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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Anwendungsgebiet
der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft energiehärtbare
und als Bindemittel in Beschichtungszusammensetzungen nützliche
Beschichtungsharze aus Polyethylenterephthalat sowie ein Verfahren
zu ihrer Herstellung.
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Hintergrund der Erfindung
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Materialrecycling
und Rohstoffrückgewinnung
gehören
in den meisten Industriezweigen zum Alltag. Auf die neue Erkenntnis
der Verletzbarkeit unseres Ökosystems
hat die menschliche Gesellschaft mit Leidenschaft und Umsicht reagiert,
die Korrektur früherer
Rohstoffverschwendungen in Angriff genommen, und speziell das Recycling
der in unserer modernen Zivilisation am häufigsten verwendeten Materialien
ins Auge gefaßt.
Es gibt keinen häufiger
verwendeten Rohstoff als Kunststoff und keinen häufiger verwendeten Kunststoff als
Polyolefine und Polyester wie z. B. Polyethylenterephthalat (PET).
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PET
ist ein hochmolekulares, lineares Polymer, das in der Faser-, Film-
und Kunststoffindustrie seit mehr als vierzig Jahren bekannt ist.
Das Polymer wird aus Dimethylterephthalat durch Umesterung mit Ethylenglykol
gewonnen, wobei die Reaktion in der Regel mit einem basischen Katalysator
wie Antimontrioxid katalysiert wird. Das Endmaterial ist ein Feststoff
mit hohem Schmelzpunkt, unübertroffener
Transparenz, ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften, guter Thermostabilität und Widerstandsfähigkeit
gegenüber
den gängigsten
Lösungsmitteln.
Es läßt sich
leicht in eine Faser verspinnen, als Film gießen, extrudieren und im Spritzguß- oder
Blas- bzw. Blisterverfahren in eine Vielzahl von hochwertigen Artikeln
formen. Verglichen mit Polyolefinen ist PET relativ teuer, da die
Monomere aus p-Xylol und Ethylen hergestellt werden. Dennoch besitzt
PET so überlegene
Eigenschaften, daß dieser
Kunststoff als Material der Wahl zur Herstellung von Kleidung, Teppichen,
industriellen Produkten, Flaschen für alkoholfreie Getränke sowie
guß- und
spritzgußgeformten
Artikeln Polyolefinen erfolgreich den Rang streitig macht.
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Wegen
seiner Nützlichkeit
und seines Erfolgs steht PET auf der Liste der entsorgten und dem
Recycling zuzuführenden
Kunststoffe und Kunstfasern ganz oben. Rückgewonnenes oder wiederaufbereitetes
PET wird aber nur selten dazu benutzt, fabrikneuen ("jungfräulichen") Kunststoff bei
der Herstellung von Plastikartikeln zu ersetzen. Das liegt daran,
daß sich
beim Recycling das wiedergewonnene Polymer immer zu einem gewissen
Grade zersetzt. Dies schränkt
den Anteil an wiedergewonnenem PET, der PET-Filmen oder PET-Formkörpern zugesetzt
werden kann, ein und schließt
die Verwendung von wiedergewonnenem PET in Fasern so gut wie aus.
Infolgedessen hat sich die Kunststoffindustrie stark bemüht, bessere
Anwendungsmöglichkeiten
für wiedergewonnenes
PET zu finden, um seine überlegenen
mechanischen und chemischen Eigenschaften nicht ungenutzt zu lassen.
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Natürlich werden
viele Arten von Kunstharzen, so z. B. solche auf Lösungsmittelbasis
oder durch ultraviolettes Licht oder Elektronenstrahlen (EB) härtbare Harze,
in enormen Mengen für
eine Vielzahl von Anwendungen in der Kunststoffbeschichtungsindustrie
angewandt, z. B. für
Schutz-, Trenn- und Isolierschichten sowie Klebestoffe, Abdichtungen,
Farbstoff- und Druckfarbenbeschichtungen. Doch jungfräuliches
PET konnte wegen seiner Kosten nur geringe Anteile des Beschichtungsmarktes
für Harze
erobern. Die in der Regel verwendeten Harze sind Vinylpolymere,
insbesondere Acrylate, Polyvinylchlorid und Polyvinylacetat, Epoxyverbindungen,
Polyolefine, Polyurethane, aliphatische Polyester, Phenolharze.
Sie werden in Beschichtungsformulierungen entweder wie Acryllatex
als vorgeformte hochmolekulare Polymere oder typischer als niedermolekulare
Oligomere eingesetzt, wobei letztere nach dem Auftragen auf dem
Substrat zu einer Matrix quervernetzt werden. Ungeachtet seiner
ansonsten überlegenen
mechanischen und chemischen Eigenschaften kann fabrikneues PET in
bezug auf Preis und Verfügbarkeit
nicht mit den oben genannten Harzen konkurrieren. In der Kunststoffbeschichtungsindustrie
wäre die
leichte Verfügbarkeit
quervernetzbarer UV/EB-PET-Oligomere wünschenswert.
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Wenigstens
in bezug auf den Preis kann wiedergewonnenes PET mit einigen der
häufiger
für Beschichtungen
benutzten Harze mithalten. So liegt z. B. der gegenwärtige Preis
für wiedergewonnenes
PET weit unter dem Preis von Acrylaten – insbesondere dem von Polymethylmethacrylat – die häufig als
Harz der Wahl in UV/EB-Beschichtungsformulierungen eingebracht werden,
wo hohe Anforderungen die Wahl des Polymers bestimmen. Abgesehen
davon, daß quervernetzbare
UV/EB wiedergewonnene PET-Oligomere nicht zur Verfügung stehen,
scheint demnach die Kunststoffbeschichtungsindustrie ein lebensfähiger Markt
für wiedergewonnenes
oder wiederaufbereitetes PET zu sein.
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S.
Lee et al., Polyurethanes Synthesized from Polyester Polyols Derived
from PET Waste, Journal of Applied Polymer Science, Bd. 55, S. 1271–73 (1995),
lehrt uns, daß PET-Abfall
durch Glykolyse zu oligomeren Diolen depolymerisiert werden kann.
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U.
R. Vaidya et al., Unsaturated Polyesters from PET Waste, Journal
of Applied Polymer Science, Bd. 34, S. 235–46 (1987), lehrt die Glykolyse
von PET-Abfall mit Propylenglykol in unterschiedlichen Gewichtsverhältnissen.
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In
US-Patent Nr. 5.552.478 wird die Herstellung oligomerer Glykole
aus wiederaufbereitetem PET durch den Abbau von wiederaufbereitetem
PET-Rohmaterial mit asymmetrischen Glykolen und anschließender Umsetzung
des entstehenden Gemischs mit Carbonsäuren von weniger als 12 C-Atomen
Kettenlänge
offengelegt.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines
preiswerten PET-Oligomers,
zur Verwendung in Beschichtungsformulierungen und als Bindemittel
für UV/EB-härtbare Beschichtungen.
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Eine
weitere Aufgabe dieser Erfindung ist die Herstellung eines Harzes
hauptsächlich
aus wiedergewonnenem oder wiederaufbereitetem PET.
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Andere
Aufgaben und Vorteile der Erfindung sind aus den folgenden Beschreibungen
von Ausführungsformen
dieser Erfindung ersichtlich.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Ein
Aspekt der Erfindung ist ein PET-Oligomer mit einem Zahlenmittel
des Molekulargewichts von ungefähr
850 bis 5000, einem Gewichtsmittel des Molekulargewichts von ungefähr 4000
bis 25.000 und einer Säurezahl
von ungefähr
5 bis 50 mg KOH pro Gramm umfassend etwa 40 bis 70 Gew.-% Ethylenterephthalat-Struktureinheiten,
Struktureinheiten von C3+ α-Alkylenterephthalat
und Hydroxyalkylenterephthalat sowie Seitenketten aus mehrbasigem
aliphatischem, alicyclischem oder aromatischem Poly-carboxylat.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist ein oligomeres PET-Polyol, umfassend
etwa 40 bis 70 Gew.-% Ethylenterephtalat-Struktureinheiten folgender
Struktur:
in der
R
3 für
einen Alkylrest steht, R
1 und R
2,
entweder gleich oder unterschiedlich sein und Wasserstoff oder ein
aliphatischer, alicyclischer oder aromatischer Carbonyl- oder Carboxycarbonylrest
sein können,
x eine ganze Zahl zwischen 1 und 20 ist und y und z ganze Zahlen
von 1 bis 10 sind.
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Noch
ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Umwandlung
von polymerem PET in ein organisches Bindemitteloligomer mit einer
Säurezahl
zwischen 5 und 50 mg KOH pro Gramm, umfassend:
- a)
Behandlung von PET-Polymerpartikeln mit 3 bis 25 Gew.-% eines Gemischs
aus einem C3+ 1,2-Alkylenglykol und einem mehrwertigen aliphatischen
Alkohol (Gewichtsverhältnis
1:2 bis 1:5) unter Alkoholysebedingungen und in Gegenwart eines
Alkoholysekatalysators für
einen genügend
langen Zeitraum, um besagtes Polymer in ein oligomeres PET-Polyol
umzuwandeln.
- b) Behandlung besagten oligomeren Polyols mit 5 bis 40 Gew.-%
einer mehrbasigen aliphatischen, alicyclischen oder aromatischen
organischen Säure
oder Säureanhydrids
unter Veresterungsbedingungen.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Depolymerisation von hochmolekularem,
rückgewonnenem bzw.
wiederaufbereitetem oder fabrikneuem PET zu niedermolekularen Oligomeren.
Die Depolymerisation wird durch Alkoholyse mit bestimmten Glykolen
und mehrwertigen Alkoholen durchgeführt und ergibt ein Oligomer
mit restlichen freien, derivatisierbaren Hydroxyfunktionen. Dieses
Hydroxyfunktionen enthaltende, oligomere PET-Polyol wird dann mit mehrbasigen Carbonsäuren, Anhydriden
oder Säurehalogeniden
verestert, wodurch ein oligomeres, aushärtbares Bindemittel neuartiger
Zusammensetzung entsteht. Es wird davon ausgegangen, daß das Harz
mit verschiedenen Beschichtungsformulierungen kompatibel und ein
potentieller Ersatz für
die teureren Acrylatbindemittel und andere Harzmaterialien bei organischen
Beschichtungen ist.
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Die
erfindungsgemäßen derivatisierten
PET-Zusammensetzungen erhalten ihre ausgezeichnete Kompatibilität mit organischen
Beschichtungsformulierungen dadurch, daß wieder gewonnenes, wiederaufbereitetes
oder jungfräuliches
PET durch eine Alkoholysereaktion unter Verwendung von Glykolen
und mehrwertigen Alkoholen, durch die Alkylseitenketten in das Rückgrat des
Oligomers eingebaut werden, depolymerisiert wird. Wenngleich es
nicht beabsichtigt ist, unsere vorliegende Erfindung durch irgendeine
Theorie einzuschränken, so
sind wir nichtsdestoweniger der Ansicht, daß die Verzweigungen den Kristallinitätsgrad des
Rückgrats
erniedrigen und das Oligomer in eines umwandeln, das leichter durch
konventionelle Komponenten von organischen Beschichtungssystemen
löslich
machen. Vorzugsweise wird die Alkoholyse mit einem Gemisch aus Propylenglykol
und Glycerin ausgeführt.
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Das
Ausmaß der
das Molekulargewicht des entstehenden Oligomers bestimmenden Depolymerisation
des wiedergewonnenen oder jungfräulichen
PET kann durch eine Reihe von Verfahrensmodifikationen oder durch
den Zusatz von Depolymerisationssteuerungsmitteln kontrolliert werden.
Weiterhin kann der bevorzugte Molekulargewichtsbereich für das Oligomer
durch das Molverhältnis
des bei der Depolymerisation verwendeten Glykols sichergestellt
werden.
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Die
Hydroxyl- bzw. Polyolgruppen des Oligomers werden mit einem geeigneten
Reagens mit einer Funktionalität
von größer als
1 und damit der Möglichkeit,
das Oligomer so zu verändern,
daß dieses
durch Aushärtung
und Vernetzung eine organische Beschichtungsmatrix ausbilden kann,
umgesetzt. Dies läßt sich leicht
durch Mittel wie Polycarbonsäuren,
Ester, Anhydride oder Säurehalogenide
erreichen und damit ein Bindemittelharz herstellen. Restliche Säurefunktionen
können
für anschließende Reaktionen
wie z. B. die Al(III)-Salzbildung durch Verwendung von Aluminium-Chelatbildnern
herangezogen werden. Natürlich
können auch
andere Mittel verwendet werden, inklusive Polyisocyanate.
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Ein
wichtiger Punkt bei der Herstellung des erfindungsgemäßen derivatisierten
Oligomers ist die Anforderung, daß die Derivatisierung des oligomeren
Polyols so erfolgt, daß eine
ausreichende, aber keine übermäßige Anzahl
von Seitenketten in das Oligomer eingebaut wird. Ungenügende oder übermäßige Verzweigungen
haben eine nachteilige Wirkung auf die Zweckmäßigkeit der sich formenden
Matrix. Mit Hilfe von Carbonsäuren
läßt sich
die Säurezahl
des Oligomers auf zwischen 5 und 50 mg KOH pro Gramm einstellen.
So wird ein oligomeres Bindemittel erhalten, das mit organischen
Beschichtungsformulierungen kompatibel ist.
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Das
erfindungsgemäße PET-Oligomer
eignet sich zur Herstellung von oligomeren Bindemitteln für organische
Beschichtungen. Das Oligomer umfasst zu 40 bis 70 Gew.-% Ethylenterephthalat
sowie Struktureinheiten von C3+ α-Alkylenterephthalat,
Hydroxyalkylenterephthalat und mehrbasigen aliphatischen, alicyclischen
oder aromatischen Carboxylat-Einheiten. Das Oligomer besitzt ein
Zahlenmittel des Molekulargewichts zwischen 850 und 5000, ein Gewichtsmittel
des Molekulargewichts zwischen 4000 und 25.000 und eine Säurezahl
zwischen 5 und 50 mg KOH pro Gramm.
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Das
Oligomer kann bis zu 20 Gew.-% an aliphatischen oder aromatischen
Monocarboxylateinheiten, wie z. B. Benzoesäure, enthalten. Das Oligomer
kann weiterhin zwischen 4 und 8 Gew.-% eines C3+ α-Alkylenterephthalats,
zwischen 7 und 11 Gew.-% eines Hydroxyalkylenterephthalats und zwischen
23 und 28 Gew.-% eines mehrbasigen aliphatischen, alicyclischen
oder aromatischen Carboxylats enthalten.
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Das
PET-Oligomer hat vorzugsweise ein Zahlenmittel des Molekulargewichts
zwischen 1000 und 2000, ein Gewichtsmittel des Molekulargewichts
zwischen 6000 und 12.000 und einen Säurewert zwischen 27 und 30
mg KOH pro Gramm.
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Das
für das
erfindungsgemäße Verfahren
geeignete PET-Polymer stammt vorzugsweise aus Abfallmaterial bzw.
aus PET-Wiederaufbereitungsanlagen. Von diesen Bezugsquellen kann
das PET kostengünstig genug
bezogen werden, daß es
mit gängigen
Beschichtungsharz-Rohmaterialien
konkurrieren kann. Abgesehen von den Kosten besteht allerdings kein
zwingender Grund, das erfindungsgemäße Verfahren auf Abfall-, wiederaufbereitetes
oder wiedergewonnenes PET zu beschränken, so daß preislich konkurrenzfähiges jungfräuliches
PET ebenfalls als Rohmaterial für
das erfindungsgemäße Verfahren
in Betracht kommt. Wiedergewonnenes oder wiederaufbereitetes PET
fällt reichlich
als Abfall bei der Film-, Faser-, Spritzguß- und Blasformherstellung
an und kann für
das erfindungsgemäße Verfahren
in Form von Chips, Flocken oder Pulver zum Einsatz kommen. Mit diesem
Verfahren kann jungfräuliches,
Abfall-, wiederaufbereitetes oder rückgewonnenes PET in höherwertiges,
energiehärtbares
Harz für
organische Beschichtung umgewandelt werden. Wegen der aufgrund des
verwendeten PET ausgezeichneten Filmeigenschaften, d. h. bessere
Zugfestigkeit, Steifheit, Zähigkeit
und Glanz, bietet das Harz eine wirtschaftliche und leistungsfähige Alternative
zu multifunktionellen, in energiehärtbaren organischen Beschichtungsformulierungen
verwendeten Acryloligomeren.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann batchweise oder kontinuierlich durchgeführt werden, wobei feste, hochmolekulare
Sekundär-PET-Partikel,
vorzugsweise in Form von Chips oder Flocken, mit wenigstens einem
verzweigten C3 Glykol, vorzugsweise Propylenglykol, und mit wenigstens
einem mehrwertigen Alkohol mit wenigstens einer sekundären und
zwei primären
Hydroxylgruppen gemischt werden. Als mehrwertiger Alkohol wird Glycerin
bevorzugt. Das Gemisch wird dann mit einem Umesterungs- oder Alkoholyse-Katalysator in
Kontakt gebracht, und es wird ein wiedergewonnenes oligomeres PET-Polyol
mit verzweigten sekundären Hydroxylgruppen
erhalten.
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Die
Oligomerisierungsreaktion wird bei einer Temperatur zwischen 150
und 250°C,
bevorzugt zwischen 190 und 225°C
und ganz besonders bevorzugt zwischen 215 und 220°C für ungefähr 2 bis
12 Stunden, bevorzugt für
3 Stunden und besonders bevorzugt solange ablaufen gelassen, bis
das Gemisch aus festem PET, Glykol und Glycerin zu einem klaren
oder homogenen Gemisch bzw. einer solchen Schmelzlösung umgewandelt
ist, die keine erkennbaren PET-Partikel mehr enthält. Das
erhaltene oligomere PET-Polyol sollte eine Hydroxylzahl zwischen
48 und 412 besitzen. Die Depolymerisationsreaktion kann bei Atmosphärendruck, Unterdruck
oder Überdruck
durchgeführt
werden, wird aber vorzugsweise bei Atmosphärendruck durchgeführt. Der
Alkoholyse-Schritt wird vorzugsweise ohne Entfernung des Ethylenglykols
oder verzweigten Glykols aus dem Reaktionsgemisch durchgeführt, um
die Depolymerisation des PET zu Oligomeren zu fördern.
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Im
zweiten Verfahrensschritt wird das durch Depolymerisation hergestellte
oligomere PET-Polyol mittels einer Veresterungsreaktion weiter umgesetzt.
Die sekundären
Hydroxylgruppen des oligomeren PET-Polyols werden mit einer zwei-
oder mehrbasigen aliphatischen, alicyclischen oder aromatischen
Carbonsäure oder
einem Derivat davon umgesetzt. Die Veresterungsreaktion kann nach
konventionellen Veresterungsverfahren und Bedingungen durchgeführt werden.
Ein bevorzugtes Säurederivat
ist ein Anhydrid von aromatischen Dicarbonsäuren und ganz besonders bevorzugt
wird Phthalsäureanhydrid
(PAA). Ein weiteres bevorzugtes Säurederivat ist Methyl-hexahydro-phthalsäureanhydrid
(MHHPA). Durch die Veresterungsreaktion wird ein im wesentlichen
lineares, gesättigtes
Polyesteroligomer mit einer Säurezahl
zwischen 5 und 50 mg KOH pro Gramm, und bevorzugt zwischen 20 und
30 mg KOH pro Gramm erzeugt.
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Zu
den für
die Depolymerisationsreaktion nützlichen
Katalysatoren sind alle Katalysatoren zu rechnen, die bei der konventionellen
PET-Synthese verwendet werden; dazu gehören z. B. Antimontrioxid, Tetraalkyltitanate,
Alkalimetallhydroxide und -methoxide sowie Erdalkalimetalloxide
und -hydroxide.
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Ein
wichtiger Gesichtspunkt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Wahl
des bei der Depolymerisation verwendeten Glykols. Es wurde überraschend
gefunden, daß das
depolymerisierte PET äußerst kompatibel
mit bekannten organischen Beschichtungsformulierungen ist, wenn
das PET unter Verwendung von alkylverzweigten oder substituierten
1,2-Glykolen depolymerisiert wird. Wie schon früher erwähnt, glauben wir, daß die verzweigten
Glykole, wenn sie in das PET-Polymerrückgrat eingebaut werden, die
Kristallinität
des erhaltenen Polyololigomers stören und so dessen Löslichkeit
erhöhen.
Es werden zwar Propylenglykole, z. B. 1,2-Dihydroxypropan, bevorzugt,
aber andere Alkyl- und aromatische verzweigte Verbindungen wie z.
B. alicyclische oder aromatische Verbindungen, die mit einer 1,2-Glykolgruppe
substituiert sind, wie z. B. Styrolglykol, können ebenfalls verwendet werden.
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Wenn
das verzweigte Glykol als einziges Depolymerisationsmittel dient,
wird es, in einem Gewichtsverhältnis
von 3:25 Glykol zu PET, vorzugsweise aber zwischen 4:8 angewandt.
Wenn ein mehrwertiger Alkohol eingesetzt wird, liegt das Gewichtsverhältnis von
Glykol zu mehrwertigem Alkohol zwischen 1:2 und 1:5.
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Das
erfindungsgemäße Bindemittelharz
ist ein PET-Oligomer, das zu 40 bis 70 Gew.-% aus Ethylenterephthalat-Struktureinheiten
besteht, die wiederum Struktureinheiten von C3+ α-Alkylenterephthalat, Hydroxyalkylenterephthalat
und mehrbasigen aliphatischen, alicyclischen oder aromatischen Carbonsäuren enthalten.
Das Harz besitzt ein Zahlenmittel des Molekulargewichts zwischen
850 und 5000, ein Gewichtsmittel des Molekulargewichts zwischen
4000 und 25.000 und eine Säurezahl
zwischen 5 bis 50 mg KOH pro Gramm. Wahlweise kann das Harz bis
zu 20 Gew.-% Monocarboxylat und bevorzugt zwischen 3 bis 10 Prozent
Benzoat enthalten.
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Beim
C3+ α-Alkylenterephthalat
handelt es sich vorzugsweise um Propylenterephthalat und beim Hydroxyalkylenterephthalat
um 2-Hydroxypropylenterephthalat.
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Das
mehrbasige, im Bindemittelharz enthaltene aliphatische, alicyclische
oder aromatische Carboxylat ist vorzugsweise ein Dicarbonsäurecarboxylat,
das als Dicarboxylat im Oligomerrückgrat, als Seitenkette oder als
endständige
Carboxy-Carboxylatgruppe, bei der eine Carboxygruppe mit einer verbliebenen
Hydroxylgruppe verestert ist, wobei eine Einheit gebildet wird mit
einer Esterbindung zu dem Oligomer und einer freien Carbonsäuregruppe.
Das mehbasige alicyclische Carboxylat wird vorzugsweise aus Methylcyclohexan-1-carboxy-2-carboxylat oder Methylcyclohexan-1,2-dicarboxylat
ausgewählt.
Das besonders bevorzugte Carboxylat ist das durch Umsetzung der
im Oligomer verbliebenen Hydroxylgruppen mit Phthalsäureanhydrid
erhalten wird, wobei Benzol-1-carboxy-2-carboxylate gebildet wird.
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Das
bevorzugte oligomere Bindemittel enthält zwischen 4 und 8 Gew.-%
C3+ α-Alkylenterephthalat, zwischen
7 und 11 Gew.-% Hydroxyalkylenterephthalat und zwischen 23 und 28
Gew.-% mehrbasige aliphatische, alicyclische oder aromatische Carboxylateinheiten.
Das Harz besitzt vorzugsweise ein Zahlenmittel des Molekulargewichts
zwischen 1000 und 2000, ein Gewichtsmittel des Molekulargewichts
zwischen 6000 und 12.000 und eine Säurezahl zwischen 27 und 30
mg KOH pro Gramm.
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Das
erfindungsgemäße PET-Oligomer
hat 40 bis 70 Gew.-% Ethylenterephthalat-Struktureinheiten und läßt sich
strukturell wie folgt darstellen:
wobei
R3 für
einen Alkylrest steht, R1 und R2 entweder identisch oder unterschiedlich
und Wasserstoff oder ein aliphatischer, alicyclischer oder aromatischer
Carbonyl- oder Carboxycarbonylrest sind, x eine ganze Zahl zwischen
1 und 20 ist und y und z ganze Zahlen zwischen 1 und 10 sind.
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Mit
den folgenden Beispielen sollen spezifische Aspekte der vorliegenden
Erfindung weiter veranschaulicht werden. Es ist nicht beabsichtigt,
hierdurch den Anwendungsbereich dieser Erfindung in irgendeiner Weise
einzuschränken,
noch sollte dies so ausgelegt werden. Alle Mengenangaben beziehen
sich auf 100 Teile des Produkts.
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Beispiel 1
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Herstellung eines oligomeren
Bindemittels
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Abfall-PET
(35,9 Teile, erhältlich
von Tennessee Eastman Corporation), 1,2-Propanediol (4,0 Teile,
erhältlich
von Ashland Corporation), Glycerin (6,6 Teile, erhältlich von
Ashland Corporation) und Tyzor TBT Katalysator (0,3 Teile, erhältlich von
DuPont Company, Tyzor® TBT ist eine Marke der
DuPont Company) wurden in einen trockenen Reaktor eingefüllt. Das
Gemisch wurde unter Rühren
und unter Stickstoff auf 215 bis 220°C erhitzt und 6 Stunden lang
bei dieser Temperatur gehalten; während dieser Zeit löste sich
das PET auf. Im Laufe 1 Stunde wurde dem Gemisch Methyl-hexahydro-phthalsäureanhydrid
(17,7 Teile, erhältlich
von Lonza, Incorporated) hinzugegeben, während gleichzeitig die Temperatur
auf 230°C
erhöht
und das Wasser entfernt wurde. Dann wurde Benzoesäure (6,0
Teile) hinzugefügt
und die Temperatur nochmals erhöht
und solange bei 240°C
gehalten, bis die Säurezahl
des Bindemittelharzes nicht länger
linear mit der Zeit abnahm.
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Beispiel 2
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Herstellung eines UV-härtbaren
Beschichtungsträgermaterials
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Das
Produkt von Beispiel 1 wurde auf 210°C abgekühlt und mit Luft durchperlt.
Als nächstes
wurden 4-Methoxyphenol (MEHQ, 0,1 Teile, erhältlich von Eastman Chemicals
Corporation) und Benzophenon (6,8 Teile) hinzugegeben. Das Gemisch
wurde auf 120°C
oder darunter abkühlen
gelassen, anschließend
wurde Tripropylenglykoldiacrylat (TPGDA, 23,0 Teile, erhältlich von
RadCure Corporation) hinzugegeben. Das Gemisch wurde dann auf 95°C abgekühlt und
die Viskosität
nach Bedarf durch Zugabe von weiterem TPGDA korrigiert, bis eine
Haake-Viskosität
(Eta, 4. Meßwert)
von 7–10
Pas erreicht war. Das erhaltene Beschichtungsmaterial wurde auf
einem Filter gesammelt und ausgehärtet. Im Vergleich zu einem
Beschichtungsmaterial auf Epoxyacrylbasis zeigte das so erhaltene
Beschichtungsmaterial eine verbesserte Abriebfestigkeit und Lösungsmittelbeständigkeit.
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Beispiel 3
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Herstellung
eines oligomeren Bindemittels
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Rückgewonnenes
oder Abfall-PET (52,5 Teile), 1,2-Propanediol (4,0 Teile), Gycerin
(9,6 Teile) und Tyzor TBT Katalysator (0,4 Teile, erhältlich von
DuPont Company, Tyzor® TBT ist eine Marke der
DuPont Company) wurden in einen trockenen Reaktor eingefüllt. Das
Gemisch wurde unter Rühren
und unter Stickstoff auf 215 bis 220°C erhitzt und 4 Stunden lang
bei dieser Temperatur gehalten; während dieser Zeit löste sich
alles PET auf. Im Laufe 1 Stunde wurden Benzoesäure (8,8 Teile) und Phthalsäureanhydrid
(22,8 Teile) hinzugegeben; gleichzeitig wurde die Temperatur auf
230°C erhöht. Die
Temperatur wurde weiter auf 240°C
erhöht
und dort solange gehalten, bis die Säurezahl nicht länger linear
mit der Zeit abnahm. Das Bindemittelharz hatte einen Erweichungspunkt
von 93°C
und eine Säurezahl
von 26,8 mg KOH pro Gramm.
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Beispiel 4
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Herstellung
eines UV-härtbaren
Beschichtungsträgermaterials
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Das
Produkt von Beispiel 3 (63,7 Teile) wurde auf 205°C abkühlen gelassen
und mit Luft durchperlt. Benzoflex 400 (6,4 Teile, Velsicol) und
MEHQ (0,1 Teile) wurden hinzugegeben und das Gemisch auf 100°C abgekühlt. Anschließend wurde
Tripropylenglykoldiacrylat (29,8 Teile) hinzugegeben und die Viskosität mit Tripropylenglykoldiacrylat
(TPGDA, erhältlich
von RadCure Corporation) auf eine Haake- Viskosität (4. Meßwert) von
8 bis 11 Pas eingestellt. Das Beschichtungsmaterial wurde auf einem
Filter gesammelt. Die Eigenschaften dieses Beschichtungsmaterials
waren denen eines Standardbeschichtungsmaterials auf Epoxyacrylbasis überlegen.