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Hintergrund
der Erfindung
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Diese
Anmeldung bezieht sich auf Oligonucleotidsonden, die für menschliche
BC200-RNA spezifisch sind, und auf die Verwendung dieser Sonden
beim Screenen nach neoplastischen Erkrankungen und neurologischen
und psychiatrischen Störungen.
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BC200-RNA
ist eine 200 Nucleotide lange, nicht translatierbare RNA, die vorwiegend
im Nervensystem von Primaten, einschließlich des Menschen, exprimiert
wird. Watson und Sutcliffe, Molecular & Cellular Biology 7, 3324-3327 (1987),
berichteten über
eine Nucleotid-Teilsequenz von BC200-RNA aus Affenhirnen. Diese
138-Nucleotid-Sequenz
wies eine beträchtliche
Homologie zum linken Alu-Monomer auf, einer Sequenz, die im gesamten
menschlichen Genom und in anderen Primatengenomen oftmals wiederholt
wird. Watson und Sutcliffe stellten die Hypothese auf, dass der
Rest der 200-Nucleotid-RNA einem Poly-(A)-Trakt entsprechen könnte.
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Wir
bestimmten nunmehr die komplette Sequenz für menschliche BC200-RNA und
fanden heraus, dass das 3'-Ende
des Polynucleotids eine nur einmal vorhandene Sequenz umfasst, die
zum spezifischen Nachweis des Vorhandenseins von menschlicher BC200-RNA
verwendet werden kann, und zwar ohne Störung durch andere Fälle der
Alu-Sequenz innerhalb des Genoms. Weiters fanden wir heraus, dass BC200-RNA
in einer Vielzahl von nicht-neuronalen menschlichen Tumorgeweben
durchwegs in großen
Mengen vorkommt, während
sie in normalem nicht-neuronalem Gewebe mit Ausnahme von Keimzellen
in nachweisbaren Mengen nicht vorzukommen scheint.
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Demgemäß besteht
eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung in der Bereitstellung von
Oligonucleotidsonden, die sich spezifisch mit dem nur einmal vorhandenen
Abschnitt von menschlicher BC200-RNA oder einer korrespondierenden
chromosomalen DNA-Sequenz
verbinden.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
eines Verfahrens zum Testen hinsichtlich des Vorhandenseins von
BC200-RNA in einer Gewebeprobe, insbesondere für die Zwecke des Screenens
nach neoplastischen Erkrankungen und neurologischen und psychiatrischen
Störungen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von Ausstattungen, welche beim Testen hinsichtlich des Vorhandenseins
von BC200-RNA in einer Gewebeprobe nützlich sind.
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Kurzfassung der Erfindung
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Das
am Nucleotid 159 beginnende 3'-Ende
von BC200-RNA hat die Sequenz:
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Erfindungsgemäße Oligonucleotidsonden
sind zu zumindest einem Teil dieser Sequenz komplementär, so dass
sie spezifisch und selektiv an menschliche BC200-RNA binden. Die
Sonden sind beim Bestimmen der Verteilung von BC200-RNA im Körper und
als Indikator für
neoplastische Erkrankungen in nicht-neuronalem Gewebe nützlich.
Sonden, welche die Nucleotide 48 und 49 oder die Nicht-A-Nucleotide
des A-reichen Bereichs (146-148) von BC200-RNA umspannen, sind außerdem nützlich für das Nachweisen
der RNA.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1A und 1B zeigen
die Ergebnisse von Northern-Blot-Versuchen zum Nachweisen von BC200-RNA
in verschiedenen menschlichen Geweben.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Bei
Primaten-BC200-RNA handelt es sich um eine 200 Nucleotide lange,
nicht translatierbare RNA. Wir legten die primäre Sequenz von menschlicher
BC200-RNA wie folgt fest:
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Die
X an den Positionen 1 und 2 sind unabhängig voneinander entweder G
oder fehlen.
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Diese
primäre
Sequenz kann in drei strukturelle Domänen unterteilt werden. Domäne I umfasst
die Nucleotide 1-122 und ist im Wesentlichen zu Alu-repetitiven
Elementen homolog, welche in hohen Kopiezahlen in Primatengenomen
zu finden sind. Dieser Bereich umfasst jedoch zwei Basen, die in
Alu- oder SRP-RNA nicht zu finden sind, d.h., Nucleotide an den
Positionen 48 und 49, welche zum Entwickeln von Amplifikationsprimern,
die für
BC200-Sequenzen spezifisch sind, eingesetzt werden können. Domäne II ist
ein A-reicher Bereich, der aus den Nucleotiden 123-158 besteht.
Domäne
III, die aus den Nucleotiden 159-200
besteht, enthält eine
nur einmal vorhandene Sequenz ohne Homologie zu anderen bekannten
menschlichen Sequenzen, welche zum Identifizieren von BC200-RNA
in Geweben eingesetzt werden kann.
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Gemäß einem
Aspekt der vorliegenden Erfindung werden Oligonucleotidsonden bereitgestellt,
welche zu den nur einmal vorhandenen Sequenzen der Domäne III von
menschlicher BC200-RNA oder zu einer korrespondierenden chromosomalen
DNA komplementär
sind, d.h., welche zu zumindest einem Teil der Sequenz:
komplementär sind.
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Bei
solchen Sonden handelt es sich um lineare Oligonucleotide, die etwa
10 bis 60 Basen enthalten. Die Länge
muss ausreichend sein, um für
einen angemessenen Grad an Spezifität zu sorgen, so dass einer Bindung
an BC200-RNA gegenüber
einer Bindung an andere Polynucleotide der Vorzug gegeben wird.
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Wie
hier verwendet, bezieht sich der Begriff „Oligonucleotidsonde" entweder auf eine
DNA- oder eine RNA-Sonde.
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Eine
zum Umfang der Erfindung gehörige
Sonde ist zu den Nucleotiden 156-185 von BC200-RNA komplementär. Diese
30-Nucleotid-Sonde hat die Sequenz:
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Bei
einer weiteren nützlichen
Sonde handelt es sich um eine 21-Nucleotid-Sonde, die zu den Nucleotiden
158-178 komplementär
ist, d.h.:
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Wie
aus diesen beiden Beispielen hervorgeht, können geeignete Sonden zu den
BC200-RNA-Abschnitten außerhalb
der Domäne
III komplementär
sein, vorausgesetzt, dass sie ebenso zu einem Teil (d.h. zu zumindest
etwa 10 Basen) der einzigartigen Domäne III komplementär sind,
welcher ausreicht, um für
Spezifität
zu sorgen. Die Sonden können
auch ausschließlich
zu Teilen der Domäne
III komplementär
sein. Ein weiterer Aspekt der Erfindung besteht in einer zweiten
Klasse von Sonden, die zu einem Teil der Domäne II, der die Nucleotide 146-148
umspannt, komplementär
sind. Diese Sonden können
zur Detektion von BC200-RNA oder als Amplifikationsprimer verwendet
werden.
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Gemäß wiederum
einem weiteren Aspekt der Erfindung können Sonden verwendet werden,
die zu einem Teil der Alu-repetitiven Sequenz komplementär sind und
spezifisch mit diesem hybridisieren, welcher die beiden einzigartigen
Nucleotide an den Positionen 48 und 49 von BC200-RNA oder der korrespondierenden DNA
umspannt. Beispiele für
solche Sonden sind:
eine Antisinnsonde,
die BC200-RNA bindet, und
eine Sinnsonde,
die an korrespondierende DNA-Sequenzen bindet. Diese Sonden können für die Detektion oder
als Amplifikationsprimer verwendet werden.
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Die
erfindungsgemäßen Sonden
können
durch irgendeine aus einer Vielzahl von Techniken, die im Stand
der Technik bekannt sind, hergestellt werden. RNA-Sonden können beispielsweise
durch in vitro-Transcription erzeugt werden. Bei dieser Vorgehensweise
wird die gewünschte
Sequenz zuerst in einen geeigneten Transcriptionsvektor (z.B. pBluescript)
kloniert. Dieser Vektor wird linearisiert, so dass die Transcription
an einer spezifischen Stelle endet, und die RNA wird aus solchen
linearisierten Matrizen unter Verwendung von SP6-, T3- oder T7-RNA-Polymerase
transcribiert. Die Sonden können 35S- oder 3H-markiert
werden, indem die passenden radiomarkierten Vorläufer zur Reaktionsmischung
hinzugefügt
werden. Matrizen-DNA wird dann mit DNase I aufgeschlossen. RNA-Sonden
können
durch Geifiltration oder Gelelektrophorese weiter gereinigt werden.
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Die
Sonden können
auch durch Oligomarkierung hergestellt werden, obwohl diese Technik
für längere Nucleinsäurepolymere
eher geeignet ist. Bei diesem Verfahren wird doppelsträngige DNA
zuerst denaturiert. Zufallssequenz-Oligonucleotide werden dann als
Primer für
die Matrizen-gerichtete Synthese von DNA eingesetzt. Bei dieser
Anwendung wird häufig
das Klenow-Fragment von E. coli-DNA-Polymerase I verwendet. Wenn
es sich bei der Matrize um RNA handelt, kann eine Reverse Transcriptase
eingesetzt werden. Die Markierung der Sonde wird durch den Einbau
radiomarkierter Nucleotide, z.B. von [α-32P]dNTPs,
erzielt.
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Eine
weitere Vorgehensweise zum Erzeugen von Sonden ist die Nick-Translation.
Bei diesem Verfahren wird doppelsträngige DNA verwendet. Einzelstrangbrüche (Lücken in
einem Strang) werden durch DNase I eingeführt. Gleichzeitig wird E. coli-DNA-Polymerase
I verwendet, um an den Einzelstrangbruchpunkten Nucleotidreste zu
den 3'-Enden der
DNA hinzuzufügen.
Der Einbau radiomarkierter Vorläufernucleotide
führt zur gleichmäßigen Markierung
der Sonde. Die Sonden enthalten beide Stränge.
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Einzelsträngige DNA-Sonden
können
aus Matrizen hergestellt werden, die von Bakteriophagen-M13- oder ähnlichen
Vektoren abgeleitet sind. Ein Oligonucleotidprimer, der zu einem
spezifischen Segment der Matrize komplementär ist, wird dann mit dem Klenow-Fragment
von E. coli-DNA-Polymerase I verwendet, um einen zur Matrize komplementären, radiomarkierten
Strang zu erzeugen. Die Sonde wird beispielsweise unter denaturierenden
Bedingungen durch Gelelektrophorese gereinigt.
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Oligonucleotide
jeder gewünschten
Sequenz können
ebenfalls chemisch synthetisiert werden. Bei der automatisierten
Synthese von Oligonucleotiden werden Festphasenverfahren routinemäßig eingesetzt.
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Sonden,
die bei der Erfindung nützlich
sind, können
markiert werden. Eine Vielzahl von Enzymen kann zum Anbringen von
Radiomarkierungen (unter Verwendung von dNTP-Vorläufern)
an DNA-Enden verwendet werden. Die 3'-Enden doppelsträngiger DNA können beispielsweise
unter Verwendung des Klenow-Fragments von E. coli-DNA-Polymerase
I markiert werden. Eine DNA mit glatten Enden oder vertiefte 3'-Enden sind geeignete
Substrate. T4-DNA-Polymerase kann ebenfalls zum Markieren hervorstehender
3'-Enden verwendet
werden. T4-Polynucleotidkinase kann verwendet werden, um eine 32P-Phosphatgruppe zu den 5'-Enden einer DNA
zu transferieren. Diese Reaktion ist besonders nützlich, um einzelsträngige Oligonucleotide
zu markieren. Sonden können
auch durch PCR-Markierung
markiert werden, wobei markierte Nucleinsäuren und/oder markierte Primer
bei der PCR-Erzeugung von Sonden aus einem geeigneten Klon verwendet
werden. Siehe Kelly et al., Genomics 13:381-388 (1992).
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Die
erfindungsgemäßen Sonden
können
verwendet werden, um Gewebe hinsichtlich des Vorhandenseins von
BC200-RNA zu screenen. Zum Beispiel wurde die Verteilung von BC200-RNA
in der menschlichen Netzhaut untersucht, mit dem Ergebnis, dass
BC200-RNA in der Ganglionzellschicht, in der inneren plexiformen
Schicht und in der innersten Schicht der inneren Kernschicht, jedoch
nicht in anderen Teilen der Netzhaut nachgewiesen wurde. Eine ähnliche
Kartierung war im Hippocampus und beim Neocortex möglich, und zwar
unter Verwendung der erfindungsgemäßen Sonden.
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Indem
wir die obenstehend erwähnten
Sonden in in situ-Hybridisierungsversuchen verwendeten, wiesen wir
nach, dass die BC200-Expressionsstärken in manchen Gehirnbereichen
alternder Individuen und in Alzheimer-Gehirnen verändert sind.
Es stellte sich heraus, dass die BC200-Pegel in mehreren kortikalen
Bereichen, insbesondere in den Brodmann-Bereichen 9 und 17/18, mit
dem Alter (Altersgruppe 50-90 Jahre) abnehmen. In denselben Gehirnbereichen
von Alzheimer-Patienten wurde ein drastischer Anstieg der BC200-Expression
beobachtet. Daher können
BC200-Sonden verwendet werden, um zwischen einer Alzheimer-Erkrankung
und dem normalen Alterungsprozess zu unterscheiden.
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Nicht-neuronale
Gewebe können
gemäß der Erfindung
ebenfalls hinsichtlich des Vorhandenseins von BC200-RNA untersucht
werden. Wir beobachteten, dass die meisten normalen, nicht-neuronalen
Gewebe keine nachweisbaren Mengen an BC200-RNA enthalten, dass aber
eine Vielzahl von menschlichen Tumorgeweben BC200-RNA exprimiert,
die unter Verwendung der erfindungsgemäßen Sonden nachgewiesen werden kann.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist somit ein Verfahren zum Screenen
nach neoplastischen Erkrankungen, wobei Sonden für BC200-RNA verwendet werden.
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Die
grundlegende Methodik des Screeningvorgangs umfasst die folgenden
Schritte:
- (1) das Behandeln einer physiologischen
Probe, um RNA und/oder DNA für
die Hybridisierung verfügbar zu
machen;
- (2) das Hybridisieren der behandelten Probe mit einer für die Domäne III von
menschlicher BC200-RNA spezifischen Sonde; und
- (3) das Analysieren hinsichtlich des Auftretens einer Hybridisierung.
Geeignete physiologische Proben umfassen Biopsieproben, Körperflüssigkeiten
wie z.B. Sputum, Abgekratztes vom Gebärmutterhals oder von der Speiseröhre und
Hautproben. Neuronales Gewebe, z.B. Biopsieproben und Post-Mortem-Material, kann
für eine
Bewertung neurologischer Störungen
ebenfalls hinsichtlich BC200-RNA gescreent werden.
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Obgleich
das zur Behandlung der Gewebeprobe angewandte Verfahren nicht entscheidend
ist, vorausgesetzt, dass Nucleinsäuren in der Probe für die Hybridisierung
verfügbar
gemacht werden, sind mehrere spezifische Optionen beachtenswert.
Die direkte Isolierung von RNA durch das Guanidinthiocyanat-Verfahren, gefolgt
von einer CsCl-Dichtegradient-Zentrifugation,
kann in vielen Fällen
effektiv sein, insbesondere für
eine Isolierung von RNA aus Biopsieproben (siehe Beispiel 4). Wenn
die Probengröße gering
ist, wie z.B. in einer Sputumprobe, kann jedoch eine Amplifikation
der RNA wünschenswert
sein.
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Die
Amplifikation der RNA kann erzielt werden, indem zuerst Zellen in
der Probe lysiert werden, um die RNA für eine Hybridisierung verfügbar zu
machen. Dies kann durch (1) Extraktion von RNA mit Guanidiniumthiocyanat,
gefolgt von einer Zentrifugation in Cäsiumchlorid; (2) Extraktion
von RNA mit Guanidin-HCl und organischen Lösungsmitteln; oder (3) Extraktion
von RNA mit milden Detergentien (wie z.B. NP-40), kombiniert mit
Proteinase-Aufschluss, bewerkstelligt werden. Diese und andere RNA-Extraktionsverfahren
sind bei Sambrook et al. beschrieben. Die isolierte RNA wird in
cDNA umgewandelt, die danach unter Verwendung von Sonden, die hinsichtlich
des 3'-Endes der
BC200-Sequenz selektiv sind, amplifiziert wird. (Siehe Beispiel
3 und das hier durch Bezugnahme aufgenommene U.S.-Patent Nr. 4,683,202).
cDNA kann auch unter Anwendung von auf Ligase basierenden Verfahren
(Barany et al., Proc. Nat'l.
Acad. Sci. USA 88, 189-193 (1991)) oder von isothermen Verfahren
auf Basis einer Transcription (Kwoh et al., Proc. Nat'. Acad. Sci. USA
86, 1173-1177 (1989)) amplifiziert werden. Die amplifizierte DNA
kann dann mittels einer geeigneten Sonde gemäß der Erfindung direkt nachgewiesen
werden.
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Die
Hybridisierung kann unter Anwendung irgendeiner der zahlreichen
Verfahrensweisen, die beim Analysieren hinsichtlich Nucleinsäuren bekannt
sind, durchgeführt
werden. Diese umfassen verschiedene Blot-Techniken (d.h. Punkt,
Northern, Southern etc.) und Techniken auf Sandwich-Basis, wie z.B.
jene, die in den U.S.-Patenten Nr. 4,486,539; 4,751,177; 4,868,105;
4,894,325 und in der europäischen
Patentveröffentlichung
0 238 332 (alle sind hier durch Bezugnahme aufgenommen) beschrieben
sind. Um die Detektion zu erleichtern, kann die Sonde eine Markierung,
wie z.B. eine Radiomarkierung, eine chemilumineszente Markierung,
eine fluoreszierende Markierung oder eine chromogene Markierung,
oder eine Immobilisierungskomponente aufweisen. Mit Biotin oder
Digoxygenin modifizierte Sonden, die entweder als nachweisbare Markierung oder
als Immobilisierungskomponente dienen können, sind besonders nützlich.
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Die
erfindungsgemäßen Sonden
werden geeigneterweise als Teil einer Ausstattung zum Screenen von
Gewebe hinsichtlich BC200-RNA geliefert. Zusätzlich zur Sonde oder zu einem
anderen Nachweisreagens, das ein diagnostisches Reaktionsprodukt
erzeugt, wenn BC200-RNA vorhanden ist, kann eine solche Ausstattung
eines oder mehr von Folgendem umfassen:
- (1)
einen festen Träger,
an dem das diagnostische Reaktionsprodukt während des Screeningvorgangs
befestigt ist;
- (2) Amplifikationsprimer und Enzyme für die Amplifikation von Nucleinsäuren in
einer Probe;
- (3) ein markiertes Reagens, das mit dem diagnostischen Reaktionsprodukt
reagiert, um dieses nachweisbar zu machen; und
- (4) Lösungen,
die dahingehend wirksam sind, die physiologische Probe zu lysieren,
um die RNA für
eine Hybridisierung verfügbar
zu machen. Geeignete Amplifikationsprimer umfassen jene, die in
Beispiel 2 identifiziert werden, sowie andere, die zu einer Amplifikation – falls
eine solche vorhanden ist – der
Domäne
III von BC200-RNA, möglicherweise
zusammen mit Teilen der Domänen
II und I, führen.
Ein besonders bevorzugter 5'-Amplifikationsprimer
ist ein solcher, der zu einem Teil der Domäne I von BC200-RNA oder zur korrespondierenden
cDNA, welche die einzigartigen Nucleotide an den Positionen 48 und
49 umfasst, komplementär
ist. Geeignete Enzyme umfassen Reverse Transcriptase, Taq-Polymerase,
rTth-DNA-Polymerse und RNA-Polymerse.
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Obgleich
die Erfindung hauptsächlich
in Hinblick auf die Verwendung von Oligonucleotidhybridisierungssonden
zum Nachweisen von BC200-RNA beschrieben ist, ist zu erkennen, dass
das günstige
Ergebnis beim Screenen nach neoplastischen Erkrankungen mittels
irgendeiner Detektionstechnik erzielt werden kann. Beispielsweise
könnten
RNA-spezifische
Antikörper
für BC200-RNA
z.B. in einem ELISA-Assay verwendet werden, um in Gewebeproben BC200-RNA
nachzuweisen. Siehe Uchiumi et al., J. Biol. Chem. 266:2054-62 (1991).
Peptidnucleinsäuren,
die mit BC200-RNA hybridisieren, können ebenfalls als diagnostische
Reagenzien verwendet werden. Siehe Hanvey et al., Science 258:1481-1485
(1992). Wir beobachteten ebenso, dass BC200-RNA mit Proteinen in
vivo komplexiert werden kann, um ein Ribonucleoprotein („RNP") zu bilden. Für BC200-RNP
spezifische Antikörper
könnten
in einem Immunoassay-Detektionsschema ebenfalls eingesetzt werden.
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BEISPIEL 1
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Bestimmung der menschlichen
BC200-RNA-Sequenz
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Zelluläre Gesamt-RNA
und Poly(A)+-RNA wurden gemäß dem Verfahren
von Feramisco et al., J. Biol. Chem. 257:11024-11031 (1982), aus
einem menschlichen Neocortex isoliert. 5 μg Poly(A)+-RNA
wurden mit einem CTP-Schwanz versehen, wobei Poly-A-Polymerase verwendet
wurde, und die einen C-Schwanz aufweisende RNA wurde in doppelsträngige cDNA
umgewandelt, wie bei DeChiara et al., Proc. Nat'l. Acad. Sci. USA 84:2624-2628 (1987),
beschrieben. EcoRI-DNA-Linker (Pharmacia) wurden gemäß den Instruktionen des
Herstellers angefügt,
und eine cDNA, die kleiner als etwa 400 Basenpaare war, wurde auf
einem 4%igen Polyacrylamidgel ausgewählt. Eine elektrisch eluierte
cDNA wurde entsprechend dem Handbuch des Herstellers in λZAP (Stratagene)
geschlossen. Wir screenten 3,6 × 104 Plaques mit einer Oligonucleotidsonde,
die zu den sechzig am meisten 3'-gelegenen
Nucleotiden von Ratten-BC1-RNA (DeChiara et al., 1987; Tiedge et
al., Proc. Nat'l.
Acad. Sci. USA 88:2093-2097 (1991)) komplementär war, bei niedriger Stringenz
(letzte Wäsche bei
35°C in
6 × SSC;
1 × SSC
ist 150 mM Natriumchlorid, 15 mM Natriumcitrat, pH 7,4). Vier Klone
wurden als positiv erkannt, und die Sequenzen ihrer Einfügungen (beide
Stränge)
wurden mittels der enzymatischen Kettenabbruchreaktion bestimmt.
Sanger et al., Proc. Nat'l.
Acad. Sci. USA 74:5463-5467 (1977); Toneguzzo et al., Biotechniques
6:460-469 (1988). Zwölf
zusätzliche
Klone wurden später
identifiziert und sequenziert, wobei das enzymatische Kettenabbruchverfahren
nach einem Rescreening der Bibliothek mit Oligonucleotidsonden,
die zu spezifischen BC200-RNA-Sequenzen komplementär waren,
zur Anwendung kam, und lieferten zusätzliche Informationen über die
Domäne
I. Die resultierende, auf allen Klonen basierende Sequenz ist obenstehend
dargestellt (SEQ ID NO 1).
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BEISPIEL 2
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Amplifikation von BC200-RNA
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Die
5'- und die 3'-Domäne von BC200-RNA
wurden getrennt amplifiziert.
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Für die Amplifikation
der 5'-BC200-Sequenz
wurde 1 μg
Gesamt-RNA mittels des Guanidiniumthiocyanat-Verfahrens, gefolgt
von einer Phenolextraktion und einer CsCl-Zentrifugation, aus einem menschlichen Neocortex
isoliert und unter Verwendung der thermostabilen rTth-DNA-Polymerase
(Perkin Elmer Cetus) gemäß den Instruktionen
des Herstellers in Erststrang-cDNA umgewandelt. Der in diesem Schritt
verwendete Primer war
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Das
3'-Ende des Produkts
wurde dann unter Verwendung von dTTP und terminaler Transferase
(Boehringer Mannheim) mit einem T-Schwanz versehen. Die mit einem
Schwanz versehene cDNA wurde in 30 Zyklen (Denaturierung für 30 Sekunden
bei 94°C,
Reassoziierung für
1 Minute bei 55°C,
Verlängerung
für 2 Minuten
bei 72°C;
die anfängliche
Denaturierung erfolgte bei 94°C
für 4 Minuten,
die endgültige
Verlängerung erfolgte
bei 72°C
für 10
Minuten) PCR-amplifiziert (Frohman et al., Proc. Nat'l. Acad. Sci. USA
85:8998-9002 (1988)), wobei die Primer
verwendet
wurden.
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Die
Produkte wurden in einem zweiten Satz von 30 Zyklen (hinsichlich
der Bedingungen siehe oben) weiter amplifiziert, wobei der Adapter-Primer
verwendet
wurde.
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Nach
dem Aufschluss mit EcoRI wurden die PCR-Produkte entsprechend dem
Handbuch des Herstellers in die EcoRI-Stelle von λZAPII (Stratagene)
kloniert. 10
3 Plaques wurden mit einer internen
Oligonucleotidsonde
gescreent,
und 6 positive Klone wurden sequenziert.
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Für die Amplifikation
der 3'-BC200-Sequenz
wurden 10 μg
Gesamt-RNA aus einem menschlichen Neocortex unter Verwendung von
Poly-A-Polymerase mit einem A-Schwanz versehen (DeChiara et al.,
1987). Die mit einem Schwanz versehene RNA wurde dann mit Reverse
Transcriptase in Gegenwart von MeHgOH (Invitrogen) in Erststrang-cDNA
umgewandelt, wobei der Primer
verwendet
wurde.
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Dieser
Primer wurde in Kombination mit dem Primer
auch
für eine
PCR-Amplifikation verwendet (siehe oben).
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Die
Produkte wurden in λZAPII
kloniert (siehe oben), und 14 Klone, die mit SEQ ID NO 11 identifiziert wurden,
wurden mittels der enzymatischen Kettenabbruchreaktion sequenziert.
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BEISPIEL 3
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Produktion einer BC200-RNA-spezifischen
Sonde
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Zwei
Typen von Sonden wurden routinemäßig eingesetzt.
Im ersten Beispiel wurde ein Oligodesoxynucleotid der gewünschten
Sequenz chemisch synthetisiert und durch Chromatographie oder Gelelektrophorese
gereinigt. Das Oligonucleotid wurde dann durch Phosphorylierung
des 5'-Endes radiomarkiert.
Dies wurde durch Verwendung des Enzyms Polynucleotidkinase mit γ32P-markiertem
ATP erzielt. Die radiomarkierte Sonde (spezifische Aktivität: > 108 cpm/μg) wurde
durch Gelfiltration von nicht eingebauter Markierung getrennt, und
die Sonde wurde bei einer Konzentration von 106 cpm/ml
verwendet.
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Im
zweiten Beispiel wurden RNA-Sonden durch in vitro-Transcription
hergestellt. Bei dieser Vorgehensweise wurde die gewünschte Sequenz
zuerst in einen geeigneten Transcriptionsvektor (z.B. pBluescript) kloniert.
Dieser Vektor wurde dann linearisiert (so dass die Transcription
an einer gewünschten
Stelle enden würde),
und die RNA wurde aus solchen linearisierten Matrizen unter Verwendung
von SP6-, T3- oder T7-RNA-Polymerase transcribiert. 35S-
oder 3H-UTP war während der Transcriptionsreaktion
vorhanden, und die resultierenden Sonden waren somit 35S-
oder 3H-markiert. Matrizen-DNA wurde dann
mit DNase I aufgeschlossen, die Proteine wurden phenolextrahiert,
und die Sonden wurden mit Ethanol gefällt. RNA-Sonden wurden häufig bei
in situ-Hybridisierungsversuchen verwendet.
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BEISPIEL 4
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Bewertung von BC200-RNA
in menschlichen Geweben
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Menschliches
Biopsiematerial wurde erhalten, welches das Tumorgewebe selbst und
angrenzendes normales Gewebe von demselben Organ enthielt. Tumorgewebe
und normales Gewebe wurden getrennt und bis zur weiteren Verarbeitung
eingefroren. Aus einem solchen Gewebe wurde RNA extrahiert, wobei
das Guanidinthiocyanat-Verfahren in Kombination mit einer CsCl-Dichtezentrifugation
zur Anwendung kam.
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Für die Northern-Hybridisierungsanalyse
wurden 10 μg
Gesamt-RNA (pro Probe) in Gegenwart von 2,2 M Formaldehyd auf einem
1,5%igen Agarosegel laufen gelassen. Die RNA wurde auf Gene-Screen-Membrane
(NEN) übertragen
und durch UV-Beleuchtung immobilisiert. BC200-RNA wurde auf solchen
Blots nachgewiesen, indem eine Sonde verwendet wurde, die im nur
einmal vorhandenen 3'-Bereich
der BC200-RNA 30 Nucleotide erkennt. (SEQ ID NO 3). Die Hybridisierung
erfolgte bei 42°C.
Die Filter wurden bei 50°C
in 0,5 × SSC,
0,1% SDS, gewaschen und für
eine Autoradiographie exponiert.
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Die
Ergebnisse dieser Versuche werden in 1 und 2 gezeigt. 1 zeigt
die Expressionsstärken
von BC200-RNA (1A) und 7SL-RNA (1B) in einer Vielzahl von Tumorgeweben
und entsprechenden normalen Geweben; 7SL-RNA wurde als Kontroll-RNA überwacht,
die von allen Zelltypen ubiquitär
exprimiert wird. Abkürzungen:
HB, menschliches Gehirn (normales Gewebe, als positive Kontrolle
geladen); HLU, menschliche Lunge (squamöses Zellkarzinom); HM, menschliches
metastatisches Lungenmelanom; HBT, menschlicher Brusttumor (Adenokarzinom);
HP, menschliches Parotiskarzinom; T, Tumorgewebe; N, angrenzendes
normales Gewebe von demselben Organ. Es ist zu beachten, dass in
den in 1A gezeigten Beispielen BC200-RNA
in nicht-neuronalem Tumorgewebe stark exprimiert wird und zugleich
im korrespondierenden normalen Gewebe nicht nachweisbar ist. 2 umfasst Beispiele von Tumoren, die BC200-RNA
nicht exprimieren. 2A stellt BC200-RNA dar; 2B stellt
7SL-RNA dar. Abkürzungen:
HB, menschliches Gehirn; HLu, menschliche Lunge (squamöses Zellkarzinom);
HL, menschlicher Lebertumor; HBd, menschliches Blasenkarzinom; HK,
menschliches Nierenkarzinom; HC, menschliches Dickdarmkarzinom.
In situ-Hybridisierungsversuche bestätigten, dass die RNA in BC200-positiven
Tumoren von Tumorzellen, jedoch nicht von benachbarten, nicht bösartigen
Zellen (z.B. Stromazellen, Entzündungszellen)
exprimiert wird.
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Eine
Zusammenfassung der Versuchsdaten hinsichtlich der Expression von
BC200-RNA in verschiedenen
menschlichen Tumoren ist in Tabelle 1 angegeben. Die Symbole +,
++ und +++ geben die ansteigenden Pegel der RNA an, welche nachgewiesen
wurde.
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Besonders
bemerkenswert ist die Übereinstimmung
von Patient zu Patient bei den Daten: es zeigte sich, dass Brustadenokarzinomgewebe
bei fünf
verschiedenen Patienten hohe Pegel an BC200-RNA exprimierte, während z.
B. Kolonadenokarzinome sich bei dieser Analyse niemals als positiv
erwiesen. Dies weist auf die Fähigkeit
von BC200-RNA hin, als Breitbandmarker für eine Vielzahl von Tumoren
und neoplastischen Erkrankungen zu wirken.
SEQUENZPROTOKOLL