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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung bezieht
sich auf die Entwicklung eines auf Elektrochemolumineszenz basierenden
Testes für
den Nachweis und die quantitative Messung von β-Lactamen und β-Lactamasen,
wobei der Test geeignet ist für
die Diagnose und das Überwachen
der Behandlung von bakteriellen Infektionen.
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Hintergrund der Erfindung
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Tests, die auf ECL basieren, sind
im Stand der Technik wohl bekannt und finden zunehmende Anwendungen
wegen ihrer Genauigkeit, der Leichtigkeit der Verwendung und der
Abwesenheit radioaktiver Materialien.
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Ein besonders nützliches ECL-System ist beschrieben
in einem Artikel von Yang et al., Bio/Technology, 12, S. 193–194 (Febr.
1994). Siehe auch den Artikel von Massey, Biomedical Products, Oktober
1992, ebenso wie die US-Patente 5,235,808 und 5,310,687.
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ECL-Vorgänge wurden für viele
unterschiedliche Moleküle
durch etliche unterschiedliche Mechanismen gezeigt. In Blackburn
et al. (1991), Clin. Chem. 37/9, S. 1534–1539, verwendeten die Autoren
die ECL-Reaktion von Ruthenium(II)tris(bipyridyl), Ru(bpy)3
2+, mit Tripropylamin
(TPA) (Leland et al. (1990), J. Electrochem. Soc., 137: 3127–31), um
die Technik zu zeigen. Salze von Ru(bpy)3
2+ sind sehr stabile, wasserlösliche Verbindungen,
die chemisch modifiziert werden können mit reaktiven Gruppen
an einem der Bipyridylliganden, um aktivierte Arten zu bilden, mit
denen Proteine, Haptene und Nukleinsäuren leicht markiert werden können. Die
von Blackburn et al. verwendete aktivierte Form von Ru(bpy)3
2+ war der Ru(bpy)3
2+-NHS-Ester:
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Beta-Lactamasen, die die Amidbindungen
des β-Lactamrings
von sensitiven Penicillinen und Cephalosporinen hydrolysieren, sind
innerhalb von Mikroorganismen weit verbreitet und spielen eine Rolle
bei der mikrobiellen Resistenz für β-Lactam-Antibiotika.
Beta-Lactamasen bilden eine Gruppe verwandter Enzyme, die ausgebildet
werden durch eine große
Anzahl an Bakterienarten, aber nicht von Säugergeweben, und können hinsichtlich
Substratspezifitäten
variieren. Siehe allgemein Payne, D. J., J. Med. Micro (1993), 39,
5.93–99; Coulton,
S. & Francois,
I., Prog. Med. Chem. (1994), 31, 297–349; Moellering, R. C. Jr.,
J. Antimicrob. Chemother. (1993), 31, (Suppl. A), S. 1–8; und
Neu, H. C., Science (1992), 257, S.1064–1072.
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Der Nachweis von β-Lactamaseaktivität in einer
Körperflüssigkeit
wurde lange für
als auf eine vergangene oder bestehende bakterielle Infektion hinweisend
gehalten.
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Die sich entwickelnde mikrobielle
Resistenz für
Antibiotika, wie z. B. Penicillin und Cephalosporin, war schon für eine Weile
von Bedeutung. Kürzlich
eskalierte diese Bedeutung im Licht der schwindelnden Anzahl neuer
Antibiotika und der Überbenutzung
jener, die bekannt sind. Es wurde wichtiger, das optimale Antibiotikum
für die
Behandlung einer bestimmten Infektion auszuwählen, und das Verschreiben
des neuesten Antibiotikums zu vermeiden, wenn wirksame Alternativen
existieren. Diese Möglichkeit,
das optimale Antibiotikum auszuwählen,
ist besonders kritisch in jenen Einrichtungen, die in Langzeitpflegeeinrichtungen
verwickelt sind, wo Antibiotikaresistenz zunehmend zu einem Problem
wird. Die Lebenszeit der gegenwärtigen
Antibiotikafamilie kann verlängert
werden durch die Auswahl des optimalen Antibiotikums. Siehe allgemein
Harold C. Neu "The
Crisis in Antibiotic Resistance",
Science, Band 257, (11. August 1992), S. 1064–1072.
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Die zunehmende Resistenz, genauer
die zunehmende mikrobielle Resistenz gegen Antibiotika erhöhte den
Bedarf für
einen Test, der leicht den Grad der Resistenz für ein bestimmtes β-Lactam-Antibiotikum, wie z.
B. einem Penicillin oder Cephalosporin, quantitativ bestimmen kann
und dann das am besten geeignete Antibiotikum für einen bestimmten infektiösen Zustand
auswählen
kann.
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Derzeit existieren etliche Verfahren
für den
Nachweis mikrobieller β-Lactamasen.
Einige repräsentative
Beispiele folgen.
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W. L. Baker "Co-Existence of β-Lactamase and Penicillin Acylase
in Bacteria; Detection and Quantitative Determination of Enzyme
Activities", J.
Appl. Bacteriol. (1992), Band 73, Nr. 1, S. 14–22, offenbart einen Kupfer
reduzierenden Test für
den Nachweis von Penicilloaten und einen Fluorescamintest, um 6-Aminopenicillansäurekonzentrationen
nachzuweisen, wenn beide Substanzen durch die Wirkung der Enzyme
auf ein einzelnes Substrat erzeugt werden.
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Das US-Patent Nr. 5,264,346 offenbart
einen kolorimetrischen Test für β-Lactamase,
der eine Reihe an Anwendungen hat. Der Test basiert auf der Entfärbung eines
Chromophors, gebildet durch die Oxidation von entweder dem N-Alkylderivat
von p-Phenylendiamin oder dem 3,3',5,5'-Tetraalkylderivat
von Benzidin. Die Entfärbung
wird der Anwesenheit eines offenen β-Lactamringproduktes, das aus
der Hydrolyse von Cephalosporin oder Penicillin resultiert, zugeschrieben.
Die Entfärbung
durch das offene β-Lactamprodukt
von Penicillin benötigt
die Anwesenheit eines die Entfärbung
verstärkenden
Mittels, wie z. B. Quecksilber enthaltende Verbindungen. Der Verstärker wird
für die
Entfärbung
durch das offene β-Lactamprodukt von
Cephalosporin nicht benötigt.
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Das US-Patent Nr. 4,470,459 offenbart
ein schnelles Verfahren für
den Nachweis der Anwesenheit von β-Lactamase
aus mikrobiellen Quellen, das auf einer β-Lactamaseumsetzung eines β-Lactamsubstrates
basiert, das seine Fähigkeit,
zu fluoreszieren, umkehrt. Spezifische β-Lactame, von denen gesagt wird,
dass sie diese Eigenschaft haben, schließen Ampicillin, Cephalexin,
Amoxicillin, Cefadroxil und Cephaloglycin ein. Die Änderung
in der Fähigkeit
zu fluoreszieren, wird der Anwesenheit von β-Lactamase zugeschrieben.
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Die WO 84/03303 offenbart ein mikrobiologisches
Testvorgehen für
die Identifikation von β-Lactamaseherstellern.
Der Test beruht auf Änderungen
in der Acidität,
die die Fluoreszenz des Indikators, wie z. B. Cumarin, angreift.
Diese Änderungen
der Acidität
wird dem durch die Anwesenheit der β-Lactamase hergestellten Umwandlungsprodukt
zugeschrieben.
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A. C. Peterson et al. "Evaluation of Four
Qualitative Methods for Detection of β-Lactamase Production in Staphylococcus
and Micrococcus Species",
Eur. J. Clin. Microbiol. Infect. Dis. (1989), Band 8, Nr. 11, S. 962–7, präsentieren
gewisse Faktoren, die bei der Beurteilung qualitativer Tests für β-Lactamase verwendet werden.
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Robert H. Yolken et al. "Rapid Diagnosis of
Infections Caused by β-Lactamase-Producing
Bacteria by Means of an Enzyme Radioisotopic Assay", The Journal of
Pediatrics, Band 97, Nr. 5 (Nov. 1980), S. 715–720, offenbaren einen empfindlichen
enzymatischen Radioisotopentest für die Messung von β-Lactamase
als ein schneller Test für
den Nachweis bakterielle Infektion. Das Testprotokoll schließt einen
Inkubationsschritt mit der Probe ein, gefolgt von dem Abtrennungsschritt
auf einer positiv geladenen Säule,
wie z. B. DEAE-Sephacel vor der Messung der Radioaktivität eluierter
Fraktionen. Das durch β-Lactamase umgewandelte
penicillinische Produkt hat eine zusätzliche Carboxylgruppe, die
seine stärkere
Bindung an die positiv geladene Säule im Vergleich zu dem Penicillin
sicherstellt. Unterschiede in der Radioaktivität zwischen den eluierten Fraktionen
und den Ursprungswerten werden der Anwesenheit von β-Lactamase
zugeschrieben.
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Vor der hierin offenbarten Erfindung
verblieb ein Bedarf für
einen universellen Test für β- Lactame und β-Lactamasen,
der sowohl sehr schnell (10 Minuten oder kürzer) als auch sehr empfindlich
ist.
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Die in dieser Anmeldung offenbarte
Erfindung erreicht diese Bedürfnisse
durch die Anpassung von Elektrochemolumineszenzmethodologien an
die Messung von β-Lactamen
oder β-Lactamasen.
Andere Aufgaben der Erfindung werden auch aus der nun folgenden
Beschreibung der Erfindung offensichtlich werden.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Breit festgestellt, umfasst die Erfindung
einen auf Elektrochemolumineszenz basierenden Test für den Nachweis
von β-Lactamasen
oder β-Lactamkomponenten.
Die Erfindung hat als eine ihrer Ziele einen universellen Test für β-Lactam-Antibiotika
ebenso wie für β-Lactamasen,
der sowohl schnell (10 Minuten oder kürzer) als auch empfindlich
(geringe mikromolare Konzentration von Antibiotika und pikomolare
Konzentration von β-Lactamasen)
ist. Der Test wäre
geeignet für
den Nachweis ebenso wie für
die Quantifikation der β-Lactam-Antibiotika
und β-Lactamasen.
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Für
die Verwendung der Elektrochemolumineszenzmethodik als ein Messsystem
für β-Lactamasen und β-Lactame
war die Erkenntnis der Anmelder zentral, dass β-Lactam-Antibiotika und/oder
ihre Hydrolyseprodukte einen zweizähnigen, aromatischen, heterocyclischen
Stickstoff enthaltenden Liganden von Ruthenium oder Osmium (auf
den in der Beschreibung Bezug genommen wird als "Ru/Os-Komplex") dazu bringen werden, Licht in dem
ECL-Messgerät
zu emittieren. Ferner gibt es bei allen untersuchten β-Lactamen einen wesentlichen
Unterschied zwischen vollständigen
Antibiotika und deren Hydrolyseprodukten in Bezug auf diese Fähigkeit.
Demgemäß korreliert
eine Änderung
in der Chemolumineszenz mit der Anwesenheit von β-Lactamaseaktivität.
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Gleichfalls überraschend war für die Anmelder
die Vielseitigkeit des Testes für
die Messung verschiedener β-Lactamstrukturen
und dabei für
die β-Lactamasefamilie
an Enzymen. Kritisch dafür
ist die Umwandlung der tertiären
Aminstruktur der vollständigen
Antibiotikastruktur zu der Struktur des sekundären Amins in dem hydrolysierten
Produkt. Die hydrolysierte und/oder nicht hydrolysierte Verbindung
wirkt als Tripropylamin in den chemolumineszenten Tests des Standes
der Technik.
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Alles was benötigt wird, ist, die Probe mit
dem interessierenden β-Lactam-Antibiotikum
zu inkubieren und die Änderung
in der Chemolumineszenz über
die Zeit zu messen unter Verwendung von etablierten Protokollen
und Geräten.
Was zu der Zeit auch nicht von den Anmeldern erwartet worden war,
war die Qualität der
in einer vergleichsweise kurzen Zeit (5 Minuten bis 2 Stunden) erzielbaren
Ergebnisse und die für
sowohl das β-Lactam
als auch die β-Lactamasen
erzielte Empfindlichkeit. Wie belegt in Tabelle I auf S. 264 von
Downey et al., "Chemoluminescence
Detection Using Regenerable Tris (2, 2'bypyridyl) ruthenium (II) Immobilized in
Nafion", Anal. Chem.
64 (1992), S. 261–268,
gab es keine Einsicht vor dieser Erfindung, dass die hydrolysierte
Struktur von Penicillin nennenswerte Mengen an ECL erzeugt.
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Beschreibung der Zeichnungen
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Legenden der Figuren:
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1 erläutert die
durch β-Lactamase
katalysierte Hydrolyse von Benzylpenicillin.
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2 zeigt
die chemischen Strukturen einiger üblicher β-Lactame.
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3 zeigt
die Quantifizierung der Antibiotikahydrolyse unter Verwendung von
spektrophotometrischen (schwarze Säulen) und ECL-(graue Säulen)-Testverfahren.
Wie im Text detailliert ausgeführt,
variierten die spektrophotometrischen Verfahren in Abhängigkeit
von Faktoren, die sich auf die einzigartigen Eigenschaften der Elektronenextinktionsspektra
der unhydrolysierten und unhydrolysierten Antibiotika bezogen, während für sämtliche
Antibiotika ein einzelnes ECL-Messgeräteverfahren
verwendet wurde. In allen Fällen
wurden 1,0 mM jedes Antibiotikums bei Raumtemperatur für 10 Minuten
mit einem von vier Enzymen inkubiert.
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3A zeigt
B. cereus-β-Lactamase
I (1,3 nM).
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3B zeigt
B. cereus-β-Lactamase
II (42,6 nM).
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3C zeigt
Enterobacter cloacae P99 (1,9 nM).
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3D zeigt
E. coli RTEM (0,73 nM). Für
die ECL-Experimente wurden 275 μl
jeder Probe mit 25 μl von
120 μm Ru(bpy)3
2+ und 0,6% Triton® X-100
vermischt. Die Mischungen wurden unter Verwendung eines ECL-Messgerätes (Origen® Analyzer,
IGEN, Inc., Rockville, MD) analysiert.
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4:
Standardkurven von hydrolysierter und unhydrolysierter β-Lactamkonzentration
gegen ECL. A zeigt die Enzym-katalysierte
(B. cereus) β-Lactamasehydrolyse
von Ampicillin. B zeigt die NaOH-Hydrolyse
von Cefoxitin. Sowohl in A) als auch in B) stellen die geschlossenen
Kreise das intakte Antibiotikum und die offenen Kreise die Produkte
der Antibiotikahydrolyse dar. Die Proben wurden behandelt und analysiert,
wie beschrieben in der Legende zur 3.
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5 zeigt
die Quantifizierung bakterieller Zellen durch die ECL-Messung ihrer β-Lactamaseaktivität. Verschiedene
Mengen von E. coli-Extrakt (Zentrifugationspellets) wurden über Nacht
in 1,0 mM Ampicillin inkubiert. In einigen Fällen wurde auch der β-Lactamaseinhibitor
6-β-Br-Penicillansäure hinzugefügt. Die
inkubierten Mischungen bestanden aus 1,0 mM Ampicillin und 0,1 M
Natriumphosphat, pH 7,5, und entweder AmpS E. coli (niedrige Spiegel
von β-Lactamase)
(offene Dreiecke), AmpS E. coli mit 6-β-Br-Penicillansäure (geschlossene
Dreiecke), AmpR E. coli (hohe Spiegel von β-Lactamase) (geschlossene Kreise)
oder AmpR E. coli mit 6-β-Br-Penicillansäure (offene
Kreise). Zu Aliquoten der über
Nacht inkubierten Proben wurden Ru(bpy)3
2+ und Triton® X-100
hinzugefügt,
um Endkonzentration von 10 μM
bzw. 0,05% zu ergeben.
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6 erläutert einen
möglichen
ECL-Reaktionsmechanismus für
Antibiotika. In einigen Fällen
nimmt das Hydrolyseprodukt an dieser Reaktion Teil, um Licht auszulösen. In
allen untersuchten Fällen
gab es jedoch einen wesentlichen Unterschied zwischen einem gegebenen
Antibiotika und seinen Hydrolyseprodukten.
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Beschreibung bevorzugter
Ausführungsbeispiele
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Der Mechanismus der ECL-Anregung
ist wie folgt. Ru/Os-Komplex und Antibiotikum (hydrolysiert und/oder
unhydrolysiert) werden an der Oberfläche einer Goldelektrode oxidiert,
wobei [Ru/Os-Komplex]+ bzw. Antibiotikum+• gebildet
wird. In dieser Beschreibung ist das Antibiotikum entweder intakt
oder hydrolysiert. Das Antibiotikum+• verliert
spontan ein Proton, wobei Antibiotikum• gebildet
wird. Das Antibiotikum•, ein starkes Reduktionsmittel,
reagiert mit [Ru/Os-Komplex]+, einem starken
Oxidationsmittel, wobei der Anregungszustand des Detektionsmittels
gebildet wird. Der angeregte Zustand zerfällt zum Grundzustand durch
einen normalen Fluoreszenzmechanismus, wobei ein Proton mit einer
angemessenen Wellenlänge
emittiert wird.
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Organische Verbindungen, die elektrochemische
Nachweismittel sind, schließen
ein beispielsweise Ruben und 9,10-Diphenylanthracen. Viele organometallische
Verbindungen sind elektrochemische Nachweismittel, von Nutzen sind
jedoch Ru enthaltende Verbindungen, wie z. B. Ruthenium(II)trisbipyridinchelat
und Os enthaltende Verbindungen, wie sie im US-Patent 5,310,687
gefunden werden können.
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Diese Nachweismittel sind für lange
Zeiträume
stabil. Zusätzlich
sind die Nachweismittel sicher und vergleichsweise kostengünstig. Sie
ergeben ein hochcharakteristisches Signal und kommen in der Natur
nicht vor. Messungen, die auf der Lumineszenz solcher Nachweismittel
basiert werden, sind empfindlich, schnell, reproduzierbar und verwenden
einfache Messgeräte.
Das Signal wird wiederholt durch jedes Molekül des Nachweismittels erzeugt,
wobei die Empfindlichkeit, mit der diese Nachweismittel nachgewiesen
werden können,
verstärkt
wird. Verschiedene Mengen dieses Nachweismittels oder seines Äquivalents
können
verwendet werden. Es muss auch festgestellt werden, dass diese Nachweismittel
direkt in den biologischen Proben oder in den Nahrungsmittelproben
verwendet werden können,
ohne Vorbehandlung der Probe.
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Die für die Bildung des Anregungszustandes
notwendige Energie stammt aus dem großen Unterschied in den elektrochemischen
Potenzialen des [Ru/Os-Komplex]+ und des
Antibiotikum•.
Der angeregte Zustand zerfällt
durch einen normalen Fluoreszenzmechanismus. Dieser Vorgang regeneriert
die Ausgangsform des Ru/Os-Komplex, der frei ist, viele Male die
Reaktionsfolge zu durchlaufen. Folglich kann jedes ECL-aktive Nachweismittel
viele Photonen während
jedem Messzyklus emittieren, wobei der Nachweis verstärkt wird.
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Die Quantifizierung des Ru/Os-Komplex-Nachweismittels
kann leicht mit vergleichsweise unkomplizierter Messgeräteanordnung
automatisiert werden. Das Herz eines Messgerätes ist die elektrochemische Durchflusszelle,
welche die Arbeitselektroden und Gegenelektroden für die Initiierung
der ECL-Reaktion enthält.
Beide Elektroden werden aus Gold hergestellt, es wurden jedoch auch
andere Materialien verwendet mit unterschiedlichen Erfolgsgraden.
Ein Potentiostat legt verschiedene Spannungsverläufe an die Elektroden an und
eine einzelne Photomultiplierröhre
(PMT) detektiert das während
der ECL-Reaktion emittierte Licht. Eine Ag/AgCl-Referenzelektrode
wird in den Flüssigkeitsweg
stromabwärts
der Flusszelle platziert und eine peristaltische Pumpe wird verwendet,
um verschiedene Flüssigkeiten
durch die Durchflusszelle zu saugen. In einer typischen Sequenz
wird die Testflüssigkeit
aus einem Reagenzglas in die Durchflusszelle gesaugt und das Nachweismittel
wird quantifiziert durch Anlegen einer Rampenspannung an die Elektroden
und Messen des emittierten Lichts. Nach der Messung wird eine Reinigungslösung mit
hohem pH-Wert in die Zelle gesaugt für einen elektrochemischen Reinigungsvorgang.
Eine Konditionierlösung
wird dann in die Zelle gesaugt und ein Spannungsverlauf wird angelegt,
welcher die Oberfläche
der Elektroden in einem hoch reproduzierbaren Zustand hinterlässt, fertig
für den
nächsten
Messzyklus.
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Die ECL-Reaktion kann wirksam durch
viele verschiedene Spannungsverläufe
initiiert werden. Messungen des Arbeitselektrodenstroms und der
ECL-Intensität
werden durch das Anlegen einer Dreiecksspannung an die Elektroden
induziert. Die angelegte Spannung, wie gezeigt, ist tatsächlich die
Spannung, die an der Ag/AgCl-Referenzelektrode gemessen wird, und
schließt
die Wirkungen eines signifikanten, nicht kompensierten Widerstands
ein; demzufolge ist die tatsächliche
Spannung, die an der Arbeitselektrode angelegt ist, wesentlich geringer
als jene, die dargestellt ist. Die Dreiecksspannung steigt von 565
auf 2800 mV mit einer Geschwindigkeit von 750 mV/s und fällt dann
mit derselben Geschwindigkeit auf 1000 mV ab. Der Strom, der in
der Zelle fließt,
ist primär
das Ergebnis der Oxidation des β-Lactam-Antibiotikums
und der Hydrolyse von Wasser. Die Oxidation von sowohl dem β-Lactam-Antibiotikum als
auch dem Ru/Os-Komplex wird offensichtlich, wenn die angelegte Spannung
1100 mV erreicht und Lumineszenz erzeugt. Die Intensität der Lumineszenz
steigt mit der angelegten Spannung, bis das Antibiotikum an der
Oberfläche
der Elektrode verbraucht ist, was in einer abnehmenden Intensität resultiert.
Die Intensität
der beobachteten Lumineszenz ist groß genug, dass sie leicht mit
gewöhnlichen
PMTs gemessen werden kann, die entweder Photonen zählend oder
in Strommodi betrieben werden.
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Die Probe, zu der das β-Lactam von
Interesse hinzugefügt
worden war, wird dann in eine Messzelle gegeben, um einen Anfangswert
zu erhalten. Typischerweise wird das β-Lactam von Interesse in Konzentration
zwischen 10 μM
und 1,0 mM hinzugefügt.
Das elektrochemolumineszente Nachweismittel ist typischerweise in
Konzentrationen von 10–6 M (Bereich 1 bis 15 μM) vorhanden.
Die Zelle, welche die Probe enthält,
wird dann für
eine ausreichende Zeitdauer inkubiert, um sicherzustellen, dass
die β-Lactamase
katalysierte Hydrolyse geschehen kann, falls das Enzym vorhanden
ist. Diese Zeitdauer variiert typischerweise zwischen 5 Minuten
und 2 Stunden. Längere
und kürzere
Zeiträume
sind möglich
in Abhängigkeit
von der Probe und den Konzentrationen der Reaktionsteilnehmer. Da
alles, was beteiligt ist, empirische Parameter sind, können ihre Werte
unter Verwendung von gewöhnlichen
Techniken bestimmt werden.
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Nachdem die Inkubation geschieht,
wird ein zweiter Wert genommen. Der Unterschied in den Messwerten,
falls vorhanden, korreliert mit der β-Lactamaseaktivität, die in
der Probe vorhanden ist. Siehe 4 diesbezüglich. Auf
eine ähnliche
Weise kann eine bestimmte Probe unterteilt werden oder eine Reihe
an Proben können
von einem bestimmten Patienten entnommen werden und nacheinander
mit einer Reihe an β-Lactam-Antibiotika
behandelt werden, um ein Profil für die Probe oder den Patienten
zu erzeugen. Dieses Profil kann verwendet werden von einem Arzt,
um ein bevorzugtes Antibiotikum für die Behandlung auszuwählen, oder
es kann verwendet werden, um den involvierten Mikroorganismus zu
identifizieren, basierend auf einer vorhandenen Informationsbibliothek.
Das für
die Verwendung bei der Behandlung einer Infektion bevorzugte Antibiotikum
ist das am wenigstens hydrolysierte.
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Ebenfalls möglich ist die Schaffung eines
Satzes an Standards, erhalten durch Wiederholen der obigen Verfahren
mit einer Reihe an Antibiotika unter Verwendung einer β-Lactamase
aus einer Reihe an repräsentativen β-Lactamasen.
Solch eine Darstellung ist in den 3a bis d gezeigt. Die für eine Unbekannte bestimmten
Werte können
mit solch einen Satz für
Identifizierungszwecke verglichen werden. Diese Information kann
in elektronischer Form sein, um die Handhabung und den Vergleich
zu erleichtern.
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Nachdem die Probe mit β-Lactam-Antibiotikum
behandelt und/oder inkubiert wurde, wird die ECL-Messung durchgeführt durch
Anlegen eines elektrischen Potenzials an die Arbeitselektrode. Dies ergibt ein
charakteristisches Signal von dem emittierten Licht. Vergleichsweise
geringe Interferenz resultiert aus dem Hintergrund, der durch die
anderen in der Probe oder dem hinzugefügten Puffer vorhandenen Materialien
dargebotenen wird.
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Demgemäß schließen die für die Durchführung des
Verfahrens dieser Erfindung geeigneten Geräte und Methodiken, wie früher festgestellt,
jene ein, die in den US-Patenten Nrn. 5,068,088, 5,061,455, 5,093,268 und
5,147,806 und 5,221,605 gezeigt sind. Ferner schließen Elektrochemolumineszenzmoleküle für die Verwendung
in dem Messsystem als Nachweismittel jene zweizähnigen, aromatischen, heterocyclischen,
Stickstoff enthaltenden Liganden von Ruthenium und Osmium ein, die
beschrieben sind in den US-Patenten Nrn. 5,310,687 und 5,310,687.
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Reagenzienkits, welche die für die Durchführung der
Tests notwendigen Materialien enthalten, können zusammengestellt werden,
um die Handhabung zu erleichtern und eine Standardisierung zu fördern. In
den Kit einzuschließende
Materialien können
variieren in Abhängigkeit
von dem letztlichen Zweck. Typischerweise würde der Kit das elektrochemolumineszente
Nachweismittel, notwendige Puffer und Standards einschließen. Die
Standards können
chemische Reagenzien oder Daten (empirische) in gedruckter oder
elektronischer Form sein, notwendig für die Kalibrierung, notwendig
für die
Durchführung
des Tests.
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Beispiel 1: ECL-Test der β-Lactamhydrolyse
durch β-Lactamasen
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Bakterielle β-Lactamaseenzyme hydrolysieren
und inaktivieren β-Lactam-Antibiotikumsubstrate (1). Es werden über 100 β-Lactamasen
durch viele unterschiedliche Arten gram-negativer und gram-positiver Bakterien
(1) erzeugt. Jede β-Lactamase
wird ein begrenztes und einzigartiges "Spektrum" an β-Lactam-Antibiotika
(für die
Strukturen einiger β-Lactam-Antibiotika
siehe 2) hydrolysieren.
Folglich kann das Antibiotikum letal sein, falls ein β-lactamaseerzeugender
Bakterienstamm mit einem Antibiotikum angegriffen wird, das nicht
ein Substrat seiner β-Lactamase(n)
ist. Falls ein Bakterienstamm angegriffen wird mit einem β-Lactam-Antibiotikum,
das ein Substrat seiner β-Lactamase(n)
ist, wird umgekehrt jener Stamm das Antibiotikum zerstören, dem
Angriff widerstehen und überleben.
Es ist schwierig, im Voraus vorherzusagen, ob eine pathogene Mikrobe
eine β-Lactamase
herstellt und, falls dem so ist, welches Antibiotikum jenes bestimmte
Enzym erkennt und hydrolysiert. Es würde der medizinischen Behandlung
solcher mikrobieller Infektionen stark nützen, falls als Teil des Entscheidungsfindungsvorgangs
des Arztes eine Probe des infizierten Gewebes oder der biologischen
Flüssigkeit
eines Patienten mit Kandidatenantibiotika vor der Antibiotikagabe
vermischt werden könnte,
um zu bestimmen, ob eine β-Lactamase
vorhanden ist, die fähig
ist, das Antibiotikum zu hydrolysieren und es unwirksam zu machen.
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In einem Experiment wurde die Hydrolyse
(oder deren Fehlen) sechs unterschiedlicher im Handel erhaltener β-Lactam-Antibiotika
(Benzylpenicillin, 1; Ampicillin, 2; Amoxycillin, 3; Moxalactam,
4; Cefoxitin, 5; und Cephalosporin C, 6) mittels einer oder mehreren
von vier unterschiedlichen β- Lactamasen nachgewiesen
und quantifiziert unter Verwendung einer auf Elektrochemolumineszenz
(ECL) basierenden Methode. Die Antibiotika unterschieden sich signifikant
in der chemischen Struktur, obwohl jedes den viergliedrigen β-Lactamring gemeinsam
hat (2). Jedes Antibiotikum
wurde auf eine Konzentration von 1,0 mM verdünnt in einer Lösung mit
pH 7,5 von 0,1 M Phosphat (Natriumsalz), enthaltend 10 μM Ruthenium(II)tris(bipyridyl)
(abgekürzt als
Ru(bpy)3
2+) und
0,05% Triton® X-100.
Andere Lösungen
der Antibiotika wurden hergestellt, die identisch waren, mit der
Ausnahme, dass sie auch eines von vier im Handel erhaltenen β-Lactamaseenzymen
(entweder 1,3 nM Typ I von Bacillus cereus, 42,6 nM Typ II von Bacillus
cereus, 0,73 nM RTEM von E. coli oder 1,9 nM Enterobacter cloacae
P99) enthielten. Nach 10-minütigen
Inkubationen bei Raumtemperatur (ungefähr 22°C) wurden ECL-Analysen der Antibiotikalösungen (mit
und ohne jedes Enzym) durchgeführt
unter Verwendung eines ECL-analysierenden Messgerätes (OrigenR-Analyzer, IGEN, Inc., Rockville, MD). Die
Wirkungen der Enzyminkubation auf die ECL-Intensität wurden
beobachtet.
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Für
die Verifizierung der Quelle der erzeugen ECL wurde die Hydrolyse
derselben sechs Antibiotika auch spektrophotometrisch überwacht
(es ist bekannt, dass sich spektrale Änderungen im ultravioletten
Bereich nach der Hydrolyse von β-Lactam-Antibiotika
ereignen). Die spektrophotometrische Analyse der Antibiotikahydrolyse
bestand tatsächlich
aus vielen Verfahren, da sich die UV-spektralen Eigenschaften der
sechs Antibiotika wesentlich unterschieden. Die in jedem Test überprüfte Wellenlänge, ebenso
wie die Küvettenweglänge, benötigten eine
individuelle Optimierung für
jedes Antibiotikum; Benzylpenicillin und Ampicillin benötigten eine
10 mm-Küvette
und eine Wellenlänge
von 240 nm, Cephalosporin C benötigte
die Messung in einer 2 mm-Küvette
und eine Wellenlänge
von 260 nm, Cefoxitin benötigte
eine 2 mm-Küvette
und eine Wellenlänge von
265 nm, Moxalactam benötigte
eine 2 mm-Küvette
und eine Wellenlänge
von 270 nm und Amoxycillin benötigte
eine 2 mm-Küvette
und eine Wellenlänge
von 240 nm. Im Gegensatz dazu wurden alle ECL-Messungen durchgeführ unter
Verwendung identischer ECL-Messgeräteinstellungen.
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Die Ergebnisse, gezeigt in den 3a–d,
belegten, dass die β-Lactamhydrolyse
durch niedrige (nanomolare oder geringere) Konzentrationen von β-Lactamasen
durch ECL in 10 Minuten nachgewiesen werden kann. Die Hydrolyse
der Antibiotika Moxalactam und Cefoxitin sind in 3 nicht gezeigt, da sowohl ECL als auch
spektrophotometrische Verfahren zeigten, dass sie nicht durch irgendeines
der in dem Experiment verwendeten Enzyme katalysiert werden (obwohl
die Behandlung mit Base zeigte, dass wesentliche ECL-Änderungen
die Hydrolyse dieser Verbindungen begleitet, siehe Beispiel 2). 3 zeigt, dass die Quantifizierung der
Hydrolyse durch spektrophotometrische (schwarze Säulen) und
ECL-(graue Säulen)-Nachweisverfahren ähnliche
Ergebnisse ergeben. Die Ergebnisse zeigen auch, dass jedes der vier
untersuchten Enzyme ein einzigartiges "Spektrum" an Substratspezifität hat. Die Auswahl eines therapeutisch
wirksamen Antibiotikums in einer klinischen Abstimmung würde jenes
favorisieren, das nicht durch die β-Lactamase des Mikroorganismus signifikant
hydrolysiert wird. Folglich kann dieses Experiment als eine Studie
von vier "Schein"-Infektionen angesehen
werden. Jede Scheininfektion (Enzym) wurde mit sechs β-Lactam-Kandidatenantibiotika
herausgefordert, um die β-Lactamasesubstratspezifität zu bestimmen,
eine Information, die bei der Vorhersage der in vivo-Wirksamkeit jedes
Antibiotikums zur Seite stehen könnte.
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Beispiel 2: ECL-Test der β-Lactamhydrolyse
durch Base
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β-Lactam-Antibiotika
können
durch Säuren
oder Basen hydrolysiert werden. Die Hydrolyse von β-Lactam-Antibiotika
mit verdünntem
Natriumhydroxid ergibt im Allgemeinen experimentell identische ECL-Testergebnisse,
als wenn sie durch β-Lactamasen
hydrolysiert werden (Tabelle 1). In einigen Fällen, wo ein bestimmtes β-Lactam nicht
erkannt oder hydrolysiert werden kann durch irgendeine bekannte β-Lactamase, kann die ECL-Quantifizierung
des Antibiotikums durch Vergleich mit den ECL-Charakteristika basenhydrolysierter
Proben des Antibiotikums gemacht werden.
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Tabelle
l : Vergleich der ECL von Penicillinen vor und nach der Hydrolyse
durch Base (NaOH) oder Enzym (β-Lactamase)
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Die Tabelle 2 zeigt die Wirkung von
NaOH auf die durch die 10 β-Lactame,
deren Strukturen in
2 gezeigt
sind, erzeugte ECL. Tabelle
2: Wirkung der Basenhydrolyse auf die ECL von β-Lactamen (Antibiotikakonzentrationen
betrugen ungefähr
1,0 mM)
Beta-Lactam | Hydrol./Unhydrol.
ECL-Verhältnis |
Moxalactam | 25,7 |
Benzylpenicillin | 18,0 |
Amoxycillin | 7,0 |
Ampicillin | 5,8 |
6-Aminpenicillansäure | 5,4 |
Cefaclor | 2,2 |
Cefuroxim | 0,82 |
Cephalosporin
C | 0,40 |
Cefoxitin | 0,38 |
7-Aminocephalosporansäure | 0,33 |
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Die Über-Nacht-Behandlung mit 0,2
M NaOH resultierte in der vollständigen
Hydrolyse des β-Lactamrings in jedem
Fall. Es kann gesehen werden, dass in allen Fällen die Basenhydrolyse die
ECL-Eigenschaften ändert, jedoch
in variierendem Ausmaß.
Einige der untersuchten Antibiotika (wie z. B. Penicillin G, Ampicillin und
Amoxycillin) ergaben einer erhöhte
ECL nach der Hydrolyse, während
andere (wie z. B. Cefoxitin und Cephalosporin C) eine wesentlich
geringere ECL nach der Hydrolyse ergaben. Es gibt eine allgemeine
Tendenz, dass Penicilline mehr ECL nach der Hydrolyse ergeben und
Cephalosporine weniger ECL nach der Hydrolyse ergeben, obwohl es
keine offensichtlichen chemischen strukturellen Gründe für diese
Beobachtung oder für die
Tatsache, dass jede Verbindung sich einzigartig verhält, gibt.
Die zu Grunde liegenden mechanistischen Gründe für die Unterschiede im ECL-Verhalten
sind möglicherweise
ein Ergebnis von Variationen in den Empfänglichkeiten der Substrate
und Produkte der Reaktionen, um stabile radikale Kationen zu bilden,
die wirksam ein Elektron auf Ru(bpy)3
3+ übertragen
(siehe 6, welche ein
Schema eines vorgeschlagenen ECL-Mechanismus zeigt).
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Es sollte festgestellt werden, dass
in einigen Fällen
(mit Cephalosporin C und Cefaclor) die Ergebnisse variierten in
Abhängigkeit
von der Konzentration der NaOH, die verwendet wurde, um das Antibiotikum
zu hydrolysieren, und in Abhängigkeit
von der Dauer der Hydrolysezeit. Von diesem wird angenommen, dass
dies an anderen Reaktionen liegt, zusätzlich zu der β-Lactamhydrolyse,
welche zwischen NaOH und diesen spezifischen Verbindungen geschehen.
Die enzymatische Hydrolyse ist ein chemisch milderer Weg, β-Lactame
zu hydrolysieren, und kann in einigen Fällen der Verwendung von NaOH
vorgezogen werden.
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Beispiel 3: Quantifizierung
von β-Lactamen
durch ECL
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Das Bestimmen der Konzentrationen
der β-Lactam-Antibiotika
ist wichtig bei der therapeutischen Arzneimittelüberwachung und auch beim Überwachen
der Nahrungsmittelqualität,
wie z. B. Fleisch und Milch von Rindern, denen Antibiotika verabreicht
wurden. Für
jedes analytische Verfahren ist es kritisch zu zeigen, dass das
Signal als eine Funktion der Konzentration des Analyten variiert.
Der Nachweis und die Quantifizierung der unter Verwendung von ECL
analysierten β-Lactame
wurden als abhängig
befunden von ihren Konzentrationen, so dass die Konzentration einer
unbekannten Probe durch Vergleich mit einer geeigneten Standardkurve
bestimmten werden könnte.
Standardkurven (Antibiotikakonzentration gegen ECL) wurden für Penicillin
G, Ampicillin, Amoxycillin, Cefoxitin, Cephalosporin C und Moxalactam
erzeugt. In 4 werden
Standardkurven für
die gemeinhin verwendeten Antibiotika Penicillin, Ampicillin, (4a) und für die weit
verbreitet verwendeten Antibiotika Cephalosporin, Cefoxitin (4b) gezeigt. In den Fällen von
Ampicillin wurden 275 μl
verschiedener Konzentrationen des Antibiotikums (0–1,0 mM)
in 0,1 M Natriumphosphat, pH 7,5, für 10 Minuten bei Raumtemperatur
in der Abwesenheit oder Anwesenheit von 7 nM β-Lactamase I von B. cereus (Ampicillin)
inkubiert. Für
Cefoxitin wurde eine 1,5 mM-Lösung
des Antibiotikums in 0,2 M NaOH über
Nacht bei Raumtemperatur inkubiert. Geeignete Verdünnungen
(275 μl
von 0–1,0
mM) der Lösung
an hydrolysiertem Cefoxitin und eine vergleichbare unhydrolysierte
Lösung
von Cefoxitin wurden hergestellt. Zu 275 μl der Ampicillin- und Cefoxitinlösungen (hydrolysiert
und unhydrolysiert) wurden 25 μM
einer Lösung
aus 120 μM
Ru(bpy)3
2+ und 0,6% Triton® X-100
hinzugefügt
und die Proben wurden in einem IGEN OriginR-ELC-Analyzer analysiert.
In allgemeiner Übereinstimmung
mit den in Tabelle 2 präsentierten
Daten resultierte die Ampicillinhydrolyse in einem Anstieg der ECL,
während
die Cefoxitinhydrolyse eine Abnahme der ECL verursachte. In beiden
Fällen
wurde eine allgemeine Tendenz festgestellt, die es möglich macht,
vorherzusagen, wie viel Antibiotikum in einer Probe vorhanden wäre, falls
die ECL vor und nach geeigneter Hydrolyse gemessen würde.
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Beispiel 4: Quantifizierung
von β-Lactamasen
durch ECL
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Es gibt über 100 Typen an β-Lactamaseenzymen.
Jedes hat, unter definierten Bedingungen von pH-Wert, Temperatur
und anderen Faktoren, kinetische Konstanten der Substratkatalyse,
die reproduzierbare Charakteristika jenes bestimmten Enzyms sind.
Eine kinetische Konstante, die besonders wichtig ist, ist die kcat, definiert als die maximale Geschwindigkeit
(Vmax) für
die Katalyse eines gegebenen Substrates pro Molekül des Enzyms
(z. B. bedeutet ein kcat von 10 s–1,
dass ein Enzymmolekül
10 Substratmoleküle
pro Sekunde bei Vmax katalysieren wird).
Folglich kann, wenn ein Enzym bei Vmax arbeitet
(was geschieht, wenn die Substratkonzentration hoch ist), die Enzymkonzentration
bestimmt werden durch Messen der Katalysegeschwindigkeit. Da viele
kcat-Werte von β-Lactamasen mit üblichen β-Lactamsubstraten
bekannt sind, kann die Konzentration eines β-Lactamaseenzyms bestimmt werden
durch Messen der Katalysegeschwindigkeit eines Substrates bei hoher
Substratkonzentration (in Einheiten der Produktkonzentration, gebildet
pro Zeiteinheit). Diese Messtypen können durchgeführt werden
unter Verwendung von ECL.
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Zum Beispiel könnte, falls jemand die Konzentration
von β-Lactamase
I von Bacillus cereus in einer Lösung
mit definiertem pH-Wert, Temperatur und anderen Faktoren quantifizieren
wollte, Penicillin G hinzugefügt
werden, um eine ausreichend hohe Konzentration zu ergeben (wie z.
B. 1,0 mM), so dass das Enzym bei Vmax arbeiten
würde.
ECL-Messungen der Penicillinumsetzung würden zu nicht weniger als zwei
Zeitpunkten durchgeführt
werden; z. B. zu den Zeiten = 0, 1,0, 2,5, 5,0, 7,5 und 10,0 Minuten
nach Starten der durch Enzym katalysierten Reaktion. Durch Vergleich
der in einer Standardkurve erzeugten ECL (Konzentration hydrolysierten
Penicillins G gegen erzeugte ECL) könnte die anfängliche
Geschwindigkeit der katalytischen Hydrolyse bestimmt werden und
dieser Wert würde
die Maximalgeschwindigkeit sein. Teilen dieser experimentell bestimmten
Vmax (z. B. 2200 nM Penicillin G hydrolysiert
pro Sekunde) durch den in der Literatur berichteten kcat-Wert (z.
B. 2200 s–1 (festgestellt
in Martin, M. T. & Waley,
S. G., Biochem. J. (1988), 254, S. 923–925)) würde die Enzymkonzentration
ergegeben (1 mM).
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Beispiel 5: ECL-Nachweis
und -Quantifizierung von β-Lactam-Antibiotika
in biologischen Fluiden, wie z. B. Blut, Serum, Urin oder Rachenabstrichen.
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Der Nachweis von Antibiotika in biologischen
Materialien könnte
leicht durchgeführt
werden nach der Entfernung von jeglichen Zellen, die vorhanden sein
könnten,
welche den ECL-Vorgang oder die -Messung stören könnten. Die Zellentfernung kann
durchgeführt
werden mit wohl bekannten Mitteln, wie z. B. Filtration oder Zentrifugation.
Das verbleibende Fluid kann dann gemessen werden mit Antibiotika
erleichterter ECL, wie anderswo in diesem Dokument beschrieben.
Zwei Proben werden auf ECL untersucht werden; eine Probe wird das
behandelte Fluid des Patienten sein, die andere Probe wird das Fluid
desselben Patienten sein, jedoch ein hinzugefügtes β-Lactamaseenzym enthalten, von
dem bekannt ist, dass es jenes Antibiotikum hydrolysieren wird,
für welches
die ECL gemessen wird (ECL wird gemessen werden nach einer ausreichenden
Inkubationszeit für
das Enzym, um vollständig
jegliches Antibiotikum, welches vorhanden sein könnte, zu hydrolysieren). Der
Unterschied in der ECL zwischen den unbehandelten und den enzymbehandelten
Proben wird kennzeichnend sein für
die Anwesenheit des Antibiotikums und das Ausmaß des ECL-Unterschiedes wird
die Konzentration jenes Antibiotikums anzeigen. Eine Standardkurve
kann erzeugt werden durch Hinzufügen
bekannter Mengen des Antibiotikums zu dem Fluid des Patienten und
Messen der ECL vor und nach der enzymkatalysierten Hydrolyse. Die
Standardkurve sollte erzeugt werden unter Verwendung des Fluids
desselben Patienten, zu dem bekannte Konzentrationen des Antibiotikums
hinzugefügt
worden waren, da das Fluid Substanzen enthalten könnte, welche
den ECL-Vorgang oder die -Messung beeinflussen könnten, die einzigartig für jenen bestimmten
Patienten sind.
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Beispiel 6: ECL-Nachweis
und -Quantifizierung von β-Lactam-Antibiotika
in Lebensmiteln, wie z. B. Milch oder Fleisch
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Der Nachweis von Antibiotika in flüssigen Lebensmitteln,
wie z. B. Milch, kann durchgeführt
werden, entweder direkt an der Flüssigkeit oder nach Behandlung,
um Bestandteile, wie z. B. Lipide und Proteine oder andere nicht
antibiotische Substanzen zu entfernen, welche den ECL-Vorgang oder
die -Messung stören
könnten.
Solche Entfernungsschritte sind übliche
Laborvorgänge
und können
Hochgeschwindigkeitszentrifugation (z. B. 10.000 rpm in einer Standardlaborzentrifuge
für 30
Minuten) einschließen.
Die Zentrifugation würde
die Bildung einer Schicht aus festem Fett auf der Oberfläche von
Flüssigkeiten,
wie z. B. Milch, bewirken. Die Fettschicht könnte manuell entfernt werden
unter Verwendung von z. B. einem Spatel. Protein könnte entweder entfernt
werden durch Fällung
unter Verwendung von Ammoniumsulfat oder vorzugsweise durch Ultrafiltration. Ultrafiltration
ist ein Vorgang des Entfernens von Substanzen mit einem hohen Molekulargewicht
aus Flüssigkeiten
durch Filtration unter Druck durch eine Membrane, die definierte
nominelle Porengrößen enthält (siehe Amicon-Katalog
(Danvers, MA) für
die Ultrafiltrationsausstattung und für weitere Information). In
dem Fall von Antibiotika (welche typischerweise Molekulargewichte
geringer als 1000 Da haben) könnte
eine Membran mit einem Molekulargewichtrückhaltevermögen von 10.000 Da am besten
sein. Solche Membranen halten Moleküle zurück mit einem nominellen Molekulargewicht
größer als
10.000, so dass das Filtrat nur Substanzen mit niedrigem Molekulargewicht
(< 10.000 Da) enthalten
würde,
einschließlich
Antibiotika. Membranen mit einem höheren Molekulargewichtrückhaltevermögen (50.000–100.000
Da) mögen
schneller filtrieren, würden
jedoch nicht so viel möglicherweise
die ECL beeinflussendes Material zurück halten.
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Nach irgendwelchen notwendigen Behandlungen,
wie z. B. Zentrifugation und Ultrafiltration, wird dann ein definiertes
Volumen der Flüssigkeit
auf ECL untersucht werden durch Standardvorgänge, die anderswo in diesem
Dokument beschrieben sind. Eine identische Probe könnte mit
einer β-Lactamase
behandelt werden, von der bekannt ist, dass sie das β-Lactam-Antibiotikum
wirksam hydrolysiert, von dein angenommen wird, dass es in der Flüssigkeit
anwesend ist. Nach einer ausreichenden Zeit für die Hydrolyse (abhängig von
Temperatur, pH-Wert und Enzymkonzentration) wird die zweite Probe
auf ECL gemessen. Da β-Lactamasen
spezifisch β-Lactam-Antibiotika
hydrolysieren, jedoch nur eine geringe oder gar keine ECL bei den
geringen Konzentrationen (typischerweise nanomolar) abgeben, die
für die
Katalyse benötigt
werden, wird der Unterschied in der ECL zwischen den hydrolysierten
und nicht hydrolysierten Proben eine Anzeige der β-Lactam-Antibiotikakonzentration
in der Flüssigkeit
sein. Um die Konzentration des nachgewiesenen Antibiotikums zu quantifizieren,
könnte
eine Standardkurve erzeugt werden unter Verwendung von bekannten
Mengen des Antibiotikums, von dem angenommen wird, dass es anwesend
ist (hydrolysiert und unhydrolysiert). Bei der Erzeugung einer Standardkurve
wird bevorzugt, das bekannte Antibiotikum zu dem Lebensmittel, wie
z. B. Milch, hinzuzufügen
und die Flüssigkeit
ebenso zu behandeln wie unbekannte Lösungen (z. B. durch Zentrifugation
und Ultrafiltration). Das Untersuchen des analysierten Materials
auf unterschiedliche Antibiotika könnte durchgeführt werden
durch Wiederholen dieses Experimentes an ähnlichen Proben, jedoch unter
Verwendung unterschiedlicher β-Lactamasen,
welche jeweils spezifisch unterschiedliche Antibiotika hydrolysieren
würden.
Solche wiederholte Behandlung mit unterschiedlichen Enzymen könnte helfen,
die Antibiotika zu identifizieren, die in der Flüssigkeit vorhanden sind.
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Der Nachweis von Antibiotika in festen
Nahrungsmitteln, wie z. B. Fleisch, könnte ähnlich durchgeführt werden,
mit der Ausnahme, dass das Antibiotikum extrahiert (aufgeschlossen)
werden müsste
aus dem festen Nahrungsmittel. Anfänglich könnte eine Probe des Nahrungsmittels
in Puffer (vorzugsweise 0,1 M Phosphat, pH 7,0) suspendiert werden
und in einem Mixer zerkleinert werden bis sie glatt ist. Das Antibiotikum
könnte weiter
durch Beschallung auf Eis extrahiert werden, was jegliche vorhandene
Zellen zerstören
würde,
wobei jegliches innerhalb der Zellen vorhandene Antibiotikum entlassen
werden würde.
Nach Zerkleinern und Beschallung könnte das Material ähnlich wie
flüssige
Lebensmittel behandelt werden, wie oben beschrieben. Namentlich
könnte
das Material zentrifugiert und/oder ultrafiltriert werden. In dem
Fall von Fleisch würde
die Zentrifugation primär
in einem Pellet resultieren, das aus zellulären Bruchstücken bestehen würde (im
Gegensatz zu Milch, bei der die Zentrifugation in einer oberflächlichen
Fettschicht resultiert). Bei der Herstellung von Standardkurven
sollte das bekannte Antibiotikum früh in dem Vorgang zugegeben
werden, vorzugsweise zu dem Puffer, der beim Verkleinern verwendet
wird.
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β-Lactam-Antibiotika
wurden in Milch nachgewiesen (Vitamin D Mil, Embassy Dairy, Waldorf,
Maryland, pasteurisiert und homogenisiert bis zum Grad A). Die folgenden
Ergebnisse wurden für
Benzylpenicillin (300 μl
Gesamtvolumen, enthaltend 250 μl
Milch, 10,0 μM
Ru(bpy)
3
2+, 1,0
mM Penicillin G, +/- 18 nM β-Lactamase
I von B. cereus) gewonnen und für
Cephalosporin C (300 μl
Gesamtvolumen, enthaltend 250 μl
Milch, 10,0 μM
Ru(bpy)
3
2+, 1,0
mM Cephalosporin C, +/- 18 nM β-Lactamase P99 von
E. cloacae). Benzylpenicillin
Probe | ECL-Zählimpulse |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Penicillin | 1880 |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Penicillin
+ Enzym | 10.100 |
Cephalosporin
C
Probe | ECL-Zählimpulse |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Cephalosporin
C | 7960 |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Ceph.
C + Enzym | 9340 |
-
Ähnliche
Experimente wurden durchgeführt
mit Antibiotika in Milch, die mit NaOH hydrolysiert wurden; Benzylpenicillin
Probe | ECL-Zählimpulse |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Penicillin | 19.100 |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Penicillin
+ NaOH | 64.400 |
Cephalosporin
Probe | ECL-Zählimpulse |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Cephalosporin
C | 41.200 |
Milch
+ Ru(bpy)3
2+ + Ceph.
C + NaOH | 35.100 |
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Wie in den obigen Tabellen für Cephalosporin
C gesehen werden kann, hängt
die Wirkung der Hydrolyse auf die ECL von dem Hydrolyseverfahren
ab; Enzymhydrolyse bringt die Zählimpulse
dazu, anzusteigen, wohingegen die NaOH-Hydrolyse die Zählimpulse
dazu bringt, abzufallen. Geeignete Kontrollexperimente zeigten,
dass dies nicht ein Ergebnis der Anwesenheit von Enzym ist. Wie
anderswo in diesem Dokument beschrieben, ist die NaOH-Hydrolyse
dieser Verbindung ungewöhnlich
verfahrensabhängig,
ein Phänomen,
von dem angenommen wird, dass es aus der Bildung alternativer ECL-aktiver
Hydrolyseprodukte resultiert. Die Ergebnisse sind reproduzierbar
konsistent innerhalb sämtlichen
gegebenen Hydrolyseverfahren. Andere Experimente mit Zentrifugation
der Milch, um Fett zu entfernen, ergaben ähnliche Ergebnisse für sowohl
Benzylpenicillin als auch Cephalosporin C. Standardkurven zeigten,
dass weniger als 25 μM
Benzylpenicillin und weniger als 250 μM Cephalosporin C in Milch unter
Verwendung von ECL nachgewiesen werden könnten.
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Beispiel 7: ECL-Test von β-Lactamasen
in biologischen Materialien, wie z. B. Blut, Urin, Serum oder Rachenabstrichen
-
Die Bestimmung von β-Lactamasen
in biologischen Materialien würde
mit einem Verfahren, ähnlich
zu jenem im Beispiel 4 beschriebenen, durchgeführt werden. Im Wesentlichen
würde ein
bekanntes Antibiotikum mit der biologischen Flüssigkeit in einer bekannten
Konzentration (z. B. 1,0 mM) vermischt werden. Es könnte ein
sofortiger ECL-Ablesewert genommen werden und ein weiterer Ablesewert
könnte
zu irgendeinem späteren
Zeitpunkt gemacht werden (es könnten
5 Minuten sein, falls die Konzentration der β-Lactamase vergleichsweise hoch
ist, oder so lange wie über
Nacht, falls die β-Lactamasekonzentration
gering ist). Eine Änderung in
der ECL würde
die Antibiotikumhydrolyse durch eine β-Lactamase anzeigen. Das Ausmaß der Antibiotikaumsetzung
könnte
verglichen werden mit einer Standardkurve mit der hydrolysierten
Antibiotikakonzentration gegen die erzeugte ECL. Ebenso wie bei
der Messung von Antibiotika in biologischen Fluiden, wie in Beispiel
5 beschrieben, kann es ratsam sein, das Fluid mit bekannten Mitteln
zu behandeln, um jegliche Substanzen zu entfernen, die nicht β-Lactamasesubstanzen
sind, die den ECL-Vorgang oder die -Messung stören könnten. Es könnte nötig sein, das in einem Rachenabstrich
vorhandene Enzym durch die Zugabe von Puffer in Lösung zu
bringen.
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Beispiel 8: ECL-Test von β-Lactamasen
in Lebensmitteln, wie z. B. Milch und Fleisch
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Der Nachweis und die Quantifizierung
von β-Lactamasen
in flüssigen
(wie z. B. Milch) oder festen (wie z. B. Fleisch) Lebensmitteln
können
unter Verwendung von ECL durchgeführt werden. In dem Falle von
flüssigen
Lebensmitteln können
angemessene bekannte Verfahren notwendig sein, um Substanzen zu
entfernen, die nicht β-Lactamasesubstanzen
sind, die den ECL-Vorgang oder -Messung stören könnten. Zum Beispiel kann die
Filtration durch gewöhnliches
Filterpapier nützlich
sein bei der Entfernung von Teilchen aus Milch. Auch wird die Zentrifugation
der Milch Fette entfernen, die Messungen stören könnten. In dem Falle von festen Lebensmitteln,
wie z. B. Fleisch, würde
die Homogenisierung in einem Waring-Mixer mit hinzugefügtem Puffer (z.
B. 0,1 M Phosphat, pH 7,0), gefolgt von der Beschallung bei 4°C und Zentrifugation
(10.000 × g
für 30
Minuten), bei dem Aufschließen
des Enzyms helfen. Nach diesen Vorgängen könnte es auch nützlich sein,
einen Ultrafiltrationsschritt hinzuzufügen, um Moleküle mit über 100.000
Da zu entfernen. Das Ultrafiltrationsfiltrat wird jegliche β-Lactamasen
enthalten, die im allgemeinen Molekulargewichte von ungefähr 30.000
Da haben. Der ECL-Nachweis von β-Lactamasen
in diesem von Lebensmitteln abgeleiteten Lösungen würde zunächst aus dem Hinzufügen eines
ausgewählten β-Lactam-Antibiotikums
(z. B. Penicillin G in einer Konzentration von 1,0 mM) bestehen
und dem Durchführen
einer sofortigen ECL-Messung, gefolgt von wenigstens einer weiteren Messung
gewisse Zeiten) später
(die Zeiten könnten
so kurz sein wie 5 Minuten oder so lang wie über Nacht). Jegliche Änderung
in der ECL würde
die Anwesenheit von β-lactamasekatalysierter
Hydrolyse des hinzugefügten
Antibiotikums anzeigen. Das Ausmaß der Hydrolyse könnte bestimmt
werden durch Vergleich mit einer Standardkurve (Konzentration hydrolysierten
Antibiotikums gegen ECL), die unter vergleichbaren Bedingungen erzeugt
wurde.
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Beispiel 9: ECL-Test von β-Lactamasen
in Bakterienkultur
-
Es ist bevorzugt und manchmal wichtig, β-Lactamasen
in einem bakteriellen Kulturmedium (wie z. B. in definiertem Labormedium
oder im Blut, Urin oder in Milch) nachzuweisen, ohne umfassende
Isolierungsschritte. In einer Anwendung könnte der in situ-Nachweis von β-Lactamasen
in dem Blut eines mit einem pathogenen Mikroben infizierten Patienten
Entscheidungen hinsichtlich der medizinischen Behandlung jenes Individuums
günstig
beeinflussen. In solch einer Anwendung kann es untragbar Zeit verbrauchend
oder anderweitig unpraktisch sein, die β-Lactamase aufzureinigen, um
sie nachzuweisen. Folglich ist es wichtig, in der Lage zu sein, β-Lactamasen
in der Anwesenheit des Mikroben, der sie herstellt, nachzuweisen,
und in dem Kulturmedium, in dem das Bakterium gewachsen ist.
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β-Lactamasen
werden sowohl von gram-negativen als auch von gram-positiven Bakterien
hergestellt. In dem Fall von gram-negativen Bakterien (z. B. E.
coli) werden β-Lactamasen
in den periplasmatischen Raum abgesondert. In gram-positiven Bakterien
(z. B. B. cereus) wird das Enzym in das Medium, das die Zelle umgibt,
sezerniert. Es ist wertvoll, in der Lage zu sein, β-Lactamaseaktivität sowohl
in gram-negativen als auch in gram-positiven Bakterienkulturen nachzuweisen.
Da die Enzyme in physikalisch unterschiedlichen Zuständen vorhanden
sind (abgesondert gegen sezerniert) in den beiden Bakterientypen,
kann oder kann nicht der β-Lactamasenachweis
etwas unterschiedliche experimentelle Protokolle benötigen.
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Zwei Stämme des gram-negativen Bakteriums
E. coli wurden über
Nacht bei 30°C
wachsen gelassen. Jedes in 10 ml LB-Kulturmedium. Ein Stamm wird
E. coli AmpR (ATCC; DH5αF'IQpDsubE.F4) genannt,
da es resistent ist für
Ampicillin wegen der Herstellung von β-Lactamasen. Der andere Stamm, bezeichnet
als E. coli AmpS (ATCC; Jm105) stellt keine hohen Spiegel an β-Lactamase
her und wurde als ein Kontrollstamm (ampicillinempfindlich) verwendet.
Die Zellen wurden von dem Kulturmedium als ein Zentrifugationspellet
durch Zentrifugation bei 2800 rpm in einer Sorvall RT 6000D Zentrifuge
isoliert, gefolgt von der Entfernung der überständigen Lösung durch Dekantieren. Tests
wurden durchgeführt
mit dem dekantierten Überstand,
es wurde jedoch, zumindest mit E. coli, vielmehr β-Lactamaseaktivität in dem
Pellet nachgewiesen. Die pelletierten Zellen wurden in 9,5 μl 50 mM Tris-Acetatpuffer,
pH 8,0, resuspendiert, dann für
15 Minuten in einem eisgekühlten Becherglas beschallt.
Typischerweise wurden Teile der resultierenden Suspension (9,5–10,0 μl) zu 300 μl 0,1 M Phosphatpuffer,
pH 7,5, hinzugefügt,
der 500 μM
Ampicillin, 10,0 μM
Ru(bpy)3
2+ und 0,05%
Triton® X-100 enthielt. Nach
verschiedenen Inkubationszeiten (keine bis über Nacht) wurden die Suspensionen
auf ihre Fähigkeit
untersucht, Elektrochemolumineszenz zu erzeugen, unter Verwendung
eines IGEN ECL-Analyzer.
In einigen Fällen
wurden 5,0 μl
einer 1,0 mM-Lösung
des β-Lactamaseinhibitors
6-β-Br-Penicillansäure als
eine Kontrolle der Quelle der erzeugten ECL hinzugefügt.
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Ein ähnliches Protokoll wurde verwendet
mit dem gram-negativen Bakterium B. cereus. Ein Stamm sezerniert
eine relativ hohe Menge β-Lactamase
(bezeichnet B. cereus AmpR) (ATCC; 27348) und der andere Stamm sezerniert
nur wenig β-Lactamase
(bezeichnet B. cereus AmpS) (ATCC; 9139). Die Wachstumsbedingungen
und experimentellen Vorgänge
waren identisch mit jenen, wie oben für E. coli beschrieben, mit
der Ausnahme, dass in einigen Fällen,
wie unten beschrieben werden wird, die überständige Lösung für die ECL-Experimente verwendet
wurde.
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Die Ergebnisse für E. coli zeigten, dass die
mit Zellkulturen im Zusammenhang stehende β-Lactamaseaktivität in der Tat gemessen werden
könnte
unter Verwendung von ECL ohne umfangreiche Aufreinigung. Nach einer
einstündigen
Inkubation der E. coli-Proben mit 500 μM Ampicillinlösungen wurden
die folgenden ECL-Ergebnisse erhalten: Tabelle
3: ECL-Nachweis der β-Lactamaseaktivität in E.
coli
Probe | ECL-Zählimpulse |
E.
coli AmpS + Ru(bpy)3
2+ +
Ampicillin | 36.400 |
E.
coli AmpR + Ru(bpy)3
2+ +
Ampicillin | 106.000 |
E.
coli AmpS + Ru(bpy)3
2+ +
6-β-Br-Penicillansäure + Ampicillin | 35.000 |
E.
coli AmpR + Ru(bpy)3
2+ +
6-β-Br-Penicillansäure + Ampicillin | 36.700 |
-
Diese Daten zeigen, dass die β-Lactamaseaktivität in situ
in gram-negativen Bakterien nachgewiesen werden kann. Ähnliche
Ergebnisse wurden erhalten mit dem gram-positiven Bakterium B. cereus,
jedoch unter Verwendung des Zentrifugationsüberstandes anstelle des Pellets.
Wiederum wurden die Ergebnisse gewonnen nach einer einstündigen Inkubation
mit 500 μM
Ampicillin. Tabelle
4: ECL-Nachweis der β-Lactamaseaktivität in B.
cereus
Probe | ECL-Zählimpulse |
B.
cereus AmpS + Ru(bpy)3
2+ +
Ampicillin | 33.600 |
B.
cereus AmpR + Ru(bpy)3
2+ +
Ampicillin | 47.200 |
B.
cereus AmpS + Ru(bpy)3
2+ +
6-β-Br-Penicillansäure + Ampicillin | 25.600 |
B.
cereus AmpR + Ru(bpy)3
2+ +
6-β-Br-Penicillansäure + Ampicillin | 22.500 |
-
Diese Ergebnisse zeigen, dass die
durch gram-positive Zellen sezernierte β-Lactamase in einer Stunde mittels
ECL nachgewiesen werden kann.
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In einigen Anwendungen mag der schnelle
Nachweis von β-Lactamasen
nicht so kritisch sein wie der Nachweis einer geringen Anzahl an
Bakterienzellen, die in einer Probe vorhanden sein können.
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Experimente wurden durchgeführt, um
die niedrigste, durch ihre β-Lactamaseaktivität unter
den verwendeten Bedingungen nachweisbare Zellzahl zu bestimmen.
Unter Verwendung von über
Nacht in Standard-(LB)-Wachstumsmedium gewachsenen E. coli wurden
ansteigend größere Verdünnungen
der Kulturzentrifugationspellets untersucht durch Über-Nacht-Inkubationen
mit Ampicillin in einer ähnlichen
Methodologie, wie oben beschrieben. E. coli-Konzentrationen in Zellkultur
wurden bestimmt durch spektrophotometrische Extinktion bei 600 nm
und anschließendem
Vergleich mit Extinktionen von ausplattierten Kulturen. Wie in 5 gesehen werden kann, lag
das untere Nachweislimit von E. coli-Zellen in einer Über-Nacht-Inkubation bei 2440.
-
Beispiel 10: Identifizierung
von Bakterien durch ECL-Untersuchung ihrer Beta-Lactamasen
-
Es gibt viele unterschiedliche Arten
an β-Lactamaseenzymen.
Die Strukturen (Aminosäuresequenzen) können sich
wesentlich zwischen den Enzymen unterscheiden, ebenso wie ihre Substratspezifitäten. Da
es viele verschiedene β-Lactam-Antibiotika
und viele verschiedene β-Lactamasen
gibt, können
theoretisch sämtliche β-Lactamasen
durch das relative Ausmaß der
Hydrolyse einer Reihe an unterschiedlichen β-Lactam-Antibiotikasubstraten
identifiziert werden (das heißt
durch ihr individuelles "Spektrum" der Substratspezifität). Ein gegebener
Bakterienstamm könnte
identifiziert werden durch seine einzigartige β-Lactamasesubstratspezifität (siehe 3a–d).
Bei der Identifizierung eines gegebenen unbekannten Bakterienstammes
könnten
angemessen behandelte Aliquoten jenes Stammes (Pellet oder Überstand,
wie im Beispiel 9 beschrieben) mit einer Reihe an dementsprechend
unterschiedlichen Antibiotika (einschließend sowohl Cephalosporine
als auch Penicilline) vermischt werden. Nach einer angemessenen
Zeitdauer (von 5 Minuten bis über
Nacht) könnte
die ECL der unterschiedlichen Inkubationsmischungen abgelesen und
mit geeigneten Standards verglichen werden, um die relativen Umsetzungsgeschwindigkeiten
der unterschiedlichen Antibiotika zu bestimmen, wobei 0–100% Umsetzung
erwartet wird in Abhängigkeit
von Enzymkonzentration und dem einzelnen Antibiotikum/Enzympaar.
Basierend auf bekannten Substratspezifitäten für bekannte Bakterienstämme könnte die fragliche
Bakterienart identifiziert werden.