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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue rekombinante Herpesviren, die
aus natürlicherweise
an gD defizienten Herpesviren erhalten wurden, insbesondere Vogel-Herpesviren
und Alpha-Herpesviren, insbesondere Vogel-Alpha-Herpesviren und
insbesondere MDV-Serotypen 1, 2 und 3, sowie insbesondere VZV. Sie
betrifft ferner u. a. ihre Verwendung als Impfstoffe und ihr Herstellungsverfahren.
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Das
für die
Marek'sche Krankheit
(Virus der Marek'schen
Krankheit oder MDV) beim Huhn verantwortliche Virus ist ein Alpha-Herpesvirus.
Drei Serotypen des MDV-Virus sind beschrieben (Bülow V.V. und Biggs P.M., Avian
Pathology, 1975, 4, 133–146). Allein
die onkogenen Viren des Serotyps 1 sind beim Huhn pathogen. Ihre
Replikation im Wirt ruft die Bildung von Lymphomen der T-Zellen
hervor, und eine Demyelinierung der motorischen peripheren Nerven setzt
sich im Allgemeinen bei den befallenen Tieren in Anzeichen von Parese
oder Paralyse fort (Calnek und Witter, Marek's Disease in Diseases of Poultry 9. Ausgabe,
Seiten 342–390,
Calnek B.W. et al., Hrsg. 1991, Iowa State Univ. Press). Dieser
Krankheit mit sehr bedeutenden wirtschaftlichen Folgen für die Vogelzucht
wird durch eine Impfung von 1 Tag alten Küken entweder mit dem Herpesvirus
des Truthahns (Truthahn-Herpesvirus
oder HVT oder auch MDV, Serotyp 3), ein Virus, der antigenisch dem
MDV-Virus nahesteht, allerdings beim Huhn nicht pathogen ist, oder
mit lebenden, beim Huhn nicht onkogenen und nicht pathogenen MDV-Stämmen, die
den Serotypen 1 oder 2 angehören,
vorgebeugt.
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Für die Belange
der Herstellung von Vakzinen werden diese drei Serotypen hauptsächlich auf primären Zellen
von Hühnerembryonen
(CEPs) kultiviert. Die primären
Zellen von Entenembryonen können
ebenfalls zur Multiplikation der MDV- Viren vom Serotyp 2 verwendet werden.
Bei der Kultur in vitro sind diese Viren stark mit den Zellen assoziiert.
Dieses Phänomen
ist seit langem bekannt (Churchill A.E. und Biggs P.M. Nature, 1967,
215, 528–530), und
es wurde auch festgestellt, dass die produzierten Virionen nach
Kultur auf CEPs oral oder nasal für die Hühner nicht infektiös waren.
Die Impfung mit diesen Viren macht demnach ihre Verabreichung auf
parenteralem Weg, im Allgemeinen durch Transfixion der Flügelmembran
oder durch intramuskuläre
Injektion, nötig,
was die Kosten der Impfung gegen die Marek'sche Krankheit in nicht-vernachlässigbarer
Weise erhöht.
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Im
Gegensatz dazu existiert beim Huhn eine Produktion von infektiösen MDV-Viren,
d. h. sie sind über
die Luft oder durch einfachen Kontakt während der Infektion mit den
pathogenen Stämmen
des MDV-Virus übertragbar.
Diese Produktion von infektiösem
Virus erfolgt auf dem Niveau der Federfollikeln, und das Virus wird über die
Mauserfedern, die Schuppen und die Federstäube in die Umgebung disseminiert
(Calnek B.W. et al., Avian Diseases, 1970, 14, 219–233). Gerade
dieser Mechanismus bewirkt die natürliche Ausbreitung der Krankheit
in den Aufzuchten. Die zwischen der Kultur in vitro und der Replikation
des MDV-Virus in vivo festgestellten Unterschiede wurden bis heute
noch nicht erklärt.
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Die
Untersuchung der Kultur in vitro der HVT- oder MDV-Viren auf CEPs
hat gezeigt, dass diese Viren mit den Zellmembranen fest assoziiert
sind. Dies hat quasi die Abwesenheit von freien und infektiösen Virionen
in den Kulturüberständen zur
Folge.
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Neuerdings
wurde gezeigt, dass ein Gen, das ein zu HSV-1-gD homologes Glycoprotein
kodiert, auf dem jeweiligen Genom der HVT- und MDV-Viren vorhanden
ist (Ross L.J.N. et al., J. Gen. Virol. 1991, 72, 949–954; Zelnik
V. et al., J. Gen. Virol. 1993, 74, 2151–2162). Die Expressionsprodukte
dieser Gene bei HVT und MDV wurden in Lysaten von CEPs, die mit
diesen Viren infiziert waren, untersucht und erforscht. Durch diese
Experimente ließ sich
jedoch nicht die Expression des Glycoproteins gD bei diesen beiden
Viren beweisen.
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In
der Tat wurden MDV-gD-Antigene, die in Form von Fusionsproteinen
mit dem TrpE-Protein in E. coli exprimiert wurden, zur Auslösung der
Antikörperproduktion
bei Kaninchen verwendet, und kurioserweise haben die so hergestellten
Seren in den Lysaten von CEPs, die mit HVT oder MDV infiziert waren,
kein spezifisches Protein erkannt, obwohl die aus Fusionsproteinen,
die MDV-gI- oder MDV-gE-Antigene exprimieren, hergestellten Antikörper die
entsprechenden Glycoproteine erkennen, die von den MDV- oder HVT-Viren
während
der Kultur in vitro exprimiert wurden (Brunovskis P. et al., Proceedings 19th
World's Poultry
Congress, Seiten 118–122. Amsterdam,
19.–24.
September 1992). Dies zeigt entweder ein Fehlen von Expression oder
ein sehr geringes gD-Expressionsniveau während der Kultur in vitro von
HVT und MDV.
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Im
Gegensatz dazu erkennen Seren von mit den pathogenen MDV-Stämmen infizierten
Hühnern die
Antigene HVT gD oder MDV gD, die in Form von Fusionsproteinen mit
der Glutathion-Transferase exprimiert werden (Zelnik V. et al.,
Proceedings 19th World's
Poultry Congress, Seiten 114–117.
Amsterdam, 19.–24.
September 1992). Diese Ergebnisse zeigen, dass die HV-gD- und MDV-gD-Gene
während
der Replikation in vivo beim Huhn recht gut exprimiert werden und
dass die jeweiligen Glycoproteine nicht nur immunogen sind, sondern
dass ihnen auch bestimmte antigenische Determinanten gemeinsam sind.
Es ist festzustellen, dass bei den meisten bisher untersuchten Alpha-Herpesviren
das Glycoprotein gD ein Hauptimmunogen ist, das signifikant zur
Induktion der antiviralen Schutzimmunität bei dem infizierten oder
immunisierten Tier beiträgt.
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X.
Tan und L.F. Velicer (Abstracts of the XVIII International Herpesvirus
Workshop, University of Pittsburgh Medical Center, Pittsburgh, PA,
1993, S. A145) haben auch festgestellt, dass gD nicht in Zellkultur
oder zumindest nicht in einem durch Northern Blot nachweisbaren
Spiegel exprimiert wurde, was die zellassoziierte Natur des MDV-Virus
erklären könnte. Die
Autoren schlagen vor, das MDV-gD im Epithel der Federfollikel vom
Huhn exprimiert wird oder dass MDV in Form von umhüllten, nicht
mit den Zellen assoziierten infektiösen Virionen gebildet wird. Dies
wird auch in der internationalen Patentschrift
WO 92/03587 gezeigt.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung, dass die Durchführung einer
konstitutiven Expression des gD-Glycoproteins durch das MDV-Virus,
HVT eingeschlossen, überraschenderweise
den Erhalt, wie bei der Infektion beim Huhn, von freien, nicht mit
den Zellen assoziierten Virionen gestattet. Diese Besonderheit bietet
die sehr vorteilhafte Möglichkeit
der Verabreichung dieses Virus über
die Luft zu Impfzwecken und gestattet zudem den Erhalt des freien
Virus im Überstand
der Kulturen in vitro, was den Erhalt und die Herstellung des Impfstoffs
gegen die Marek'sche
Krankheit erleichtert.
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Überraschenderweise
gestattet die vorliegende Erfindung durch Ersatz des natürlichen
Promotors des gD-Gens bei den HVT- und MDV-Viren durch einen anderen
Promotor die Expression der HVT-gD- und MDV-gD-Glycoproteine in
vitro. Die Expression von gD, die insbesondere erhalten wird, indem
dieses Gen unter die Kontrolle eines nicht durch das Virus geregelten
Promotors gestellt wird, gestattet die vollständige Maturation der Virionen,
die demnach die infizierten Zellen frei „verlassen" können. Diese
gD-Expression in vitro wird unter Ersatz des natürlichen Promotors des Gens
gD durch einen anderen Promotor realisiert, der insbesondere aus
den klassischerweise bekannten starken eukaryotischen Promotoren
gewählt
werden kann (beispielsweise die HCMV IE-, oder SV40-Promotoren oder
die frühen
endogenen Promotoren des HVT- oder MDV-Virus ...) oder die späten Promotoren
(beispielsweise die späten
Promotoren von MDV oder HVT, insbesondere von gB MDV oder HVT ...).
Diese neue Expression kann unter Anwendung der durch die Techniken
der genetischen Rekombination beispielsweise unter Ersatz der Region,
die stromaufwärts
des ATG des gD-Gens liegt, durch einen exogenen Promotor vom HCMV
IE- oder SV-40-Typ oder durch Übertragen
des gD-Gens in die einzige lange Region des Virus und indem er unter
die Kontrolle eines endogenen oder exogenen Promotors gestellt wird,
erhalten werden. Es sind somit zahlreiche Möglichkeiten zur Expression
des gD-Gens unter Kombination verschiedener Promotoren und verschiedener
potentieller Insertionsstellen (wie die Stellen RR2, TK, gD, gI, US3,
US2, US10 ...) realisierbar.
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Diese
Expression hat auf die biologischen Eigenschaften des rekombinanten
Virus neue und unerwartete Folgen. Die Expression des gD-Glycoproteins
während
der Replikation in vitro der so konstruierten rekombinanten HVT-
und MDV-Viren manifestiert sich in der Tat durch den Einbau des
gD-Glycoproteins in die virale Hülle und
den Erhalt von infektiösen
Viren bei einem erhöhten
Titer in den Kulturüberständen. Ferner
sind die so erhaltenen rekombinanten Viren, indem die abgeschwächten Eigenschaften
der Elternviren ganz beibehalten werden, für die Lymphozyten in vivo infektiöser und
replizieren sich in diesen Zellen schneller. Dies hat eine größere und
schnellere Diffusion dieser Viren in dem Organismus des Huhns zur
direkten Folge. Somit ist der Schutz gegen die Marek'sche Krankheit ohne
Rücksicht
auf den Verabreichungsweg (oronasal oder parenteral) verbessert.
Aufgrund dieser biologischen Modifikationen bei der Replikation
des Virus kann der Schutz gegen die Marek'sche Krankheit früher und mit weitaus reduzierteren
Vakzindosen als mit den klassischerweise verwendeten Vakzinen erhalten werden.
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Es
wurde außerdem
festgestellt, dass es möglich
ist, diese Information auf andere Herpesviren auszuweiten, deren
genomische Struktur und biologischen Eigenschaften in vitro und
in vivo denjenigen der vorstehend erwähnten Vogel-Herpesviren entsprechen. Beispielsweise
ermöglicht
die vorliegende Erfindung den Erhalt eines rekombinierten VZV-Virus,
der das gD-Gen eines anderen Virus exprimiert, wie HSV-1 oder HSV-2,
mit der sehr vorteilhaften Folge der Produktion von freiem VZV-Virus durch
in vitro Kultur auf Zellen. Dieses rekombinante Virus kann ein Vakzin
gegen VZV und gegen das Virus darstellen, das dem gD-Gen entstammt,
beispielsweise HSV-1 oder HSV-2.
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Tatsächlich existieren
zwei umfangreiche die Erfindung betreffende Virustypen, die der
Definition eines gD-definzienten Virus entsprechen, nämlich diejenigen,
die in vitro in Zeltkulturen kein gD exprimieren, was der Fall ist
bei den MDV-Viren, einschließlich
HVT-Viren, und diejenigen, denen ein dem gD-Gen homologes Gen fehlt,
was für
das VZV-Virus (Varicella-zoster-Virus) der Fall ist.
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Die
Erfindung betrifft demnach sämtliche Herpesviren,
die den MDV- und VZV-Virustypen
im definierten Sinne gleichwertig sind.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist demnach ein natürlicherweise an gD defizientes
Herpesvirus (im Sinne der Erfindung nachstehend definiert), das
transformiert worden ist, um während
seiner Replikation ein gD-Glycoprotein in vitro zu exprimieren.
Vorzugsweise handelt es sich um ein Vogel-Herpesvirus, insbesondere
das MDV-Virus der Serotypen 1, 2 und 3, oder auch um das Varicella-Virus VZV.
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Gemäß einer
ersten bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung, die die Herpesviren betrifft, mit einem in vitro
nicht exprimierten gD-Gen, steht beim Herpesvirus sein gD-Gen unter
der Kontrolle eines Promotors, der anders ist als der natürliche Promotor
dieses Gens. Der natürliche
Promotor des gD-Gens wird durch einen endogenen Promotor (d. h.
ein Promotor dieses Virus oder anderer Serotypen dieses Virus, insbesondere
ein früher
Promotor) oder exogenen Promotor ersetzt, der die Expression des gD-Gens
in vitro gestattet.
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Bei
einer zweiten bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Herpesvirus eine Expressionskassette,
in der das gD-Gen unter der Kontrolle eines Promotors angeordnet
ist, der seine Expression bei der Replikation des Virus in vitro
gestattet.
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Im
Falle eines Herpesvirus, der das gD-Gen nicht von Natur aus präsentiert,
umfasst die Kassette das gD-Gen eines anderen Virus, beispielsweise
von HSV oder auch eines Virus, wie MDV, einschließlich HVT,
und einen geeigneten Promotor, der der natürliche Promotor des inserierten
Gens oder ein anderer Promotor sein kann, was der Fall ist, wenn
das gD-Gen von einem Virus des Typs MDV stammt, mit der Maßgabe, dass
eine Expression des gD-Gens in vitro ermöglicht wird.
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Im
Falle eines Herpesvirus, das nur in der Expression von gD in vitro
defizient ist, kann die Kassette auch genauso gut das endogene gD-Gen
wie ein anderes gD-Gen und einen geeigneten Promotor, wie vorstehend
definiert, umfassen.
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Die
Expressionskassette wird in eine für die Replikation des Virus
nicht essentielle Stelle und für die
Wirksamkeit des Virus als Vakzin nicht essentielle Stelle inseriert.
Für die
MDV-Viren der Serotypen 1, 2 und 3 wird eine Insertionsstelle zweckmäßigerweise aus
der Gruppe ausgewählt,
bestehend aus US2, US3, US10, gI, gD, TK, RR2, UL13. Es ist selbstverständlich,
dass diese Aufzählung
nicht- einschränkend ist,
und dass jede potentielle Insertionsstelle verwendet werden kann.
Für das
VZV-Virus kann eine Insertionsstelle aus der Gruppe ausgewählt werden,
bestehend aus TK, US3, gI, gE, gC, der Intergenregion US3-gI.
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Es
ist selbstverständlich,
dass das gD-Gen in einer Kassette, wie zuvor definiert und gleich
welches ihr Ursprung ist, in MDV oder ein anderes Virus des gleichen
Typs an die Stelle des gD-Gens selbst oder an eine andere Insertionsstelle
inseriert werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung hat vorzugsweise ein Herpesvirus zum Gegenstand,
das aus der Gruppe ausgewählt
ist, bestehend aus MDV der Serotypen 1, 2 und 3 und VZV, das in
vitro während
seiner Replikation ein gD-Glycoprotein exprimiert.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist die in vitro Virus-Produktion, insbesondere
von infektiösem
HVT und MDV, in Form von freien Virionen, die im Kulturüberstand
von Zellen vorhanden sind. Die Kulturtechniken sind insbesondere
diejenigen, die in der Praxis üblicherweise
für ein
gegebenes Virus angewandt werden. Diese sind dem Fachmann hinreichend
bekannt und wurden demnach hier nicht im Einzelnen beschrieben.
Die Verwendung der erfindungsgemäßen transformierten
Viren bei der Virus-Herstellung erleichtert die Herstellung von
Vakzinen, insbesondere derjenigen gegen die Marek'sche Krankheit, und
von rekombinanten Viren, insbesondere HVT und MDV, wodurch sich
generalisierte schnellere zytopatische Wirkungen (2 bis 3 Tage,
je nach Reichhaltigkeit des Inokulums) und eine bessere Resistenz
des Virus gegenüber
Konservierungsvorgängen
durch Tiefgefrieren oder durch Lyophilisation erhalten lassen. Zweckmäßigerweise
werden im Kulturüberstand
erhöhte
Titer an freien Viren im Vergleich zu demjenigen, der in Abwesenheit
von gD-Expression erhalten wird, erhalten. Es handelt sich hier um
ein bemerkenswertes Ergebnis.
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Die
Erfindung hat demnach ein Kultivierungsverfahren für natürlicherweise
an gD defizientem Herpesvirus zum Gegenstand, wobei das Virus, das
durch genetische Rekombination transformiert worden ist, um das
gD-Glycoprotein zu exprimieren, auf Zellen kultiviert wird und anschließend die
im Kulturüberstand
produzierten Virionen geerntet werden. Die Kulturtechniken für Viren
sind insbesondere diejenigen, die üblicherweise in der Praxis
angewandt werden. Der Fachmann kennt die jedem Virus angemessenen
Techniken. Diese wurden hier nicht mehr im Einzelnen beschrieben.
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Gegenstand
der Erfindung sind auch Herpesvirus-Kulturen, die durch dieses Verfahren
erhalten werden können.
Kennzeichen dieser Kulturen ist insbesondere die Tatsache, dass
sie das Virus, insbesondere MDV, HVT, VZV, im freien Virionenzustand,
d. h. nicht mit Zellen assoziiert, umfassen und dass sie die bereits
angegebenen Eigenschaften und Qualitäten aufweisen.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch die Produktion von Viren in
vitro, insbesondere von infektiösem
HVT oder infektiösem
MDV, die als Expressionsvektoren für Fremdgene verwendet werden
können,
insbesondere für
Gene oder Fraktionen von Genen, die Antigene kodieren, die einen
Schutz gegen Krankheiten, insbesondere einen Schutz von Zuchtvögeln gegen
Viren, Bakterien oder pathogene Parasiten auslösen, die für Vogelkrankheiten verantwortlich
sind, und insbesondere für
Hühner.
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Die
Erfindung hat demnach auch die Herpesviren, wie zuvor definiert,
zum Gegenstand, die ferner mindestens ein heterologes inseriertes
Gen in ihrem Genom in der Weise umfassen, dass dieses Gen in vivo
exprimiert werden kann. Hierzu kann das rekombinante Virus entweder
eine doppelte Kassette umfassen, die das gD-Gen, den Promotor von
diesem und das Gen, das das Antigen mit einem geeigneten Promotor
kodiert, einschließt,
wobei die Kassette an der gD-Stelle für ein Virus, wie MDV, oder
an einer anderen Stelle, d. h. eine Kassette für jedes Gen, inseriert werden
kann, wobei diese das gD-Gen umfasst, das beispielsweise an einer
anderen Stelle inseriert werden kann, wie die natürliche gD-Stelle
im Falle eines Virus, wie MDV, und wobei die andere Kassette beispielsweise
an der natürlichen
gD-Stelle oder an jeder anderen geeigneten Stelle inseriert werden
kann, d. h. wiederum wird allein der natürliche Promotor des gD-Gens
ersetzt, und die Kassette, die das heterologe Gen einschließt, wird
an einer anderen geeigneten Stelle inseriert.
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Als
bemerkenswert ist anzumerken, dass wenn das Virus, wie MDV, transformiert
worden ist, um endogenes gD-Gen oder eines von einem anderen Serotyps
unter der Kontrolle eines wirksamen erfindungsgemäßen Promotors
zu exprimieren, dieses inserierte Gen in vivo während der Virämie und
nicht nur in den Federfollikeln (ist bei natürlichem gD der Fall) exprimiert
wird, was sich insbesondere in einer stärkeren und früheren, insbesondere
zellulären,
Immunantwort manifestiert.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist noch die Herstellung von Vakzinen,
die zweckmäßigerweise über die
Luftwege (nasal, Okular), oral oder parenteral verwendbar sind,
insbesondere zur Immunisierung der Hühner gegen die Marek'sche Krankheit und
gegen andere Krankheiten, entsprechend den spezifischen, durch die
rekombinanten HVT- oder MDV-Viren exprimierten Antigene.
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Die
erfindungsgemäßen Vakzine
sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Lebendvirus umfassen,
wie zuvor definiert, und dass sie insbesondere in lyophilisierter
oder tiefgefrorener Form vorliegen können.
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Das
Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Lebendvakzins ist dadurch
gekennzeichnet, dass auf Zellen ein natürlicherweise an gD defizientes
Herpesvirus kultiviert wird, das transformiert worden ist, um gD
während
seiner Replikation in vitro zu exprimieren, und das ggf. transformiert worden
ist, um in vivo mindestens ein heterologes Gen zu transformieren,
das ein Antigen oder ein Vakzin betreffendes Immunogen kodiert.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch die Herstellung von in ovo verabreichbaren
Vakzinen zum Impfen der Hühner
gegen die Marek'sche Krankheit
und die erhaltenen Vakzine.
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Der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht speziell in der Verwendung
des gD-Gens als Insertionsstelle zur Konstruktion von rekombinanten Vogel-Herpesviren,
insbesondere HVT oder MDV, die darüber hinaus Fremdgene exprimieren,
die zur Impfung von Interesse sind.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch der Erhalt von Vogelviren, insbesondere
infektiösem
HVT oder infektiösem
MDV, die als Vektoren zur Expression von Fremdantigenen dienen können und
die Impfung in ovo erlauben.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch ein Impfverfahren, insbesondere
von Zuchtvögeln,
unter Verwendung der erfindungsgemäß transformierten Viren; und
das insbesondere ihre Verabreichung über den Luftweg vorsieht, obwohl
die anderen Wege nicht ausgeschlossen sind.
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Schließlich gestattet
die Entdeckung des der Erfindung zugrunde liegenden Prinzips dem
Fachmann, auch bei den Viren vom MDV-Typ nach natürlichen
Mutanten zu suchen, die gD in vitro exprimieren. Diese Mutanten
gehören
demnach zum Rahmen der Erfindung.
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Die
Erfindung wird nun ausführlicher
mit Hilfe von Ausführungsbeispielen
beschrieben, wobei auf die Zeichnung Bezug genommen wird. Es zeigen:
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1:
Durch Verdau des Plasmids pRD001, das ein HVT-DNA-Fragment von 29
kb umfasst, die Konstruktion der Plasmide pRD006 und pRD007, die ein
2,8 kb-Fragment, das den 5'-gD-Teil
von PstI einschließt,
beziehungsweise ein Fragment von 5,7 kb umfassen, welches den 3'-gD-Teil von PstI
einschließt;
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2:
Konstruktion des Plasmids pRD015, das den flankierenden 5'-Teil von gD umfasst,
ausgehend von Plasmid pRD001;
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3:
Plasmid pRD022, das ausgehend von dem Vektor pBS-SK+ erhalten wird
und das gD-Gen, dem sein 5'-Teil
der SacI-Stelle fehlt, umfasst;
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4:
Plasmid pRD030, das das Gen gD und die Restriktionsschnittstellen,
die es flankieren, vollständig
umfasst;
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5:
Ausgehend von pCMVβ die
Konstruktion des Plasmids pRD031, das das gD-Gen unter der Kontrolle
des HCMV IE-Promotors enthält,
unter Ersatz des LacZ-Gens durch gD;
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6:
Plasmid pRD040, das eine Kassette, die das gD-Gen und den HCMV IE-Promotor
einschließt,
umfasst, in dem pBS-SK+-Vektor;
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7:
Konstruktion des Plasmids pRD041, erhalten durch Addition der 5'-flankierenden Sequenz, die in dem Plasmid
pRD015 enthalten ist, an das Plasmid pRD040;
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8:
Konstruktion des Plasmids pRD043, umfassend das gD-Gen, den HCMV-Promotor
und die SV40-Promotor/LacZ-Gen-Gruppe, die von pSVβ in pRD041
zwischen dem HCMV-Promotor und seiner 5'-flankierenden Sequenz eingeschleust
wurde;
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9:
Konstruktion des Plasmids pRD046, ausgehend von Plasmid pBamB, das
ein HVT BamHI B-Fragment enthält,
das das TK-Gen einschließt;
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10:
Konstruktion des Plasmids pRD051 durch Einbau einer multiplen Restriktionsschnittstelle in
die einzige DraIII-Schnittstelle des Plasmids pRD049;
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11:
Konstruktion des Plasmids pRD053, das die HCMV-Promotorkassette
und das Gen HVT-gD, inseriert in das TK-Gen von HVT, umfasst.
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BEISPIELE
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Sämtliche
für die
Konstruktionen der gegebenen Plasmide angewandten Techniken sind
die von Sambrook et al. (Molecular Cloning: A Laboratory Manual,
2. Ausgabe, New York, Cold Spring Harbor Laboratory, 1989) beschriebenen
Standardtechniken. Der Inhalt dieser Veröffentlichung wird als in dieser
Beschreibung durch Bezugnahme eingeschlossen betrachtet.
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Beispiel 1:
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Dieses
Beispiel hat die doppelte Aufgabe, einerseits die Expression von
gD im Epithel der Federfollikel des Huhns zu zeigen und andererseits,
gemäß der Erfindung,
zu zeigen, dass die Nicht-Expression von gD in vitro mit dem natürlichen
Promotor verbunden ist, und durch Ersatz des natürlichen Promotors durch einen
anderen Promotor erhalten werden kann.
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– Federn
und Gewebe:
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1
Tag alte Rhode-Island-Red-(HPRS RIR)-Küken haben 1000 u.f.p. (Plaque-bildende
Einheiten) eines MDV RB1B-Stammes oder eines HPRS16-Stammes erhalten,
und die Federn, die Bursae, Thymus und Milz wurden 4 bis 6 Wochen nach
der Impfung entnommen. Die gleichen Gewebe, die von nicht-infizierten
SPF-Hühnern
stammten, dienen als Kontrolle.
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Die
aus dem dorsalen und pektoralen Bereich erhaltenen Federn wurden
an der proximalen Extremität
entnommen, und die Spitzen der Federn von etwa 0,5 cm Länge wurden
mit Scheren abgeschnitten und in PBS oder in Extraktionspuffer (Dithiothreitol
5 mM, PMSF 50 μg/ml,
Sarkosyl 1,5 %) suspendiert. Im Regelfall werden 20 Federspitzen
pro ml Puffer verwendet. Nach einer Inkubation von 24 bis 36 h bei
4°C wurden
die Präparationen
mit Ultraschall (3 × 30
s) behandelt und bei 10000 U/min in einer Mikrozentrifuge zentrifugiert.
Die Überstände, die
gewöhnlich
2 μg Protein
pro μl enthielten,
wurden für eine
Western-Blot-Analyse verwendet.
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Die
Antigene wurden aus Bursae, Thymus und Milz mit Hilfe derselben
Puffer wie diejenigen, die für
die Federn eingesetzt wurden, extrahiert.
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– CEP,
infiziert mit einer Vakzine-gD-Rekombinante:
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Hühnerembryo-(CEP)-Fibroblasten
wurden mit einem rekombinanten gD-Vakzin (Virus des Vakzins, umfassend
das gD-Gen, das in eine für
seine Replikation nicht-essentielle
Stelle und unter der Kontrolle eines endogenen Vakzin-Promotors inseriert
ist) in einer Infektionsmultiplizität von etwa 1 u.f.p./Zelle infiziert,
und 3 bis 4 Tage später,
wenn die e.c.p. (zytopathischen Wirkungen) sehr ausgeprägt waren,
geerntet. Die Zellen wurden abgeschabt, schnell in PBS gewaschen
und mit Ultraschall in PBS bei einer Konzentration von 2 × 107 Zellen/ml behandelt.
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– Western
Blot:
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Die
zur Western-Blot-Analyse bestimmten Proben wurden in einem Denaturierungspuffer
zum Sieden gebracht, und 10 μg
Federn oder Gewebe wurden pro Vertiefung (oder pro Spur) angewandt.
Im Falle der mit dem gD-Vakzin infizierten CEP wurden nur 4 μg pro Vertiefung
angewandt. Die Polypeptide wurden durch Elektrophorese auf 12 %
Acrylamid-Gel unter Verwendung eines BioRad Minigel-Gerätes aufgetrennt
und auf Nitrocellulose (Hybond C, Amersham) übergeführt. Nach der Überführung wurden
die Polypeptide mit Ponceau-Rot gefärbt und photographiert, um
sicherzustellen, dass die abgeschiedenen Proteinmengen in jeder
Vertiefung vergleichbar waren.
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Die
Blots wurden mit PBS gewaschen, mit 5 % entrahmter Milch in PEST
(25 mM Tris pH 7,6, 0,14 M NaCl und 0,05 % Tween 20) blockiert und
viermal in PEST jeweils 5 min gewaschen. Anschließend werden
sie mit einem Überstand
des DA7-Hybridoms (gD-spezifisch),
verdünnt
1/50 in PBS, enthaltend 1 % BSA, 1 h bei Umgebungstemperatur behandelt. Nach
4 Waschgängen
in PEST wurden die Blots mit Antimaus-Ziegen-IgG, konjugiert mit
Peroxidase (Sigma), verdünnt
1/1000 in PEST, inkubiert, und die gebundenen Antikörper wurden
durch Chemolumineszenz (reaktive Chemolumineszenz) für Dupont Western
Blotting (Dupont) nachgewiesen. Röntgenstrahl-empfindliche Filme
wurden 30 s bis 1 Minute nach der klassischen Technik exponiert.
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– Immunofluoreszenztest:
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Ausschnitte,
die mit einem Microtom (Cyrostat) vorgenommen wurden, wurden 10
min bei Umgebungstemperatur in Aceton fixiert. Sie wurden an Luft getrocknet,
mit 5 % BSA in PBS 30 min bei Umgebungstemperatur behandelt, um
nichtspezifische Reaktionen zu verhindern. Der monoklonale DA7-Antikörper (Verdünnung 1/100
in BSA, 1 % PBS) oder monoklonaler BD1-Antikörper (Maus-Ascitesflüssigkeit,
pp38/24 spezifisch, 1/1000 in PBS mit 1 % BSA verdünnt), wurde
anschließend
1 h bei Umgebungstemperatur zugesetzt. Die Plättchen wurden dreimal jeweils
15 min in PBS gewaschen. Antimaus-Ziegen-IgG, konjugiert mit FITC,
1/100 in PBS mit 1 % BSA verdünnt,
wurde anschließend
1 h bei Umgebungstemperatur zugesetzt. Die Plättchen wurden viermal jeweils
15 min in PBS gewaschen, in Wasser eingetaucht, in Glycerin/PBS
fixiert und unter UV-Licht mit Hilfe eines Fluoreszenzmikroskops
ausgewertet.
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– Ergebnisse:
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Die
Western-Blot-Analyse zeigt, dass die Federpräparationen, die aus drei verschiedenen
mit MDV infizierten Hühnern
stammten mit dem monoklonalen DA7-Antikörper reagierten. Der Antikörper erkannte
ein Polypeptid, das in Form einer 55-kDa-Bande auftrat, was mit der erwarteten
Größe für gD und
mit dem in vitro Translationsprodukt des MDV-gD (Zelnik et al.,
J. Gen. Virol. 75, 2747–2753) im
Einklang steht. Produkte mit geringerem Molekulargewicht (35 kDa
und kleiner) wurden festgestellt und könnten nicht-glycosylierten
Formen entsprechen.
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Dies
zeigt die Expression von gD in den Federfollikeln bei den mit MDV
infizierten Hühnern.
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Extrakte
von nicht infizierten Hühnern,
von nicht infizierten CEP und von nur mit dem Vakzin infizierten
CEP reagierten nicht mit dem monoklonalen DA7, was die Spezifität des Tests
beweist. Die Extrakte von CEP, die mit dem rekombinanten gD-Vakzin infiziert
waren, haben zwei Banden ergeben, wovon eine Bande der 55-kDa-Bande des Versuchs
mit den Federextrakten entspricht.
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Die
Spezifität
des Tests wurde außerdem kontrolliert,
indem gezeigt wurde, dass der gegen pp38/24 gerichtete Antikörper weder
mit den CEP, die mit dem rekombinanten gD-Vakzin infiziert waren, noch
mit den CEP, die nicht infiziert waren, reagierte. Im Gegensatz
dazu reagiert dieser monoklonale Antikörper, wie erwartet, recht gut
mit den Extrakten von Federn von Hühnern, die mit den mit MDV
infizierten CEP infiziert waren.
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Es
wurde also gezeigt, dass gleichzeitig die Federpräparationen,
die mit MDV infiziert waren, und die CEP, die mit dem rekombinanten
gD-Vakzin infiziert waren, mit dem monoklonalen Anti-gD reagierten
und dass demnach die Expression dieses Gens in vitro erhalten wurde.
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Der
Ersatz des natürlichen
Promotors des gD-Gens durch einen anderen Promotor ermöglichte demnach
die Expression von gD in vitro.
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Beispiel 2: Konstruktion des Plasmids
pRD043
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Der
Stamm FC126 des HVT-Virus wurde im Jahre 1968 von Dr. Witter vom
Regional Poultry Research Laboratory (U.S.D.A., East Lansing, Michigan,
USA) in einer Herde von Puten von 23 Wochen (R.L. Witter et al.,
Am. J. Vet. Res. 31, 525–538, 1970)
isoliert. Er wurde anschließend
10 Mal auf Entenfibroblasten passagiert, anschließend 9 zusätzlichen
Passagen auf Embryonen-Fibroblasten von EOPS-Hühnern
unterzogen. Die verwendete DNA stammte aus Virus, der insgesamt
23 bis 24 Passagen, ausgehend von dem Ursprungsisolat, unterzogen
wurde.
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Es
kann beispielsweise auch der Stamm HVT, registriert bei der ATCC
unter der Bezugsnummer VR584C, verwendet werden.
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Die
genomische DNA des HVT-Virus wurde nach der von N. Ross (Ross L.J.N.
et al., J. Gen. Virol. 1989, 70, 1789–1804, hier durch Bezugnahme mit
umfasst), beschriebenen Technik extrahiert. Diese DNA wurde durch
BamHI verdaut, anschließend wurde
das Fragment A von 29 kb (Igarashi T. et al., Virology 1987, 157,
351–358),
das die US-Region von HVT umfasste, in den pBR322-Vektor kloniert, der
zuvor mit BamHI verdaut wurde, um das Plasmid pRD001 zu ergeben.
Das pRD001 wurde durch PstI verdaut, und die PstI-PstI-Fragmente
von 2,8 kb und 5,7 kb wurden in das Plasmid pBR322 kloniert, das mit
PstI verdaut wurde, um die Plasmide pRD006 und pRD007 zu ergeben
(1).
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pRD001
wurde mit XhoI verdaut, und das XhoI-XhoI-3,5-kb-Fragment wurde
in den pBluescript-KS+-Vektor kloniert, um das Plasmid pRD015 zu
ergeben (2). Das Plasmid pRD006 wurde
mit SacI und PstI verdaut, um das SacI-PstI-Fragment von 340 bp
zu isolieren (Fragment A). Eine PCR wurde mit den Oligonucleotiden
RD045 (SEQ ID NO 1: 5'-TGCTGGTACCGTCGACAAGCTTGGATCCGTGCAGATAAC-ACGTACTGGC-3') und pBR Pst-(SEQ ID
NO 2: 5'-CATGTAACTCGCCTTGATC-3') und der pRD007-Matrix
durchgeführt,
um die 3'-Region
des gD-Gens (Positionen 6491 bis 6980 auf der HVT US-Sequenz zu
amplifizieren (Zelnik V. et al., J. Gen. Virol. 1993, 74, 2151–2162, hierin
durch Bezugnahme mit eingeschlossen). Das PCR-Fragment von 560 bp
wurde anschließend
durch PstI und KpnI verdaut, um ein PstI-KpnI-Fragment B von 520
bp zu isolieren. Die Fragmente A und B wurden in den Vektor pBS-SK+
kloniert, der zuvor mit SacI und KpnI verdaut wurde, um das Plasmid
pRD022 zu ergeben (3), das das gD-Gen ohne einen
5'-Teil umfasste.
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Das
Plasmid pRD022 wurde mit BamHI und SacI verdaut, um das BamHI-SacI-Fragment von 850 bp
(Fragment C) zu isolieren. Eine PCR wurde mit den Oligonucleotiden
RD050 (SEQ ID NO 3: 5'-TGCTGAATTCGCGGCCGCATGATT-ATTGTCACCACTTC GAAGATGGC-3') und HVT40M1 (SEQ
ID NO 4: 5'-GTCCCCGTTGACAACTACTA-3') und der Matrix
pRD006 durchgeführt,
um die 5'-Region des gD-Gens
(Positionen 5747 bis 6286) auf der HVT-Us-Sequenz (Zelnik V. et
al., J. Gen. Virol, 1993, 74, 2151–2162)) zu amplifizieren. Das
PCR-Fragment von 560 bp wurde durch EcoRI und SacI verdaut, um ein
EcoRI-SacI-Fragment D von 420 bp zu isolieren. Die Fragmente C und
D wurden in einen modifizierten pBS-SK+-Vektor kloniert, der die XbaI- und SpeI-Stellen
nicht mehr umfasste (pBS-SK+, verdaut mit XbaI und SpeI, anschließend Ligation), der
mit EcoRI und BamHI verdaut wurde, um das Plasmid pRD030 (4),
das das gD-Gen umfasste, zu ergeben.
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Das
Plasmid pRD030 wurde mit NotI verdaut, um das Fragment NotI-NotI
von 1250 bp zu isolieren. Dieses Fragment wurde in den Vektor pCMvβ, (CLONTECH
Laboratories, Palo Alto, CA), verdaut mit NotI, zur Insertion des
gD-Gens an die Stelle von LacZ, kloniert, was das Plasmid pRD031
(4944 bp) ergab, das das Gen HVT-gD unter der Kontrolle des Promotors
HCMV IE (5) enthielt.
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Das
Plasmid pRD031 wurde einerseits mit EcoRI und BstBI und andererseits
mit BstBI und BamHI verdaut, um das Fragment EcoRI-BstBI von 800
bp bzw. das Fragment BstBI-BamHI von 1250 bp zu isolieren. Diese
beiden Fragmente wurden in den Vektor pBS-SK+, verdaut mit EcoRI
und BamHI, kloniert, um das Plasmid pRD040 (6) zu ergeben, das
den HCMV-Promotor und gD in dem SK+-Vektor umfasste.
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Das
Plasmid pRD015 wurde mit KpnI und BstBI verdaut, um ein KpnI-BstBI-Fragment von 2100 bp
zu ergeben. Dieses Fragment wurde in den Vektor pBS-KS+, verdaut
mit KpnI und ClaI, kloniert, um das Plasmid pRD033 (5024 bp) zu
ergeben. Das pRD040-Plasmid wurde mit EcoRI und SpeI verdaut, um
das Fragment EcoRI-SpeI
von 2000 bp zu ergeben. Dieses Fragment wurde in das Plasmid pRD041,
verdaut mit EcoRI und XbaI, kloniert, um das Plasmid pRD041 zu ergeben
(7), das gD, den HCMV-Promotor und die flankierende
5'-Region umfasste.
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Das
Plasmid pSVβ (CLONTECH
Laboratories, Palo Alto, CA) wurde mit EcoRI und HindIII verdaut,
um das Fragment EcoRI-HindIII von 4300 pb zu isolieren. Dieses Fragment
wurde in das Plasmid pRD041, verdaut mit EcoRI und HindIII, kloniert,
um das Plasmid pRD043 (11306 pb) zu ergeben (8), das
zusätzlich
zu pRD041 das Gen LacZ und seinen SV40-Promotor umfasste.
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Das
Plasmid pRD053 gestattete gleichzeitig den Austausch des natürlichen
gD-Promotors durch den
HCMV IE-Promotor und das Einbringen durch homologe Rekombination
unter Verwendung des 5'-Endes,
entsprechend dem Fragment der Basen 2152 bis 4245 (Zelnik 1993 – supra)
(Fragment entsprechend dem größten Teil
des Gens sORF-3, dem Gen US2 und dem Anfang des Gens US3), und des 3'-Endes von den Positionen 5747 (A von
ATG des Gens gD) bis 6980 (was dem gD-Gen und polyA entspricht).
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Es
ist selbstverständlich,
dass anstelle des Einbringens des LacZ-Gens auch leicht ein Gen
eingebracht werden könnte,
das ein Antigen von Interesse kodiert.
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Beispiel 3: Konstruktion des Plasmids
pRD053 (CMV-gD-Kassette in TK)
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Das
HVT BamHI B-Fragment (Igarashi T. et al., Virology, 1987, 157, 351–358), enthaltend
das TK-Gen, wurde in den Vektor pBR322 kloniert, um das Plasmid
pBamB zu ergeben. Das pBamB-Plasmid wurde mit HindIII verdaut, um
das HindIII-HindIII-Fragment
von 3200 bp zu isolieren. Dieses Fragment wurde in den pBS-SK+-Vektor, verdaut mit
HindIII, kloniert, um das Plasmid pRD046 zu ergeben (9).
Das Plasmid pRD046 wurde mit SalI verdaut, mit Klenow-Polymerase
repariert und anschließend
mit SacI verdaut, um das Fragment SalI(K-)SacI von 3200 bp zu isolieren.
Anschließend
wurde dieses Fragment mit dem pUC18-Vektor, der zuvor durch HindIII
und SacI verdaut wurde, ligiert, um das Plasmid pRD049 (5943 bp)
zu ergeben. Das Plasmid pRD049-Plasmid wurde nun durch DraIII (einzige Schnittstelle
auf pRD049) verdaut, durch Einwirkung von alkalischer Phosphatase
dephosphoryliert und mit einem synthetischen doppelsträngigen Oligonucleotid
ligiert, das durch Hybridisierung der beiden folgenden Oligonucleotide
erhalten wurde:
RD053 SEQ ID NO 5: 5'-GTGGTACCATAGTCGACACCCT-3'
RD054 SEQ ID
NO 6: 5'-GTGTCGACTATGGTACCACAGG-3'
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Das
so erhaltene Plasmid wurde pRD051 genannt (9). Dieses
Plasmid wurde durch KpnI und SalI verdaut, um das Fragment KpnI-SalI
von 5960 bp (Fragment A) zu isolieren. Das Plasmid pRD040 (siehe
Beispiel 1) wurde mit KpnI und BstBI verdaut, um das Fragment KpnI-HCMV
IE-ATG-BstBI von 800 bp (Fragment B) zu isolieren. Das Plasmid pRD031 wurde
mit BstBI und SalI verdaut, um das Fragment BstBI-HVT gD-SalI von
1450 bp (Fragment C) zu isolieren. Die Fragmente A, B und C wurden
anschließend
zusammen ligiert, um das Plasmid pRD053 (11) zu
ergeben, das die in TK inserierte gD-Kassette umfasste.
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Dieses
Plasmid gestattete das Einbringen dieser gD-Kassette in das TK-Gen
durch homologe Rekombination unter Verwendung der homologen flankierenden
5'- bzw. 3'-Enden der Region
stromaufwärts
der DraIII-Schnittstelle des TK-Gens (Fragment HintIII-DraIII von
520 bp) und stromabwärts
der DraIII-Stelle des TK-Gens (Fragment DraIII-HindIII von 2650
bp). Diese Insertion führte
zur Inaktivierung von TK.
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Dieses
Plasmid wird mit SacI vor der Transfektion mit viraler HVT-DNA linearisiert.
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Beispiel 4: Isolierung und Reinigung des
rekombinanten vHVT004-Virus
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Die
für die
Transfektionsexperimente verwendete virale DNA wurde nach der von
Robin Morgan (Morgan R.W. et al., Avian Diseases, 1990, 34, 345–351, durch
Bezugnahme hier mit eingeschlossen) beschriebenen Technik hergestellt.
Das Plasmid pRD043 wurde mit KpnI zur Linearisierung verdaut, anschließend mit
einem Gemisch von Phenol/Chloroform (19:1) extrahiert, mit absolutem
Ethanol präzipitiert
und wieder in sterilem Wasser aufgenommen.
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Primäre CEP-Zellen
von 24 h wurden mit dem folgenden Gemisch transfiziert: 5 μg virale
DNA + 1 μg
pRD043-Plasmid, linearisiert in 300 μl OptiMEM-Medium (Gibco) und
100 μg Lipofectamin
(Gibco BRL Ref. 18324-012) in 300 μl Medium (Endvolumen des Gemisches
= 600 μl).
Diese 600 μl
wurden anschließend
in 3 ml (Endvolumen) Medium verdünnt
und auf 3 × 106 CEPs ausgestrichen. Das Gemisch wird 5
h mit den Zellen in Kontakt gelassen, anschließend verworfen und durch 5
ml Kulturmedium ersetzt. Die Zellen werden anschließend 3 Tage bei
37°C in
Kultur belassen, anschließend
werden sie pronasiert, mit frischen sekundären CEPs vermischt (3:1-Gemisch)
und wieder in Petrischalen bis zum Auftreten einer zytopathischen
Wirkung (ECP) ausgestrichen. Der Zellbelag wird nun pronasiert und dient
als Inokulum (im Verhältnis
von 1 Plaque pro Schale) für
Schalen von 60 mm (enthaltend 2 × 106 sekundäre CEPs)).
Drei Tage nach dem Animpfen wird eine Agar-Schicht über den
Zeltteppich gegossen. 24 h später
wird eine Agar-Überzugschicht,
enthaltend X-Gal (500 μg
pro ml Endkonzentration), darüber
gegossen. Drei Stunden später
entwickelt sich auf dem Niveau der die rekombinanten Viren enthaltenden
Plaques eine intensive blaue Färbung.
Jede blaue Plaque wird nun zur Amplifikation einzeln wieder in eine
Vertiefung einer 96-Well-Platte
aufgenommen. Beim Auftreten einer ECP wurde jede Vertiefung pronasiert
und dient zur Animpfung für
eine neue 60-mm-Schale. Die Selektion der rekombinanten Plaques
und die Abschätzung
in Prozent der Reinigung dieser Plaques erfolgen wie zuvor durch X-Gal-Färbung der
Plaques auf Agar. Im Allgemeinen sind 4 aufeinanderfolgende Isolierungscyclen ausreichend,
um rekombinante Viren zu erhalten, wovon die Gesamtheit der Abkömmlinge
die blaue Färbung
zeigte. Jede einzelne zu 100 % gereinigte Plaque wird demnach auf
molekularem Niveau durch PCR-Technik und Southern Blot unter Verwendung der
Oligonucleotide und der entsprechenden DNA-Sonden gereinigt.
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Ein
zu 100 % reiner Klon, der die Merkmale der erwarteten Rekombinanten
zeigte, wurde isoliert und als vHVT004 bezeichnet. Dieses Virus
enthält eine
SV40-LacZ-Kassette,
die zwischen den Genen US2 und gD inseriert ist, sowie den HCMV
IE-Promotor, der
direkt stromaufwärts
des Gens gD angeordnet ist und somit dieses Gen an seiner Ursprungsstelle
kontrolliert. Dieses Virus ist daher an US3 deletiert, das die Insertionsstelle
ist.
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Beispiel 5: Isolierung und Reinigung des
rekombinanten Virus vHVT005 (TK-)
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Die
genomische DNA des HVT-Virus, die für die Transfektionsexperimente
verwendet wurde, wurde wie zuvor hergestellt (Morgan R et al., Avian
Diseases, 1990, 34, 345–351).
Die Transfektionen wurden mit dem Plasmid pRD053, linearisiert durch
ScaI, wie in Beispiel 3 beschrieben, durchgeführt. Nach 3 Tagen in Kultur
werden die Zellen pronasiert, mit frischen sekundären CEPs
gemischt und wieder auf Petrischalen ausgestrichen. Beim Auftreten
einer ECP wird der Zellteppich pronasiert und dient der Animpfung
für die
60-mm-Petrischalen. Die Kultur wird nun mit einem Kulturmedium durchgeführt, enthaltend
1-β-D-Arabinofuranosylthymidin
(ara T) (Sigma) in einer Endkonzentration von 100 μg/ml in Kulturmedium.
Ara T hemmt die Replikation der HVT TK+-Viren, und nur die natürlichen
Mutanten TK- oder die Rekombinanten TK- können sich in Gegenwart von ara
T replizieren. Drei Tage nach der Infektion wird eine Agar-Schicht über die
Zellkultur gegossen. 24 h danach werden die auf der Zellkultur vorhandenen
viralen Plaques wieder einzeln in den Vertiefungen einer 96-Well-Platte
aufgenommen. Die Kultur dieser Plaques erfolgt in Gegenwart von
ara T in dem Kulturmedium. Beim Auftreten einer ECP werden die Vertiefungen
pronasiert, die Verdünnungen
der infizierten Vertiefungen werden auf Petrischalen ausgestrichen
und ein neuer Kulturcyclus unter Agar wird wie zuvor durchgeführt. Nach
zwei Kulturcyclen in Gegenwart von ara T kann die Kultur in normalem
Milieu durchgeführt
werden. Vier Isolier-/Reinigungscyclen sind ausreichend, um rekombinante,
zu 100 % reine Klone für
den TK-Merkmal zu enthalten. Diese Klone werden nun auf molekularem
Niveau mit den in der Molekularbiologie üblichen Techniken (PCR, Southern
Blot, etc. ...) charakterisiert.
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Ein
zu 100 % reiner Klon, der die Merkmale der erwarteten Rekombinante
zeigt, wurde isoliert und als vHVT005 bezeichnet. Dieses Virus enthält das gD-Gen
unter der Kontrolle des HCMV IE-Promotors in dem TK-Gen, welches
demnach inaktiv ist.