DE7196C - Veränderungen an Vacuum - Verdampf - Apparaten unter Anwendung von mehr als drei Körpern, für Zuckersäfte und andere Flüssigkeiten - Google Patents
Veränderungen an Vacuum - Verdampf - Apparaten unter Anwendung von mehr als drei Körpern, für Zuckersäfte und andere FlüssigkeitenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
In dem Patent'No. 3852 habe ich einen aus
mehr wie drei Körpern bestehenden Verdampfapparat beschrieben · (effet multiple), der in Bezug
auf seine Wirkungsweise den gebräuchlichen Vacuum-Apparat (triple effet) weit übertrifft.
Durch Versuche bin ich dahin gekommen, näher angeben zu können, auf welche Weise
das Temperaturgefälle in den verschiedenen Körpern am vortheilhaftesten zu vertheilen ist.
Ich habe aufserdem mein System dadurch weiter ausgebildet, dafs ich die Verdampfung
in mehr als drei Körpern mit der Verkochung des Zuckers in mehr als drei Körpern zu
Raffinationszwecken combinirt habe.
Dies bildet den Gegenstand des Zusatz-Patentes.
Die Erfahrung hat gezeigt, dafs der Unterschied der Temperaturen in einer verdampfenden
Flüssigkeit und den· sich aus derselben entwickelnden Dämpfen um so gröfser ist, je
höher die Dichtigkeit der Flüssigkeit ist. Der Unterschied zwischen der Temperatur eines in
einem Körper kochenden Dicksaftes und der Temperatur des sich entwickelnden Dampfes
ist gröfser als der entsprechende Temperaturunterschied in einem Verdampfapparate, der
zur Behandlung von Säften von geringerer Dichtigkeit dient. Dieser Temperaturunterschied
beträgt im ersten Falle rangefähr 10,5° C, während er im Verdampfapparat von 1,1 bis
3,6° variirt.
Infolge dessen kann man in einem vollkommenen Verdampfapparat von mehr als drei
Körpern (effet multiple) den zum Verkochen bestimmten Körper nicht durch die sich aus
den Dünnsäften des oder der letzten Verdampfkörper entwickelnden Dämpfe speisen, weil die
letzteren eine zu niedrige Temperatur besitzen. Man mufs vielmehr den Dampf einem
der vorletzten Körper entnehmen. Dies bildet die erste wesentliche Eigenthümlickeit meines
Systems.
Bei der Einrichtung eines jeden aus Vacuum-Verdampf- und Verkochapparaten bestehenden
Systems mufs man demnach zuerst den Körper der Verdampf batterie bestimmen, der den Dampf
für die Verkochapparate zu liefern hat.
Die Anordnung der Apparate wird aufser durch das angegebene physikalische Gesetz
auch durch einen weiteren wichtigen Umstand foeeinflufst. In einem Verdampfapparat von
mehr als drei Körpern dient der letzte Körper als Condensator für den vorhergehenden Körper
und regelt den Gang des Systems. Würde man den letzten Körper als Dicksaftkörper benutzen,
während der Dicksaft so dick ist, dafs er bei gleicher Temperatur kocht, welche der
sich aus dem vorhergehenden Körper entwickelnde Dampf besitzt, so würde dieser
Dampf des letzten Körpers nicht mehr con-
densirt werden, und das System würde aufhören zu functioniren. Im Gegensatz hierzu
wird in meinem System der letzte Verdampfkörper, der den Dicksaftkörper nicht speist,
immer die Rolle eines allgemeinen Condensators für den ganzen Verdampfapparat spielen.
In diesem verbesserten System, welches die Verdampfung und Verkochung in mehr als drei
Körpern combinirt, wird sich die letzte Operation nicht allein mit zwei Körpern ausführen
lassen, im Gegentheil, sie wird ökonomischer sich gestalten durch die Anwendung von drei,
vier, fünf oder mehr Körpern.
Da man durch die Anwendung von vielen Verdampf körpern es dahin bringt, dafs die
Zuckersäfte bedeutend mehr concentrirt werden als in den gewöhnlichen Apparaten mit drei
Körpern, so kann der Fall eintreten, dafs die Säfte am Ende ihrer Verdampfung einen Concentrationsgrad
erreichen, derart, dafs es unmöglich wäre, sie zu filtriren; alsdann bringe ich den Saft vor der vollständigen Verdampfung
auf die Filter, Und zwar bei einem Concentrationsgrade von 18 bis 200B., indem ich ihn
dem betreffenden Körper entnehme und er diesen Concentrationsgrad erreicht. In einem
Apparat von zehn Körpern wird der Saft beispielsweise zwischen dem siebenten und achten
Körper filtrirt. Die Verdampfung der filtrirten Dicksäfte geschieht in den letzten Körpern,
deren Inhalt kleiner sein kann als der der ersteren. Auf diese Weise würden in dem
Dicksaftkörper, welcher in der Batterie den letzten Platz einnimmt., nur Säfte verdampft
von 400 B., welche nur eine geringe Verdampfung erfordern. Dieses Verfahren gestattet
die Verdampfung und das Verkochen in mehr als drei Körpern für die verschiedenen Methoden
der Zuckergewinnung. In den Zuckerfabriken, wo man vorzieht, grobkörnigen Zucker
zu gewinnen, beginnt man das Kochen mit schwachen Dicksäften bei 180,. wie sie aus den
Filtern kommen. Hat sich einmal das Korn gebildet, so speist man den Körper mit Dicksaft
von 400, wie er aus dem letzten Verdampfkörper kommt; das Korn wird sich durch den
Dicksaft vergröfsern. Man verfährt in gleicher Weise, um grobkörnigen Zucker nach der englischen
Raffinationsmethode herzustellen. Für die französische Raffinationsmethode, bei der
man feinkörnigen Zucker herstellt, wird man den'Dicksaftkörper nur mit Dicksaft speisen,
der aus dem letzten Verdampf körper kommt.
Wenn man mit Dicksäften arbeitet, welche nicht mehr concentrirt zu werden brauchen,
ist ein Verdampfapparat nicht erforderlich; es genügt alsdann, einen Vacuum-Apparat zu benutzen
mit mehr als drei Körpern. Die Verdampfung und das Verkochen ist um so ökonomischer,
je mehr Körper man anwendet; jedoch darf man nicht annehmen, dafs deren Anzahl unbegrenzt sei. Ich habe durch Rechnung
gefunden, dafs ein Verdampfapparat von neun Körpern, combinirt mit einem Vacuum-Apparat
von sieben Körpern, die höchste Grenze bildet; die Hinzufügung eines weiteren
Körpers würde eine Ersparnifs liefern, welche dem Amortisationsbetrage nicht entspricht. In
beifolgender Tabelle sind einige Resultate angegeben, welche die Vortheile meines Systems
mit vielen Körpern veranschaulichen.
System. | Ersparnifs an Brennmaterial gegenüber dem triple ejfet |
Vermehrung der Productionsfähigkeit bei dem gleichen Verbrauch an Brenn material wie beim gewöhnlichen , triple effet. |
Verdampfung in 3 Körpern, Verkochung in 3 Körpern |
20 pCt. | 24 pCt. |
Verdampfung in 4 Körpern, Verkochung in 3 Körpern |
23pCt. | 29 pCt. |
Verdampfung in 5 Körpern, Verkochung in 4 Körpern |
30 pCt. | 42 pCt. |
Verdampfung in 9 Körpern, Verkochung in ■ 7 Körpern |
40 pCt. - | W |
Raffinerie | 45—60 pCt. | »j |
(1) Man könnte in diesem Falle nicht alles Brennmaterial
ausnutzen, weil in dem ersten Körper eine zu hohe Temperatur herrschen würde, bei der der
Zucker verbrennen würde.
Auf beiliegender Zeichnung ist ein combinirter Vacuum-Verdampf- und Vacuum-Apparat zum
Verkochen dargestellt mit fünf Verdampf körpern. Dieses Beispiel , wird ferner zeigen, wie man
nach meinem System die vorhandenen Apparate mit drei Körpern verbessern kann. Der
abgehende Maschinendampf wird in einem Reservoir V gesammelt und dient zum Verdampfen
und Verkochen des Dicksaftes; ich wende nur den abgehenden Maschinendampf und nicht den directen Dampf wie bisher an.
Dieses Reservoir V ist mit zwei Absperrventilen AAX versehen, an welche sich die Rohre B
und D anschliefsen, von denen das erste in den ersten Verdampf körper C und das zweite
in den Dicksaftkörper E mündet; der letztere kann von jeder beliebigen Construction sein,
entweder mit Heizschlangen versehen sein oder verticale Rohre besitzen, wie in meinem Haupt-Patente
beschrieben.
Die fünf Verdampf körper C C C2 C3 und C\
von gleicher oder verschiedener Gröfse sind wie gewöhnlich angeordnet und communiciren
unter einander durch die Schaumbrecher FF1
F2 FB. Der letzte Körper ist mit dem Condensator
G verbunden.
Der Dicksaftkörper E kann direct durch Rohr D von dem Reservoir V gespeist werden,
man kann aber auch ebensogut nach Belieben Dampf anwenden, der von einem oder dem
anderen Verdampf körper kommt; der Dampf aus dem letzten Körper C4 läfst sich jedoch
nicht anwenden, man mufs vielmehr Dampf aus C3 oder C2 entnehmen, oder auch aus C.
Zu diesem Zwecke wird von D ein Rohr H abgeleitet, welches mit den Rohren K und L
verbunden ist; jedes derselben ist mit einem Ventil M und JV versehen, welches den DampfzLiflufs
von dem einen oder dem anderen Körper, oder beiden, abzusperren gestattet. Es ist vortheilhaft, den zum Verkochen des Dicksaftes
nöthigen Dampf so nahe wie möglich dem letzten Körper zu entnehmen, um den Effect so viel als möglich auszunutzen. Der so
eingerichtete Apparat gestattet demnach, mit einfachem Effect zu kochen, indem man direct
den Retourdampf benutzt oder auch den triple effet, indem man den Dampf aus K oder vierfachen
Effect durch Rohr L nimmt.
Die Erfahrung hat mich gelehrt, dafs schwache Säfte keinen Rückstand beim Beginn der Operation
lassen; so kann der erste Verdampfkörper C sehr vortheilhaft angeordnet werden,
wie Fig. 2 zeigt. Er hat hier die Form eines liegenden Röhrenkessels. Der Dampf streift
durch die Rohre f; die Säfte circuliren um die Rohre. Dieser Körper ist billiger als die Körper
mit verticalen Rohren. Die Körper C1 C2 C3
sind wie gewöhnlich construirt, da sich in denselben Ablagerungen bilden, welche eine öftere
Reinigung erfordern. Der letzte Körper C* kann wieder mit horizontalen Rohren versehen
sein, da er" filtrirte Säfte erhält, welche sich concentriren, ohne Ablagerungen zu bilden.
Der Dicksaft von 400 des letzten Körpers C4
wird in den Dicksaftkörper E geleitet unter Benutzung der Druckdifferenz in den Körpern;
in gleicher Weise gelangt der Saft aus einem Körper des Verdampfapparates in den folgenden.
Ist der Druckunterschied nicht hinreichend grofs, so kann man jedes andere mechanische Hülfsmittel anwenden, beispielsweise
eine Pumpe, oder auch den Dicksaft in ein höher gelegenes Reservoir bringen, welches
den Dicksaftkörper zu speisen hat.
Fig. 3 zeigt die Anordnung meines Systems zum Verkochen mit mehr als drei Körpern
zu Raffinationszwecken. Ich wende drei gewöhnliche Körper, MNP an und eine Dicksaftpfanne
Q.. Das Reservoir V speist den ersten Körper M, in den man das Klärsei
bringt. Die Dicksaftpfanne Q. communicirt mit demselben Condensator, wie der letzte Körper
P. Der DickFaftkörper Q. wird direct durch den abgehenden Maschinendampf oder durch
Dampf geheizt, der den Körpern M oder JV entnommen wird.
Claims (7)
1. Die Verbindung des Verdampfens in einem
Apparat, der aus mehr als drei Körpern besteht, mit einem Apparat zum Verkochen,
bestehend aus mehr als zwei Körpern, gemäfs den angegebenen Bedingungen.
2. Die Anwendung von mehr als zwei Körpern zum Verkochen, Raffiniren, mit oder ohne
Benutzung von Verdampfapparaten mit mehr als drei Körpern.
3. Die Anwendung der abgehenden Maschinendämpfe zum Beheizen von Vacuum-Apparaten
zum Verkochen mit mehr als zwei Körpern.
4. Die Combination meines Systems, wie beschrieben, zum Speisen des Dicksaftkörpers
aus dem Reservoir für abgehenden Maschinendampf oder mit Dampf, der aus einem der Körper des Verdampfapparates
mit Ausnahme des letzteren kommt, aus dem beschriebenen Grunde.
5. Die Anordnung meines Systems, indem der erste und letzte Körper des Verdampfapparates
mit liegenden Rohren versehen ist.
6. Die beschriebene und dargestellte Anordnung meines Apparates zum Verkochen von
Dicksäften mittelst mehr als zwei Körpern zu Raffinationszwecken.
7.· Die Umwandlung bestehender Apparate in Apparate meines Systems durch Hinzufügung
von zwei Verdampf körpern, um die Verdampfung in mehr als drei Körpern mit dem Verkochen mit mehr als zwei Körpern,
gemäfs den beschriebenen Bedingungen, zu combiniren.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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DENDAT7196D Active DE7196C (de) | Veränderungen an Vacuum - Verdampf - Apparaten unter Anwendung von mehr als drei Körpern, für Zuckersäfte und andere Flüssigkeiten |
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DE (1) | DE7196C (de) |
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