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Saatschutzmittel gegen Vogelfraß Vielfach ist der Versuch gemacht
worden, durch Behandlung des Saatguts einen Schutz der Saat gegen Vogelfraß durch
Krähen, Fasanen o. dgl. zu erzielen. Man suchte dies durch Beeinflussung des Gesichts-,
Geruch-oder Geschmacksinnes zu erzielen, indem man (-las Getreide mit Farbstoffen,
übelriechenden oder -schmeckenden Stoffen, behandelte. So wurden Farbstoffe, wie
Preußischblau, oder Eiseno--#,ydrot und Ruß zur Anfärbung des Getreides benutzt;
Teere und Teerseife sollten insbesondere durch Geschmacks-, widerwärtig riechende
Stoffe, wie Pyridin,'durch Geruchsverschlechterungen die Krähen von der Saat fernhalten.
Durch gleichzeitige Anwendung mehrerer verschieden wirkender Stoffe versuchte man,
die Wirkung zu erhöhen. In den el meisten Fällen blieb es bei den Versuchen und
nur wenige führten zum Ziel, weil die Mittel schädigten, nicht genügend wirksam
oder wirtschaftlich nicht tragbar waren. SoweÜ solche Mittel anerkannt und in der
Praxis eingeführt wurden, handelt es sich um flüssige Teerpräparate, die eine umständliche
Behandlung und nachherige Zurücktrocknung des Getreides erforderlich machen.
. Ein besonderer Nachteil dieser Präparate.ist ferner, daß in vielen. Fällen
eine starke Keimverzögerting eintreten kann. Feste, Mischungen aus Teer oder flüssigen
Teerpräparaten mit festen Streckungsmitteln haben sich als fraßabschreckende Mittel
nicht bewährt.
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Es wurde gefunden, daß Antrachinon bzw. Thioantrachinon und deren
Substitutionsprodukte, z. B. Arninoanthrachinone oder Haloggenanthracl-änone sowie
Benzanthron, eine sehr gute Wirkung als Saatschutzmittel gegen Vogelfraß- baben.
Wasserunlösliche Verbindungeil
dieser Reihe haben sich in der Regel
als besser wirksam. erwiesen als wasser15sliche.
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Werden die reinen Substanzen verwendet, so werden sie auf
-das Saatgut zweckmäßig unter Verwendung eines festen oder flüssigen Verdünnungsmittels
aufgebracht. lm allgemeinen sind Präparate, die 25 11/0 der genannten Verbindungen
enthalten, in Konzentra-, tionen, von 2-4: iooo wirksam. Man kann die.-Verbindungen
mit festen inerten Stoffen, wie' Talkurn, Kreide, Kieselgur, Braunkohlenstaub o.
dgl., strecken und das Saatgut in üblicher Weise einstäuben. Das Sotreckmittel kann
ebenfalls eine abschreckende Wirkung auf die #Tögel. ausüben; so kann z. B. rotes
oder schwarzes Eisenoxyd ganz oder teilweise als Streckmittel benutzt werden. Man
kann die Verbindungen auch in flüssigem Medium, z. B. nach Art derNaßbeize, Kurznaßbeize
oder der Emulsionsbeize, aufbringen. Schließlich kann man sie auch in geeigneten
organischen Lösungsmitteln oder Ülen lösen und das Saatgut mit diesen Lösungen behandeln.
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Die Anwendung eines inerten Streckmittels kann man sich im allgemeinen
ersparen, wenn man statt der reinen Verbindungen die bei ihrer Herstellung und Verarbeitung
anfallenden Rückstände benutzt. Die Konzentration, in der diese angewendetwerden
müssen, hängt von der in ihnen enthaltenen Menge des b#etreffenden Chinons ab.
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Gegen Pilzbefall wirken die genannten Verbindungen ungenügend. Will
man mit der Schutzwirkung gegen Vogelfraß noch eine Schutzwirkung gegen den Befall
der Saat durch pilzliche Schädlinge verbinden, so muß man noch fungizid wirkende
Substanzen, beispielsweise die für diesen Zweck bekannten Alkoxyalkvlmercuriverbindungen
oder aromatische - Mercuri-verbindungen zusetzen. Auch das Pflanzenwachstum
beeinflussende Stoffe wie Phytohormone, z. B. ß-Indolessigsäure und ihre Hornologen
bzw. Salze dieser Säuren können gleichzeitig zugesetzt werden.
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Andere Chinone, Chinonimide und Phenanthrenchinone sind als Saatgutbeizen
bekannt. Über eine Abschreckungswirkung dieser Verbindungen auf Krähen ist nichts
bekanntgeworden. Weiterhin weiß man von dem Anthrachinon-i-diazonium-fluorsulfonat,
daß es zur Vertilgung von Insekten benutzt werden kann. Diese Wirkung ist wohl hauptsächlich
auf die Anwesenheit der Fluorsulfonatgruppe zurückzuführen.
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Beispiel i ioo g Weizen werden mit einer Mischung von
2501, Anthrachinon und 7501, Talkum bzw. nur mit Talkuin im Verhältnis
2: 1000 behandelt. Die Körner werden Krähen in zwei Futternäpfe#n zum Fraß vorgesetzt.
Trotz völlig gleichen Aussehens aller Körner sind am nächsten Tag die mit Talkum
behandelten Körner sämtlich aufgefressen, während von den mit Anthrachinon behandelten
Körnern xt;ch 97,5 9 vorhanden sind.
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Beispiel 2 `Mit den in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Substanzen
bzw. Gemischen wurde Weizen eingestäubt, in einem Zwinger zur Aussaat gebracht und
nach Auflauf Krähen zum Fraß überlassen. Unbehandelte Saat wurde regelmäßig ausgehackt
und gefressen, während die behandelte Saat in wiederholten Versuchen verschont blieb.
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Folgende Aufwand.rnengen waren wirksam: i-Aminoanthrachinon
............ 4: 1000
i, S-Dichloranthrachinon ......... 4.looo
i-Chloranthrachinon ............. 4: 1000
i-Chloranthrachinon
............. 2: iooo Benzanthron ................... 4:
1000
Benzanthron ................... :2: iooo J3enzanthron (33'io (37'/,Talkurn)
2: iooo Anthrachinon ...... 2: 1000
Antbrachinon (50
oi o + 50 0/0 Talkuin) 2: iooo nthrachinon (:2 5 Olo
+ 75 0/, Talkum) :2: iooo Anthrachinonrückstand .......... .
4: iooo Anthrachinonrückstand .......... 2: iooo antlirachinon-i,
5-disulfosaures Caleium ..................... 4: iooo Rückstand von der Herstellung
von Dithioanthrachinon ........ 8-io: iooo Sämtliche Präparate verursachten
keine Keimschädigungen bei dem Auflauf der Saat.