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Spanabhebendes Werkzeug Die Erfindung betrifft ein spanabhebendes
Werkzeug mit einem aus Hartmetall bestehenden oder mit einer Hartmetallschneide
bestückten, vom Werkzeugschaft getragenen Schneidmesser und einem auf dessen Spanfläche
einstellbar befestigten Spanformer.
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Durch die Verwendung des Hartmetalls als Schneidmittel sind bisher
unbekannte Schnittgeschwindigkeiten möglich geworden. Diesen hohen Schnittgeschwindigkeiten
entsprechen aber auch Spanentstehungsgeschwindigkeiten, die ebenfalls bisher unbekannt
waren. Wie sich nun praktisch erwiesen hat, haben sich während der Zerspanung z.
B. von Stahl infolgedessen bei derartigen Geschwindigkeiten Span-##erhältnisse ergeben,
die ungeahnte und verheerende Auswirkungen zur Folge hatten. Insbesondere bei Dauerleistungen
mit höherer Geschwindigkeit konnte der Span nicht bewältigt werden, so daß die Gefahren
ungeordneter Spanbildung und die durch solche Spanbildung bewirkten Zerstörungen
an der Maschine und am Werkzeug, die durch sie veranlasten Unfallschäden, z. B.
Brand- und Schnittwunden, ferner der gesteigerte Verschleiß, Maschinenstillstand
durch Spanhäufung und andere Nachteile sich ergaben. Damit blieb in besonderen Fällen,
in denen hohe Schnittgeschwindigkeiten an Drehbänken, Bohrwerken und Automaten wünschenswert
erscheinen, der Nutzen und Erfolg des Hartmetalls als Zerspanungsmittel für Stahl,
vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt betrachtet, überhaupt in Frage gestellt.
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.Um die Nachteile des ungeregelten Spanablaufs zu beheben,
hat man bereits die Schneide mit einer Stufe versehen oder sogenannte Spanformer
und Spanbrecher entwickelt. Das Einschleifen der Stufe ist indes nur ein Notbehelf,
der zur vollständigen Behebung der geschilderten Nachteile nicht ausreicht. Auch
muß das Einschleifen mit der Abnutzung des Werkzeugs immer wiederholt werden. Dadurch
ist eine gefährliche Schwächung der aufgelöteten Hartmetallplatte an der Schneide
nicht zu vermeiden. Die Spanformer, die auf
gewöhnliche Drehwerkzeuge
aufgesetzt wurden, bestanden z. B. aus einer den Span umlenkenden Vorrichtung, die
gegebenenfalls an einem auf den Drehstahl aufgesetzten Träger angebracht waren.
Durch solche Vorrichtungen w- ar indes nur eine beschränkte Möglich-]zeit der Spanbeeinflussung
gegeben.
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Ferner hat man auch gegenüber dem Messer:-
go° zum Werkzeug versetzt liegen, angeordnet. Zwischen diesen Körpern und dem Messer
wird ein Kanal gebildet, in welchen der Span hineingelenkt wird. Der Span soll also
zwangsläufig verkrümmt und dadurch gebrochen werden. Eine Regulierung der Spangestaltung
läßt sich indes auch durch eine solche Vorrichtung nicht erreichen. Endlich hat
man auch schon vorgeschlagen, über dein ;lesser eine federnde Platte anzuordnen,
die finit Schrauben auf dem Drehstahl festgeklemmt wurde. je nach dem Abstand der
Platte von der Schneide krümmt sich der Span zu einer Locke von so kleinem Durchmesser,
daß der Span ungestört ablaufen kann. Allen diesen Einrichtungen haftet der Nachteil
an, daß die Beherrschung des Spanes während der Bearbeitung und im eingespannten
Zustande des Werkzeugs nicht für den jeweiligen Zerspanungsfall abgestimmt werden
kann. Die Form und Art, die-Roll- und Rutschrichtung des Spanes ist abhängig vom
zu bearbeitenden Werkstoff, vom Werkstückdurchmesser, von der Schneidenform, vom
Vorschub, von der Spantiefe, vom Anstellwinkel und auch noch von der Schnittgeschwindigkeit.
Diese vielen Komponenten der Spancharakteristik verlangen jeweils eine entsprechende
Einstellung des Spankontrollmittels. Es kann also mit den üblichen Mitteln, z. B.
mit einer eingeschliffenen starren Stufe oder einem starr aufgekleinniten Spanlenker
oder Brecher der angeführten und bekanntgewordenen Art keinesfalls während des Spanablaufs
den jeweiligen Verhältniss,;n Rechnung getragen werden.
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Der Erfinder hat sich die Aufgabe gestellt, ein solches spanabhebendes
Werkzeug derart auszubilden, daß in allen Fällen, auch unter Benutzung von Hartinetalltnessern
sowie bei außerordentlich hohen Drehzahlen, die Spanbildung auch während der Zerspanung
selbst nach Belieben beeinflußt und geregelt werden kann.
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Zu diesem Zweck wird erfindungsgeinä0 vorgeschlagen, Messer und Spanformer
in ihrer Lage sowohl zum Werkzeugschaft wie relativ zum Werkstück und gegeneinander
quer zur Werkzeugschneide verschiebbar anzuordnen. In praktischer Ausführung dieses
Gedankens wird das Messer mit einem besonderen Spanformer ausgestattet, wobei sie
in ihrer gleitstückartigen Ausbildung einstellbar und mit dein Werkzeugschaft lösbar
verbunden sind.
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Ein solches Werkzeug läßt sich vorzugsweise in der Weise ausbilden,
daß das Messer und der Spanformer gemeinsam am Werkzeugschaft in einer Führungsnut
gelagert und von einer am Werkzeugschaft befestigten r:.Idaube umschlossen sind,
die mit Ein- und ,-r-cststellschrauben für .das Messer und den -Spanforiner versehen
ist. Vorzugsweise kann dabei der Werkzeugschaft in an sich bekannter Weise entgegengesetzt
zur Vorschubrichtung gekröpft ausgebildet sein, während die Einstellschrauben auf
der von der Schneide abgewandten hinteren Seite der Kröpfung - n,- e ordnet
sind, so daß sie also auch während des Zerspanungsvorgangs bedient werden können.
Mit Hilfe einer solchen Vorrichtung lassen sich Messer und Spanformer gegeneinander
sowie gegenüber dem Werkzeugschaft und gegenüber dem Werkstückeinstellen, und zwar
auch während der Zerspanung, also im fest eingespannten Zustand des Werkzeuges,
so daß die Spanbildung jederzeit kontrolliert und in der für den Arbeitsgang zweckmäßigen
oder notwendigen Weise eingestellt werden kann.
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Vermöge der Einstellbarkeit des Messers wird das Spanquantum bzw.
der Spanquerschnitt durch Veränderung der Spantiefe ohne eine Verstellung aller
anderen Teile einschließlich des Supports beliebig geregelt.
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Infolge der zusätzlichen Einstelibarkeit des Spanformers kann wiederum
die Spangestalt beliebig variiert werden. Vermöge des entsprechenden Anschliffs
der Schneide am Mes-. ser, der entweder parallel oder in einem Winkel zur Spanformerkante
erfolgen kann, wird die Roll- und Rutschrichtung des Spanes beeinflußt. Falls die
Kante des Spanformers mit der Schneide des Messers zusammenfällt, hört jede Spanbildung
auf. Somit liegt der Charakter der neuartigen Spanformvorrichtung darin, daß der
ablaufende Span unmittelbar hintereinander in einem Zuge beliebig geformt oder gebrochen
oder ganz abgeriegelt werden kann. Mit anderen Worten bedeutet dies, daß während
der Zerspanung, der jeweiligen Notwendigkeit entsprechend, eine teilweise oder vollkommene
Drosselung des Spanes möglich ist. Dadurch lassen sich gefahrlos Schruppu.nd Schlichtgeschwindigkeiten
ausnutzen, die nur durch die Wärme- und Verschleißbeständigkeit des Hartmetalls
begrenzt sind. Sie liegen dein Arbeitsgang und Werkstoff entsprechend z. B. zwischen
30 und 300 m pro Minute.
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In der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Gegenstandes der Erfindung
beispielsweise dargestellt.
Abb. i zeigt im Schnitt einen normalen
Drehstahl üblicher Ausführung mit eingeschliffener Stufenschneide.
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Abb. 2 zeigt in Ansicht ein spanabhebendes Werkzeug in erfindungsgemäßer
Ausgestaltung.
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Abb. 3 zeigt das Werkzeug nach Abb. 2 teilweise im Schnitt.
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Abb. 4 zeigt den Werkzeugschaft im Grundriß.
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Abb. 5 zeigt denselben im Aufriß. Abb. 6 zeigt das Messer im Grundriß.
Abb. 7 zeigt dasselbe im Aufriß.
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Abb.8 und 9 zeigen den Spanforrner im Grundriß und Aufriß.
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Abb. io und i i stellen die Befestigungshaube im Grundriß und Aufriß
dar.
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Im einzelnen bezeichnet in Abb. i das Bezugszeichen i den Schaft eines
normalen Drehstahls mit aufgelötetem Hartmetallstück 2 und eingeschliffener Stufenschneide
3.
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In Abb. 2 bezeichnet das Bezugszeichen 4 ,len Werkzeugschaft.
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Die Abmessungen des Schaftes kann man entsprechend der Spanbeanspruchung
wählen, da seine Aufgabe :darin besteht, alle auftreffenden Spankräfte aufzunehmen.
Das zur Befestigung in @d@er Maschine, z. B. im Revolverkopf, dienende Schaftende
kann z. B. quadratischen oder anderen Ouerschnitt besitzen.
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An den Schaft ist ein Kopfteil mit dem Messer 5 angeordnet, das an
dem Werkstück 6 angreift und in der Pfeilrichtung vorgeschoben wird. Die Verbindung
des Schneidinessers 5 mit dem Schaft 4 kann zweckmäßig in der Weise erfolgen, daß
der Schaftkopf 7 entsprechend Ab'b.4 und 5 entgegengesetzt der Vorschubrichtung
gekröpft und mit einer Führungsnut 8 versehen ist, in welcher das Messer einstellbar
als Gleitstück gelagert ist. Die Einstellung des Messers 5 kann, wie aus Abb. 3
ersichtlich, z. B. mit Hilfe einer Einstellschraube 9 erfolgen. Das Messer kann
ferner in üblicher Weise mit einer aufgelöteten I3artmetallschneide io versehen
sein oder auch ganz aus Hartmetall bestehen.
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Auf dem Messer ist ein Spanformer i i gelagert, welcher ebenfalls
mit Hilfe einer besonderen Einstellschraube 12 in seiner Stellung zur Messerschneide
und zum Werkstück eingestellt werden kann. Der Spanformer wird zweckmäßig ganz aus
Schneidemetall gefertigt oder auch nur an seiner vorderen Fläche mit Schneidemetall
gepanzert.
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Messer und Spanformer werden am Schaftkopf 7 mit Hilfe einer Haube
13 angeschlossen, die z. B. vermittels Schrauben 14, 15 an dein Schaftkopf 7 befestigt
ist. An der Haube selbst befinden sich noch Druckschrauben 16, die zur Sicherung
des Spanformers und des Messers in der jeweiligen Einstellung :dienen. Die Haube
13 ist in dem gezeichneten Ausführungsbeispiel winkelförmig geformt, um Spanformer
und Messer vor Zerstörung durch Späne und unvorhergesehene Umstände zu schützen.
Anstatt der gezeichneten Schraubenbefestigung kann sie mit dein Schaftkopf auch
starr, z. B. durch Schweißurig, verbunden sein.
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Das gezeichnete Ausführungsbeispiel zeigt das neuartige Werkzeug als
Drehwerkzeug, doch könnte das Werkzeug auch in anderer Form und für andere spanabhebende
Arbeiten und Werkzeuge, z. B. als Bohrkopf oder Messerkopf usw., gestaltet sein.