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Verfahren zur Herstellung radioaktiver Stoffbahnen für Heilzwecke
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung radioaktiver Stoffbahnen
für Heilzwecke mit einer Anzeigewirkung durch lumineszierende Mittel.
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Es ist bekannt, daß die a-Strahlen radioaktiver Elemente, wenn sie
mit anderen geeigneten chemischen Stoffen zusammengebracht werden, eine Leuchtwirlcung,
die sogenannte Radiolumineszenz, hervorbringen. Bei der praktischen Ausnutzung dieser
Leuchtwirkung zur Herstellung leuchtender Textilstoffe verfährt man dabei in der
Weise, daß man die in Frage kommenden Substanzen in einem geeigneten Verhiåltnis
miteinander innig vermischt, um eine möglichst feine; gleichmäßige Verteilung der
kostbaren radio,aktiven Substanzen zu erhalten. Die so erhaltene Leuchtmasse wird
alsdann entweder als Brei oder in Pulverform auf den Träger aufgebracht und diese
leuchtende Schicht mit einer dünnen, lichtdurchlässigen Schutzschicht abgedeckt.
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Zur Herstellung radiolumineszierender Textilstoffbahnen für Heilzwecke,
auf welche die Erfindung abgestellt ist, wurden bisher die Stoffbahnen in der gleichen
Weise mit einer Schicht aus radioaktiven und lumineszierenden Substanzen versehen,
um die radioaktive Wirkung der betreffenden Textilien sichtbar zu machen. Man erreichte
dabei aber nur eine auf der Stoffbahn verhältnismäßig schlecht haltbare Leuchtfläche,
da die in größerer Menge notwendigen lumineszierenden Substanzen sich nur als zusammenhängende
Schicht auftragen ließen, die beim Falten und Biegen der Stoffbahnen oder Kleidungsstücke
leicht abbröckelt. Die verhältnismäßig dicke Schicht der aufgetragenen Leuchtmasse
macht
überdies die derartig behandelten Stoffbahnen steif und daher
ungeeignet als Bekleidungs-oder Behandlungsstoff am Körper.
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Nach der Erfindung handelt es sich um Stoffe für Heilzwecke, die
demnach vornehmlich radioaktiv wirksam sein sollen, während die aufgebrachten I.euchtmittel
lediglich die radioaktive Wirkung anzeigen sollen. Demzufolge verden die radioaktiven
Mittel entsprechend ihrer Kostspieligkeit und zur Wahrung der Weichheit des Gewebes
fein verteilt und die Leuchtmittel in zur Sichtbarmachung eben gerade ausreichender
Konzentrierung aufgebracht. Das wird mit dem neuen Verfahren dadurch sichergestellt,
daß die radioaktiven Elemente einerseits und das im Zusammenwirken mit diesen lumineszierend
reagierende Mittel andererseits einzeln und für sich getrennt auf die jeweilige
Stoffbahn aufgebracht bzw. mit dieser verarbeitet werden.
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Die gleichmäßige Feinverteilung der radioaktiven Substanzen kann
somit, getrennt von den lumineszierenden Substanzen, beispielsweise in Lösungen
durch Zerstäuben auf das trockene. jedoch möglicherweise chemisch vorbereitete Gewebe
aufgebracht werden, worauf die lumineszierenden Mittel. die ja nur die Radioaktirität
anzeigen sollen. unter teilweiser Abdeckung der Gewebeflächen über das Gewebe ihrerseits
durch Zerstäuben aufgespritzt oder nur durch einzelne getränkte Fäden oder Gewebemaschen
dem Gewebe aufgesetzt werden.
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Dadurch ist des weiteren eine geringere -Beeinträchtigung des Gewebecharakters,
der Geschmeidigkeit und der Farbe gegeben als l>ei den bisherigen Verfahren,
so wie auch das unansehnlich machende Abbröckein der bisher bekannten dicken Leuchtschichten
vermieden ist. Die weiteren Merkmale der Ausgestaltung des Verfahrens sind in den
Unteransprüchen angegeben.
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Erfindungsgemäß wird hierbei folgendermaßen verfahren: Das nach einem
der Echtfarbtechnik ähnlichen Verfahren chemisch vorbereitete Gewebe wird in trockenem
Zustande auf einer ebenen Unterlage glatt ausgebreitet und mit einem der Vorbehandlung
entsprechenden Lösungsgemisch von Alesothor und Radiotbor, von denen das erstere
als erneuernde Muttersubstanz für das α-strahlenreiche Radiothor dient, in
Verbindung ge bracht. Die radioaktiven Mittel werden dabei in geeigneter flüssiger
Lösungsform gemäß der Erfindung mittels Zerstäubung oder Vernebelung auf das Gewebe
aufgebracht.
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Diese Art der Übertragung ist deshalb erforderlich, weil nur so eine
völlig gleichmäßige Verteilung der radioaktiven Stoffe auf dem Gewebe und damit
die Grundlage für eine gleichmäßige Lumineszenz erreicht werden kann. Es bat sich
nämlich gezeigt, daß heispielsweise das hlo13e Eintauchen von entsj)rechend chemisch
vorbereiteten Geweben in radioaktiv reagierende Eäder dazu führt. daß diejenigen
Gewebestellen, welche zuerst mit der radioaktiven Lösung in Berührung kommen. die
radioaktiven Bestandteile begierig sich aufnehmen und die zuletzt in das Bad @gelangenden
Gewebeteile wenig oder gar nicht mehr aktiviert werden.
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Obwohl beim Zerstäuben oder Vernebeh@ der radioaktiven Mittel die
feuchtigkeitaufsaugende Eigenschaft der Gewebefaser einsetzt, empfiehlt es sich,
das Gewebe vor dieser Maßnahme mit einem die Feuchtigkeit anziehenden Mittel, z.B.
Pottasche, gleichmäßig leicht einzustäuben. Auf diese Weise läßt sich an der helleren
oder dunkleren Tönung der einzelnen Gewebeteile die mehr oder weniger gleichmäßige
Verteilung des radioaktiven Mittels während des Aufstäubens oder Vernebelns überwachen,
obwohl die radioaktive Lösung farblos ist.
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Soll die die Leuchtwirkung verursachende, also radioaktive Stoffbahn
als Fertigerzeugnis farbig sein. so wählt man solche Farhstoffe. deren flüssiges
Lösungsmittel auch zur Lösung radioaktiver Substanzen geeignet ist.
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Diesem Lösungsmittel, z. B. Alkohol, fügt man vor dem Zusammenbringen
mit dem zu lösenden Farbstoff die erforderliche Menge der radioaktiven Sul>stanzen
bei. I)as so hergestellte farbige und zugleich radioaktive Lösungsmittel wird dann
in der beschriebenen Weise auf die Stoffbahn aufgespritzt oder aufgestäubt. Dieser
Vorgang ist durch den gelösten Farbstoff optisch wahrnehmbar und demzufolge überwachbar.
Das Vorhandensein der radioaktiven Substanzen im Farblösungsmittel hat auf das letztere
keinen nachteiligen Einfluß, zumal es sich im Hinblick auf den Verwendungszweck
nur um Bruchteile von Milligrammen radioaktiver Verbindungenhanzelt. durch welche
höchstens der Farbton eine unbedeutende Veränderung erfahren kann.
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Die so vorbereiteten, mit den radioaktiven Substanzen belegten Stoffbahnen
werden nunmehr mit den lumineszierend erregbaren chemischen Verbindungen z. B. Sidothlellde
(Zinlisulfid), in Verbindung gebracht. Hierfür kann man verschiedene Wege einschlagen,
und zwar: 1. Man stellt eine breiig-flüssige Lösung her, welche die lumineszierend
erregbaren Verbindungen enthält, und bringt diese Lösung durch Zerstäuben oder Vernebeln
auf die radinaktive Stoffbahn auf, wobei man durch Abdecken mit Schablonen zwecks
Einsparung des an sich teuren Mittels nur einzelne Teile bespritzt und dadurch zum
Aufleuchte@ bringt.
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2. Die auf z-Strahlen lumineszierend reagierenden chemischen Verbindungen,
und zwar nur diese, werden einem geeigneten Lösungshrei, z. B. Viscose, Gummi oder
einem anderen geeigneten lösbaren Stoffe, beigefügt und alsdann mit diesem zu Fäden,
Bändern o. dgl. weiterverarbeitet. Die letzteren werden alsdann mit den die radioaktiven
Stoffe bereits enthaltenden Gewebebahnen durch Weben, Flechten, Sticken oder in
irgendeinér anderen Weise in Verbindung gebracht, so daß auf diese Weise die I,euchtwirkung
hervorgerufen wird.
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3. Schließlich kann man auch aus den die Leuchtwirkung hervorbringenden
Fäden in Verbindung mit neutralen, also nicht aktivierten Fäden ein nicht zu engmaschiges
Gewebe herstellen, welches man über die radioaktivierte Stoffbahn bringt, so daß
während der Dauer des Übereinanderlagerns der beiden Gewelzebahnen die Radiolumineszenz
in Erscheinung tritt.
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Aber nicht nur Textilgewebebahnen, sondern auch Bahnen aus allen
solchen Stoffen, auf die sick mittels Zerstäubens oder Vernebelns gleichartige oder
andere Stoffe aufbringen lassen und auf ihnen fest haften bleiben bzw. mit ihnen
eine innige Verbindung eingehen, z. B. Gummibahnen, kommen als Träger radioaktiver
sowie lumineszierender Mittel in Betracht, und zwar dienen diese Gummistoffbahnen
in der Hauptsache zur Herstellung von Korsetten, Strümpfen, Stulpen und sonstigen
für Heizzwecke verwendbarren, eng an den Körper sich anlegenden Kleidungsstüdcen.
Das Aufbringen der radioaktiven und der auf dieselben leuchtend reagierenden Substanzen
erfolgt dabei in der beschriebenen Weise, d. h. die radioaktiven Mittel und die
mit Leuchtwirkung reagierenden Mittel müssen getrennt voneinander und zweckmäßig
ebenfalls. durch Zerstäuben oder Vernebeln auf die Gummistoffbahn aufgetragen werden.
Als Lösungsmittel verwendet man eine Gummilösung, wie sie für die Instandsetzung
beschädigter Gummischläuche l>enutzt wird. Der Vorteil liegt auch hier in einer
vollkommen gleichmäßigen Verteilung des zu übertragenden Mittels auf die Stoffbahn,
und da diese praktisch als undurchlässig bezeichnet werden kann, wird nur deren
Oberfläche mit einem radioaktiven oder auch mit einem lumineszierend reagierenden
Überzug versehen, der nicht weiter in die Gummibahn eindringt, wo er nur absorbiert
bzw. isoliert und eine zersetzende Wirkung auf die Gummibahn ausüben würde.
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Die radioaktiven Stoffbahnen werden aus dem Grunde mit einem eine
Leuchtwirkung hervorbringenden Mittel versehen, um dem Käufer oder Verkäufer derartiger
Stoffbahnen jederzeit die Möglichkeit zu geben, sich von dem Vorhandensein einer
gleichmäßigen Radioaktivität und der durch den Leuchteffekt sichtbar gemachter radioaktiven
Substanzen bzw. deren Strahlenwirkung zu überzeugen.