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Straßenbahnzungenvorrichtung mit stoßfreier Ein- und Ausfahrt Die
Anordnung der Zungen bei Straßenbahnweichen ist für die Ein- und Ausfahrt dann am
günstigsten, wenn die Zungenspitze am Radius. oder Parabelanfang liegt. Die Zungenstärke,
an der Spitze gleich Null, nimmt entsprechend dem Anwachsen des Ab.. standes der
gebogenen Fahrkante von der geraden Fahrkante sehr langsam zu, ,so daß sie bei den
gebräuchlichen Radien sehr .schwach ist und in kurzer Zeit so stark abgenützt wird,
daß ein verkehrs# sicheres Fahren nicht mehr gewährleistet ist. Nur bei Radien unter
30m ist diese Bauart infolge des stärkeren Anwachsens des Ab. standes noch möglich.
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Eine Verstärkung der Zunge ist dadurch errekht worden, daß die Zunge
in die Backen-und Leitschiene um 5 bis i o mm eingelassen wurde oder auch. beide
Schienen an der Zungenspitze gekröpft wurden.
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- Diese seit langem gebräuchlichen Maßnahmen haben aber den Nachteil,
daß bei der Spießgangstellung des Fahrzeuges die Spurkränze an diese Ausfräsungen
oder Kröpfungen anlaufen, wodurch ein starker seitlicher Stoß entsteht, der sich
ungünstig für die Weiche selbst und für das Fahrzeug auswirkt. Es hat nicht an versuchen
gefehlt, diese Nachteile zu beheben. Man hat die gerade Zunge der Weiche so weit
zurückgesetzt, daß die Ausfräsung der gegenüberliegenden Backen-und Leitschiene
überdeckt wurde, und gleichzeitig .die Spurrille vor der geraden. Zunge verengt,
wodurch der Spurkranz so geführt wurde, daß ein Anstoßen des gegenüberliegenden
Spurkranzes an die Ausfräsungen nicht mehr möglich-war. Diese Bauart hat jedoch
den Nachteil, daß bei Fahrt durch den gebogenen Strang die Führung des Spurkranzes
allein, der gebogenen Zunge überlassen bleibt, und zwar um die Strecke, um die die
gerade Zunge zurückgesetzt ist. Ein starker Verschleiß der gebogenen Zunge ist die
natürliche Folge.
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Die Erfindung geht davon aus, die Zungenspitzen nicht gegeneinander
zu versetzen, sondern gegenüber zu legen. Bekanntlich besitzt jede Weiche je eine
gebogene und eine gerade Zunge. Die gebogene Zunge dient dazu, die Ablenkung des
Fahrzeuges aus dem geraden in den gebogenen Strang zu bewerkstelligen, während die
gerade Zunge für die Fahrt durch den geraden Strang der Führung dient. Bei Rillenweichen
hat auch die gerade Zunge an der Leitkantenseite eine Krümmung,
die
dem gebogenen Strang entspricht. Die Leitkante der geräden, innren Zunge wird erfindungsgemäß
so gelegt, daß sie mit der Fahrkante der gebogenen, äußeren Zunge vollständig konzentrisch
verläuft, und zwar in einer solchen Entfernung, daß die Führung des Rades gleichzeitig
von der Fahrkante der gebogenen, äußeren Zunge und der Leitkante der geraden, inneren
Zunge bei der Fahrt durch den gebogenen Strang übernommen wird.
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Gleichzeitig wird die Spurrille vor der Zunge so weit verengt, daß
bei der Fahrt durch den geraden Strang eine vollkommene Führung des Spurkranzes
erfolgt, ohne daß der gegenüberliegende Spurkranz gegen die Ausfräsungen der Backenschiene
stoßen kann. Die gebogene Zunge wird-daher, wie bisher üblich, in die Backen- und
in die Leitschiene eingelassen, um den Vorteil der stärkeren Zunge ausnutzen zu
können. Durch diese Anordnung wird eine nahezu vollkommene Führung des Fahrzeuges
bei beiden Fahrtrichtungen ermöglicht.
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Infolge der Verengung der Spurrille vor der gebogenen Zunge ist auch
die Spurrille neben der gebogenen Zunge enger als die neben der geraden Zunge. Der
Weg der Zungen beim Umstellen ist also verschieden groß, und die Stellvorrichtung
muß ,so gebaut sein, daß die Zungen zwangsläufig beim Umstellen verschieden große
Wege zurücklegen.
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In Abb. i ist die bisher gebräuchliche Bauart .einer Straßenbahnzungenvorrichtung
dargestellt. In dieser Abbildung bedeutet Ba die äußere und Bi die
innere Backenschiene, La
die Leitschiene für den gebogenen Strang und Li die
Leitschiene für den geraden Strang, Z die Zungen und a den Ausschlag der Zungen..
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Es ist zu ersehen, daß beispielsweise bei der Fahrt durch den geraden
Strang (Zungen gestrichelt gezeichnet) die Führung für das Fahrzeug an der gegenüberliegenden
Ausfräsung verlorengeht. Die Folge davon ist ein Anstoßen an die Ausfräsungen der
äußren Backenschiene Ba. Bei der Ausfahrt aus dem gebogenen Strang der Weiche
kann ebenfalls dieses Anstoßen erfolgen.
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Abb. a zeigt eine Bauart der Weiche gemäß der Erfindung. Man sieht
daraus, daß bei der Fahrt durch den gebogenen Strang die Zungenfahrkante F und die
Zungenleitkante L vollständig konzentrisch verlaufen; ebenso ist bei der Fahrt durch
den geraden Strang (Zunge gestrichelt gezeichnet) durch die Leitkante Li und die
innere Zungenleitkante eine glei-climäßige Führung erreicht. Die Rillenbreite Y2
ist dabei so zu bemessen, daß der Spurkranz bei der Fahrt durch die Rille t', an
die Ausfräsungen D der Backen- und Leitschiene nicht anstoßen kann. Die Rillenbreite
r, wird dadurch noch größer als r2, und die Zungen beschreiten beim Umstellen verschieden
große Wege a, und a.,. Ebenfalls ist die Rillenbreite Y13 nach den jeweiligen Spurkränzen
und den Abständen der Spurkränze voneinander so zu bemessen, daß Zungenfahrkante
F und Zungenleitkante L1 konzentrisch verlaufen, und zwar so, daß beide, Fahrkante
und Leitkante, gleichmäßig die Führung der Spurkränze übernehmen, d. h. also, daß
Fahrkantenseite des einen Spurkranzes und L eitkantenseite des anderen Spurkranzes
gleichzeitig die Führung übernehmen. Die Abnutzung trägt damit nicht eine Stelle,
sondern zwei, und eine längere Lebensdauer der Zungenvorrichtung ist gewährleistet.
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Aus Abb. 3, die einen Schnitt an den Zungenspitzen darstellt, ist
zu ersehen, wie Fahrkante der gebogenen Zunge und gleichzeitig die Leitkante des
geraden Zungenteils die Führung des Spurkranzes übernehmen, während in Spießgangstellung
(gestrichelt gezeichnet) die Ausfräsung D- nicht berührt wird.
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Die Erfindung ergibt somit eine stoßfreie Ein- und Ausfahrt und trägt
dazu bei, die Lebensdauer der Zungenvorrichtungen und Fahrzeuge bedeutend zu erhöhen.
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Einen großen Wert hat diese Erfindung für den Bau von Innen- und Außenbogen
weichen. Diese Weichen wurden wegen der anfangs .erwähnten Nachteile gar- nicht
oder nur in seltenen Fällen angewandt. jetzt ist es möglich, mit Hilfe dieser Weichen
güngtigere Gleisbilder zu entwickeln, was bisher bei ausschließlicher Anwendung
von nur einfachen Weichen nicht möglich war. Die Erfindung kann angewandt werden
bei Drehstuhl- und Federweichen mit kreis- oder parab.elförmiger Gestalt der Führungskanten.