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TECHNISCHES GEBIET
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Diese
Erfindung bezieht sich allgemein auf das Gebiet der oralen Tolerisierung
("tolerization"). Spezieller stellt
sie Produkte und Verfahren zum Behandeln von Diabetes und anderen
Zuständen
bereit, die eine ungewünschte
Immunantwort durch spezifisches Inhibieren der immunologischen Reaktivität einschließen, die zu
den pathologischen Wirkungen des Zustands beiträgt.
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HINTERGRUND
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Es
besteht ein zunehmendes Bewusstsein, dass viele menschliche Krankheiten
in Bezug zu einer Fehlausrichtung des Immunsystems gegenüber den
Bedürfnissen
des Wirts stehen. Das Versagen, pathogene Mikroorganismen zu eliminieren,
rührt oft
von einer Immunhyporeaktivität
oder inadäquaten
Effektorwirkung her. Andererseits rührt Gewebezerstörung in
der Abwesenheit eines eindringenden Organismus oft von einer Immun-Überempfindlichkeit auf ein
Antigen her. Arzneimittel auf der Basis kleiner Moleküle, die
starke nicht-spezifische Immunverstärker oder -suppressiva sind,
sind entwickelt worden. Aber sie sind stumpfe Instrumente, für das was
wirklich erforderlich ist – eine
fokussierte Modulation der Immunreaktivität gegen wenige ausgewählte Zielmoleküle.
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Eine
der Herausforderungen bei der Hinwendung auf diese Frage ist es,
die Unterschiede in den zugrunde liegenden Mechanismen der Immunogenität und Immunotoleranz
zu verstehen: der Aufwärts-
bzw. Abwärtsmodulation
der immunologischen Reaktivität.
In bestimmten Kontexten schließen
beide Typen der Modulation ein induzierendes Antigen in einer komplexen
Wechselwirkung mit Antigen-präsentierenden
Zellen und T-Zellen ein.
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Das
Mucosa-Immunsystem ist mehr auf eine Nicht-Reagibilität und ein
Tolerant-Machen
eines fremden Antigens gerichtet als das systemische Immunsystem.
Die Reaktion gegen alle Fremdsubstanzen in der Nahrung würde die
Ressourcen des Systems eindeutig erschöpfen. Die Mechanismen, die
die Reagibilität dämpfen, schließen die
Clearance von Nahrungsmittelantigenen aus dem Pfortaderkreislauf
durch Kupfer-Zellen und die Probenahme von Antigenen durch M-Zellen
der Peyer'schen
Plaques und reifen Enterozyten zur Präsentation gegenüber dem
Immunsystem in einem tolerogenen Kontext ein. Lymphozyten und andere
Zellen, die am Mucosa-Immunsystem beteiligt sind, scheiden ein unterschiedliches
Spektrum von Zytokinen ab und tragen ein unterschiedliches Spektrum
von Oberflächenmarkern
ihrer Gegenstücke
in dem systemischen Immunsystem.
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Das
Muscosa-Immunsystem ist den verschiedenen Mucosaflächen gemein,
einschließen
dem Bronchus, der Brust und dem Darm (Bienenstock et al., Adv. Exp.
Med. Biol. 107:53, 1978). Im Gegensatz dazu sind das Mucosa- und
das systemische Immunsystem voneinander getrennt. Die tolerogene
Antwort im Darm schließt
die regulatorischen TGF-β-,
IL-4- und IFN-γ-abscheidenden
T-Zellen ein (Leonilda et al., Cell. Immunol. 157:439, 1994; Zeng-Yu
et al., Cellular Immunol. 157:353, 1994). Die Zellen in dem efferenten
Gefäß der mesenteralen
Lymphknoten kehren bevorzugt zurück
("home back") zur Mucosa, wohingegen
die Zellen in dem efferenten Gefäß der peripheren
Knoten bevorzugt zur Peripherie zurückkehren ("home back"). Nichtsdestoweniger gibt es genügend Überschneidung
bzw. Austausch zwischen den Systemen, so dass eine Antwort, die
im Darm ausgelöst
wird, mit dem systemischen Kompartement geteilt wird. Daher induziert
die Sabin-Polio-Impfung Schutz gegen Polio sowohl an der Mucosa-Oberfläche als
auch im Blutkreislauf. Toleranz, die gegenüber verschiedenen Antigenen,
die im Darm präsentiert
werden, induziert wird, kann zu einer systemischen Nicht-Reagibilität gegenüber jenen
Antigenen führen.
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Anstrengungen
wurden unternommen, um einen Vorteil aus der Mucosaausrichtung auf
Toleranz hin als eine Art Therapie für spezifische immunologische
Herunterregulation zu ziehen. Für
einen Überblick über das
Gebiet siehe Thompson et al. (Immunol. Today 11:197,1990); Weiner
(Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91:10762, 1994); MacDonald (Curr. Biol.
4:178, 1994); und Weiner et al. (Annu. Rev. Immunol. 12:809, 1994). Allgemein
bestand die Vorgehensweise darin, ein Antigen in den Dünndarm von
Tieren mit abweichender Immunantwort zu intubieren, in einem Bemühen, die
Reagibilität
zu verringern und dadurch den Zustand zu verbessern.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 91/12816 und die EP-Patentanmeldung
EP 0 666 080 A1 beschreiben
die Behandlung von Autoimmunkrankheiten durch orale Verabreichung
von Autoantigenen. Das Autoantigen ist spezifisch für eine Autoimmunkrankheit,
und es wird oral oder enteral verabreicht, um die Suppressor-T-Zellen
auszulösen,
die das Autoantigen erkennen. Die Internationale Patentveröffentlichung
WO 91/08760 beschreibt die Behandlung von Autoimmunkrankheiten durch
Aerosol-Verabreichung von Autoantigen.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 96/39176 beschreibt die Anwendung einer oralen Verabreichung
eines Antigens, um sowohl TH1- und TH2-Immunantworten zu unterdrücken und
die Antikörperproduktion
zu unterdrücken.
In Ausführungsbeispielen
wurde das Antigen ad libitum dem Trinkwasser zugefügt, und
die abhängigen
Patentansprüche
beschreiben zumindest sechs Dosen pro Tag oder anhaltende Freisetzung.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 93/16724 beschreibt die Behandlung von Autoimmunkrankheiten durch
Verabreichung eines "Bystander"-Antigens an Stelle
eines Autoantigens, das direkt mit der Krankheit assoziiert ist.
Das "Bystander"-Antigen löst die Freisetzung
von TGF-β an
einem Ort innerhalb des Körpers
von Säugetieren
aus, wobei gefunden wurde, dass T-Zellen, die zur Autoimmunantwort
beitragen, die T-Zellen unterdrücken,
die zu der Krankheit beitragen. Die Internationale Patentveröffentlichung
WO 94/27634 beschreibt die Verwendung kryptischer Peptide beim Induzieren
immunologischer Toleranz. Kryptische Epitope sind jene Determinanten
in einem Proteinantigen, die aufgrund der Reifung bzw. Prozessierung und
Präsentation
des Antigens des nativen Proteins dem Immunsystem normalerweise
nicht enthüllt
werden.
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Eine
Zahl von Patentoffenbarungen und akademischen Artikeln beschreibt
die Behandlung von besonderen Zuständen durch Tolerant-Machen über einen
mucosalen Weg. Das US-Patent Nr. 5,399,347 und Thompson et al. (Autoimmunity
16:189, 1993) beschreiben Verfahren zum Behandeln rheumatoider Arthritis, wobei
vollständiges
Typ-II-Kollagen oral verabreicht wird. Die Internationale Patentveröffentlichung
WO 94/27634 und Vrabec et al. (Autoimmunity 12:175, 1992) beschreiben
das Behandeln von Autoimmunuveoretinitis durch orales Verabreichen
des S-Antigens. Chen et al. (Science 265:1237, 1994) und Whitachre
et al. (J. Immunol. 147:2155, 1991) beschreiben. die Unterdrückung von
autoimmuner Encephalomyelitis durch orale Verabreichung von Myelin
Basic Protein ("myelin
basic protein" =
MBP). Wang et al. (Cell. Immunol. 152:394, 1993) beschreiben die
orale Verabreichung von Acetylcholinrezeptor zum oralen Tolerant-Machen
gegen experimentelle autoimmune Myasthenia gravis.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 94/27634 beschreibt das Behandeln von Typ-I-Diabetes durch orale
Verabreichung von Insulin. Für
weitere Experimente an nicht-adipösen diabetischen
(NOD)-Mäusen,
siehe Ramiya et al. (Diabetes 44:164A, 1995) und Zhang et al. (Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 88:10252, 1991). In einem Virus-induzierten
Antigen-spezifischen diabetischen Modell verhindert die orale Behandlung mit
Insulin, die eine Woche oder 10 Tage nach der auslösenden viralen
Provokation begonnen wurde, das Auftreten von Hyperglykämie bei >50 % der Mäuse. Von
oraler Verabreichung wurde angenommen, dass sie weder die Erzeugung
von anti-β-zellzytotoxischen
T-Lymphozyten noch die Infiltration in das Pankreas beeinflusst,
aber weniger β-Zellen
wurden zerstört.
Die Mehrheit der Lymphozyten in den Inseln von erfolgreich behandelten
Insulin-behandelten Mäusen
produzierte IL-4, IL-10 und TGF-β,
wobei die Lymphozyten von symptomatischen Mäusen hauptsächlich γ-IFN produzierten.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 92/07581 beschreibt Verfahren und Zusammensetzungen zur Unterdrückung der
Abstoßung
eines allogenen Transplantats bei Säugetieren. Dem Transplantatempfänger wird
durch orale oder Aerosol-Verabreichung ein Mittel verabreicht, das
aus der Gruppe, bestehend aus Milzzellen, kultivierten Zellen oder
von Donor-stammenden Extrakten oder MHC-Antigenen, ausgewählt ist.
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Die
zuvor genannten Offenbarungen zeigen typischerweise, dass das tolerant-machende Antigen häufig verabreicht
werden muss, bis mehrmals pro Tag, oder in einer Dosis von über 1 mg/Maus.
Um die Toleranz aufrecht zu erhalten, ist es allgemein erforderlich,
das Antigen auf einer fortlaufenden Basis zu verabreichen.
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Choleratoxin
ist ein Prototyp eines bakteriellen Enterotoxins, welches durch
Vibrio cholerae freigesetzt wird, und es induziert aktiv Elektrolyt-
und Wasserabscheidung aus dem intestinalen Epithel. Es ist ein Protein, das
aus einer einzelnen A-Untereinheit mit einem Molekulargewicht von
28.000 und fünf
B-Untereinheiten mit einem Molekulargewicht von 11.600 aufgebaut
ist. Die B-Untereinheiten sind in einem Ring durch enge nicht-kovalente
Bindungen aggregiert; die A-Untereinheit ist daran angefügt und durch
schwächere
nicht-kovalente
Wechselwirkungen wahrscheinlich teilweise in den B-Pentamer-Ring
eingefügt.
Die B-Untereinheiten sind für
die Zellbindung verantwortlich, und die A-Untereinheit hat eine
toxische Aktivität
bzw. Wirkung, die das Modifizieren der G-Proteine des cyclischen
AMP-Wegs einschließt.
Die Bindungsaktivität
bzw. Wirksamkeit der B-Untereinheit richtet sich auf das Gangliosid
GM1, das auf der Mucosa-Oberfläche
vorhanden ist.
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Es
gibt eine umfangreiche Literatur hinsichtlich der Fähigkeit
von Choleratoxin als ein Adjuvans in Mucosa-Vakzinen zu wirken,
wobei es das Niveau der Immunantwort gegen das Antigen, mit dem
es gemischt ist, erhöht.
Siehe z.B. Elson, Curr. Top. Microbiol. Immunol. 146, 1989; Nedrud
et al., J. Immunol. 139:3484, 3492, 1987; und McKenzie et al., J.
Immunol. 133:1818, 1984.
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Vor
kürzerer
Zeit wurde gezeigt, dass die an bestimmte Antigene gekoppelte CTB-Untereinheit eine Toleranz-induzierende
Wirkung hatte, wenn sie auf eine Mucosa-Oberfläche verabreicht wurde.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 95/10301 beschreibt ein immunologisches Toleranz-induzierendes
Mittel, das ein Mucosabindungsmolekül umfasst, welches an ein spezifisches
Tolerogen ("tolerogen") gekoppelt ist.
Beispielhafte Mucosabindungsstrukturen waren CTB und die Untereinheit
des Hitze-labilen Enterotoxins von E. coli.
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Sun
et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 7196, 1996) beschreibt CTB
als ein wirksames transmucosales Träger-Abgabesystem ("transmucosal carrier-delivery
system"). Rote Blutkörperchen
wurden modifiziert durch kovalentes Koppeln mit GM1, an welches
dann das CTB angefügt
wurde. HGG wurde durch kovalentes Koppeln direkt an CTB modifiziert.
Eine einzelne orale Verabreichung eines löslichen oder partikulierten
Antigens, das an CTB gekoppelt war, verstärkte die Toleranz. Sun et al.
(Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 7196, 1996) beschreibt die Behandlung
von experimenteller autoimmuner Encephalomyelitis durch Füttern von
Myelin Basic Protein, das kovalent an CTB konjugiert war.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 96/21458 beschreibt auf Kollagenbasierende Verfahren und Formulierungen
zur Behandlung von Immunsystem-vermittelten Krankheiten, wie Autoimmuno-Leberkrankheit,
Morbus Crohn, Goodpasture-Syndrom, Psoriasis, lokalisierte Sklerose,
die verschiedenen Erscheinungsformen von Arthritis und verschiedene
lokalisierte zersetzende entzündliche
oder fibrotische Zustände. Die
Verbindung wird an ein Mucosabindungsmolekül, wie CTB, gebunden verabreicht.
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In
den Versuchen dieser Veröffentlichungen
wurde der wirksame Inhaltsstoff durch Konjugieren mit dem Antigen
entweder mit CTB direkt oder mit einer Linkergruppe aufgebaut.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
in der vorliegenden Erfindung verwendeten Kombinationen enthalten
ein induzie rendes Antigen und eine Mucosabindungskomponente, die,
ausgewählt
aus Choleratoxin-Untereinheit
B und Hitze-labilem Enterotoxin B, nicht-kovalent aneinander gefügt sind
und wirksam sind beim Induzieren spezifischer immunologischer Toleranz,
wenn sie auf eine Mucosaoberfläche
verabreicht werden. Diese Zusammensetzungen sind eine Verbesserung
gegenüber
den Zusammensetzungen aus Antigen allein aus dem Stand der Technik,
weil sie Toleranz bei einer 10-fach geringeren Dosis induzieren
können
und zu einer länger
andauernden Antwort führen.
Im Vergleich zu kovalent verknüpften
Komplexen sind sie bequemer in der Leichtigkeit und Wirtschaftlichkeit
ihrer Herstellung.
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Eine
Ausführungsform
der Erfindung ist die Verwendung eines induzierenden Anti gens und
einer Mucosaverbindungskomponente, wie oben definiert, bei der Herstellung
eines Medikaments zum Induzieren anhaltender immunologischer Toleranz
in einem Individuum gegenüber
einem Zielantigen, wobei das induzierende Antigen Toleranz gegenüber dem
Zielantigen induziert, und das induzierende Antigen und die Mucosaverbindungskomponente
in dem Medikament in einer unkonjugierten Form vorliegen. Das induzierende
Antigen kann das Zielantigen, gegen welches die Tolerant-Machung
gewünscht
ist, oder ein "Bystander" für das Zielantigen
sein. Induzierende Antigene können
Autoantigene (einschließlich,
aber nicht beschränkt
auf, Insulin-Peptide, Kollagen-Peptide und MBP-Peptide), Alloantigene
(einschließlich,
aber nicht beschränkt
auf, HLA Klasse I und II), Xenoantigene oder Allergene sein.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist die Verwendung eines induzierenden Antigens und
einer Mucosabindungskomponente, wie oben beschrieben, bei der Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung von Hypersensitivität gegen
ein Zielantigen in einem Individuum, wobei das induzierende Antigen
Toleranz gegenüber
dem Zielantigen induziert, und das induzierende Antigen und die
Mucosabindungskomponente in dem Medikament in einer unkonjugierten
Form vorliegen. Eine andere Ausführungsform
ist die Verwendung eines induzierenden Antigens und einer Mucosabindungskomponente,
wie oben beschrieben, bei der Herstellung eines Medikaments zur
Behandlung eines Autoimmunzustands in einem Individuum, wobei der Autoimmunzustand
mit immunologischer Reaktivität
gegen ein Zielantigen assoziiert ist, wobei das induzierende Antigen
Toleranz gegenüber
dem Zielantigen induziert, und das induzierende Antigen und die
Mucosabindungskomponente in dem Medikament in einer unkonjugierten
Form vorliegen.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist eine pharmazeutische Zusammensetzung zum Induzieren
anhaltender immunologischer Toleranz gegenüber Insulin, umfassend eine
wirksame Kombination von Insulinpeptid zusammen mit Choleratoxin-Untereinheit
B (CTB) oder hitze-labilem Enterotoxin B (LTB), wobei das Insulinpeptid
und CTB/LTB in einer unkonjugierten Form sind, und ein Metallkation.
Bevorzugte Zusammensetzungen zum Behandeln von Diabetes enthalten
Zink als das Metallkation. Auch enthalten ist ein Verfahren zur
Herstellung von solchen pharmazeutischen Zusammensetzungen, die
das Kombinieren der Komponenten bei dem Gewichtsverhältnis der
wirksamen Kombination umfassen.
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Weitere
Ausführungsformen
beziehen sich auf Induzieren der Toleranz in dem Kontext der Gewebetransplantation.
Eine solche Ausführungsform
ist die Verwendung eines induzierenden Antigens und einer Mucosabindungskomponente,
wie oben definiert, bei der Herstellung eines Medikaments zum Verringern
des Risikos einer Abstoßung
eines Gewebetransplantats, transplantiert von einem Donor in einen
Empfänger,
wobei das induzierende Antigen allotypische Determinanten des Donors
umfasst, und das induzierende Antigen und die Mucosabindungskomponente
in dem Medikament in einer unkonjugierten Form vorliegen. Sowohl
xenogene als auch allogene Transplantate sind eingeschlossen. Eine
andere solche Ausführungsform
ist die Verwendung eines induzierenden Antigens und einer Mucosabindungskomponente,
wie definiert, bei der Herstellung eines Medikaments zum Verringern
des Risikos von Transplantat gegen Empfänger-Reaktion in einem Empfänger von
einem Gewebetransplantat, transplantiert von einem Donor, wobei
das induzierende Antigen allotypische Determinanten des Empfängers umfasst,
und das induzierende Antigen und die Mucosabindungskomponente in
dem Medikament in einer unkonjugierten Form vorliegen. Das induzierende
Antigen kann z.B. ein einzelnes HLA-Antigen oder eine HLA-Antigenmischung
oder eine Zelle oder ein Zellderivat von einem oder mehreren Individuen
sein.
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WO
94/07516 lehrt die Verwendung von Proteinen in der Immunmodulation,
die in der Lage sind, α-2,6-Sialinsäure- oder α-2,3-Sialinsäurestrukturen
zu bilden. Es gibt keine Vorschläge,
CTB oder LTB zu verwenden. Die Offenbarung bezieht sich auf parenterale
Verabreichung als bevorzugte Art. Vorschläge, eine mucosale Verabreichung
zu verwenden, sind auf jene Beispiele beschränkt, bei denen die Entzündung lokal
behandelt werden sollte. Darüber
hinaus gibt es keine Vorschläge,
dass eine mocosale Verabreichung, wie sie in der vorliegenden Erfindung
gelehrt wird, in der Lage sein sollte, eine anhaltende Wirkung zu
verursachen.
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EP-A-0
474 453 bezieht sich auf die Verwendung von LTB als ein Mittel,
das die Absorption von Peptiden und Proteinen über die Wand des Gastrointestinaltrakts
fördert.
Es gibt keine Lehre, dass diese Wirkung irgendwelche immunmodulierenden
Wirkungen hat.
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Patent
Abstracts of Japan, Band 14, Nr. 548, und JP-A-02 235 823 beziehen
sich auf die Verwendung des B-Oligomers des Pertussis-Toxins oder
einer Untereinheit davon in der Behandlung von Autoimmunität. Die Literaturverweise
schlagen nicht die Kombination mit einem induzierenden Mittel vor
und sehen im Allgemeinen die nicht-spezifische Behandlung von Autoimmun-Störungen bzw.
-Krankheiten vor. Es gibt keine Lehre, die CTB oder LTB betrifft.
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WO
96/17620 bezieht sich auf antiallergisches Mittel, das eine Mischung
eines Allergens und eines Adjuvans umfasst, welches in der Lage
ist, die Produktion von IgA zu fördern.
Ein solches Adjuvans ist das Choleratoxin, welches zusammen mit
einer Anzahl von anderen gut bekannten immunogenen Adjuvanzien genannt
wird. Der Literaturverweis lehrt die Induktion einer gewünschten
Immunantwort, die mit bestimmten Antigenen (Allergenen) an ihrer
Eintrittsstelle in den Körper
Wechsel wirken kann, und in immunologischen Begriffen ist dies das
Gegenteil der Induktion von Toleranz.
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J.
Immunol. 154, 1995, S. 3611-3617 bezieht sich auf die Verwendung
von CTB als einen nicht-spezifischen Suppressor von GVH-Reaktionen
via eine ex vivo-Behandlung der Zellen, die für eine Transplantation verwendet
werden. Es gibt keine Hinweise, dass CTB in vivo zur Behandlung
von Autoimmunität
oder zum Verhindern einer Transplantatabstoßung verwendet werden könnte.
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JP-A-03
109 328 bezieht sich auf die Verwendung von CTB oder LTB zum Verringern
der Transplantatabstoßung
bei Transplantation. Es gibt keinen Hinweis, dass CTB oder LTB zusammen
mit einem induzierenden Antigen verwendet werden sollten.
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PNAS
USA 91, 1994, S.: 107795-99 bezieht sich auf die Verwendung von
Konjugaten zwischen CTB und Antigen, um bei dem verzögerten Typ
von Hypersensitivität
einzugreifen. Es gibt keine Lehre in diesem Literaturverweis, die
den Fachmann dazu veranlassen würde,
CTB und ein Immunogen in einer unkonjugierten Form zu verwenden.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG
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Es
ist eine Aufgabe dieser Erfindung, ein System zum Induzieren spezifischer
immunologischer Toleranz bereitzustellen, unter Verwendung von Zusammensetzungen,
die leicht aufgebaut und verabreicht werden können.
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Die
Zusammensetzungen umfassen minimal die folgenden zwei Komponenten
in einer wirksamen Kombination:
- • eine Mucosabindungskomponente,
ausgewählt
aus der Choleratoxin-Untereinheit
B (CTB) und dem Hitze-labilen Enterotoxin B,
- • ein
induzierendes Antigen, wie Insulin, welches entweder das Ziel, für das die
Toleranz gewünscht
wird, oder ein "Bystander" für das Ziel
ist.
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Das
induzierende Antigen kann mit der Mucosabindungskomponente vor der
Verabreichung gemischt werden, sie können getrennt verabreicht werden
oder das Antigen kann bereits auf der Mucosaoberfläche vorhanden
sein. Wenn sie zusammengegeben werden, sind die Mucosabindungskomponente
und das induzierende Antigen unkonjugiert, was bedeutet, dass sie
nicht kovalent aneinander gebunden sind, weder direkt noch durch
einen dazwischen liegenden Linker.
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Die
Anwendung bzw. Auftragung der Zusammensetzungen auf einer Mucosaoberfläche resultiert
in spezifischer immunologischer Toleranz gegen das Zielantigen.
Typischerweise wird die Toleranz durch Behandlung mit einer Vielzahl
von Verabreichungen induziert, die etwa alle zwei Wochen gegeben
werden können.
Die daraus resultierende immunologische Toleranz ist typischerweise
anhaltend, was bedeutet, dass immunologischer oder klinische Toleranzindikatoren
bei einem Teil von Personen beobachtbar sind, die die Behandlung
erhielten, über
eine anhaltende Dauer von mehreren Wochen, zumindest 3 Wochen, typischerweise zumindest
etwa 5 Wochen, und bevorzugt zumindest etwa 10 oder sogar 15 Wochen
nach der letzten der auslösenden
Verabreichungen. Zusätzliche
Auffrischungsverabreichungen können
während
oder auf diesen Zeitabschnitt folgend gegeben werden, um das Niveau
der Toleranz zu fördern.
Obwohl nicht beabsichtigt wird, an eine Theorie gebunden zu sein,
scheint es, dass anhaltende Toleranz, zumindest teilweise eine aktive
Immunosuppression der Immun-B- oder -T-Zellen, die spezifisch für das Zielantigen
sind, beinhaltet.
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Die
Ergebnisse, die der Erfindung zugrunde liegen, wurden während der
Entwicklung von kovalenten Konjugaten zwischen Insulin und CTB und
ihrem nachfolgenden Testen als orale Tolerogene ("tolergogens") in dem NOD-Mausmodell
für Diabetes
entdeckt. Kontrollgruppen von Mäusen
schlossen jene ein, die mit Insulin oder CTB allein oder einer nicht-kovalenten
Mischung der zwei behandelt wurden. Eine kleine Toleranzmenge bei
hohem Level von Insulin allein wurde im Hinblick auf frühere Beschreibungen
der Wirkung einer mucosalen Verabreichung von Insulin erwartet.
Einige der kovalenten Insulin-CTB-Konjugate waren erheblich leistungsfähiger beim
Induzieren der Toleranz. Es stellte sich heraus, dass die nicht-kovalente
Mischung von Insulin und CTB sehr leistungsfähig beim Induzieren der Toleranz
war, erheblich mehr als Insulin allein. Beispiel 1 beschreibt ein
Folgeexperiment, in dem die Beschaffenheit der Antwort auf nicht-kovalente
Kombinationen weiter charakterisiert wurde.
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Die
Ergebnisse dieser Versuche zeigen, dass nicht-kovalente Konzentrationen
die folgenden unerwarteten Eigenschaften haben:
- • Die Kombinationen
induzierten Toleranz, wenn sie oral in Konzentrationen verabreicht
wurden, die etwa 10-fach niedriger waren als die zum Induzieren
von Toleranz erforderliche Menge bei alleiniger Verwendung von Insulin.
- • Anders
als bei der Wirkung von Insulin allein war die Toleranz, die durch
die nicht-kovalente Kombination induziert wurde, über eine
längere
Zeitdauer anhaltend. Die Behandlung war in der Lage, den Ausbruch
der diabetischen Symptome bei einem wesentlichen Anteil von NOD-Mäusen für mindestens
17 Wochen nach dem Beginn der Behandlung abzuwenden.
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Der
Mechanismus, durch den die Mucosabindungskomponente das tolerogene
Potential des Antigens verstärkt,
ist nicht völlig
aufgeklärt.
Weder ist ein Verstehen des Mechanismus erforderlich, um die Erfindung anzuwenden,
noch ist irgendeine Einschränkung
durch die folgenden Erklärungen
beabsichtigt. In einem möglichen
Mechanismus kann die Mucosabindungskomponente die Fähigkeit
des Antigens, die Mucosaoberfläche zu
durchdringen, unterstützen
und sich nahe Antigen-präsentierender
oder regulatorischer Zellen, die an der spezifischen Toleranz beteiligt
sind, akkumulieren. Wenn die Kombination in einer Zahl wiederholter
Dosen gegeben wird, kann die Mucosabindungskomponente alternativ
oder zusätzlich
Mucosaimmunität
bewirken, was in einer raschen Effektorantwort auf nachfolgende
Dosen der Mischung resultiert. Dies wiederum kann Zytokine oder
andere lösliche
Faktoren beitragen, die die Aufnahmefähigkeit regulatorischer T-Zellen
gegenüber
einer geringeren Menge des Antigens in der Mischung erhöhen. In
einer dritten Erklärung
kann die verstärkende Wirkung
von CTB durch Vernetzen von GM1 auf Lymphozyten oder Antigen-präsentierenden
Zellen vermittelt sein. Beispiel 2 zeigt, dass CTB, welches vor
dem Antigen zu Zellkulturen gegeben wurde, offenbar die Präsentation
verstärkt
und TH1-Zellen (IL-2- und IFN-γ- sezernierend) und
TH2 (IL-4-sezernierend) vermehrt. CTB-Vernetzen
von GM1 auf Zellen des Mucosaimmunsystems kann eine spezifische
Aktivierung von Suppressorzellen erhöhen.
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Während das
Antigen und die Mucosabindungskomponente optional in einer nichtkovalenten
Weise assoziiert sein können,
wird nicht angenommen, dass dies notwendig ist, um die gewünschte Wirkung
zu erhalten. Die Erfindung schließt Zusammensetzungen ein, in
denen einige oder alle der Komponenten nicht-kovalent miteinander
assoziiert sind, wenn sie in wässriger
Lösung
sind, und Zusammensetzungen, in denen die Komponenten nicht assoziiert
sind.
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Diese
Erfindung stellt bestimmte Vorteile beim Induzieren immunologischer
Toleranz bereit, die beim Behandlung unerwünschter immunologischer Antworten
von Interesse sein werden. Da die Mucosabindungskomponente die Fähigkeit
des induzierenden Antigens, Toleranz zu induzieren, verstärkt, kann
eine beträchtlich
kleinere Dosis des Antigens gegeben werden. Die anhaltende Natur
der Antwort bedeutet auch, dass weniger oft Auffrischungsdosen gegeben
werden können.
Da die Zusammensetzung nur durch Mischen der Komponenten aufgebaut
ist, ist die Herstellung schnell. Die Leichtigkeit des Aufbauens
der Zusammensetzung bedeutet, dass das Testen von neuen Komponenten,
Kombinationen und Anteilen erleichtert ist und die kommerzielle
Herstellung von erprobten Zusammensetzungen bei geringen Kosten
durchgeführt
werden kann. Sehr komplexe Mischungen können ebenfalls erhalten werden,
in denen die Mucosabindungskomponente das Tolerant-Machen gegenüber Antigenen,
die in einer Antigenmischung, einem Zellextrakt oder einem Zelllysat
vorhanden sein können,
verstärkt.
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Zusätzlich stellt
die vorliegende Erfindung den Vorteil bereit, dass das Immunsystem
manipuliert werden kann, um neue therapeutische Strategien zu entwickeln.
Es wird in Erwägung
gezogen, dass immunologische Toleranz gegenüber Zielantigenen einer unerwünschten
Hypersensitivitätsantwort
auf ein fremdes Antigen stimuliert werden kann. Zielantigene schließen Nahrungsmittel,
Nahrungsmittelzusatzstoffe, Pollen, Pilzsporen, Stäube oder
tierische Hautschuppen ein. Die Exposition kann durch den Gastrointestinaltrakt,
durch Inhalation oder durch Hautkontakt auftreten. Eine Mucosabindungskomponente,
wie CTB, wird vor, gleichzeitig mit oder kurz auf die Quelle des
angreifenden Antigens folgend verabreicht oder direkt vor der Verabreichung mit
einer Probe des Antigens gemischt. Wenn sie getrennt verabreicht
werden, werden die Komponenten innerhalb einer Dauer gegeben, in
der die Muco sabindungskomponente die Toleranz gegen das induzierende Antigen
fördern
kann, und bevorzugt so nahe zusammen wie möglich.
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Die
Erfindung stellt weiterhin Verfahren zum Induzieren immunologischer
Toleranz gegenüber
Zielantigenen bereit, die auf der Mucosaoberfläche vorhanden sind. Von besonderem
Interesse sind Zielantigene, die bevorzugt mit Mucosastörungen bzw.
-krankheiten, exemplarisch dargestellt durch entzündliche
Darmerkrankung, Reizdarmkrankheit, Colitis ulcerosa, Zöliakie und
Morbus Crohn, assoziiert sind. Eine Mucosabindungskomponente, wie
CTB, wird einem Patienten, der an einer Mucosastörung bzw. -Krankheit leidet,
verabreicht, um eine Umgebung zu schaffen, die der Induktion von
Toleranz in jedem Fall des endogenen Zielantigens, das mit der Mucosastörung bzw.
-Krankheit assoziiert ist, förderlich
ist. Bestimmte Zielantigene werden bereits auf der Mucosaoberfläche vorhanden
sein, und der Level oder die Beschaffenheit der Expression kann durch
den Krankheitszustand verändert
werden. Die verabreichte CTB schafft eine wirksame Kombination in situ,
um spezifische Toleranz zu erzeugen.
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Spezifische
Toleranz ist zum Verbessern, Einschränken oder Verschieben des Ausbruchs
einer unerwünschten
Immunantwort bei einer Person wünschenswert.
Demgemäß sind die
Verfahren und Zusammensetzungen dieser Erfindung von beträchtlichem
Interesse in der Behandlung einer Zahl von Humankrankheiten, mit
einer Ätiologie,
die eine unerwünschte
Immunantwort einschließt.
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Definitionen
und allgemeine Techniken
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Ein
Verfahren oder eine Zusammensetzung wird hierin als "immunologische Toleranz"-hervorrufend bezeichnet,
wenn es/sie mindestens eine dieser Wirkungen auf einen Teil der
behandelten Personen im Vergleich zu unbehandelten Personen hat:
a) Ein verringertes Niveau einer spezifischen immunlogischen Antwort (betrachtet
als zumindest teilweise durch Antigen-spezifische Efektor-T-Lymphozyten,
B-Lymphozyten, Antikörper
oder ihre Äquivalente
vermittelt); b) eine Verzögerung
im Ausbruch oder Fortschreiten einer spezifischen immunologischen
Antwort; oder c) ein verringertes Risiko des Ausbruchs oder Fortschreitens
einer spezifischen immunologischen Antwort. "Spezifische" immunologische Toleranz tritt auf,
wenn die immunologische Toleranz bevorzugt gegen bestimmte Antigene
im Vergleich zu anderen hervorgerufen wird.
-
"Wirksame bzw. aktive" immunologische Toleranz
bezieht sich auf einen Zustand, in dem die Toleranzwirkungen) das
Ergebnis eines fortschreitenden biologischen Prozesses ist sind:
zum Beispiel Herunterregulation spezifischer Effektorzellen durch
Suppressorzellen. Wirksame bzw. aktive Toleranz kann durch Zell-Misch-
oder Zell-Übertragungs-Versuche
gezeigt werden. Die folgenden zwei Beispiele von Versuchsergebnissen
(durchgeführt
mit geeigneten Kontrollen) sind Beweis für aktive immunologische Toleranz:
a) wenn Leukozyten von einem tolerant-gemachten Tier mit spezifischen
Effektorzellen von einem zweiten Tier gemischt werden und die Wirksamkeit
bzw. Aktivität
der Effektorzellen verringert ist; wenn Leukozyten von einem tolerant-gemachten
Tier auf ein zweites Tier übertragen
werden, das eine Autoimmunkrankheit hat, und Merkmale dieser Krankheit
verringert werden.
-
"Anhaltende Toleranz" ist Toleranz, die
messbar für
mindestens 3 Wochen besteht. Die Begriffe "Polypeptid", "Peptid" und "Protein" werden hierin austauschbar
verwendet, um sich auf Aminosäurepolymere
jeglicher Länge
zu beziehen. Der Begriff "Polynukleotid" bezieht sich auf
eine polymere Form von Nukleotiden jeglicher Länge, entweder Desoxyribonukleotide
oder Ribonukleotide oder Analoga davon, und schließt Plasmide und
Vektoren ein. Wenn Sequenzen zwischen Proteinen oder zwischen Polynukleotiden
verglichen werden, sind gelegentliche Lücken erlaubt, die eindeutig
benötigt
werden, um die wesentlichen Homologiebereiche abzugleichen, außer dort,
wo die Reste in einer linearen Sequenz als "aufeinanderfolgend" ("consecutive") definiert sind.
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Wenn
es in dieser Offenbarung verwendet wird, ist ein "Zielantigen" ein Antigen, für das Immuntoleranz
gewünscht
ist. Typischerweise wird das Zielantigen auch Ziel für eine unerwünschte immunologische
Antwort sein (bereits laufend oder für eine, für die bei der Person ein Risiko
besteht), und ein Ziel wird sein, das Risiko der Antwort zu verringern,
zu verzögern
oder herabzusetzen.
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Ein "induzierendes Antigen" ist ein Antigen,
das in den Kombinationen der Erfindung eingeschlossen ist, um Toleranz
hervorzurufen. Es kann das Zielantigen oder ein Fragment oder Derivat
davon sein. Alternativ kann es ein "Bystander"-Antigen sein.
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Ein "Bystander-Antigen" ist ein Antigen,
das als Antigen von dem Zielantigen verschieden ist, aber das Zielantigen
beim Hervorrufen der spezifischen immunologischen Toleranz ersetzen
kann. Gewöhnlich
wird ein "Bystander"-Antigen in dem gleichen
Gewebe in der Nachbarschaft des Zielantigens exprimiert. Die möglichen Mechanismen,
durch welche "Bystander"-Antigene ihre Rolle
spielen, werden anderweitig in dieser Offenbarung ausgearbeitet.
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Ein "Nahrungsmittel-Antigen" ("dietary antigen") ist jedes Antigen,
auf das beim Konsum von Nahrungsmitteln gestoßen werden kann, einschließlich Antigene,
die in Nahrungsmittelkomponenten und Lebensmittelzusatzstoffen vorhanden
sind. Ein "Mucosa-Antigen" ist ein Antigen,
das entweder konstitutiv oder durch Induktion, z.B. in dem Verlauf
einer Entzündung
oder Krankheit, an der Mucosaoberfläche exprimiert wird. Ein "Allergen" ist ein Antigen,
das eine Typ-I-Hypersensitivitätsreaktion
in einem vorsensibilisierten Individuum erzeugen kann.
-
Moleküle werden
hierin "konjugiert" oder "verknüpft" ("linked") bezeichnet, wenn
sie entweder direkt oder durch eines oder mehrere Linkermoleküle kovalent
aneinander gebunden sind. Die Begriffe übertragen keine andere Einschränkung als
hinsichtlich der Natur der Bindung oder des gebildeten Produkts.
Somit sind z.B. Disulfid-verbundene Aminosäureketten konjugiert; die erste
Hälfte
einer Polypeptidkette ist mit der zweiten Hälfte konjugiert. "Nicht-konjugierte" Moleküle sind
nicht konjugiert oder miteinander verknüpft.
-
Zwei
Moleküle
in einer Zubereitung werden hierin als "assoziiert" bezeichnet, wenn mindestens 50 % des
Moleküls,
das nicht im Überschuss
vorliegt, in einem nicht-kovalenten Heterodimer oder Heteropolymer beider
Moleküle
assoziiert ist, wenn die Zubereitung in 100 ml isotonischem Puffer
bei pH ~ 7 gelöst
oder verdünnt
wird. In bestimmten Ausführungsformen
hat jede Assoziation zwischen den Molekülen eine Assoziationskonstante <1010 M–1,
bevorzugt < 108 M–1. Zwei "unassoziierte" Moleküle sind
weder konjugiert noch assoziiert.
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"Behandlung" bezieht sich auf
das klinische Eingreifen in einem Versuch, den natürlichen
Verlauf bei dem behandelten Individuum zu verändern und kann entweder zur
Prophylaxe oder während
des Verlaufs der chemischen Pathologie durchgeführt werden. Die gewünschten
Wirkungen schließen
das Verhindern des Auftretens oder des erneuten Auftretens einer
Krankheit, die Linderung der Symptome, die Verminderung von jeglichen
direkten oder indirekten pathologischen Konsequenzen der Krankheit,
die Verringerung der Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit
usw. ein, wie anhand klinischer Merkmale und allgemein anerkannter biochemischer
immunologischer oder histopathologischer Merkmale des Zustands gemessen
werden kann. Die Pathologie, die mit einem Krankheitszustand assoziiert ist,
ist alles, was das Wohlbefinden, die normale Physiologie oder die
Lebensqualität
des betroffenen Individuums umfasst.
-
Ein
Individuum oder eine Person, die unter Verwendung der Zusammensetzungen
und Verfahren dieser Erfindung behandelt wird, wird ein Vertebrat,
insbesondere ein Säugetier
(einschließlich
Nutztiere, Sporttiere und Haustiere) und häufig ein Mensch sein.
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Eine "wirksame Kombination" von Komponenten
in einer Zubereitung, die zur Behandlung verwendet wird, umfasst
eine Menge jeder der Komponenten, die in Kombination die gewünschte Wirkung
erzielt. Die Wirkung kann in einer oder in einer Serie von Verabreichungen
erreicht werden.
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Ein "wirksamer Anteil" der Komponenten
in einer Komponentenmischung hat den gleichen Anteil der Komponenten
(auf einer G/G-Basis) in einer wirksamen Kombination. Die Mischung
kann daher geteilt, gelöst oder
verdünnt
werden, um eine Zusammensetzung für eine wirksame Verabreichung
herzustellen.
-
Die
Verfahrensweise der vorliegenden Erfindung wird, falls nicht anders
angegeben, konventionelle Techniken der Molekularbiologie, Mikrobiologie,
DNA-Rekombination und Immunologie anwenden, die innerhalb des einschlägigen Stands
der Techniks liegen. Siehe z.B. "Molecular
Cloning: A Laboratory Manual",
2. Ausgabe (Sambrook, Fritsch & Maniatis,
1989), "Animal Cell
Culture" (R.I. Freshney,
Hrsg., 1987); die Serien "Methods
in Enzymology" (Academic
Press, Inc.); "Handbook
of Experimental Immunology" (D.M.
Weir & C.C. Blackwell,
Hrsg.), "Gene Transfer
Vectors for Mammalian Cells" (J.M.
Miller & M.P.
Calos, Hrsg., 1987), "Current
Protocols in Molecular Bilogy" (F.M.
Ausubel et al., Hrsg., 1987); und "Current Protocols in Immunology" (J.E. Coligan et
al., Hrsg., 1991).
-
Herstellung
der Mucosabindungskomponente
-
Die
Mucosabindungskomponenten können
durch eine Zahl von Techniken, die im Stand der Technik bekannt
sind, abhängig
von der Beschaffenheit des Moleküls,
hergestellt werden. Die Moleküle
können
gemäß der ursprünglichen
Beschreibung aus ihren Quellen isoliert werden. Kurze Peptide werden
bequem durch Synthese aus Aminosäuren
hergestellt. Antikörper
werden durch Immunisieren eines Tieres mit dem isolierten Mucosabindungsziel
und anschließendem
Aufreinigen des Antikörpers
aus dem Serum erzeugt oder durch Erzeugen von Hybridom-Antikörpern unter
Verwendung von Lymphozyten des Tieres. Längere Proteine bekannter Sequenz
können
durch Synthetisieren einer codierenden Sequenz oder PCR-Vermehrung
einer codierenden Sequenz aus einer natürlichen Quelle oder einem Vektor und
anschließenden
Exprimieren der codierenden Sequenz in einem geeigneten bakteriellen
oder eukaryotischen Wirt hergestellt werden.
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Die
Mucosabindungskomponenten sind die Choleratoxin-Untereinheit B (CTB)
und die Hitze-labile Enterotoxin-Untereinheit B (LTB) von E. coli.
Begriffe wie CTB-Peptid und LTB-Peptid, wie sie hierin verwendet werden,
beziehen sich nicht nur auf die intakte Untereinheit, sondern auch
auf Allele und synthetische Varianten, Fragmente, Fusionspeptide,
Konjugate und andere Derivate, die eine Region enthalten, die homolog
(vorzugsweise zu 70 % identisch, stärker bevorzugt zu 80 % identisch
und noch stärker
bevorzugt zu 90 % identisch auf dem Aminosäurelevel) zu mindestens 10
und bevorzugt 30 aufeinander folgenden Aminosäuren zu dem entsprechenden
Molekül
ist, zu dem sie analog ist, wobei der homologe Bereich des Derivats
Mucosabindungsaktivität
hat, wie sie in den früher
beschriebenen Bindungsassays bestimmt werden kann.
-
Um
das Risiko zu minimieren, eher eine Immunantwort zu verstärken als
Toleranz induzieren, ist die als Mucosabindungskomponente verwendete
CTB in den meisten Ausführungsformen
im Wesentlichen frei von jeglichem intakten Choleratoxin oder der
funktionellen Choleratoxin-Untereinheit A. Dies bedeutet, dass < 0,1 Gew.-% und
bevorzugt < 0,01
Gew.-% der CTB-Zubereitung
aktive Untereinheit A ist. Rekombinant erhaltene CTB ist ein bevorzugte
Quelle, da es unwahrscheinlich ist, dass sie die Untereinheit A
als eine Kontaminante enthält.
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Das
Choleratoxin und CTB sind von Sigma Chemical Co., St. Louis MO erhältlich.
Die codierende DNA-Sequenz für
die A- und B-Kette des Choleratoxins sind in dem US-Patent Nr. 4,666,837
offenbart. Für Materialien
und Techniken, die zum Herstellen der rekombinanten CTB zweckmäßig sind,
wird der Leser auf EP Patent Nr. 0 095 426, US-Patent Nr. 5,268,276
und Sanchez et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86:481, 1989 verwiesen.
Für Materialien
und Techniken, die zum Herstellen des rekombinanten LTB zweckmäßig sind,
wird der Leser auf die Internationale Patentveröffentlichung WO 95/10301 und
Hirst et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81:7752, 1984 verwiesen.
Proteine, die von Bakterien-Expressionssystemen
sezerniert werden, können aus
dem Wachstumsmedium durch Einstellen des pH auf 4,5, Präzipitieren
mit Hexametaphosphat (Endkonzentration 2,5 g/l), Zentrifugieren
bei 8000 U/min, Auflösen
und Dialysieren gegen Phosphat-gepufferte Salzlösung und anschließendes Klären durch
Zentrifugation und Ultrafiltration gewonnen werden. Die Zubereitungen
können
weiter aufgereinigt werden, z.B. durch Gelfiltrationschromatographie.
-
Auswahl und
Herstellung des Antigens
-
Der
Fachmann hat eine Zahl von Wahlmöglichkeiten
für Antigene,
die in den Kombinationen dieser Erfindung verwendet werden. Das
in der Kombination vorhandene induzierende Antigen trägt zu der
Spezifität der
tolerogenen ("tolerogenic") Antwort, die induziert
wird, bei. Es kann, muss aber nicht, das gleiche sein, wie das Zielantigen,
das das Antigen ist, das in der behandelten Person vorhanden ist
oder in sie eingebracht werden soll, das ein Ziel der unerwünschten
immunologischen Antwort ist und für das Toleranz angestrebt wird.
-
Ein
induzierendes Antigen dieser Erfindung kann ein Polypeptid, Polynukleotid,
Kohlenhydrat, Glycolipid oder ein anderes Molekül sein, isoliert aus einer
biologischen Quelle, oder es kann ein chemisch synthetisiertes kleines
Molekül,
Polymer oder Derivat eines biologischen Materials sein, vorausgesetzt
es hat die Fähigkeit,
Toleranz gemäß dieser
Beschreibung zu induzieren, wenn es mit der Mucosabindungskomponente kombiniert
wird.
-
In
bestimmten Ausführungsformen
dieser Erfindung ist das induzierende Antigen ein einzelnes isoliertes
oder rekombinant hergestelltes Molekül. Zum Behandeln von Zuständen, bei
denen das Zielantigen über verschiedene
Orte im Wirt verteilt ist, ist es allgemein notwendig, dass das
induzierende Antigen identisch oder immunologisch verwandt mit dem
Zielantigen ist. Beispiele solcher Antigene sind zumeist Polynukleotid-Antigene
und einige Kohlenhydrat-Antigene (wie Blutgruppen-Antigene).
-
Wo
das Zielantigen bevorzugt in einem bestimmten Organ, einer bestimmten
Zelle oder einem bestimmten Gewebetyp exprimiert wird, hat der Fachmann
wieder die Möglichkeit,
ein induzierendes Antigen zu verwenden, das identisch oder immunologisch
verwandt mit dem Zielantigen ist. Jedoch gibt es ebenfalls die zusätzliche
Option, ein Antigen zu verwenden, das ein "Bystander" für
das Ziel ist. Dies ist ein Antigen, das nicht immunologisch verwandt
mit dem Zielantigen sein muss, aber das bevorzugt in einem Gewebe
exprimiert wird, in dem das Zielantigen exprimiert wird. Eine Arbeitshypothese
bezüglich
der Wirksamkeit der "Bystander"-Suppression ist,
dass die Suppression ein durch aktive Zellen vermittelter Prozess
ist, der den Effektor-Zweig der Immunantwort bei den Zielzellen
herunterreguliert. Die Suppressorzellen werden spezifisch durch
das induzierende Antigen ("inducer
antigen") an der
Mucosaoberfläche
stimuliert und kehren zu einer Gewebestelle zurück, an der das "Bystander"-Antigen bevorzugt
exprimiert wird. Durch einen sich wechselseitig beeinflussenden
oder Zytokin-vermittelten Mechanismus regulieren die lokalisierten
Suppressorzellen dann die Effektor-Zellen (oder Inducer von Effektor-Zellen)
in der Nachbarschaft her unter, unabhängig davon, wogegen diese reaktiv
sind. Wenn die Effektor-Zellen spezifisch für ein Ziel sind, das von dem
induzierenden Antigen verschieden ist, dann ist das Ergebnis eine "Bystander"-Wirkung. Für eine weitere
Ausarbeitung der "Bystander"-Reaktion und eine
Liste von tolerogenen ("tolerogenic") Peptiden, die diesen
Effekt haben, wird der Leser auf die Internationale Patentveröffentlichung
WO 93/16724 verwiesen. Eine Folge der "Bystander"-Theorie
ist, dass ein Fachmann ein bestimmtes Zielantigen, gegen das Toleranz
angestrebt wird, weder identifizieren noch isolieren muss, um die
vorliegende Erfindung anzuwenden. Der Fachmann braucht nur in der
Lage zu sein, mindestens ein Molekül, das bevorzugt an dem Zielort
exprimiert wird, zur Verwendung als ein induzierendes Antigen zu
erhalten.
-
Insulin-abhängiger Diabetes
mellitus schließt
einen Autoimmunangriff auf β-Zellen
des Pankreas ein, das der Ort der Insulinproduktion ist. Es wird
allgemein angenommen, dass das Ziel des Angriffs nicht das Insulin
ist, sondern ein anderes Antigen, das von den β-Zellen exprimiert wird. Da
jedoch Insulin, Glucagon und Amylin bevorzugt durch β-Zellen exprimiert
werden, ist jedes von diesen als ein induzierendes Antigen für diese
Erfindung geeignet. Gereinigtes Schweine- und Rinderinsulin und
rekombinantes Humaninsulin sind kommerziell von vielen Quellen für das klinische
und Veterinärmanagement
des Glucosemetabolismus erhältlich: z.B.
NovoNordisk, Connaught Laboratories, und Eli Lilly & Co.. Diese Zubereitungen
können
direkt in die Praxis dieser Erfindung implementiert werden oder
das Insulin kann durch rekombinante Expression hergestellt werden.
In bestimmten Ausführungsformen
stammt das Insulin von der gleichen Spezies wie die Person bzw.
das Subjekt, die bzw. das tolerant gemacht werden soll. In anderen
Ausführungsformen
stammt das Insulin von einer anderen Spezies als die Person bzw.
das Subjekt, die bzw. das tolerant gemacht soll. Die Vorläuferform von
Insulin (eine AAK-Sequenz umfassend, die die B-Kette mit der A-Kette
verknüpft),
andere Einzelketten-Formen und Formen, die ein Signalpeptid für die Sekretion
enthalten, können
ebenfalls verwendet werden.
-
In
bestimmten Ausführungsformen
dieser Erfindung hat das induzierende Antigen nicht die gleiche Form,
wie sie in dem behandelten Individuum exprimiert wird, sondern es
ist ein Fragment oder Derivat davon. Induzierende Antigene dieser
Erfindung schließen
Peptide ein, die auf einem Molekül
geeigneter Spezifität
basieren, das aber durch Fragmentierung, Restsubstitution, Markieren,
Konjugation und/oder Fusion mit Peptiden, die andere funktionelle
Eigenschaften haben, angepasst wurde. Die Anpassung kann für jegliche
gewünschte Zwecke
durchgeführt
werden, einschließlich,
aber nicht beschränkt
auf, die Eliminierung jeglicher unerwünschten Eigenschaft, wie Toxizität oder Immunogenität, oder
der Verstärkung
jeglicher gewünschten
Eigenschaft, z. B. die Mucosabindung, Mucosadurchdringung oder Stimulation
des tolerogenen ("tolerogenic") Zweigs der Immunantwort.
Begriffe wie Insulinpeptid, Kollagenpeptid und Myelin Basic Protein
Peptid, wie sie hierin verwendet werden, beziehen sich nicht nur
auf die intakte Untereinheit sondern auch auf allotypische und synthetische
Varianten, Fragmente, Fusionspeptide, Konjugate und andere Derivate,
die einen Bereich enthalten, der homolog (vorzugsweise zu 70 % identisch,
stärker
bevorzugt zu 80 % identisch und noch stärker bevorzugt zu 90 % identisch
auf dem Aminosäurelevel)
zu mindestens 10 und bevorzugt 30 aufeinander folgenden Aminosäuren des
entsprechenden Moleküls
ist, zu dem es analog ist, wobei der homologe Bereich des Derivats
mit dem entsprechenden Stammmolekül eine Fähigkeit teilt, Toleranz gegenüber dem
Zielantigen zu induzieren.
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Es
ist anerkannt, dass tolerogene ("tolerogenic") Bereiche eines
induzierenden Antigens häufig
verschieden von den immundominanten Epitopen für die Stimulation einer Antikörperantwort
sind. Tolerogene ("tolerogenic") Bereiche sind allgemein
Bereiche, die bei besonderen zellulären Wechselwirkungen, die T-Zellen
einschließen,
präsentiert
werden können.
Tolerogene ("tolerogenic") Bereiche können vorhanden
sein und in der Lage sein, bei Präsentation des intakten Antigens
Toleranz zu induzieren. Einige Antigene enthalten kryptische tolerogene
("tolerogenic") Bereiche, in denen
die Reifung bzw. Prozessierung und Präsentationen des nativen Antigens
normalerweise keine Toleranz auslöst. Eine ausführliche
Darstellung von kryptischen Antigenen und ihrer Identifikation findet
sich in der Internationalen Patentveröffentlichung WO 94/27634.
-
Eine
Zerlegung des nativen Moleküls
in immunstimulatorische und tolerogene ("tolerogenic") Bereiche ist gerechtfertigt, entweder
wenn ein immunodominanter Bereich die tolerogene ("tolerogenic") Wirkung überschattet,
oder wenn die einzigen tolerogenen ("tolerogenic") Bereiche kryptische sind, wie in vielen
Allergenen. Die Zuordnung und die Auswahl des geeigneten tolerogenen
("tolerogenic") Fragments kann
unter Verwendung eines der funktionellen Assays durchgeführt werden,
die im nächsten
Abschnitt beschrieben sind. Sowohl die A- als auch die B-Kette des
Insulins induzieren Toleranz, wenn sie alleine verwendet werden,
obwohl die B-Kette bei der Induktion etwas besser ist. Maßgebliche
Fragmente der reifen B-Kette
enthalten die Reste 1–12,
10–22
oder 11–30,
aber die Reste 23–30
sind allein weniger wirksam.
-
Insulinanaloga
können
durch Verfahren, die im Stand der Technik bekannt sind, hergestellt
werden, siehe z.B. Marki et al., Hoppe-Seyler's Z. Physiol. Chem. 360:1619–32, 1979;
Kitagawa et al., Biochem. 23:4444–8, 1984; Schwartz et al.,
Biochem. 17:4550–6,
1978; Nakagawa et al., J. Biol. Chem. 266:11502–9, 1991; Schwartz et al.,
Int. J. Pept. Prot. Res. 17:243–55,
1981; Hu et al., Biochem. 32:2631–5. 1993; Nakagawa et al.,
J. Biol. Chem. 261:7332–410,
1986; und Riemen et al., Biochem. 22:1507–15, 1983.
-
Es
ist oft unnötig
und manchmal weniger wünschenswert,
dass das induzierende Antigen funktionelle Wirksamkeit bzw. Aktivität hat, abgesehen
von seiner Fähigkeit,
als Toleranzinduzierendes Mittel zu wirken. Zum Beispiel dort, wo
Toleranz gegenüber
Insulin oder einem Insulin-"Bystander" gewünscht wird,
schließt
die Erfindung das Verwenden von metabolisch inaktiven Formen von
Insulin, metabolisch inaktiven Insulinfragmenten und metabolisch
inaktiven Insulinanaloga ein. Bevorzugte inaktive Formen haben nicht
die Fähigkeit, die
Blutzuckerspiegel innerhalb von 4 Stunden nach der Verabreichung
signifikant zu senken, oder sind nicht ausreichend wirksam bzw.
aktiv, um Typ-I-Diabetes zu behandeln, wenn sie in einer äquivalenten
Dosis gegeben werden. Metabolisch inaktive Analoge und Fragmente
schließen
diejenigen ein, die eine Wirksamkeit bzw. Aktivität haben,
die weniger als 7 %, bevorzugt weniger als 3 %, stärker bevorzugt
weniger als 1 % und noch stärker
bevorzugt weniger als 0,1 % der Wirksamkeit bzw. Aktivität ist, die
von normalen Human-Insulin aufgewiesen wird. Verfahren zum Messen
der Insulinwirksamkeit bzw. Aktivität schließen den euglykämischen Klemmenassay
am Schwein ("euglycemic
pig clamp assay"),
den intravenösen
Kaninchen-Blutglucose-Assay, den fettfreien, Zellassay an der Maus
("mouse fat free
cell assay)"), den
subkutanen Maus-Blutglucoseassay und Rezeptorbindungsassays unter
Verwendung ganzer Zellen oder löslicher
Rezeptoren ein (Anderson et al., J. Biol. Chem. 267:133681–6, 1992;Vølund et
al., Diabetic Med. 8:839–47,
1991; Moody et al., Horm. Metab.Res. 6:12–6, 1974;Vølund, Biometrics 34:357–65, 1978;
Brang et al., Diabet. Care 13:923–54, 1990; und Drejer, Diabet.
Met. Rev. 8:259–86,
1992).
-
Beispielhaft
genannte metabolisch inaktive Insulinanaloga schließen ein:
X28; X38 (AspB25 Humaninsulin); M13; die
A-Kette des Insulins; die B-Kette des Insulins; des(A1–A2)-Humaninsulin; des(A1–A3)-Humaninsulin;
desA21-Humaninsulin; des(B1–B5)-Humaninsulin;
des(B1–B6)-Humaninsulin;
des(B23–B30)-Humaninsulin;
des(B24B30)-Humaninsulin; des(B25–B30)-Humaninsulin; GlyA2-Humaninsulin; A laA2-Humaninsulin; NleA2-Humaninsulin;ThrA2-Humaninsulin;ProA2-Humaninsulin; D-allo IleA2-Humaninsulin;
NvaA3-Humaninsulin; LeuA3-Humaninsulin;
ValA2,IleA3-Humaninsulin;AbuA2,AbuA3-Humaninsulin;
D-CysA6-Humaninsulin; D-CysA6, C-CysA11-Humaninsulin; SerA6,
SerA11, des(A8–A10)-Humaninsulin; D-CysA7-Humaninsulin; D-CysA11-Humaninsulin;LeuA19-Humaninsulin; GlyB6-Humaninsulin;
GluB12-Humaninsulin;AsnB12-Humaninsulin;PheB12-Humaninsulin; und D-AlaB12-Humaninsulin.
-
In
bestimmten Ausführungsformen
dieser Erfindung werden zwei, drei oder eine größere Vielzahl von induzierenden
Antigenen verwendet. Es kann wünschenswert
sein, diese Ausführungsformen
zu implementieren, wenn es eine Vielzahl von Zielantigenen gibt
oder um eine Vielzahl "Bystander" für das Ziel
zur Verfügung zu
stellen. Bei der Behandlung von Diabetes können z.B. sowohl Insulin als
auch Glucagon mit einer Mucosabindungskomponente gemischt werden.
Es kann ebenfalls wünschenswert
sein, eine Mischung von Antigenen zur Verfügung zu stellen, um einige
mögliche
alternative Ziele abzudecken. Zum Beispiel könnte eine Mischung von Histokompatibilitätsantigenfragmenten
verwendet werden, um eine Person in Erwartung einer zukünftigen
Transplantation mit einem allogenen Transplanat unbekannten Phänotyps tolerant
zu machen. Allovariante Bereiche der Humanleukozyten-Antigene sind
im Stand der Technik bekannt: z.B. Immunogenetics 29:231, 1989.
In einem anderen Beispiel kann eine Mischung von Allergenen als
induzierendes Antigen für
die Behandlung einer Atopie beginnen.
-
Induzierende
Antigene können
mittels einer Zahl von Techniken, die im Stand der Technik bekannt sind,
abhängig
von der Beschaffenheit des Moleküls,
hergestellt werden. Polynukleotid-, Polypeptid- und Kohlenhydrat-Antigene
können
aus denjenigen Zellen der zu behandelnden Spezies isoliert werden,
in denen sie angereichert sind. Kurze Peptide werden bequem durch
Aminosäuresynthese
hergestellt. Längere
Proteine bekannter Sequenz können
durch Synthetisieren einer codierenden Sequenz oder PCR-Vermehrung
einer codierenden Sequenz aus einer natürlichen Quelle oder einem Vektor
und anschließendem
Exprimieren der codierenden Sequenz in einer geeigneten bakteriellen
oder eukaryotischen Wirtszelle hergestellt werden.
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In
bestimmten Ausführungsformen
dieser Erfindung umfasst die Kombination eine komplexe Mischung
von Antigenen, erhalten aus einer Zelle oder einem Gewebe, von denen
eines oder mehrere die Rolle des induzierenden Antigens spielen.
Die Antigene können
in der Form ganzer Zellen, entweder intakt oder mit einem Fixierungsmittel,
wie Formaldehyd, Glutaraldehyd oder Alkohol, behandelt, vorliegen.
Die Antigene können
in der Form eines Zelllysats, hergestellt durch Tensidsolubilisierung
oder mechanisches Aufbrechen von Zellen oder Gewebe, gefolgt von
Klärung,
vorliegen. Die Antigene können
auch durch subzelluläre
Fraktionierung erhalten werden, insbesondere durch eine Anreicherung
der Plasmamembran mittels Techniken, wie Differentialzentrifugation,
optional gefolgt von Tensidsolubilisierung und Dialyse. Andere Trenntechniken
sind ebenfalls geeignet, wie Affinitäts- oder Ionenaustauschchromatographie
von solubilisierten Membranproteinen.
-
Antigene
können
auch in der Form von Nahrungsmittelprodukten vorliegen, die gegessen
werden, und die Antigene können
während
der Verdauung in die Mucosa freigesetzt werden. Solche Nahrungsmittelprodukte
schließen
diejenigen ein, die Getreidekörner,
Samen oder Nüsse
oder verwandte Produkte, wie Öle,
Milch oder Feststoffe der Milch, Käse, Früchte, Gemüse, Meeresfrüchte, Gewürze und
Eier, oder verwandte Produkte, wie Eiweiß und Albumin, enthalten. Ebenfalls
eingeschlossen sind Nahrungsmittelprodukte, die auf kleinen Molekülen basierende
Verbindungen enthalten, die ein Ziel für Hypersensitivität sind – z.B. Farbstoffe,
wie die gelben Farbstoffe FD&C
Yellows 5 & 6,
und Konservierungsstoffe, Nebenprodukte und Geschmacksverstärker, wie
Sulfate und Mononatriumglutamat. Antigene können auch exprimiert werden
oder in dem Individuum vorhanden sein als Antwort auf oder in Verbindung
mit einem pathologischen Zustand, wie diejenigen, die mit Mucosastörungen bzw.
-krankheiten assoziiert sind. Beispielhaft genannte Mucosastörungen bzw.
-krankheiten schließen
entzündliche
Darmerkrankung, Reizdarmkrankheit, Colitis ulcerosa, Zöliakie und
Morbus Crohn ein.
-
Mischungen
von Antigenen aus Zellen oder Geweben sind in einer Zahl von Anwendungen
dieser Erfindung von besonderem Interesse. Zum Beispiel: (1) zur
Behandlung von organospezifischen Autoimmunkrankheiten, bei denen
die Identität
des Zielantigens oder eines geeigneten "Bystander"-Antigens unbekannt ist, oder um eine
Vielzahl von Antigenen zur Verfügung
zu stellen, um die tolerogene ("tolerogenic") Antwort zu erhöhen. Geeignete
Quellen von Zellen für
diesen Zweck würde
eine Biopsie-Probe des gleichen Gewebes der zu behandelnden Person
sein, oder eine kultivierte Zelllinie des gleichen Gewebetyps; (2)
um einen Empfänger
einer geplanten Gewebetransplantation tolerant zu machen. Wo der
Phänotyp
des Donors zum Zeitpunkt der Tolerantmachung bekannt ist, wird die
Zellquelle bevorzugt entweder von dem Donor oder einem Individuum,
das mindestens einen Haupthistokompatibili tätskomplex-Allotyp mit dem Donor
teilt, erhalten. Bei Menschen werden bevorzugt zwei oder mehr Allotypen
an dem HLA-A/B- und HLA-DR-Locus geteilt (in der Reihenfolge zunehmender
Präferenz
bei der Behandlung einer Transplantatabstoßung; in der Reihenfolge abnehmender
Präferenz
bei der Behandlung einer Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion). Für das Tolerant-Machen
gegen Antigene der Histokompatibilitätsklasse II (das übliche Ziel
einer akuten Abstoßung
eines allogenen Transplantats) sind mononukleäre Zellen des periphären Bluts,
Milzzellen oder Lymphknotenzellen besonders geeignet. Für das Tolerantmachen
gegen Kohlenhydrat-Antigene (das übliche Ziel einer hochakuten
Abstoßung
eines xenogenen Transplantats) ist es angemessen, irgendeinen Zelltyp
zu verwenden, der am Ziel angereichert ist, wie Endothelzellen oder
Leukozyten. Wo der Phänotyp
des Donors zum Zeitpunkt des Tolerantmachens unbekannt ist, ist
es passend, eine Mischung von Zellen (wie mononukleäre Leukozyten)
zu verwenden, die von verschiedenen Mitgliedern einer durch Kreuzung
nicht-verwandter Individuen entstandenen Population der gleichen
Spezies genommen wurden.
-
Aufbau und Testen der
Kombination
-
Die
Kombinationen dieser Erfindung werden durch Kombinieren von einem
oder mehreren induzierenden Antigenen mit einer oder mehreren Mucosabindungskomponenten
aufgebaut. Dies wird am zweckmäßigsten
in einen relativ neutralen wässrigen
Lösungsmittel
oder Puffer, wie Wasser, isotonische Salzlösung, Phosphatpuffer oder Hydrogencarbonat,
oder irgendeinem pharmakologisch- und physiologisch-kompatiblen Exzipiens
durchgeführt.
Wo die Kombination gelagert werden soll oder in fester Form verabreicht
werden soll, können
die Komponenten als Feststoffe kombiniert werden, die es erlauben,
dass sich die Mischung bei Resuspendierung oder Auflösung bildet.
-
Das
induzierende Antigen/die induzierenden Antigene und die Mucosabindungskomponente(n)
werden in dem Verhältnis
einer wirksamen Kombination kombiniert. Allgemein wird eine wirksame
Kombination zwischen etwa 100:1 und etwa 1:100, bezogen auf das
Gewicht, sein; gewöhnlich
wird sie zwischen etwa 20:1 und etwa 1:20, bezogen auf das Gewicht,
sein, und typischerweise wird sie zwischen etwa 5:1 und etwa 1:5, bezogen
auf das Gewicht, sein. Ein guter Ausgangspunkt für das Testen neuer Kombinationen
ist ein Gewichtsverhältnis
von etwa 1:1. Nach dem Kombinieren wird die Mischung geteilt, falls
erforderlich, so dass jeder Teil die Antigenmenge enthält, die
für eine
einzelne Verabreichung gewünscht
wird.
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Kombinationen
können
auf ihre Fähigkeit
hin getestet werden, Toleranz zu fördern, indem Versuche mit isolierten
Zellen oder in Tiermodellen durchgeführt werden.
-
Stellvertretend
für tolerogene
("tolerogenic") Wirksamkeit bzw.
Aktivität
ist die Fähigkeit
eines intakten Antigens oder Fragments, die Produktion eines geeigneten
Zytokins an dem Zielort zu stimulieren. Es wird angenommen, dass
das immunoregulatorische Zytokin, das durch T-Suppressor-Zellen
an dem Zielort freigesetzt wird, TGF-β ist (Miller et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 89:421, 1982). Andere Faktoren, die während der Toleranz
produziert werden können,
sind die Zytokine IL-4 und IL-10 und der Mediator PGE. Im Gegensatz dazu
sezernieren Lymphozyten in Geweben, die einer aktiven Immun-Zerstörung unterliegen,
Zytokine, wie IL-1, IL-2, IL-6 und γ-IFN. Daher kann die Wirksamkeit
eines induzierenden Antigen-Kandidaten bewertet werden, indem seine
Fähigkeit
gemessen wird, den geeigneten Zytokin-Typ zu stimulieren.
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Mit
Blick darauf kann ein schneller Screening-Test für tolerogene ("tolerogenic") Epitope des induzierenden
Antigens, wirksame Mucosabindungskomponenten, wirksame Kombinationen
oder wirksame Arten und Zeitpläne
der Mucosaverabreichung unter Verwendung syngenetischer Tiere als
Donoren für
in vitro-Zell-Assays durchgeführt
werden. Tiere werden an der Mucosaoberfläche mit der Testzusammensetzung behandelt
und zu irgendeiner Zeit mit einer parenteralen Verabreichung des
Zielantigens in komplettem Freund'schem Adjuvans stimuliert. Milzzellen
werden isoliert und in vitro in Gegenwart des Zielantigens bei einer
Konzentration von etwa 50 μg/ml
kultiviert. Das Zielantigen kann durch Kandidaten-Proteine oder
Unterfragmente ersetzt werden, um den Ort der tolerogenen ("tolerogenic") Epitope zu kartieren.
Die Zytokinabscheidung in das Medium kann durch einen Standardimmunoassay
quantifiziert werden.
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Die
Fähigkeit
der Zellen, die Aktivität
anderer Zellen zu unterdrücken,
kann unter Verwendung von Zellen, die aus einem mit dem Zielantigen
immunisierten Tier isoliert wurden, bestimmt werden, oder durch
Schaffen einer Zelllinie, die auf das Zielantigen anspricht (Ben-Nun
et al., Eur. J. Immunol. 11:195, 1981). In einer Variation dieses
Versuchs wird die Suppressor-Zellpopulation schwach bestrahlt (etwa
1000 bis 1200 Rad), um die Proliferation zu verhindern, die Suppressoren
werden mit den Responder-Zellen co-kultiviert und dann wird der
Einbau von Tritium-markiertem Thymidin (oder MTT) verwendet, um
die Proliferationsaktivität
der Responder zu quantifizieren. In einer anderen Variation werden
die Suppressor-Zellpopulation und die Responder-Zellpopulation in
den oberen und unteren Leveln eines Zweikammer-Transwell-Kultursystems
("dual chamber transwell
culture system")
(Costar, Cambridge MA) kultiviert, was es ermöglicht, die Populationen innerhalb
1 mm voneinander zu co-inkubieren, getrennt durch eine Polycarbonat-Membran
(WO 93/16724). Bei dieser Vorgehensweise ist die Bestrahlung der
Suppressor-Zellpopulation unnötig,
da die Proliferationsaktivität der
Responder getrennt gemessen werden kann.
-
In
den Ausführungsformen
der Erfindung, in denen das Zielantigen bereits in dem Individuum
vorhanden ist, besteht keine Notwendigkeit, das Antigen zu isolieren
oder es zuvor mit der Mucosabindungskomponente zu kombinieren. Zum
Beispiel kann das Antigen in dem Individuum in einer bestimmten
Weise als ein Ergebnis eines pathologischen Zustands (wie entzündliche
Darmerkrankung oder Zöliakie)
oder durch Verdauung eines Nahrungsmittelallergens exprimiert werden.
Das Testen wird durchgeführt,
indem die Mucosabindungskomponente in einer oder mehreren Dosen
oder Formulierungen gegeben wird und ihre Fähigkeit, die Tolerantmachung
gegen das Antigen in situ zu fördern,
bestimmt wird.
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Die
Wirksamkeit der Zusammensetzungen und Verabreichungsweisen zur Behandlung
einer spezifischen Krankheit kann auch in einem entsprechenden Tierkrankheitsmodell
ausgearbeitet werden. Die Fähigkeit
der Behandlung, die Symptomatologie der Krankheit zu vermindern
oder zu verzögern,
wird auf dem Niveau von zirkulierenden biochemischen und immunologischen
Kennzeichen der Krankheit, der Immunhistologie des betroffenen Gewebes
und groben klinischen Merkmalen überwacht,
wie es für
das verwendete Modell angemessen ist. Nicht-einschränkende Beispiele
von Tiermodellen, die für
das Testen verwendet werden können,
sind in dem folgendem Abschnitt eingeschlossen.
-
Spezifische
Tolerisierung für
Behandlungszwecke
-
Die
Zusammensetzungen und Verfahren dieser Erfindung können zur
Anwendung gebracht werden, wann immer es wünschenswert ist, eine unerwünschte immunologische
Antwort abzuwenden oder zu unterdrücken. Dies ist bei der Behandlung
einer Zahl von Human- und Veterinärzuständen angebracht.
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Die
Behandlung wird durchgeführt,
indem eine wirksame Kombination aus Mucosabindungskomponente und
Antigen in einer wirksamen Menge verabreicht wird. Eine pharmazeutische
Zusammensetzung oder ein Behandlungsprotokoll ist wirksam, wenn
es nach einer oder mehreren Verabreichungen in einem günstigen oder
gewünschten
klinischen Ergebnis resultiert.
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Bestimmte
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf das Bewirken von Immuntoleranz bei
einem Individuum, das nicht zuvor durch therapeutisches Eingreifen
tolerant gemacht wurde. Diese Ausführungsformen schließen im Allgemeinen
eine Vielzahl von Verabreichungen einer Kombination aus Antigen und
Mucosabindungskomponente ein. Typischerweise mindestens drei Verabreichungen,
oft mindestens vier Verabreichungen und manchmal mindestens sechs
Verabreichungen, werden während
des Primings durchgeführt,
um ein lang anhaltendes Ergebnis zu erzielen, obwohl die Person
früh im
Verlauf der Behandlung Toleranzmanifestationen zeigen kann. Am häufigsten
wird jede Dosis als eine Bolus-Verabreichung
gegeben, aber anhaltende Formulierungen, die zu einer Mucosa-Freisetzung
in der Lage sind, sind ebenfalls geeignet. Wo Mehrfachverabreichungen
durchgeführt
werden, liegt die Zeit zwischen den Verabreichungen allgemein zwischen
1 Tag und 3 Wochen und typischerweise zwischen etwa 3 Tagen und
2 Wochen. Allgemein sind das gleiche Antigen und die Mucosabindungskomponente
in der gleichen Konzentration vorhanden, und die Verabreichung wird
auf die gleiche Mucosaoberfläche
gegeben, aber Variationen von jeder dieser Variablen können während eines
Verlaufs der Behandlung untergebracht werden.
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Andere
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf das Auffrischen oder Ausweiten
der Fortdauer einer zuvor etablierten Immuntoleranz. Diese Ausführungsformen
beinhalten im Allgemeinen eine Verabreichung oder einen kurzen Verlauf
der Behandlung zu einer Zeit, wenn die etablierte Toleranz abnimmt oder
das Risiko besteht, dass sie abnimmt. Das Auffrischen wird allgemein
einen Monat bis 1 Jahr und typischerweise 2 bis 6 Monate nach dem
Priming oder einer vorhergehenden Auffrischung durchgeführt. Diese Erfindung
schließt
auch Ausführungsformen
ein, die die regelmäßige Aufrechterhaltung
der Toleranz in einem Zeitplan von Verabreichungen einschließt, die
halb-wöchentlich,
wöchentlich,
zweiwöchig
oder in jedem anderen regelmäßigen Zeitplan
erfolgen.
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Diese
Erfindung zieht Behandlungskombinationen in Betracht, in denen hier
beschriebene Ausführungsformen
simultan oder sequenziell mit anderen Arten zum Induzieren von Toleranz
oder anderem Behandeln des klinischen Zustands verwendet werden.
Dies schließt
die Mucosaverabreichung des Antigens allein, der Mucosabindungskomponente
allein oder kovalenter Konjugate von Antigen und Mucosabindungskomponente
oder intravenöse
Verabreichung von tolerogenen ("tolerogenic") Substanzen jeglicher
Art ein, ist aber nicht darauf beschränkt.
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Die
Behandlung ist allgemein wirksamer zum Verhindern der schwersten
Konsequenzen einer immun-vermittelten Krankheit, wenn sie auf einer
prophylaktischen Basis durchgeführt
wird. Es gibt einige Gründe
dafür.
Erstens, kann die Tolerisierung wirksamer darin sein, den Ausbruch
einer unerwünschten
immunologischen Reaktion zu beschränken, als ihn rückgängig zu
machen. Zweitens, kann eine unerwünschte immunologische Reaktion
ein Zielorgan oder Gewebe irreversibel schädigen. Zum Beispiel werden
die Insulin-sezernierenden β-Zellen des Pankreas
beim Typ-I-Diabetes eliminiert. Demgemäß ist es häufig angemessen, eine prophylaktische
Verabreichung bei einer Person zu beginnen, bei der festgestellt
wurde, dass ein ausreichendes Risiko für die Krankheit aufgrund der
Familiengeschichte, aufgrund von biochemischen, immunologischen
oder genetischen Markern oder früheren
klinischen Merkmalen besteht.
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Nichtsdestoweniger
wird der behandelnde Arzt auch die Möglichkeiten zur Anwendung dieser
Erfindung in der Behandlung einer aktiven Krankheit erkennen. Die
Linderung des Zustands ist sicherlich ein wertvolles Ergebnis, sogar
wenn eine vollständige
Aufhebung nicht möglich
ist. Eine fortschreitende Pathologie, die einer immunologischen
Reaktion zugeordnet werden kann, kann von der Tolerisierung profitieren – wie bei systemischem
Lupus, rheumatoider Arthritis oder Mucosastörungen bzw. -kankheiten, wie
entzündliche Darmerkrankung,
Reizdarmerkrankung, Zöliakie
oder Morbus Crohn. Es kann sich lohnen, Diabetes im aktiven Zustand
zu behandeln, indem Toleranz hervorgerufen wird, wenn die β-Zell-Zerstörung nicht
vollständig
ist, wo es einen Antikörper
gibt, der die Wirksamkeit des zur Regulation des Glucosemetabolismus
verabreichten Insulins vermindert oder wo eine β-Zelltransplantation geplant ist. Andere
Hypersensitivitätsantworten,
wie Nahrungsmittelallergien, können
durch eine Quelle des Zielantigens hervorgerufen werden, z.B. durch
Essen von Nahrungsmitteln, von denen bekannt ist, dass sie eine
solche Antwort in dem Individuum stimulieren. Die Behandlung gemäß dieser
Erfindung würde
die Verabreichung der Mucosabindungskomponente an die sensibilisierte
Mucosaoberfläche
etwa zu der Zeit, wenn eine Exposition wahrscheinlich ist, einschließen.
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Veranschaulichung
der Krankheiten, die durch spezifische Tolerisierung behandelbar
sind
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Die
Zusammensetzungen und Verfahren zum Induzieren spezifischer immunologischer
Toleranz, die hierin offenbart sind, können im Management einer Zahl
verschiedener Zustände
zur Anwendung gebracht werden. Was folgt, sind nicht-einschränkende Veranschaulichungen
von bestimmten Zuständen
von Interesse.
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Bestimmte
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf die Behandlung von pathologischen
Zuständen,
in denen Autoimmunität
eine Rolle spielt. Autoimmunkrankheiten können als organspezifisch und
systemisch charakterisiert werden. Die Pathologie kann Antikörper-vermittelte
oder Zell-vermittelte Cytolyse des betroffenen Gewebes, entzündliche
Zerstörung,
vermittelt durch T-Helfer/Inducer-Zellen, Ablagerung von Immunkomplexen
und Antikörper-vermitteltes
Rezeptor-Auslösen
oder -Blockieren einschließen. Nichteinschränkende Beispiele
von Zuständen,
die gemäß dieser
Erfindung behandelt werden können,
schließen
Folgende ein.
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Für Collagen-Typen,
die als induzierende Antigene für
andere klinische Zustände
geeignet sind, wird der Leser auf die Internationale Patentveröffentlichung
WO 96/21458 verwiesen.
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Eine
Zahl von Tiermodellen für
Autoimmunzustände
wurden im Stand der Technik entwickelt. Zum Beispiel Insulin-pflichtiger
Diabetes (Martin et al., J. Autoimmunity 9:637, 1996; Yang et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90:10494, 1993; von Herrath et al., J.
Clin. Invest. 98:1324, 1996; und Beispiele 1 and 3), Arthritis (Zeidler et
al., Autoimmunity 21:245, 1995; WO 96/21458; Pearson et al., J.
Chronic Dis. 16:863, 1963; und Beispiel 4), Multiple Sklerose (Alvord
et al., "Experimental
Allergic Encephalomyelitis..",
Allan R. Liss NY, 1984; und Beispiel 4), und autoimmune Uveoretinitis
(WO 91/01333).
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Andere
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf die Behandlung von pathologischen Zuständen, betreffend
eine unerwünschte
Hypersensitivität.
Die Hypersensitivität
kann irgendeine der Typen I, II, III und IV sein. Unmittelbare (Typ
I) Hypersensitivität
wird typischerweise unter Verwendung von einem oder mehreren angreifenden
allergenen oder tolerogenen ("tolerogenic") Fragmenten davon
als dem induzierenden Antigen behandelt. Die Häufigkeit der Verabreichung
wird typischerweise mit der Zeitvorgabe der Allergenexposition übereinstimmen.
Geeigneter Tiermodelle sind im Stand der Technik bekannt (z.B. Gundel
et al., Am. Rev. Respir. Dis. 146:369, 1992; Wada et al., J. Med.
Chem. 39, 2055, 1996; und WO 96/35418).
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Andere
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf die Transplantation. Dies bezieht
sich auf die Übertragung
einer Gewebeprobe oder eines Transplantats von einem Donorindividuum
auf ein Empfängerindividuum
und wird häufig
bei menschlichen Empfängern
durchgeführt,
die das Gewebe brauchen, um eine physiologische Funktion wieder
herzustellen, die durch das Gewebe bereitgestellt wird. Gewebe,
die transplantiert werden, schließen (aber sind nicht darauf
beschränkt)
ganze Organe, wie Niere, Leber, Herz, Lunge, Organkomponenten, wie
Hauttransplantate und die Cornea des Auges, und Zellsuspensionen,
wie Knochenmarkzellen und Kulturen von Zellen, die ausgewählt und
ausgebreitet sind von dem Knochenmark oder dem zirkulierenden Blut,
und Vollblut-transfusionen ein.
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Eine
ernsthafte mögliche
Komplikation jeder Transplantation folgt aus den Antigenunterschieden
zwischen dem Wirtsempfänger
und dem verpflanzten Gewebe. Abhängig
von der Natur und dem Grad des Unterschiedes kann das Risiko eines
immunologischen Angriffs auf das Transplantat durch den Wirt oder
auf den Wirt durch das Transplantat oder beides auftre ten. Das Ausmaß des Risikos
wird bestimmt, indem dem Antwortmuster in einer Population von ähnlich behandelten
Personen mit einem ähnlichen
Phänotyp
gefolgt wird und die verschiedenen möglichen beitragenden Faktoren
gemäß gut akzeptierten
klinischen Vorgehensweisen korreliert werden. Der immunologische
Angriff kann das Ergebnis einer zuvor bestehenden immunologischen Antwort
(wie vorgebildete Antikörper)
sein oder eines, das etwa zum Zeitpunkt der Transplantation ausgelöst wird
(wie die Erzeugung von TH-Zellen). Antikörper, TH-Zellen oder TC-Zellen
können
in jeglicher Kombination miteinander und mit verschiedenen Effektormolekülen und
-zellen beteiligt sein.
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Es
ist eine Aufgabe dieser Erfindung, Materialien und Vargehensweisen
bereitzustellen, die es erlauben, dass eine Transplantation gemäß den Standard-chirurgischen
Vorgehensweisen durchgeführt
wird, aber mit vermindertem Risiko einer schädlichen immunologischen Reaktion
gegen den Empfänger
des Transplantats. Die Vorgehensweisen beinhalten die Tolerisierung
des Empfängers
gegen die Gewebe des Donors oder umgekehrt oder beides. Die Tolerisierung
wird durchgeführt,
indem ein Zielantigen, das in dem transplantierten Gewebe exprimiert
wird, oder ein "Bystander"-Antigen in einer
nicht-konjugierten Kombination mit einem Mucosabindungsprotein verabreicht
wird. Die Leichtigkeit der Herstellung einer wirksamen Kombination
bedeutet, dass sie kurzfristig, maßgeschneidert gemäß dem Phänotyp des
Donors und des Empfängers,
hergestellt werden kann. Das Transplantat kann eine komplexe Struktur
von vielen verschiedenen Zelltypen sein und einer oder mehrere der
Zelltypen, die in das Individuum transplantiert wurden, kann/können ein
Risiko, für
das die Vorgehensweisen dieser Erfindung angebracht sind, aufwerfen.
Zum Beispiel komplizieren Endothelzell-Antigene Nierentransplantate, und "Passenger-Lymphozyten" komplizieren Lebertransplantate.
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Bestimmte
Ausführungsformen
der Erfindung beziehen sich auf das Verringern des Risikos einer Wirt-gegen-Transplantat-Reaktion,
die zu einer Abstoßung
des Gewebetransplantats durch den Empfänger führt. Die Behandlung kann durchgeführt werden,
um die Wirkung einer hochakuten, akuten oder chronischen Abstoßungsantwort
zu verhindern oder zu verringern. Die Behandlung wird bevorzugt
ausreichend weit im voraus vor der Transplantation begonnen, so
dass Toleranz bestehen wird, wenn das Transplantat eingesetzt wird;
aber wo dies nicht möglich
ist, kann die Behandlung simultan oder auf das Transplantat folgend
begonnen werden. Ungeachtet der Zeit des Beginns wird die Behandlung
allgemein in regelmäßigen Intervallen
für mindestens
den ersten auf die Transplantation folgenden Monat fort gesetzt werden.
Folgedosen müssen
nicht erforderlich sein, wenn eine ausreichende Anpassung des Transplantats
auftritt, aber sie sollten wieder aufgenommen werden, wenn es irgendeinen
Beweis einer Abstoßung
oder Entzündung
des Transplantats gibt. Natürlich
können
die Tolerisierungs-Vorgehensweisen dieser Erfindung mit anderen
Formen der Immunsuppression kombiniert werden, um sogar ein noch
niedrigeres Risikoniveau zu erreichen.
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In
einem Beispiel besteht bei einer xenogenen Transplantation von Schweinenieren
in eine andere Spezies das Risiko einer hochakuten Abstoßung hauptsächlich,
aber nicht ausschließlich
aufgrund von vorgebildeten Antikörpern
gegen das Trisaccharid Galα1-3Galβ1-4GlcNacβ1-, das auf
den Nierenendothelzellen exprimiert wird. Demgemäß kann der Empfänger in
Erwartung eines allogenen Transplantats vom Schwein im voraus unter
Verwendung einer Zusammensetzung, in der das Trisaccharid das induzierende
Antigen ist, tolerant gemacht werden. Alternativ kann ein Endothelzellextrakt
vom Schwein verwendet werden, um die Tolerisierung zu fördern, nicht
nur gegen das dominante Trisaccharid sondern auch gegen andere Trisaccharide, xenogenetische
Derminanten auf Histokompatibilitätsantigenen und unvorhergesehene
Antigenfehlanpassungen. In einem zweiten Beispiel besteht bei einem
allogenen zwischen-menschlichen Nierentransplanat das Risiko einer
akuten (hauptsächlich
TH-vermittelten) Abstoßungsantwort aufgrund von Diskordanz
der Antigene der Histokompatibilitätsklasse II. Demgemäß könnte die
Tolerisierung des Empfängers
vor, während
oder nach der Transplantation durchgeführt werden, unter Verwendung
eines isolierten oder rekombinanten Humanleukozyten-Antigens (HLA)
Klasse II des Donorphänotyps.
Alternativ könnten
Zellen oder ein Zellextrakt des Donors als das induzierende Antigen
verwendet werden, um sowohl gegen Klasse II-Diskordanz und andere Fehlanpassungen
tolerant zu machen. Ein bevorzugter Zelltyp für diese Anwendung würde vorzugsweise Klasse
II-Antigene auf
beträchtlichem
Niveau, insbesondere B-Zellen, Monozyten und Makrophagen exprimieren.
Diese Zellen können
aus dem peripheren Blut (falls verfügbar), aus Lymphknoten oder
aus der Milz erhalten werden. Eine mononukleäre Leukozytenpopulation (erhalten
durch Zentrifugation auf einem Medium wie Hostopaque FicollTM) wird allgemein gut mit Klasse II-Antigenen
angereichert sein. Es ist auch möglich,
eine Person auf einer Transplationswarteliste gegenüber einer
Zahl von möglichen
Donoren prä-tolerant
zu machen ("pre-tolerize"), indem eine Mischung
von rekombinanten HLA-Antigenen oder ein Extrakt einer gemischten Leukozytenpopulation
von einer Zahl verschiedener Donoren gegeben wird.
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Bestimmte
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf das Verringern des Risikos einer Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion.
In diesen Reihen von Ausführungsformen
ist es notwendig, einen lebenden Donor gegen ein Zielantigen des
zukünftigen
Transplantat-Empfängers
tolerant zu machen, bevor die Transplantation stattfindet. Wenn
die Toleranz einmal erreicht ist, werden die Zellen oder Gewebe
des Donors geerntet und die Transplantation wird durchgeführt.
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In
einem Beispiel wird ein nicht-autologer Knochenmarkdonor gegenüber den
Geweben des Empfängers
prä-tolerant
gemacht ("pre-tolerized"), wobei die Lymphozyten
in dem Transplantat daran gehindert werden, eine systemische Transplanat-gegen-Empfänger-Reaktion zu erzeugen,
wo der Empfänger
immungeschwächt
ist. Da die Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion
typischerweise gegen Humanleukozyten-Antigene gerichtet ist, ist
das isolierte oder rekombinante HLA des Empfänger-Phänotyps oder ein Leukozytenextrakt
vom Empfänger
ein geeignetes induzierendes Antigen für die Zusammensetzung, die
dem Donor gegeben wird. Das Anwenden der traditionellsten nicht-spezifischen
Formen der Immunsuppression bei der Donorquelle würde mit
den Zielen der Transplantation nicht vereinbar sein. Die Vorgehensweisen
dieser Erfindung sind dadurch vorteilhaft, dass die induzierte Toleranz
spezifisch ist, und sie sollten die Funktion des Transplantats nicht
störend
beeinflussen. In einem anderen Beispiel wird die hämolytische
Aktivität
aufgrund von Passenger-Lymphozyten
("passenger lymphocytes") spezifisch für Blutgruppen-Antigene
in Lebertransplanaten minimiert, indem die Donorperson unter Verwendung
von Antigenen oder roten Blutkörperchen
des Empfängertyps
tolerant gemacht wird.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen und ihre Verabreichung
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Die
Zusammensetzungen dieser Erfindung können für die Verabreichung an ein
Individuum hergestellt werden, das deren bedarf, insbesondere menschliche
Personen, die eine unerwünschte
Immunantwort haben. Die Herstellung der Zusammensetzungen und ihre
Verwendung wird in Übereinstimmung
mit allgemein akzeptierten Verfahrensweisen für die Herstellung von pharmazeutischen
Zusammensetzungen durchgeführt.
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In
bestimmten Ausführungsformen
dieser Erfindung werden die Mucosabindungskomponente und das Antigen
oder die Antigenmischung zusammen gegeben. Die Komponenten werden
typischerweise in einem wirksamen Anteil innerhalb einer einzelnen
pharmazeutischen Zusammensetzung kombiniert, oder durch Mischen
direkt vor der Verabreichung. In anderen Ausführungsformen wird die Mucosabindungskomponente
als eine von dem Antigen getrennte Formulierung verabreicht. Zum
Beispiel, wenn das Antigen eine Nahrungsmittelkomponente ist, kann
die Mucosabindungskomponente mit dem Lebensmittel gegeben werden
oder während
einer Dauer, die dem Nahrungsmittel vorausgeht oder folgt, und die
es der Mucosabindungskomponente ermöglicht, die Toleranz gegenüber der
Komponente zu fördern.
Die Mucosabindungskomponente und das induzierende Antigen werden
zeitlich so nah wie praktikabel beieinander gegeben; bevorzugt innerhalb
von weniger als etwa 6 Stunden und stärker bevorzugt innerhalb von
weniger als 30 Minuten. In einem anderen Beispiel wird ein Autoantigen,
das bereits auf der Mucosaoberfläche
vorhanden ist, mit einer Formulierung ergänzt, die die Mucosabindungskomponente
enthält.
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Vorgehensweisen
zum Herstellen pharmazeutischer Zusammensetzungen sind in Remington's Pharmaceutical
Sciences, E.W. Martin Hrsg., Mack Publishing Co., PA beschrieben.
Die Mucosabindungskomponente und das Antigen (ob sie getrennt oder
zusammen gegeben werden) werden optional mit anderen wirksamen bzw.
aktiven Komponenten, Trägern
und Exzipienzien und Stabilisatoren kombiniert. Zusätzliche
aktive bzw. wirksame Komponenten von Interesse sind Mittel, die
die tolerogene ("tolerogenic") Wirkung der Kombination
an der Mucosaoberfläche
verstärken.
Ein Beispiel einer zusätzlichen
aktiven bzw. wirksamen Komponente ist ein Zytokin, beispielhaft
dargestellt durch IL-4. Obwohl nicht erforderlich, können die
pharmazeutischen Zusammensetzungen in einer Einheitsdosierungsform,
die für
die Verabreichung einer genauen Menge geeignet ist, bereitgestellt
werden.
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Bestimmte
Ausführungsformen
dieser Erfindung beziehen sich auf Kits und Reagenzien, in denen
eine oder mehrere Komponente(n) in einem getrennten Behälter, optional
mit geschriebenen Anweisungen, für
den Aufbau einer pharmazeutischen Zusammensetzung durch den Patienten
oder den verabreichenden Mediziner bereitgestellt werden. In einem
Beispiel werden ein induzierendes Antigen und eine Mucosabindungskomponente
in getrennten Behältern
eines Kits bereitgestellt, um direkt vor der Verabreichung kombiniert
zu werden. In einem zweiten Beispiel, das für eine Transplantation von
Interesse ist, wird ein Panel von möglichen induzierenden Antigenen
(angenommen, ein Panel von rekombinanten HLA-Antigenen oder Leukozyten-Extrakten von
verschiedenen Donoren) zusammen mit einer Mucosabindungskomponente
bereitgestellt, so dass der verabreichende Fachmann das geeignete
induzierende Antigen zur Verwendung in der Zusammensetzung wählen kann.
In einem dritten Beispiel wird ein Mucosabindungsprotein für sich bereitgestellt,
optional mit anderen Inhaltsstoffen, wie Puffern und Co-Faktoren,
wie IL-4, für
Zwecke des Kombinierens mit dem induzierenden Antigen, insbesondere
Zellen oder einem Zellextrakt, der zeitnah zur Verabreichung durch
den Fachmann hergestellt wurde.
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Da
die Zusammensetzungen für
die Mucosaverabreichung vorgesehen sind, ist es nützlich,
Zusammensetzungen herzustellen, die nicht nur über die erwartete Lagerdauer
hinweg stabil sind, sondern die auch resistent gegen pH-Extreme,
Enzyme und andere Angriffe der Mucosaumgebung sind. Zum Beispiel
können Bindemittel,
die Peptide zusammenhalten, ohne ihre Fähigkeit, zu binden oder die
Mucosaoberfläche
zu durchdringen zu schaden, ein hilfreicher Zusatz sein.
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Insulin
wird durch die Gegenwart von Metallkationen, insbesondere Zink,
stabilisiert. In neutralen oder mäßig alkalischen Lösungen (typisch
für den
Darm) ist die vorherrschende Form von Insulin ein Hexamer mit etwa
zwei Zinkionen pro Hexamerkomplex. An der Polymerassoziation sind
hauptsächlich
die nicht-polaren Reste des Insulinmonomers beteiligt, was eine
Oberfläche
hinterlässt,
die fast vollständig
polar ist. Demgemäß wird die
Verwendung von ausreichend Metallkation, insbesondere Zink, für Zusammensetzungen,
die Insulin enthalten, empfohlen. Viele kommerzielle Insulinpräparate kommen
mit einer bestimmten Menge von bereits vorhandendem Zink, aber andere
tun dies nicht und werden daher ergänzt werden müssen, wenn
sein Vorhandensein gewünscht
ist. Die erforderliche Menge ist 0,38 Gew.-% für
zwei Zinkionen pro Insulinhexamer oder 0,76 Gew.-% für vier pro
Hexamer.
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Ohne
zu beabsichtigen, durch die Theorie eingeschränkt zu werden, ist ein möglicher
Grund, dass das Insulin, das Zink enthält, in bestimmten Ausführungsformen
besser arbeitet als Insulin ohne Zink, eine größere Größe des Zink-enthaltenden Insulinkomplexes,
verglichen mit dem freien Insulin. Es wurde gezeigt (Frey et al.,
J. Exp. Med. 184:1045–1059,
1996), dass kleine Moleküle
hauptsächlich
gegen Epithelzellen des Darms gerichtet sind und größere Moleküle gegen
M-Zellen. M-Zellen sind verantwortlich für den Transport von Protein
zu der Peyer'schen
Plaque für
die Wechselwirkung mit T-Zellen, die dann in den systemischen Kreislauf eintreten
(Weiner et al., Immunology Today, 18:335–343, 1997). Regulatorische
T-Zellen aus der Peyer'schen Plaque
können
für das
Zurück-Übermitteln
von Toleranz, die durch diese Erfindung induziert wurde, zu dem Zielort
verantwortlich sein. Es kann die Theorie aufgestellt werden, dass
Zink enthaltende Komplexe aufgrund ihrer größeren Größe direkter gegen die M-Zellen
gerichtet sind, was ihre Wirksamkeit beim Induzieren von Toleranz
ausmacht.
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Die
genaue Natur der pharmazeutischen Zusammensetzungen dieser Erfindung
wird häufig
teilweise von dem beabsichtigten Verabreichungsweg abhängen. Die
Auswahl eines Verabreichungswegs einer pharmazeutischen Zusammensetzung
für eine
Mucosaoberfläche
wird wiederum inter alia von dem behandelten klinischen Zustand
und der Leichtigkeit der Verabreichung an diese besondere Oberfläche abhängen. Die
typischsten verwendeten Mucosaoberflächen sind diejenigen des Gastrointestinaltrakts,
die nasale Mucosa und die Luftwegsmucosa.
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Die
Verabreichung an den Gastrointestinaltrakt kann durch orale Verabreichung,
Suppositorien, Intubation, Endoskopie oder jede andere geeignete
Technik durchgeführt
werden. Zusammensetzungen für
orale Verabreichung sind typischerweise Flüssigkeiten, Pillen oder Kapseln.
Flüssige
Zusammensetzungen können als
flüssige
Lösungen
oder Suspensionen oder als feste Formen, die für die Auflösung oder Suspension in Flüssigkeit
vor der Verwendung geeignet sind, bereitgestellt werden.
-
Orale
Zusammensetzungen, die Insulin enthalten, profitieren insbesondere
von der Anwesenheit ausreichender Zinkmengen für die Hexamerbildung. Flüssige oder
leichtlösliche
Zusammensetzungen können ebenfalls
das Insulin dem Risiko eines Abbaus in dem niedrigen pH des Magens
unterwerfen, und es kann günstig
sein, dieses Risiko unter Verwendung von Hydrogencarbonat oder einem
anderen anerkannten Antiacidpräparat
zu verringern, entweder vor oder begleitend mit dem Insulin, um
den Magen-pH über
~ 4 zu heben. Andere Insulinzusammensetzungen, die insbesondere
für die
orale Verabreichung geeignet sind, sind darmlösliche bzw. magensaftresistente
Pillen, eingeschlossen in Gelatinekapseln, oder anderweitig formuliert, so
dass ihre Inhalte nach dem Durchgang durch den Magen freigesetzt
werden. Mikropartikelzubereitungen, wie Liposome und gelierbare
Hydrokolloide, die das induzierende Antigen und das Mucosabindungsprotein einkapseln,
können
ebenfalls wirksam sein (z.B. EP-Patentanmeldung 0 063 261 A1). Wo
das Antigen der Zusammensetzung etwas anderes als Insulin ist, wird
die Wichtigkeit des Schützens
des Antigens durch eine oder mehrere dieser Strategien von seiner
Anfälligkeit
gegenüber
der gastrointestinalen Umgebung abhängen. Für einen allgemeinen Überblick über Zielwirkstoffe
für den
Darm siehe Wilding et al. (Pharmac. Ther. 62:97, 1994).
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Nasale
Verabreichung beinhaltet typischerweise die Verwendung einer frei
fließenden
Flüssigkeit,
einer Creme oder eines Gels, das eine wirksame Konzentration in
einem komfortablen Volumen enthält.
Weil die nasale Mucosa vergleichsweise untätiger ist, und es eine relative
Armut an proteolytischen Enzymen gibt, kann in manchen Fällen eine
Wirkung unter Verwendung einer geringeren Antigenmenge erhalten
werden.
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Die
Verabreichung an die Mucosa des Luftwegs beinhaltet typischerweise
die Bildung und Inhalation eines Aerosols. Das Aerosol kann entweder
eine fein verteilte Flüssigkeit
oder ein Pulver sein. Eine Vorrichtung und Verfahren zum Bilden
von Aerosolen sind in Kirk-Othmer "Encyclopedia of Chemical
Technology", 4.
Ausgabe, Band 1, Wiley NY, S. 670–685, 1991; und Newman, "Aerosols and the
Lung", Clarke & Davia, Hrsg., Buttersworths,
London, Engl., S. 197–224,
1984 beschrieben. Der Leser kann auch die US-Patente mit den Nummern
4,624,251; 3,703,173; 3,561,444 und 4,635,627 zu Rate ziehen. Tragbare
Inhalatoren erlauben es, Dosierungen zweckmäßig mehrmals pro Tag zu verabreichen,
wo erforderlich.
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Die
Größe der Dosis
wird ausgewählt,
unter Berücksichtigung
des erwarteten Verteilungsvolumens der Zusammensetzungen, bevor
sie den beabsichtigten Wirkungsort erreicht, des Abbaugrades und
des Durchdringungsgrades, der für
die Art der Verarbeitung erwartet wird, der Häufigkeit der Verabreichung
und anderer relevanter Merkmale, wie des Alters und der klinische
Zustand der behandelten Person. Allgemein wird eine einzelne Verarbeitung
für orale
Verabreichung an eine menschliche Person zwischen 10 μg und 50 mg
des Antigens oder der Antigenmischung liegen, mit einem typischen
Bereich, der etwa 100 μg
bis 2 mg ist.
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Die
Bewertung der klinischen Merkmale und die Gestaltung eines geeigneten
therapeutischen Behandlungsplans für den individuellen Patient
ist letztendlich die Verantwortlichkeit des verschreibenden Arztes.
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Die
vorangehende Beschreibung stellt inter alia eine detaillierte Erklärung bereit,
wie immunologische Toleranz bei einer Person induziert werden kann,
unter Verwendung von wirksamen Kombinationen und Komponenten. Es
wird verstanden, dass Variationen hinsichtlich sowohl der Beschaffenheit
der Zusammensetzungen als auch ihrer Verwendung gemacht werden können, ohne
dass vom Gehalt dieser Erfindung abgewichen wird.
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Alle
hierin erwähnten
Patente, Patentanmeldungen, Artikel und Veröffentlichungen, sowohl oben
als auch unten, sind hierin durch Bezugnahme in ihrer Gesamtheit
eingeschlossen.
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Die
unten dargestellten Beispiele werden weiterhin als weiterer Führer für einen
Fachmann mit gewöhnlicher
Ausbildung in dem einschlägigen
Stand der Technik bereitgestellt und sind in keiner Weise einschränkend gedacht.
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BEISPIELE
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Beispiel 1: Behandlung
von NOD-Mäusen
auf Symptome von Diabetes unter Verwendung einer nicht-kovalenten
Mischung von Insulin und Choleratoxin B
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Dieses
Experiment wurde durchgeführt,
um die Fähigkeit
von mit Insulin gemischter CTB, eine immunologische Toleranz zu
induzieren und die Diabetessymptome in einem NOD-Mausmodell zu verhindern,
zu charakterisieren. Insulin-pflichtige Diabetes entsteht bei NOD-Mäusen spontan,
bei einer mittleren Zeit von etwa 20 Wochen nach der Geburt.
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Rekombinantes
Humaninsulin und gereinigtes Schweineinsulin wurden von Novo Nordisk,
Bagsvaerd, Dänemark
erhalten. Beide dieser Präparate
sind kristallisiert und enthalten Zink. Der Insulinvorläufer "M13", der die Aminosäuresequenz
AAK zwischen der B-Kette
und der A-Kette umfasst (aber frei ist von der Leader-Sequenz),
wurde durch rekombinante Expression des für den Vorläufer codierenden Bereichs erhalten. Die
Choleratoxin-Untereinheit
B (CTB) wurde mittels einer Kombination von Hexametaphosphat-Präzipitation und
SephadexTM G-75-Gelfiltrationschromatographie
aus dem Kulturfiltrat eines Mutantenstamms von Vibrio cholerae aufgereinigt,
bei dem die Choleratoxingene deletiert waren und der mit einem für CTB codierenden rekombinanten Überexpressionsplasmid
komlementiert war (Lebens et al., Bio/Technology 11:1574, 1993).
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Das
Insulin wurde in 0,35 M Natriumhydrogencarbonat zu 20 mg/ml gelöst. Die
CTB wurde in Phosphat-gepufferter Salzlösung, pH 7,4, (PBS) zu 5 mg/ml
gelöst.
Die Lösungen
wurden in einem gleichen Gewichtsverhältnis gemischt und dann mit
PBS verdünnt,
um die gewünschte
Menge in einem 250 μl-Volumen zu
ergeben. Weitere 250 μl
Hydrogencarbonat wurden zugefügt,
um die Magensäure
zu puffern. Die Zusammensetzungen wurden weiblichen NOD-Mäusen mittels
oraler Sondenfütterung
durch eine 18-Gauge-Fütterungsnadel
aus rostfreiem Stahl verabreicht.
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Die
Mäuse wurden
in die in Tabelle 2 gezeigten Gruppen eingeteilt. Die Dosen wurden
in einem 2-wöchigen
Zeitplan zu den Wochen 10, 12, 14, 16, 18 und 20 nach der Geburt
verabreicht.
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Die
Tiere wurden während
der Behandlung und den folgenden Wochen wöchentlich auf Zeichen von Diabetes überwacht.
Ein Tier wurde als diabetisch betrachtet, wenn es einen positiven
Uringlucosetest hat (gemessen unter Verwendung von Chemistrips von
Bayer, Deutschland), und die zufällig-erhobenen
Blutglucosespiegel über
15 mM andauern.
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Die
Ergebnisse sind in Tabelle 3 gezeigt. Alle Tiere überlebten
den 27-Wochen-Punkt und wurden in den Daten mitgezählt. Die
Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Unterschieds von der zum
Schein behandelten Gruppe wurde unter Verwendung des Fisher's Exact Test berechnet.
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Die
Ergebnisse der zum Schein behandelten Gruppe folgen der Geschwindigkeit
des Fortschreitens von spontanen diabetischen Symptomen in diesem
Stamm. Eine signifikant geringere Häufigkeit von Symptomen in einer
Behandlungsgruppe zeigt an, dass die Behandlung den Krankheitsausbruch
bei einem Anteil von Tieren in der Gruppe verzögerte.
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Drei
Wochen nach der letzten Verabreichung war die Häufigkeit der Symptome in den
Gruppen 2 und 5, denen 100 μg
Insulin in Kombination mit 100 μg
CTB gegeben wurde, geringer. Das rekombinante Humaninsulin und das
gereinigte Schweineinsulin waren gleich wirksam, vorausgesetzt,
die Insulinzubereitung enthielt Zinn. Die Gruppe 8 zeigte ebenfalls
eine geringere Häufigkeit
der Symptome nach der Behandlung mit Insulin allein, aber auf dem
deutlich höheren
Level von 1000 μg.
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Die
Kombination von 100 μg
Zink-freiem Insulin und 100 μg
CTB, die bei Gruppe 6 verwendet wurde, war unwirksam, übereinstimmend
mit einer Rolle des Zinks beim Aufrechterhalten der Leistungsfähigkeit
der Kombination. Es wird angenommen, dass Zink das Insulin als Hexamer
zusammengefügt
hält, das
es während des
Durchgangs in das gastrointestinale System schützen kann, und/oder eine bessere
Durchdringung der Mucosaoberfläche
oder die Aufnahme durch Antigen-präsentierende Zellen unterstützen kann.
Die Kombination von 100 μg
M13-Insulinvorläufer
und 100 μg
CTB war unwirksam, und das wurde ebenfalls einem Zinkmangel zugeordnet
(Gruppe 4). Ansonsten wird vorhergesagt, dass der Vorläufer wirksam
ist. Die Mischung von Insulin im CTB ist unwirksam, wenn sie mit
der höheren
Dosis von 1000 μg
Insulin gegeben wird (Gruppe 3).
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Sieben
Wochen nach der letzten Verabreichung war das Fortschreiten der
diabetischen Symptome bei den Gruppen 2 und 5 noch immer signifikant
verzögert,
mit einer auf 44 % reduzierten Häufigkeit
der Symptome, verglichen mit 77 % bei den Kontrollen. Gruppe 8 war
nicht länger
signifikant verschieden von den Kontrollen. Dies zeigt an, dass
1000 μg
Insulin allein die Symptome wurde temporär verzögert. 100 μg Insulin in Kombination mit
100 μg CTB
jedoch resultiert in anhaltender immunologischer Toleranz, die den
Ausbruch der Symptome bei einem signifikanten Anteil von Tieren
von wenigstens 7 Wochen nach der Beendigung der Behandlung verzögert. Das
Verhältnis
der betroffenen Tiere in behandelten versus Kontrollgruppen (44
%/77 %) zeigt an, dass die Behandlung bei etwa 43 % der Tiere wirkungsvoll
war, die ansonsten Symptome am 27-Wochen-Punkt entwickelt hätten.
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Beispiel 2: Immunanregende
("immunostimulatory") Wirkungen von Choleratoxin
B in vitro
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Dieses
Beispiel zeigt, dass CTB Zytokinabscheidung durch Antigen-spezifische
Lymphozyten induziert und die Antigen-Präsentation in Kultur fördert.
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10
Wochen alte BALB/c-Mäuse
wurden subkutan mit 200 μg
KLH (in PBS zu 2 mg/ml) in komplettem Freund'schen Adjuvans (0,4 ml Endvolumen) immunisiert.
Zwei Wochen später
wurden Milzzellen präpariert und
zu 5 × 105 Zellen/Well plattiert. Die Zellen wurden
mit einem anregenden ("stimulatory") Mittel inkubiert, und
die Platten wurden gemäß dem folgenden
Assay entwickelt.
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Jeder
Well einer MultiScreenTM-Platte (Millipore
Cat. MAIPS4510) wird mit 100 μl
von 5 μg/ml
Zytokinantikörper
(Anti-IL-2, Anti-IL-4 oder Anti-IFN-γ) über Nacht bei 4°C beschichtet.
Die Platten werden mit PBS, die 1 % Rinderalbumin und 0,1 % TweenTM 20 enthält, für 1 h bei 20°C geblockt.
Die Platten werden mit RPMI 1640, das 10 % fötales Kälberserum enthält, gewaschen
und der Splenozyt inkubiert bei 37°C und 5 % CO2 für 16 bis
24 h. Nach 10 Waschungen werden 100 μl Well- von biotinyliertem Anti-Zytokin-Antikörper (Pharmingen)
bis zu 2 μg/ml
hinzugefügt
und für
2 h bei 37°C
inkubiert. Die Platten werden erneut gewaschen, und das Meerrettichperoxidase-konjugierte
Anti-Immunglobulin mit 2 μg/ml
wird in den Wells für
2 h bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Waschen wird das Chromogensubstrat
zugefügt,
um die Reaktion gemäß den Herstelleranweisungen
(Vector AEC substrate kit for HRP, Cat. SK-4200) zu entwickeln.
Nach Waschen und Trocknen werden die Punkte unter einem Mikroskop
gezählt.
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Die
Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle gezeigt:
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Dies
zeigt, dass das Zufügen
von CTB die Antigen-spezifische T-Zellantwort in vitro um das 5-
bis 10-Fache in Abhängigkeit
von dem Zytokin, das für
das Anzeigen verwendet wird, verstärkt. Da CTB-Splenozyten in
Abwesenheit von KLH nicht stimulierte, kann geschlossen werden,
dass die anregende (stimulatorische) Wirkung Antigen-spezifisch
ist.
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In
einem getrennten Versuch wurde die Wirkung von CTB auf die Antigenpräsentierenden
Zellen charakterisiert. Splenozyten von 10 Wochen alten BALB/c-Mäusen wurden
mit CTB (5 μg/ml)
für 20
min bei 37°C vorinkubiert.
Die ungebundene CTB wurde fortgewaschen und die behandelten Zellen
wurden in einem Verhältnis
von 1:1 mit 2,5 × 105 Splenozyten der KLH-immunisierten Tiere
gemischt und dann mit oder ohne KLH, wie oben beschrieben, stimuliert.
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Die
Ergebnisse waren wie folgt:
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Die
Antigen-spezifische Antwort gegen KLH wurde um etwa das 5-Fache,
wie durch einen Anstieg in der IL-4-Produktion gemessen, verstärkt. Es
gab keine Wirkung auf eine Mitogen-induzierte ("mitogen-induced") Antwort (Con A) oder nicht reagierende
Zellen (Medium-Kontrolle). Dies unterstützt eine immunanregende ("immunostimulatory") Wirkung von CTB über verstärkte Antigen-Präsentation.
Eine 1- bis 2-tägige
Inkubation zum CTB mit der Maus-Antigen-präsentierenden Zelllinie RAW
264 resultierte in einer Heraufregulation der folgenden co-anregendem
("costimulatory") Moleküle: B7-1,
B7-2, VCAM, Klasse II-MHC-Antigen
und MAC-1.
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Beispiel 3: Behandlung
in einem viralen Induktionsmodell von Typ I-Diabetes
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Es
wird angenommen, dass die Etiologie des Insulin-pflichtigen (Typ
I)-Diabetes mellitus beim Menschen typischerweise eine genetische
Prädisposition
einer Gewebespezifischen Autoimmunkrankheit und ein auslösendes Ereignis,
das die β-Zellzerstörung auslöst, beinhaltet.
Das auslösende
Ereignis kann eine Infektion durch ein fremdes etiologisches Mittel,
wie ein Virus, das eine Komponente des Wirts, die durch β-Zellen exprimiert
wird, imitiert, sein.
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Ein
anderes Tiermodell von Interesse ist das transgene Mausmodell von
Herrath et al. (J. Clin. Invest. 98:1324, 1996). Die Mäuse exprimieren
das virale Nukleoprotein des lymphozytischen Choriomeningitis-Virus (LCMV)
unter Kontrolle eines Ratten-Insulin-Promotors in ihren β-Zellen. Weniger als 2 % der
transgenen Mäuse
entwickeln spontan diabetische Symptome, aber 2 Monate nach der
Provokation mit LCMV ist die Antworthäufigkeit > 95 %. Eine orale Behandlung mit 1 mg
Insulin zweimal wöchentlich
für 2 Monate
verhindert. Diabetes bei 50 % der Mäuse, wenn sie mit LCMV in der
Mitte des Verlaufs der Therapie provoziert werden.
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In
dem Versuch dieses Beispiels werden die transgenen Mäuse mit
Kombinationen dieser Erfindung behandelt, mit LCMV provoziert, um
die Entwicklung von Diabetes auszulösen, und dann für bis zu
2 Monate auf Symptome hin überwacht.
Die Mischungen und die Verabreichung werden wie in Beispiel 1 durchgeführt, unter
Verwendung von Zusammensetzungen, die 100 μg Humaninsulin, das Zink enthält, gemischt
mit 100 μg CTB
pro Verabreichung umfassen. Die Sondenfütterung wird zweimal wöchentlich
für 2 Wochen
entweder vor oder nach der LCMV-Provokation oder beides durchgeführt. Die
Mäuse werden
zufälligerhobenen
Glucosebestimmungen von >350
mg/ml in zwei aufeinander folgenden Messungen als diabetisch definiert.
Die Wirkung wird zwischen Gruppen verglichen, die mit der Mischung
behandelt wurden, und Gruppen, die mit Insulin allein behandelt
wurden, oder der Pufferkontrolle.
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Beispiel 4: Antigen-CTB-Mischungen
zur Behandlung anderer immunologisch-vermittelter Zustände
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Die
Zusammensetzungen dieser Erfindung werden in Tiermodellen für andere
Krankheiten getestet, die eine unerwünschte Immunantwort einschließen.
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Als
Modell für
Multiple Sklerose wird bei 7-8 Wochen alten weiblichen Lewis-Ratten
eine experimentelle Autoimmunencephalomyelitis (EAE) induziert.
Den Tieren wird in die hintere Fußsohle 50 μg basisches Myelinprotein ("myelin basic protein" = MBP) in komplettem
Freund'schen Adjuvans
injiziert. Die Toleranz wird durch Magenintubation mit einer Mischung
von 100 μg
MBP und 100 μg
CTB induziert. Den Tieren wird das Tolerogen ("tolerogen") entweder 1-, 3- oder 6-mal entweder
vor oder nach der Induktion von EAE mit entweder 2- oder 5-Tageintervallen
zwischen den Verabreichungen gefüttert.
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Die
Tiere werden täglich
auf klinische Zeichen von EAE gemäß der folgenden Skala untersucht:
0 – keine
erkennbare Krankheit; 1 – schlaffer
Schwanz; 2 – Schwanzlähmung und
Gliedmaßenschwäche; 3 – Lähmung der
hinteren Extremitäten;
4 – Tetraplegie;
5 – Tod.
Die Wirkung von MBP-CTB-Mischungen wird mit der Wirkung von MBP
allein und zwischen den unterschiedlichen Behandlungszeitplänen verglichen.
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Als
Modell für
Arthritis werden 8 bis 14 Wochen alte DBA/1 Lac J-Mäuse mit
einer intradermalen Injektion von 300 μg Typ-II-Kollagen (Sigma) in
komplettem Freund'schen
Adjuvans vorbehandelt, 21 Tage später gefolgt von einer Aufftischungsdosis
von 100 μg
Typ-II-Kollagen. Die Toleranz wird durch Magenintubation mit einer
Mischung von 10 oder 100 μg
Typ-II-Kollagen und einer gleichen Einwaage von CTB induziert. Den Tieren
wird das Tolerogen ("tolerogen") entweder 1, 3 oder
6 Mal entweder vor oder nach der Induktion der Arthritis mit entweder
2- oder 5-Tage-Intervall zwischen den Verabreichungen gefüttert.
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Die
Mäuse werden
2 bis 3 Mal pro Woche auf Schwellungen des distalen Gelenks und
auf Erythem (Fußdicke
und Knöchelbreite,
gemessen unter Verwendung einer Konstantspannungsschieblehre ("constant tension
caliper")) untersucht.
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Eine
Maus wird als arthritisch betrachtet, wenn die Schwellung und Erythem
mit einer erheblichen Änderung
in aufeinander folgenden Messungen an mindestens einer Pfote beobachtet
wurden. Die folgende Einstufungsskala wird verwendet: 0 – keine
erkennbare Arthritis, 1 – milde
Schwellung und Erythem; 2 – Schwellung
und Arythem von sowohl Tarsus als auch Knöchel; 3 – Ankylosis und Knochenverformung
("boney deformity"). Die Wirkung der MBP-CTB-Mischungen
wird mit der Wirkung von MBP allein und zwischen den verschiedenen
Behandlungszeitplänen
verglichen.
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Beispiel 5: Toleranzinduktion
gegen Tetanustoxin durch nasale oder orale Verabreichung
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In
diesem Versuch wurde Tetanustoxin als ein alternatives Zielantigen
getestet, und es wurden Vergleiche zwischen gastrointestinaler und
nasaler Verabreichung gemacht.
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Das
Protokoll für
diesen Versuch war wie folgt. Vollständiges Tetanustoxin (TT) wurde
von Connaught Laboratories, Toronto, Kanada erhalten. Balb/c-Mäuse (weiblich,
7-8 Wochen alt) wurden, wie unten angezeigt, gefüttert und mit komplettem Freund'schen Adjuvans in
die hintere Fußsohle,
1:1 gemischt mit 50 μg
Tetanustoxin (TT) in PBS (Endvolumen: 10 μl), immunisiert. Nach 10 Tagen
wurden die ableitenden Lymphknoten entfernt und zu einer Einzelzellsuspension
gemacht. Sie wurden in eine 96-Well-Platte mit 100 μg/ml Tetanustoxin
für 50
h (200.000 Zellen/200 μl
in RPMI 1640, enthaltend 5 % fötales
Kälberserum,
100 E/ml Penicillin, 100 g/ml Streptomycin und 2 mM Glutamin) stimuliert
und dann mit 1 μCi
Methyl-3H-Thymidin für 24 h gepulst ("pulsed"). Die Zellen wurden
geerntet und der Thymidineinbau durch Szintillationszählung gemessen.
Der Stimulationsindex (S.I.) wurde als T-Zellen im Medium ohne Antigene geteilt
durch Antigen-stimulierte T-Zellen berechnet. Für die orale Fütterung
wurden die Antigene in 0,35 M NaHCO3 verdünnt, und
ein Endvolumen von 0,5 ml wurde gefüttert. Für die nasale Verabreichung
wurden die Antigene in PBS verdünnt,
und ein Endvolumen von 0,01 ml wurde verabreicht.
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Die
Behandlungsgruppen sind in der folgenden Tabelle gezeigt.
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Die
Ergebnisse sind in der oben stehenden Tabelle gezeigt. Sowohl orale
als auch nasale Verabreichung von TT verhinderte die Antwort (Gruppe
3 und 7). Durch Zusammenmischen von TT und CTB wurde die Wirkung
jedoch bei oraler Abgabe um etwa das 10-Fache verstärkt, da
die orale Fütterung
mit 10 μg
TT + 10 μg
CTB die T-Zellproliferation so stark inhibierte, wie 100 μg des Tetanustoxins
allein bzw. 6,0 SI gegenüber 6,1
SI, 100 μg
TT + 100 μg
CTB, oral, zerstörte
die Inhibierung weiter, d.h. 4,5 S.I. Die nasale Verabreichung war
beim Inhibieren der T-Zellproliferation ebenfalls wirksam. Beim
Vergleichen von 10 μg
TT allein mit 10 μg TT
+ 10 μg
CTB wurde die beste Wirkung auf die T-Zellproliferationsinhibierung mit der
gemischten Zubereitung erhalten, entsprechend 4,9 SI gegenüber 4,4
SI. Insgesamt wurde die stärkste
Wirkung auf das Inhibieren der T-Zellproliferation
bei der nasalen Verabreichung von 10 μg TT + 10 μg CTB, nasal, erhalten, verglichen mit
entweder 10 μg
TT, nasal, 10 μg
TT + 10 μg
CTB, oral, 100 μg
TT + oral oder 5000 μg
TT, oral.
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Es
wurde geschlossen, dass die TT-Mischung die orale Toleranz etwa
um das 10-Fache
verstärkt,
verglichen mit der Verwendung von TT allein. Darüber hinaus verstärkt die
nasale Verabreichung die Wirkung auf die inhibierende T-Zellproliferation
etwa um das 10-Fache, wenn sie mit der oralen Verabreichung verglichen wird,
d.h. es wirkt 10 μg
TT + 10 μg
CTB, nasal, so gut wie 100 μg
TT und 100 μg
CTB, oral, entsprechend 4,4 SI gegenüber 4,5 SI.