine Art Muskelgefühl (Tiefensensibilität)
bereichert ist.
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Wenn diese Methode der Kanalisierung sich trotzdem nicht völlig durchsetzte,
so dürften u. a. dafür folgende Gründe maßgeblich sein: 1. Voraussetzung hierfür
ist die Vornahme einer Operation am Stumpf, bei welcher je ein Hautkanal mit gestielter
Transplantation durch die beiden Muskelbäuche gelegt wird. Diese Operation ist technisch
schwierig und kann nur in Spezialkliniken ausgeführt werden. Dadurch ist der Kreis
der zu Versorgenden zahlenmäßig eingeengt.
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2. Diese Hautkanäle, auf denen bei der Arbeit des Greifaktes der
Druck liegt, sind empfindlich und neigen zu Hautreizungen und zu Ekzemen. Dadurch
wird die Verwendungsbereitschaft sehr wesentlich eingeschränkt.
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3. Die Muskeln am Amputationsstumpf im allgemeinen und unter ihnen
auch die kanalisierten Muskeln unterliegen veränderten muskelphysiologischen Verhältnissen,
die, wie die klinische Erfahrung lehrt, zur Folge haben, daß der Muskelumfang, die
Muskelkraft und die Hubhöhe im Laufe der Jahre nachlassen, so daß ungenügende Leistungen
auch am Prothesenmechanismus daraus resultieren. Veränderungen dieser Art sind an
kanalisierten Muskeln besonders ausgeprägt.
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Es muß noch der Tatsache Erwähnung getan werden, daß man sich auch
bemüht hat, als Kraftquelle für die Betätigung der Mechanismen am Kunstarm körperfremde
Kräfte heranzuziehen. So wurden Oberarmprothesen entwickelt, die in sich einen Elektromotor
tragen, der die Kraft abgibt, die notwendig ist, um den Ellenbogen oder das Greiforgan
der Kunsthand zu bedienen. Dabei wurde meist nur die Methode der einseitigen Arbeit
gegen den Federzug gewählt. Es ist aber auch möglich, eine gesteuerte Bewegung am
Erfolgsorgan zu erreichen, welche ihre gezügelten Impulse vom Muskelspiel des Amputierten
selbst erhält. Diesen Konstruktionen aber haftet der Mangel an, daß dadurch der
Amputierte von außerkörperlichen Kräften abhängig wird, sei es, daß man den Prothesenträger
ans Stromnetz anschließen, sei es, daß er aufladbare Batterien mit sich tragen muß.
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Zusammenfassend darf man sagen: I. daß nach Amputationen am Oberarm
die nur kosmetischen Zwecken dienende Schmuckprothese ohne Funktion heute noch das
Modell der häufigsten Versorgung abgibt, 2. daß die durch Schulterzug betätigten,
gegen einen Federzug einseitig wirkenden Prothesen eine funktionell mindere und
ungenügende Leistung haben, 3. daß die sogenannten kinetischen Prothesen des Oberarmes
in der Planung sehr gut, aus medizinischen Gründen aber nicht völlig befriedigend
sind (Kanalisierung, Hautreizung, Atrophie der Muskulatur), 4. daß Prothesen, die
Fremdkräfte wie Netz- oder Batteriestrom zur Betätigung der Mechanismen nötig haben,
den Träger von der Fremdkraftquelle abhängig machen, 5. daß durch alle diese Methoden
nur eine der vielen, durch die Amputation verlorenen Bewegungen ersetzt wird.
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Diese Grundlage hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Kraftquellen
(Schulterzug gegen Feder, fremde elektrische Kraft, gesteuerte Kraft aus zwei kanalisierten
Muskeln im Gegensatz zu mindestens 4I Muskeln am gesunden Ober- bzw. Unterarm sowie
an der Hand) brachte es mit sich, daß die Greifmechanismen an den Kunsthänden sich
nur auf die einfachste Aufgabe beschränken und nur den Schluß und das Öffnen der
Greifklaue zu erreichen trachten.
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Deshalb wurden, von spielerischen Absichten abgesehen, lediglich
solche Greiforgane als Imitationen der menschlichen Hand gebaut, die eine Zangenbewegung
zwischen Daumen einerseits und zweiten und dritten Finger andererseits ausführen.
Diese Greifbewegung war beim Schulterzug mangelhaft gesteuert, bei der Versorgung
mittels Kanalisierung der Muskel besser gesteuert und dosierbar.
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Da jedoch nur eine Kraftquelle oder ein Paar Antagonisten verfügbar
waren, wurde auch dieser Greifklaue nur eine Bewegung zugetraut, so daß die künstlichen
Finger nur im Grundgelenk um eine Achse beweglich gebaut wurden.
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Aus der Erfahrung, daß so gebaute Kunsthände zwar im Aussehen der
natürlichen Hand nahekommen, funktionell jedoch minder leistungsfähig sind, kamen
andere Konstruktionen auf, die sich vom kosmetischen Ziel zugunsten der funktionellen
Leistung wieder entfernten und so um den Preis einer befriedigenderen Leistung die
schmucklose, unverkleidete Greifklaue wieder einführten.
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Alle diese Betrachtungen veranlaßten, eine Prothese für den am Oberarm
Amputierten zu entwickeln, die diese Nachteile vermeidet.
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I. Sie soll von einer dem Amputierten selbst zugehörigen körpereigenen
Kraft aus betätigt und gesteuert werden, und zwar so, daß eine gezügelte und dosierbare
Bewegung resultiert.
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2. Es lag die Absicht zugrunde, diese körpereigene Kraft so zu gestalten,
daß ihre Anwendung keine über die Wundversorgung hinausgehende operative Zurichtung
am Stumpf oder an einem anderen Körperteil zur Voraussetzung hat.
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3. Es soll diese körpereigene Kraft und ihre Ableitung nicht durch
Reizempfindlichkeiten oder Entzündungsneigungen praktisch eingeschränkt sein. Es
soll vielmehr der Stumpf durch die Betätigung in der Prothese einen positiven Übungsreiz
erfahren.
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4. Aus der bisherigen verkleideten oder unverkleideten Greifklaue
soll eine Imitation einer natürlichen Hand nicht nur hinsichtlich ihrer äußeren
Form, sondern vor allem hinsichtlich der Funktionen geschaffen werden, einer Hand,
die in den Gliedern bewegliche Finger erhält und die in der Lage ist, einen Greifakt
auszuführen, bei welchem sich die Finger der Form des zu ergreifenden Gegenstandes
anpassen und somit fähig sind, die verschieden geformten Gegenstände zu fixieren.
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Diese Kunsthand soll Bewegungen ausführen können, die gut dosiert
und steuerbar sind, sie soll somit weich und fest greifen und in der gleichen Art
den Griff lösen können. Dadurch kann eine Art Muskelsensibilität für den Greifakt
mit der Kunsthand erreicht werden, die stärker zur Ausbildung kommt, als bei den
bisherigen Modellen der sogenannten kinetischen Hand möglich war.
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Um nun noch die Eignung dieses Greiforgans für den täglichen Gebrauch
zu erhöhen, ist Vorsorge getroffen, daß auch mit der Kunsthand ein Greifakt möglich
ist, der der Faustbildung ähnelt.
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Dabei gehen die sich einander im Greifakt nähernden Finger einerseits
und der Daumen andererseits aneinander vorbei dadurch, daß das Stellungsverhältnis
zueinander durch einen willkürlichen Akt des Prothesenträgers verändert wird und
der Daumen am zweiten Finger vorbeigleitet, wie später noch näher erläutert wird.
Diese Greifart ist wünschenswert, um zu erreichen, daß auch stangenförmige Gegenstände
fest gefaßt werden können.
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5. Die Oberarmprothese soll neben der Greifbewegung in der Kunsthand
auch noch die Bewegung in anderen Gelenken haben, die durch die Amputation verlustig
gingen. Diese Bewegungen sollen durch die gleiche Fähigkeit zur Dosierbarkeit ausgezeichnet
sein. Als wichtigste dieser Bewegungen werden die im Ellenbogengelenk, die der Pro-
und Supination im Unterarm und die der Dorsal- und Plantarflexion im Handgelenk
vorerst angesehen, wobei schon hier die Auffassung Ausdruck finden soll, daß sich
damit nicht die Möglichkeit, auch noch andere Bewegungen auszuführen, erschöpft.
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Die Erfindung ist in den Zeichnungen beispielsweise beschrieben,
und es stellt dar Fig. pa eine Ansicht einer Kummetweste mit Brustschild von vorn,
Fig. ib eine Ansicht derselben von hinten, Fig. 2 eine Ansicht eines Schultergelenks
mit innerer und äußerer Hülse von vorn in größerem Maßstab, Fig. 3 eine Ansicht
desselben von hinten, Fig. 4 und 4a eine Schaltung und die Ellenbogengelenkgegend,
Fig. 5 ein Schaltungsschema, Fig. 6 ein Greiforgan Hand in Aufsicht, Fig. 7 ein
Greiforgan Hand in seitlicher Ansicht, Fig. 8 das Greiforgan Hand in seitlicher
Ansicht (Handkippgelenk abgebeugt, offener Greifwinlkel), Fig. g das Greiforgan
Hand in seitlicher Ansicht (Handkippgelenk gehoben, Fingerstellung beim Fassen einer
Platte).
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Zur Erleichterung des Verständnisses sind nachstehend die einzelnen
Teile mit ihren Bezugszeichen zunächst zusammengefaßt aufgeführt: 1 Kummetweste,
2 Brustschild, 3 Achselring, 4 Halteband, 5 gleitende Platte, 6 großer Metallring,
7 dessen zwei Gelenkaugen, 8 dessen oberer Kreisbogenanteil, 10 zwei Scharniergelenke,
I2 innere Oberarmhülse, 13 Endplatte der inneren Oberarmhülse, 14 Steuertaste, I5
Knopf der Steuertaste, I6 äußere Oberarmhülse, I7 Gabel zum Ellenbogengelenk, I8
Gabel zum Unterarmdrehgelenk, 19 Gabel zum Handkippgelenk, 20 Gabel der Nullstellung,
21 Gabel zum Handgestänge, 22 Gabel zum Abschersystem, 23 Bodenhebel zur automatischen
Arretierung, Drehachse des Arretierungshebels, 25 Arretierungsnute, 26 Schenkel
zur Muffe (Ellenbogen), 27 Muffe zum Ellenbogengelenk, 28 Stange zum Ellenbogengelenk,
29 Muffe zum Unterarmdrehgelenk, 30 Federklinke als Teil des Bodenhebels 23, 3I
Muffe für Handkippgelenk, 32 Muffe für Greiforgan, 33 Muffe zum Abschersystem, 34
Drehstangen für Unterarmdrehgelenk, 35 Schubstangen für Handkippgelenk, 36 Schubstange
für Greiforgan, 37 Schubstange für Abschersystem, 38 innere Hülse Unterarm, 39 senkrechte
Stange im Unterarmdrehgelenk, 40 Lager für Schubstange des Handkippgelenkes, 41C
Lager für Schubstange des Greiforgans, 42 Lager für Schubstange des Abschersystems,
43 oberer Rand der inneren Unterarmhülse, 44 feste Platte, 45 Knopfgelenk der Schubstange
des Handkippgelenkes, 46 Knopfgelenk der Schubstange des Greiforgans, 47 Knopfgelenk
für Schubstange des Abschersystems, 48 Spannfeder, 49 Achse des Kippgelenks, 50
pflugscharartige Hebelplatte, 52 Drehachse des Abschersystems, 53 Hebelsystem des
Greiforgans Hand, 54 Gestängesystem der Schulterarretierung, 55 Zahnradsegmentsystem,
a Oberarmstumpf, b sein Knochenstumpf.
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Nachstehend werden zunächst die Hauptsysteme beschrieben, die zusammen
die Endwirkung ergeben.
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Kummetweste. Die Armprothese ist an einem Brustschild 2 aufgehängt,
der aus festem Material nach der Körperform gearbeitet ist und die Gegend des großen
Brustmuskels, des Schulterblattes und der Schulterhöhe sowie die äußere Brustwand
so umfaßt, daß ein Loch für den Armstumpf freibleibt.
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Diese schildartige Schulter-Brust-Kappe (hier genannt das Brustschild)
ist in eine Weste I eingearbeitet, die wie eine normale Schneiderweste getragen
und geschlossen wird. Sie wird individuell angepaßt.
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DasArmloch des (gesunden, unversehrten) Armes der anderen Seite ist
durch einen Lederring 3 verstärkt, der diesen (den anderen) Arm in der Achselgegend
fest umfaßt. Von diesem Arm ring (Achselring) der zweiten (anderen) Seite zieht
ein etwa 4cm breites Band4 über den Rücken des Prothesenträgers zum Schultergelenk
der Seite, an der die Prothese aufgehängt ist, ein Band, das, wie später noch erläutert
wird, benutzt werden soll, um die gewünschte und erreichte Schulterstellung zu fixieren.
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Am hinteren Umfang des Brustschildes, da, wo dieser das Schulterblatt
deckt, ist in einem etwa 8 cm breiten und 4 cm hohen Feld eine in Kufen gleitende
Platte 5 eingelassen. Die Aufgabe dieser Platte wird bei der Beschreibung des Schultergelenks
noch näher erläutert.
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Schultergelenk. So wie der Arm gegen den Körper im Schultergelenk
gelenkig verbunden ist, so sollen auch hier in der Prothese die Oberarmhülsen gelenkig
gegen die Kummetweste verbunden und in der Lage sein, die hebende, senkende, Vor-und
Rückwärtsbewegung des Armes in seiner Pfanne mitzumachen.
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Hier soll aber auch andererseits die technische Voraussetzung geschaffen
werden für die fakultative Feststellung der äußeren Oberarmhülse gegen den Brustschild
in einer gewünschten Stellung, so daß, wie später beschrieben, die kraftspendende
Bewegungsfreiheit zwischen festgestellter äußerer und beweglicher und durch den
Stumpf bewegter innerer Hülse zustande kommt, durch welche die dosierten Bewegungen
der Prothesenmechanismen bedingt sind.
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Dabei gibt der Brustschild in der Kummetweste die körperbefestigte
Grundlage ab, an welcher die Oberarmhülsen gehoben, gesenkt, von vorn nach hinten
bewegt und seitlich ausgeschwenkt werden können.
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Wir geben im nachfolgenden ein Beispiel für eine nach diesem Prinzip
mögliche Ausführung.
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Während der Brustschild, aus festem Material gearbeitet, ein Teil
der Kummetweste ist und in Schulterhöhe des Prothesenträgers aufliegt, läßt sie
in einem weit ausgeschnittenen Achselloch den Armstumpf frei durchtreten.
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Am freien Rande des Achselloches ist ein Metallring 6 montiert, der
mit dem Brustschild nur durch zwei Gelenkaugen 7 beweglich verbunden ist, deren
Achse mit der Achse des natürlichen Schultergelenkes zusammenfällt. Bewegungen in
der frontalen Ebene sind dadurch ermöglicht.
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Auf dem oberen Kreisbogenteil 8 des Metallringes 6, der zwischen
den beiden Gelenkaugen gelegen ist, faßt nun übergreifend und gleitend und ebenfalls
kreisbogenförmig geformt mit entsprechendem Durchmesser der Gelenkanteil der äußeren
Oberarmhülse und führt darauf alle Kreisbewegungen in der sagittalen Ebene aus.
Gleichzeitig ist die äußere Oberarmhülse durch diesen Überwurf auch belastungsfähig
aufgehängt.
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Eine dritte Achse des Systems ermöglicht die Bewegung in der horizontalen
Ebene: An der Verbindungsstelle (Zunge) zwischen dem Metallring und den Gelenkaugen
7 ist je ein Scharniergelenk 10 eingefügt. Das hintere Auge sitzt auf einer verschieblichen
Platte 5, die in Kufen hin und her gleiten kann, so daß Bewegungen um die dritte
Achse möglich sind.
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Eine innere Oberarmhülse I2 ist im Prinzip gleichartig gehalten und
geführt, so daß auch sie alle Bewegungen des natürlichen Schultergelenks begleiten
kann.
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Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Aufhängung der äußeren
Hülse I6 am äußeren Ring 6 und der inneren Hülse 12 besteht darin, daß das System
äußere Hülse plus äußerer Ring fakultativ vom Prothesenträger in einer gewünschten
Gelenkstellung fest arretiert werden kann, während das innere System immer beweglich
bleibt.
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O b e r a r m s c b ä f t e. Die dosierbare Kraft, die die betätigende
Bewegung für alle Prothesenmechanismen liefert, stammt vom Stumpf. Um diese Stumpikraft
ausnützen zu können, muß eine Möglichkeit geschaffen sein, den Stumpf, der in einer
inneren Hülse gefaßt ist, gegen ein feststehendes System zu bewegen.
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Dieses feststehende System ist die nach der Ausführung der Oberarmbewegung
im Schultergelenk an der Kummetweste in der gewünschten Stellung fixierte äußere
Oberarmhülse I6, innerhalb der sich der Stumpf mit der inneren Hülse bewegen kann.
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Im folgenden soll eine Bauart nach diesem Prinzip beispielsweise
beschrieben werden: Der Amputationsstumpf wird in einer inneren Hülse 12 gefaßt,
die nach Gipsmodell individuell aus Metall oder anderem festen Material gearbeitet
ist.
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Diese innere Hülse I2 ist schultergelenkwärts beweglich gegen den
Brustschild 2 der Kummetweste I aufgehängt. Die Besonderheit dieser Aufhängung ist
vorstehend bereits beschrieben. An der Endplatte I3 der inneren Hülse I2, also in
Verlängerung der Achse des Stumpfknochens, ist eine Steuertaste 14 (Abb. 4 und 4a)
fest montiert. Die innere Hülse ist umgeben von der weiteren äußeren Prothesenhülse
I6 und kann sich in ihr unter gewissen Bedingungen frei bewegen.
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Die äußere Hülse I6, die ebenfalls aus festem Material (Metall) gearbeitet
ist, ist, wie beschrieben, gegenüber dem Brustschild 2 der Kummetweste I So aufgehängt,
daß sie die hebenden und seitlichen Bewegungen des Oberarmstumpfes a im Schultergelenk
begleiten, andererseits aber durch einen Willensakt des Prothesenträgers in jeder
gewünschten Stellung im Schultergelenk arretiert und fixiert werden kann. Dadurch
sind freie Bewegungen der beweglichen und durch den Stumpf bewegten inneren Hülse
gegen die festgestellte weitere äußere Prothesenhülse möglich.
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Diese Bewegung wird als Xkraftspendende Quelle zur Betätigung der
verschiedenen Prothesenmechanismen ausgenützt, wobei beispielsweise die an der Endplatte
der inneren Hülse montierte Taste I4, die sich in einem Schaltsystem bewegt, die
Stelle der Kraftabnahme ist. Ebenso ließe sich zur Kraft-
abnahme
nach diesem Prinzip auch eine andere Schaltungsweise wählen, beispielsweise durch
einen um den Oberarmstumpf befindlichen Ring mit entsprechenden Nocken. Das Wesentliche
dieser Erfindung ist die Steuerung durch die Bewegung der inneren Hülse gegen die
festgestellte äußere Hülse.
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Ist die äußere Hülse nicht im Schultergelenk gegen die Kummetweste
fixiert, so bewegt sie sich entsprechend den Bewegungen der inneren Hülse synchron
mit dieser. Diese synchrone Bewegung geht ohne totes Spiel vonstatten, wenn die
Steuertaste sich in der Nullstellung des Schaltsystems befindet.
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In der hier dargesteilten Ausführung trägt die auf der Endplatte
der inneren Hülse aufmontierte Steuertaste 14 an ihrer Spitze einen Knopf I5, und
in einer Platte I6b sind napfartige Funktionsgabeln I7, I8, I9, 21 und 22 sowie
eine zentrale Gabel 20 angeordnet (Fig. 4, 4a und 5), die geeignet sind, jeweils
diesen Knopf aufzunehmen. Über der Platte 23 ist eine weitere Platte 16b angeordnet,
die zur Fixierung der Gabeln I7 bis 22 dient. Diese Gabeln bewegen sich bei ihrer
Betätigung durch den Knopf 15 auf einer kreisförmigen Bahn und drehen dabei mit
ihnen verbundene und in der Platte 23 lagernde Muffen um einen entsprechenden Betrag.
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H a lt e b a n d. Die Festhaltung der äußeren Hülse gegenüber der
Kummetweste im Schultergelenk ist gewissermaßen eine doppelte. Befindet sich der
Knopf 15 der Steuertaste 14 in der Nullstellung des Schaltsystems, so ist die äußere
Hülse 16 nicht fixiert und kann durch den Stumpf in jede Stellung gebracht werden.
Gleitet die Steuertaste I4 aus der Nullstellung heraus, so tritt automatisch eine
Fixierung in der erreichten Stellung, wie noch beschrieben wird, ein. Um das Heraustreten
des Knopfes 15 aus der Nullstellung zu bewerkstelligen, ohne daß die gewonnene Schultergelenkstellung
verlorengeht, wird bis zum Augenblick der automatischen Fixierung beim Heraustreten
des Knopfes 15 aus der Nullstellung die Festhaltung durch das Halteband 4 besorgt.
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Das geschieht folgendermaßen: Um dem Knopf I5 der Taste 14 eine Hilfe
beim Heraustreten aus der Nullstellung, d. h. aus der Gabel 20, zu geben, ist ein
Halteband 4 angebracht, das vom Achselring 3 der gesunden Seite über den Rüdken
zur Seite des Amputationsstumpfes hin verläuft und dort an einer Arretierungsanlage
des Schultergelenkes (Zahnradsegmentsystem) ansetzt. Dort hat es Verbindung mit
den Arretierungsmechanismen an den drei Achsen des Schultergelenkes.
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Wenn beim Austreten des Knopfes 15 aus der Gabel 20 ein Druck entsteht,
so wird dem durch die Wirkung des Haltebandes 4 Widerpart geboten.
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Auf diese Weise kann die Prothese, wenn sie in der Nullstellung durch
den Stumpf in die gewünschte Lage gebracht ist, durch Betätigung des Schulterzuges
über das Halteband 4 so gehalten werden, daß durch die dabei entstehende Hilfe das
Schultergelenk vorübergehend arretiert ist und nun der Knopf 15 aus der Gabel 20
entfernt werden kann, um auf diese Art nach der vorübergehenden nunmehr die feste
Arretierung der äußeren Oberarmhülse im Schultergelenk zu erreichen.
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Nun steht es dem durch den Stumpf geführten Knopf 15 frei, eine der
Funbktionsgabeln I7, I8, I9, 2I, 22 aufzusuchen, um dann einen weiteren Prothesenmechanismus
am Erfolgsorgan zu betätigen.
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In Fig. 5 bedeutet A vorn, B hinten, C außen und D innen.
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5 c h a lt u n g. Die Schaltung ist die Stelle im Mechanismus, an
welcher die Kraft, die aus der Bewegung der inneren Hülse I2, die durch den Amputationsstumpf
geführt wird, gegen die festgestellte äußere Hülse I6 entsteht, über beispielsweise
die Steuertaste I4, es könnte auch eine andere Ausführung sein, abgeführt wird,
um auf die Mechanismen an den einzelnen Erfolgsorganen wahlweise übertragen zu werden.
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Die Bewegung der Taste der inneren gegen die festgestellte äußere
Hülse ist eine kreisähnliche, deshalb ist auch die Schaltanlage kreisähnlich gestaltet.
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Sie liegt im untersten Teil des Oberarmanteils und ist in ihrer Lage
bestimmt: Erstens durch die Länge des Stumpfes und zweitens dadurch, daß sie noch
oberhalb des künstlichen Ellenbogengelenkes zu liegen kommen soll.
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Im vorliegend beschriebenen Beispiel ist sie in vier Kreissektoren
unterteilt, von denen je einer sowie eine Abnahmestelle im Mittelfeld für die Betätigung
eines Mechanismusses bestimmt ist. Es kann aber auch eingerichtet werden, daß der
Kreis in mehrere Teile zerlegt wird, um mehr Einzelbewegungen ausführen zu können.
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Aus der Ruhestellung Null, die später beschrieben wird, wird nun
die Taste 14 beispielsweise in die Stellung I7 durch den Stumpf geführt. Die Stellung
I7 ist die Steuerstelle für die Bewegung des Ellenbogengelenkes. Dort wird der Knopf
15 der Taste 14 durch die Gabel I7 aufgenommen, nachdem er bei seinem Eintritt in
die Gabel einen mit seinem Kopf in die Gabel hineinreichenden Bodenhebel 23 herunterdrückt
und damit die automatische Arretierung gelöst hat, die das Ellenbogengelenk festlegt,
wenn die Steuertaste sich nicht in der Gabel I7 befindet, die nachstehend noch näher
beschrieben ist.
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Die Gabel I7 ist durch einen Schenkel 26 mit einer Muffe 27 verbunden,
die in der Platte 16a drehbar gelagert ist. Im Innern der Muffe 27 liegt eine Schraubengänge
tragende Stange 28, die in diesem Falle des Beispiels das Gestänge ist, das zum
Betätigungsmechanismus des Ellenbogengelenkes führt. Durch diese Anordnung wird
erreicht, daß die Bewegung der Gabel I7 durch den eingerasteten Knopf 15 der Taste
14 die Muffe27 um den Mittelpunkt derselben dreht, und diese Drehung hat zur Folge,
daß sich auch die in der Muffe 27 gehaltene Stange 28 als Achse drehend bewegt.
Hier beim Ellenbogengelenkmechanismus bewirkt die Drehung der Stange 28 durch ihr
Gewinde das Auf- und Absteigen einer zweiten Muffe 27a (Fig. 4a), die am oberen
Teil des Unterarms angebracht ist.
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Grundsätzlich gilt diese oder eine ähnliche Art der Bewegungssteuerung
für jede der in den ver-
schiedenen Gabeln I8, I9, 2I, 22 durchzuführenden
Steuerungen. Bei der Schaltung des Handkippgelenkes, des Greif- und des Abschersystems
der Hand (Muffen 31, 32, 33 und Schubstangen 35, 36, 37) führen die Muffen im Innern
je eine gewindetragende Schubstange, die bei Drehungen der Muffe durch die zugehörige
Gabel eine auf- oder absteigende Bewegung der Schubstangen herbeiführt.
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Da immer nur die eine Bewegung aus der Arretierung freigegeben ist,
die unter der augenblicklichen Einwirkung der Steuertaste steht, ist zu einer Zeit
immer nur ein Mechanismus (nur ein Erfolgsorgan) beweglich, nämlich der, in dessen
Steuerstelle der Knopf 15 der Steuertaste 14 eingerastet ist. Durch die vom Knopf
15 bewirkte Bewegung der jeweils aufgesuchten Gabel wird also die Muffe gedreht.
Dadurch kommt es in einigen Anordnungen (Handkippgelenk, Greiforgan der Hand und
Abschersystem) zu Auf- und Abbewegungen im Mechanismus am jeweiligen Erfolgsorgan.
In einem anderen Falle jedoch trägt die Muffe 29 kein Gewinde, sondern führt eine
Vierkantstange. Drehungen dieser Muffe haben also nur Drehungen in der Vierkantstange
zur Folge.
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Die automatische Arretierung in der Schaltanordnung ist jeweils an
den verschiedenen Schaltstellen so durchgeführt, daß je ein in den Boden der Gabeln
I8, I9, 21 USW. hineinragender, um einen Drehpunkt 24 schwenkbarer Bodenhebel mit
einer daran angebrachten Federklinke in je eine entsprechende Rast der Platte 16b
eingetreten ist und dadurch die damit verbundene Muffe in ihrer Lage festhält. Wird
der Bodenhebel 23 durch den Knopf 15 heruntergedrückt, so wird die Federklinke ausgerastet
und der Mechanismus beweglich.
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Während die Gestänge zum Greiforgan Hand und zur Abscherung wie auch
das zum Handkippgelenk, wie noch näher ausgeführt werden wird, die oben ausgeführte
Aufundabbewegung im Gewinde der Muffen 3I, 32, 33 ausführen und dadurch als Schubstangen
wirken, wird die Drehbewegung am Unterarm (Pro- und Supination) ohne Gewinde, lediglich
durch die Drehung einer Vierkantstange 29a in der Muffe 29 bewirkt. Die Überleitung
der Schubstangen 35, 36, 37 über das Ellenbogengelenk wird über die Achse des Gelenkes
mittels Kettengliedern ausgeführt. Die Vierkantstange wird ebenso über die Achse
des Ellenbogengelenkes, jedoch mit Hilfe eines Kreuzgelenkes, geleitet.
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Die Nullstellung liegt zentral in der etwa kreisförmigen Schaltplatte
I6b (Fig. 5). In ihr ruht der Knopf 15 der Steuertaste 14, wenn der Kunstarm keine
Bewegungen an den Prothesenmechanismen ausführt, sondern wenn das Pendeln des Stumpfes
die gesamte Prothese beim normalen Gehen oder beim Einführen durch das Schultergelenk
in eine gewünschte Stellung mit sich führt. Ist der Knopf 15 in die Gabel 20 eingerastet,
so hat er bei seinem Eintritt in diese Gabel einen Zentralbodenhebel 5a heruntergedrückt,
durch den wiederum ein Gestängemechanismus 54 mit Stange 54b betätigt wird, der
die Entarretierung des Schultergelenkes bewirkt. Die Übertragung vom Bodenhebel
der Schaltung 20 zu den drei Achsen geschieht durch das Gestängesystem 54 und wird
dortselbst durch ein Zahnradsegmentsystem 55 wirksam. Dieses System, das in Fig.
2 und 3 angedeutet ist, ist nicht Gegenstand der Erfindung und daher nicht in seinen
Einzelheiten beschrieben. Es genügt für das Verständnis der vorliegenden Erfindung,
daß hier eine solche Arretierungsvorrichtung angeordnet ist, die von beliebiger
Bauart sein kann.
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Beim Hochstand des Bodenhebels s4a, also wenn die Taste I4 nicht
in die Gabel 20 eingerastet ist (Stellung nach Fig. 4), ist das künstliche Schultergelenk
an seinen drei Achsen durch einrastende Zahnradsegmente in gezähnte Abschnitte arretiert.
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Wie oben erwähnt, ist diese Arretierung aufgehoben, wenn der Knopf
15 in die Gabel 20 eingerastet und dabei den Bodenhebel der Nullstellung heruntergedrückt
hat (Stellung nach Fig. 4a).
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Ellenbogengelenk. Das Ellenbogengelenk der Prothese soll eine ähnliche
Aufgabe wie das natürliche Ellenbogengelenk durchführen, es soll die Beugung und
Streckung des Ober- gegen den Unterarm ermöglichen. Diese Bewegung soll gesteuert
und dosierbar sein.
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Als Beispiel für die Ausführung nach diesem Prinzip wird folgende
Lösung gegeben. Am ellenbogengelenknahen Oberarmanteil der äußeren Hülse I6 und
am entsprechenden Anteil des künstlichen Unterarms liegen sich zwei Muffen gegenüber,
die beide von der Stange 28 durchsetzt sind. Die eine, die am Oberarm gelegene Muffe
27, ist mit der Stange 28 fest verbunden, während die andere in dem gelenknahen
Teil des Unterarms angebracht ist.
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Drehungen der Stange 28 haben infolge des Gewindes an dieser Stange
ein Auf- oder Absteigen der zweiten Muffe zur Folge. Drehungen dieser Stange 28
führen also entweder dazu, daß sich die Muffen einander nähern, Drehbewegungen in
anderer Richtung bewirken eine Entfernung der beiden Muffen auf der Stange 28 voneinander.
Hierdurch erfolgt die Bewegung, Beugung und Streckung, im Ellenbogengelenk.
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Die Stange 28 selbst wird wiederum nach dem oben beschriebenen Schaltprinzip
von der Taste 14 über die Gabel 17 und den Schenkel bewegt und beim Herausnehmen
der Taste in der eingenommenen Stellung wiederum fixiert, so daß die Taste für die
nächste Steuerbewegung frei wird.
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Unterarmdrehgelenk. Der Unterarm soll nach natürlichem Vorbild um
seine Längsachse drehbar sein. Diese Drehung wird in einem Gelenk am Übergang vom
künstlichen Unterarm zum künstlichen Handgelenk ausgeführt. Sie ist um etwa 1800
möglich. Durch die hier stattfindende Drehung darf die Kraftübertragung von der
Schaltung erstens zum Handkippgelenk und zweitens zu der künstlichen Hand (Greif-
und Abschergestänge) nicht behindert werden. Als Beispiel für eine Lösung nach diesem
Prinzip wird folgende Konstruktion angegeben: Der im unteren Abschnitt zylindrisch
geformte Unterarm 38 stülpt sich über eine ebenfalls zylindrisch geformte innere
Hülse 38a und gleitet drehend
auf ihr. Von dem Gestänge 34, das
von der Schaltstelle aus betätigt wird und das bis zu diesem Abschnitt reicht, geht
eine senkrecht auf dem Gestänge stehende Achse 39 an zwei einander gegenüberliegenden
Punkten bis zur Wand der inneren Hülse 38a und vermag also diese mitzudrehen, wenn
das Hauptgestänge von der Schaltstelle aus gedreht wird.
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Die anderen Gestänge, das zur Betätigung des Handkippgelenkes und
die zur Betätigung der künstlichen Hand, sind beim Eintritt in den Abschnitt der
inneren Hülse 38a in Gleit- bzw. Drehlagem 40, 41, 42 gelagert, die an der Wand
der inneren Hülse gehalten sind.
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Dreht sich nun die innere Hülse 38a gegen die äußere Hülse, so drehen
sich diese Lager mit. Diese Drehung hat zwei Folgen: Erstens, die Gestänge außer
dem zum Unterarmdrehgelenlk verwinden sich, und zweitens, durch die Verwindung verkürzt
sich der Abstand zwischen dem Rand der inneren Hülse 43 und einer festen Platte
44 am oberen Ende des Unterarms, die als Führung für die Gestänge desselben dient.
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Um diesem zu genügen, sind die drei Gestänge mit einem Knopfgelenk
45, 46, 47 versehen, und das Gestänge für das Unterarmdrehgelenk wird mit einer
Feder 48 gegen die feste Platte 44 gespannt gehalten.
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Handkippgelenk. Die Verbindung von künstlichem Unterarm und künstlicher
Hand ist nicht starr, sondern beweglich. Es wird dort eine Bewegung um eine Achse
nach handrückenwärts (dorsalwärts) und nach der Hohlhand zu (plantarwärts) ausgeführt.
Dieses Bewegungsprinzip muß so verwirklicht werden, daß trotz des Abknickens in
diesem Gelenk die Kraftübertragungen von der Schaltung zu dem Daumen und den Fingern
und die zum Abschergelenk in der Vorhand nicht behindert ist und muß außerdem so
eingerichtet sein, daß auch bei Bewegungen in diesem Gelenk die in den Fingern und
im Daumen einmal erreichte Stellung fixiert bleibt und sich nicht verändert.
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Als Beispiel für eine Lösung nach diesem Prinzip wird hier folgende
Konstruktion geschildert: Eine Achse 49 ist die Achse des Handkippgelenkes. An der
Hülsenwand ist ein breiter, pflugscharartig geformter Hebel 50 anmontiert, der sich
auch um die Achse 49 dreht und dabei die Hülsenwand, die die Hand formt, mitnimmt.
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Die Schubstange 35 ist in 51 mit einem Gelenk 51a versehen und dadurch
gelenkig mit dem Hebel 50 verbunden, der an der Wandung des Greiforgans befestigt
ist. So werden Abkipp- und Aufrichtungsbewegungen der Hand um eine Achse 50a je
nach den Schubbewegungen, die auf sie ausgeübt werden, gesteuert.
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Das künstliche Greiforgan Hand mit seinem Beuge- und Abschersystem.
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Ein wesentlicher Teil der Leistung einer Armprothese hängt von der
Beschaffenheit des Greiforgans ab.
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Dieses Greiforgan soll möglichst die Form der natürlichen Hand nachahmen,
es soll eine Greifbewegung ausführen können, es soll sich der Form des zu greifenden
Gegenstandes anpassen, es soll in der Lage sein, einen Faustschluß auszuführen und
es soll das steuer- und dosierbare Durchführen dieser Greifbewegung ermöglichen.
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Alle diese Forderungen müssen erfüllt werden durch die Arbeit einer
Kraft, die von der Schaltung aus durch ein Gestänge zugeführt wird.
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Eine Lösung nach diesem Prinzip wird im folgenden gebracht: Die künstliche
Hand hat die Form und Größe der natürlichen Hand. Sie besteht aus einem Handgrund,
entsprechend der Handwurzel, und der Mittelhand, dem zweigliedrigen Daumen sowie
vier dreigliedrigen Fingern (Finger zwei, drei, vier und fünf). Der Daumen und die
Finger zwei bis fünf sind so montiert, daß sie sich aufeinander zukommend abbeugen
können und dadurch eine Zangenbewegung zwischen dem Daumen einerseits und den übrigen
Fingern andererseits zustande kommt.
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Die Finger zwei bis fünf sind dreigliedrig, die Glieder sind durch
Gelenke miteinander verbunden.
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DieGelenke sind so beschaffen, daß sie eine Beugung zulassen, im Zustand
der Streckung haben sie jedoch einen Anschlag, so daß sie nicht überstreckt werden
können. Nach dem gleichen Prinzip ist der zweigliedrige Daumen gebaut.
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Die Fingerglieder und damit die Finger wie auch der Handgrund sind
hohl. In ihrem Innern ist ein Raum, der die Mechanismen aufnimmt, die zur Betätigung
dieses Greiforgans notwendig sind.
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Die Ausbildung der Fingerglieder ist in den Gelenken so, daß die
Bewegung über ein zwei- oder dreisträngiges System 53 von Zug- und Druckgliedern
läuft, das jeweils in den Gelenken in Hebelbeziehungen 53a zueinander steht, so
daß eine Art Streckung der Außenseite gleichzeitig mit einer Art Beugung der Innenseite
einhergeht.
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Während die Dosierung der Gesamtbewegung von der Steuerstelle der
Prothese aus erfolgt, wird die Anpassung der Fingerglieder an dem zu erfassenden
Gegenstand durch die Form des Fremdkörpers selbst gesteuert, indem die Kraft infolge
des gewählten Mehrstrangsystems sich entsprechend des Widerstandes der Form des
Gegenstandes auswirkt.
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Der Bau der künstlichen Hand mit den beweglichen Fingergliedern ermöglicht
eine weitgehende Anpassung der Hand beim Greifakt an die Form des zu fassenden Gegenstandes.
Vom weit geöffneten Winkel (mehr als 900) zwischen Daumen und den Fingern bei geöffneter
Hand ausgehend legen sich die nun sich bewegenden Finger so an den zu greifenden
Gegenstand, wie dieser durch seinen Widerstand sie dazu veranlaßt. Es kann deshalb
ein Trinkglas im Rundgriff, ein Würfel kantig und ein Blatt Papier flach gefaßt
werden.
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Um den Faustschluß ausführen zu können, ist es notwendig, die relative
Stellung des Daumens zu den Fingern zwei bis fünf willkürlich so zu verändern, daß
sie bei der später einsetzenden eigentlichen Greifbewegung sich einander nähernd
nicht mehr berühren, so daß der Daumen am zweiten Finger (Zeigefinger) vorbeigleitet
und somit den
Faustschluß ermöglicht. Dafür ist der Daumen um den
Drehpunkt 52 schwenkbar gelagert und kann durch das Gestänge 34 geschwenkt werden.
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Beschreibung der T ä t i g k e i t. In Ruhelage ist das Halteband
4 entspannt, das künstliche Schultergelenk in allen seinen Teilen frei beweglich.
Der Knopf 15 der Steuertaste 14 der inneren Oberarmhülse I2 befindet sich in der
Gabel 20, d. h. in der Nullstellung. Dadurch ist der Bodenhebel 23, 24, 30 der Nullstellung
heruntergedrückt. Das freie Bewegen im Schultergelenk ist dadurch möglich.
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Die Gabeln I7, 18, 19, 21, 22 sind leer, ihre Bodenhebel sind angehoben,
damit sämtliche Prothesenmechanismen in den Erfolgsorganen arretiert.
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Ist nun die gesamte Armprothese, während der Knopf 15 der Steuertaste
14 in der Nullstellung, d. h. in der Gabel 20 sich befindet, durch die Kraft des
Stumpfes in eine gewünschte Stellung gebracht worden, so wird mit dem Schulterzug
das Halteband 4 betätigt, das einen vorübergehenden Gegenhalt liefert, so daß der
Knopf 15 aus der Gabel 20 austreten kann, ohne die Stellung im Schultergelenk zu
verschieben. Damit arretiert sich automatisch das Schultergelenk in seinen drei
Achsen gegen die äußere Oberarmhülse. Diese äußere Oberarmhülse ist damit fest mit
dem Brustschild 2 verbunden, während die innere Hülse 12 mit der Steuertaste 14
in ihrem Hohlraum beweglich bleibt.
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Nun wird der Knopf 15 in die Gabel 17 eingeführt. Beim Eintritt in
die Gabel 17 drückt der Knopf den Bodenhebel herunter und löst damit die automatische
Arretierung am Erfolgsorgan (Prothesenmechanismus). Diese Gabel 17 betätigt den
Mechanismus des Ellenbogengelenkes, wie bei der Beschreibung des Ellenbogengelenkes
erläutert.
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Durch Bewegungen des Knopfes 15 wird die Gabel I7 auf ihrem Kreisbogen
bewegt und eine Beugung im Ellenbogengelenk bis zur gewünschten Stellung ausgeführt.
Ist diese Stellung erreicht, dann verläßt der Knopf 15 die Gabel 17. Dabei hebt
sich der Bodenhebel 23, 24, 30 wieder an und bewirkt damit die Arretierung des Ellenbogengelenkes
in der erreichten Stellung.
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Nun kann der Knopf 15 die Gabel I8 aufsuchen, die zum Aggregat gehört,
durch welches das Unterarmdrehgelenk bewegt wird. Durch das Eintreten wird auch
hier die Arretierung gelöst. Der durch den Stumpf bewegte Knopf 15 führt die Gabel
I8, dadurch kommt es zur Drehung im Drehgelenk. Ist die gewünschte Stellung erreicht,
so verläßt der Knopf 15 die Gabel I8, welche sich wiederum automatisch arretiert.
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Nun wird die Gabel 19 vom Knopf 15 aufgesucht und auch hier der arretierende
Bodenhebel heruntergedrückt. Die Beweglichkeit im Handkippgelenk ist nun frei und
wird vom Knopf 15 der Steuertaste 14 bewirkt, welche wiederum vom Stumpf aus bewegt
werden. Verläßt der Knopf 15 die Gabel I9, so arretiert sich auch das Handgelenk
in der erreichten Stellung.
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Jetzt greift der Knopf 15 in die Gabel 2I, durch die der Greifakt
zwischen Daumen und Fingern bewirkt wird. Wenn sich die Kraft als Bewegung über
die Schubstange 36 zu dem Hebelsystem 53 überträgt, so nähern sich der Daumen einerseits
und die Finger zwei bis fünf andererseits einander in mittlerer Beugestellung, bis
ein Widerstand in Form eines zu ergreifenden Körpers sich dem Hebelsystem in den
Fingern entgegenstellt. Die Beugung macht dort weitere Fortschritte, wo kein Widerstand
ist und hält an, wo ein Widerstand sich findet.
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Auf diese Art kommt es zustande, daß dieses Greiforgan sich bei der
Betätigung automatisch der Form des zu ergreifenden Gegenstandes anpaßt.
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Verläßt der Knopf Ig die Gabel 21, so wird damit auch die erreichte
Greifstellung der Finger arretiert, so daß der gegriffene Gegenstand fest gehalten
bleibt.
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Ist nun in einem besonderen Falle der Faustschluß erwünscht, so öffnet
sich wiederum die Hand, indem der Knopf 15 der Steuertaste 14 die Gabel 21 in gegensinniger
Richtung bewegt. Dann, nach Öffnen des Greiforgans, verläßt der Knopf 15 die Gabel
21, dadurch wird wieder die automatische Arretierung in der Hand bewirkt. Nun wird
die Gabel 22 vom Knopf 15 aufgesucht. Auch hier wird der Bodenhebel heruntergedrückt
und damit die Arretierung gelöst und dann die Gabel 22 geführt.
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Dadurch kommt es zu einer Veränderung der relativen Stellung des Daumens
zu den Fingern zwei bis fünf durch eine kleine Schwenkung -um die Achse 52, während
die Finger in ihrer Stellung unverändert bleiben. Jetzt verläßt der Knopf 15 die
Gabel 22, womit sich die Stellung wieder arretiert, und gleitet, von der Steuertaste
14 geführt, zurück in die Gabel 21, deren Mechanismus damit entarretiert wurde.
Wenn jetzt der Greifakt betätigt wird, so gleitet beim Greifschluß der Daumen am
zweiten Finger vorbei, und ein Faustschluß kommt dadurch zustande. Der Knopf 15
kann nun die Gabel wieder verlassen, die Arretierung setzt automatisch ein.
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Endlich gleitet der Knopf 15 zurück in die Gabel 20, d. h. in die
Nullstellung. Bei seinem Eintritt löst er die Arretierung im Schultergelenk, und
der nun in der Gabel 20 fest geführte Knopf 15 nimmt bei seinen Bewegungen die ganze
Prothese mit, die sich im Schultergelenk frei bewegt, um den ergriffenen und gehaltenen
Gegenstand nunmehr durch die Bewegung im Schultergelenk zum gewünschten Ort zu bringen.
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Es soll noch erwähnt werden, daß die Betätigung der einzelnen Prothesenmechanismen
auch in einer anderen als der hier geschilderten Reihenfolge, in welcher die sechs
Gabeln 17, I8, 19, 20, 2I, 22 vom Knopf 15 der Steuertaste 14 aufgesucht werden,
möglich ist. Hier gibt es keine einschränkende Vorschrift. Die Reihenfolge kann
absolut beliebig gewählt werden.
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Nach dem gleichen, die Erfindung charakterisierenden beschriebenen
Prinzip kann auch eine Armprothese für einen am Unterarm amputierten Menschen gebaut
werden. Die Ausführung ist dann vereinfacht. Es gilt auch in diesem Falle, die Kraft
für die Betätigung der durch die Amputation verlustig gegangenen Funktionen aus
der Bewegung einer
vom Stumpf bewegten und geführten inneren Hülse
gegen eine fakultativ festzustellende äußere Hülse zu gewinnen, sie steuerbar und
dosierbar abzuleiten und sie auf das beschriebene künstliche Greiforgan Hand zu
übertragen.
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Hierbei werden das fakultativ festzustellende Gelenk, das Ellenbogengelerik
und die sich gegeneinander bewegenden Hülsen die des Unterarmes sein, von denen
eine innere den Unterarmstumpf umfaßt, während eine äußere die Form des Unterarmes
abgibt und die künstliche Hand sowie die übrigen Gelenke beweglich trägt.