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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Material, welches eine
Substanz enthält,
welche orientiert und vernetzt werden kann durch die Einwirkung
von linear polarisiertem Licht, und welches zur Herstellung einer
Orientierungsschicht für
ein Flüssigkristall-Medium
verwendet werden kann, und auf eine Orientierungsschicht für ein Flüssigkristall-Medium
sowie auf ein optisches oder elektro-optisches Bauteil mit wenigstens
einer solchen Orientierungsschicht.
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Solche
Orientierungsschichten werden insbesondere in Flüssigkristall-Displays verwendet,
aber auch in vielen anderen optischen und elektro-optischen Elementen
und Komponenten, wie beispielsweise Farbfilter, Polarisationsfilter,
Verzögerungsschichten,
Sicherheitselemente, etc., in welchen die Flüssigkristalle auch in polymerisierter
oder vernetzter Form verwendet sein können.
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Der
elektro-optische Effekt in Flüssigkristall-Displays
(LCD = liquid crystal displays) ist wesentlich durch den Verdrillungswinkel
(angle of twist) bestimmt, durch welchen die Flüssigkristall-Moleküle von einer Seite
des Substrats zur anderen laufen. Insbesondere der Kontrast, die
Helligkeit, die Blickwinkel-Abhängigkeit und
die Geschwindigkeit der Anzeige, sowie auch die Spannung, welche
erforderlich ist, um das Flüssigkristalldisplay
zu steuern, können
auf ein Optimum abgestimmt werden unter Zuhilfenahme des Verdrillungswinkels.
Die Eigenschaften des Flüssigkristalls,
welche erforderlich sind, um den elektro-optischen Effekt, wie beispielsweise
die optische oder die dielektrische Anisotropie, zu erreichen, sind
bestimmt durch den Verdrillungswinkel.
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Um
einen gewünschten
Verdrillungswinkel einzustellen, muss eine bevorzugte Richtung auf
beiden mit dem Flüssigkristall
in Kontakt befindlichen Substrat-Seiten auferlegt werden. Zu diesem
Zweck ist es üblich,
auf beiden Substrat-Seiten eine dünne Polymer-Schicht aufzutragen,
welche dann in einer Richtung gerieben wird, beispielsweise mit
einem Tuch. Flüssigkristalle,
welche in Kontakt sind mit der Orientierungsschicht, werden entsprechend
dieser bevorzugten Richtung orientiert. Die Flüssigkristall-Moleküle müssen genügend stark
an der Orientierungsschicht verankert sein, damit die Moleküle auf der
Oberfläche
des Substrats in der gewünschten
Richtung orientiert bleiben, obwohl die Richtungen der Orientierung
an den beiden Substrat-Seiten generell unterschiedlich sind und,
als Resultat, Rückstellungskräfte auftreten.
In dieser Weise ist es möglich,
links- oder rechtsrotierende Flüssigkristall-Schichten
mit einem Verdrillungswinkel von bis zu 89° herzustellen.
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Bei
Winkeln von 90° und
mehr zwischen den Orientierungsrichtungen der beiden Substrate tritt
das Problem auf, dass die Verdrillung entweder nach rechts oder
nach links auftreten kann, was, insbesondere in den kommerziell
weit herum verfügbaren
90° verdrillten
Flüssigkristall-Displays
(90°-twisted
liquid crystal displays) in hergestellten Bereichen resultieren
kann, in welchen der Flüssigkristall
in der falschen Richtung rotiert (reverse twist), was zu Lichtstreuung
und einer gepunkteten Erscheinung des Displays Anlass gibt.
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Wenn
ein geeignetes Material für
die Orientierungsschicht verwendet wird, induziert das Reiben aber einen
sogenannten Tilt-Winkel
in dieser Schicht. Als Resultat werden die Flüssigkris talle leicht geneigt
relativ zur Oberfläche
der Substrate orientiert. Die Richtung des Tilt-Winkels auf beiden
Substratseiten bestimmt die Rotationsrichtung, was die „reverse
twist" Phänomene reduziert.
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Um „reverse
twist" zu vermeiden,
können
auch chirale Dotierungsmittel, welche eine intrinsische Verdrillung
mit einer definierten Rotationsrichtung induzieren, dem Flüssigkristall
beigefügt
werden. Chirale Dotierungsmittel können aber das Problem von „reverse
tilt", bei welchem
individuelle Bereiche des Flüssig-Kristalls in der
falschen Richtung geneigt sind, nicht vermeiden. Die einzige Lösung zu
diesem Problem besteht darin, die Richtung des Tilt-Winkels in der
Orientierungsschicht vorzugeben.
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Es
ist nicht nur die Richtung des Tilts, aber auch die Grösse des
Tiltwinkels, welche von entscheidender Wichtigkeit ist für das Funktionieren
des Flüssigkristall-Displays.
Beispielsweise ist in „supertwisted
nematic" (STN) LCD's in Abhängigkeit
des Verdrillungswinkels ein Tilt-Winkel von mehreren Grad notwendig,
um das Auftreten von sogenannten Fingerprint-Strukturen (störende Dislokationen)
zu vermeiden. Zudem ist der Schwellenwert der Spannung, die Schaltgeschwindigkeit
und der Kontrast von STN LCD's
abhängig
in einem hochgradig empfindlichen Masse von der Grösse des
Tilt-Winkels.
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Es
wird im Wesentlichen Gebrauch gemacht von Polyimiden als Material
für Orientierungsschichten
in kommerziellen Flüssigkristall-Displays.
Die grosse Zahl von unterschiedlichen Polyimiden, welche für Orientierungsschichten
verwendet werden, unterscheiden sich voneinander im Wesentlichen
durch den Tilt-Winkel, welcher durch das Reiben erhalten werden
kann. Die grossen Tilt-Winkel
von 15° oder
mehr, welche für
verschiedene Anwendungen erforderlich sind, können aber nicht erreicht werden
bei Verwendung von geriebenen Polyimiden. Entsprechend decken kommerziell
erhältliche
Polyimide nur den Bereich von Tilt-Winkeln von ungefähr 0° bis 10° ab.
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Abgesehen
von deren Charakterisierung durch ihre Orientierungseigenschaften
sind Polyimide dadurch gekennzeichnet, dass sie die Leitfähigkeit
des Flüssigkristalls
nicht sehr erhöhen.
Dies ist wichtig insbesondere im Falle von LCD's des „thin-film transistor twisted
nematic" (TFT-TN)
Typs, in welchem ein Ladungsbetrag im Verlauf einer sehr kurzen
Zeitspanne an die Elektroden eines Pixels angelegt wird und anschliessend nicht
abfliessen darf aufgrund des Widerstands des Flüssigkristalls. Die Fähigkeit,
diese Ladung zu halten und so den Spannungsabfall über dem
Flüssigkristall
zu halten, wird quantifiziert durch das, was als „Spannungshalte-Verhältnis" (volted holding
ratio = VHR) bekannt ist.
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Obwohl
Polyimide sehr geeignet sind als Orientierungsschichten aufgrund
ihrer guten Orientierungseigenschaften und deren TFT-Kompatibilität, so gibt
es doch eine Anzahl von ernsthaften Nachteilen, welche weniger mit
dem Material selber zu tun haben, als mit der Reibetechnik, welche
verwendet wird, um die Orientierung zu erhalten. So wird beispielsweise
in hochreinen Produktionsumgebungen Staub produziert durch den beim
Reibeprozess abgetragenen Festkörper.
Der Reibeprozess produziert zudem elektro-statische Ladungen auf
der Oberfläche
der Substrate, welche, auf der einen Seite, die Dünnfilm-Transistoren,
welche unter jedem Pixel in TFT-LCD's integriert sind, zerstören kann,
und welche auf der anderen Seite zusätzlichen Staub anziehen.
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Die
Reibemethode ist auch Einschränkungen
ausgesetzt wegen der zunehmenden Miniaturisierung von LCD's, insbesondere bei
deren Verwendung in Projektoren, und das Wachstum in der Zahl von
Pixels für hochauflösende Displays
resultiert in immer kleineren Elektroden-Strukturen, deren Dimensionen
in gewissen Fällen
wesentlich kleiner sind als der Durchmesser der Bürstenhaare,
welche für
das Reiben verwendet werden. Infolge der Topologie der Substrat-Oberflächen in
TFT LCD's, welche
bestimmt ist durch die Struktur des Dünnfilm-Transistors, gibt es
beispielsweise Schattenbereiche, welche überhaupt nicht durch die groben
Fasern gerieben werden können.
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Schon
seit einigen Jahren sind polarisations-empfindliche Photopolymere
bekannt, in welchen die Orientierung ohne jeglichen Kontakt bewirkt
wird, und zwar durch Einstrahlung mit linear polarisiertem Licht.
Auf der einen Seite vermeidet dies die dem Reibeprozess inhärenten Probleme,
und auf der anderen Seite, dies im Gegensatz zum Reibeprozess, ist
es möglich,
unterschiedliche Orientierungsrichtungen in unterschiedlichen Bereichen
vorzugeben, beispielsweise unter Verwendung von Masken. In solchen
photoorientierbaren Schichten, beispielsweise beschrieben in der
Patentschrift
US 5'389'698 , wird
ein anisotropes Polymer-Netzwerk
synthetisiert durch Einstrahlung mit linear polarisiertem Licht,
wobei dieses Polymer-Netzwerk generell photostabil ist und seine
Orientierung entsprechend nicht durch weitere Orientierung verändert werden
kann. Solche Orientierungsschichten, bekannt als „linear
photopolymerisierte" (LPP)
Orientierungsschichten, und welche auch manchmal als „photoorientierte
Polymernetzwerke" (PPN)
bezeichnet werden, können
hochgradig komplexe Orientierungsmuster aufweisen. Sie werden nicht
nur in Flüssigkristall-Displays
verwendet, sondern auch bei der Herstellung von anderen optischen
Elementen, so beispielsweise als Polarisations-Interferenz-Filter,
lineare und cholesterische Polarisations-Filter, optische Verzögerungsschichten,
etc.. Um die Nomenklatur zu vereinfachen, werden solche Orientierungsschichten orientiert
und vernetzt durch Einstrahlung mit linear polarisiertem Licht,
im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung als LPP-Orientierungsschichten
bezeichnet werden, und die Materialien, welche zur Herstellung der
Schicht verwendet werden, werden als LPP-Material bezeichnet werden.
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Der
Tilt-Winkel, welcher für
das Funktionieren des LCD's
erforderlich ist, kann in LPP-Orientierungsschichten induziert werden
durch eine Methode, welche beispielsweise in der europäischen Patentanmeldung EP-A-756
193 beschrieben ist, wobei hiermit ausdrücklich auf den Inhalt dieser
Schrift Bezug genommen wird. In diesem Verfahren wird das Licht,
welches dazu verwendet wird, die LPP-Orientierungsschicht zu vernetzen, schräg auf die
Oberfläche
gerichtet. Im Gegensatz zur Reibemethode können dabei in Abhängigkeit
des verwendeten LPP-Materials Tilt-Winkel von 0° bis 90° erzeugt werden. Selbstverständlich,
wie dies bekannt ist für geriebene
Orientierungsschichten, hängt
auch in LPP-Orientierungsschichten
der Tilt-Winkel, welcher auf die Flüssig-Kristalle übertragen wird, nicht nur von
dem Orientierungsmaterial selber, sondern auch von der verwendeten
Flüssigkristall-Mischung ab.
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WO
97/38 349 offenbart Polymer-Komponenten zur Verwendung als Flüssigkristall-Orientierungs-Materialien.
Der Oberbegriff von Anspruch 1 basiert auf diesem Dokument.
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Ein
Nachteil der LPP-Materialien, welche bis jetzt bekannt sind, besteht
darin, dass sie bisher noch nicht die hohen Spannungs-Halte-Verhältnisse
der Polyimide, welche speziell für
TFT-Displays optimiert
worden sind, erreichen konnten.
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Überraschenderweise
konnte nun gefunden werden, dass die Eigenschaften einer LPP-Orientierungsschicht,
wie beispielsweise der Tilt-Winkel, welcher durch die Schicht erzeugt
wird, die Oberflächenanfeuchtung,
das Spannungshalte-Verhältnis,
die Verankerungsenergie, verändert
werden können
und so angepasst und/oder verbessert werden können durch Einmischen von anderen
Polymeren, Oligomeren, oder, wenn angezeigt, auch Monomeren in das
Ausgangs-Material für
die Herstellung der Orientierungsschicht.
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Dies öffnet einen
weiten Bereich zur Anpassung von LPP-Orientierungsschichten an einen extrem grossen
Bereich von Anforderungen und Verwendungsbereichen.
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Entsprechend
der Erfindung können
besonders interessante Eigenschaften in der Orientierungsschicht/dem
Flüssigkristallmedium
beeinflusst werden durch die Zugabe einer weiteren Substanz, insbesondere
hinsichtlich des Tilt-Winkels, des Halteverhältnisses und der Verankerungs-Energie.
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Es
ist entsprechend eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Material
für die
Herstellung von Orientierungsschichten mit verbesserten Eigenschaften
zur Verfügung
zu stellen.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Material mit den technischen Merkmalen definiert in Anspruch
1. Entsprechende Verfahrensansprüche
sind definiert in den Ansprüchen
12 und 13.
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Insbesondere
der Tilt-Winkel, welcher einer Flüssigkristall-Schicht durch die
LPP-Orientierungsschicht auferlegt wird, kann angepasst werden durch
die Verwendung einer Mischung von zwei (oder mehr) LPP-Materialien.
Der Tilt-Winkel kann variiert werden innerhalb eines grossen Bereichs
unter Zuhilfenahme des Mischverhältnisses
der LPP-Materialien. Es wurde gezeigt, dass die Grenzwerte für die Tilt-Winkel,
welche erhalten werden können,
generell vorbestimmt sind durch die individuellen LPP- Materialien, wobei
alle dazwischenliegenden Werte erhalten werden können durch Mischen des LPP-Materials.
Entsprechend sind für
jede gegebene Flüssigkristall-Mischung
vorzugsweise zwei LPP-Materialien genügend, um den Tilt-Winkel für die in
Frage sthende Verwendung anzupassen und/oder zu optimieren. In anderen
Ausführungsbeispielen
kann es aber gleichermassen vorteilhaft sein, drei oder mehr LPP-Materialien
zu verwenden. Geeignet für
die praktische Einstellung von Tilt-Winkeln sind insbesondere Kombinationen
von LPP-Materialien, deren „intrinsischer Tilt-Winkel" untereinander vorzugsweise
wenigstens ein Grad unterschiedlich sind, insbesondere wenigstens drei
Grad unterschiedlich sind. Im vorliegenden Zusammenhand bedeutet „intrinsischer
Tilt-Winkel" der Tilt-Winkel,
welcher (in einem speziellen Flüssigkristall-Medium)
induziert wird durch eine Orientierungsschicht, bestehend ausschliesslich
aus dem in Frage stehenden LPP-Material.
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Weiterhin,
da der Tilt-Winkel, welcher der Flüssigkristall-Schicht auferlegt
wird, auch vom Flüssigkristall-Material
abhängig
ist, ist es auch möglich,
den gleichen Tilt-Winkel in unterschiedlichen Flüssigkristall-Mischungen zu
induzieren durch Anpassung der Zusammensetzung der LPP-Orientierungsschicht
an die in Frage stehende Flüssigkristall-Mischung.
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Entsprechend
der Erfindung kann die LPP-Orientierungsschicht durch Einmischen
von anderen Polymeren, Oligomeren oder Monomeren auch verbessert
werden, mit der Wirkung, dass weniger ionische Unreinheiten durch
die Orientierungsschicht in die Flüssigkristall-Mischung abgegeben
werden, und/oder dass ionische Unreinheiten, welche in der Flüssigkristall-Mischung
vorhanden sind, durch die Orientierungsschicht aufgenommen werden,
was das Halte-Verhältnis
verbessert. Dies kann erreicht werden, beispielsweise vorteilhafterweise
bei Verwendung einer Mischung von einem LPP-Material mit einem Polyimid
oder einer Vielzahl von Polyimiden als Orientierungs-Material.
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Es
ist möglich,
kommerziell erhältliche
Polyimide, welche geeignet sind für TFT-LCD Anwendungen, zu verwenden,
in einer Zugabe von wenigen Gewichts-Prozenten zu einem Nicht-Polyimid
LPP-Material, um wesentlich
das Spannungshalte-Verhältnis
zu erhöhen.
Infolge der Verdünnung
des LPP-Materials durch solche Polyimide, welche nicht über vernetzbare
Einheiten verfügen,
nimmt die Wahrscheinlichkeit der Vernetzung ab, normalerweise quadratisch
mit der Menge des LPP-Materials, und entsprechend nimmt die Einstrahlungs-Energie,
welche erforderlich ist, um eine bestimmte Vernetzungs-Rate zu erhalten,
zu.
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In
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden entsprechend Polyimide – oder deren analoge Polyamid
Säuren – verwendet,
welche ihrerseits LPP-Materialien sind, d.h. welche auch orientiert
und vernetzt werden können
durch die Einwirkung von linear polarisiertem Licht. Solche LPP-Polyimide (und
Polyamid-Säuren)
sind beispielsweise beschrieben in der internationalen Patentanmeldung PCT/IB98/01425
(WO 99/15 576 A) der Rolic AG. Blends von LPP-Materialien enthaltend
LPP-Polyimide, welche ihrerseits vernetzbare Einheiten aufweisen,
haben den Vorteil, dass der Gehalt an Polyimid erhöht werden kann,
ohne dadurch die Vernetzungsrate zu reduzieren. Als eine Konsequenz
des hohen Anteils von Polyimid kann das Spannungshalte-Verhältnis weiter
erhöht
werden. Ein anderer [Vorteil] von hauptsächlich der Vermischung von
LPP-Materialien anstelle der Zugabe von Standard-Hauptketten-Polyimiden ist die Mischbarkeit, welche
generell besser ist, wenn die molekularen Strukturen der Komponenten,
welche miteinander vermischt werden, ähnlicher sind. Im einfachsten
Fall enthält
das LPP-Material nur zwei LPP-Substanzen, wobei eine davon eine
davon eine Polyimid-Hauptkette aufweist.
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Ganz
besonders vorteilhafte Materialien enthalten wenigstens ein LPP-Polyacrylat
und wenigstens ein LPP-Polyimid, weil häufig das Spannungshalte-Verhältnis verbessert
werden kann durch ein LPP-Polyimid, während andere
Eigenschaften, insbesondere der Tilt-Winkel, besser eingestellt werden kann
bei Verwendung eines LPP-Polyacrylates.
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Das
Verhältnis
der zusätzlichen
Substanz hängt
von den vorliegenden Umständen
ab. Generell manifestiert sich der gewünschte Effekt nur, wenn das
Verhältnis
wenigstens ein halbes Gewichts-Prozent
oder mehr ist. In vielen Fällen
aber ist ein grösserer
Anteil erforderlich oder, beispielsweise aus Sicht der Produktions-Technologie,
erwünscht.
Beispielsweise ist es so, dass je grösser das Verhältnis gewählt wird,
es umso leichter ist, die Substanz und/oder genauer die Eigenschaft,
welche dadurch beeinflusst wird, einzustellen durch diese Substanz.
Vorzugsweise ist das Verhältnis
wenigstens ein Gewichts-Prozent, insbesondere fünf Gewichts-Prozente.
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Um
jegliche Missverständnisse
zu vermeiden, soll es spezifisch herausgestrichen werden, dass die Erfindung
keineswegs limitiert ist auf Flüssigkristall-Zellen,
in welchen eine Flüssigkristall-Schicht zwischen zwei
Orientierungsschichten angeordnet ist; die Erfindung ist gleichermassen
geeignet für
Verwendungen, in welchen die Flüssigkristalle
durch eine einzige Schicht orientiert werden.
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Es
wird auch verstanden werden, dass entsprechend der Erfindung es
möglich
ist, nicht nur eine weitere Substanz zu verwenden, sondern auch
eine Vielzahl von weiteren Substanzen im LPP-Material, und jede gewünschte Kombination
von Polymeren, Oligomeren und Monomeren kann in Betracht gezogen
werden.
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Die
Erfindung wird weiter illustriert werden durch die folgenden Beispiele.
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Beispiel 1: LPP-Orientierungsschicht
aus einem Material, welches (in einer an sich bekannten Weise) nur
eine Substanz aufweist.
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In
LPP-Materialien, welche die Eigenschaft haben, dass die LPP-Orientierung bewirkt
wird durch UV-Einstrahlung parallel zur Polarisationsrichtung des
UV-Lichtes, können
Tilt-Winkel induziert werden in einem einzigen Einstrahlungs-Schritt.
LPP A, dessen Struktur unten dargestellt wird, verfügt über diese
Eigenschaft.
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LPPA
wurde synthetisiert entsprechend dem Verfahren, wie es unter Beispiel
1 in der internationalen Patentanmeldung mit der Publikationsnummer
WO96/10049 beschrieben ist.
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Für seine
Auftragung auf ein Substrat wurde LPP A als 3 Gew.-%ige Lösung in
N-Methyl-Pyrrolidon (NMP) aufgelöst,
und während
einer halben Stunde bei Raumtemperatur gerührt. Die Lösung wurde dann durch Spincoating
auf eine Glasplatte während
einer Minute bei 2000 U/Min. aufgetragen. Die Schicht wurde anschliessend
während
30 Min. auf einer Heizplatte bei 130°C getrocknet.
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Für die Photo-Orientierung
wurde eine 200 W Extra-Hochdruck-Quecksilber-Dampflampe
verwendet, welche, im Bereich von 300 nm bis 350 nm, eine Intensität von 2
mW/cm2 an der Stelle der LPP-Schicht, welche angestrahlt
werden sollte, zur Verfügung
stellte. Um einen Tilt-Winkel zu induzieren, wurde die beschichtete
Glasplatte unter einem Winkel von 40° relativ zur Richtung der Strahlung
der UV-Lampe orientiert, und wurde während 25 Min. angestrahlt.
Die Richtung der Polarisation des Lichtes lag in der Ebene definiert
durch die Platten-Normale und durch die Richtung des UV-Einfalls.
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Eine
parallele Zelle wurde konstruiert unter Verwendung einer zweiten
LPP-beschichteten Glasplatte, welche hergestellt worden war entsprechend
der gleichen Methode wie die erste Platte. Die Beabstandung zwischen
den Platten war auf 20 μm
eingestellt unter Verwendung eines Glasfadens. Die Zelle wurde dann gefüllt mit
der nematischen Flüssigkristall-Mischung
7415 von Rolic Research AG, dies bei einer Temperatur von gerade
oberhalb des Klarpunktes der Mischung (Tc =
81.6°C)
und dann langsam abgekühlt.
Der Tilt-Winkel, welcher den Flüssigkristallen
auferlegt wurde, wurde optisch unter Zuhilfenahme der Kristallrotations-Methode gemessen.
Ein Tilt-Winkel von nur 0.2° wurde
erzeugt.
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Beispiel 2: LPP-Orientierungsschicht
eines weiteren Materials, welches (in einer an sich bekannten Weise)
nur eine Substanz aufweist.
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Wie
LPP A, kann LPP B, dessen Struktur unten dargestellt ist, ebenfalls
orientiert werden parallel zur Richtung der Polarisation des UV-Lichtes.
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Die
Herstellung der Ausgans-Komponente von LPP B ist beschrieben in
M. Petrzilka in Miol. Cryst. Liq. Cryst., Vol. 131 (1985). LPP B
kann entsprechend hergestellt werden in analoger Weise zum Verfahren
wie beschrieben unter Beispiel 6 in der europäischen Patentanmeldung EP-A-0
763 552.
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Analog
zum Beispiel 1 wurde eine 3%ige Lösung von LPP B in NMP hergestellt.
Zwei Glasplatten wurden mit dieser Lösung beschichtet, wie in Beispiel
1 beschrieben, und die zwei LPP-beschichteten
Platten wurden schräg
mit linear polarisiertem Licht unter einem Winkel von 40% bestrahlt
während
einer Zeitspanne der Einstrahlung von 25 Min. Unter Verwendung dieser
zwei Platten, analog zum Beispiel 1, wurde eine parallele Zelle
konstruiert und diese gefüllt
mit der Flüssigkristall-Mischung
7415. Ein sehr grosser Tilt-Winkel von 26° wurde anschliessend gemessen,
unter Zuhilfenahme der Kristallrotations-Methode.
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Beispiel 3: Einfluss einer
zweiten Substanz auf den Tilt-Winkel
der Orientierungs-Schicht.
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Eine
Mischung M1 wurde hergestellt, welche bestand aus 95 Gew.-% LPP
A und, als weitere Substanz, 5 Gew.-% LPP B. Analog zum Beispiel
1 wurde eine Lösung
von 3% M1 in NMP hergestellt. Wie in den oben angegebenen Beispielen
wurden zwei Glasplatten damit beschichtet und schräg bestrahlt
mit linear polarisiertem UV-Licht.
Wiederum, unter Verwendung dieser zwei Platten, wurde eine parallele
Zelle konstruiert und diese gefüllt
mit der Flüssigkristall-Mischung
7415. Ein Tilt-Winkel von 4° wurde
gemessen unter Zuhilfenahme der Kristallrotations-Methode.
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Eine
weitere Mischung, Mischung M2, welche aus 95 Gew.-% LPP A und 15
Gew.-% LPP B bestand, wurde hergestellt. Zwei Glasplatten wurden
beschichtet mit einer Lösung
von 3% M2 in NMP und wurden bestrahlt in schräger Weise mit linear polarisiertem
UV-Licht. Wiederum wurde, unter Verwendung dieser zwei Platten,
eine parallele Zelle konstruiert, und mit der Flüssigkristall-Mischung 7415 gefüllt. Die
Messung, unter Zuhilfenahme der Kristallrotations-Methode, resultierte
in einem Tilt-Winkel von 7°.
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Die
gemessenen Tilt-Winkel in den Beispielen sind in der folgenden Tabelle
zusammengefasst:
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Beispiel 4: Spannungshalte-Verhältnis (voltage
holding ratio)
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Der
spezifische Widerstand eines Flüssigkristalls
in einer Flüssigkristall-Zelle
ist im Wesentlichen bestimmt durch die ionischen Unreinheiten, welche
bereits im reinen Flüssigkristall
vor seinem Einfüllen
in die Zelle vorhanden sind und durch die Ionen, welche zusätzlich aus
den Orientierungsschichten herausgelöst werden. Je kleiner der spezifische
Widerstand des Flüssigkristalls,
umso schneller wird die Ladung, welche am Pixel nur während einer
kurzen Zeitspanne von typischerweise 64 μs angelegt wird, abfliessen,
das bedeutet, umso kleiner wird das Spannungshalte-Verhältnis sein.
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Um
das Spannungshalte-Verhältnis
zu messen, wurde eine 90° Rotations-Zelle
konstruiert in jedem Fall. Im vorliegenden Beispiel wurden zu diesem
Zweck zwei ITO-beschichtete Glasplatten analog zum Beispiel 1 beschichtet
durch Spincoating mit einer 3%-igen LPP A Lösung. Im Gegensatz zum Beispiel
1 wurden die Schichten aber während
einer Std. bei 180°C
getrocknet. Die zwei Platten wurden dann photoorientiert unter Zufhilfenahme
von Einstrahlung mit linear polarisiertem UV-Licht. Die beiden Platten
wurden dann zusammengesetzt unter Bildung einer Flüssigkristall-Zelle,
derart, dass die zwei Orientierungsrichtungen unter einem rechten
Winkel zueinander angeordnet waren. Ein Befüllen der Zelle mit der nematischen
Flüssigkristall-Mischung
8988 von Rolic Research AG produzierte eine 90° Rotations-Zelle. Die 90° Rotation
wurde durch die Tatsache festgestellt, dass die Zelle hell zwischen
gekreuzten Polarisatoren erschien und dunkel zwischen parallelen
Polarisatoren.
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Die
Messung des ohmschen Widerstandes der Zelle zeigte den spezifischen
Widerstand der Flüssigkristall-Zelle
als 8.6 × 1010 Ωm.
Bei einer Bildrate von 20 ms zwischen zwei anschliessenden Ladungspulsen war
das Resultat ein Spannungshalte-Verhältnis von 99.7%.
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Nach
der Messung wurde die Zelle während
drei Std. bei 120°C
aufbewahrt. Nach dem Hitzetest war der spezifische Widerstand der
Flüssigkristall-Zelle
auf 2.8 × 1010 Ωm
gefallen, d.h. er war ungefähr
um einen Faktor drei kleiner, was einem Spannungshalte-Verhältnis von
99.2% entspricht.
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Beispiel 5: Verbesserung
des Spannungshalte-Verhältnisses
durch eine zweite Substanz im Material der Orientierungsschicht.
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In
diesem Beispiel wurde eine Orientierungsschicht hergestellt aus
einer Polymer-Mischung M3, welche aus 90 Gew.-% LPP A (vergleiche
Beispiel 1) und 10 Gew.-% Polyimid SE5291, erhältlich von Nissan Chemical
Industries, bestand. Das Polyimid SE5291 stand zur Verfügung in
Form einer 6%-igen Lösung
in einem Lösungsmitel
L1, welches auch 14 Gew.-% Diglykol Monomethylether und 86 Gew.-% γ-Butyrolakton
besteht. Um eine 3%-ige Polyimid-Lösung zu erhalten, wurde die
kommerzielle Lösung
entsprechend zunächst
mit 50% der Lösungsmittel-Mischung
L1 verdünnt.
Eine zweite Lösung
aus 3 Gew.-% LPP A in L1 wurde parallel dazu hergestellt. Die Polyimid-Lösung und die LPP A Lösung wurden
dann zusammen gerührt
in einem Verhältnis
von 1:9.
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Zwei
ITO-beschichtete Glasplatten wurden analog zum Beispiel 4 beschichtet,
dies mit der 3%-igen Lösung
der Polymer-Mischung M3 in L1, die Platten wurden photoorientiert
und am Ende wurde eine 90° TN-Zelle
konstruiert daraus und wiederum gefüllt mit der Flüssigkristall-Mischung
8988.
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Der
spezifische widerstand des Flüssigkristalls
wurde bestimmt als 17.6 × 1010 Ωm,
was einem Spannungshalte-Verhältnis
von 99.9% entspricht. Verglichen mit der Zelle mit einer reinen
LPP A Orientierungsschicht im Beispiel 4 wurde entsprechend der
spezifische Widerstand des Flüssigkristalls
in der Zelle mit der Orientierungsschicht aus der Polymermischung
M3 also verdoppelt.
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Wie
in Beispiel 4 wurde dann die Zelle während 3 Std. bei 120°C gelagert.
Nach dem Hitzetest fiel der spezifische Widerstand des Flüssigkristalls
auf 7.9 × 1010 Ωm,
was einem Spannungshalte- Verhältnis von 99.7%
entspricht. Der spezifische Widerstand des Flüssigkristalls nach dem Hitzetest
war entsprechend drei mal höher
als im Beispiel 4, wo das reine LPP A als Orientierungsschicht verwendet
wurde.
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Die
spezifischen Widerstands-Werte, welche in den Beispielen gemessen
worden sind, sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
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