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Hintergrund
der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft die Polycarbonattechnologie und spezieller die
Entwicklung von Polycarbonaten mit optischer Qualität.
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Optische
Datenaufzeichungsmedien, einschließlich optische Disks, beispielhaft
dargestellt durch im Computer verwendete Kompaktaudiodisks und CD-Rom-Disks, sind zu Hauptmitteln
zur Datenspeicherung und ihrer Verfügbarmachung geworden. Die Daten
auf einer optischen Disk werden durch einen planpolarisierten Laserstrahl
und ein polarisationsempfindliches Detektionsschema gelesen. Aus
diesem Grund ist es notwendig, polarisationsabhängige Effekte auf diese Laserstrahlen
beim Durchgang durch die Disk zu minimieren.
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Weitaus
die meisten üblichen
Polymere, die in optischen Disks eingesetzt werden, sind Polycarbonate. Sie
sind auf Grund ihrer Transparenz und vorteilhaften physikalischen
Eigenschaften besonders zu diesem Zweck geeignet.
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In
der weiteren Entwicklung optischer Disks, insbesondere read-write
Disks und Disks, die zur Speicherung größerer Mengen Daten in der Lage
sind, werden verschiedene physikalische Faktoren wichtig. Ein solcher
Faktor, der eng mit der Speicherkapazität der Disks verknüpft ist,
ist die Doppelbrechung, d.h. die Differenz zwischen den Brechungsindizes
von Licht, das in senkrechten Richtungen polarisiert ist. Doppelbrechung
führt zur
Phasenverzögerung
zwischen verschiedenen Polarisationskomponenten des Laserstrahls, wodurch
die Lesbarkeit vermindert wird.
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Die
Doppelbrechung rührt
von verschiedenen Quellen her, einschließlich der chemischen Natur
des Rohmaterials, aus dem die Disk hergestellt ist, dem Grad molekularer
Orientierung darin und thermischen Spannungen in einer hergestellten
optischen Disk aus Plastik. Die beobachteten Doppelbrechungen einer
Disk werden daher durch die molekulare Struktur bestimmt, welche
die intrinsische Doppelbrechung bestimmt, und durch die Verarbeitungsbedingungen,
die thermische Spannungen und Orientierung der Polymerketten erzeugen
können.
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Es
ist bekannt, dass Bisphenol-A Polycarbonate, welche die hauptsächlich derzeitig
hergestellten sind, durch sehr hohe positive intrinsische Doppelbrechung
charakterisiert sind, wobei „Bisphenol-A" der übliche Name
von 2,2-bis(4-Hydroxyphenyl)propan
ist. Es ist ebenso bekannt, dass Homopolycarbonate, welche von Spiro(bis)indanen,
insbesondere 6,6'-Dihydroxy-3,3,3'-3'-tetramethyl-1,1'-spiro(bis)indan, nachfolgend mit „SBI" benannt, abgeleitete
Einheiten umfassen, auf Grund der Molekularstruktur der SBI-Einheit
und der Konformation in den genannten Homopolymeren negative intrinsische
Doppelbrechungen aufweisen.
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Eine
Klasse Copolycarbonate mit geringer intrinsischer Doppelbrechung
ist z.B. im U.S. Patent 4,552,949 offenbart. Diese Copolycarbonate
umfassen Struktureinheiten, die von Bisphenol-A und SBI abgeleitet
sind.
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Es
ist jedoch auch bekannt, dass SBI Polycarbonate in Gebieten wie
der Wiederverarbeitbarkeit und Duktilität nachteilig sind, z.B. durch
die sehr hohen Glasübergangstemperaturen
(Tg) gezeigt. Ein Ergebnis ist, dass die Formung von SBI Polycarbonaten,
einschließlich
sowohl Homopolycarbonate als auch Copolycarbonate, die auch Bisphenol
A Einheiten enthalten, schwere Spannungen erzeugt. Dies gilt insbesondere
für das Spritzgießen von
optischen Disks, bei dem solche Spannungen vergrößert werden. Unter solchen
Bedingungen können
diese Spannungen signifikante Doppelbrechung in einer Disk erzeugen,
trotz der geringen intrinsischen Doppelbrechung der SBI-haltigen
Polycarbonate.
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Ein
kritischer Parameter in der Leistungsfähigkeit einer optischen Disk
wird mit „senkrechte" Doppelbrechung (nachfolgend „VBR") bezeichnet, die
definiert ist als die Differenz zwischen den Brechungsindizes für Licht,
das senkrecht zur Ebene polarisiert wird, und demjenigen, das in
der Ebene der Disk polarisiert ist. Hohe VBR ist ein Problem, dem
man oft in Disks begegnet, die aus SBI Polycarbonaten geformt sind,
zusätzlich
zu den anderen Verarbeitungsschwierigkeiten. Die physikalischen
Eigenschaften, die solche Verabeitungsschwierigkeiten begleiten,
können
Glasübergangstemperaturen
oberhalb 200°C
und hohe Schmelzviskositäten
umfassen.
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Der
vertikale Doppelbrechungsparameter ist speziell ein Charakteristikum
von optischen Disks und kann nicht direkt auf die Polycarbonate
in Masse bezogen werden. Jedoch ist ein verwandter Parameter, die für ein Massepolycarbonat
bestimmt werden kann, sein optischer Spannungskoeffizient in der
Glasphase, Cg. Der Cg-Wert für
Bisphenol-A Polycarbonat ist 72, während derjenige eines Bisphenol-A-SBI
Copolycarbonats, welches 72 Mol-% SBI Einheiten enthält, 26 ist.
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Es
ist daher von Interesse, Polycarbonate zu entwickeln, die sowohl
geringe Cg-Werte
als auch eine hohe Verarbeitbarkeit und Duktilität besitzen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung einer Klasse Copolycarbonate,
welche die erwünschten
physikalischen Eigenschaften aufweisen und von denen erwartet wird,
dass sie die erwünschten optischen
Eigenschaften aufweisen. Die genannten Copolycarbonate enthalten
von Bisphenol abgeleitete, von Spiro(bis)indan abgeleitete und von
Polyoxyalkylen-Glykol
abgeleitete Struktureinheiten. Ebenso bereitgestellt werden ein
Verfahren zu ihrer Herstellung, das die Schmelzreaktion mit schrittweiser
Monomerzugabe umfasst, und aus den genannten Copolycarbonaten hergestellte
Artikel.
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Ein
Aspekt der Erfindung sind daher Copolycarbonate aufweisend:
Bisphenol-Carbonat-Struktureinheiten
der Formel
worin jedes A
1 und
A
2 ein divalenter aromatischer Rest ist
und Y eine Einfachbindung oder ein überbrückender Rest ist, wobei ein
oder zwei Atome A
1 von A
2 trennen;
Polyoxyalkylen-Carbonat-Struktureinheiten
der Formel
worin R
1 unabhängig ein
divalenter aliphatischer C
2-6 Rest ist und
x im Bereich von 2–50
ist; und
Spiro(bis)indan-Carbonat-Struktureinheiten der Formel
worin
R
2 C
1-4 Alkyl ist
und n 0 oder 1 ist:
wobei das Copolycarbonat wenigstens 4 Gew.-%
an Einheiten der Formel II und wenigstens etwa 10 Mol-% an Einheiten
der Formel III umfasst.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
eines Copolycarbonats wie oben beschrieben, bei welchem man:
- (A) wenigstens ein Diarylcarbonat unter Bedingungen
der Schmelzpolymerisation einschließlich Temperaturen im Bereich
von etwa 170 bis 230°C
mit wenigstens einem ersten Bisphenol entsprechend den Einheiten
der Formel I in Kombination mit wenigstens einem zweiten Bisphenol
entsprechend den Einheiten der Formel III in Berührung bringt; und
- (B) wenigstens ein Polyoxyalkylenglycol entsprechend den Einheiten
der Formel II einführt
und die entstandene Mischung auf Temperaturen im Bereich von etwa
180 bis 325°C
erhitzt.
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Noch
ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein optisches Informationsspeichermedium,
das ein Polycarbonat, wie oben beschrieben, umfasst.
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Detaillierte Beschreibung,
bevorzugte Ausführungsformen
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Die
Bisphenol Carbonatstruktureinheiten der Formel I in den erfindungsgemäßen Copolycarbonaten können als
abgeleitet von Bisphenolen der Formel HO-A1-Y-A2-OH
betrachtet werden. Zum Beispiel stellen A1 und
A2 typischerweise unsubstituiertes Phenylen
oder substituierte Derivate davon dar. Der als Y geeignete verbrückende Rest
ist meistens eine Kohlenwasserstoffgruppe und insbesondere eine
gesättigte
Gruppe, wie Methylen, Cyclohexyliden oder Isopropyliden, obwohl
Nichtkohlenwasserstoffgruppen, wie Sauerstoff, Schwefel, Sulfoxy
oder Sulfon vorhanden sein können.
Die meist bevorzugten Bisphenolcarbonateinheiten sind von Bisphenol-A
abgeleitet, worin jeder der A1 und A2 p-Phenylen ist Y Isopropyliden ist.
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Die
Polyoxyalkylencarbonateinheiten der Formel II sind typischerweise
abgeleitet von Polyoxyalkylenglykolen, in denen die Alkylengruppen
2–6 und
vorzugsweise 2–4
Kohlenstoffatome enthalten, wie Polyethylenglykol und Polypropylenglykol.
Der Wert von x ist im Bereich von etwa 2–50 und meistens so, dass das
Molekulargewicht der Struktureinheit der Formel II im Bereich von
etwa 100–5000
liegt. Fachleuten ist bewusst, dass die Verwendung von Polyoxyalkylenglykolen
höheren
Molekulargewichts die Verwendung geringerer Gewichtsprozente davon
erlaubt, um im wesentlichen gleiche Wirkungen auf die Eigenschaften
zu erzeugen.
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In
den Spiro(bis)indan-Carbonateinheiten der Formel III können die
R2-Gruppen solch niedere Alkylreste sein
wie Methyl, Ethyl, n-Propyl oder Isopropyl. Die bevorzugten Einheiten
sind jedoch SBI-Einheiten, in denen jedes n 0 ist.
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Die
Copolycarbonate der Erfindung umfassen mindestens 4 Gew.-% und vorzugsweise
etwa 5–20 Gew.-%
Einheiten der Formel II und mindestens etwa 10 und vorzugsweise
etwa 15–40%
Einheiten der Formel III. Man nimmt an, dass die meist erwünschten
optischen Eigenschaften in diesen bevorzugten Bereichen existieren.
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Die
genannten Copolycarbonate können
nicht grenzflächenmäßig (d.h.
durch die Reaktion von Phosgen mit Dihydroxyreagenzien in einem
gemischten wässrigorganischen
System unter basischen Bedingungen) hergestellt werden, auf Grund
des relativen Mangels an Reaktivität von Polyoxyalkylenglykolen
unter solchen Bedingungen. Sie können
jedoch durch eine Schmelzpolymerisationsreaktion zwischen den entsprechenden
Bisphenolen und Polyoxyalkylenglykolen und einem Diarylcarbonat,
meistens Diphenylcarbonat, hergestellt werden. Der zweite Aspekt
der Erfindung ist ein bevorzugtes Schmelzpolymerisationsverfahren,
in dem das Polyoxyalkylenglykol eingeführt wird, nachdem ein Oligomer,
das Einheiten der Formeln I und III enthält, durch Schmelzpolymerisation
der Bisphenole gebildet ist. Man nimmt an, dass dieses schrittweise
Polymerisationsverfahren die Einfügung von Einheiten der Formel
II als Einzeleinheit statt Mehrfacheinheit-Blöcke befördert.
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Das
Herstellungsverfahren kann die Verwendung von mindestens einem Umesterungskatalysator
umfassen. Geeignete Katalysatoren umfassen viele basische Materialien,
die aus dem Stand der Technik als nützlich zu diesem Zweck bekannt
sind, insbesondere Alkalimetallhydroxide, Tetraalkylammoniumhydroxide, Tetraalkylphosphoniumhydroxide
und Hexaalkylguanidinium-bisphenolate des im U.S. Patent 5,756,843
offenbarten Typs, auf welche Offenbarung hier ausdrücklich verwiesen
wird. Die letzteren sind verdeutlicht durch die Verbindung, die
ein Hexaethylguanidiniumkation, 3 Protonen und zwei Bisphenol-A-dianionen
enthält.
Es ist regelmäßig bevorzugt,
ein Alkalimetallhydroxid, wie Natriumhydroxid, in Kombination mit
einem Tetraalkylammoniumhydroxid, Tetraalkylphosphoniumhydroxid
oder Hexaalkylguanidinium-Bisphenolat einzusetzen.
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In
Schritt A des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die Reaktionsmischung, umfassend Diarylcarbonat und Bisphenole
und üblicherweise
Katalysator, in einer Inert-Atmosphäre, wie Stickstoff, erhitzt,
mit wirksamer Agitation wie Rühren,
bei Temperaturen oberhalb etwa 170°C, wobei die Temperatur fortschreitend
erhöht
wird bis ein oder mehr Werte im Bereich von etwa 170–230°C erreicht
sind. Die Reaktionsdrücke
werden typischerweise mit dem Anstieg der Temperatur erniedrigt.
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In
Schritt B wird das Polyoxyalkylenglykol eingeführt und das Erhitzen wird bei
Temperaturen im Bereich von etwa 180–325°C fortgesetzt. Das so erhaltene
Polycarbonat kann mit üblichen
Verfahren isoliert werden.
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Eine
wichtige erwartete Eigenschaft der erfindungsgemäßen Copolycarbonate besteht
in ihren erwarteten geringen Cg-Werten. Wie zuvor erwähnt, betragen
die Cg-Werte für
Bisphenol-A Polycarbonat und ein SBI-Bisphenol-A-Copolycarbonat mit 72 Mol-% SBI-Einheiten,
72 bzw. 26. Der Wert für
ein Bisphenol-A-Polyethylenglykol-(Molgewicht 400)-Copolycarbonat
mit 5 Mol-% Polyethylenglykol Einheiten ist 42. Von den Copolycarbonaten
dieser Erfindung wird erwartet, dass sie Werte von sogar weniger
als 42 und vielleicht weniger als 26 aufweisen.
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Verknüpft mit
den geringen Cg-Werten der Copolycarbonate dieser Erfindung ist
ihre Formbarkeit in optische Disks mit geringer VBR. Aus Bisphenol-A Homopolycarbonaten
vergleichbarer Molekulargewichte geformte Disks besitzen typischerweise
hohe VBR's.
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Die
Doppelbrechung wird bestimmt aus der Verzögerung, welche unter Verwendung
eines linear polarisierten Lasers und eines Foto-elastischen Modulators
gemessen wird. Die durch eine optische Disk hervorgerufene Verzögerung in
der Polarisation wird unter Verwendung eines Detektionsschemas analysiert,
das aus einem linearen Polarisator und einem synchronisierten Verstärker besteht.
Die Verzögerung
für Licht,
das normal auf eine Disk einfällt,
und diejenige, wenn der Laser in einem bekannten (nichtsenkrechten)
Winkel einfällt, werden
zur Bestimmung der VBR verwendet.
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Die
optischen Informationsspeichermedien der Erfindung umfassen solche
Artikel wie Audio-Disks, Laserdisks, optische Diskspeicher und magnetooptische
Disks, auf welche Informationen beschrieben werden können und
von denen sie mit Laser gelesen werden kann. Solche Medien können aus
den erfindungsgemäßen Copolycarbonaten
durch Mittel aus dem Stand der Technik hergestellt werden.
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Die
Herstellung der erfindungsgemäßen Copolycarbonate
wird durch die nachfolgenden Beispiele verdeutlicht. Alle Teile
sind Gewichtsteile. Die Molekulargewichte wurden mittels Gelpermeationschromatographie relativ
zu Polystyrol bestimmt.
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Beispiele 1–4
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Glas-Schmelzpolymerisationsreaktoren
(1 Liter) wurden mittels Säurewaschen,
Ausspülen
und Trocknen über
Nacht bei 70°C
passiviert und mit verschiedenen Anteilen Bisphenol-A und SBI und
mit Diphenylcarbonat beladen, letzteres in einem Molverhältnis von
2,4:1 bezogen auf die gesamten Hydroxyreagenzien. Massive Nickelwendelrührer wurden
in die festen Mischungen eingehängt
und die Reaktoren wurden evakuiert und dreimal mit Stickstoff gespült.
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Die
Reaktoren wurden unter Rühren
auf 180°C
erhitzt und über
5–10 Minuten
ins Gleichgewicht gebracht. Es wurden anschließend unter kontinuierlichem
Rühren 600 μl einer 0,221
M wässrigen
Tetramethylammoniumhydroxyidlösung
und 500 μl
einer 0,001 M wässrigen
Natriumhydroxidlösung
zugegeben. Das Erhitzen bei 180°C
wurde über
5 Minuten fortgesetzt, wonach die Temperatur auf 210°C erhöht und der
Druck auf 180 torr vermindert wurde, woraufhin Phenol aus den Mischungen
zu destillieren begann.
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Nach
25 Minuten wurden die Reaktoren wieder durch Stickstoffgaseinführung auf
atmosphärischen Druck
gebracht und anschließend
zur Atmosphäre
geöffnet,
alles bei 210°C,
und verschiedene Mengen eines Polyethylenglykols (PEG) wurden über eine
Spritze der Reaktionsmischung zugegeben. Die Reaktoren wurden wieder
dicht verschlossen, und bei 210°C über 10 Minuten
ins Gleichgewicht gebracht. Der Druck wurde auf 100 torr vermindert
und das Erhitzen bei 210°C
wurde über
45 Minuten fortgesetzt. Die Polymerisation wurde bei 240°C/15 torr
(45 Minuten), 270°C/2
torr (100 Minuten) und 300°C/0,2
torr (10 Minuten) fortgesetzt. Die Polymere wurden anschließend aus
den Reaktoren entfernt, gekühlt,
mit Phosphorsäure
in Methylenchlorid/Methanol abgelöscht und getrocknet. Die Ergebnisse
sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben.
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