Hintergrund der Erfindung
Gebiet der Erfindung
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Diese Erfindung betrifft Karzinostatika für die Hormontherapie, enthaltend Dienogest
oder sein Solvat als effektive Komponente, ein therapeutisches Mittel für
geschlechtshormonabhängigen Krebs, enthaltend Dienogest oder sein Solvat als effektive
Komponente, bzw. ein therapeutisches Mittel für Gebärmutterkrebs und/oder Brustkrebs, das
Dienogest oder sein Solvat als effektive Komponente enthält.
Stand der Technik
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Dienogest ist der internationale nichtprivate Name (INN) einer bekannten Verbindung
(17α-Cyanomethyl-17ß-hydroxyestra-4,9(10)-dien-3-on), mit einer Struktur, dargestellt
durch die Formel (I):
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Die Art und die Synthese dieser Verbindung sind kompakt beschrieben in Schubert et
al., Elsevier Science Publishers ed., Natural Products Chemistry, 1984, 143-158.
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Von Dienogest ist bekannt, dass es prämenstruelle Aktivität aufweist, und in
Deutschlang ist ein kombiniertes Medikament von Dienogest mit Ethynylestradiol seit
kurzem auf dem Markt als ein oral einzunehmendes Verhütungsmittel. Die Verwendung
von Dienogest als therapeutisches Mittel für Endometriose wurde auch versucht (Exp.
Clin. Endocrinol. 94,1 -2, 211, 1989). Wie dem auch sei, bislang gibt es keinen Report,
der die krebshemmende Aktivität von Dienogest beschreibt.
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Es wurde auch schon berichtet, dass Dienogest keine androgene Aktivität aufweist, was
Dienogest von anderen Verbindungen mit prämenstrueller Aktivität unterscheidet
(Schubert et al., Elsevier Science Publishers ed., Natural Products Chemistry, 1984, 143-158,
supra).
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Ein derzeitiges Forschungsthema auf dem Gebiet von Krebs und Hormonen ist die
Hormonabhängigkeit von Krebs, und verschiedene Untersuchungen werden angestellt, im
Hinblick auf den Einfluss von biologischen Hormonen auf die Initiierung, Promotion und
Progression von Krebs. Im Hinblick auf solche Untersuchungen hat sich die
Hormontherapie als ein wichtiger Teil der Pharmacotherapie herausgestellt, bei der Behandlung
von typischen geschlechtshormonabhängigen Krebserkrankungen, wie
Gebärmutterkrebs (endometrial carcinoma), Brustkrebs, Prostatakrebs und Schilddrüsenkrebs.
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Zum Beispiel sind mehr als 95% aller Gebärmutterkrebserkrankungen Adenokarzinoma
und die Zellen im geschädigten Bereich des Gebärmutterkrebses behalten häufig einige
Eigenschaften von epitherialen Zellen des Endometriums bei, in der proliferativen
Phase. Solche Zellen, so wird angenommen, dienen der Proliferation in Abwesenheit von
Progesteron durch die Stimulierung von Östrogen (Gurpice, J. Natl. Cancer Inst., 83, 6,
405-416, 1991). Aufgrund solcher Berichte wurden Hormontherapien versucht, die
Antiöstrogene oder Progestine verwenden, als Pharmacotherapie, zusätzlich zu üblichen
Chemotherapien für Gebärmutterkrebs.
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Antiöstrogene, wie Tamoxifen und seine Derivate, wurden zur Verwendung bei der
Hormontherapie untersucht. Im Hinblick auf solche Antiöstrogene wurde berichtet, dass
Tamoxifen bzw. seine Derivate eher das Wachstum von Gebärmutterkrebszelllinien
unterstützten, und dass eine Langzeitverabreichung von Tamoxifen als Hilfsmittel bei der
Chemotherapie von Brustkrebs in einem erhöhten Risiko der Erkrankung an
Gebärmutterkrebs resultierte. Darüber hinaus ist die Empfindlichkeit von Gebärmutterkrebszellen
gegenüber Antiöstrogenen nicht einheitlich, so dass die therapeutische Effizienz der
Verwendung eines Antiöstrogens für Gebärmutterkrebs noch nicht bestätigt werden
konnte (Gurpide, J. Natl. Cancer Inst., 83, 6, 405-416, 1991, supra.).
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Im Hinblick auf die Progestine kann gesagt werden, dass die Verwendung von oral
verabreichbarem 17α-Hydroxyprogesteron, Megestrol, Medrogeston und
Medroxyprogesteron in der Hormontherapie versucht wurde. Unter diesen, so wurde gefunden, zeigt
Medroxyprogesteron therapeutische Effekte im Hinblick auf Gebärmutterkrebs, wenn diese
Verbindung in einer hohen täglichen Dosis verabreicht wird, von 400 bis 600 mg
(Kurihara et al., Sanfujinka-no Jissai (Obstetrical an Gynecological Practice), 34, 517-536,
1985), und eine hochdosierte Präparation von Medroxyprogesteron wurde entwickelt
und auf den Markt gebracht.
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Wie dem auch sei, selbst wenn Medroxyprogesteron in solch einer hohen Dosis
verabreicht wird, beträgt der Prozentsatz der erfolgreichen Therapie immer noch nur 23,6%
(Kurihara et al., Sanfujinka-no Jissai (Obstetrical an Gynecological Practice), 34,
517-536, 1985, supra), während Nebeneffekte von Medroxyprogesteron, die, so wird
angenommen, auftreten aufgrund der kortikoiden Aktivität oder der androgenen Aktivität
von Medroxyprogesteron, merklich hervortreten. In Übereinstimmung damit muss
Medroxyprogesteron unbedingt nur mit Vorsicht gehandhabt werden. (Kurihara et al.,
Sanfujinka-no Jissai (Obstetrical an Gynecological Practice), 34, 4, 575-582, 1989).
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Fast alle Brustkrebserkrankungen und Prostatakrebserkrankungen, so wird
angenommen, werden hervorgerufen durch die Aktionen von Östrogen und Androgen.
Hormontherapien, die Antiöstrogene oder Progestine verwenden, wurden untersucht im
Hinblick auf die Behandlung von Brustkrebs, als Pharmacotherapie, wie im Fall des
oben beschriebenen Gebärmutterkrebses. Typische Antiöstrogene sind Tamoxifen und
dessen Derivate. Wie dem auch sei, diese Antiöstrogene sind nicht notwendigerweise
optimal, da sie Nebeneffekte induzieren, einschließlich Bluterkrankungen, wie
Leukopenie und Hypercalcämie, ebenso wie ein erhöhtes Risiko der Erkrankung an
Gebärmutterkrebs nach Langzeitverabreichung, wie oben genannt. Ein typisches Progestin ist das
oben beschriebene Progesteron. Wie dem auch sei, wie im Fall von Gebärmutterkrebs
muss Medroxyprogesteron in einer hohen Dosis verabreicht werden, d. h. in einer
täglichen Dosis von 600 bis 1200 mg und die obengenannten Nebeneffekte, die, so wird
angenommen, hervorgerufen werden durch die kortikoide Aktivität oder die androgene
Aktivität von Medroxyprogesteron, treten merklich auf.
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Bei der Behandlung von Prostatakrebs wurden Therapien unter der Verwendung der
Progestine versucht, zusätzlich zu den Therapien, die Östrogene verwenden.
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In letzter Zeit wurden Fälle berichtet, bei denen schwere Thrombosen im Gehirn, im
Herz, in der Lunge usw. aufgetreten sind, als Nebeneffekt der hochdosierten
Verabreichung von Medroxyprogesteron bei der Behandlung von geschlechtshormonabhängigen
Krebserkrankungen, insbesondere Gebärmutterkrebs und Brustkrebs. Aufgrund dieser
Situation hat die Safety Division des Pharmaceutical Affairs Bureau, Japanese Ministry
of Health and Welfare dazu aufgerufen, mehr Aufmerksamkeit der Entwicklung von
Thrombosen bei der Verwendung von Medroxyprogesteron zu widmen (lyakuhin Kenkyu
(Researches on Pharmaceuticals), 23, 5, 664-671, 1992).
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JP-A-63-072627 offenbart einige Gonatrienderivate. Diese Druckschrift betrifft die
Behandlung von Endometriose durch die Verwendung dieser Derivate und führt weiter die
Verwendung für Brustkrebs und Gebärmutterkrebs an. Diese Derivate haben eine sehr
starke Anti-Gonadotropinaktivität, demonstriert in einem Tiermodel unter Verwendung
von weiblichen Ratten.
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Wie oben beschrieben, ist ein ausreichend effektiver Erfolgsprozentsatz bei der
Therapie in der Hormontherapie für geschlechtshormonabhängigen Krebs immer noch nicht
erreicht und solch eine Hormontherapie wird von schweren Nebeneffekten begleitet. Die
Verbesserung der therapeutischen Effekte ebenso wie die Sicherheit solch einer
Hormontherapie bei der Behandlung von geschlechtshormonabhängigen
Krebserkrankungen macht es sehr dringend, ein Medikament zu entwickeln, das eine neue
pharmakologische Aktivität aufweist und einen breiteren Bereich von therapeutischen Effekten zeigt,
einschließlich der Effekte für geschlechtshormonabhängige Krebserkrankungen, die
bislang mit konventionellen Hormontherapien nicht behandelt werden konnten. Solch ein
Medikament sollte auch seine therapeutischen Effekte bei einer geringen Dosis zeigen
und sollte geringere Nebeneffekte aufweisen, einschließlich Thrombose, cardiocoronare
Erkrankungen, Arteriosklerose, Cushing-Syndrom und Moon-Face, die, so wird angenommen,
durch die androgene Aktivität oder die kortikoide Aktivität von Medikamenten
hervorgerufen werden.
Zusammenfassung der Erfindung
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Es ist ein Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Karzinostatikum für die Hormontherapie
zur Verfügung zu stellen, enthaltend als effektive Komponente Dienogest, was
überlegen in der Effizienz und schwächer in den Nebenwirkungen ist, verglichen mit den
konventionellen Karzinostatika. Ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein
therapeutisches Mittel für einen geschlechtshormonabhängigen Krebs zur Verfügung zu
stellen, enthaltend Dienogest oder sein Solvat als effektive Komponente, oder ein
therapeutisches Mittel für Gebärmutterkrebs und/oder Brustkrebs, das Dienogest als effektive
Komponente enthält.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben intensive Studien unternommen, um
ein therapeutisches Mittel zu entwickeln, das einen breiten Inhibitoreffekt für
geschlechtshormonabhängige Krebserkrankungen aufweist, einschließlich
Gebärmutterkrebs und Brustkrebs, wobei dieses Mittel im Hinblick auf therapeutische Effekte
überlegen ist und im Hinblick auf Nebeneffekte schwächer ist als konventionelle
Karzinostatika. Nach diesen Studien haben die Erfinder gefunden, dass Dienogest, verwendet bei
signifikant geringeren Dosen als Medroxyprogesteron oder Tamoxifen fähig ist zur
Inhibierung des Wachstums von Zelllinien aus menschlichen
geschlechtshormonabhängigen Krebserkrankungen, in einem Ausmaß, das wesentlich stärker ist als bei
konventionellen Karzinostatika.
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Dienogest zeigt auch eine signifikante Inhibierung des Wachstums der Krebszelllinie,
deren Wachstum überhaupt nicht durch Medroxyprogesteron inhibiert wurde. Es wurde
auch neu gefunden, dass Dienogest frei an kortikoider Aktivität ist, was es ermöglicht,
dass Dienogest als therapeutisches Mittel mit weniger Nebeneffekten eingesetzt wird.
Die vorliegende Erfindung wurde aufgrund dieser Befunde vervollständigt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verwendung von Dienogest oder einem Solvat
davon für die Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung für die
Behandlung und/oder Prävention von geschlechtshormonabhängigem Krebs oder von
Gebärmutterkrebs und/oder Brustkrebs.
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Dienogest, das die effektive Komponente im Karzinostatikum der vorliegenden
Erfindung ist, ist eine Verbindung mit einer Struktur, dargestellt durch die folgende Formel (I):
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Im Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung kann Dienogest vorliegend sein als
Solvat mit irgendwelchen pharmazeutisch akzeptablen Lösungsmitteln, einschließlich
Wasser, Ethanol, Glycerin und Essigsäure.
Experimente
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Die unten beschriebenen Experimente demonstrieren die Effekte des Karzinostatikum in
Übereinstimmung mit der vorliegenden Erfindung. Von den für Vergleichszwecke
verwendeten Medikamenten ist lediglich Medroxyprogesteron ein Medikament, das in
Japan für die Hormontherapie von Gebärmutterkrebs zugelassen ist und das oral
verabreicht werden kann, wie Dienogest.
Experiment 1: Wachstumsinhibitionsaktion für eine Zelllinie aus humanem, gut
ausdifferenziertem Gebärmutterkrebs (Ishikawa-Zelllinie)
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Weibliche Mäuse CB-17 SCID (servere combined immunodeficiency) mit einem
Körpergewicht von 17 bis 27 g und Ishikawa-Zelllinie (Holinka et al., J. Steroid. Biochem., 24,
1, 85-89, 1986), was eine Zelllinie ist aus humanem, gut ausdifferenziertem
Gebärmutterkrebs, wurden verwendet. Die Zelllinienkultur wurde subkutan in den Rücken einer
Maus implantiert. Nach Bestätigung der Fähigkeit der Zelllinie zu einem Krebstumor zu
wachsen, mit einem Volumen von mehr als 1000 mm³, wurde der Krebs
herausgenommen und in Stücke geschnitten, die subkutan in den Rücken von weiteren 35 Mäusen
implantiert wurden, in einer Menge von 40 mg pro Maus. Nachdem der implantierte
Krebs bis auf ein Volumen von 75 mm³ oder mehr gewachsen war, wurden die Mäuse,
wie unten beschrieben, behandelt.
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Die Eierstöcke wurden bei allen Mäusen unter Betäubung herausgeschnitten und die
Mäuse wurden in 7 Gruppen eingeteilt (Gruppen 1 bis 7), mit 5 Mäusen pro Gruppe.
Gruppe 1 erhielt kein Medikament. Gruppen 2 bis 7 erhielten täglich durch das Bauchfell
5 ug/10 g Körpergewicht 17ß-Estradiol, suspendiert in physiologischem Salm. Gruppen
3 bis 7 wurden täglich oral mit den Testverbindungen behandelt, gelöst oder suspendiert
in 0,5% Carboxymethylcelluloselösung, während Gruppe 2 als Kontrollgruppe
verwendet wurde, der nur das Lösungsmittel verabreicht wurde. Dienogest wurde mit einer
täglichen Dosis von 0,01 bis 10 mg/kg Körpergewicht verabreicht und Medroxyprogesteron
wurde mit einer täglichen Dosis von 100 mg/kg Körpergewicht verabreicht.
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Nach 4 Wochen Behandlung wurde das Krebsvolumen gemessen, um die
Wachstumsinhibierungsrate der Testverbindungen im Hinblick auf Gebärmutterkrebszellen zu
berechnen unter Verwendung der folgenden Gleichung:
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Die Resultate sind in Tabelle 1 gezeigt.
Tabelle 1: Wachstumsinhibierung im Hinblick auf eine Zelllinie aus humanem
Gebärmutterkrebs (Ishikawa-Zelllinie)
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Bemerkung: die Angaben in der Tabelle stellen Mittelwerte dar, für die Messungen an
den jeweiligen Individuen der Gruppe (n = 5)
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Die Resultate in Tabelle 1 zeigen, dass in den Gruppen, in denen Dienogest mit einer
täglichen Dosis von 0,1 mg/kg oder mehr verwendet wurde, das Wachstum von
Gebärmutterkrebszellen vollständig inhibiert wurde, während mit Medroxyprogesteron bei
einer täglichen Dosis so hoch wie 100 mg/kg nur eine Wachstumsinhibierung von lediglich
70% erreicht werden konnte. Dienogest zeigte einen therapeutischen Effekt, der stärker
war als der von Medroxyprogesteron, selbst bei einer Dosis so gering wie ungefähr
1/10000 bis 1/1000 der Menge von Medroxyprogesteron.
Experiment 2: Wachstumsinhibitionsaktion für eine Zelllinie aus humanem gut
ausdifferenziertem Gebärmutterkrebs (Hec88-nu Zelllinie)
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Weibliche Mäuse CB-17 SCID mit einem Körpergewicht von 19 bis 28 g und Hec88-nu
Zelllinie (Morisawa et al., Nihon rinsho Saibo Gakkai Zasshi (J. Jpn. Soc. Clin. Cytol.),
26, 3, 433-442, 1987), was eine Zelllinie ist aus humanem, gut ausdifferenziertem
Gebärmutterkrebs, wurden verwendet. Es ist bekannt, dass das Wachstum der Hec88-nu
Zelllinie nicht durch Medroxyprogesteron inhibiert wird (Kato et al., Hum. Cell, 4, 2, 165-
170, 1991).
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Durch Wiederholen der Prozedur des Experiments 1, wurde die Zelllinienkultur subkutan
in den Rücken einer Maus implantiert und nach Wachstum und Herausnahme in
Mengen von 40 mg/Maus in den Rücken von weiteren 35 Mäusen subkutan implantiert.
Nachdem der implantierte Krebs auf ein Volumen von 75 mm³ oder mehr angewachsen
war, wurden die Mäuse wie unten beschrieben, behandelt.
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Die Eierstöcke auf beiden Seiten wurden bei allen Mäusen entfernt, unter Betäubung,
und die Mäuse wurden in 8 Gruppen (Gruppen 1 bis 8) eingeteilt, mit 4 bis 5 Mäusen pro
Gruppe. Kein Medikament wurde der Gruppe 1 verabreicht. Die Gruppen 2 bis 8
erhielten täglich durch das Bauchfell 5 ug/10 g Körpergewicht 17ß-Estradiol, suspendiert in
physiologischem Salm. Gruppen 3 bis 8 wurden täglich oral behandelt mit den
Testverbindungen, gelöst oder suspendiert in 0,5%-igen Carboxymethylcelluloselösungen,
während Gruppe 2 als Kontrollgruppe verwendet wurde, durch die Verabreichung
lediglich des Lösungsmittels unter Wiederholung der Prozedur des Experiments 1. Nach 4
Wochen Behandlung wurde das Krebsvolumen gemessen, um die
Wachstumsinhibierungsrate der Testverbindungen für Gebärmutterkrebszellen zu berechnen, wie in
Experiment 1. Die Resultate sind in Tabelle 2 gezeigt.
Tabelle 2: Wachstumsinhibierung für eine Zelllinie aus humanem
Gebärmutterkrebs (Hec88-nu Zelllinie)
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Bemerkung: Die Angaben in der Tabelle stellen Mittelwerte dar, für Messungen für die
jeweiligen Individuen in der Gruppe (n = 4 oder 5)
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Wie die Resultate in Tabelle 2 zeigen, ergibt Dienogest bei einer täglichen Dosis von so
gering wie 0,01 mg/kg eine Wachstumsinhibierung von Gebärmutterkrebszellen von
mehr 50%, während Medroxyprogesteron, bei einer täglichen Dosis so hoch wie
100 mg/kg überhaupt keine Wachstumsinhibierung zeigte. Tamoxifen zeigte auch keine
Inhibierung des Wachstums von Gebärmutterkrebszellen, selbst wenn die Dosis auf
10 mg/kg erhöht wurde.
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Es wurde dann abgeschätzt, dass das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung
einen Mechanismus der Krebswachstumsinhibition aufweisen sollte, der verschieden von
dem der konventionellen Progestine oder Antiöstrogene ist, so dass das
Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung für Arten von Krebserkrankungen effektiv sein sollte,
die bislang nicht auf konventionelle Hormontherapien angesprochen haben.
Experiment 3: Wachstumsinhibitionsaktion für eine Zelllinie von humanem
Brustkrebs (MCF-7)
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Weibliche Mäuse CB-17 SCID mit einem Körpergewicht von 17 bis 25 g und MCF-7
(Soule et al., J. Natl. Cancer Inst., 51, 1409-1413, 1973), was eine Zelllinie aus
humanem Brustkrebs ist, wurden verwendet.
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Unter Wiederholung der Prozedur des Experiments 1 wurde die Zelllinienkultur subkutan
in den Rücken einer Maus implantiert und nachdem diese Kultur gewachsen und wieder
herausgenommen worden war, wurden 80 mg des herausgenommenen Krebses
subkutan in den Rücken von weiteren 30 Mäusen, pro Maus, auf der linken Seite
implantiert. Jeder Maus wurden 0,5 mg/kg/Tag 17ß-Estradiol verabreicht, suspendiert in
physiologischem Salm, und nachdem der implantierte Krebs auf ein Volumen von 100 mm³
oder mehr angewachsen war, wurden die Mäuse wie unten beschrieben behandelt.
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Die Eierstöcke wurden bei allen Mäusen unter Betäubung entfernt und die Mäuse
wurden in 6 Gruppen aufgeteilt (Gruppen 1 bis 6) bei 5 Mäusen pro Gruppe. Gruppe 1
erhielt kein Medikament. Die Gruppen 2 bis 6 erhielten täglich durch das Bauchfell
5 ug/10 g Körpergewicht 17ß-Estradiol, suspendiert in physiologischem Saline. Die
Gruppen 3 bis 6 erhielten täglich oral die Testverbindungen, gelöst oder suspendiert in
einer 0,5%-igen Carboxymethylcelluloselösung, während Gruppe 2 als Kontrollgruppe
verwendet wurde, durch alleiniges Verabreichen des Lösungsmittels. Dienogest wurde
mit einer täglichen Dosis von 0,01 mg/kg bis 0,1 mg/kg verwendet, Medroxyprogesteron
wurde bei einer täglichen Dosis von 100 mg/kg verwendet und Tamoxifen wurde bei
einer täglichen Dosis von 10 mg/kg verwendet.
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Nach 4 Wochen Behandlung wurde das Krebsvolumen gemessen, um die
Wachstumsinhibierungsrate der Testverbindungen für Brustkrebszellen zu berechnen, wie Fall
des Experiments 1. Die Resultate sind in Tabelle 3 angegeben.
Tabelle 3: Wachstumsinhibierung für eine Zelllinie von humanem Brustkrebs
(MCF-7)
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Bemerkung: Die Angaben in der Tabelle stellen Mittelwerte dar, für Messungen an den
jeweiligen Individuen der Gruppe (n = 5)
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Die Resultate in Tabelle 3 machen deutlich, dass Medroxyprogesteron bei einer
täglichen Dosis von 100 mg/kg bzw. Tamoxifen bei einer täglichen Dosis von 10 mg/kg keine
ausreichende inhibierende Wirkung auf das Wachstum von Brustkrebszellen zeigten. Im
Gegensatz dazu konnte Dienogest wesentlich das Wachstum inhibieren, bei einer
Dosis, die nur 1 /10000 bis 1 /1000 der Dosis von Medroxprogesteron bzw. 1 /1000 bis 1 /100
der Dosis von Tamoxifen betrug.
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In Übereinstimmung damit kann erwartet werden, dass Dienogest therapeutische
Effekte zeigt, die signifikant höher sind als die von konventionellen Medikamenten, nicht
nur für Gebärmutterkrebs, sondern auch für Brustkrebs u. ä..
Experiment 4: Bestätigung der Gegenwart oder Abwesenheit der kortikoiden
Aktion von Dienogest
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Männliche Wistar-Ratten mit einem Körpergewicht von 170 bis 210 g wurden in Gruppen
von 6 Ratten pro Gruppe verwendet.
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Die Adrenalindrüsen auf beiden Seiten wurden unter Betäubung den Ratten auf beiden
Seiten entnommen.
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Eine erste Serie von Testverbindungen umfassten Dienogest, hergestellt durch
Wiederholen der Prozedur des Experiments 1, sowie Dexamethason, gelöst in Sesamöl.
Dienogest wurde mit einer täglichen oralen Dosis von 10 bis 100 mg/kg verabreicht und
Dexymethason wurde mit einer täglichen subkutanen Dosis von 0,1 mg/kg verabreicht,
während nur das Lösungsmittel, im selben Volumen der Kontrollgruppe verabreicht
wurde.
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Eine zweite Serie an Testverbindungen waren Dexamethason, gelöst in Sesamöl, und
Aldosteron, gelöst in Sesamöl, die jeweils subkutan verschiedenen Gruppen an Ratten
verabreicht wurden, bei einer Dosis von 0,1 mg/kg für Dexamethason und mit einer
Dosis von 0,025 mg/kg für Aldosteron, während nur das Lösungsmittel, im selben Volumen,
der Kontrollgruppe verabreicht wurde. Sofort nach Verabreichung der Testverbindungen
wurden 30 ml/kg physiologisches Salm durch das Bauchfell verabreicht und Urin wurde
für 4 Stunden aufgesammelt, um das Urinvolumen und die Elektrolytkonzentration des
Urins zu bestimmen.
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Das Urinvolumen und das Verhältnis von Natriumionen zu Kaliumionen, exkretiert mit
dem Urin (Na/K-Verhältnis) wurden verwendet als Indizes für die kortikoide Aktion.
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Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 gezeigt.
Tabelle 4: Kortikoide Wirkung
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Bemerkung: Die Angaben in der Tabelle stellen Mittelwerte dar, für Messungen an den
jeweiligen Individuen der Gruppe (n = 6).
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P: Das Ergebnis der Analyse für die Differenz im Mittel der Messungen zwischen
Kontrollgruppe und Gruppe mit Medikation durch das multiple
Dunnetvergleichsverfahren.
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N.S.: nicht signifikant.
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Die Ergebnisse, gezeigt in Tabelle 4 machen deutlich, dass die mit Dienogest
behandelten Rattengruppen keinen signifikanten Unterschied zur Kontrollgruppe zeigten,
weder im Hinblick auf das Urinvolumen noch auf das Na/K-Verhältnis im Urin, selbst wenn
die Dosis so hoch wie 100 mg/kg war. Weiter wurden weder die glucokortikoide Aktivität,
typischerweise gezeigt durch Dexamethason, noch die mineralokortikoide Aktivität,
typischerweise gezeigt durch Aldosteron, in den Rattengruppen aufgefunden, die mit
Dienogest behandelt wurden.
Experiment 5: Vergleich der androgenen Aktion zwischen Dienogest und
konventionellen Medikamenten
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Männliche Wistar-Imamichi-Ratten, mit einem Körpergewicht von 40 bis 60 g wurden in
Gruppen mit 5 bis 6 Ratten pro Gruppe verwendet.
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Die Hoden (testes) wurden den Ratten unter Betäubung herausgenommen. Die
Testverbindungen wurden hergestellt durch Wiederholen der Prozedur des Experiments 1,
und Dienogest wurde bei einer Dosis von 10 bis 100 mg/kg und Medroxyprogesteron bei
einer Dosis von 30 bis 300 mg/kg oral verabreicht, während nur das Lösungsmittel, im
selben Volumen, den Kontrollgruppen verabreicht wurden.
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Nach einer täglichen Verabreichung für sieben Tage wurde das ventrale Prostata
entfernt, um das Gewicht davon zu bestimmen. Das Verhältnis des mittleren
Prostatagewichts der behandelten Gruppe im Verhältnis zum mittleren Prostatagewicht der
Kontrollgruppe wurde als Index für die androgene Aktion verwendet. Die Resultate sind in
Tabelle 5 gezeigt.
Tabelle 5: Androgene Wirkung
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Bemerkung: Die Angaben in der Tabelle stellen Mittelwerte dar, für Messungen an den
jeweiligen Individuen der Gruppe (n = 5 oder 6).
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Wie die in Tabelle 5 gezeigten Resultate angeben, zeigt Dienogest keine signifikante
androgene Aktion, selbst wenn es mit einer Dosis so hoch wie 100 mg/kg verabreicht
wird, während die Behandlung mit Medroxyprogesteron bei einer Dosis von 100 mg/kg
oder mehr in einem Anstieg des Prostatagewichts von mehr als 50% resultierte, was die
signifikante androgene Aktion des Medikaments anzeigt.
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Im Lichte dieser Ergebnisse wurde abgeschätzt, dass es für Dienogest sehr viel weniger
wahrscheinlich ist, dass seine Verabreichung begleitet wird mit Nebeneffekten, induziert
durch die androgene Aktion, verglichen mit Medroxyprogesteron.
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In Schubert et al., Elsevier Science Publishers ed., Natural Products Chemistry, 1984,
143-158, supra, wird beschrieben, dass Dienogest nur eine geringe antiöstrogene
Aktivität aufweist. Wenn diese Offenbarung in Betracht gezogen wird, unter
Berücksichtigung der Resultate der Experimente 2 bzw. 3, so sollte klar werden, dass die
therapeutischen Effekte des Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung nicht einfach erklärt
werden können im Lichte dieser antiöstrogenen Aktivität.
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Wie die oben beschriebenen experimentellen Resultate demonstrieren, zeigt Dienogest
ausgezeichnete inhibitorische Effekte in experimentellen Modellen, in denen die
konventionellen Progestine oder Antiöstrogene versagten, selbst wenn Dienogest bei einer
Dosis verwendet wird, die signifikant geringer ist als die der konventionellen Medikamente.
Es wurde dann abgeschätzt, dass das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung
einen Mechanismus aufweist, der recht unterschiedlich von dem der konventionellen
Progestine oder Antiöstrogene ist, so dass Dienogest effektiv für
geschlechtshormonabhängige Krebserkrankungen sein sollte, die auf konventionelle Hormontherapien nicht
ansprechen.
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Weiter ist das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung im Wesentlichen frei von
androgener Aktion bzw. der kortikoiden Aktion, und daher wird erwartet, dass es ein
sicheres Medikament ist, frei von Nebeneffekten, einschließlich Thrombose,
Herzkranzgefäßerkrankungen, Arteriosklerose, Cushing-Syndrum, Moon-Face u. ä.
Es wird auch erwartet, dass das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung frei von
anderen unbekannten Nebeneffekten ist, da die Dosis an Dienogest, benötigt zur
Inhibierung des Wachstums von geschlechtshormonabhängigen Krebserkrankungen
vergleichbar ist mit der Dosis an Dienogest, die in den oral verabreichbaren
Verhütungsmitteln eingesetzt wird, die in Deutschland zugelassen sind, genauer gesagt, eine
tägliche Dosis von 2 mg. Die Sicherheit bei einer täglichen Dosis von 2 mg wurde auch
bestätigt in den klinischen Experimenten bezüglich der Verwendung als therapeutisches
Mittel für Endometriose.
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Im Folgenden wird die Verabreichungsform des Karzinostatikums der vorliegenden
Erfindung beschrieben. Das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung kann entweder
alleine oder mit anderen Medikamenten verabreicht werden. Exemplarische orale oder
nicht orale Verabreichungsformen schließen Tabletten, Kapseln, zuckerbeschichtete
oder filmbeschichtete Tabletten, Granulate, feine Granulate, Pulver, flüssige Lösungen
oder Suspensionen, Emulsionen, Lipidemulsionen und Salben ein. Es kann auch rektal
oder vaginal als Zäpfchen verabreicht werden oder durch intramuskuläre oder
intravenöse Injektionen. Es kann auch zu Präparationen mit einer verzögerten
Wirkstofffreisetzung verarbeitet werden, in der Form von Pflastertabs, Pflastern oder subkutanen
Implantaten u. ä.
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Das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung kann typischerweise verabreicht
werden einmal bis fünfmal pro Tag, mit einer täglichen Dosis von etwa 0,05 bis 100 mg und
vorzugsweise von 0,5 bis 10 mg, im Fall eines Erwachsenen. Diese Dosis kann
allerdings in Abhängigkeit vom Alter, dem Körpergewicht und den Gesundheitsbedingungen
des Patienten variieren, ebenso wie mit der Art der Verabreichung.
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Das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung kann in verschiedenen konventionellen
Formen der Hormontherapie verwendet werden. Es kann alleine verwendet werden oder
in Kombination mit einem bekannten Karzinostatikum in der Hormontherapie von
geschlechtshormonabhängigen Krebserkrankungen, in Kombination mit einem
chemotherapeutischen Mittel in einer sog. Hormonchemotherapie, oder als Hilfshormontherapie in
Kombination mit einer chirurgischen Therapie, für prophylaktische oder therapeutische
Zwecke oder zum Zweck der Verhinderung des Wiederauftretens von Krebs.
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Die vorliegende Erfindung wird weiter beschrieben unter Verweis auf die folgenden
Beispiele, die keineswegs den Umfang der Erfindung beschränken sollen.
Beispiel 1
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Dienogest 0,5 g
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Lactose 92,5 g
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Maisstärke 49,0 g
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Talk 3,0 g
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Magnesiumstearat 5,0 g
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Die Zutaten wurden adäquat gemischt und die Mischung wurde einer Wet-Granule-
Compaction unterworfen, um Tabletten eines Gewichts von 150 mg zu produzieren,
jeweils enthaltend 0,50 mg Dienogest.
Beispiel 2
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Dienogest 2,0 g
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Lactose 87,0 g
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Maisstärke 6,0 g
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Magnesiumstearat 5,0 g
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Die Zutaten wurden gemischt und die Mischung wurde in japanische Pharmocopoera #3
Kapseln gefüllt.
Beispiel 3
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Dienogest 1,0 g
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Polysorbat 80 1,0 g
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WitepsolTM (S-55) 98,0 g
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Die Zutaten wurden bei einer erhöhten Temperatur geknetet und dann in eine
Plastikpackung eingefüllt, um Zäpfchen zu produzieren, jeweils mit einem Gewicht von 1,0 g.
Beispiel 4
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Dienogest 1,0 g
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Polyoxyethylenlaurylether 39,0 g
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Glycerin 20,0 g
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Die Zutaten wurden adäquat schmelzgeknetet, bei einer erhöhten Temperatur, und
dann in eine Packung gefüllt, um Zäpfchen zu produzieren, jeweils mit einem Gewicht
von 1,0 g.
Effekte der Erfindung
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Das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung, so wird erwartet, zeigt therapeutische
Effekte, die vergleichbar oder besser sind als die von konventionellen
hormontherapeutischen Mitteln, bei einer Dosis, die sehr viel geringer ist als die Dosis solcher
konventioneller hormontherapeutischer Mittel, bei der Therapie von
geschlechtshormonabhängigen Krebserkrankungen, wie Gebärmutterkrebs und Brustkrebs. In Übereinstimmung
damit ist das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung frei von Nebeneffekten, die bei
konventionellen hochdosierten Hormontherapien auftreten. Weiter, so wird
angenommen, zeigt das Karzinostatikum der vorliegenden Erfindung seine Effekte für einen
breiten Bereich von Krebserkrankungen, einschließlich von Fällen, auf die die
konventionelle Hormontherapie nicht angesprochen hat, da das Karzinostatikum der vorliegenden
Erfindung, so wird angenommen, mit einem Mechanismus agiert, der verschieden ist
von dem Mechanismus konventioneller Progestine oder Antiöstrogene.