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Fachgebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein Polyketide und Polyketidsynthasen.
Insbesondere betrifft die Erfindung die rekombinante Herstellung
von Polyketiden unter Verwendung eines neuen Wirts-Vektorsystems.
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Hintergrund
der Erfindung
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Bei
Polyketiden handelt es sich um eine große, strukturell verschiedenartige
Familie von natürlichen Produkten.
Polyketide weisen einen breiten Bereich biologischer Aktivitäten auf,
einschließlich
antibiotischer und pharmakologischer Eigenschaften. Zum Beispiel
sind Polyketide repräsentiert
durch Antibiotika wie Tetracycline und Erythromy-cin, antineoplastische
Mittel wie Daunomycin, Immunsuppressiva wie FK506 und Rapamycin,
und veterinärmedizinische
Produkte wie Monensin und Avermectin. Polyketide kommen in den meisten
Gruppen von Organismen vor und sind besonders reichlich vorhanden
in einer Klasse von Mycelbakterien, den Actinomyceten, die verschiedene
Polyketide erzeugen.
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Polyketidsynthasen
(PKS) sind multifunktionale Enzyme, die mit Fettsäuresynthasen
(FAS) verwandt sind. PKS katalysieren die Biosynthese von Polyketiden
durch wiederholte (decarboxylative) Claisen-Kondensationen zwischen
Acylthioestern, gewöhnlich
Acetyl, Propionyl, Malonyl oder Methylmalonyl. Im Anschluss an jede
Kondensation führen
sie strukturelle Variabilität
in das Produkt ein, indem sie den gesamten, einen Teil oder nichts
von einem reduktiven Zyklus katalysieren, umfassend eine Ketoreduktion,
Dehydratation und Enoylreduktion an der β-Ketogruppe der wachsenden Polyketidkette.
Nachdem die Kohlenstoffkette zu einer Länge angewachsen ist, die für jedes
spezifische Produkt charakteristisch ist, wird sie von der Synthase
durch Thiolyse oder Acyltransfer freigesetzt. So bestehen PKS aus
Familien von Enzymen, die zur Herstellung eines gegebenen Polyketids
zusammenarbeiten. Die kontrollierte Abweichung in der Kettenlänge, die
Wahl der kettenbildenden Einheiten und der reduktive Zyklus, der
genetisch in jede PKS programmiert ist, stellen die Faktoren dar,
die zu der unter natürlich
vorkommenden Polyketiden erkennbaren Variation beitragen.
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Es
existieren zwei allgemeine Klassen von PKS. Eine Klasse, bekannt
als Typ I-PKS, ist vertreten durch die PKS für Makrolide wie Erythromycin.
Diese "komplexen" oder "modulären" PKS umfassen Baugruppen
aus mehreren großen
multifunktionalen Proteinen, die zwischen sich einen Satz separater
aktiver Zentren für
jeden Schritt des Zusammenbaus und der Modifikation der Kohlenstoffkette
tragen (Cortes, J. et al. Nature (1990) 348:176; Donadio, S. et
al. Science (1991) 252:675; MacNeil, D.J. et al. Gene (1992) 115:119).
Strukturelle Vielfalt tritt in dieser Klasse durch Variationen bei
der Anzahl und Art von aktiven Zentren in den PKS auf. Diese Klasse
von PKS zeigt eine Eins-zu-Eins-Korrelation zwischen der Anzahl
und dem Clustering der aktiven Zentren in der Primärsequenz
der PKS und der Struktur des Polyketid-Rückgrats auf.
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Die
zweite Klasse von PKS, bezeichnet als Typ II-PKS, ist vertreten
durch die Synthasen für
aromatische Verbindungen. Typ II-PKS weisen einen einzelnen Satz
von sich wiederholend verwendeten aktiven Zentren auf (Bibb, M.J.
et al. EMBO J. (1989) 8:2727; Sherman, D.H. et al. EMBO J. (1989)
8:2717; Fernandez-Moreno, M.A. et al. J. Biol. Chem. (1992) 267:19278).
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Bei
Streptomyces handelt es sich um eine Actinomycete, die reichlich
aromatische Polyketide erzeugt. In jeder bisher untersuchten aromatischen
PKS von Streptomyces erfordert der Zusammenbau der Kohlenstoffkette
die Produkte von drei offenen Leserastern (ORF). ORF1 codiert ein
aktives Zentrum mit einer Ketosynthase (KS) und einer Acyltransferase
(AT); ORF2 codiert ein Protein ähnlich
dem ORF1-Produkt, dem aber die KS- und AT-Motive fehlen; und ORF3
codiert ein einzelnes Acyl-Trägerprotein
(ACP).
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Streptomyces
coelicolor erzeugt das blau-pigmentierte Polyketid Actinorhodin.
Das Actinorhodin-Gencluster (act) ist kloniert worden (Malpartida,
F. und Hopwood, D.A. Na ture (1984) 309:462; Malpartida, F. und Hopwood,
D.A. Mol. Gen. Genet. (1986) 205:66) und vollständig sequenziert worden (Fernandez-Moreno, M.A.
et al., J. Biol. Chem. (1992) 267:19278; Hallam, S.E. et al. Gene
(1988) 74:305; Fernandez-Moreno, M.A. et al. Cell (1991) 66:769;
Caballero, J. et al. Mol. Gen. Genet. (1991) 230:401). Das Cluster
codiert die oben beschriebenen PKS-Enzyme, eine Cyclase und eine
Reihe von Tailoring Enzymes, die an den anschließenden Modifikationsreaktionen
beteiligt sind, die zu Actinorhodin führen, als auch Proteine, die
am Export des Antibiotikums beteiligt sind, und zumindest ein Protein,
das spezifisch die Transkription des Genclusters aktiviert. Weitere
Gene, die für
die globale Regulierung der antiobiotischen Biosynthese erforderlich
sind, ebenso wie zur Bereitstellung von Starter-(Acetyl-CoA)- und
Extender-(Malonyl-CoA)-Units für
die Polyketid-Biosynthese, sind an anderer Stelle im Genom lokalisiert.
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Das
act-Gencluster von S. coelicolor ist zur Produktion von Actinorhodin
in S. parvulus verwendet worden. Malpartida, F. und Hopwood, D.A.
Nature (1984) 309:462, Bartel et al. J. Bacteriol. (1990) 172:4816–4826, erzeugten
Aloesaponarin II rekombinant unter Verwendung von S. galilaeus,
das mit einem S. coelicolor-act-Gencluster transformiert war, welches
aus vier genetischen Loci, nämlich
actI, actIII, actIV und actVII, bestand. Hybrid-PKS, einschließlich des
Grund-ACP-Gensets, wobei aber die ACP-Gene von Granaticin-, Oxytetracyclin-,
Tetracenomycin- und Frenolicin-PKS abgeleitet waren, wurden ebenfalls
entworfen, die zum Exprimieren von funktionalen Synthasen fähig sind.
Khosla, C. et al. J. Bacteriol. (1993) 175:2197–2204. Hopwood, D.A. et al.
Nature (1985) 314:642–644,
beschreiben die Herstellung von Hybrid-Polyketiden unter Anwendung
rekombinanter Techniken. Sherman, D.H. et al. J. Bacteriol. (1992)
174:6184–6190,
berichtet von der Transformation verschiedener S. coelicolor-Mutanten,
denen verschiedene Komponenten des act-PKS-Genclusters fehlt, mit
den entsprechenden Granaticin-(gra)-Genen von S. violaceoruber in
trans.
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Bis
heute jedoch hat niemand die rekombinante Produktion von Polyketiden
unter Verwendung gentechnisch hergestellter Wirtszellen beschrieben,
denen im wesentlichen ihre gesamten nativen PKS-Gencluster fehlen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Mit
der vorliegenden Erfindung werden neuartige Polyketide und neuartige
Methoden zur wirksamen Herstellung sowohl neuer als auch bekannter
Polyketide unter Einsatz einer rekombinanten Technologie bereitgestellt.
Insbesondere wird ein neuartiges Wirts-Vektorsystem zur Herstellung
von PKS verwendet, welche wiederum die Produktion einer Vielzahl
von Polyketiden katalysieren. Diese Polyketide sind als Antiobiotika, antineoplastische
Mittel, Immunsuppressiva und für
eine breite Vielfalt von weiteren pharmakologischen Anwendungszwecken
nützlich.
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Demgemäß betrifft
in einer Ausführungsform
die Erfindung eine gentechnisch hergestellte Zelle, welche ein Polyketidsynthese-(PKS)-Gencluster
in seinem nativen, nicht-transformierten
Zustand exprimiert, wobei der gentechnisch hergestellten Zelle das
gesamte native PKS-Gencluster fehlt.
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In
einer anderen Ausführungsform
richtet sich die Erfindung auf eine gentechnisch hergestellte Zelle, wie
oben beschrieben, wobei die Zelle umfasst:
- (a)
ein Austausch-PKS-Gencluster, welches eine PKS codiert, die zum
Katalysieren der Synthese eines Polyketids fähig ist; und
- (b) eine oder mehrere Kontrollsequenzen, die operativ an das
PKS-Gencluster geknüpft
sind, wobei die Gene im Gencluster transkribiert und in die gentechnisch
hergestellte Zelle translatiert werden können,
unter der Voraussetzung,
dass dann, wenn das Austausch-PKS-Gencluster ein gesamtes PKS-Genset
umfasst, mindestens eines der PKS-Gene oder Kontrollelemente zur
Zelle heterolog ist.
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In
besonders bevorzugten Ausführungsformen
ist die gentechnisch hergestellte Zelle Streptomyces coelicolor,
fehlt der Zelle im wesentlichen das gesamte native Actinorhodin-PKS-Gencluster
und umfasst das Austausch-PKS-Gencluster ein erstes Gen, das für ein aktives
Zentrum mit einer PKS-Ketosynthase und einer PKS-Acyltransferase codiert
(KS/AT), ein zweites Gen, das einen PKS-Kettenlängen-bestimmenden Faktor (CLF)
codiert, und ein drittes Gen, das ein PKS-Aycl-Trägerprotein
(ACP) codiert.
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In
einer anderen Ausführungsform
betrifft die Erfindung eine Methode zum Herstellen eines rekombinanten
Polyketids, welche umfasst:
- (a) Bereitstellen
einer Population von Zellen, wie oben beschrieben; und
- (b) Züchten
der Population von Zellen unter Bedingungen, bei denen das in der
Zelle vorhandene Austausch-PKS-Gencluster exprimiert wird.
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Ebenfalls
hierin beschrieben wird eine Methode zur Herstellung eines rekombinanten
Polyketids unter Verwendung der Zellen der Erfindung, welche umfasst:
- a. Einführen
eines ersten Abschnitts eines Austausch-PKS-Genclusters in ein Spenderplasmid
und Einführen
eines zweiten Abschnitts eines Austausch-PKS-Genclusters in ein
Empfängerplasmid,
wobei die ersten und zweiten Abschnitte gemeinsam ein vollständiges Austausch-PKS-Gencluster
codieren, und worin außerdem:
i.
das Spenderplasmid ein Gen exprimiert, welches einen ersten Selektionsmarker
codiert und zur Replikation bei einer ersten, permissiven Temperatur
fähig ist
und zur Replikation bei einer zweiten, nicht-permissiven Temperatur
unfähig
ist;
ii. das Empfängerplasmid
ein Gen exprimiert, welches einen zweiten Selektionsmarker codiert;
und
iii. das Spenderplasmid Regionen der DNA umfasst, die zu
Regionen der DNA im Empfängerplasmid
komplementär
sind, so dass eine homologe Rekombination zwischen dem ersten Abschnitt
des Austausch-PKS-Genclusters und dem zweiten Abschnitt des Austausch-Genclusters
erfolgen kann, wodurch ein vollständiges Austausch-Gencluster
erzeugt werden kann;
- b. Transformieren des Spenderplasmids und des Empfängerplasmids
in eine Wirtszelle und Züchten
der transformierten Wirtszelle bei der ersten, permissiven Temperatur
und unter Bedingungen, die das Wachstum von Wirtszellen ermöglichen,
welche die ersten und/oder die zweiten Selektionsmarker exprimieren, um
eine erste Population von Zellen zu erzeugen;
- c. Züchten
der ersten Population von Zellen bei der zweiten, nicht-permissiven
Temperatur und unter Bedingungen, welche das Wachstum von Zellen
ermöglichen,
die die ersten und/oder die zweiten Selektionsmarker exprimieren,
um eine zweite Population von Zellen zu erzeugen, welche Wirtszellen
umfasst, die ein rekombinantes Plasmid enthalten, dasein vollständiges PKS-Austausch-Gencluster
umfasst;
- d. Übertragen
des rekombinanten Plasmids aus der zweiten Population von Zellen
in die gentechnisch hergestellte Zelle nach Anspruch 1, um transformierte
gentechnisch hergestellte Zellen zu erzeugen; und
- e. Züchten
der transformierten gentechnisch hergestellten Zellen unter Bedingungen,
bei denen das in den Zellen vorhandene Austausch-PKS-Gencluster
exprimiert wird.
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Wie
hierin beschrieben, kann eine Polyketid-Verbindung folgende Strukturformel
(I) aufweisen
worin:
R
1 ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff und niederem Alkyl, und R
2 ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff, niederem Alkyl und
niederem Alkylester, oder worin R
1 und R
2 zusammen eine niedere Alkylen-Brücke bilden,
die wahlweise substituiert ist mit ein bis vier Hydroxyl- oder niederen
Alkylgruppen;
R
3 und R
5 unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff, Halogen, niederem Alkyl, niederem
Alkoxy, Amino, mit niederem Alkyl mono- oder disubstituiertem Amino
und Nitro;
R
4 ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus Halogen, niederem Alkyl, niederem
Alkoxy, Amino, mit niederem Alkyl mono- oder disubstituiertem Amino
und Nitro;
R
6 ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff, niederem Alkyl und -CHR
7-(CO)R
8, worin R
7 und R
8 unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff und niederem Alkyl; und
i
1, 2 oder 3 ist.
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Andere
Polyketide können
folgende Strukturen aufweisen:
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Eine
Polyketid-Verbindung kann durch katalytische Cyclisierung eines
Enzymgebundenen Ketids mit folgender Struktur (II) erzeugt werden
worin:
R
11 ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus Methyl, -CH
2(CO)CH
3 und -CH
2(CO)CH
2(CO)CH
3;
R
12 ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus -S-E und -CH
2(CO)-S-E,
worin E für
eine Polyketidsynthase steht, die durch die obigen gentechnisch
hergestellten Zellen erzeugt wird; und
eines von R
13 und
R
14 Wasserstoff ist und das andere Hydroxyl
ist, oder R
13 und R
14 zusammen
genommen für Carbonyl
stehen.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
richtet sich die Erfindung auf eine Methode zur Herstellung eines
aromatischen Polyketids, welches das Bewirken der Cyclisierung eines
Enzym-gebundenen Ketid mit der Struktur (II) umfasst, worin die
Cyclisierung durch die Polyketidsynthase ausgelöst wird.
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Eine
Polyketid-Verbindung kann die Strukturformel (III) aufweisen
worin R
2 und
R
4 wie oben definiert sind und i 0, 1 oder
2 ist. Eine Polyketid-Verbindung kann die Strukturformel (IV) aufweisen
worin R
2,
R
4 und i wie oben für die Strukturformel (III)
definiert sind. Eine Polyketid-Verbindung kann die Strukturformel
(V) aufweisen
worin R
2,
R
4 und i wie oben für die Strukturformel (III)
definiert sind.
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Diese
und weitere Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden für Fachleute bei üblicher Sachkenntnis
im Hinblick auf die hierin gegebene Beschreibung ohne weiteres erkennbar
werden.
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Kurzbeschreibung
der Figuren
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1 zeigt
die Gencluster für
act-, gra- und tcm-PKS und Cyclasen.
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2 zeigt
die Strategie zur Herstellung von S. coelicolor CH999. 2A zeigt
die Struktur des act-Genclusters, das auf dem CH1-Chromosom von
S. coelicolorvorhanden ist. 2B zeigt
die Struktur von pLRemEts, und 2C zeigt
den Abschnitt des CH999-Chromosoms mit dem deletierten act-Gencluster.
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3 zeigt
ein Diagramm des Plasmids pRMS.
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4 veranschaulicht
die Bildung von Aloesaponarin II (2) und seinem carboxylierten Analogon, 3,8-Dihydroxy-1-methylanthrachinon-2-carbonsäure (1)
schematisch, wie in Beispiel 3 beschrieben.
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5 zeigt
die Strukturen von Actinorhodin (3), Granaticin (4), Tetracenomycin
(5) und Mutactin (6), auf die in Beispiel 4 Bezug genommen wird.
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6 veranschaulicht
die Herstellung, über
Cyclisierung der Polyketid-Vorläufer,
von Aloesaponarin II (2), seines carboxylierten Analogons, 3,8-Dihydroxy-1-methylanthrachinon-2-carbonsäure (1),
Tetracenomycin (5) und der neuen Verbindung RM20 (9), wie in Beispiel
4, Teil (A), erläutert.
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7 veranschaulicht
die Herstellung, über
Cyclisierung der Polyketid-Vorläufer,
von Frenolicin (7), Nanomycin (8) und Actinorhodin (3), schematisch.
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8 veranschaulicht
die Herstellung, über
Cyclisierung der Polyketid-Vorläufer,
der neuartigen Verbindungen RM20 (9), RM18 (10), RM18b (11), SEK4
(12), SEK15 (13), RM20b (14), RM20c (15) und SEK15b (16) schematisch.
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9 zeigt
das genetische Modell für
die 6-Desoxyerythronolid-B-Synthase (DEBS).
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10 zeigt
die Strategie für
die Konstruktion von rekombinanten modulären PKS.
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11 zeigt
ein Diagramm des Plasmids pCK7.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
Durchführung
der vorliegenden Erfindung wendet, sofern nicht anders angegeben,
herkömmliche Methoden
der Chemie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, und rekombinante DNA-Techniken
innerhalb der Sachkenntnis des Gebiets an. Diese Techniken sind
in der Literatur umfassend beschrieben. Siehe z.B. Sambrook, et
al. Molecular Cloning: A Laboratory Manual (Aktuelle Auflage); DNA
Cloning: A Practical Appraoch, Bd. I & II (D. Glover, Hrg.); Oligonucleotide
Synfhesis (N. Gait, Hrg., Aktuelle Auflage); Nucleic Acid Hybridization
(B. Hames & S.
Higgins, Hrg., Aktuelle Auflage); Transcription and Translation
(B. Hames & Higgins,
Hrg., Aktuelle Auflage).
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Wie
in dieser Beschreibung und den Ansprüchen im Anhang verwendet, beinhalten
die Singularformen "ein/eine/eines" und „der/die/das" die Pluralformen,
sofern nicht der Inhalt eindeutig anderes vorgibt. So beinhaltet
die Bezugnahme auf "ein
Polyketid" ein Gemisch
von Polyketiden, die Bezugnahme auf "eine Polyketidsynthase" Gemische von Polyketidsynthasen,
usw.
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A. Definitionen
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In
der Beschreibung der vorliegenden Erfindung werden die folgenden
Begriffe verwendet, die wie nachstehend angegeben definiert sein
sollen.
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Mit "Austausch-PKS-Gencluster" ist jegliches Set
von PKS-Genen gemeint, das zum Herstellen eines funktionalen PKS
fähig ist,
wenn unter der Lenkung von ein oder meh reren kompatiblen Kontrollelementen, wie
nachstehend definiert, in einer damit transformierten Wirtszelle.
Ein funktionales PKS ist ein solches, welches die Synthese eines
Polyketids katalysiert. Der Begriff "Austausch-PKS-Gencluster" umfasst ein oder mehrere
Gene, die für
die verschiedenen Proteine codieren, die zur Katalyse der Produktion
eines Polyketids erforderlich sind. Ein "Austausch-PKS-Gencluster" braucht nicht alle
der Gene umfassen, die im entsprechenden Cluster in der Natur zu
finden sind. Vielmehr braucht das Gencluster lediglich die erforderlichen
PKS-Komponenten zu codieren, um die Produktion eines aktiven Polyketids
zu katalysieren. Wie weiter unten erläutert, brauchen, wenn das Gencluster
beispielsweise acht Gene in seinem nativen Zustand umfasst und lediglich drei
dieser Gene zur Bereitstellung eines aktiven Polyketids erforderlich
sind, lediglich diese drei Gene vorhanden zu sein. Weiterhin kann
das Cluster PKS-Gene enthalten, die von einer einzigen Spezies stammen,
oder kann von hybrider Natur sein, wobei beispielsweise ein Gen,
das von einem Cluster für
die Synthese eines bestimmten Polyketids abstammt, ersetzt ist durch
ein entsprechendes Gen von einem Cluster für die Synthese eines anderen
Polyketids. Zu Hybrid-Clustern können
Gene zählen,
die sowohl von Typ I- als auch Typ II-PKS abgeleitet sind. Wie oben
erläutert,
zählen
zu Typ I-PKS mehrere große
multifunktionale Proteine, die zwischen sich einen Satz separater
aktiver Zentren für
jeden Schritt des Zusammenbaus und der Modifikation der Kohlenstoffkette
tragen. PKS des Typs II dagegen weisen einen einzelnen Satz von
sich wiederholend verwendeten aktiven Zentren auf. Diese Klassifikationen
sind wohlbekannt. Siehe z.B. Hopwood, D.A. und Khosla, C. Secondary
metabolites: their function and evolution (1992) Wiley Chichester
(Ciba Foundation Symposium 171) S. 88–112; Bibb, M.J. et al. EMBO
J. (1989) 8:2727; Sherman, D.H. et al. EMBO J (1989) 8:2717; Fernandez-Moreno,
M.A. et al. J. Biol. Chem. (1992) 267:19278); Cortes, J. et al.
Nature (1990) 348:176; Donadio, S. et al. Science (1991) 252:675;
Mac-Neil, D.J. et
al. Gene (1992) 115:119. Hybrid-Cluster werden hierin beispielhaft
veranschaulicht und sind weiter unten beschrieben. Die im Gencluster
enthaltenen Gene brauchen nicht die nativen Gene zu sein, doch können Mutanten
oder Analoga davon sein. Mutanten oder Analoga können durch Deletion, Insertion
oder Substitution von ein oder mehreren Nukleotiden der Codierungssequenz erhalten
werden. Techniken zur Modifikation von Nukleotidsequenzen, wie etwa
die positionsgerichtete Mutagenese, sind beschrieben z.B. bei Sambrook
et al., supra; DNA Cloning, Bd. I und II, supra; Nucleic Acid Hybridization,
supra.
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Ein "Austausch-PKS-Gencluster" kann auch Gene enthalten,
die für
durch die PKS katalysierte Modifikationen am Kern-Polyketid codieren,
einschließlich
zum Beispiel von Genen, die für
Hydroxylasen, Methylasen oder andere Alkylasen, Oxidasen, Reduktasen,
Glykotransferasen, Lyasen, Ester oder Amidsynthasen, und verschiedene
Hydrolasen wie Esterasen und Amidasen codieren.
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Wie
weiter unten erläutert,
brauchen die Gene, die im Austausch-Gencluster enthalten sind, nicht
auf demselben Plasmid zu liegen oder auf demselben Plasmid vorhanden
zu sein und können
durch dieselben oder unterschiedliche Kontrollsequenzen kontrolliert
werden.
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Mit "gentechnisch hergestellte
Wirtszelle" ist
eine Wirtszelle gemeint, bei der das native PKS-Gencluster unter
Anwendung rekombinanter DNA-Techniken deletiert worden ist. Der
Begriff umfasst also keine in der Natur vorkommenden Mutationsereignisse.
Eine "Wirtszelle" ist eine Zelle,
die von einem prokaryontischen Mikroorganismus oder einer eukaryontischen
Zelllinie, die als eine unizelluläre Einheit gezüchtet wird,
abstammt, die als ein Empfänger
für rekombinante
Vektoren verwendet werden kann oder worden ist, die die PKS-Gencluster
der Erfindung tragen. Der Begriff umfasst die Abkömmlinge
der ursprünglichen
Zelle, die transfiziert worden ist. Selbstverständlich braucht die Nachkommenschaft
einer einzelnen parentalen Zelle nicht notwendigerweise vollkommen
identisch hinsichtlich der Morphologie oder dem genomischen oder
Gesamt-DNA-Komplement
zum ursprünglichen
Elter aufgrund von zufälliger
oder willkürlicher
Mutation zu sein. Die Nachkommenschaft der parentalen Zelle, die
ausreichend ähnlich
zum Elter ist, um durch die relevante Eigenschaft charakterisiert
zu sein, wie z.B. das Vorhandensein einer Nukleotidsequenz, die
eine gewünschte PKS
codiert, sindvon der Definition umfasst und durch die obigen Begriffe
abgedeckt.
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Der
Begriff "heterolog" weist bei Bezugnahme
auf Nukleinsäuresequenzen,
wie etwa Codierungssequenzen und Kontrollsequenzen, auf Sequenzen
hin, die normalerweise nicht mit einer Region eines rekombinanten
Konstrukts verbunden sind und/oder normalerweise nicht mit einer
bestimmten Zelle verbunden sind. So ist eine "heterologe" Region eines Nukleinsäure-Konstrukts
ein identifizierbares Segment der Nukleinsäure innerhalb von oder gebunden
an ein anderes Nukleinsäure-Molekül, das nicht
in Verbindung mit dem anderen Molekül in der Natur gefunden wird.
Zum Beispiel könnte
eine heterologe Region eines Konstrukts eine Codierungssequenz enthalten,
die durch Sequenzen flankiert ist, die nicht in Verbindung mit der
Codierungssequenz in der Natur gefunden wird. Ein anderes Beispiel
einer heterologen Codierungssequenz ist ein Konstrukt, bei dem die
Codierungssequenz selbst nicht in der Natur gefunden wird (z.B.
synthetische Sequenzen mit vom nativen Gen verschiedenen Codonen).
In ähnlicher
Weise würde
eine Wirtszelle, die mit einem Konstrukt transformiert ist, das
normalerweise nicht in der Wirtszelle vorhanden ist, als heterolog
für die
Zwecke dieser Erfindung betrachtet werden. Eine Allelvariation oder
natürlich
vorkommende Mutationsereignisse lassen keine heterologe DNA entstehen,
wie hierin verwendet.
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Eine "Codierungssequenz" oder eine Sequenz,
welche eine bestimmte PKS "codiert", stellt eine Nukleinsäuresequenz
dar, welche in ein Polypeptid in vitro oder in vivo transkribiert
(im Falle von DNA) und translatiert (im Falle von mRNA) wird, wenn
unter die Kontrolle geeigneter regulatorischer Sequenzen gebracht.
Die Begrenzungen der Codierungssequenz sind durch ein Startcodon
am 5'-(Amino)-Terminus
und ein Translations-Stoppcodon am 3'-(Carboxy)-Terminus bestimmt. Eine Codierungssequenz
kann umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, cDNA von prokaryontischer
oder eukaryontischer mRNA, genomische DNA-Sequenzen von prokaryontischer
oder eukaryontischer DNA, und sogar synthetische DNA-Sequenzen.
Eine Transkriptionsterminationssequenz wird gewöhnlich 3' zur Codierungssequenz lokalisiert sein.
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Eine "Nukleinsäure"-Sequenz kann umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, prokaryontische Sequenzen, eukaryontische mRNA, cDNA von
eukaryontischer mRNA, genomische DNA-Sequenzen von eukaryontischer
(z.B. Säuger)-DNA,
und sogar synthetische DNA-Sequenzen. Der Begriff umfasst auch Sequenzen,
die eines der bekannten Basenanaloga von DNA und RNA umfassen, wie
z.B., ohne darauf beschränkt zu
sein, 4-Acetylcytosin, 8-Hydroxy-N6-methyladenosin, Aziridinylcytosin,
Pseudoisocytosin, 5-(Carboxyhydroxylmethyl)uracil,
5-Fluoruracil, 5-Bromuracil, 5-Carobxymethylaminomethyl-2-thiouracil,
5-Carboxymethylaminomethyluracil, Dihydrouracil, Inosin, N6-Isopentenyladenin,
1-Methyladenin, 1-Methylpseudouracil, 1-Methylguanin, 1-Methylinosin,
2,2-Dimethylguanin, 2-Methyladenin, 2-Methylguanin, 3-Methylcytosin,
5-Methyl cytosin, N6-Methyladenin, 7-Methylguanin, 5-Methylaminomethyluracil,
5-Methoxyaminomethyl-2-thiouracil, Beta-D-Mannosylqueosin, 5'-Methoxycarbonylmethyluracil,
5-Methoxyuracil, 2-Methylthio-N6-isopentenyladenin, Uracil-5-oxyessigsäuremethylester,
Uracil-5-oxyessigsäure,
Oxybutoxosin, Pseudouracil, Queosin, 2-Thiocytosin, 5-Methyl-2-thiouracil,
2-Thiouracil, 4-Thiouracil, 5-Methyluracil, N-Uracil-5-oxyessigsäuremethylester,
Uracil-5-oxyessigsäure,
Pseudouracil, Queosin, 2-Thiocytosin und 2,6-Diaminopurin. Eine
Transkriptionsterminationssequenz wird gewöhnlich 3' zur Codierungssequenz lokalisiert sein.
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DNA-"Kontrollsequenzen" bezieht sich kollektiv
auf Promotorsequenzen, ribosomale Bindungsstellen, Polyadenylierungssignale,
Transkriptionsterminationssequenzen, stromaufwärts gelegene regulatorische
Domänen,
Enhancer und ähnliches,
welche kollektiv für
die Transkription und Translation einer Codierungssequenz in einer
Wirtszelle sorgen. Nicht alle dieser Kontrollsequenzen brauchen
immer in einem rekombinanten Vektor vorhanden sein, solange das
gewünschte
Gen transkribierbar und translatierbar ist.
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"Operativ verknüpft" bezieht sich auf
eine Anordnung von Elementen, worin die so beschriebenen Komponenten
so konfiguriert sind, dass sie ihre übliche Funktion erfüllen. So
sind operativ an eine Codierungssequenz geknüpfte Kontrollsequenzen dazu
fähig,
die Expression der Codierungssequenz zu bewirken. Die Kontrollsequenzen
brauchen nicht angrenzend an die Codierungssequenz zu liegen, solange
sie dahingehend agieren, die Expression daraus zu steuern. Daher
können
zum Beispiel intervenierende untranslatierte, jedoch transkribierte
Sequenzen zwischen einer Promotorsequenz und der Codierungssequenz
vorhanden sein, dabei aber die Promotorsequenz nach wie vor als "operativ geknüpft" an die Codierungssequenz
betrachtet werden.
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Mit "Selektionsmarker" ist jeglicher genetische
Marker gemeint, der zur Auswahl einer Pouplation von Zellen verwendet
werden kann, die den Marker in ihrem Genom tragen. Beispiele der
Selektionsmarker umfassen: auxotrophe Marker, durch die Zellen anhand
ihrer Fähigkeit
ausgewählt
werden, auf minimalen Medien mit oder ohne Nährstoffe oder Ergänzungsstoffe
zu wachsen; z.B. Thymidin, Diaminopimelinsäure oder Biotin; metabolische
Marker, anhand derer Zellen auf ihre Fähigkeit ausgewählt werden,
auf minimalen Medien zu wachsen, die den entsprechenden Zucker als
der einzigen Kohlenstoffquelle enthalten, oder die Fähigkeit
von Zellen, gefärbte
Kolonien zu bilden, die die entsprechenden Farbstoffe oder chromogenen
Substrate enthalten; und Wirkstoff-Resistenzmarker, durch die Zellen anhand
ihrer Fähigkeit
ausgewählt
werden, auf Medien zu wachsen, die einen oder mehrere der entsprechenden
Wirkstoffe enthalten, z.B. Tetraycyclin, Ampicillin, Kanamycin,
Streptomycin oder Nalidixinsäure.
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Die "Rekombination" stellt die Neusortierung
von Abschnitten der DNA-Sequenzen zwischen zwei DNA-Molekülen dar.
Eine "homologe Rekombination" erfolgt zwischen
zwei DNA-Molekülen,
die dank homologer oder komplementärer Nukleotidsequenzen, die
in jedem DNA-Molekül
vorhanden sind, hybridisieren.
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Der
Begriff "Alkyl", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf eine verzweigte oder unverzweigte gesättigte Kohlenwasserstoffgruppe
von 1 bis 24 Kohlenstoffatomen, wie etwa Methyl, Ethyl, n-Propyl,
Isopropyl, n-Butyl, Isobutyl, t-Butyl, Octyl, Decyl, Tetradecyl,
Hexadecyl, Eicosyl, Tetracosyl und ähnliches. Hierin bevorzugte
Alkylgruppen enthalten 1 bis 12 Kohlenstoffatome. Der Begriff "niederes Alkyl" meint eine Alkylgruppe
von ein bis sechs Kohlenstoffatomen, vorzugsweise ein bis vier Kohlenstoffatomen.
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Der
Begriff "Alkylen", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf eine difunktionale gesättigte verzweigte oder unverzweigte
Kohlenwasserstoffkette, die 1 bis 24 Kohlenstoffatome enthält, und
umfasst zum Beispiel Methylen (-CH2-), Ethylen
(-CH2-CH2-), Propylen
(-CH2-CH2-CH2-), 2-Methylpropylen [-CH2-CH(CH3)-CH2-], Hexylen
[-(CH2)6-] und ähnliches. "Niederes Alkylen" bezieht sich auf
eine Alkylengruppe von 1 bis 6, bevorzugter 1 bis 4, Kohlenstoffatomen.
-
Der
Begriff "Alkoxy", wie hierin verwendet,
meint eine Alkylgruppe, die durch eine einzelne, terminale Etherbindung
gebunden ist; das heißt,
eine "Alkoxy"-Gruppe kann als
-OR definiert sein, worin R Alkyl ist, wie oben definiert. Eine "niedere Alkoxy"-Gruppe meint eine
Alkoxygruppe, die ein bis sechs, bevorzugter ein bis vier, Kohlenstoffatome
enthält.
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"Halo" oder "Halogen" bezieht sich auf
Fluor, Chlor, Brom oder Iod, und bezieht sich üblicherweise auf eine Halo-Substitution
für ein
Wasserstoffatom in einer organischen Verbindung. Von den Halos sind
Chlor und Fluor generell bevorzugt.
-
"Optional" oder "wahlweise" bedeutet, dass das
anschließend
beschriebene Ereignis oder der Umstand erfolgen kann oder auch nicht
und dass die Beschreibung Fälle
umfasst, bei denen das Ereignis oder der Umstand erfolgt, als auch
Fälle,
bei denen dies nicht so ist. Zum Beispiel bedeutet der Ausdruck "wahlweise substituiertes
Alkylen", dass eine
Alkylen-Komponente substituiert sein kann oder auch nicht und dass
die Beschreibung sowohl unsubstituiertes Alkylen umfasst als auch
ein Alkylen, bei dem eine Substitution vorliegt.
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B. Allgemeine Methoden
-
Im
Zentrum der vorliegenden Erfindung steht die Entdeckung eines Wirts-Vektorsystems
für die
effiziente rekombinante Herstellung sowohl neuer als auch bekannter
Polyketide. Insbesondere macht die Erfindung Gebrauch von gentechnisch
hergestellten Zellen, deren natürlich
vorkommende PKS-Gene im wesentlichen deletiert sind. Diese Wirtszellen
können
mit rekombinanten Vektoren, die eine Vielzahl von PKS-Genclustern
codieren, zur Herstellung von aktiven Polyketiden transformiert
werden. Die Erfindung stellt die Herstellung signifikanter Mengen
an Produkt in einem geeigneten Stadium des Wachstumszyklus bereit.
Die derart erzeugten Polyketide können als Therapeutika zur Behandlung
einer Reihe von Störungen
in Abhängigkeit vom
fraglichen Polyketid-Typ verwendet werden. Zum Beispiel werden mehrere
der mittels der vorliegenden Methode erzeugten Polyketide Verwendung
als Immunsuppressiva, antineoplastische Mittel, wie auch zur Behandlung
von viralen, bakteriellen und parasitären Infektionen finden. Die
rekombinante Herstellbarkeit von Polyketiden liefert auch ein leistungsfähiges Werkzeug
zur Charakterisierung von PKS und ihres Wirkmechanismus.
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Näher dargestellt
können
die Wirtszellen für
die rekombinante Herstellung der vorliegenden Polyketide von jeglichem
Organismus abgeleitet werden, der ein rekombinantes PKS-Gencluster
beherbergen kann. So können
die Wirtszellen der vorliegenden Erfindung von entweder prokaryontischen
oder eukaryontischen Organismen stammen.
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Bevorzugte
Wirtszellen sind jedoch solche, die aus den Aktinomyceten konstruiert
werden, einer Klasse von Mycelbakterien, die eine Reihe von Polyketiden
in reichlichem Umfang erzeugen. Eine besonders bevorzugte Gattung
zur Verwendung mit dem vorliegenden System ist Streptomyces. So
werden zum Beispiel S. ambofaciens, S. avermitilis, S. azureus,
S. cinnamonensis, S. coelicolor, S. curacoi, S. erythraeus, S. fradiae, S.
galilaeus, S. glaucescens, S. hygroscopicus, S. lividans, S. parvulus,
S. peucetius, S. rimosus, S. roseofulvus, S. thermotolerans, S.
violaceoruber und andere bequem geeignete Wirtszellen für die vorliegende
Erfindung liefern, wobei S. coelicolor bevorzugt ist. (Siehe z.B.
Hopwood, D.A. und Sherman, D.H. Ann. Rev. Genef. (1990) 24: 37–66; O'Hagan, D. The Polyketide
Metabolites (Ellis Horwood Limited, 1991), für eine Beschreibung der verschiedenen
Polyketid-produzierenden Organismen und ihrer natürlichen
Produkte.)
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Die
oben beschriebenen Zellen werden durch Deletieren der natürlich vorkommenden
PKS-Gene unter Anwendung standardmäßiger Techniken, wie etwa durch
homologe Rekombination, gentechnisch hergestellt. (Siehe z.B. Khosla,
C. et al. Molec. Microbiol. (1992) 6:3237). Als Beispiel veranschaulicht
ist hierin eine gentechnisch hergestellte S. coelicolor-Wirtszelle.
Native Stämme
von S. coelicolor erzeugen eine PKS, welche die Biosynthese des
aromtischen Polyketids Actinorhodin katalysiert (Struktur 3, 5).
Der neue Stamm, S. coelicolor CH999 (2C und
beschrieben in den Beispielen), wurde durch Deletieren, über homologe
Rekombination, des gesamten natürlichen
act-Clusters aus
dem Chromosom von S. coelicolor CH1 konstruiert (Khosla, C. Molec.
Microbiol. (1992) 6:3237), ein Stamm, dem endogene Plasmide fehlen
und der eine stabile Mutation trägt,
welche die Biosynthese eines anderen pigmentierten S. coelicolor-Antibiotikums, Undecylprodigiosin,
blockiert.
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Die
oben beschriebenen Wirtszellen können
mit ein oder mehreren Vektoren transformiert werden, die gemeinsam
einen funktionalen PKS-Satz codieren. Der/Die Vektoren) kann native
oder Hybrid-Kombinationen von PKS-Untereinheiten, oder Mutanten
davon, enthalten. Wie oben erläutert,
braucht das Austausch-Gencluster nicht dem vollständigen nativen
Gencluster zu entsprechen, sondern braucht nur die erforderlichen PKS-Komponenten
zum Katalysieren der Herstellung eine Polyketids zu codieren. In
jedem bisher untersuchten aromatischen Streptomyces-PKS beispielsweise
erfordert der Zusammenbau der Kohlenstoffkette die Produkte von
drei offenen Leserastern (ORF). ORF1 codiert ein aktives Zentrum
(KS/AT) mit einer Ketosynthase (KS) und einer Acyltransferase (AT);
wie hierin erläutert,
codiert ORF2 einen Kettenlängenbestimmenden
Faktor (CLF), ein Protein ähnlich
dem ORF1-Produkt, dem aber die KS- und AT-Motive fehlen; und ORF3 codiert ein
einzelnes Acyl-Trägerprotein
(ACP). Einige Gencluster codieren auch für eine Ketoreduktase (KR) und
eine Cyclase, die an der Cyclisierung des im Entstehen begriffenen
Polyketid-Rückgrats
beteiligt sind. (Siehe 1 für eine schematische Darstellung
der drei PKS-Gencluster). Es wurde jedoch festgestellt, dass lediglich KS/AT,
CLF und ACP vorhanden sein müssen,
um ein identifizierbares Polyketid zu erzeugen. Daher können im
Falle der aromatischen PKS, die von Streptomyces abgeleitet sind,
diese drei Gene ohne die anderen Komponenten der nativen Cluster
in ein oder mehrere rekombinante Vektoren aufgenommen werden, um
ein "minimales"Austausch-PKS-Gencluster
zu erhalten.
-
Weiterhin
können
der oder die rekombinanten Vektoren Gene von einem einzelnen PKS-Gencluster enthalten,
oder können
Hybrid-Austausch-PKS-Gencluster umfassen, wobei z.B. ein Gen für ein Cluster
durch das entsprechende Gen von einem anderen Gencluster ersetzt
wird. Zum Beispiel wurde festgestellt, dass ACPs ohne weiteres unter
verschiedenen Synthasen ohne eine Auswirkung auf die Produktstruktur
ausgetauscht werden können.
Weiterhin kann ein gegebenes KR Polyketidketten von verschiedenen
Kettenlängen erkennen
und reduzieren. Entsprechend sind diese Gene in den hierin beschriebenen
Konstrukten frei austauschbar. Daher sind die Austausch-Cluster der vorliegenden
Erfindung von jeglicher Kombination von PKS-Gensets herleitbar,
die schließlich
auf die Erzeugung eines identifizierbaren Polyketids hinwirken.
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Beispiele
von Hybrid-Austausch-Clustern umfassen Cluster mit Genen, die von
zwei oder mehr des ACT-Genclusters, Frenolicin (fren), Granaticin
(gra), Tetracenomycin (tcm), 6-Methylsalicylsäure (6-msas), Oxytetracyclin
(otc), Tetracyclin (tet), Erythromycin (ery), Griseusin, Nanaomycin,
Medermycin, Daunorubicin, Tylosin, Carbomycin, Spiramycin, Avermectin,
Monensin, Nonactin, Curamycin, Rifamycin und Candicidinsynthase-Genclustern,
unter anderem, abgeleitet sind. (Für eine Erörterung der verschiedenen PKS,
siehe z.B. Hopwood, D. A. und Sherman, D.H. Ann. Rev. Genet. (1990)
24;37–66;
O'Hagan, D. The
Polyketide Metabolites (Ellis Horwood Limited, 1991).
-
Genauer
gesagt wurde hierin eine Anzahl von Hybrid-Genclustern konstruiert,
deren Komponenten von den act, fren, tcm und gra-Genclustern abgeleitet
sind, wie in Tabellen 1 und 2 dargestellt. Mehrere der Hybrid-Cluster
waren dazu in der Lage, sowohl neue als auch bekannte Polyketide
in S. coelicolor CH999 funktionell zu exprimieren (oben beschrieben).
Allerdings können
auch andere Hybrid-Gencluster, wie oben beschrieben, ohne weiteres
erzeugt und unter Verwendung der hierin wiedergegebenen Beschreibung
auf die Produktion von identifizierbaren Polyketiden gescreent werden.
Zum Beispiel könnte
eine Bank von zufallsbedingt klonierten ORF-1- und 2-Homologa aus
einer Sammlung von Actinomyceten konstruiert und auf identifizierbare
Polyketide gescreent werden. Längere
Polyketide könnten
ebenfalls durch Austausch z.B. eines act-, gra-, fren- oder tcm-Cyclase-Gens
durch ein Homologon von einem PKS-Gencluster cyclisiert werden,
welches eine Kette der korrekten Länge erzeugt. Schließlich liegt
ein beträchtlicher
Grad an Variabilität
für Nicht-Acetat-Starter-Units
unter bestimmten natürlich
vorkommenden aromatischen PKS vor; daher können diese Einheiten auch zum
Erhalt neuartiger Polyketide über
gentechnische Herstellung verwendet werden.
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Außerdem können die
rekombinanten Vektoren Gene von einem modulären PKS-Gencluster enthalten. Diese Gencluster
sind in weiterer Ausführlichkeit
nachstehend beschrieben.
-
Die
rekombinanten Vektoren, welche die oben beschriebenen Gencluster
beherbergen, können
unter Anwendung von im Fachgebiet bekannten Techniken in bequemer
Weise erzeugt werden. Zum Beispiel können die PKS-Untereinheiten
von Interesse von einem Organismus erhalten werden, der dieselben
exprimiert, unter Anwendung rekombinanter Methoden, wie etwa dem
Screening von cDNA- oder genomischen Banken, die von das Gen exprimierenden
Zellen abgeleitet sind, oder durch Ableiten des Gens von einem Vektor,
von dem bekannt ist, dass er es enthält. Das Gen kann dann isoliert
und mit anderen erwünschten
PKS-Untereinheiten unter Anwendung standardmäßiger Techniken kombiniert
werden. Ist das fragliche Gen bereits in einem geeigneten Ex pressionsvektor
vorhanden, so kann es in situ mit z.B. anderen PKS-Untereinheiten
nach Wunsch kombiniert werden. Das Gen von Interesse kann auch synthetisch
erzeugt und nicht kloniert werden. Die Nukleotidsequenz kann mit
den geeigneten Codonen für
die speziell gewünschte
Aminosäuresequenz
gestaltet werden. Allgemein wird man bevorzugte Codone für den angestrebten
Wirt auswählen,
in welchem die Sequenz exprimiert werden wird. Die vollständige Sequenz
wird aus überlappenden
Oligonukleotiden zusammengebaut, wie mittels standardmäßiger Methoden
präpariert
und zu einer vollständigen
Codierungssequenz zusammengesetzt. Siehe z.B. Edge (1981) Nature
292:756; Nambair et al. (1984) Science 223:1299; Jay et al. (1984)
J. Biol. Chem. 259:6311.
-
Mutationen
können
an den nativen PKS-Untereinheitssequenzen vorgenommen werden und
diese Sequenzen anstelle der nativen Sequenz verwendet werden, solange
die Mutanten zum Funktionieren mit anderen PKS-Untereinheiten zur
gemeinsamen Katalyse der Synthese eines identifizierbaren Polyketids
fähig sind.
Solche Mutationen können
an den nativen Sequenzen unter Anwendung herkömmlicher Techniken, wie etwa
dem Präparieren
der synthetischen Oligonukleotide, die die Mutationen enthalten,
und dem Inserieren der mutierten Sequenz in das für eine PKS-Untereinheit
codierende Gen unter Anwendung eines Restriktionsendonuklease-Verdaus,
vorgenommen werden. (Siehe z.B. Kunkel, T.A. Proc. Natl. Acad. Sci.
USA (1985) 82:448; Geisselsoder et al. BioTechniques (1987) 5:786).
Alternativ können
die Mutationen unter Verwendung eines fehlgepaarten Primers (allgemein
10 – 20
Nukleotide in der Länge)
bewirkt werden, welcher an die native Nukleotidsequenz (generell
cDNA entsprechend der RNA-Sequenz) bei einer Temperatur unterhalb
der Schmelztemperatur der fehlgepaarten Doppelhelix hybridisiert.
Der Primer kann durch Halten der Primerlänge und Basenzusammensetzung
innerhalb relativ enger Grenzen und durch Halten der mutierten Base
in zentraler Lokalisation spezifisch gemacht werden. Zoller und
Smith, Methods Enzymol. (1983) 100:468. Die Primerextension wird
unter Verwendung von DNA-Polymerase
bewirkt, das Produkt wird kloniert und die Klone, die die mutierte
DNA enthalten, welche aus der Abtrennung des Primer-verlängerten
Strangs stammt, ausgewählt.
Die Auswahl kann unter Verwendung des mutierten Primers als einer
Hybridisationssonde erreicht werden. Die Technik ist auch zur Erzeugung
mehrfacher Punktmutationen anwendbar. Siehe z.B. Dalbie-McFarland
et al. Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1982) 79:6409. Die PCR-Mutagenese
wird auch zur Bewirkung der gewünschten
Mutationen Anwendung finden.
-
Die
Gensequenzen, die gemeinsam ein Austausch-PKS-Gencluster codieren,
können
in ein oder mehrere Expressionsvektoren unter Anwendung von den
Fachleuten des Gebiets bekannten Methoden inseriert werden. Die
Expressionsvektoren werden Kontrollsequenzen enthalten, die operativ
an die gewünschte PKS-Codierungssequenz
geknüpft
sind. Geeignete Expressionssysteme zur Verwendung mit der vorliegenden
Erfindung umfassen Systeme, die in eukaryontischen und prokaryontischen
Wirtszellen wirken. Wie oben erläutert,
sind jedoch prokaryontische Systeme bevorzugt, und insbesondere
sind Systeme von besonderem Interesse, die mit Streptomyces spp.
kompatibel sind. Zu den Kontrollelementen zur Verwendung in diesen Systemen
zählen
Promotoren, die wahlweise Operatorsequenzen enthalten, und ribosomale
Bindungsstellen. Zu besonders nützlichen
Promotoren zählen
Kontrollsequenzen, die von PKS-Genclustern
abstammen, wie etwa ein oder mehrere act-Promotoren. Allerdings
werden auch andere bakterielle Promotoren, z.B. solche, die von
Zucker-metabolisierenden Enzymen wie Galactose, Lactose (lac) und
Maltose abgeleitet sind, bei den vorliegenden Konstrukten Verwendung
finden. Zu weiteren Beispielen zählen
Promotorsequenzen, die von biosynthetischen Enzymen wie Tryptophan
(trp), dem β-Lactamase-(bla)-Promotorsystem,
dem Bakteriophagen Lambda PL, und T5 abgeleitet sind. Außerdem sind
synthetische Promotoren, wie etwa der tac-Promotor (US-Patent Nr.
4.551.433), die nicht natürlich
vorkommen, ebenfalls in bakteriellen Wirtszellen funktional.
-
Weitere
regulatorische Sequenzen können
ebenfalls erwünscht
sein, die eine Regulierung der Expression der PKS-Austauschsequenzen
relativ zum Wachstum der Wirtszelle ermöglichen. Regulatorische Sequenzen
sind den Fachleuten des Gebiets bekannt, wobei Beispiele solche
umfassen, die die Expression eines Gens als Reaktion auf einen chemischen
oder physikalischen Reiz, einschließlich des Vorhandenseins einer
regulatorischen Verbindung, zum An- oder Abschalten bringen. Weitere
Typen von regulatorischen Elementen können ebenfalls im Vektor vorhanden
sein, wie zum Beispiel Enhancer-Sequzenzen.
-
Selektierbare
Marker können
ebenfalls in den rekombinanten Expressionsvektoren enthalten sein. Eine
Vielfalt von Markern ist bekannt, die bei der Auswahl von transformierten
Zelllinien nützlich
sind und generell ein Gen umfassen, dessen Expression den transformierten
Zellen einen selektierbaren Phänotyp
verleiht, wenn die Zellen in einem entsprechenden selektiven Medium
gezüchtet
werden. Zu solchen Markern zählen
zum Beispiel Gene, die dem Plasmid eine antibiotische Resistenz
oder Empfindlichkeit verleihen. Alternativ sind mehrere Polyketide
natürlich
gefärbt,
wobei diese Eigenschaft einen eingebauten Marker zur Auswahl von
Zellen bietet, die durch die vorliegenden Konstrukte erfolgreich
transformiert werden.
-
Die
verschiedenen PKS-Untereinheiten von Interesse können in ein oder mehrere rekombinante
Vektoren als einzelne Kassetten mit separaten Kontrollelementen
oder unter der Kontrolle z.B. eines einzelnen Promotors kloniert
werden. Die PKS-Untereinheiten können
flankierende Restriktionsstellen enthalten, um eine einfache Deletion
und Insertion anderer PKS-Untereinheiten zu ermöglichen, wodurch Hybrid-PKS
erzeugt werden können.
Das Design solcher einzigartiger Restriktionsstellen ist den Fachleuten
des Gebiets bekannt und kann unter Anwendung der oben beschriebenen
Techniken erzielt werden, wie etwa der positionsgerichteten Mutagenese
und der PCR.
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Unter
Anwendung dieser Techniken wurde ein neuartiges Plasmid, pRM5 (3 und
Beispiel 2) als ein Shuttle-Vektor für die Produktion der hierin
beschriebenen Polyketide konstruiert. Plasmid-pRM5 umfasst die act-Gene,
welche die KS/AT (ORF1), CLF (ORF2) und ACP (ORF3)-PKS-Untereinheiten
codieren, flankiert durch PacI-, NsiI- und XbaI-Restriktionsstellen.
So können
analoge PKS-Untereinheiten, codiert durch andere PKS-Gene, ohne
weiteres für
die bestehenden act-Gene substituiert werden. (Siehe z.B. Beispiel
4, das die Konstruktion von Hybrid-Vektoren unter Verwendung von
pRM5 als dem Stamm-Plasmid beschreibt.) Das Shuttle-Plasmid enthält auch
das act-KR-Gen (actIII),
das Cyclase-Gen (actVII) und ein mutmaßliches Dehydratase-Gen (actIV),
ebenso wie ein ColEI-Replikon (um die Transformation von E. coli
zu ermöglichen),
ein geeignet verkürztes
SCP2* (niedere Kopienzahl)-Streptomyces-Replikon und das actII-ORF4-Aktivator-Gen vom
act-Cluster, welches die Transkription von act-Promotoren während des Übergangs
von der Wachstumsphase zur stationären Phase im vegetativen Mycel
hervorruft. pRM5 trägt
das divergente actI/actIII-Promotorpaar.
-
Methoden
zur Einführung
der rekombinanten Vektoren der vorliegenden Erfindung in geeignete
Wirte sind den Fachleuten des Gebiets bekannt und umfassen typischerweise
die Verwendung von CaCl2 oder anderen Agenzien,
wie etwa zweiwertige Kationen und DMSO. Die DNA kann auch in die
Bakterienzellen durch Elektroporation eingeführt werden. Sind die PKSs einmal
exprimiert, so können
die Polyketid-erzeugenden Kolonien identifiziert und unter Anwendung
bekannter Techniken isoliert werden. Die erzeugten Polyketide können dann
weiter charakterisiert werden.
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Wie
oben erläutert,
finden die oben beschriebenen rekombinanten Methoden auch Anwendung
in der katalytischen Biosynthese von Polyketiden durch große, modulare
PKSs. Zum Beispiel katalysiert 6-Desoxyerythronolid-B-Synthase (DEBS)
die Biosynthese des Eryhtromycinaglykons, 5-Desoxyerythronolid B
(17). Drei offene Leseraster (eryAI, eryAII und eryAIII) codieren
die DEBS-Polypeptide und überspannen
32 kb im ery-Gencluster des Genoms von Saccharopolyspora erythraea.
Die Gene sind in sechs sich wiederholenden Einheiten organisiert,
wobei jede als ein "Modul" bezeichnet wird.
Jedes Modul codiert eine Reihe von aktiven Zentren, welche während der
Polyketid-Biosynthese
die Kondensation eines zusätzlichen
Monomers an die wachsende Kette katalysiert. Jedes Modul enthält eine
Acyltransferase (At), β-Ketoacyl-Trägerprotein-Synthase (KS) und
Acyl-Trägerprotein
(ACP), als auch ein Subset von reduktiven aktiven Zentren (β-Ketoreduktase (KR),
Dehydratase (DH), Enoylreduktase (ER)) (9). Die
Zahl der reduktiven Stellen innerhalb eines Moduls entspricht dem
Umfang der β-Ketoreduktion in
jedem Kondensationszyklus. Die am Ende des Moduls codierte Thioesterase
(TE) scheint die Lactonbildung zu katalysieren.
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Aufgrund
der großen
Größen von
eryAI, eryAII und eryAIII und des Vorhandenseins mehrfacher aktiver
Zentren können
diese Gene bequemerweise in ein Plasmid kloniert werden, das zur
Expression in einer gentechnisch hergestellten Wirtszelle, wie etwa
CH999, unter Verwendung einer in vivo-Rekombinationstechnik geeignet
ist. Diese Technik, wie in Beispiel 5 beschrieben und in 10 zusammengefasst,
nützt Derivate des
Plasmids pMAK705 aus (Hamilton et al. (1989) J. Bacteriol. 171:4617),
um die in vivo-Rekombination zwischen einem temperaturempfindlichen
Spenderplasmid, wel ches fähig
zur Replikation bei einer ersten, permissiven Temperatur und unfähig zur
Replikation bei einer zweiten, nicht-permissiven Temperatur ist,
und einem Empfängerplasmid
zu ermöglichen.
Die derart klonierten eryA-Gene ergaben pCK7, ein Derivat von pRM5
(McDaniel et al., (1993) Science 262:1546). Ein Kontrollplasmid,
pCK7f, wurde so konstruiert, dass es eine Frameshift-Mutation in
eryAl trug. pCK7 und pCK7f besitzen ein ColEI-Replikon für die genetische
Manipulation in E. coli, ebenso wie ein verkürtes SCP2*-(geringe Kopienzahl)-Streptomyces-Replikon.
Diese Plasmide enthalten auch das divergente actI/actIII-Promotorpaar
und actII-ORF4, ein Aktivator-Gen, welches zur Transkription von
diesen Promotoren erforderlich ist und die Expression während des Übergangs
von der Wachstums- zur stationären
Phase im vegetativen Mycel aktiviert. Eine hochgradige Expression
der PKS-Gene erfolgt beim Einsetzen der stationären Phase des Mycelwachstums;
die rekombinanten Stämme
erzeugen daher "Reporter"-Polyketide als Sekundärmetaboliten
in einer quasi-natürlichen
Weise.
-
Die
oben beschriebene Methode zur Erzeugung von Polyketiden, die durch
große,
modulare PKS synthetisiert werden, kann zur Erzeugung anderer Polyketide
als Sekundärmetaboliten
verwendet werden, wie etwa Zucker, β-Lactame, Fettsäuren, Aminoglykoside,
Terpinoide, nicht-ribosomale Peptide, prostanoide Hormone und ähnliches.
-
Unter
Anwendung der obigen rekombinanten Methoden wurde eine Reihe von
Polyketiden erzeugt. Diese Verbindungen weisen die allgemeine Struktur
(I) auf
worin R
1,
R
2, R
3, R
4, R
5, R
6,
R
7, R
8 und i wie
oben definiert sind. Eine Gruppe dieser Verbindung ist die, bei welcher:
R
1 niederes Alkyl, vorzugsweise Methyl ist;
R
2, R
3 und R
5 Wasserstoff sind; R
6 -CHR
7-(CO)-R
8 ist; und i
0 ist. Eine zweite Gruppe dieser Verbindungen ist die, bei welcher:
R
1 und R
6 niederes
Alkyl, bevorzugt Methyl sind; R
2, R
3 und R
5 Wasserstoff
sind; und i 0 ist. Eine dritte Gruppe dieser Verbindungen ist die,
in welcher: R
1 und R
2 zur
Bildung einer niederen Alkylenbrücke
-CHR
9-CHR
10 miteinander
verknüpft
sind, worin R
9 und R
10 unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe, bestehend aus Wasserstoff, Hydroxyl und niederem
Alkyl, z.B. -CH
2-CHOH-; R
3 und
R
5 Wasserstoff sind; R
6 -CHR
7-(CO)-R
8 ist, worin
R
8 Wasserstoff oder niederes Alkyl ist, z.B.
-CH
2-(CO)-CH
3; und
i 0 ist. Zu spezifischen dieser Verbindungen zählen die folgenden Verbindungen
9, 10 und 11, wie folgt.
-
-
Weitere
neue Polyketide sind solche mit der Struktur
-
-
-
Die
Herstellung der Verbindungen 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 und 16 wird
durch Cyclisierung eines Enzym-gebundenen Polyketids mit der Struktur
(II) bewirkt.
worin
R
11, R
12, R
13 und R
16 und E
wie hierin an früherer
Stelle definiert sind. Zu Beispielen dieser Verbindungen zählen: eine
erste Gruppe, worin R
11 Methyl ist und R
12 -CH
2(CO)-S-E ist;
eine zweite Gruppe, worin R
11 -CH
2(CO)CH
3 ist und
R
12 -S-E ist; eine dritte Gruppe, worin
R
11 -CH
2(CO)CH
3 ist und R
12 -CH
2(CO)-S-E ist; und eine vierte Gruppe, worin
R
11 -CH
2(CO)CH
2(CO)CH
3 ist und
R
12 -CH
2(CO)-S-E
ist (siehe
8 als Strukturbeispiel).
-
Die
verbliebenen, durch die generische Formel (I) umfassten Strukturen – d.h. andere
Strukturen als 9, 10 und 11 – können aus
Strukturen 9, 10 oder 11 unter Anwendung routinemäßiger synthetischer
organischer Methoden hergestellt werden, die den Fachleuten des
Gebiets der organischen Chemie wohlbekannt sind, wie z.B. beschrieben
bei H.O. House, Modern Synthetic Reactions, zweite Auflage (Menlo
Park, CA: The Benjamin/Cummings Publishing Company, (1972) oder
bei J. March, Advanced Organic Chemistry: Reactions, Mechanisms
and Structure, 4. Aufl. (New York): Wiley-Interscience, 1992), deren Beschreibungen
hierin durch Bezugnahme mitaufgenommen sind. Typischerweise wird,
wie Fachleute des Gebiets erkennen werden, der Einbau von Substituenten
an den aromatischen Ringen einfache elektrophile aromatische Additionsreaktionen einbeziehen.
Strukturen 12 und 13 können
in ähnlicher
Weise zur Erzeugung von Polyketiden modifiziert werden.
-
Außerdem wurden
die obigen rekombinanten Methoden zur Erzeugung einer Polyketid-Verbindung mit der
allgemeinen Struktur (III) verwendet
der allgemeinen Struktur
(IV)
und der allgemeinen Struktur
(V)
-
-
Besonders
bevorzugte Verbindungen der Strukturformeln (III), (IV) und (V)
sind solche, worin: R2 Wasserstoff ist und
i 0 ist.
-
C. Experimenteller Teil
-
Nachfolgend
stehen Beispiele der spezifischen Ausführungsformen zur Durchführung der
vorliegenden Erfindung. Die Beispiele dienen lediglich Veranschaulichungszwecken
und in keinster Weise der Einschränkung des Rahmens der vorliegenden
Erfindung.
-
Es
wurden Anstrengungen unternommen, um die Genauigkeit bezüglich der
verwendeten Zahlen (z.B. Mengen, Temperaturen, etc.) zu gewährleisten,
doch sollte natürlich
eine gewisse experimentelle Fehlerquote und Abweichung einkalkuliert
werden.
-
Materialien und Methoden
-
Bakterienstämme, Plasmide
und Kulturbedingungen. S. coelicolor CH999 wurde als ein Wirt zur Transformation
durch alle Plasmide verwendet. Die Konstruktion dieses Stamms ist
nachstehend beschrieben. Die DNA-Manipulationen wurden in Escherichia
coli MC1061 vorgenommen. Die Plasmide wurden durch E. coli ET12567
(dam dcm hsdS Cmr) passagiert (MacNeil,
D. J. J. Bacteriol. (1988) 170:5607), um unmethylierte DNA vor der
Transformation von S. coelicolor zu erzeugen. Die E. coli-Stämme wurden
unter standardmäßigen Bedingungen
gezüchtet.
S. coelicolor-Stämme
wurden auf R2YE-Agarplatten gezüchtet
(Hopwood, D.A. et al. Genefic manipulation of Streptomyces. A laboratory
manual. The John Innes Foundation: Norwich, 1985).
-
Manipulation
von DNA und Organismen. Eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wurde
unter Verwendung der Taq-Polymerase (Perkin Elmer Cetus) unter den
vom Enzymhersteller empfohlenen Bedingungen durchgeführt. Standardmäßige in
vitro-Techniken wurden für
DNA-Manipulationen angewendet (Sambrook, et al. Molecular Cloning:
A Laboratory Manual (aktuelle Auflage)). E. coli wurde mit einem
Bio-Rad E. coli-Pulsiergerät unter
Anwendung der von Bio-Rad zur Verfügung gestellten Protokolle
transformiert. S. coelicolor wurde mittels standardmäßiger Verfahrensweisen
transformiert (Hopwood, D.A. et al. Genefic manipulation of Streptomyces.
A laboratory manual. The John Innes Foundation: Norwich, 1985),
und die Transformanten wurden unter Verwendung von 2 ml eines 500
mg/ml Thiostrepton-Überzugs
ausgewählt.
-
Konstruktion
von Plasmiden, die rekombinante PKS enthalten. Alle Plasmide waren
Derivate von pRM5, wie nachstehend beschrieben. fren-PKS-Gene wurden über PCR
mit 5'- und 3'-Restriktionsstellen
amplifiziert, die die Gene entsprechend der Lokalisation der Klonierungsstellen
auf pRM5 flankierten (d.h. PacI-NsiI für ORF1, NsiI-XbaI für ORF2 und
XbaI-PstI für
ORF3). Im Anschluss an die Subklonierung und Sequenzierung wurden
die amplifizierten Fragmente anstelle der entsprechenden Fragmente
in pRM5 kloniert, um die Plasmide für die Transformation zu erzeugen.
-
Herstellung
und Reinigung von Polyketiden. Für
das Anfangs-Screening wurde alle Stämme bei 30°C als zusammenfließende Rasen
von jeweils 10 – 30
Platten, die jeweils etwa 30 ml Agarmedium enthielten, für 6 – 8 Tage
gezüchtet.
Zusätzliche
Platten wurden je nach Bedarf erzeugt, um ausreichend Material für eine vollständige Charakterisierung
zu erhalten. CH999 stellte eine negative Kontrolle beim Screening
auf potenzielle Polyketide dar. Das Agar wurde fein zerhackt und
mit Ethylacetat/1 % Essigsäure
oder Ethylacetat:Methanol (4:1)/1 % Essigsäure extrahiert. Der konzentrierte
Extrakt wurde dann durch eine Kieselgel-(Baker 40 mm)-Chromatographiesäule in Ethylacetat/1
% Essigsäure
gespült.
Alternativ wurde der Extrakt auf eine Florisil-Säule (Fisher Scientific) aufgebracht
und mit Ethylacetat:Ethanol:Essigsäure (17:2:1) eluiert. Die primäre gelbe
Fraktion wurde mittels Hochleistungs-Flüssigchromatographie (HPLC)
unter Verwendung eines 20–60 %
Acetonitril/Wasser/1 % Essigsäure-Gradienten
auf einer präparativen
Umkehrphasen-(C-18)-Säule
(Beckman) weiter gereinigt. Die Extinktion wurde bei 280 nm und
410 nm überwacht.
Im allgemeinen betrug die Ausbeute an gereinigtem Produkt aus diesen
Stämmen
etwa 10 mg/l für
Verbindungen 1 und 2 (4), und 5 mg/l für Verbindungen
7 und 8 (7).
-
SEK4
(12) wurde erzeugt und gereinigt wie folgt. CH999/pSEK4 wurde auf
90 Agarplatten (~ 34 ml/Platte) bei 30°C für 7 Tage gezüchtet. Der
Agar wurde zerhackt und mit Ethylacetat/Methanol (4/1) in Gegenwart
von 1 % Essigsäure
(3 × 1000
ml) extrahiert. Im Anschluss an die Entfernung des Lösungsmittels
unter Vakuum wurden 200 ml Ethylacetat, das 1 % Essigsäure enthielt,
zugesetzt. Das Präzipitat
wurde filtriert und weggestellt, und das Lösungsmittel wurde bis zur Trockenheit
eingedampft. Das Produktgemisch wurde auf eine Florisil-Säule (Fisher
Scientific) aufgebracht und mit Ethylacetat, das 3 % Essigsäure enthielt,
eluiert. Die erste 100 ml-Fraktion wurde abgesammelt und auf 5 ml
herunterkonzentriert. 1 ml Methanol wurden zugesetzt, und das Gemisch
wurde bei 4°C über Nacht
gehalten. Das Präzipitat
wurde mittels Filtration abgesammelt und mit Ethylacetat gewaschen,
was 850 mg an reinem Produkt ergab. Rf =
0,48 (Ethylacetat mit 1 % Essigsäure). Die
Ergebnisse aus der NMR-Spektroskopie an SEK4 sind in Tabelle 4 berichtet.
FAB HRMS (NBA), M + H+, berechnete m/e 319.0818, beobachtete m/e
319.0820.
-
Um
SEK15 (13) und SEK15b (16) zu erzeugen, wurde CH999/pSEK15 auf 90
Agarplatten gezüchtet, und
das Produkt wurde in derselben Weise wie SEK4 extrahiert. Das Gemisch
wurde auf eine Florisil-Säule (Ethylacetat
mit 5 % Essigsäure)
aufgebracht, und Fraktionen, die die Hauptprodukte enthielten, wurden
kombiniert und bis zur Troc kenheit eingedampft. Die Produkte wurden
unter Verwendung einer präparativen C-18-Umkehrphasen-HPLC
(Beckman) weiter gereinigt (mobile Phase: Acetonitril/Wasser = 1/10
bis 3/5-Gradient in Gegenwart von 1 % Essigsäure). Die Ausbeute an SEK15
(13) betrug 250 mg. Rf = 0,41 (Ethylacetat mit
1 % Essigsäure).
Die Ergebnisse aus der NMR-Spektroskopie von SEK4 sind in Tabelle
4 berichtet. FAB HRMS (NBA), M + H+, berechnete m/e 385.0923, beobachtete
m/e 385.0920.
-
[1,2-13C2]-Acetat-Fütterungsversuche.
Zwei 2 l-Kolben, die jeweils 400 ml an modifiziertem NMP-Medium
enthielten (Strauch, E. et al. Mol. Microbiol (1991) 5:289) wurden
mit Sporen von S. coelicolor CH999/pRM18, CH999/pSEK4 oder CH999/pSEK15
beimpft und in einem Schüttler
bei 30°C
und 300 UpM inkubiert. Jedem Kolben wurden 50 mg Natrium-[1,2-13C2]-Acetat (Aldrich)
nach 72 und 96 Stunden zugegeben. Nach 120 Stunden wurden die Kulturen
gepoolt und mit zwei 500-ml-Volumina an Ethylacetat/1 % Essigsäure extrahiert.
Die organische Phase wurde rückbehalten
und die Reinigung fortgesetzt, wie oben beschrieben. Die 13C-NMR-Daten ergeben eine Anreicherung
von etwa 2 – 3
% für das
CH999/pRM18-Produkt; eine Anreicherung von 0,5 – 1 % für SEK4 und eine Anreicherung
von 1 – 2
% für SEK15.
-
NMR-Spektroskopie.
Alle Spektren wurden auf Varian XL-400 aufgezeichnet, außer der
HETCOR-Analyse von RM18 (10) (8), die
auf einem Nicolet NT-360 durchgeführt wurde. Die 13C-Spektren
waren für
eine kontinuierliche Breitband-Protonenentkopplung erforderlich.
Für NOE-Studien
von RM18 (10) wurde die eindimensionale Differenzmethode angewendet.
Alle Verbindungen wurden in DMSO-d6 (Sigma,
99+ Atom-% D) gelöst
und die Spektren intern zum Lösungsmittel
in Bezug gesetzt. Die Hydroxylresonanzen wurden durch Zugabe von
D2O (Aldrich, 99 Atom-% D) und Prüfen auf
das Verschwinden des Signals identifiziert.
-
Beispiel 1
-
Herstellung von S. coelicolor
CH999
-
Eine
S. coelicolor-Wirtszelle, die zur Entfernung des nativen act-Genclusters
gentechnisch hergestellt und als CH999 bezeichnet wurde, wurde unter
Verwendung von S. coelicolor CH1 (Khosla, C. Molec. Microbiol. (1992)
6:3237), unter Anwendung der in
-
2 dargestellten
Strategie konstruiert. (CH1 ist von S. coelicolor B385 hergeleitet
(Rudd, B.A.M. Genetics of Pigmented Secondary Metabolites in Streptomyces
coelicolor (1978) Ph.D. Thesis, University of East Anglia, Norwich,
England). CH1 enthält
den act-Gencluster, welcher für
Enzyme codiert, die an der Biosynthese und dem Export des Polyketid-Antibiotikums
Actinorhodin beteiligt sind. Das Cluster besteht aus den PKS-Genen,
flankiert durch mehrere biosynthetische Post-PKS-Gene, einschließlich derer,
die an der Cyclisierung, Aromatisierung und dem anschließenden chemischen
Tailoring beteiligt sind (2A). Ebenfalls
vorhanden sind die Gene, die für
die Transkriptionsaktivierung der act-Gene verantwortlich sind.
Das act-Gencluster wurde von CH1 unter Anwendung der homologen Rekombination
deletiert, wie beschrieben bei Khosla, C. et al. Molec. Microbiol.
(1992) 6:3237.
-
Im
Einzelnen wurde Plasmid pLRermEts (2B) mit
den folgenden Merkmalen konstruiert: einem ColEI-Replikon von pBR322,
dem temperaturempfindlichen Replikon von pSG5 (Muth, G. et al. Mol.
Gen. Genet. (1989) 219:341), Ampicillin- und Thiostrepton-Resistenzmarkern
und einer Disruptionskassette, einschließlich eines 2 kb-BamHI/XhoI-Fragments
vom 5'-Ende des
act-Clusters, einem 1,5 kb ermE-Fragment (Khosla, C. et al. Molec.
Microbiol. (1992) 6:3237) und einem 1,9 kb SphI/PstI-Fragment vom 3'-Ende des act-Clusters.
Das 5'-Fragment
erstreckte sich von der BamHI-Stelle 1 (Malpartida, F. und Hopwood,
D.A. Nature (1984) 309:462; Malpartida, F und Hopwood, D.A. Mol.
Gen. Genet. (1986) 205:66) bis stromabwärts einer XhoI-Stelle. Das 3'-Fragment erstreckte
sich von der PstI-Stelle 20 stromaufwärts zur SphI-Stelle 19.2 (Fernandez-Moreno,
M.A. et al. J. Biol. Chem. (1992) 267:19278). Die 5'- und 3'-Fragmente (als schraffierte DNA in 2 gezeigt)
wurden in derselben relativen Orientierung wie im act-Cluster kloniert.
CH1 wurde mit pLRermEts transformiert. Das Plasmid wurde anschließend durch
nicht-selektives Abstreichen von Kandidat-Transformanten bei 39°C nachbehandelt.
Mehrere Kolonien, die Lincomycin-resistent, Thiostrepton-empfindlich
und zur Erzeugung von Actinorhodin unfähig waren, wurden isoliert
und mittels Southern-Blotting geprüft. Einer davon wurde als CH999
bezeichnet.
-
Beispiel 2
-
Herstellung des rekombinanten
Vektors ARMS
-
pRM5
(3) stellte das zur Exprimierung der PKSs in CH999
verwendete Shuttle-Plasmid
dar. Es enthält
ein ColEI-Replikon, um die gentechnische Herstellung in E. coli
zu ermöglichen,
ein entsprechend verkürztes
SCP2*-(geringe Kopienzahl)-Streptomyces-Replikon und das actII-ORF4-Aktivator-Gen
vom act-Cluster, welches die Transkription von den act-Promotoren
während
des Übergangs
von der Wachstumsphase zur stationären Phase im vegetativen Mycel
induziert. Wie in 3 gezeigt, trägt pRM5
das divergente actI/actIII-Promotorpaar, zusammen mit bequem geeigneten
Klonierungsstellen, um die Insertion einer Vielzahl gentechnisch
hergestellter PKS-Gene stromabwärts
beider Promotoren zu erleichtern. pRM5 fehlt der par-Locus von SCP2*;
als Folge dessen ist das Plasmid leicht instabil (etwa 2 % Verlust
in Abwesenheit von Thiostrepton). Dieses Merkmal wurde absichtlich
eingeführt,
um eine schnelle Bestätigung
dessen zu ermöglichen,
dass ein Phänotyp
von Interesse eindeutig dem Plasmidgetragenen Mutanten PKS zugeordnet
werden konnte. Die rekombinanten PKSs von pRM5 werden etwa am Übergang
von der exponentiellen zur stationären Wachstumsphase bei guten
Ausbeuten exprimiert.
-
pRM5
wurde wie folgt konstruiert. Ein 10,5 kb SphI/HindIII-Fragment von
plJ903 (das einen Abschnitt des Fertilitätslocus und den Replikationsursprung
von SCP2*, ebenso wie den ColEI-Replikationsursprung und das β-Lactamase-Gen
von pBR327 enthielt) (Lydiate, D.J. Gene (1985) 35:223) wurde mit
einer 1,5 kb-HindIII/SphI tsr-Genkassette zum Erhalt von pRM1 ligiert.
pRM5 wurde durch Einführen
der folgenden beiden Fragmente zwischen die einzelnen HindIII- und
EcoRI-Stellen von pRM1 konstruiert: ein 0,3 kb HindIII/HpaI-(stumpfes)-Fragment,
das einen Transkriptionsterminator von Phage fd trug (Khosla, C.
et al. Molec. Microbiol. (1992) 6:3237), und ein 10 kb-Fragment
vom act-Cluster, das sich von der Ncol-Stelle (1 kb stromaufwärts des
actII-ORF4-Aktivator-Gens)
(Hallam, S.E. et al., Gene (1988) 74:305; Fernandez-Moreno, M.A. et
al. Cell (1991) 66:769; Caballero, J. L. Mol. Gen. Genef. (1991)
230:401) bis zur PstI-Stelle stromabwärts der actI-VII-IV-Gene erstreckte
(Fernandez-Moreno, M.A. et al. J. Biol. Chem. (1992) 267:19278).
-
Zur
Erleichterung der Expression jeglichen gewünschten rekombinanten PKS unter
der Kontrolle des actI-Promotors (welcher durch das actII-ORF4-Genprodukt
aktiviert wird), wurden Restriktionsstellen für PacI, NsiI, XbaI und PstI
in die act-DNA in interzistronischen Positionen eingebaut.
-
In
pRM5, ebenso wie in allen hierin beschriebenen PKS-Expressionsplamiden,
wurden ORF1, 2 und 3-Allele zwischen diesen Stelle als mit ihren
eigenen PBSs konstruierten Kassetten kloniert.
-
Im
Einzelnen sind in den meisten natürlich vorkommenden aromatischen
Polyketidsynthase-Genclustern in Actinomyceten ORF1 und ORF2 translational
gekoppelt. Um die Konstruktion von rekombinanten PKSs zu erleichtern,
wurden die hierin verwendeten ORF1- und ORF2-Allele als unabhängige (ungekoppelte)
Kassetten kloniert. Für
act-ORF1 wurde die folgende Sequenz in pRM5 eingebaut:
CCACCGGACGAACGCATCGATTAATTAAGGAGGACCATCATG, worin die nicht-unterstrichene Sequenz Stromaufwärts-DNA
von der actI-Region entspricht, TTAATTAA die PacI-Erkennungsstelle
ist und ATG das Startcodon
von act-ORF1 ist. Die folgende Sequenz wurde zwischen act-ORF1 und
ORF konstruiert: NTGAATGCATGGAGGAGCCATCATG, worin TGA und ATG die
Stopp- und Startcodons von ORF1 bzw. ORF2 sind, ATGCAT die NsiI-Erkennungsstelle
ist, und der Austausch von N (A in act-DNA, A oder G in Allelen
von anderen PKSs) durch ein C zu einer Translations-Entkopplung führt. Die
folgende Sequenz wurde stromabwärts
des act-ORF2 eingebaut: TAATCTAGA,
worin TAA das Stoppcodon ist
und TCTAGA die XbaI-Erkennungsstelle
ist. Dies ermöglichte
die Fusion von act-ORF1 und ORF2 (wie oben konstruiert) an eine
Xbal-Stelle, die stromaufwärts
des act-ORF3 eingebaut worden war (Khosla, C. et al. Molec. Microbiol.
(1992) 6:3237). Als eine Kontrolle wurde pRM2 identisch zu pRM5
konstruiert, dem aber jegliche eingebaute Sequenzen fehlten. ORF1
und ORF2 in pRM2 sind translational gekoppelt. Der Vergleich der
Produktprofile von CH999/pRM2 und CH999/pRM5 ergab, dass die hierin
beschriebene Entkopplungsstrategie keinen nachweisbaren Einfluss auf
die Produktverteilung oder die Produktmengen zeigte.
-
Beispiel 3
-
Polyketide, produziert
unter Verwendung von mit pRM5 transformiertem CH999
-
Plasmid
pRM5 wurde in S. coelicolor-CH999 unter Anwendung standardmäßiger Techniken
eingeführt.
(Siehe z.B. Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual
(aktuelle Auflage). Mit pRM5 transformierte CH999 erzeugten eine
große
Menge an gelblich-braunem Material. Die beiden am reichlichsten
vorhandenen Produkte wurden mittels NMR und Massenspektroskopie
als Aloesaponarin II (2) (Bartel, P.L. et al., J. Bacteriol. (1990)
172:4816) und sein carboxyliertes Analogon 3,8-Dihydroxy-1-methylanthrachinon-2-carbonsäure (1)
(Cameron, D.W. et al. Liebigs Ann. Chem. (1989) 7:699) charakterisiert
(4). Es wird angenommen, dass 2 von 1 durch nicht-enzymatische Decarboxylierung
abgeleitet ist (Bartel, P.L. et al. J. Bacteriol (1990) 172:4816).
Verbindungen 1 und 2 waren in einem Molverhältnis von etwa 1:5 vorhanden.
Etwa 100 mg des Gemischs konnten ohne weiteres aus einem Liter der
Kultur ausgereinigt werden. Das CH999/pRM5-Wirts-Vektorsystem funktionierte
daher wie erwartet in der Erzeugung ausreichender Mengen eines stabilen,
lediglich minimal modifizierten Polyketid-Metaboliten. Die Produktion
von 1 und 2 stimmt mit dem vorgeschlagenen Weg der Actinorhodin-Biosynthese überein (Bartel,
P.L. et al. J. Bacteriol. (1990) 172:4816). Beide Metaboliten, ähnlich dem
Actinorhodin-Rückgrat,
stammen von einem 16-Kohlenstoff-Polyketid mit einer einzigen Ketoreduktion
bei C-9 ab.
-
Wurde
CH999 mit pSEK4 transformiert, das identisch zu pRM5 war mit Ausnahme
der Ersetzung eines 140 bp-SphI/SalI-Fragments innerhalb des act-KR-Gens
durch das SphI/SalI-Fragment von pUC19, so erzeugte der resultierende
Stamm reichliche Mengen des aromatischen Polyketids SEK4 (12). Die
exakte Struktur dieses Produkts ist von Desoxyerythrolaccin geringfügig verschieden
(Bartel, P.L. et al. J. Bacteriol. (1990) 172:4816). Allerdings
bestätigten
isotope Markierungsstudien in vivo unter Verwendung von 1,2-13C2-markiertem Acetat,
dass das Polyketid-Rückgrat
von 8 Acetaten abgeleitet ist. Darüber hinaus stimmt die aromatische Region
des 1H-Spektrums, ebenso wie das 13C-NMR-Spektrum dieses Produkts, mit einer
tricyclischen Struktur ähnlich
der von 1 überein,
wobei ihr aber jegliche Ketoreduktion fehlt (siehe Tabelle 4).
-
Beispiel 4
-
Konstruktion und Analyse
von Hybrid-Polyketidsynthasen
-
A. Konstruktion von Hybrid-PKS
einschließlich
Komponenten von act-, gra- und tcm-PKS
-
1 zeigt
die für
die Synthese der Kohlenstoff-Rückgrate
von Actinorhodin (3), Granaticin (4) und Tetracenomycin (5) verantwortlichen
PKS (Strukturen sind in 5 gezeigt), welche homologe
mutmaßliche KS/AT-
und ACP-Untereinheiten enthalten, als auch das ORF2-Produkt. Die
act- und gra-PKS weisen auch KRs auf, die in der tcm-PKS fehlen. Entsprechende
Proteine von jedem Cluster zeigen einen hohen Grad an Sequenzidentität. Die prozentualen
Identitäten
zwischen den entsprechenden PKS-Proteinen
in den drei Clustern sind wie folgt: KS/AT: act/gra 76, act/tcm
64, gra/tcm 70; CLF: act/gra 60, act/tcm 58, gra/tcm 54; ACP: act/gra
60, act/tcm 43, gra/tcm 44. Die act- und gra-PKS synthetisieren
identische 16-Kohlenstoff-Rückgrate, die
von 8 Acetatresten mit einer Ketoreduktion bei C-9 abgeleitet sind
(6). Im Gegensatz dazu und wie ebenfalls in 6 gezeigt,
unterscheidet sich das tcm-Polyketid-Rückgrat in der insgesamten Länge der
Kohlenstoffkette (20 anstelle von 16 Kohlenstoffen), dem Fehlen
jeglicher Ketoreduktion, und der Regiospezifität der ersten Cyclisierung,
welche zwischen Kohlenstoffen 9 und 14, anstelle von Kohlenstoffen
7 und 12 für
act und gra auftritt.
-
Bei
einem Versuch, neuartige Polyketide zu erzeugen, die in einem Bereich
von Eigenschaften abweichen, als auch die Aspekte der Programmierung
der aromatischen PKS zu erleuchten, wurde eine systematische Reihe
von minimalen PKS-Genclustern unter Verwendung verschiedener Permutationen
der ORF1-(das die KS/AT-Untereinheit codiert), ORF2-(das die CLF-Untereinheit
codiert) und ORF3-(das die ACP-Untereinheit codiert)-Genprodukte
von den act-, gra- und tcm-Genclustern in pRM5 anstelle der existierenden
act-Gene kloniert, wie in Tabelle 1 gezeigt. Die resultierenden
Plasmide wurden zum Transformieren von CH999 wie oben verwendet.
-
Die
Analyse der Produkte der rekombinanten PKSs, die verschiedene Permutationen
unter den KS/AT, ORF2-Produkt und ACP-Untereinheiten der PKSs enthalten
(alle Konstrukte enthielten außerdem
die act-KR-, Cyclase- und Dehydratase-Gene) zeigten an, dass die
Synthasen in drei Kategorien gruppiert werden konnten (Tabelle 1):
solche, die keinerlei Polyketid produzierten; solche, die Verbindung
1 produzierten (zusätzlich
zu einer geringen Menge von 2); und solche, die ein neuartiges Polyketid
9 produzierten (bezeichnet als RM20) (6). Die
Struktur von 9 legt nahe, dass der Polyketid-Rückgrat-Vorläufer dieses Moleküls von 10
Acetatresten mit einer einzelnen Ketoreduktion an der C-9-Position
abgeleitet ist.
-
Um
den Einfluss der act-KR auf die Reduktions- und Cyclisierungsmuster
einer heterologen Polyketidkette zu untersuchen, wurde auch pSEK15
konstruiert, welche tcm-ORFs
1–3 enthielt,
dem aber die acf-KR fehlte. (Die Deletion im act-KR-Gen in diesem
Konstrukt war zu der im pSEK4 identisch.) Die Analyse von CH999/pSEK15
ergab das Kettenprodukt aus 20 Kohlenstoffen, SEK15 (13), welches
Tetracenomycin C oder seinen Shunt-Produkten ähnelte, doch nicht identisch
dazu war. Die NMR-Spektroskopie stimmte auch mit einem völlig unreduzierten
Decaketid-Rückgrat überein (siehe
Tabelle 4).
-
Alle
act/gra-Hybride erzeugten die Verbindung 1, was mit den identischen
Strukturen der angenommenen Actinorhodin- und Granaticin-Polyketide übereinstimmte.
In jedem Fall, bei dem ein Produkt von einem tcm/act-Hybrid isoliert
konnte, war die Kettenlänge
des Polyketids identisch zu der des natürlichen Produkts entsprechend
der Quelle von ORF2. Dies impliziert, dass das ORF2-Produkt, und
nicht ACP oder KS/AT, die Länge
der Kohlenstoffkette kontrolliert. Da weiterhin alle Polyketide,
die durch die hierin beschriebenen Hybride erzeugt werden, mit Ausnahme
derer, denen die KR fehlt (CH999/pSEK4 und CH999/pSEK15), eine einzige
Ketoreduktion vollzogen, kann gefolgert werden, dass: (i) die KR
zum Erfolgen der Ketoreduktion sowohl erforderlich als auch ausreichend
ist; (ii) diese Reduktion immer an der C-9-Position im endgültigen Polyketid-Rückgrat erfolgt
(vom Carboxylende der Kette aus gezählt), und (iii) unreduzierte
Polyketide zwar alternative Cyclisierungsmuster in entstehenden
Polyketidketten, die eine Ketoreduktion vollzogen haben, annehmen können, doch
die Regiochemie der ersten Cyclisierung durch die Position des resultierenden
Hydroxyls vorgegeben ist, unabhängig
davon, wie diese Cyclisierung im nicht-reduzierten Produkt erfolgt.
In anderen Worten könnte
die tcm-PKS durch Aufnahme einer Ketoreduktase so konstruiert werden,
dass sie eine neue Cyclisierungsspezifität zeigt.
-
Ein
auffälliges
Merkmal von RM20 (9) ist das Cyclisierungsmuster auf erste Cyclisierung
hin. Die Isolierung von Mutactin (6) von einer actVII-Mutante ließ vermuten,
dass das actVII-Produkt und sein tcm-Homologon die Cyclisierung
des zweiten Rings in der Biosynthese von Actinorhodin (3) bzw. Tetracenomycin
(5) katalysiert (Sherman, D.H. et al. Tetrahedron (1991) 47:6029;
Summers, R.G. et al. J. Bacteriol. (1992) 174:1810). Das Cyclisierungsmuster
von RM20 (9) ist von dem von 1 und Tetracenomycin F1 trotz des Vorhandenseins
des actVII-Gens auf pRM20 (9) verschieden. Es scheint daher so zu
sein, dass die act-Cyclase keine längeren Polyketidketten cyclisieren
kann.
-
Unerwarteterweise
erzeugte der Stamm, der lediglich die minimale tcm-PKS (CH999/pSEK33)
enthielt, zwei Polyketide, SEK15 (13) und SEK15b (16), wie in 8 dargestellt,
in annähernd
gleichen Mengen. Verbindungen (13) und (16) wurden auch aus CH999/pSEK15
isoliert, wobei allerdings größere Mengen
an Verbindung (13) als an Verbindung (16) aus diesem Konstrukt isoliert
wurden.
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SEK15b
ist eine neue Verbindung, deren Struktur durch eine Kombination
aus NMR-Spektroskopie, Natrium-[1,2-13C2]-Acetat-Fütterungsversuchen
und Massenspektroskopie erleuchtet wurde. Die Ergebnisse aus 1H- und 13C-NMR zeigten
auf, dass SEK15b aus einer unreduzierten Anthrachinon-Komponente
und einer Pyron-Komponente bestand. Die Natrium-[1,2-13C2]-Acetat-Fütterungsversuche bestätigten,
dass die Kohlenstoffkette von SEK15b von 10 Acetateinheiten abgeleitet
war. Die aus dem 13C-NMR-Spektrum der angereicherten SEK15b-Probe
errechneten Kopplungskonstanten erleichterten die Peak-Zuordnung.
Die Fast Atom Bombardment-(FAB)-Massenspektroskopie ergab ein Molekulargewicht
von 381 (M + H+), was mit C20H12O8 übereinstimmt.
Ein Deuterium-Austausch wurde zur Bestätigung des Vorhandenseins jedes
Hydroxyls in SEK15b angewendet.
-
Um
die Freiheitsgrade zu identifizieren, die einer entstehenden Polyketidkette
zum Cyclisieren in Abwesenheit einer aktiven Cyclase in vivo zur
Verfügung
standen, wurden durch rekombinantes S. coelicolor-CH999/pRM37 erzeugte
Polyketide analysiert (Mc-Daniel
et al. (1993) supra). Die durch pRM37 codierten biosynthetischen
Enzyme sind die tcm-Ketosynthase/Acyltransferase (KS/AT), der tcm-Kettenlängen-bestimmen-de
Faktor (CLF), das tcm-Acyl-Trägerprotein
(ACP) und die act-Ketoreduktase (KR).
-
Zwei
neue Verbindungen, RM20b (14) und RM20c (15) (8)
wurden im Kulturmedium von CH999/pRM37 entdeckt, die zuvor RM20
(9) ergeben hatten. Die relativen Mengen der drei rückgewonnenen Verbindungen
betrugen 3:7:1 (RM20:RM20b:RM20c). Die Strukturen von (14) und (15)
wurden durch eine Kombination aus Massenspektroskopie, NMR-Spektroskopie
und Isotop-Markierungsexperimenten erhellt. Die 1H-
und 13C-NMR-Spektren ließen vermuten, dass RM20b und
RM20c Diastereomere waren, die jeweils eine Pyron-Komponente enthielten.
Optische Rotationen ([α])D 20 wurden mit +210.8° für RM20b
(EtOH, 0,55 %) und +78,0° für RM20c
(EtOH, 0,33 %) festgestellt. Natrium-[1,2-13C2]-Acetat-Fütterungsversuche bestätigten,
dass die Kohlenstoffkette von RM20b (und durch Interferenz RM20c)
von 10 Acetateinheiten hergeleitet war. Deuterium-Austauschstudien
wurden vorgenommen, um die 1H-NMR-Peaks
entsprechend den potenziellen Hydroxylgruppen sowohl auf RM20b als
auch RM20c zu identifizieren. Protonen-Kopplungskonstanten wurden
aus den Ergebnissen von 1H-NMR und eindimensionalen
Entkopplungsexperimenten errechnet. Im Einzelnen zeigten die Kopplungsmuster
im oberen Feldbereich des Spektrums ein 5-Protonen-Spinsystem von zwei
Methylengruppen, die ein zentrales Carbinolmethin-Proton umgaben.
Eine hochauflösende
Fast Atom Bombardment-(FAB)-Massenspektroskopie
ergab Molekulargewichte von 519.0056 (M = Cs+)
für RM20b
und 387.1070 (M + H+) für RM20c, was mit C20H18O8 übereinstimmt
(M + C+, 519.0056; M + H+,
387.1080). Basierend auf diesen Daten wurden die Strukturen (14)
und (15) (8) RM20b bzw. RM20c zugeordnet.
-
Die
Daten aus der 1H- und 13C-NMR
ergaben, dass die Kopplungskonstanten zwischen H-9 und den geminalen
Protonen auf C-8 12,1 bzw. 12,2 und 2,5 bzw. 2,2 Hz für RM20b
bzw. RM20c waren. Die Kopplungskonstanten zwischen H-9 und den geminalen
Protonen auf C-10 waren 9,6 bzw. 9,7 und 5,7 bzw. 5,8 Hz für RM20b
bzw. RM 20c. Diese Werte sind für
ein Ja,a (J9a,8a oder
J9a,10a) und Ja,e (J9a,8e oder J9a,10e)-Kopplungsmuster typisch
und zeigen eine axiale Position für H-9 sowohl bei RM20b als
auch RM20c an. Im Gegensatz dazu waren die chemischen Verschiebungen
der C-7-Hydroxyle
auf den beiden Molekülen
16,18 und 6,14 ppm für RM20b
bzw. RM20c. Die se Werte zeigen eine Wasserstoffbindung zwischen
dem C-7-Hydroxyl und einem geeignet positionierten Akzeptoratom
bei RM20b, doch nicht bei RM20c an. Die wahrscheinlichsten Kandidat-Akzeptoratome
für diese
Wasserstoffbindung sind der C-13-Carbonylsauerstoff
im konjugierten Pyron-Ringsystem, oder der Brückensauerstoff im isolierten
Pyronring. Ersterer erscheint als wahrscheinlich, da eine Unterscheidung
zwischen (14) und (15) unmöglich
wäre, wenn
letzteres der Fall wäre.
Weiterhin ergab ein Vergleich der 13C-NMR-Spektren
von RM20b und RM20c, dass die größten Unterschiede
zwischen (14) und (15) in den chemischen Verschiebungen der Kohlenstoffe
lagen, die den konjugierten Pyronring ausmachen (+5,9, –6,1, +8,9, –7,8 und
+2,0 ppm für
C-11, C-12, C-13, C-14 bzw. C-15). Ein derartiges Muster aus abwechselnden Feldaufwärts- und
Feldabwärts-Verschiebungen
lässt sich
durch die Tatsache erklären,
dass das C-7-Hydroxyl an das C-13-Carbonyl Wasserstoff-gebunden
ist, da die Wasserstoffbindung erwartetermaßen die Elektronendichte um
C-11, C-13 und C-15 vermindern würde,
doch die Elektronendichte um C-12 und C-14 erhöhen würde. Um die Zuordnung der C-7/C-13-Wasserstoffbindung
zu bestätigen,
wurden die austauschbaren Protonen RM20b und RM20c durch Deuterium
ersetzt (durch Inkubieren in Gegenwart von D2O),
und die Proben wurden mittels 13C-NMR analysiert.
Der C-13-Peak in RM20b, doch nicht RM20c, vollzog eine Feldaufwärts-Verschiebung
(1,7 ppm), was sich durch eine schwächere nicht-kovalente C-7/C-13-Bindung
in RM20b erklären
lässt, wenn
Wasserstoff durch Deuterium ersetzt wird. Um eine Wasserstoffbindung
mit dem C-13-Carbonyl zu bilden, muss das C-7-Hydoxyl von RM20b
die äquatoriale
Position besetzen. Daraus kann gefolgert werden, dass die C-7- und
C-9-Hydroxyle auf derselben Seite (syn) des konjugierten Ringsystems
im Haupt-Isomer (RM20b) liegen, dagegen auf entgegengesetzten Seiten
(anti) im Neben-Isomer (RM20c).
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Kein
Polyketid konnte in CH999/pRM15, /pRM35 und /pRM36 nachgewiesen
werden. Folglich sind lediglich einige ORF1-ORF2-Kombinationen funktionell.
Da jede Untereinheit in zumindest einer rekombinanten Synthase funktionell
war, stellen Protein-Expressions/Faltprobleme
eine unwahrscheinliche Ursache dar. Dagegen stellen eine fehlerhafte
oder hemmende Verbindung zwischen den verschiedenen Untereinheiten
dieser Enzymkomplexe, oder die Biosynthese von (verkümmerten)
kurzen Kettenprodukten, die schnell abgebaut werden, plausible Erklärungen dar.
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B. Konstruktion von Hybrid-PKSs
einschließlich
Komponenten von act- und fren-PKSs
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Streptomyces
roseofulvus produziert sowohl Frenolicin B (7) (Iwai, Y. et al.
J. Antibiot. (1978) 31:959) als auch Nanaomycin A (8) (Tsuzuki,
K. et al. J. Antibiot. (1986) 39:1343). Ein 10 kb-DNA-Fragment (hierin
bezeichnet als der fren-Locus) wurde aus einer Genombank von S.
roseofulvus (Bibb, M.J. et al., vorgelegt) unter Verwendung einer
DNA kloniert, die KS/AT- und KR-Komponenten der act-PKS von S. coelicolor
A3(2) als einer Sonde codiert (Malpartida, F. et al. Nature (1987)
325:818). (Siehe 7 für Strukturdarstellungen.) Die DNA-Sequenzierung
des fren-Locus ergab das Vorhandensein von (unter anderem) Genen
mit einem hohen Grad an Identität
zu denen, die act, KS/AT, CLF, ACP, KR und Cyclase codieren.
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Zur
Erzeugung der neuen Polyketide, des ORF1, wurden die 2- und 3-act-Gene,
die in pRM5 vorhanden sind, durch die entsprechenden fren-Gene ersetzt,
wie in Tabelle 2 gezeigt. S. coelicolor CH999, das wie oben beschrieben
konstruiert war, wurde mit diesen Plasmiden transformiert. (Die
die act-KR codierenden Gene und die act-Cyclase waren ebenfalls
auf jedem dieser genetischen Konstrukte vorhanden.) Basierend auf
den Ergebnissen von ähnlichen
Experimenten mit act- und tcm-PKSs, wie oben beschrieben, stand
zu erwarten, dass die act-KR zum Reduzieren der Produkte aller funktionaler
rekombinanter PKSs fähig
sein würde, wohingegen
die Fähigkeit
der act-Cyclase
zum Katalysieren der zweiten Cyclisierung von der Kettenlänge des Produkts
der fren-PKS abhängen
würde.
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Die
in Tabelle 2 zusammengefassten Ergebnisse zeigen, dass die meisten
der Transformanten funktionale PKSs exprimierten, wie anhand ihrer
Fähigkeit
analysiert, aromatische Polyketide zu erzeugen. Die Strukturanalyse
der Hauptprodukte ergab, dass die Erzeugerstämme in zwei Kategorien eingeteilt
werden konnten: solche, die Verbindung 1 synthetisierten (zusammen
mit einer geringen Menge ihres decarboxylierten Nebenprodukts (2),
und jene, die ein Gemisch aus Verbindungen 1, 10 und 11 in einem
groben Verhältnis
von 1:2:2 synthetisierten. (Geringe Mengen von 2 wurden ebenfalls
in allen Stämmen,
die 1 erzeugten, gefunden.) Verbindungen 1 und 2 waren bereits zuvor
als Naturprodukte beobachtet worden und waren die durch eine PKS,
die gänzlich
aus act-Untereinheiten bestand, erzeugten Metaboliten, wie in Beispiel
3 beschrieben. Ver bindungen 10 und 11 (bezeichnet als RM18 bzw.
RM18b) sind neuartige Strukturen, deren chemische Synthese oder
Isolierung als Naturprodukte bisher nicht berichtet worden ist.
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Die
Strukturen von 10 und 11 wurden durch eine Kombination von Massenspektroskopie,
NMR-Spektroskopie und Isotop-Markierungsexperimenten geklärt. Die 1H- und 13C-spektralen Zuordnungen
sind in Tabelle 3 gezeigt, zusammen mit 13C-13C-Kopplungskonstanten für 10, wie durch Natrium-[1,2-13C2]-Actat-Fütterungsversuche
(unten beschrieben) erhalten. Irrtumsfreie Zuordnungen für Verbindung
10 wurden mit dem 1 D Kern-Overhauser-Effekt (NOE) und heteronuklearen
Korrelations-(HETCOR)-Studien im fernen Bereich erhalten. Ein Deuterium-Austausch
bestätigte
das Vorhandensein von Hydroxylen bei C-15 der Verbindung 10 und
C-13 der Verbindung 11. Eine Felddesorptions-Massenspektrometrie
(FD-MS) von 2 ergab ein Molekulargewicht von 282, was mit C17H14O4 übereinstimmt
(282.2952).
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Frühere Studien
zeigten, dass das Polyketid-Rückgrat
von 2 (Bartel, P.L. et al. J. Bacteriol. (1990) 172:4816) (und durch
Interferenz, 1) von aufeinanderfolgenden Kondensationen von 8 Acetatresten
mit einer einzelnen Ketoreduktion bei C-9 hergeleitet ist. Es kann
auch argumentiert werden, dass Nanaomycin (8) aus einem identischen
Kohlenstoff-Rückgrat
entsteht. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Nanaomycin ein
Produkt der fren-PKS-Gene in S. roseofulvus ist. Die Regiospezifität der ersten
Cyclisierung, die zur Bildung von 1 führt, ist durch die Position
der Ketoreduktion gelenkt, wohingegen jene der zweiten Cyclisierung
durch die act-Cyclase kontrolliert wird (Zhang, H.L. et al. J. Org.
Chem. (1990) 55:1682).
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Um
das Kohlenstoff-Rückgrat
von RM18 (10) zu verfolgen, wurden in vivo-Fütterungsversuche unter Verwendung
von [1,2-13C2]-Acetat
an CH999/pRM18 vorgenommen, gefolgt von einer NMR-Analyse der markierten
RM18 (10). Die 13C-Kopplungsdaten (in Tabelle
3 zusammengefasst) zeigen, dass das Polyketid-Rückgrat von RM18 (10) von 9
Acetatresten hergeleitet ist, gefolgt von einer terminalen Decarboxylierung
(die C-2-13C-Resonanz erscheint als ein verstärktes Singulett),
welche vermutlich nicht-enzymatisch
erfolgt. Weiterhin legt die Abwesenheit einer Hydroxylgruppe an
der C-9-Position
nahe, dass eine Ketoreduktion bei diesem Kohlenstoff erfolgt. Da
diese beiden Merkmale erwartungsgemäß im mutmaßlichen Frenolicin-(7)-Rückgrat auftreten
sollten, legen die Ergebnisse nahe, dass, über die Synthese von Nanaomycin
hinaus, die fren-PKS-Gene
für die
Biosynthese von Frenolicin in S. roseofulvus verantwortlich sind.
Dies scheint der erste eindeutige Fall einer PKS mit relaxierter
Kettenlängen-Spezifität zu sein.
Allerdings ist, anders als beim mutmaßlichen Rückgrat des Frenolicin, das
C-17-Carbonyl von
RM18 (10) nicht reduziert. Dies könnte entweder die Abwesenheit
von pRM18 einer spezifischen Ketoreduktase, Dehydratase und einer
Enoylreduktase (im fren-Gencluster in S. roseofulvus vorhanden)
widerspiegeln, oder es könnte
einen unterschiedlichen Ursprung der Kohlenstoffe 15 – 18 in
Frenolicin wiederspiegeln.
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Die
Regiospezifität
der ersten Cyclisierung, die zur Bildung von RM18 (10) führt, ist
durch die Position der Ketoreduktion begleitet; die zweite Ccyclierung
erfolgt jedoch unterschiedlich von der bei 7 oder 1 und ist ähnlich dem
Cyclisierungsmuster, das bei RM20 (9) beobachtet wird, einem durch
tcm-PKS produzierten Decaketid, wie oben beschrieben. Daher könnte, wie
im Falle von RM20 (9), argumentiert werden, dass die act-Cyclase
die zweite Cyclisierung des RM18-Vorläufers nicht katalysieren kann,
oder dass ihre anschließenden
Cyclisierungen, welche vermutlich nicht-enzymatisch erfolgen, durch
temporäre
Differenzen in der Freisetzung verschiedener Abschnitte der entstehenden
Polyketidkette in eine wässrige
Umgebung vorgegeben sind. Im Hinblick auf die Fähigkeit von CH999/pRM18 (und
CH999/pRM34), 1 zu erzeugen, kann die Möglichkeit ausgeschlossen werden,
dass die Cyclase sich nicht mit der fren-PKS (KS/AT, CLF und ACP)
verbinden kann. Eine wahrscheinlichere Erklärung ist die, dass die act-Cyclase keine Substrate
mit veränderten
Kettenlängen
erkennen kann. Dies würde
auch mit dem mutmaßlichen
Biosyntheseschema für
RM20 (9) übereinstimmen.
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Ein
Vergleich der Produktprofile der in Tabelle 2 berichteten Hybrid-Synthasen
mit analogen Hybriden zwischen act- und tcm-PKS-Komponenten (Tabelle
1) unterstützt
die Hypothese, dass das ORF2-Produkt der Kettenlängen-bestimmende Faktor (CLF)
ist. Die Herstellung der Verbindungen 9, 10 und 11 über Cyclisierung der
Enzymgebundenen Ketide ist in 8 schematisch
dargestellt.
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Beispiel 5
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Konstruktion
und Analyse von modularen Polyketidsynthasen
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Expressionsplasmide,
die rekombinante modulare DEBS-PKS-Gene enthielten, wurden durch
schrittweises Übertragen
von DNA von einem temperaturempfindlichen "Spender"-Plasmid, d.h. einem Plasmid, das zur
Replikation bei einer ersten, permissiven Temperatur fähig und
zur Replikation bei einer zweiten, nicht-permissiven Temperatur
unfähig
ist, auf einen "Empfänger"-Shuttle-Vektor über ein
doppeltes Rekombinationsereignis konstruiert, wie in 10 dargestellt.
pCK7 (11), ein Shuttle-Plasmid, das
die vollständigen eryA-Gene
enthielt, die ursprünglich
von pSI (Tuan et al. (1990) Gene 90:21) kloniert wurden, wurde wie
folgt konstruiert: ein 25,6 kb-SphI-Fragment von pSI wurde in die
SphI-Stelle von pMAK705 inseriert (Hamilton et al. (1989) J. Bacteriol.
171:4617), was pCK6 (CmR), ein Spenderplasmid,
das enAII, enAIII und das 3'-Ende von
eryAI enthielt, ergab. Die Replikation dieses temperaturempfindlichen
pSC101-Derivats
erfolgt bei 30°C, wird
aber bei 44°C
zum Stillstand gebracht. Das Empfängerplasmid, pCKS (ApR, TcR), enthält ein 12,2 kb-eryA-Fragment
vom eryAI-Startcodon (Caffrey et al. (1992) FEBS Lett. 304:225)
zur KcmI-Stelle nahe dem Beginn von eryAII, ein 1,4 kb-EcoRi – BsmI-pBR322-Fragment,
das das Tetracyclin-Resistenz-gen(Tc) codiert, und ein 4,0 kb NotI – EcoRI-Fragment
vom Ende von eryAIII. PacI, NdeI und die ribosomalen Bindungsstellen wurden
bei dem eryAI-Startcodon in pCKS eingebaut. pCK5 ist ein Derivat
von pRMS (McDaniel et al. (1993) supra). Die 5'- und 3'-Regionen von Homologie (10,
schraffierte und unschraffierte Bereiche) sind 4,1 kb bzw. 4,0 kb.
MC1061-E. coli wurde mit pCKS und pCK6 transformiert (siehe Sambrook
et al., supra) und einer Carbenicillin- und Chloramphenicol-Selektion
bei 30°C
unterzogen.
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Die
beide Plasmide (ApR, CmR)
beherbergenden Kolonien wurden dann nochmals bei 44°C auf Carbenicillin-
und Chloramphenicol-Platten abgestrichen. Duch lediglich ein einziges
Rekombinationsereignis zwischen den beiden Plasmiden gebildete Cointegrates
waren lebensfähig.
Die überlebenden
Kolonien wurden bei 30°C
unter Carbenicillin-Selektion
vermehrt, wobei die Auflösung
der Cointegrates über
ein zweites Rekombinationsereignis forciert wurde. Um durch pCK7-Rekombinanten
anzureichern, wurden die Kolonien nochmals auf Carbenicillin-Platten
bei 44°C
abgestrichen. Etwa 20 % der resultierenden Kolonien zeigten den gewünschten
Phänotyp
(ApR, TcS, CmS). Die endgültigen pCK7-Kandidaten wurden über Restriktionskartierung
gründlich
geprüft.
Ein Kon trollplasmid, pCK7f, welches einen Frameshift-Fehler in eryAl
enthält,
wurde in ähnlicher
Weise konstruiert. pCK7 und pCK7f wurden in E. coli-ET12567 transformiert
(MacNeil (1988) J. Bacteriol. 170:5607), um unmethylierte Plasmid-DNA
zu erzeugen, und anschließend
in Streptomyces coelicolor-CH999 unter Anwendung standardmäßiger Protokolle
eingebracht (Hopwood et al. (1985) Genetic manipulation of Streptomyces.
A laboratory manual. The John Innes Foundation: Norwich).
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Auf
das Wachstum von CH999/pCK7 auf R2YE-Medium hin, erzeugte der Organismus
reichliche Mengen der beiden Polyketide (X).
Die Zugabe von Propionat (300 mg/l) zum Wachstumsmedium ergab einen etwa
zweifachen Anstieg der Ausbeute des Polyketidprodukts. Die Protonen-
und 13C-NMR-Spektroskopie, in Verbindung
mit Propion-1-13C-säure-Fütterungsversuchen, bestätigte das
Hauptprodukt als 6dEB (17) (> 40 mg/l).
Das Nebenprodukt wurde als 8,8a-Desoxyoleandolid (18) (> 10 mg/l) bestätigt, welches
offensichtlich von einer Acetat-Startereinheit anstatt des Propionats
im 6dEB-Biosyntheseweg stammt. 13C2-Natriumacetat-Fütterungsversuche bestätigten die
Aufnahme von Acetat in (18). Drei hochmolekulare Proteine (> 200 kDa), vermutlich
DEBS1, DEBS2 und DEBS3 (Caffrey et al. (1992) FEBS Lett. 304:225)
wurden ebenfalls in den Rohextrakten von CH999/pCK7 über die
SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese beobachtet. Keine Polyketidprodukte
von CH999/pCK7f wurden beobachtet.
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Folglich
werden neuartige Polyketide, als auch Methoden zur rekombinanten
Erzeugung der Polyketide, beschrieben. Obschon bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung in einiger Ausführlichkeit beschrieben worden
sind, können
selbstverständlich
offensichtliche Abwandlungen daran vorgenommen werden.
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