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Diese Erfindung bezieht sich auf
das Gebiet der Biotechnologie. Sie beschreibt ein wirksames biologisches
Trennungs- bzw. Racematspaltungsverfahren für die Herstellung des entzündungshemmenden
Arzneimittels S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure (Naproxen)
mit der Formel (2). Durch das biologische Trennungsverfahren werden
zwei Enantiomere von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäurealkylestern
getrennt. Die biologische Trennung erfolgt durch die Vermittlung
eines Organismus, der zu der Gattung Trichosporon sp. gehört. Der
Organismus kann in Form eines Pellets aus ganzen nassen Zellen bzw.
nassen Ganzzellpellets oder eines trockenen Zellpulvers oder eines
zellfreien Extrakts oder des reinen Enzyms, das aus der Zellkultur
isoliert wurde, verwendet werden. Die Verwendung von Trichosporon
sp. (RRLY-15) DSM 11829 für
die kinetische Trennung dieser Verbindung durch ihre maximale Enantioselektivität und nahezu
theoretische Ausbeuten ist neu.
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Stand der Technik und
Hintergrund der Erfindung
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S(±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) gehört
zu der Klasse der α-Methylarylessigsäuren, die
auch als 2-Arylpropansäuren
bezeichnet werden, welche ihrerseits zu einer wichtigen Klasse von
nichtsteroidalen entzündungshemmenden
Arzneimitteln bzw. nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) gehören. Zu
den am häufigsten
verwendeten Arzneimitteln in dieser Klasse gehören neben Naproxen Ibuprofen,
Ketoprofen und Fluriprofen. Diese Arzneimittel finden breite Anwendung
bei der Bekämpfung
von Schmerzen und Entzündungen,
die durch Arthritis und verwandte Bindegewebserkrankungen verursacht
werden (Shen, T. Y.; Angew. Chem, Int. Ed., 1972, 11, 460). Diese
Arzneimittelmoleküle
mit chiraler Beschaffenheit treten als Racemate auf, wenn sie durch
ein normales chemisches Syntheseverfahren synthetisiert werden.
In den letzten Jahren wurde die Verwendung von enantiomerenreinen
Arzneimitteln in der Chemotherapie nahezu verpflichtend und die
Zulassungsbehörden
von vielen Ländern
erlassen zu diesem Zweck neue Arzneimittelrichtlinien. Die Verwendung
von enantiomerenreinen Arzneimitteln verbessert nicht nur die Wirkungsspezifität, sondern
minimiert auch die Toxizität
und die unerwünschte
Belastung des Patienten. Diese Feststellung trifft auch für α-Arylpropansäure zu.
Bei (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure ist
das S(+)-Enantiomer 28 mal aktiver als das R(–)-Enantiomer (Roszokwski,
A. P., Rooks, W. H., Tomolonis, A. J. und Miller, L. M., J. Pharmacol.
Exp. Ther., 1971, 179, 114). Ein weiteres Arzneimittel, das zu der
gleichen Klasse von nichtsteroidalen entzündungshemmenden Arzneimitteln
(NSAID) gehört,
welches bis vor kurzem als racemische Mischung verschrieben wurde,
ist Ibuprofen. Obwohl der inaktive R(–)-Antipode dieses Arzneimittels
in vivo über ein
CoA-Thioester-Zwischenprodukt in das S(+)-Enantiomerumgewandelt
wird, wurde beobachtet, dass der Epimerisationsprozess zu metabolischen
Komplikationen führt,
da der R(–)-Ibuprofen-CoA-Komplex
viele CoA-abhängige
Reaktionen kompetitiv hemmt, was zu einer Störung des intermediären Metabolismus
von Hepatozyten und der mitochondrialen Funktion führt. Reines
S(+)-Ibuprofen könnte
deshalb ein bevorzugtes Arzneimittel der Zukunft sein (Ann. Rep.
Med. Chem. Band 30 (1995) S. 298, Hrsg. James a Bristol, Academic Press
inc. California).
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Da die chemische Synthese von Verbindung
(2) zur Bildung einer racemischen Mischung führt, wird die eine oder andere
Racematspaltungsmethode für
die Trennung des S(+)-Enantiomers eingesetzt (Harrison, I. T., Lewis,
B., Nelson, P., Rooks, W., Roszwkoski, A., Tomolonis, A. J. und
Fried, J. H., J. Med. Chem., 1970, 13, 203). Diese Verfahren setzen
im Allgemeinen die selektive Kristallisation von dl-stereoisomeren
Salzen durch die Verwendung von teuren optisch aktiven Aminen wie
Cinchonidin, Dehydroabietylaminacetat, Phenylethylamin etc. ein
(Newman, P. in Optical Resolution Process for Organic Compound Band
2(II) S. 653 (1981), Manhatten College, New York). Die Racematspaltung
von (2) wurde auch unter Verwendung von Campher-10-sulfonsäure durchgeführt (Tsuchihashi,
G., Tetrahedron Lett., 1982, 23, 5427).
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Die asymmetrische Synthese von α-Arylpropansäuren bietet
eine weitere wichtige Methodologie zum Erhalten von enantiomerenreinen
Verbindungen. Verschiedene Strategien, die in diesen Verfahren eingesetzt werden,
umfassen eine Lewis-Säure-katalysierte
1,2-Aryl-Wanderung, die Verwendung von chiralen Katalysatoren bei
einer stereo-selektiven
C-C-Bindungs-Bildung, eine Hydroformylierung, eine asymmetrische
Hydrierung usw. Vor kurzem wurde eine asymmetrische Synthese von α-Arylpropansäuren besprochen
[Sonawane, H. R., Bellur, N. S., Ahuja, J. K. und Kulkarni, D. G.,
Tetrahedron Asym. 1992, 3(2), 162; Vill, C., Giordans, M., Pannosion,
S. Sheldrak, G. N. in Naproxen: Industrial Asymmetric syn. (1992),
S. 303 Hrsg. Collins, A. N. und Crosby, J. N., Chechester, U. K.:
Jia, C., Le, J., Zhonogguo Yiyao Zazhi 1990, 21 3 , 137].
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In den letzten zehn Jahren ist eine
Reihe von Berichten erschienen, welche die biologische Trennung bzw.
Racematspaltung von (±)-Naproxen
betreffen, wobei Hydrolasen, Lipasen, Esterasen oder Proteasen aus bakteriellen,
pilzlichen oder tierischen Ausgangsmaterialien verwendet werden.
Eine kurze Übersicht
wird in den folgenden Zeilen angegeben:
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Candida cylinderacea-Lipase wurde
erfolgreich für
die Trennung von S(±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure über ihren
Chlormethylester verwendet (Gu, Qui-Ming; Chen, C. und Sih, C. J.,
Tetrahedron Lett. 1986, 27 16 , 1763). Diese Arbeit wurde auch patentiert
(Sih, C. J., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-227078, 1. Juli 1987, US-Anmeldung
811,260, 20. Dezember 1985). Einige weitere wichtige Veröffentlichungen
von Racematspaltungsverfahren für
(±)-Naproxen
und verwandte α-Methylarylessigsäurederivate umfassen
(Quax, W. J., Broekhuizen, C. P., Applied Microbial Biotechnol.
1994, 41 4 , 425; Smeets, J. W. H., Kieboom, A. P. G., Recl. Trav.
Chim. Pays-Bas 1992, 111 11 , 490, CA, 118: 212077; Mutasaers, J.
H., G. M., Kooreman, H. J., Recl. Trav. Chim. Pays-Bas 1991, 110
05 , 185, CA, 115-207622t; Gu, Q.: Zhongguo Yiyao Gongyu Zazhi,
1991, 22 21 , 49, CA, 115, 88688; Alkumark, S., Anderson, S., Chirality
1992, 4(1), 24, Wu, S. H., Guo, Z. W., Sih, C. J., J. Am. Chem.
Soc 1990, 112 5 , 1990). Eine enantioselektive Veresterung von racemischem
Naproxen wurde auch unter Verwendung von Candida-Lipase in organischen
Lösungsmitteln
durchgeführt
[Shan-Wei, T., Hwa-Jou, W., Biocat., 1994, 11(1), 33 und J. Chem.
Technol. Biotechnol., 1996, 65 3 , 156].
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In der Vergangenheit wurden einige
weitere Verfahren für
die kinetische Racematspaltung von (±)-Naproxen unter Verwendung
verschiedener Enzyme patentiert. Zum Beispiel wurde beansprucht,
dass die Alkylester von (±)-Naproxen
durch die Verwendung von Enzymen aus Pseudomonas, Brevibacterium
oder Mycoplana-Spezies getrennt wurden (Watanabe, I., Hosoi, A.,
Kobayashe, E.,
JP 6363396 ,
19. März
1988, CA 109: 72056). Gist Brocades setzte Bacillus thai und andere
Mikroorganismen zum Hydrolysieren von Alkylestern von (±)-Naproxen
ein (Gist Brocades, N. V.,
JP
63, 45,234 , 26. Feb. 1988, FR-Anmeldung 88.245, 7. Jan.
1986, CA 109: 168975). Die Trennung von Estern von Naproxenstereoisomeren
wurde in mehrphasigen extraktiven Membranbio reaktoren in Gegenwarf
von Candida cylinderacea erzielt; optisch aktives Naproxen wurde
in wässriger
Phase gewonnen (Matson, S. L. PCT Int. Anmeldung WO-A-88/07 582,
6. Okt. 1988, US-Anmeldung 33,962, 1. April 1987: CA 111: 113732).
Ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von S(+)-Naproxen
wurde von Bianchi et al. offenbart, bei dem entsprechende Alkyl-,
Phenyl-, Tetrahydropyranyl- oder Tetrahydrofuranylester verwendet
wurden, wobei durch immobilisierte Candida cylinderacea-Lipase katalysiert
wurde. Sie erhielten 1757 g S(+)-Naproxen aus 9387 g (±)-Ester
nach 1200 Stunden ununterbrochenem Ablauf der Reaktion (Bianchi,
D., Cesti, P., Pina, C., Battislet, E., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-330
217, 30. August 1989, IT 88/19, 532, 25. Feb. 1988, CA 112: 215,
202). Wasserlösliche
Ester von (±)-Naproxen
wurden hydrolysiert, um chirale Arylpropansäuren in einem zweistufigen
extraktiven Membranreaktor herzustellen (Matson, S. L., Wald, S.
A., Zepp, C. M. und Dodds, D. R. PCT Int. Anmeldung WO 89,09,765,
19. Okt. 1989, US-Anmeldung 178 735, 7. April 1988, CA 113: 171683).
Die hydrolytische Trennung von (±)-α-Methylnaphthylacetonitrilderivaten
wurde durch Cornynebacterium nitrophilus mit 98% ee durchgeführt (Yamamoto,
K., Otsubo, K., Oishi, K., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-348 901, 3.
Jan. 1990, JP-Anmeldung 88/156, 911, 27. Juni 1988, CA 113: 76605).
Bei einer anderen Vorgehensweise zur Herstellung von S(+)-Naproxen wurde ein
filamentöser Pilz
Cordyceps milioris zur Isomerisierung von R(–)-Naproxen zu S(+)-Naproxen eingesetzt
(Reid, A. J., Phillips, G. T., Marix, A. F und De Smet, M. J., Eur.
Pat. Anmeldung EP-A-338 645, 25. Okt. 1989, GB-Anmeldung 88/9, 434,
21. April 1988, CA 113: 38895). Vinyl-, Ethyl- und Methylester von
(±)-Naproxen
wurden unter Verwendung verschiedener Hydrolasen, Lipasen, Esterasen
usw. kinetisch getrennt; wobei behauptet wurde, dass der Vinylester
eine maximale Trennung ergab (Flling, G., Schlingmann, M., Reinhold,
K., Ger, Offen. DE., 3, 919029, 13. Dez. 1990, Anmeldung 10. Juni
1989. CA, 14; 245930). Ein Leberenzym aus Tieren wie Kaninchen,
Pferden, Schafen usw. wurde ebenfalls verwendet (Goswami, A., PCT
Int. Anmeldung WO, 9113163; 5. Sept. 1991, US-Anmeldung 484, 362,
21. Feb. 1990, CA, 115: 254315). Es wurde festgestellt, dass neue
Exophiala withansia-Spezies in der Lage sind, α-substituierte Propansäure in optisch
aktive Enantiomere aufzuspalten. S(+)-Naproxen wurde mit 92% ee erhalten (De
Smet, Jose M., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-386 848, 12. Sept. 1990, US-Anmeldung
308,591, 10. Feb. 1989, CA 115: 7022). M/S Syntex Pharmaceuticals
Co patentierte ein Esterhydrolase-Gen aus Pseudomonas fluorescens,
das in E. coli kloniert war, für
die enantioselektive Hydrolyse von racemischen Alkylestern von Naproxen
(Chan, H. W., Salazar, F. H., EP-A-414 247, 27. Feb. 1991, US-Anmeldung
398,102, 24. Aug. 1989, CA 115: 236 99). Ein wasserlösliches
Ethylsulfat von (+)-Naproxen wurde in R(–)-Naproxen mit 79,8% Ausbeute
umgewandelt, wobei Prozym 6 verwendet wurde (Serinprotease von Aspergillus
oryzae) (Dodds, D. R., Zepp, C. M., Rossi, R. F., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-461
043, 11. Dez. 1991, US-Anmeldung 535,303, B. Juni 1990, CA 116:
150171). Mikroben aus Brevibacterium, Bacteridium, Micrococcus,
Bacillus usw. wurden kultiviert und für die Trennung von α-Arylpropansäureestern
mit hohem ee verwendet (Battistel, E., Bianchi, D., Cesti, P., Franzosi,
G., Tassinori, R., Spezia, S., Eur. Pat. Anmeldung EP-A-510 712,
28. Okt. 1992, 15. April 1991/M, 1154, 26. März 1991, CA 118: 58236). In ähnlicher
Weise wurden Amide und Nitrile enzymatisch zu entsprechenden Säuren für die Herstellung
von optisch reinem Naproxen hydrolysiert (Ootsubo, K., Yamamoto,
K., J. P. 0576,390, 30. März
1993, Anmeldung 91/228,560, 15. Aug. 1991, CA 119: 93701 und Fallow,
R. D., Steiglitz, B., PCT Int. Anmeldung WO-A-94/06930, 31. März 1994,
US-Anmeldung 948,185, 21. Sept. 1992, CA 121: 81125). (±)-Naproxenmethylester
wurde mit 35% Ausbeute in S(+)-Naproxen umgewandelt, wobei eine
Reihe von Mikroorganismen verwendet wurde, von denen Zoffeillor
latipes am geeignetsten war (Chan, H. W., Freeman, R., Salazar,
N., Beck, S. R., Synder, R. C., Cain, R. O., Roberts, C. R., Felix,
H., Phelps, P., Heefner, D. L., PCT Int. Anmeldung WO-A-93/23547,
25. März
1993, US-Anmeldung 883,658, 15. Mai 1992, CA 120: 189868). Ein Enzym
aus einem Organismus der Gattung Ceracystis wurde identifiziert
und sein Gen wurde in E. coli kloniert und exprimiert und für die Herstellung
von R(–)-Naproxen
mit > 95% ee und 26%
Ausbeute verwendet (Julie, W., Hazel, B., Anthony, W. R., PCT Int.
Anmeldung WO-A-94/20634, 15. Sept. 1994, GB-Anmeldung 93/4351, 3.
März 1993
CA, 122: 8143).
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Ein Verfahren zum Herstellen eines
Enantiomers einer optisch aktiven Arylalkansäure aus einem Gemisch von Enantiomeren
eines Esters der Arylalkansäure,
vorzugsweise S-Ketoprofen, mit einem Mikroorganismus der Gattung
Trichosporon ENZA I-3, IMI 348917 wurde in WO-A-93/04189 offenbart.
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Die Anzahl der Übersichten und Patente, die
in den letzten paar Jahren erschienen sind, für die Herstellung von optisch
reinem Naproxen aus der racemischen Mischung und der rezeptfreie
Verkaufsstatus (OTC-Status) dieses Arzneimittels in den USA unterstreichen
die Bedeutung von S(+)-Naproxen und verwandten Verbindungen als
entzündungshemmendes
Arzneimittel der Wahl. Deshalb blieb die Herstellung von S(+)-Naproxen
aus der racemischen Mischung enzymatisch oder durch andere Methoden,
sowohl chemische als auch katalytische, an der Spitze der Prioritäten für viele
R&D-Einrichtungen
und pharmazeutische Firmen in der ganzen Welt. Die Haupthersteller
von Naproxen setzen bis jetzt Wege ein, welche eine klassische Spaltung
von Racematen über
die Kristallisation von diastereomeren Salzen einsetzen.
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In den letzten zehn Jahren waren
jedoch größere Anstrengungen
auf die Entwicklung von biologischen Racematspaltungsverfahren gerichtet.
Biologische/enzymatische Spaltungsverfahren haben gegenüber chemischen
oder anderen herkömmlichen
Verfahren den Vorteil, dass sie einfach, katalytisch, relativ wirtschaftlich und
umweltfreundlich sind. Da Enzyme sehr stereoselektiv und substratspezifisch
sind, benötigt
man folglich ein spezifisches Enzym für eine spezifische biologische
Umwandlung. Die im Handel erhältlichen
Enzyme für eine
Biotransformation weisen möglicherweise
nicht die geforderte Selektivität
und Spezifität
für die
gewünschte
biologische Umwandlung auf und sind möglicherweise nur von akademischem
Interesse. Deshalb ist die Identifizierung, Selektion und Erzeugung
eines geeigneten Enzyms eine wesentliche Voraussetzung für Biotransformationen.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung und der bevorzugten Ausführungsform
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Die Hefe RRLT-15, die in diesem Verfahren
verwendet wird, ist von den Anmeldern aus einem lokalen fermentierten
Käse "Kalari" gemäß dem von
Beech und Davenport, Methods in Microbiology (Hrsg.) Booth, C. Band
14, S. 153, 1971, Academic Press N.Y. beschriebenen Verfahren isoliert
worden. Das Ausgangsmaterial der Organismen, die lokalen Käseproben,
wurden zerkleinert und 2 Tage bei 25°C in einem Medium inkubiert, das
0,025% (Gew./Vol.) Hefeextrakt und 0,5% (Vol./Vol.) Olivenöl enthielt.
Die resultierende Kultur wurde außerdem auf Lipase/Esterase
produzierende Kolonien abgesucht, die auf einem selektiven Medium
isoliert wurden, das MYPG (Maltose, Hefeextrakt, Pepton, Glucose)-Agar
umfasste, der 0,1 bis 0,2% (Gew./Vol.) Triglycerin wie etwa Triacetin
und 0,005% Bromcresolgrün
als Indikator enthielt. Die Hefekolonien, die klare Zonen aufgrund
der Hydrolyse von Triglycerin und gelb gefärbte Zonen aufgrund der Freisetzung
von organischer Säure
verursachten, wurden als mutmaßliche
Lipase/ Esterase-Produzenten betrachtet. Die ausgewählten Kolonien
wurden außerdem
durch einen Enzymassay auf eine Lipase/Esterase-Produktion hin untersucht,
bei dem eine bekannte Menge eines frischen Ganzzellpellets in 0,05
M Tris-Puffer, der 200 μmol
Triacetin enthielt, inkubiert wurde und die Hydrolysegeschwindigkeit
durch Titration mit 10 mmol Natriumhydroxidlösung kontrolliert wurde. Die
Stereoselektivität
des primär
selektierten Isolats wurde auf der Basis der selektiven Hydrolyse von
Methylphenylcarbinol getestet. Verschiedene solche Kolonien, welche
eine Stereoselektivität
anzeigten, welche durch chirale Hochdruckflüssigchromatographie (HPLC)-Analyse
festgestellt wurde, wurden einem Test auf die Esterhydrolyse von
Alkylestern von S(±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure unterzogen. Eine
solche Kolonie, welche eine maximale Hydrolaseaktivität unter
mehreren hundert Kolonien aufwies, wurde für die weitere Verfahrensentwicklung
verwendet. Der Organismus wurde gemäß Lodder, J. (Hrsg.), The Yeast – A taxonomic
study 2. Auflage 1970, Amsterdam, North Holland identifiziert. Er
wurde als Imperfekte Hefe klassifiziert, die zu der Familie Cryptococcaceae
und der Unterfamilie Trichosporoidea gehörte. Der isolierte Stamm wurde
außerdem
als zur Gattung Trichosporon gehörig
identifiziert und zwar aufgrund seiner charakteristischen Bildung
von lose knospenden Zellen und einem echten Myzel, das in Arthosporen/Blastosporen auseinanderfällt, wodurch
die Gattung sich von Candida unterscheidet. Sie ist auch von der
Gattung Geotricum verschieden, welche keine Blastosporen bildet.
Ein weiteres unterscheidendes Merkmal der zwei Gattungen, nämlich Geotricum
und Trichosporon, ist die Bildung von septierten Lufthyphen, welche
bei der erstgenannten zu trockenen Konidien auseinanderfallen, wogegen
die letztere mukoide schleimige Kolonien aufweist und keine Lufthyphen
vorhanden sind. Der in der vorliegenden Erfindung isolierte Organismus
wurde auch wegen seiner enteroblastischen Blastokonidien, die ein
typisches Merkmal für
die Gattung sind, als Trichosporon identifiziert.
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Der von uns als RRLY-15 bezeichnete
Hefestamm wird in der Kulturensammlungsstelle des Regional Research
Laboratory (CSIR), Jammu, einem konstituierenden Labor der Anmelder,
aufbewahrt und wurde auch bei Deutsche Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen GmbH (DSMZ) Braunschweig, Deutschland unter der
Hinterlegungs-Nr. DSM 11829 hinterlegt.
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Der Hefestamm kann auf festem Medium
gehalten werden, das Pepton, Hefeextrakt, Malzextrakt, Glucose und
Agar enthält.
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Bei dem Verfahren zur Vermehrung
der Hefezellen und zur Herstellung des Enzyms ist die verwendete Kohlenstoffquelle
ein Kohlenhydrat wie Glucose, Fructose, Sucrose, Lactose usw. oder
ein Ausgangsmaterial, das diese Kohlenhydrate enthält. Die
verwendete organische Stickstoffquelle ist Hefeextrakt, Malzextrakt, Maisquellwasser,
Pepton usw. Die anorganische Stickstoffquelle kann Ammoniak, Ammoniumnitrat,
Ammoniumsulfat, Harnstoff usw. sein. Die Kultur kann unter aeroben
Bedingungen in Schüttelkolben
oder in gerührten Gefäßen hergestellt
werden, worin die Kulturbrühe
angemessen umgewälzt
oder mit einer Geschwindigkeit im Bereich von 200–700 Umdrehungen
pro Minute (U/min), insbesondere mit einer Geschwindigkeit im Bereich von
200–500
U/min mechanisch gerührt
werden kann. Die Kulturbrühe
kann mit einer Rate im Bereich von 0–2 Volumina pro Volumen (vvm),
insbesondere mit einer Rate im Bereich von 0,1–1,2 vvm belüftet werden.
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Das Zellvermehrungsverfahren kann
auf einem Batch- oder Fed-Batch- oder kontinuierlichem Fermentationsverfahren
beruhen. Die optimale Zelldichte und die Enzymaktivität kann in
15–24
h in einem Batch-Verfahren erhalten werden. Die Zellen können durch
Ultrafiltration/Zentrifugation aus der Kulturbrühe geerntet werden. Die geernteten
Zellen können
entweder als solche verwendet werden oder in einem Gefriertrockenapparat
getrocknet werden oder homogenisiert/ultrabeschallt werden und der
resultierende zellfreie Extrakt zu einem trockenen Pulver lyophilisiert
werden. Das nasse Zellpellet (20–25% Trockenmasse) kann eine
Esterhydrolase-Aktivität
von 15–20
KU/g aufweisen (eine Enzymeinheit ist die Menge an nassem Zellpellet,
welche 1 μmol
Triacetin in 1 min hydrolysiert und KU bedeutet 1000 Einheiten).
Alternativ kann das nasse Zellpellet durch Ultrabeschallung, Homogenisierung
mit und ohne Schleifmaterialien einer hohen Scherung ausgesetzt
werden und der zellfreie Extrakt, der nach der Entfernung von Zelldebris
erhalten wird, kann entweder direkt als das Enzym-Ausgangsmaterial
verwendet werden oder es kann rohes Enzym durch fraktionierte Fällung mit
Fällungsmitteln
wie Aceton, Ethylalkohol, Polypropylenglycol, Ammoniumsulfat usw.
isoliert werden und das resultierende Pulver als das Enzym verwendet
werden. Alternativ kann das gewünschte
Enzym aus dem rohen Protein gemäß den Standard-Enzymreinigungsverfahren
isoliert werden, die im Stand der Technik verwendet werden, welche
eine Reihe von Schritten wie Ammoniumsulfatfällung, Gelfiltration, Ionenaustausch
und Affinitätschromatographie
an Sephadex, DEAE-Sephadex und Phenylagarose umfassen können, wobei
reines Protein mit einer Lipase/Esterase-Aktivität von 1500–1700 KU/g erhalten wird, und
es wurde festgestellt, dass das Molekulargewicht des reinen Enzyms
relativ zu Standardproteinen mit bekanntem Molekulargewicht 40 bis
50 Kilodalton betrug.
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Die Herstellung einer Esterase/Lipase
aus dem Stamm RRLY-15 (DSM 11829) ist eine wichtige Funktion dieses
Stammes und das Enzym ist, was seine Substratspezifität und Stereoselektivität anbelangt,
einzigartig. Der Stamm sowie die daraus isolierte stereoselektive
Hydrolase wies 4–5
Tage lang stabile biochemische Eigenschaften bei 30–35°C bei einem
pH-Wert von 6–9
auf. Das isolierte Enzym in seinem lyophilisierten Zustand in roher
oder reiner Form verlor seine biochemischen Eigenschaften nicht,
wenn es ein Jahr lang bei 4°C aufbewahrt
wurde. Der Hefestamm RRLY-15 (DSM 11829) oder sein isoliertes Enzym
in roher oder reiner Form kann entweder für eine einzelne Reaktion verwendet
werden oder nach der Beendigung der Reaktion durch geeignete Mittel
wie Ultrafiltration von dem Rektionsgemisch abgetrennt und für eine kinetische
Racematspaltungsreaktion in Wasser oder in Puffern oder in organischen
Lösungsmitteln
wiederverwendet werden. Der Hefestamm RRLY-15 (DSM 11829) als solcher
oder sein zellfreier Extrakt oder das daraus isolierte rohe oder
reine Enzym erwies sich als sehr enantioselektiv und deshalb für die kinetische
Racematspaltung von racemischen Mischungen, insbesondere für die von
Alkylestern von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure (Naproxen)
der Formel (1) brauchbar. Bei unserem Bemühen, die Verbindung der Formel
(2) der Abbildung, die dieser Beschreibung beigefügt ist,
herzustellen, haben wir die Biomasse von Trichosporon sp. RRLY-15, ihren
zellfreien Extrakt, rohes und/oder reines Enzym, das daraus gewonnen
wurde, verwendet und die entsprechenden Alkylester von Formel (1)
erfolgreich in S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der Formel
(2) aufgespalten, welche in den dieser Beschreibung beigefügten Abbildungen
gezeigt ist.
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Die kinetische Racematspaltung oder
die bevorzugte Hydrolyse von nur einem der zwei enantiomeren Ester
kann im vorliegenden Fall auf einen extrem großen Unterschied der Geschwindigkeit
der Hydrolyse der zwei Enantiomere, welche die racemische Mischung
umfasst, durch die Zellkultur oder den zellfreien Extrakt oder rohes
oder reines Enzym, das aus dem Organismus isoliert wird, der zu
der Gattung Trichosporon gehört und
als RRLY-15 (DSM 11829) bezeichnet wird, zurückzuführen sein. Ein Racemat oder
eine racemische Mischung ist eine äquimolare Mischung der enantiomeren
Spezies und eine solche Mischung weist keinerlei optische Aktivität auf. In
der chemischen Formel kann sie durch die Vorsilbe (±), (dl)
oder (RS) oder rac- wiedergegeben werden und das einzelne Isomer
oder Enantiomer wird durch die Vorsilbe (d) oder (l) oder (+) oder (-)
wiedergegeben, wogegen (R) oder (S) die absolute Konfiguration wiedergibt.
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Die aufgespaltene S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure (Naproxen)
der Formel (2) weist die folgenden Spezifikationen auf
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Weißer kristalliner Feststoff,
kristallisiert aus Methanol, Schmelzpunkt 157°C, analysiert für C14H14O3 (M+ bei m/e 230) [α]25
D + 67° (CHCl3, C1,0)
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Die Verwendung der Trichosporon-Spezies
RRLY-15 (DSM 11829) in der Erfindung zum Zweck der kinetischen Racematspaltung
ist neu, wie aus einer Durchsicht der Literatur hervorgeht. Der
Stamm ist für
die enantioselektive Hydrolyse des racemischen Esters von 6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) sehr spezifisch. Die katalytischen Eigenschaften für die kinetische
Racematspaltung bleiben die gleichen, wenn die Trichosporon-Spezies
RRLY-15 als nasse Ganzzellmasse oder lyophilisierte Zellmasse oder
der zellfreie Extrakt oder rohes Enzym oder das reine isolierte
Enzym in einer wässrigen
Lösung
oder Pufferlösung verwendet
wird. Am meisten zeichnet sich das vorliegende Verfahren dadurch
aus, dass eine Selektivität
von 99 : 1 für
S(+) bzw. R(–)-Ester
erhalten wird, selbst wenn Substratkonzentrationen bis zu 160 g/l
(> 650 mmol) verwendet
werden.
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Deshalb ist es die Hauptaufgabe der
vorliegenden Erfindung, ein effizientes und wirtschaftliches Bioverfahren
zur Herstellung von S(+)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (2) in einem einzigen Arbeitsgang unter Verwendung ganzer
nasser oder trockener Mikrobenzellen oder von zellfreiem Extrakt
oder dem rohen Enzym oder reinem Enzym, das aus Trichosporon sp.
RRLY-15 (DSM 11829) isoliert wird, bereit zu stellen.
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Die kinetische Racematspaltung erfolgt
durch enantioselektive Hydrolyse der entsprechenden S(±)-Alkylester
wie etwa Methyl-, Ethyl-, Butylester und dergleichen der Formel
(1), wobei das enantiomerenreine und geforderte Isomer (Eutomer)
S(+)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure oder
(Naproxen) der Formel (2) mit Ausbeuten bis zu 47 (94% der theoretischen
Ausbeute) und einem enantiomeren Überschuss (ee ≥ 98%) erzeugt
wird.
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Eine weitere Aufgabe ist, reines
S(+)-Natriumnaproxenat (eine weitere wünschenswerte Form des Arzneimittels)
aus der racemischen Mischung von (±)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäurealkylestern wie
etwa den Methyl-, Ethyl-, Butylestern und dergleichen der Formel
(1) direkt herzustellen.
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Noch eine weitere Aufgabe ist, einen
Alkylester von R(–)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (3) durch kinetische Racematspaltung von (±)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäurealkylestern,
wie etwa den Methyl-, Ethyl-, Butylestern und dergleichen der Formel
(1) abzutrennen und herzustellen.
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Noch eine weitere Aufgabe der Erfindung
ist, angereicherte Alkylester von R(–)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (3) herzustellen, welche nach der Racemisierung wiederverwendet
werden können.
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Entsprechend offenbart die vorliegende
Erfindung die Verwendung von Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829)
als ganze Zellen in nasser oder trockener Form oder zellfreier Extrakt
oder das rohe oder das reine isolierte Enzym für die Herstellung von S(+)-Naproxen der Formel
(2) durch selektive Hydrolyse der Alkylester der Formel (1 ). Das
Verfahren umfasst die folgenden Schritte nach der Vermehrung von
Trichosporon Sp. RRLY-15 durch Fermentationsmethoden gemäß dem vorstehend
beschriebenen Stand der Technik:
- (a) Behandeln
von (±)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäurealkylestern
wie etwa den Methyl-, Ethyl-, Butylestern und dergleichen der Formel
(1) in einer Konzentration von 0,1 M bis 0,7 M mit einer Kultur
von ganzen Hefezellen von Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829) oder mit dem Pulver aus
aufgebrochenen Zellen, das nach einer Lyophilisierung erhalten wird,
oder mit dem daraus isolierten Enzym als zellfreier Extrakt oder
dem rohen oder reinen Enzym als lyophilisiertes Pulver in Wasser
oder Pufferlösung.
- (b) Bewirken der kinetischen Racematspaltung bei einer Temperatur
im Bereich von 5–45°C und einem
pH im Bereich von 4–10.
- (c) Trennen von S(+)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (2) und des Alkylesters von R(–)-6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (3) durch herkömmliche
Verfahren. Die Trennung kann durch Lösungsmittelextraktion der angesäuerten Reaktionsmischung,
die Zellmasse/Enzym, abgetrennte S(+)-Säure der Formel (2) und angereicherten
R(–)-Ester
der Formel (3) umfasst, unter Verwendung von Toluol, Dichlormethan,
Ethylacetat, Butylacetat und dergleichen, gefolgt von einer Verteilung
zwischen einer organischen Lösungsmittelschicht,
die einen Ester der Formel (3) umfasst, und einer wässrigen basischen
Schicht, die ein Alkalisalz von S(+)-Säure der Formel (2) umfasst,
bewirkt werden. Die Salzbildung kann unter Verwendung einer Alkalilösung wie
Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Natriumcarbonat oder dergleichen
bewirkt werden. Das S(+)-Naproxen wird anschließend durch Ansäuerung ausgefällt, gefolgt
von einer Filtration oder von einer Lösungsmittelextraktion.
- (d) Alternativ kann das S(+)-Naproxen als sein Alkalisalz während des
vorstehenden Verfahrens durch Ultrafiltration/Zentrifugation direkt
aus der Reaktionsmischung erhalten werden.
kann durch Lösungsmittelextraktion
oder Salzbildung bewirkt werden.
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Vorzugsweise kann die Salzbildung
durch Verwenden einer Alkalilösung
wie NaOH, KOH oder dergleichen bewirkt werden, gefolgt von einer
Lösungsmittelextraktion
zum Entfernen des Alkylesters von R(–)-Naproxen.
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Vorzugsweise wird das S(+)-Naproxen
anschließend
durch Ansäuerung
ausgefällt,
gefolgt von einer Filtration oder Lösungsmittelextraktion.
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Vorzugsweise wird die kinetische
Racematspaltung in einer Pufferlösung,
ausgewählt
aus Phosphat-, Borat- und Trislösungen,
durchgeführt.
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Die kinetische Racematspaltung kann
auch in gewöhnlichem
destillierten Wasser durchgeführt
werden.
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Vorzugsweise wird die S(+)-6-Methoxy-naphthalinessigsäure in Ausbeuten
bis zu 47% (> 90%
der theoretischen Ausbeuten) und mit einem enantiomeren Überschuss
(ee) von > 98% gewonnen.
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Vorzugsweise ist die Selektivität für den erhaltenen
S(+)- und R(–)-Ester
ein Verhältnis
von 99 : 1, selbst wenn die verwendete Substratkonzentration bis
zu 160 g/l (> 650
mmol) beträgt.
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Vorzugsweise kann das S(+)-Naproxen
(Säure)
und der R(–)-Ester
nach der Hydrolyse durch Lösungsmittelextraktion
nach einer Ansäuerung
gewonnen werden.
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Vorzugsweise wird das für die Extraktion
von S(+)-Naproxen verwendete Lösungsmittel
aus chlorierten Lösungsmitteln
wie Chloroform, Dichlormethan oder Lösungsmitteln mit mittlerer
Polarität
wie Ethylacetat, Diethylether oder Diisopropylether ausgewählt.
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Vorzugsweise wird die Abtrennung
der Zellen nach der Biotransformation durch Filtration oder Zentrifugation
bewirkt.
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Vorzugsweise kann die Mischung durch
die Zugabe von 10% Gew./Vol. Schwefelsäure oder dergleichen auf pH
2–3 angesäuert werden
und S(+)-Naproxen kann als Niederschlag erhalten werden.
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Vorzugsweise wird das hydrolysierte
S(+)-Naproxen (Säure)
durch die Verwendung eines Alkalis wie NaOH oder KOH oder dergleichen
in 10% Gew.-/Vol. als ihr Natriumsalz gewonnen, um Natriumnaproxen
direkt herzustellen.
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Vorzugsweise wird der unhydrolysierte
Ester der Formel (3) durch Lösungsmittelextraktion
oder Ansäuerung
der wässrigen
Lösung
auf pH 2–4
gewonnen und die hydrolysierte Säure
der Formel (2) kann durch Filtration oder Lösungsmittelextraktion gewonnen
werden.
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Die Erfindung wird in den nachstehend
angegebenen Beispielen ausführlich
beschrieben, welche nur zur Veranschaulichung angegeben sind, und
deshalb sollten diese Bei spiele nicht so aufgefasst werden, als würden sie
den Umfang der Reaktion beschränken.
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Beispiel 1:
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Herstellung von (+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) durch kinetische Trennung von (+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (1) unter Verwendung einer nassen Ganzzellkultur von
Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829)
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- (i) Es wurde ein Kulturmedium, das 1,5% Glucose,
0,05% Kaliumdihydrogenphosphat (KHP2O4), 1,0% Maisquellwasser und 0,3% Harnstoff
enthielt, mit pH 6,8 vor der Sterilisierung und 6,5 nach der Sterilisierung,
hergestellt und in Schüttelkolben
(jeweils 200 ml) und in einen 10 l-Fermenter aus rostfreiem Stahl (SS
304s) (Arbeitsvolumen 7,5 l) eingefüllt und autoklaviert. Die Vorkultur
des Stammes Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829) wurde in dem Schüttelkolben
durch Beimpfen mit dem Inhalt einer Öse der auf festem Agarmedium
hergestellten Kultur und Inkubieren des Kolbens am Schüttler bei
30°C hergestellt.
Die 24 h alte Vorkultur, die auf diese Weise hergestellt worden
war, wurde in das Kulturmedium eingeimpft und die Fermentation bei
500 U/min, 0,5 vvm Belüftungsrate
und einer konstanten Temperatur von 28°C 15–18 Stunden lang durchgeführt. Die
Kultur wurde danach zentrifugiert, um die Hefezellen zu sammeln.
Das Zellpellet wurde zweimal mit Wasser gewaschen und direkt für kinetische
Trennungsstudien verwendet.
- (ii) 122 g (500 mM) racemischer Methylester von 6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) wurde zu 1000 ml Wasser zugegeben, das 300–350 g der
vorstehenden nassen Zellmasse von Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM
11829) enthielt. Die Reaktionsmischung wurde 48 h bei 30°C gerührt, wobei
der pH der Lösung
durch externe Zugabe von 1 M Natriumhydroxidlösung bei 8 ± 1 gehalten wurde. Danach
wurde der Inhalt der Reaktionsmischung mit 10% Vol./Vol. Schwefelsäure auf
pH 2–3
angesäuert
und die gesamten Feststoffe durch Zentrifugation/Filtration abgetrennt.
Die getrocknete feste Masse, welche die Zellmasse, S(+)-Naproxen
und angereicherten R(–)-Naproxenester
umfasste, wurde mit Ethylacetat (500 ml) extrahiert. Die freie S(+)-Naproxensäure wurde
durch Extraktion mit 10% Gew./Vol. Natriumhydroxid von dem organischen
Lö sungsmittel
abgetrennt. Die organische Schicht wurde mit Wasser gewaschen und über wasserfreiem
Natriumsulfat getrocknet. Das Abstrippen des organischen Lösungsmittels
ergab 66,5 g (270 mM) angereicherten R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (3). Die basisch gemachte wässrige Schicht, die S(+)-Natriumnaproxen enthielt,
wurde mit verdünnter
Säurelösung (10%
Vol./Vol.) angesäuert
und der weiße
Niederschlag wurde abfiltriert, mit Wasser gewaschen und getrocknet,
wobei (47,50 g, 210 mM) reine S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2), Schmelzpunkt 157°C,
ee > 98% (chirale
HPLC) erhalten wurde. Die Ausbeute der Esterhydrolyse entsprach
46,47%, was einer 93%igen theoretischen Umwandlung gleichkommt.
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Beispiel 2:
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Herstellung von Natrium-S(+)-6-methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) durch kinetische Trennung von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (1) unter Verwendung einer getrockneten Ganzzellkultur
von Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829)
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- (i) Die Hefezellmasse (300 g) Trichosporon
sp. RRLY-15 (DSM 11829), die wie in Beispiel 1 beschrieben hergestellt
wurde, wurde bei 0°C
lyophilisiert, um 90 g getrocknete Ganzzellkultur zu erhalten. Das
lyophilisierte Hefepulver wurde direkt für die Katalyse der kinetischen
Trennung verwendet.
- (ii) 61 g (250 mM) racemischer Methylester von 6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) wurde zu 500 ml Wasser gegeben, das 50–60 g trockene
Zellmasse von Trichosporon sp. RRLY-15 enthielt. Die Reaktionsmischung
wurde 45 h bei 30°C
mit 800 U/min gerührt,
wobei der pH der Lösung
durch externe Zugabe von 1 M Natriumhydroxidlösung bei 7,0 ± 0,1 gehalten
wird. Während
der Reaktion wurde das gebildete Natriumsalz von S(+)-Naproxen durch
Zentrifugation/Ultrafiltration als wässrige Lösung kontinuierlich entfernt
und die Reaktionsmischung mit Wasser aufgefüllt, um das Volumen der Reaktionsmischung aufrecht
zu erhalten. Diese Vorgang wurde während des Reaktionszeitraums
viermal wiederholt, um den größten Teil
des Natriumsalzes von S(+)-Naproxen zu entfernen. Die Reaktionsmischung
wurde danach mit 10% Vol./Vol. Schwefelsäure auf pH 2–3 angesäuert und
die gesamten Feststoffe wurden durch Zentri fugation/Filtration abgetrennt.
Die nasse feste Masse, welche die Zellmasse, etwas S(+)-Naproxen
und angereicherten R(–)-Naproxenester
umfasste, wurde mit Toluol (500 ml) extrahiert. Die freie S(+)-Naproxensäure wurde
durch Extraktion mit einer berechneten Menge von 10% Gew./Vol. Natriumhydroxid
von dem organischen Lösungsmittel
abgetrennt. Die organische Schicht wurde mit Wasser gewaschen und über wasserfreiem
Natriumsulfat getrocknet. Das Abstrippen des organischen Lösungsmittels
ergab 33,25 g (136 mM) angereicherten R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (3). Die kombinierte wässrige Schicht, die S(+)-Natriumnaproxen
umfasste, wurde unter Vakuum getrocknet, wobei (25,3 g, 105 mM)
weißes
Pulver von Natrium-S(+)-6-methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2), ee > 98%
(chirale HPLC) erhalten wurde. Die Ausbeute entsprach 46,5% Hydrolyse
(93% der theoretischen Ausbeute).
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Beispiel 3:
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Herstellung von S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) durch kinetische Trennung von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäureethylester
der Formel (1) unter Verwendung einer nassen Ganzzellkultur von
Trichosporon sp. RRLY-15
(DSM 11829).
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- (i) Die wie in Beispiel 1 hergestellte Hefezellmasse
Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829) wurde für die Katalyse der kinetischen
Trennung verwendet.
- (ii) Zu einer Suspension von 50 g (194 mM) racemischem Ethylester
von 6-Methoxy-a-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) in 400 ml Phosphatpuffer (0,1 M) bei pH 8 wurden 150–160 g (22%
Feststoff) nasse Zellmasse von Trichosporon sp. RRLY-15 (DSM 11829)
zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde 50 h bei 37°C mit 800
U/min gerührt
und der pH der Lösung
durch externe Zugabe von 1 M Natriumhydroxidlösung in einem pH-stat bei 7–8 gehalten.
Das reine S(+)-Naproxen wurde durch das in Beispiel 1 beschriebene
Verfahren von der Reaktionsmischung abgetrennt, wobei 28 g angereicherter
R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäureethylester
der Formel (1) und 20,12 g (84 mM) S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) mit ee = 98% (chirale HPLC) erhalten wurden.
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Beispiel 4:
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Herstellung von S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) durch kinetische Spaltung von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (1) unter Verwendung eines zellfreien Extrakt-Enzyms
(rohen Enzyms), das aus den Zellen von Trichosporon sp RRLY-15 (DSM
11829) isoliert wurde.
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- (i) 400 g Zellmasse von Trichosporon sp. RRLY-15
(DSM 11829) wurde wie in Beispiel 1 beschrieben hergestellt, in
500 ml Wasser suspendiert und dazu 1000 ml Glasperlen mit einer
Größe von 500 μm zugegeben
und die Mischung wurde 15 min bei 0–4°C verwirbelt. Die verwirbelte
Mischung wurde zentrifugiert, um 350 ml zellfreien Extrakt zu erhalten.
Das Verfahren wurde dreimal wiederholt, um 1050 ml zellfreien Extrakt zu
erhalten. Der zellfreie Extrakt wurde für die Katalyse der kinetischen
Trennung verwendet.
- (ii) Eine Suspension, umfassend 122 g (500 mM) racemischen Methylester
von 6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) in 1000 ml wässriger
Proteinlösung,
die 7500 KU rohe Lipase enthielt, die aus Trichosporon sp. RRLY-15
(DSM 11829) wie vorstehend beschrieben isoliert worden war, wurde
40 h bei 30°C
gerührt,
wobei der pH der Lösung
durch externe Zugabe von 1 M Natriumhydroxidlösung bei 8 ± 1 gehalten wurde. Danach
wurde die Reaktionsmischung zentrifugiert/ultrafiltriert, um den
löslichen
Anteil, umfassend S(+)-Naproxensäure
als Natriumsalz und Enzymprotein, abzutrennen. Die Feststoffe, die hauptsächlich den
angereicherten R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
umfassten, wurden mit 50 ml (100 mM) NaOH gefolgt von Wasser gewaschen.
Die Feststoffe ergaben beim Trocknen 66,3 g (271 mM) des angereicherten
R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylesters der
Formel (3). Die kombinierte wässrige
Phase wurde durch ein Dialysiergerät/Ultrafilter geleitet, um
die Enzymproteine zu entfernen. Der filtrierte wässrige Anteil wurde mit 1 M
Schwefelsäure
auf pH 3,0 angesäuert
und der Niederschlag der freien Säure mit Wasser gewaschen und
getrocknet, wobei S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) erhalten wurde (52,50 g, 228 mM) ee > 98% (chirale HPLC). Somit wurden 46,5%
Esterhydrolyse entsprechend einer 93%igen theoretischen Umwandlung
erhalten.
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Beispiel 5:
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Herstellung von S-(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) durch kinetische Trennung von (±)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (1) unter Verwendung von reinem Enzym das aus den Zellen
von Trichosporon sp. RRLY-15 isoliert wurde.
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- (i) Rohes Enzym der Hefezelle Trichosporon
sp. RRLY-15 (DSM 11829) wurde wie in Beispiel 4 angegeben hergestellt.
Das gewünschte
Enzym wurde aus dem rohen Zellextrakt durch ein Reinigungsverfahren
isoliert, welches eine Ammoniumsulfatfällung gefolgt von einer Gelfiltration,
Ionenaustausch und Affinitätschromatographie
auf Sephadex, DEAE-Sephadex und Phenylagarose umfasste. Das so erhaltene
gereinigte Enzympräparat
wurde für
die Katalyse der kinetischen Trennung verwendet.
- (ii) Eine Suspension, die 122 g (500 mM) racemischen Methylester
von 6-Methoxy-α-methylnaphthalinessigsäure der
Formel (1) in 1000 ml wässrigen
Proteinlösungen
umfasste, die 7000 KU reines Lipaseenzym, das aus Trichosporon sp.
RRLY-15 (DSM 11829) isoliert worden war, enthielten, wurde 40 h
bei 30°C
gerührt,
wobei der pH der Lösung
durch externe Zugabe von 1 M Natriumhydroxidlösung bei 8 ± 1 gehalten wurde. Danach
wurde die Reaktionsmischung zentrifugiert/ultrafiltriert, um den
löslichen
Anteil abzutrennen, der S(+)-Naproxensäure als Natriumsalz und Enzymprotein
umfasste. Die Feststoffe, welche hauptsächlich den angereicherten R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
umfassten, wurden mit 50 ml (100 mM) NaOH, gefolgt von Wasser gewaschen.
Die Feststoffe ergaben beim Trocknen 66,4 g (272 mM) angereicherten
R(–)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäuremethylester
der Formel (3). Die kombinierten wässrigen Phasen wurden durch
ein Dialysiergerät/Ultrafilter
geleitet, um das Enzymprotein zu entfernen. Der filtrierte wässrige Anteil
wurde mit 1 M Schwefelsäure
auf pH 3,0 angesäuert
und der Niederschlag der freien Säure mit Wasser gewaschen und
getrocknet, wobei S(+)-6-Methoxy-α-methyl-2-naphthalinessigsäure der
Formel (2) (52,40 g, 227 mM) mit ee > 98% (chirale HPLC) erhalten wurde. Die
Ausbeute entsprach 46,3% Esterhydrolyse (92,6% der theoretischen).
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Hinweis für die Beispiele
4 und 5
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Eine Einheit des Enzyms ist die Menge
an Enzym, welche 1 μmol
Triacetin in 1 Minute hydrolysiert und KU bedeutet 1000 Einheiten.
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Hinweis für die Beispiele
1–5
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HPLC-Bedingungen:
-
- Säule
Lichro CART 250-4 (S,S)-Whelk-O 1,5 μm
- Mobile Phase: n-Hexan: 2-Propanol : Essigsäure (90 : 10 : 0,25)
- Fließgeschwindigkeit:
1,2 ml/min
- Detektion: UV 254 nm