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Die
vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet des Spinnens
und die Herstellung von textilen Produkten aus natürlichen
Fasern tierischen Ursprungs und insbesondere, aber nicht einschränkend, das technische
Gebiet der Gewinnung und des Spinnens von Wolle und die Herstellung
von textilen Produkten und Waren aus Wolle.
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Es
ist bekannt, dass die Wolle aus einer Proteinfaser, insbesondere
Keratinfaser (Aminosäuren),
besteht. Es ist auch bekannt, dass sich die Wollfaser hauptsächlich aus
dem Kortex, der mit Schuppen überzogen ist,
zusammensetzt. Die Schuppen oder Kutikulä bestehen im Wesentlichen aus
drei Schichten, der Epikutikula, der Exokutikula und der Endokutikula
(von der Faser außen
bis zum Kortex). Die Kutikula ist am Kortex durch einen Keratinzement
befestigt.
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Die
Industrie unternimmt seit Jahrzehnten zahlreiche Anstrengungen,
um die Eigenschaften der textilen Fasern tierischen Ursprungs und
insbesondere der Wolle zu verbessern (im Nachfolgenden wird der
Begriff „Wolle" im Allgameinen und
nicht einschränkenden
Sinn zur Vereinfachung verwendet). Insbesondere versuchte die Industrie,
die Eigenschaften der Wolle vor allem hinsichtlich der Beständigkeit
gegen Verfilzen zu verbessern. Es wurde auch danach getrachtet,
die Eigenschaften der Färbung,
der Beständigkeit
gegen Noppenbildung, der Weiße
und analoge Eigenschaften zu verbessern.
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Zuerst
wurden ab ungefähr
1930 tierische oder pflanzliche Enzyme, wie beispielsweise Trypsin
oder Papain, verwendet.
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Zu
späterer
Zeit wurden Techniken des Chlorierens und der Behandlung mit chemischen
Produkten mit derselben oxydierenden Funktion wie das sauerstoffhaltige
Wasser oder ein „Wolframat" oder ein Bisulfit verwendet,
die meistens große
Nachteile für
die Umwelt haben. Es sind ferner mechanische Behandlungen durch
Ultraschall oder Oberflächenbehandlungen
durch Corona-Entladung bekannt, wobei alle diese Verfahren eventuell
in Verbindung mit Behandlungen mit Harzen oder Polymeren eingesetzt
werden, die die Oberfläche
der Faser glätten
sollen. Die Techniken, die einen biochemischen Schritt umfasst,
wurden überdies
weiterentwickelt, im allgemeinen Sinn ein enzymatisches „Feilen" der Schuppen, bei
dem die Kutikula durch eine starke und lange Enzymbehandlung von
1 oder 2 bis 6 Stunden im Allgemeinen, zerstört wird.
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Behandlungsdauern
von ungefähr
zehn Minuten werden manchmal erwähnt,
aber diese Dauern sind nicht anwendbar (oder nicht mit guten Ergebnissen)
und gelangten in der Industrie niemals zum Einsatz. Überdies
erfolgt eine Oxydationsbehandlung oft vor der Enzymbehandlung, was
keine zufrieden stellende Formel darstellt: das gemeinsame Ziel
dieser Techniken ist hauptsächlich
der Kampf gegen das Verfilzen der Faser, das durch Anhaften der
Fasern aneinander mit ihren vorstehenden Schuppen entsteht. Logischerweise
wurde somit versucht, den Hauptfaktor des Verfilzens zu beseitigen,
d.h. die Schuppen, und/oder die Restrauhigkeiten durch eine Oberflächenbehandlung
mit einem Harz zu verdecken.
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Das
Patent FR 1 377 387, das 1963 angemeldet wurde, beschreibt die Verwendung
eines keratolytischen Enzyms in Lösung „in einem geeigneten Medium" für die Behandlung
der Wolle, insbesondere zur Verhinderung des Verfilzens.
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Es
lehrt die Verwendung von geeigneten „Zusatz- oder Korrekturstoffen", wie beispielsweise
Pufferlösungen
von Boraten oder Phosphaten, um den entsprechenden pH-Wert aufrecht
zu erhalten, Tenside, um den engen Kontakt zu erleichtern, und Natriumsulfat
oder hydrosulfit, um die Enzymwirkung zu verstärken.
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Obwohl
dieses Dokument im Prinzip die Wolle in all ihren Formen (Fasern,
Gewebe, usw...) betrifft, beschreiben die verschiedenen Beispiele
die Behandlung von Geweben.
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Das
Enzym wirkt auf die Oberflächenschuppen,
ohne die Faser in der Tiefe anzugreifen, d.h. ohne das Innere der
Faser zu beschädigen.
Die Tensidwirkstoffe werden in keinem Beispiel verwendet. Die Behandlungszeit
beträgt
mindestens 2 Stunden. Mikroskopische Untersuchungen zeigen einen
Angriff auf die Schuppen an der Oberfläche, d.h. dass die Schuppen
bleiben. Es wird nicht von Beseitigung der Schuppen gesprochen.
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Die
Patentanmeldung WO 89/03909 beschreibt eine Enzymbehandlung zur
Verhinderung des Verfilzens, die die Schuppen nicht beseitigt. Ihr
kann eine oxydierende oder reduzierende Vorbehandlung vorausgehen.
Die Behandlungen sind kurz (15 oder 30 Minuten in den Beispielen
1 und 2), aber bei Temperaturen um 100°C. Die Verwendung von Tensidwirkstoffen
ist nicht erwähnt.
Eine teilweise Beseitigung der Schuppen ist nicht erwähnt.
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Das
Produkt „Bactosol" (Marke von Sandor)
ermöglicht
es, ein „enzymatisches
Feilen" der Wolle durchzuführen. Die
Chlorierbehandlung wird weggelassen, aber das Feilen be schädigt den
Kortex. Eine solche Beeinträchtigung
des Kortex ist in den 6 (Beginn) und 7 (Bersten der
Faser) dargestellt.
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Die
Patentanmeldung JP-51019899 beschreibt eine Tambourbehandlung in
einem einzigen Schritt, die in einem organischen Lösungsmittel
erfolgt, das Wasser enthält,
das ein einer Menge vorhanden ist, die 30 % nicht überschreitet.
In den drei beschriebenen Beispielen ist die Wolle in Form von gestrickten
Gegenständen
vorhanden. Das Behandlungsmedium enthält ferner ein proteolytisches
Enzym pflanzlichen Ursprungs, einen Enzymaktivator und einen Emulgierdispergator.
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Es
ist angeführt,
dass die „Antischrumpfeigenschaft" der Wolle durch
das Enzym hergestellt werden kann, wobei die Schuppen der Wollfasern
zersetzt und die Wollfasern geglättet
werden.
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Die
erwähnten
Behandlungsdauern sind nicht länger
als 10 Minuten, während
die Behandlungstemperatur im Bereich von der Normaltemperatur bis
80°C liegt.
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Die
behandelten Fasern sind glatt, d.h. ohne Schuppen, da sie zersetzt
und nicht abgelöst
werden und Abdrücke
hinterlassen.
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Das
Dokument Haefely, Textilveredlung, Band 24, Nr. 7/8, Juli 1989,
Seiten 271 bis 276 kommentiert verschiedene Behandlungen der Wolle
und die verschiedenen entsprechenden chemischen Mechanismen mit oder
ohne Beseitigung der Schuppen. Die Verwendung eines Tensids, das
einen Teil der Schuppen öffnen kann,
ist nicht erwähnt.
Die Enzymbehandlungen können
auf die chemische Zusammensetzung der Schuppen einwirken, ohne sie
zu beseitigen, oder indem sie zur Gänze weggenommen werden. Die
Behandlungsdauern sind nicht erwähnt.
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Das
Dokument Fornelli, S., Textilveredlung, Band 27, Nr. 10, 1. Okt.
1992, Seiten 308 bis 312 beschreibt die Behandlung der Wolle mit
Lösungen,
umfassend ein Tensid und ein Enzym, um alle Schuppen zu beseitigen
(„Feilen"). Dieses Dokument,
das keine genauen Angaben macht, veranlasst den Fachmann dazu, die
Epikutikula, die für
das Verfilzen verantwortlich sein soll, wegzulassen und nicht auf
den Keratinzement einzuwirken.
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Die
Pateneanmeldung WO 96/19611 (Novo Nordisk) beschreibt ein Verfahren,
das auf den Kammwollbändern
oder „tops" oder eventuell auf
Einzelfasern, „loose" genannt, anwendbar
ist.
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Nach
diesem Verfahren erfolgt eine Behandlung des Typs Delhey (sauerstoffhaltiges
Wasser oder „Wolframat") oder mit Plasma
in Verbindung mit einer proteolytischen Behandlung. Die Behandlungszeiten
mit dem Enzym betragen ungefähr
45 bis 120 Minuten. Enzymbehandlungen bei vorheriger oder gleichzeitiger Verwendung
von Tensiden mit einer minimalen Dauer von 1 Minute sind ebenfalls
erwähnt.
Allerdings ist in den Beispielen die kürzeste Dauer 45 Minuten bei
50°C, und
die Auswirkungen auf die Morphologie der Faser sind nicht beschrieben.
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Ein
allgemeines Problem des Standes der Technik außer den schwerwiegenden Auswirkungen
gewisser Verfahren auf die Umwelt, insbesondere jener, die Chlor
verwenden, besteht darin, dass die Fasern zu sehr oder zu wenig
frei von den Schuppen sind, und dass die Verfahren sehr lang sind.
Wenn die Faser zu wenig geglättet
ist, bleibt eine starke Verfilzungsneigung bestehen, und es muss
versucht werden, dem beispielsweise durch einen zusätzlichen,
somit problematischen und kostspieligen Schritt Abhilfe zu schaffen,
der darin besteht, Harz auf die Faser aufzutragen, um die Schuppen
zu bedecken. Wenn die Faser zu heftig behandelt wird, wird der Kortex
angegriffen. Andererseits ermöglicht
der Stand der Technik keine zufrieden stellende Beseitigung der
Schuppen, ohne die Gefahr einer zu heftigen Behandlung einzugehen,
die den Kortex beschädigt.
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Es
ist somit dringend ein Verfahren nötig, das ausgehend von der
Feststellung, dass die Schuppen – in einem zu bestimmenden
Maße – beseitigt
werden müssen,
zu einem verbesserten Produkt führt
und gleichzeitig weniger Nachteile als die Verfahren des Standes
der Technik aufweist.
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Das
Problem, dem die Erfindung gegenüber
steht, ist somit die Verbesserung der Behandlungen solcher Fasern,
insbesondere von Wolle, um deren Eigenschaften zu verbessern, insbesondere
die Weichheit und die Beständigkeit
gegen Verfilzen..
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Die
Erfindung schlägt
ein Verfahren vor, umfassend ein allgemeines Konzept, einen biochemischen Aspekt
und einen mechanischen Aspekt, der auf einem völlig neuen Behandlungsansatz
beruht und zu einer Faser eines neuen Typs führt. Auf überraschende Weise weist das
erhaltene Produkt derartige Eigenschaften auf, dass die gesamte
Kette der Gewinnung des natürlichen
Stoffes und seines Spinnens auf industrieller Ebene verbessert und
vereinfacht wird, was einen weiteren entscheidenden Vorteil darstellt.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung werden durch die Studie der
nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die beiliegende
Zeichnung besser verständlich,
wobei:
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1 im
Längsschnitt
eine Wollfaser darstellt und die Kutikula, den Kortex und den Bindungszement zeigt;
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8 einen
Querschnitt der Wollfaser darstellt, der die externen Kutikulä, den zentralen
Kortex und den Bindungszement zeigt;
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2, die sich aus den 2a, 2b, 2c und 2d zusammensetzt,
schematisch eine bevorzugte Einsatzart des erfindungsgemäßen Verfahrens
darstellt,
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3 einen
Vergleich zwischen einem erfindungsgemäß behandelten Wollfaserabschnitt
(3b) und einem identischen Faserabschnitt
darstellt, der auf identische Weise behandelt wurde, außer dass
seine Behandlung keinen Schritt der Öffnung der Schuppen umfasst
(3a), in 2000-facher Vergrößerung,
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4 einen Vergleich zwischen einem Wollfaserabschnitt
mit Schuppen, die durch das erfindungsgemäße Verfahren geöffnet wurden
(4b), und derselben Faser mit den geschlossenen
Schuppen (4a) darstellt;
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5 eine
Ansicht eines Abschnitts einer neuen Wollfaser gemäß der Erfindung
in 3500-facher Vergrößerung darstellt,
die die von den Abdrücken
der gelösten
Schuppen hinterlassene Spur zeigt,
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6 den
Beginn der Verschlechterung eines Abschnitts der Wollfaser mit Angriff
auf den Kortex darstellt;
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7 das
Ende der Verschlechterung eines Abschnitts der Wollfaser mit Bersten
der Faser darstellt;
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9 einen
Wollfaserabschnitt darstellt, der dem erfindungsgemäßen Abschuppen
unterzogen wird (während
des Abschuppens),
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10 einen
Wollfaserabschnitt darstellt, der dem erfindungsgemäßen Abschuppen
unterzogen wird (am Ende des Abschuppens, wobei die Schuppen noch
nicht abgefallen sind),
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11 die
Schuppen darstellt, die sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
von selbst lösen
und in das Behandlungsbad vor dem „mechanischen" Schritt fallen.
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In
den Figuren haben dieselben Bezugszeichen dieselbe Bedeutung, und
zwar folgende:
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- 1
- Kortex
der Faser
- 2
- Keratinzement
- 3
- Exokutikula
(Schuppe)
- 4
- Endokutikula
(Schuppe)
- 5
- Öffnungszone
der Schuppen
- 6
- (schraffiert)
Angriffszone des Keratinzements und der Bindung mit der Endokutikula,
wobei die Pfeile das wahrscheinliche Fortschreiten des Angriffs
anzeigen
- 7
- „Abdruck" der Schuppe
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In
der beiliegenden 1 ist zu sehen, dass die Schuppe
(gebildet von der Exokutikula 3 – die Epikutikula ist nicht
dargestellt- und der Endokutikula 4) mit dem Kortex 1 durch
eine Keratinzementbindung 2 verbunden ist.
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8 ist
eine Querschnittansicht einer Faser, auf der die äußere Anordnung
der Schuppen (3, 4), des von dem Kortex gebildeten
zentralen Kerns 1 und der Keratinzone 2 zu finden
ist.
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In 8 ist
zu sehen, dass die Bindungszone wesentlich weniger regelmäßig ist,
als in 1 dargestellt. Bei der vorliegenden Anmeldung
wird bei Erwähnen
des Enzymangriffs auf den Keratinzement oder auf den Keratinzement
und den am Zement befestigten Teil der Kutikula auf eine relativ
unregelmäßige Struktur vom
Typ der 8 Bezug genommen.
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Dies
entspricht der Enzymangriffszone, die versucht wurde, schraffiert
in 2c darzustellen. Der Fachmann wird ohne, dass
dies neuerlich in der Folge präzisiert
wird, verstehen, dass diese Darstellung der Angriffszone rein beispielhaften
und nicht einschränkenden
Charakter hat.
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Die
Erfindung betrifft ganz allgemein ein Verfahren zum Abschuppen von
Fasern tierischen Ursprungs, vom Typ Proteinfasern, umfassend mindestens
einen Schritt, in dem die „Träger"-Keratinzementschicht,
die die Bindung zwischen der Schuppe (Kutikula) und dem Kortex bildet,
signifikant versprödet
oder zerstört
wird, wie in Anspruch 2 beschrieben.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsart
umfasst der Schritt der Versprödung
oder Zerstörung
des Keratin-„Trägers" der Schuppe einen
Schritt, bei dem eine Bewegung zur „Öffnung" der Schuppen durchgeführt wird.
Mit „es
wird eine Bewegung zur „Öffnung" der Schuppen durchgeführt" wird die Tatsache
bezeichnet, dass versucht wird, einen Sprung oder einen beginnenden
Sprung zwischen der Schuppe und ihrem Keratin-„Träger" herbeizuführen.
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Die
Erfindung betrifft somit auch ein allgemeines Verfahren zur Behandlung
der betreffenden Fasern, dadurch gekennzeichnet, dass es einen Schritt
umfasst, bei dem das Öffnen,
wie oben definiert, d.h. zur Gänze oder
zum Teil, eines Teils der Schuppen hervorgerufen wird. Es wurde
herausgefunden, dass dieser Schritt eine vorherrschende Rolle bei
dem Verfahren zur Versprödung
der Träger
der Schuppe spielt. Es werden somit eindeutig die Verfahren bevorzugt,
die einen solchen Schritt umfassen.
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Nach
einem Aspekt betrifft die Erfindung ganz allgemein ein Verfahren,
das darin besteht, eine Bewegung zur Öffnung der Schuppen mit einer
selektiven Enzymbehandlung zu kombinieren.
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Nach
einem Aspekt betrifft die Erfindung ganz allgemein die Kombination
der oben erwähnten
Verfahren mit mindestens einer mechanischen Behandlung, die es ermöglicht,
jene der Schuppen abzulösen,
deren Träger
durch die Verfahren versprödet
oder zerstört
wurde.
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Nach
einem Aspekt betrifft die Erfindung das Produkt, das durch diese
Verfahren erhalten wird und durch eine besondere Beseitigung einer
gewissen Anzahl von Schuppen gekennzeichnet ist, die einen ganz anderen
Oberflächenzustand
hinterlässt
als jener, der im Stand der Technik erzielt wird, insbesondere weil
es nicht beseitigte oder nur teilweise beseitigte Schuppen, den
Abdruck der beseitigten Schuppen umfasst und ferner weil der Kortex
nicht beschädigt
wurde.
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Die
Erfindung betrifft schließlich
die Verfahren zur Behandlung, Gewinnung und zum Spinnen von natürlichen
Fasern, insbesondere von Wollfasern, sowie zur Behandlung und Gewinnung
von textilen Waren, wie beispielsweise Kammwollbändern und dergleichen, die
mindestens einen Schritt der oben beschriebenen Verfahren umfassen,
sowie die textilen oder gestrickten Waren oder dergleichen, die
auf textilem oder einem anderen Weg aus mit diesen Verfahren erhaltenen
Fasern hergestellt werden.
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Die
Erfindung ergibt sich aus einem vollkommen neuen Ansatz.
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Nach
dem allgemeinsten Aspekt der Erfindung wird danach getrachtet, die
Keratinzementschicht und den an dieser befestigten Kutikulateil,
der die Bindung zwischen der Schuppe (Kutikula) und dem Kortex bildet, signifikant
zu verspröden
oder zu zerstören.
In der vorliegenden Anmeldung wird mit „Keratinzement" oder „Träger" die Einheit bezeichnet,
die von dem Zement selbst und dem Teil der Kutikula gebildet ist,
der angegriffen werden kann. Unter „signifikant verspröden" ist hier die Tatsache
zu verstehen, dass der Träger
versprödet
wird, bis eine weitere mechanische Behandlung ausreicht, um die
Schuppen vom Kortex zu lösen.
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Zu
diesem Zweck wird eine kurze Enzymbehandlung von Wollfasern (oder
anderen tierischen Fasern) unter derartigen Bedingungen durchgeführt, dass
das Enzym vorzugsweise und selektiv die „Träger"-Schicht oder die Schicht des „Keratinzements" angreift, wobei
diese Bedingungen in Anspruch 2 beschrieben sind.
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Die
Erfindung betrifft somit ein Verfahren zum Abschuppen von tierischen
Fasern vom Typ Proteinfasern, umfassend einen Kortex und Schuppen,
dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens einen Schritt umfasst,
bei dem die Keratinzementschicht, die die Bindung zwischen einem
ausreichenden Teil der Schuppen (Kutikulä) und dem Kortex bildet, signifikant
versprödet
oder zerstört
wird.
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„Ein ausreichender
Teil der Schuppen" bezeichnet
den statistischen Schuppenanteil, ab dem die Vorteile der Erfindung
zu beobachten sind. Auf völlig überraschende
Weise ist es ausreichend, wenn ein äußerst geringer Prozentsatz
von Schuppen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren versprödet und
abgelöst
wird. Die Mindestgrenze scheint bei 2 bis 5 % statistisch behandelter
Schuppen zu liegen. Die Werte unter ungefähr 2 bis 5 % ergeben keinen
signifikanten Vorteil. Die Werte über ungefähr 7 bis 10 % sind sehr schwer
zu erzielen.
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Die
Bestimmung dieses Prozentsatzes, der eine „statistische" Darstellung der
Auswirkung der erfindungsgemäßen Behandlung
ist, besteht darin, parallel zwischen 200 und 300 Fasern von ungefähr 60 mm Länge anzuordnen
und unter dem Mikroskop einen „Abschnitt" mit einer Länge von
ungefähr
6 mm des so gebildeten Bündels
zu betrachten. Auf jedem Abschnitt ist die Auswirkung der Behandlung
zu beobachten. Die Schuppen werden entweder abgelöst, und
es bleibt nun ihr „Abdruck" zurück, oder
sie werden nicht abgelöst und
bleiben somit entweder intakt oder ganz leicht an der Oberfläche angegriffen,
oder sie werden zerbrochen.
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Es
kann nun leicht der Prozentsatz an „angegriffenen" Fasern, der Prozentsatz
an „abgelösten" Fasern und der Prozentsatz
an nicht beeinträchtigten
Fasern (außer
einem leichten Angriff an der Oberfläche) festgestellt werden.
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Methode zur
Untersuchung der Fasern unter dem Elektronenmikroskop
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Probenahme der Fasern:
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Die
Fasern werden einzeln im Inneren und außerhalb des Büschels einer
Wollmenge entnommen. Die Fasern werden parallel zueinander auf einem
Kartonfenster befestigt. Sie werden entkräuselt, aber nicht gespannt.
Das Präparat
wird auf einem Probenhalter angeordnet; es wird in eine inerte Argonatmosphäre getaucht
und dann durch Kathodengoldzerstäubung
(Ion Sputter 1100) metallisiert.
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Visualisierung:
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Das
Präparat
wird durch Elektronenrastermikroskopie (JEOL-T330A-Scanning microscope)
unter den folgenden Einstellbedingungen beobachtet: Vakuum 10–4 Pa,
Potentialunterschied 10 kV, Vergrößerung 2000-fach, Einfallwinkel
des Strahls auf die Probeplatte 45°.
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Statistische Datenerfassung:
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Jede
Faser wird auf einem einzigen Feld beobachtet. Mindestens 100 Fasern
werden pro Wollmenge beobachtet. Die Beobachtungen werden an n unabhängigen Wollmengen
(n = 6 bis 8), die einem einzigen Behandlungstyp unterzogen wurden,
wiederholt.
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Aufgezählte Beobachtungskriterien:
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Die
Beobachtung des Aussehens der Oberfläche jeder Faser ermöglicht es,
diese in eine der untenstehenden Kategorien „einzureihen" oder „einzuordnen":
- – veränderte Faser:
diese Kategorie umfasst die Fasern, die veränderte Oberflächenbilder
im Vergleich mit jenen der nicht behandelten Fasern aufweisen. Diese
Veränderungen
können
in die folgenden Unterkategorien eingereiht werden:
• verschlechterte
Oberfläche
• aufgeblähte Schuppenränder
• hochgehobene
Schuppen
• gebrochene
Schuppen
• Verlust
der Schuppenstruktur
- – nicht
veränderte
Faser: Faser, deren Aussehen der Oberfläche es nicht ermöglicht,
sie in die vorhergehende Kategorie einzureihen, und die als „normal" vom Fachmann angesehen
werden kann.
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Nach
einer besonderen Ausführungsart
ist das oben definierte erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet,
dass der Schritt, bei dem die Keratinzementschicht versprödet oder
zerstört
wird, eine Bewegung zur Öffnung
eines ausreichenden Teils der Schuppen umfasst.
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Nach
einer weiteren besonderen Ausführungsart
betrifft die Erfindung ein Verfahren, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schritt die Kombination einer Bewegung zur Öffnung eines ausreichenden
Teils der Schuppen mit einer selektiven Enzymbehandlung umfasst.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsart
der Erfindung, die in 2 beiliegend
dargestellt ist, werden die bevorzugten Angriffsbedingungen des
Keratinzements erhalten, wenn eine Bewegung zur Öffnung der Schuppe mit der
Enzymbehandlung kombiniert wird und wenn sie auch mit einer hohen
Ionenstärke
des Enzymbehandlungsbades kombiniert wird.
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Es
wird nun zuerst danach getrachtet, die Schuppen (durch Beigabe von
insbesondere einem Tensid in das Bad) vor oder gleichzeitig mit
der Enzymbehandlung zu öffnen.
Ein geeignetes Tensid, das aus einer synergetischen Mischung von
Ethoxylaten und Spezialprodukten besteht, ist unter der Markenbezeichnung VALSOL
(TM ICI) bekannt. Weitere Tenside oder Tensidmischungen
stehen dem Fachmann bei Studie der Beschreibung und der hier angeführten Beispiele
zur Verfügung.
Die Öffnung
der Schuppen (2b) ermöglicht das Eindringen des Enzyms
hauptsächlich
in den Bereich der Keratinzementschicht (2c). Vor
oder zum Zeitpunkt der Enzymbehandlung wird ein Zusatz hinzugefügt, der
die Ionenstärke
des Bades erhöhen
kann. Ein solcher Zusatz ist beispielsweise ein geeigneter Puffer,
wie beispielsweise ein Phosphatpuffer, oder eine Mischung solcher
Puffer oder Natriumkarbonat, das bis zum Erhalt des gewünschten
pH-Werts beigefügt wird. Diese
Puffer stehen dem Fachmann bei Studie der Beschreibung und der hier
angeführten
Beispiele zur Verfügung.
Es ist überraschend
festzustellen, dass auf diese Weise selektiv der Keratinzement,
der den „Träger" der Schuppen bildet,
angegriffen wird, und dass vor allem der Angriff trotz der Tatsache,
dass die Behandlung kurz ist (von ungefähr einigen Minuten, beispielsweise
2 Minuten), wirksam ist.
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Nach
der bevorzugten Ausführungsart
der Erfindung ist das Bad sehr kurz und sehr wenig bewegt. Auf dieselbe
Weise wird die Wolle in dem Bad nur wenig oder nicht bewegt, um
das Verfilzen zu vermeiden. Auf diese Weise wird eine gute Wirksamkeit
erzielt, auch wenn der Prozentsatz an beseitigten Schuppen erstaunlich
gering bleibt, von ungefähr
3 bis 10 %.
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2a stellt
einen Querschnitt einer Wollfaser vor der erfindungsgemäßen Behandlung
dar.
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2b stellt
die Faser dar, wenn die Schuppe die Öffnungsbewegung beginnt. Ohne
durch irgendeine Theorie gebunden sein zu wollen, geht die Anmelderin
davon aus, dass es zu einem Bruch im Wesentlichen im Bereich der
Schnittstelle zwischen der Endokutikula 4 und dem Keratinzement 2 kommt.
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„Im Wesentlichen" bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der Bruch nicht
exakt an der Schnittstelle stattfindet. 4b zeigt
hingegen deutlich die Öffnungsbewegung
der Schuppen im Vergleich mit 4a.
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In 2c ist
schraffiert eine wahrscheinliche Enzymangriffszone dargestellt.
Es ist annähernd
sicher, dass der Keratinzement 2 ganz bevorzugt entlang
der „gewellten" Pfeile angegriffen
wird, die rein darstellenden Charakter in der Figur haben. Es scheint
hingegen, dass die Endokutikula nur sehr wenig oder gar nicht angegriffen
wird. Wie unten zu sehen ist, findet dieser Angriff entweder nach
dem Öffnen
oder gleichzeitig mit dem Öffnen
statt. 2 stellt zur Vereinfachung
den gleichzeitigen Angriff mit dem Öffnen als nicht einschränkendes
Beispiel dar.
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2d stellen
den betreffenden Abschnitt der Faser im Wesentlichen zum Zeitpunkt
der Beendigung des Angriffs dar.
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Der
Keratinzement 2 und eventuell ein kleiner Teil der Schuppe
wurden zerstört.
Die Schuppe ist somit mit dem Kortex nur mehr mit ihrer Basis verbunden.
Die Form derselben und ihre Anordnung sind wahrscheinlich verantwortlich
für das
Vorhandensein eines charakteristischen „Abdrucks" 7 nach Verschwinden der Schuppe,
wie unten beschrieben und in 5 dargestellt.
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Die
statistisch „versprödeten" Schuppen der 2d werden
dann sehr einfach bei einer weiteren mechanischen Behandlung, auch
mit wenig Energie, abgelöst
oder abgerissen.
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Jedoch
nach dem Angriffsschritt sind die Befestigungen der Schuppen bereits
statistisch derart versprödet,
dass sich ein großer
Prozentsatz der Schuppen (unter den tatsächlich versprödeten) spontan
durch das einfache Bewegen des Behandlungsbades ablöst. Die
Schuppen sind nun am Boden des Bades zu finden, wo sie leicht sichtbar
gemacht werden können
(siehe beiliegende 11).
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Die
Erfindung betrifft somit insbesondere ein Verfahren zum Abschuppen
von tierischen Fasern, dadurch gekennzeichnet, dass ein statistisch
ausreichender Teil der Schuppen vor oder gleichzeitig mit einer
Enzymbehandlung geöffnet
wird und dass die Ionenstärke
des Bades vor oder während
der Enzymbehandlung erhöht
wird, und dass das Enzym ausreichend lange wirken gelassen wird,
um den Keratinzement, der den „Träger" der tatsächlich versprödeten Schuppen
bildet, zu verspröden
oder zu zerstören,
aber nicht ausreichend, um den Kortex zu beschädigen.
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Es
wird angenommen, dass die Selektivität des Verfahrens dadurch bedingt
ist, dass die Enzymbehandlung unter einer großen Ionenstärke eingesetzt wird, gleichwertig
mit einer Phosphatpufferlösung
mit einer Molarität
von 0,05 bis 0,2 M. So besteht eine der Einzigartigkeiten der Erfindung
darin, das Enzym an die für
den Angriff gewählte
Stelle dank der Öffnung
der Schuppen zu einem Zeitpunkt eindringen zu lassen, zu dem die
Enzymaktivität
hoch ist, da die Ionenstärke
mit einem großen
Wert gewählt
wird, und diese paradoxerweise ohne Beschädigung des Kortex. So wirkt
das Enzym wirksam an den Stellen, an denen es statistisch eingedrungen
ist, d.h. auf den Keratinzement.
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Dies
ist eine mögliche
Erklärung,
die im Nachhinein erfolgt ist und die Anmelderin nicht bindet. In
Wirklichkeit war es nicht offensichtlich zu denken, dass nur ein
Teil der Schuppe selektiv angegriffen werden konnte, da a priori
dasselbe Enzym gleichzeitig alle Schichten der Schuppe angreift.
Es gab auch keinerlei Grund zu denken, dass eine kurze Behandlung,
um 10 bis 100 Mal kürzer
als im Stand der Technik, ohne Begleitung von oxydierenden Behandlungen
eine Beseitigung der Schuppen ermöglichen konnte, und vor allem
auch nicht, dass ausreichend Schuppen beseitigt werden, um ein günstiges Ergebnis
zu erzielen, was mit dem Stand der Technik nicht und bei weitem
nicht erreichbar ist, oder aber mit starken Beschädigungen
des Kortex (siehe 6 und 7, die den
Beginn der Verschlechterung bzw. das Bersten der Fasern im Falle
einer nicht entsprechenden Behandlung darstellen) oder anderen Problemen
wie jenen, die sich aus der Verschmutzung durch chemische Wirkstoffe
ergeben. Es war überdies
absolut nicht offensichtlich, dass eine statistische Beseitigung
von ungefähr
3 bis 5 % der Schuppen ausreichen würde, um ein insbesondere hinsichtlich
der Verfilzungsneigung achtbares Ergebnis zu erzielen.
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Diese
Selektivität
ermöglicht
es, eine sehr kurze Behandlungszeit zu wählen, da nur ein kleiner Teil
der Schuppe und statistisch nur ein kleiner Schuppenanteil angegriffen
wird, im Gegensatz zu den Verfahren des enzymatischen Feilens, bei
dem alle Schuppen zur Gänze
angegriffen werden.
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Die
Behandlungszeit wird derart gewählt,
dass sie ausreicht, um mindestens „signifikant" die Befestigung
oder den „Träger" der Schuppe zu verspröden, aber
nicht ausreicht, um den Kortex zu beschädigen. Die Bestimmung der Behandlungszeit
durch den Fachmann kann mit Hilfe einfacher Routinetests an Proben
und mit Hilfe der allgemeinen Kenntnisse des Fachmannes erfolgen.
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Zur
Darstellung beträgt
die Kontaktzeit mit dem Enzymbad ungefähr einige Minuten, insbesondere zwei
bis sechs Minuten.
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Je
nach Feinheit der Fasern kann es vorteilhaft sein, am Ausgang des
Enzymbehandlungsbades eine kontinuierliche Ofentrocknung bei einer
Temperatur von 50 bis 60°C
während
einer Dauer von 5 bis 10 Minuten durchzuführen.
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Nach
diesem Schritt des Versprödens
wird ein Mittel oder ein mechanisches Verfahren eingesetzt, um die
Schuppe zu lösen
oder endgültig
abzulösen.
Dieses Verfahren ist möglichst
sanft. Es wird somit eine Faser erhalten, von der ausreichend Fasern
statistisch abgelöst
sind, oder auf gleichsam „natürliche" Weise nach der Versprödung „abfallen". Es wird somit ein
bisher unbekanntes Produkt erhalten, dessen Kortex einen bemerkenswerten
Oberflächenzustand
aufweist, der einerseits nicht beschädigt ist und andererseits den
Abdruck der beseitigten Schuppen bewahrt. Diese Bewahrung des Abdrucks
ergibt sich aus der Tatsache, wie oben erwähnt, dass der sehr geringe
Prozentsatz an Schuppen, die versprödet werden, natürlich abfällt oder
durch eine relativ sanfte mechanische Behandlung natürlich abfällt. Es
handelt sich somit um eine physikalische Beseitigung, deren Ergebnis „natürlich" ist. Es ist überraschend
festzustellen, dass trotz ihres geringen statistischen Anteils die
Abdrücke
der abgelösten
Schuppen, die „natürlich" auf der Oberfläche der
neuen Faser verbleiben, die Spinnfähigkeit zweifellos auf Grund
dessen begünstigen,
dass ihre Dicke (ungefähr
0,1 bis 0,2 Mikrometer an Stelle von 0,8–0,9 Mikrometer für die Schuppen)
perfekt dazu geeignet ist, eine gute „Kohäsion" der Fasern beim Spinnen zu gewährleisten,
ohne die Geschwindigkeit des Vorgangs zu beeinträchtigen. Der betreffende Prozentsatz
ist jedoch so gering, dass die Anmelderin nicht durch eine solche
Theorie gebunden sein möchte.
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Es
ist auch bemerkenswert festzustellen, dass sich ein großer Teil
der versprödeten
Schuppen von selbst in dem Bad, das den Enzymbehandlungsschritt
umfasst, ablöst,
ohne dass es erforderlich wäre,
eine mechanische Behandlung vorzunehmen. Dies kann durch die Schuppen
festgestellt werden, die sich am Boden des Bades sammeln (11).
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann nach allen dem Fachmann möglichen
Varianten eingesetzt werden, insbesondere in einem einzigen Bad
zur Öffnung
und Enzymbehandlung oder in zwei aufeinander folgenden Bädern zur Öffnung der
Schuppen und dann zur Enzymbehandlung, oder auch in zwei identischen
aufeinander folgenden Bädern
(wobei jedes den Schritt der Öffnung
und der Enzymbehandlung umfasst, bei einer Dosierung von ungefähr % des
Enzyms in jedem Bad), oder auch in zwei wiederholten aufeinander
folgenden Bädern
(Öffnung
dann Enzym dann Öffnung
dann Enzym, mit geeigneten Dosierungen und Zeiten). Das bestimmende
Kriterium ist die Erhöhung
der Wahrscheinlichkeit, dass die Schuppen gut für die Behandlung zugänglich sind,
um eine maximale Öffnungs-
und Ablöseleistung
zu erzielen.
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Die
erfindungsgemäß geeigneten
Enzyme sind bekannte Proteasen und ihre Mischungen. Es wird insbesondere
eine stark alkalische Protease genannt, die unter der Markenbezeichnung
MAXACALTM der Firma GENENCOR bekannt ist,
und ein Biokatalysator auf Basis von ausgewählten Enzymen, bekannt unter
der Markenbezeichnung BACTOSOLTM der Firma
SANDOZ.
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Solche
Enzyme und ihre Mischungen können
vom Fachmann auf Basis der vorliegenden Beschreibung und einiger
Routinetests ausgewählt
werden, insbesondere durch Überprüfung des
Kriteriums des raschen und selektiven Angriffs des „Trägers". Es ist insbesondere
möglich,
unter dem Elektronenmikroskop Zählungen
der Prozentsätze
an angegriffenen Fasern, Fasern mit angehobenen Schuppen, „geborstenen" Fasern, usw... durchzuführen, wie
oben beschrieben, oder mit Hilfe anderer Methoden.
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Die
Enzymkonzentration wird erfindungsgemäß zwischen 0,1 und 0,4 %, vorzugsweise
zwischen 0,1 und 0,2 Gew.-% im Verhältnis zum Bad gewählt, d.h.
ungefähr
5 bis 10 Mal weniger als die Empfehlungen der Hersteller.
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Es
wurde tatsächlich
auf überraschende
Weise festgestellt, dass der erfindungsgemäß wichtigste Faktor der Prozentsatz
an geöffneten
Schuppen ist. Dieser Faktor ist wichtiger als die Enzymbehandlungszeit
oder die Enzymaktivität.
So ermöglicht
es eine optimale Öffnung
der Schuppen durch ein Tensid, eine minimale Enzymbehandlungszeit
von ungefähr
zwei Minuten für
verschiedene Enzyme und verschiedene Bedingungen vorzusehen, und
ermöglicht
einen höheren
Prozentsatz an „geöffneten" Schuppen und somit
einen höheren Prozentsatz
an beseitigten Schuppen.
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Das
Verfahren kann durchgeführt
werden, wobei ein getrennter Schritt (oder abgeleiteter Schritt)
hinzugefügt
wird, d.h. beispielsweise die Durchführung der Behandlung an gewaschener
Wolle oder ein Abzweigen der Wolle während des Waschens.
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Die
Behandlung kann auch nach dem Schritt des Waschens der Rohwolle
erfolgen. In diesem Fall wird sie nach dem letzten Spülbad in
derselben Waschanlage der Rohwolle durchgeführt, wobei in diese zusätzliche
Behandlungsbehälter
hinzugefügt
werden.
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Außer den
direkten wirtschaftlichen und industriellen Kriterien wird danach
getrachtet, die Gesamtheit der Schuppen im wässerigen Medium zu beseitigen,
um die Behandlung der Umgebungsluft zu vermeiden, um aus dieser
die Fasern zu entnehmen und sich den in diesem Bereich geltenden
strengen Vorschriften zu unterwerfen.
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Der
Vorteil der Erfindung besteht darin, dass sie für bereits gewaschene Rohfasern
im wässerigen
Medium oder im Lösungsmittelmedium
(Entfettung) oder auch für
Kammfaserbänder,
beispielsweise auf der Plättmaschine,
oder für
jedes andere gewebte oder gestrickte Halbfertigprodukt angewandt
werden kann.
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Erfindungsgemäß können das
Verfahren und die herkömmlichen
Ausrüstungen
angepasst werden, um die vorhandenen Vorteile zu optimieren.
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Das
neue Produkt besitzt eine Zuverlässigkeit
oder Spinnfahigkeit, die wesentlich größer als die Zuverlässigkeit
der früher
bekannten Produkte ist. Es können
somit deutlich die Schritte, die zum Spinnen führen, und das Spinnen selbst
verbessert werden. Insbesondere sind die Vorgänge wesentlich rascher als
im Stand der Technik. Dies ist das Kennzeichen eines neuen Produktes,
das an sich durch seine Struktur und genauer durch seinen Oberflächenzustand
einzigartig ist, der Abdrücke
der beseitigten Schuppen und der übrigen Schuppen aufweist.
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Es
ist überraschend
festzustellen, dass die Zuverlässigkeit
des neuen erfindungsgemäßen Produktes nahe
jener von Baumwolle ist, die das perfekte Beispiel auf diesem Gebiet
ist (Spinnen mit sehr hoher Geschwindigkeit und dennoch Beibehaltung
der „Kohäsion"), während die
nicht behandelte Wolle hingegen das umgekehrte Beispiel ist (langsames
Spinnen, sehr starke Kohäsion
auf Grund der Schuppen). Die erfindungsgemäße Wolle wird somit ein Produkt
sehr nahe der Baumwolle und über
den synthetischen Fasern, insbesondere Polyester, (sehr rasches
Spinnen, da sehr glatte Oberfläche,
aber fehlende Kohäsion)
und auch weit über den
Produkten stehend, die durch „Feilen" der Schuppen, insbesondere
durch Feilen mit Chlor, wie beispielsweise SupersoftTM,
erhalten werden.
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Ferner
ist dieses neue Produkt einfacher zu färben als die ähnlichen
Produkte des Standes der Technik, insbesondere die nicht behandelte
Wolle. Es ist somit möglich,
weniger Färbemittel
zu verwenden, um denselben Farbton zu erhalten.
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Überdies
ermöglicht
es das erfindungsgemäße Behandlungsverfahren,
eine signifikante Verbesserung der Weiße im Vergleich mit der Wolle,
die dieser Behandlung nicht unterzogen wurde, zu erhalten.
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Wie
schließlich
die nachfolgenden Beispiele zeigen, verleiht das erfindungsgemäße Verfahren
den textilen Fasern tierischen Ursprungs, wie beispielsweise Wolle,
eine gute Beständigkeit
gegen Verfilzen.
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Die
Erfindung liefert ein angenehm zu tragendes Produkt, das, falls
erwünscht,
starke Farben auf Grund der Färbefähigkeit
besitzt, und dies durch Einsatz eines ökologischen Verfahrens.
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Die
Erfindung betrifft auch die Fasern, die durch Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens
erhalten werden, sowie die textilen Waren, wie beispielsweise Bänder, Fäden, Spinnereiwaren,
Strickwaren und dergleichen, die aus den Fasern hergestellt werden, die
als durch das erfindungsgemäße Verfahren
gewonnen oder als ein an sich neues Ausgangsmaterial angesehen werden
können.
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Die
nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung darstellen.
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BEISPIEL 1
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Es
wird eine Wolle mit 21,5 Mikrometern verwendet, die mit 60 % Feuchtigkeit
ungefähr
nach dem letzten Spülbehälter entnommen
und bis auf ungefähr
1 % Feuchtigkeit unter Bedingungen von ungefähr 1/4 h bei 105°C getrocknet
wurde.
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Die
Wolle wird in eine Phosphatpufferlösung (0,2 M, pH = 8,2) mit
einem Badverhältnis
(p/v) von 1 : 80 getaucht. Die Temperatur des Bades beträgt 60°C. Diese
Lösung
enthält
ferner ein Tensid, das aus einer synergetischen Mischung von Ethoxylaten
und Spezialprodukten gebildet und unter der Bezeichnung VALSOL LTA-NTM bekannt ist, dessen Konzentration 1 g/l
beträgt.
Nach 5 min Eintauchen der Wolle in das Bad wird die Enzymreaktion
durch Beigabe der Enzymmischung ausgelöst, so dass die endgültigen Konzentrationen
von MAXACAL 600 000 LTM bzw. BACTOSOL WOTM 2 g/l bzw. 1 g/l betragen.
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Es
kann eine sanfte mechanische Behandlung durchgeführt werden oder nicht, wobei
diese mechanische Behandlung in einem leichten Bewegen des Behandlungsbades
oder der Wolle in dem Behandlungsbad besteht.
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Die
Enzymreaktion wird nach 2 min 30 s durch Säuerung des Behandlungswassers
oder Temperaturerhöhung
durch ein neuerliches Durchlaufen des Trockners gestoppt.
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Die
erhaltenen Resultate sind in Tabelle I zusammengefasst. TABELLE
I
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Der
beobachtete Dichteunterschied des Knäuels zeigt sich durch eine
signifikante Verbesserung im Bereich des Verfilzens.
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BEISPIEL 2
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Es
wird eine gewaschene Australien-Wolle mit 21,5 Mikrometern verwendet,
die der nachstehend beschriebenen Behandlung unterzogen wird.
-
500
g Wolle werden 5 Minuten lang in 50 Liter Wasser bei 60°C, das VALSOL
LTA-N im Verhältnis
von 2 Gew.-% zur Wolle enthält,
getaucht. Der pH-Wert des Bades wird auf 9,0 durch Beigabe einer
Natriumhydroxidlösung
mit 36° Baumé gebracht.
-
Die
so hinzugefügte
Menge hängt
vom pH-Wert der gewaschenen Wolle ab.
-
Nach
5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen einer
Presse geschleudert.
-
Die
so geschleuderte Wolle läuft
dann kontinuierlich durch ein Bad von 50 Litern Wasser bei 60°C, das die
kontinuierlich hinzugefügten
Enzyme enthält,
deren Gewichtsdosierung bezogen auf das Gewicht der Wolle folgende
ist:
BACTOSOL WO: 13,5
MAXACAL 600.000 L: 13,5 %.
-
Nach
5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen einer
Presse geschleudert.
-
Die
Wolle durchläuft
dann innerhalb von 15 Minuten einen Trocknungsofen, dessen Temperatur
auf 60°C
durch Einleiten von Dampf gehalten wird. Die Aufenthaltszeit in
diesem Trocknungsofen ist derart, dass die Zeit zwischen dem Eintauchen
der Wolle in das Enzymbad und dem Ende des Aufenthalts in dem Trocknungsofen
nicht länger
als 20 Minuten ist.
-
Die
Wolle durchläuft
am Ausgang des Trocknungsofens 5 Minuten lang ein Bad von 50 Litern
Wasser mit 50°C,
dessen pH-Wert auf 2,5 durch Beigabe einer Essigsäure gehalten
wird.
-
Nach
den 5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen
einer Presse geschleudert und durchläuft dann einen Trockner, aus
dem sie mit einer Feuchtigkeit von 1 bis 5 % austritt.
-
Nach
dem Trocknen wird die Wolle kardiert und dann gekämmt.
-
Die
Wolle wird gesponnen, um einen Faden der Nummer 2/32 zu erhalten,
der verwendet wird, um ein Trikot auf einem linearen Webstuhl mit
einer Feinheit 12 herzustellen.
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Vergleichstests,
die in der nachfolgenden Tabelle II dargestellt sind, wurden an
zwei Proben durchgeführt,
einer von nicht behandelter Wolle und der anderen von behandelter
Wolle.
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Die
Griffverbesserung wurde durch das Urteil von 10 Experten bestätigt, die
die Blindprüfung
des Griffs durchgeführt
haben.
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Die
Verbesserung der Färbefähigkeit
wurde durch Färben
des Fadens einer nicht behandelten Wolle und einer behandelten Wolle überprüft. Dieselbe
Färbemittelformel,
nämlich
ROUGE LANASOL 2G, wurde verwendet. Die Prozentsätze an Färbemittel wurden derart eingestellt,
dass derselbe Farbton erzielt wurde. TABELLE
II
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BEISPIEL 3
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Es
wird eine gewaschene Australien-Wolle mit 18,5 Mikrometern verwendet,
die der nachstehend beschriebenen Behandlung unterzogen wird.
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500
Gramm Wolle werden 5 Minuten lang in 50 Liter Wasser mit 60°C getaucht,
das VALSOL LTA-N im Ausmaß von
2 Gew.-% bezogen auf das Gewicht der Wolle enthält. Der pH-Wert des Bades wird
auf 9,0 durch Beigabe einer Natriumhydroxidlösung mit 36° Baumé gebracht. Die so hinzugefügte Menge
hängt vom pH-Wert
der gewaschenen Wolle ab.
-
Nach
den 5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen
einer Presse geschleudert.
-
Die
so geschleuderte Wolle durchläuft
dann kontinuierlich ein Bad von 50 Litern Wasser mit 60°C, das die
kontinuierlich hinzugefügten
Enzyme enthält,
deren Gewichtsdosierung bezogen auf das Gewicht der Wolle folgende
ist:
BACTOSOL WO: 13,5 %
MAXACAL 600 000 L: 6,75 %
-
Nach
5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen einer
Presse geschleudert.
-
Die
Wolle durchläuft
dann innerhalb von 15 Minuten einen Trocknungsofen, dessen Temperatur
auf 60°C
durch Dampfeinleitung gehalten wird. Die Aufenthaltszeit in diesem
Trocknungsofen ist derart, dass die Zeit zwischen dem Eintauchen
der Wolle in das Enzymbad und dem Ende des Aufenthalts im Trocknungsofen nicht
länger
als 20 Minuten beträgt.
-
Die
Wolle am Ausgang des Trocknungsofens durchläuft 5 Minuten lang ein Bad
von 50 Litern Wasser mit 50°C,
dessen pH-Wert auf 2,5 durch Beigabe von Essigsäure gehalten wird.
-
Nach
den 5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen
einer Presse geschleudert und durchläuft dann einen Trockner, aus
dem sie mit einer Feuchtigkeit von 1 bis 5 % austritt.
-
Nach
dem Trocknen wird die Wolle kardiert und gekämmt. Die Wolle wird gesponnen,
um einen Faden mit der Nummer 1/60 zu erhalten, der verwendet wird,
um ein Trikot auf einem kreisförmigen
Webestuhl mit einer Feinheit 24 herzustellen.
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Die
Resultate der durchgeführten
Vergleichstests sind in Tabelle III angeführt. TABELLE
III
-
BEISPIEL 4
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Es
wird eine gewaschene Australien-Wolle mit 17,9 Mikrometern verwendet,
die der nachstehend beschriebenen Behandlung unterzogen wird.
-
500
Gramm Wolle werden 5 Minuten lang in 50 Liter Wasser mit 60°C getaucht,
das VALSOL LTA-N im Ausmaß von
2 Gew.-% bezogen auf das Gewicht der Wolle enthält.
-
Der
pH-Wert des Bades wird auf 9,0 durch Beigabe einer Natriumhydroxidlösung mit
36° Baumé gebracht.
Die so hinzugefügte
Menge hängt
vom pH-Wert der gewaschenen Wolle ab.
-
Nach
den 5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen
einer Presse geschleudert.
-
Die
so geschleuderte Wolle durchläuft
dann kontinuierlich ein Bad von 50 Litern Wasser mit 60°C, das die
kontinuierlich hinzugefügten
Enzyme enthält,
deren Gewichtsdosierung bezogen auf das Gewicht der Wolle folgende
ist:
BACTOSOL WO: 13,5 %
MAXACAL 600 000 L: 3,4 %
-
Nach
5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen einer
Presse geschleudert.
-
Die
Wolle durchläuft
dann innerhalb von 15 Minuten einen Trocknungsofen, dessen Temperatur
auf 60°C
durch Dampfeinleitung gehalten wird. Die Aufenthaltszeit in diesem
Trocknungsofen ist derart, dass die Zeit zwischen dem Eintauchen
der Wolle in das Enzymbad und dem Ende des Aufenthalts im Trocknungsofen nicht
länger
als 20 Minuten beträgt.
-
Die
Wolle am Ausgang des Trocknungsofens durchläuft 5 Minuten lang ein Bad
von 50 Litern Wasser mit 50°C,
dessen pH-Wert auf 2,5 durch Beigabe von Essigsäure gehalten wird.
-
Nach
den 5 Minuten wird die Wolle durch Durchlaufen zwischen den Walzen
einer Presse geschleudert und durchläuft dann einen Trockner, aus
dem sie mit einer Feuchtigkeit von 1 bis 5 % austritt.
-
Nach
dem Trocknen wird die Wolle kardiert und gekämmt. Die Wolle wird gesponnen,
um einen Faden mit der Nummer 1/24 zu erhalten, der verwendet wird,
um ein Trikot auf einem kreisförmigen
Webestuhl mit einer Feinheit 28 herzustellen.
-
Die
Resultate der durchgeführten
Vergleichstests sind in Tabelle N angeführt. TABELLE
IV
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Erläuterungen
in den Abbildungen
-
2c
-
- Zone des Enzymangriffs (6)
-
8
-
-
6
-
- Beginn der Verschlechterung
-
7
-
- Ende der Verschlechterung
-
9
-
- Fortsetzung des Abschuppens
-
10
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-
11
-