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Die
Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung von Hedgehog-Proteinen
und deren Verwendung insbesondere zur lokalen Freigabe dieser Proteine
an Knochen und Knorpeln.
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Hedgehog-Proteine
(Hh-Proteine) werden als eine Familie von sekretorischen Signalproteinen verstanden,
welche für
die Bildung von zahlreichen Strukturen in der Embryogenese verantwortlich
sind (J.C. Smith, Cell 76 (1994), Seiten 193–196; N. Perrimon, Cell 80
(1995), Seiten 517–520;
C. Chiang et al., Nature 83 (1996), Seite 407; M.J. Bitgood et al., Curr.
Biol. 6 (1996), Seite 296; A. Vortkamp et al., Science 273 (1996),
Seite 613, C.J. Lai et al., Development 121 (1995), Seite 2349).
Während
seiner Biosynthese werden nach einer Spaltung der Signalsequenz
und einer autokatalytischen Spaltung eine 20 kD N-terminale Domäne und eine
25 kD C-terminale Domäne
erhalten. Die N-terminale Domäne
wird in ihrer natürlichen
Form mit Cholesterin modifiziert (J.A. Porter et al., Science 274
(1996), Seiten 255–259).
Bei höheren
Lebensformen ist die Hh-Familie aus mindestens drei Gliedern zusammengesetzt,
nämlich
aus Sonic, Indian und Desert Hh (SHh, IHh, DHh; M. Fietz et al.,
Development (Suppl.) (1994), Seiten 43–51). Unterschiede in der Aktivität von Hedgehog-Proteinen,
die rekombinant erzeugt worden waren, wurden nach der Bildung in
Prokaryonten und Eukaryonten beobachtet (M. Hynes et al., Neuron
15 (1995), Seiten 35–44;
und T. Nakamura et al., Biochem. Biophys. Res. Comm. 237 (1997),
Seiten 465–469).
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Hynes
et al. vergleichen die Aktivität
von Hh im Überstand
von transformierten humanen embryonalen Nieren-293-Zellen (eukariontisches
Hh) mit Hh, das aus E. coli erzeugt worden ist . Sie fanden eine
vierfach höhere
Aktivität
von Hh aus den Überständen der
Nierenzelllinie. Als Grund für
diese erhöhte
Aktivität
wurden ein potentieller zusätzlicher akzessorischer
Faktor, der nur in eukaryontischen Zellen exprimiert wird, eine
post-translationale Modifikation, ein unterschiedlicher N-Terminus,
da das aus E. coli isolierte Hh 50% eines Hh enthält, das zwei
zusätzliche
N-terminale Aminosäuren
(Gly-Ser) trägt
oder um 5 bis 6 Aminosäuren
gekürzt
ist, oder ein höherer
Aggregatzustand (z.B. durch Bindung an Nickelagarose-Perlen) diskutiert.
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Nakamura
et al. vergleichen die Aktivität
von SHh in dem Überstand
von transformierten Hühnerembryofibroplasten
mit einem aus E. coli isolierten SHh-Fusionsprotein, das noch einen
N-terminalen Polyhistidinteil aufweist. Das SHh in dem Überstand der
Fibroplasten hat eine siebenfach höhere Aktivität als das
gereinigte E. coli-Protein bezüglich
der Stimulierung von alkalischer Phosphatase (AP) in C3H10T 1/2
Zellen. Moleküle,
wie morphogenetische Knochenproteine (BMPs), die nur im Überstand
von eukaryontischen Zellen vorliegen, und die stärkere Induktion von AP verursachen,
wurden als der Grund für
die erhöhte
Aktivität
diskutiert.
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Kinto
et al., FEBS Letters, 404 (1997), Seiten 319–323, berichten, daß Fibroplasten,
die Hh abscheiden, eine ectopische Knochenbildung bei einer intramuskulären Implantation
an Kollagen induzieren. Deshalb haben Hedgehog-Proteine eine osteoinductive Aktivität.
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Ein
Verfahren zum Herstellen eines Abgabesystems für Proteine mit verzögerter Freigabe
unter Verwendung eines Alginats ist aus der WO 90/08551 bekannt.
Bei diesem Verfahren wird ein Zweiphasensystem gebildet, in dem
die erste Phase eine hohe Konzentration des Proteins (gesättigte Lösung) und die
zweite Phase ein Alginat enthält.
Jedoch ist eine solche Phasentrennung schwierig und kompliziert durchzuführen, wenn
pharmazeutische Zusammensetzungen in großen Mengen hergestellt werden.
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Eine
stoßweise
Freigabe von Dextran aus Calciumalginatkomplexen ist durch A. Kikuchi
et al., J. Controlled Release 47 (1997), Seiten 21–29, bekannt.
Jedoch beschreibt Kikuchi nicht die Kupplung von Hedgehog-Proteinen
an solche Komplexe.
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C.J.
Robinson et al. beschreiben in Trends in Biotechnology 14 (1996),
Seiten 451–452,
die intraventrikuläre
Implantation von Alginatmikrokugeln als Methode zur lokalen Anwendung
von NGF- oder NGF-abgebenden Zellen. Jedoch wird eine Anwendung
auf Hedgehog-Proteine nicht beschrieben.
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E.C.
Downs et al. beschreiben in J. Cell. Physiol. 152 (1992), Seiten
422–429,
die Anwendung von Calciumalginatkugeln als Abgabesystem für Angiogenesefaktoren.
Jedoch wird die Anwendung dieses Verfahrens oder dieses Abgabesystems
Hedgehog-Proteine nicht beschrieben.
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C.J.
Crey und J. Dowsett beschreiben in Biotechnol. Bioeng. 31 (1988),
Seiten 607–612,
die Verwendung von Calcium/-Zinkkugeln
als Abgabesystem für
Insulin. Jedoch ist daraus die Anwendung dieses Verfahrens zur Herstellung
von Abgabesystemen für
Hedgehog-Proteine nicht bekannt.
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Von
Yang et al., Development 124 (1997), Seiten 4393–4404, ist es bekannt, daß an der
Stelle der Wirkung einer pharmazeutisch wirksamen in-vivo-Aktivität im Körper hohe
lokale Hedgehogkonzentrationen über
einen Zeitraum von mindestens 16 Stunden aufrecht erhalten werden
müssen.
Das von Yang et al. beschriebene Trägersystem, z.B. das mit Hedgehog
beladene Chromatographiemedium Affigel CM, die von Marti et al.
in Nature 375 (1995), Seiten 322–325, beschriebene Ni-Agarose oder das
gemäß Lopez-Martinez
et al. in Curr. Biol. 5 (1995), Seiten 791–796, beschriebene Affigel
Blue oder die Heparin-Agarose-Teilchen, welche darin verwendet wurden,
sind für
eine pharmazeutische Anwendung ungeeignet, da sie immunogenetisch
sind und Entzündungsreaktionen
verursachen können.
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Die
internationale Patentanmeldung Nr. PCT/SE95/00011 (WO 95/18635)
beschreibt Faktoren, wie GH, IGF-I, IGF-II und EGF, die unter Verwendung
einer niedermolekularen Hyaluronsäurezusammensetzung abgegeben
werden können.
Jedoch wird eine Anwendung auf Hedgehog-Proteinenicht beschrieben.
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Die
Erfinder haben festgestellt, daß auch
das von Kinto et al. beschriebene biokompatible und biologisch abbaubare
Trägerkollagen
für Hh-exprimierende
Zellen für
eine optimale pharmazeutische Anwendung von Hedgehog-Proteinen ungeeignet
ist, so lange diese Hedgehog-Proteine an die Träger nur über ionische Wechselwirkungen
gebunden sind. Es wurde gefunden, daß dann, wenn Kollagenträger unter
physiologischen Bedingungen (pH etwa 7 und in schwachen Säuren bis
zu pH 4,5) mit Hedgehog-Proteinen beladen werden, der Hauptteil
des angewandten Hedgehog-Proteins innerhalb von Minuten aus der
Matrix freigegeben wird. Gemäß den Feststellungen
der Erfinder ist diese unzureichende Bindung auf das Fehlen von
ausreichenden ionischen Wechselwirkungen zwischen dem Hedgehog-Protein
und dem Träger
zurückzuführen. Im
Fall des Beladens unter sauren Bedingungen (unter pH 4,5) wird eine große Menge
des angewandten Hedgehog-Proteins denaturiert und irreversibel an
den Träger
gebunden.
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Somit
liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine pharmazeutische Zusammensetzung eines
Hedgehog-Proteins mit einem biokompatiblen Träger bereitzustellen, worin
der Träger
das Hedgehog-Protein in seiner aktiven, gefalteten Struktur bindet
und es in vivo in seiner aktiven Form auf verzögerte Weise freigeben kann.
Derartige Formulierungen sind besonders zur Reparatur von Knochen-
und Knorpelschäden
geeignet, können
aber auch zum Reparieren von neuronalen Defekten oder für eine systemische
Freigabe verwendet werden.
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Die
Aufgabe wird gemäß Anspruch
1 durch eine pharmazeutische Zusammensetzung eines Hedgehog-Proteins
gelöst,
die dadurch gekennzeichnet ist, daß das Hedgehog-Protein an einen
hydrophilen Träger
gebunden ist, der biokompatibel ist, wobei der Träger ein
Polymer ist, das
- – das Hedgehog-Protein als
einen negativ geladenen Träger
als Ergebnis ionischer Wechselwirkungen bindet,
- – das
Hedgehog-Protein nicht denaturiert, wenn sich dieses an den Träger bindet,
- – unter
neutralen Bedingungen mindestens 0,1 bis 1, vorzugsweise 0,1 bis
2, negativ geladene Reste pro Monomer enthält,
- – die
Ladung in Form von sauren Gruppen, wie Sulfat, z.B. in Form einer
Sulfat-, Carbonsäure- oder
Phosphatgruppe, vermittelt,
- – und
ein Durschnittsmolekulargewicht von mindestens 50.000 Da aufweist.
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Es
hat sich überraschenderweise
gezeigt, daß Hedgehog-Proteine
reversibel von einem Träger in
vivo in einer aktiven Form und auf verzögerte Weise freigesetzt werden
kann, ohne in vivo homogene Reaktionen oder Entzündungsreaktionen hervorzurufen,
wenn sie an eine negativ geladene lösliche oder unlösliche Polymermatrix
gebunden sind.
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Vorzugsweise
wird eine hydrophile Trägermatrix,
insbesondere eine lösliche
oder unlösliche
organische hydrophile Trägermatrix,
verwendet. Die Trägermatrix
ist insbesondere zusammengesetzt aus einem anionischen Polysaccharid,
unter Bevorzugung von Hyaluronsäure
(sowie chemisch vernetzten Formen hiervon), Chondroitinsulfat, Polyvinylsulfat, Keratinsulfat,
Dextransulfat, Pektin, Carragenen und anderen Hydrokolloiden, sulfatiertem
Alginat, Dermatansulfat, Alginat, vorzugsweise Calciumalginat oder
einer Kombination aus mindestens zwei solcher anionischer Polysaccharid
oder einer Kombination dieser geladenen Polysaccharid mit anderen
Polymeren, insbesondere Kollagen, worin der Gewichtsprozentsatz
der geladenen Polysaccharid 10–50
% beträgt.
Eine unlösliche
Matrix im Sinne der Erfindung bedeutet, daß die Matrix in einer gepufferten Lösung in
vitro innerhalb von 10–20
Stunden bei Raumtemperatur im Wesentlichen nicht zersetzt oder nicht
sichtbar aufgelöst
wird. In diesem Zusammenhang ist es besonders bevorzugt, daß der erfindungsgemäß verwendete
Träger
weniger als 50%, vorzugsweise weniger als 20%, eines neutralen Polysaccharids,
ganz besonders bevorzugt kein solches Polysaccharid, enthält. Als
Trägermatrix
ist Hyaluronsäure
mit einem Molekulargewicht von mindestens 106 Dalton,
insbesondere mit einem Molekulargewicht von 4 × 106 Dalton,
besonders geeignet.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
hat sich gezeigt, daß erfindungsgemäß auch hydrophile
Träger
auf der Basis eines anorganischen unlöslichen Phosphats, wie Hydroxylapatit
oder Tricalciumphosphat, als unlösliche
Trägermatrix
geeignet sind.
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Unter
einer verzögerten
Freigabe gemäß der Erfindung
ist eine Freigabe des Hedgehog-Proteins in einer pharmakologisch
wirksamen Dosis während eines
definierten Zeitraums von mindestens 14 Stunden zu verstehen. Unter
einer pharmakologischen Wirkung ist eine neurologische Wirkung auf
Nervenzellen, eine Chondrogenese und/oder die Induktion einer Chondrogenese
sowie vorzugsweise eine Osteogenese und/oder eine Osteoinduktion
zu verstehen, wie von Kinto et al., FEBS Letters 404 (1997), Seiten
319–323,
für eine
Knocheninduktion, von Miao et al. in J. Neurosci. 17 (1997), Seiten 58915899,
für die
Wirkung auf Nervenzellen und von Stott et al. in J. Cell. Sci. 110
(1997), Seiten 2691–2701,
für die
Knorpelzellinduktion beschrieben worden ist.
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Als
Träger
wird vorzugsweise ein enzymatisch abbaubarer Träger verwendet, der von abgesonderten
Enzymen (z.B. Proteasen) abgebaut werden kann, die aus Zellen stammen,
auf denen die lokale in vivo-Anwendung erfolgt. Jedoch soll die
Halbwertzeit des Trägers
mindestens 12 Stunden betragen, kann aber auch bei mehreren Wochen
liegen. Wenn der Träger
aus einem Polysaccharid besteht, wird er vorzugsweise durch Glycosidasen
und Hydrolasen abgebaut, die in der Zelle vorliegen und abgesondert
werden. Eine solche biologische Abbaubarkeit des Trägers ist
jedoch nicht in jedem Fall erforderlich. Wenn die Freigabe durchgeführt wird,
um Osteoporosekrankheiten oder neuronale Krankheiten zu behandeln,
ist eine biologische Abbaubarkeit nicht nötig. Jedoch sind solche Träger vorzugsweise unter
physiologische Bedingungen schlecht löslich und werden folglich über einen
relativ langen Zeitraum (während
mehrerer Wochen bis Monaten) vom Körper absorbiert.
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Es
ist Lösungen
von Hedgehog-Proteinen in hohen Konzentrationen notwendig, um Trägermatrizes
zu bilden, die mit Hedgehog-Proteinen beschichtet sind, und zwar
in einer solchen Weise, daß sie
bei lokaler Anwendung eine angemessene pharmazeutische Wirkung entfalten.
Es hat sich gezeigt, daß Träger, die
mit einem Hedgehog-Protein beschichtet sind, das pharmazeutisch
angewandt werden kann, vorzugsweise eine Konzentration des Hedgehog-Proteins
von 1 bis 5 mg/ml Träger,
insbesondere von 3 mg/ml Träger,
oder mehr enthalten soll. Es sind Träger besonders bevorzugt, die
Hedgehog-Proteine mit einer Konzentration von 10 mg/ml oder mehr
beinhalten. Hedgehog-Proteine sind eigentlich schlecht löslich. Jedoch
hat sich überraschenderweise
gezeigt, daß die
Löslichkeit
der Hedgehog-Proteine in Lösungen,
die Arginin oder Argininiumionen (vorzugsweise Argininiumsulfat)
enthalten, drastisch zunimmt. Deshalb besteht ein weiterer Gegenstand
der Erfindung in wäßrigen Lösungen von
Hedgehog-Proteinen mit einer Konzentration von 3 mg/ml und mehr, die
Arginin und Argininiumionen enthalten und vorzugsweise gepuffert
sind. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum
Herstellen einer Trägermatrix,
die mit einem Hedgehog-Protein beschichtet ist, wobei das Verfahren
dadurch gekennzeichnet ist, daß die
Trägermatrix
mit einer Hedgehogproteinlösung
mit einer Konzentration von 3 mg/ml und einem Gehalt an Arginin
oder Argininiumionen inkubiert und die auf diese weise beschichtete Trägermatrix
isoliert wird.
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Derartige
Lösungen
eignen sich zum Herstellen von Trägermatrizes, die Hedgehog-Proteine in
pharmazeutisch wirksamen Konzentrationen enthalten und für eine pharmazeutische
Anwendung geeignet sind.
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Unter
einer Aktivität
im Sinne der Erfindung wird die Aktivität von alkalischer Phosphatase
verstanden (Simulierung der Expression von alkalischer Phosphatase),
die das Polypeptid in Säugetierzellen induzieren
kann (Aktivität
in der alkalischen Phosphataseprobe). Zu diesem Zweck wird eine
mesenchymale Zelllinie in einem Medium gezüchtet, das fötales Kalbserum
enthält.
Nachfolgend wird eine steril filtrierte Probe hinzugefügt, die
Zellen werden nach 5 Tagen aufgelöst, und in dem Zelllysat wird
die alkalische Phosphatase mit Hilfe der Spaltung eines chromogenen
Substrats (pNP, p-Nitrophenol) bestimmt (J. Asahina, Exp. Cell.
Res. 222 (1996), Seiten 38–47 und
T. Nakamura (1997)).
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Gemäß der Erfindung
wird unter einem Hedgehog-Protein ein abgesondertes Signalprotein verstanden,
das für
die Bildung zahlreicher Strukturen bei der Embryogenese verantwortlich
ist. Vorzugsweise werden das Sonic, das Indian und das Desert Hh
verwendet (M. Fietz, et al., Development (Suppl.) (1994), Seiten
43–51).
Ein Hh-Protein mit einer Sequenz, wie sie in der EMBL-Datenbasis
unter der Nr. L38518 beschrieben ist, wird bevorzugt verwendet.
Proteine der Hedgehog-Familie zeigen eine ausgesprochene Homologie
in ihrer Aminosäuresequenz,
weshalb es auch bevorzugt ist, jene Nukleinsäuren, die für Hedgehog-Proteine kodieren, welche zu
80% oder mehr homolog sind, mit der oben genannten Sequenz des Sonic
Hedgehog-Proteins auszudrücken.
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Das
humane Sonic Hedgehog-Vorläuferprotein
besteht aus den Aminosäuren
1 bis 462 der Sequenz, die in der EMBL-Datenbasis unter der Nr. L38518
beschrieben ist. Die Aminosäuren
1–23 repräsentieren
das Signalpeptid, die Aminosäuren 24–197 repräsentieren
die vollentwickelte Signaldomäne,
die Aminosäuren
32–197
repräsentieren
die um 8 Aminosäuren
verkürzte
Signaldomäne
und die Aminosäuren
198 bis 462 repräsentieren
die selbstverarbeitende Domäne
nach der autoproteolytischen Spaltung.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 1 enthält vorzugsweise
ein zusätzliches
Polymer, das im wesentlichen als tragende Struktursubstanz wirkt,
die auch eine Haftfunktion gegenüber
Zellen aufweist, sich aber nicht an Hedgehog-Proteine auf der Basis
von Ionenwechselwirkungen bindet. Vorzugsweise ist diese Substanz
ein biologisch abbaubares Protein oder ein hydrolytisches Abbauprodukt,
das z.B. in Form von intakten Proteinfasern als solubilisiertes
Protein oder als partiell hydrolysiertes Protein eingesetzt werden
kann. Eine derartige tragende Struktursubstanz ist vorzugsweise
Collagen, Gelatine, Elastin oder Fibrin. Die tragende Struktursubstanz
liegt vorzugsweise in einer geringeren Menge vor als der beschriebene
hydrophile biokompatible Träger
gemäß der Erfindung.
Der Anteil der tragenden Struktursubstanz liegt deshalb vorzugsweise
bei 30% oder weniger, bevorzugt bei 10% oder weniger. Jedoch kann
die tragende Struktursubstanz auch im Überschuß bezüglich des hydrophilen Trägers vorliegen.
Es muß in
diesem Zusammenhang nur sichergestellt sein, daß die Menge des hydrophilen
Trägers
in der pharmazeutischen Zusammensetzung gemäß der Erfindung genügend hoch ist,
um zu garantieren, daß an
den hydrophilen Trägern
eine therapeutisch wirksame Menge des Hedgehog-Proteins gebunden
ist. Es ist deshalb bevorzugt, bezüglich des Hedgehog-Proteins
mindestens einen fünffachen Überschuß des hydrophilen Trägers zu
verwenden. Ferner soll die Bindung des Hedgehog-Proteins an den
Träger
zur Herstellung der pharmazeutischen Zusammensetzung bei einem pH-Wert
von 4,5 oder höher
erfolgen. Wie oben erwähnt,
wurde gefunden, daß Hedgehog-Proteine
bei einem pH-Wert
unter 4,5 denaturiert werden und sich irreversible an einen proteinartigen
Träger,
wie Collagen, bindet. Deshalb soll die Bindung des Hedgehog-Proteins
an den Träger
im neutralen pH-Bereich durchgeführt
werden.
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Träger, die
außer
dem hydrophilen Träger noch
stützende
Strukturverbindungen enthalten, sind beispielsweise Protein-Polysaccharid-Komplexe.
Bevorzugte Komplexe sind in dem US-Patent 4614794 beschrieben.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung wird durch Inkubieren des Hedgehog-Proteins
mit dem hydrophilen Träger
bei einem pH-Wert von 4,5 oder höher,
vorzugsweise bei einem pH-Wert innerhalb des neutralen Bereiches
(pH 6 bis 8) hergestellt, wobei die Bindung des Hedgehog-Proteins
an den Träger
eintritt. Die Inkubation wird vorzugsweise in einer gepufferten
Lösung
ausgeführt.
Wenn als Träger
eine Matrix benutzt wird, die zusätzlich ein biologisch abbaubares
Protein, wie Collagen, enthält
stellt die Inkubation bei einem pH-Wert von 4,5 oder höher sicher,
daß die
irreversible Bindung des Hedgehog-Proteins (das bei niedrigem pH-Wert
denaturiert wird) an das biologisch abbaubare Protein verhindert wird.
Es wurde gefunden, daß unter
diesen Bedingungen keine Bindung oder nur eine vernachlässigbare
Bindung des Hedgehog-Proteins an das biologisch abbaubare Protein
erfolgt, solange das Hedgehog-Protein keine hydrophobe Modifikation
enthält und
somit das biologische abbaubare Protein nur als eine tragende Struktursubstanz
wirkt.
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Hydrophob
modifizierte (lipophilisierte) Hedgehog-Proteine sind Hedgehog-Proteine,
die im Vergleich zu unmodifizierten Hh-Proteinen (z.B. zu rekombinant
in Prokaryonten erzeugten Proteinen) eine Zunahme der Oberflächenhydrophobizität aufweisen.
Der Grad der Lipophilisierung eines Proteins wird gemäß Z. Haque
et al., J. Agric. Food Chem. 30 (1982), Seite 481, durch Integrieren
in einer Lipidschicht gemessen. Derartige lipophilisierte Hh-Proteine
werden gemäß der Erfindung
in der gleichen Weise an den hydrophilen Träger gebunden wie nicht lipophilisierte
Hh-Proteine, sie werden aber zusätzlich über hydrophobe
Wechselwirkungen an das biologisch abbaubare Protein gebunden.
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Für die Herstellung
der pharmazeutischen Zusammensetzung ist es ferner bevorzugt, Hilfsstoffe zuzusetzen,
wie Zucker (Mannit, Saccharose, Lactose, Glucose, Trehalose, vorzugsweise
20–100 mg/ml)
oder Aminosäuren
wie Glycin oder Arginin, sowie Antioxidationsmittel, wie EDTA, Citrat,
Polyethylenglykol (1–10
Gew%), Detergentien, vorzugsweise nicht-ionische Detergentien (vorzugsweise 0,005–1 Gew%),
wie Polysorbate (Tween®20 oder Tween®80)
oder Polyoxyethylene, entzündungshemmende
Bestandteile, Lokalanästhetika,
Antibiotika und/oder Stabilisatoren, wie Lipide, Fettsäuren und Glycerin.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist eine pharmazeutische Zusammensetzung des Hedgehog-Proteins gemäß der Erfindung zusammen
mit Suramin bevorzugt und kann mit Vorteil eingesetzt werden.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 1 kann zusätzliche
pharmazeutische Hilfsstoffe enthalten.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die pharmazeutische Zusammensetzung das Hedgehog-Protein mit einer
Konzentration von 0,1–100
mg/ml.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die pharmazeutische Zusammensetzung ferner einen pharmazeutisch
verträglichen
Puffer, der in einem Bereich zwischen pH 4 und 10, vorzugsweise
in einem Bereich zwischen pH 6 und 8, insbesondere bei einem pH-wert
von etwa pH 7, biokompatibel ist. Der pH-Wert der pharmazeutischen
Zusammensetzung soll zweckmäßigerweise über pH 4
betragen, um eine Denaturierung und ein Ablösen des in dem Hedgehog-Protein
komplexierten Zinks zu verhindern. Die Konzentration des Puffers
beträgt
vorzugsweise 1 bis 500 mmol/l, insbesondere 5 bis 150 mmol/l, besonders
bevorzugt 10–100
mmol/l. Bei einer geeigneten Ausführungsform werden 20 mmol/l Kaliumphosphatbuffer,
pH 7,2, oder 100 mmol/l Argininchlorid, pH 7,2, als Puffer eingesetzt.
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Die
folgenden Beispiele, Veröffentlichungen und
Figuren erläutern
weiter die Erfindung und den Schutzumfang, der sich aus den Patentansprüchen ergibt.
Die beschriebenen Methoden sind als Beispiele zu verstehen, welche
auch den Gegenstand der Erfindung nach Durchführung von Modifikationen beschreiben.
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Beschreibung der Figuren:
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1 In-vitro-Freigabe
von SHh aus einer Collagenmatrix.
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2 In-vitro-Freigabe
von SHh aus Calciumalginatkapseln.
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3 In-vitro-Freigabe
von SHh aus Hyaluronsäuregelen.
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4 In-vitro-Freigabe
von SHh aus einer Alginat-Collagen-Matrix.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Herstellung eines Alginatgels
mit einem Gehalt an einem Hh-Protein.
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Ein
aliquoter Teil einer Hh-Proteinlösung
(1 mg/ml SHh-Lösung
in 50 mg/ml Saccharose, 50 mmol Kaliumphosphat, pH 7,2) wird mit
einer Na-Alginat Vorratslösung
(Pronova, Biopolymer, NO) (in Wasser, mehr als 0,1%) in einer solchen
Wiese gerührt,
daß ein
gelartiges Alginat-Protein-Gemisch gebildet wird. Dieses Gel kann
entweder direkt als eine injizierbare Matrix benutzt oder zu Calciumalginatkapseln
verarbeitet oder als ein Lyophilisat gelagert werden.
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Beispiel 2
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Herstellung eines Collagengemisches
mit einem Gehalt an Hh-Protein
(Vergleichsbeispiel).
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100 μl einer Hh-Lösung (1
mg/ml Hh) in
- a) 20 mmol Kaliumphosphat, pH
7,4 oder
- b) in 50 mmol Natriumacetat, pH 4,5 oder
- c) in 0,1% Trifluoressigsäure,
pH 2
werden tropfenweise auf Collagen-Schwämme (Helistat,
Integra Life Sciences, USA) mit einer Größe von 10 × 10 × 3 mm aufgebracht. Die beladenen
Träger
wurden dann eingefroren (–70°C), lyophilisiert und
analysiert. Dazu wurden die beladenen Schwämme in einem geeigneten Volumen
eines Puffers (10 mmol/l Kaliumphosphat, 150 mmol/l NaCl, pH 7,2)
bei 37°C
inkubiert. Die Menge des freigegebenen Hh wird mittels RP-HPLC bestimmt.
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Beispiel 3 3.1 Herstellung
von Ca-Alginatkapseln
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Das
im Beispiel 1 beschriebene Alginatgel, welches Hh-Protein enthält, wird
unter kontinuierlichem Rühren
zu einer CaCl2-Lösung (etwa 1,5%) gegeben. Es
bilden sich spontan Ca-Alginatkomplexe, welche das Protein enthalten.
Die Größe der Kapseln,
welche gebildet werden, hängt
von der Größe der Tropfen
ab und kann wunschgemäß variiert
werden. Nach einer Inkubation von 5 bis 10 Minuten in der CaCl2-Lösung
werden die Kapseln filtriert und in einem Puffer (20 mmol/l Kaliumphosphat,
pH 7,2) gewaschen. Diese Kapseln können entweder direkt als Implantate
verwendet oder durch Lyophilisierung weiterbehandelt werden.
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3.2 Lyophilisierung
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Die
Ca-Alginatkapseln werden bei –70°C eingefroren
und anschließend
lyophilisiert. Die Lyophilisierung ermöglichst eine stabile Lagerung
der Kapseln und erleichtert zusätzlich
die Implantation, da die Kapseln im trockenen Zustand leichter zu handhaben
sind.
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Beispiel 4
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In-vitro-Freigabe von
SHh
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Die
Analyse der Kinetik der in-vitro-Freigabe zeigt, daß das SHh
in verzögerter
Weise aus den Ca-Alginatkapseln während eines Zeitraums von mindestens
70 Stunden (2) freigegeben wird, während die
Freigabe von SHh aus einer Collagenmatrix in einem Zeitraum zwischen
wenigen Minuten bis zu etwa 20 Minuten erfolgt (1).
Lyophilisierte Alginatkugeln, die SHh enthalten, wurden bei 37°C in 10 mmol
Kaliumphosphat, 150 mmol NaCl, pH 7,2 (Rotaterm) inkubiert . Nach
5 min, 1 h, 5 h, 10 h, 1 d, 34 h, 2 d, 3 d und 6 d werden Proben
genommen und mittels der SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese (2)
auf ihren Gehalt an SHh analysiert. Die kumulative Menge der aus
den Alginatkapseln freigegebenen Menge an SHh wird gegen die Zeit
aufgetragen.
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Die
Prüfung
der Freigabekinetik von SHh aus 2,5% Hyaluronsäuregelen unter Verwendung von Hyaluronsäurearten
mit einem niedrigen Molekulargewicht (LMW; Molekulargewicht etwa
1,3 × 106 Da) oder mit einem hohen Molekulargewicht
(HMW; Molekulargewicht etwa 4 × 106 Da) ist in der 3 dargestellt.
Hierfür
werden Hyaluronsäuregele,
die mit SHh beladen sind, in Dialyseröhrchen (Trennungsgröße 300.000
Da) gefüllt,
und die Röhrchen
werden in PBS bei 37°C
inkubiert. Zu den angegebenen Zeiten werden Proben des Freigabemediums
entnommen und mittels Umkehrphasen-HPLC auf ihren Gehalt an SHh
analysiert. Es ist klar, daß ein
Anteil des als Beladung vorliegenden Hedgehog-Proteins in verzögerter Weise
freigegeben wird. Ein anderer Anteil des Proteins bleibt an die
Hyaluronsäure
gebunden und könnte
in vivo durch Abbau der Hyaluronsäure freigegeben werden.
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Die
Prüfung
der Kinetik der Freigabe von SHh aus einer Collagen-Alginat-Matrix
(Fibracol®, siehe
US-Patent 4614794) wird in 4 dargestellt. Dazu
wurde ein Fibracol-Schwamm
(1 × 1 × 0,3 cm3) mit 0,2 mg SHh in PBS beladen. Die beladenen Schwämme wurden
eingefroren (–70°C), lyophilisiert und
in einem geeigneten Volumen von PBS bei 37°C inkubiert. Zu den angegebenen
Zeiten wurden aus dem Freigabemedium Proben entnommen und mit Hilfe
der Umkehrphasen-HPLC
auf ihren Gehalt an SHh analysiert. Es ist klar, daß nur etwa
10 bis 20% der als Beladung vorliegenden Hedgehog-Proteine in das
Medium abgegeben und ein größerer Anteil
an die Collagen-Alginat-Matrix gebunden bleibt. Dieser Anteil könnte in
vivo durch Abbau der Matrix freigegeben werden.
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Liste der
Druckschriften
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- Asahina, J., Exp. Cell. Res. 222 (1996) 38–47
- Bitgood, M.J. et al., Curr. Biol. 6 (1996) 296
- Chiang, C., et al., Nature 83 (1996) 407
- Crey, C.J. et al., Biotechnol. Bioeng. 31 (1988) 607–612
- Downs, E.C. et al., J. Cellular Physiology 152 (1992) 422–429
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