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Die
Erfindung betrifft sowohl das Gebiet der genetischen Manipulation
mittels der rekombinanten DNA-Technologie zur Herstellung bestimmter
Proteine und/oder Partikel, die aus einem oder mehreren dieser Proteine
bestehen, als auch das Gebiet der Diagnostik und Impfstoff-Herstellung.
Die Erfindung betrifft bestimmte virale Proteine, die sich oder
auch nicht in Form virusartiger Partikel befinden können, wobei
die Proteine oder Partikel zum Beispiel in Assays zum Nachweis von
Antikörpern
gegen diese Proteine verwendet werden können oder zum Erhalten solcher
Antikörper
oder zum Erreichen eines Schutzes gegen den Virus oder zum Einbau
von Epitopen von Proteinen anderer Pathogene (Krankheitserreger)
darin verwendet werden können,
um einen Schutz gegen diese anderen Pathogene zu erreichen (und
somit vielfältige
Möglichkeiten zur
Verwendung zu Impfzwecken bieten).
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Insbesondere
betrifft die Erfindung die Hüllproteine
VP1 und VP2 des menschlichen Parvovirus B19 und virusartige Partikel,
die aus VP2 oder aus VP1 und VP2 bestehen. Die Erfindung umfaßt weiterhin
genetische Information in Form rekombinanter Expressionsvektoren,
die die für
diese Proteine kodierenden Gene enthalten, und Organismen, die die
Fähigkeit
zum Bilden der fraglichen Proteine und/oder Partikel infolge der genetischen
Manipulation unter Verwendung derartiger Vektoren erlangt haben.
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Das
menschliche Parvovirus B19 wurde 1975 zufällig in Serumproben einiger
gesunder Blutspender entdeckt. Seit dieser Zeit ist gefunden worden,
daß das
Virus Erythema Infectiosium – auch
bekannt als die "fünfte Krankheit" – und die sog. "aplastische Krise" bei Patienten mit chronisch
hämolytischer
Anämie
verursacht. Das B19 Virus ist weiterhin mit Abort und fötalem Tod,
mit Arthritis und mit chronischer Anämie bei immundefizienten Patienten
assoziiert. Infektionen können
auch unter anderen Syndromen oder gänzlich asymptomatisch auftreten.
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Infektionen
mit diesem Virus, den man in der ganzen Welt findet, treten gewöhnlicherweise
in Epidemien auf, die etwa alle 3-6 Jahre stattfinden, aber auch
sporadisch in den dazwischenliegenden Jahren auftreten können.
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Heute,
14 Jahre nach der Entdeckung des B19-Virus, wird die Diagnostik
der Infektion mit dem Virus weltweit immer noch in nur einer begrenzten
Anzahl von Laboratorien durchgeführt.
Weil das Virus bei Patienten zu der Zeit, zu der die Symptome auftreten,
nicht mehr nachgewiesen werden kann (Virämien und Virusexkretion gehen
den Symptomen voraus), muß sich
die Diagnostik auf den Nachweis von (IgM)-Antikörpern, die für B19 spezifisch
sind, konzentrieren.
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Diesbezüglich (und
beispielsweise auch zur Herstellung geeigneter Impfstoffe) ist es
notwendig, eine ausreichende Versorgung mit dem B19-Antigen zum Aufbauen
der Tests zu besitzen. Was jedoch fehlt, ist ein geeignetes in vitro-Zellkultursystem
zum Vermehren des Virus, mit dem genügend Antigen erhalten werden kann.
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Die
bestehende Parvovirus B19-Diagnostik wird mit Virusantigen durchgeführt, das
mehr oder weniger zufällig
verfügbar
wird (das Screening/Durchmustern von Blutspenden bietet eine geschätzte Wahrscheinlichkeit
von 1:50.000, daß virämisches
Blut gefunden wird).
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Aus
diesen Gründen
besteht ein großer
Bedarf an Antigen, das unter Verwendung rekombinanter DNA-Techniken
hergestellt wird. Demgemäß sind bereits
verschiedene Vorschläge
in dieser Richtung gemacht worden, aber keiner von ihnen hat sich
wirklich als nützlich
für den
Aufbau eines diagnostischen Tests erwiesen.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Verwendung eines Expressionsvektor-Systems,
das erst kürzlich
entwickelt wurde, nämlich
dem "Baculovirus-Expressionsvektor-System". In diesem System
wird von einem rekombinanten Virusvektor des Baculovirus Autographa
californica nuclear polyhedrosis virus (AcNPV) Gebrauch gemacht,
um die Proteine des B19-Virus in Insektenzellen zu exprimieren:
Spodoptera frugiperda (Sf9). Dieses System bietet viele Vorteile
gegenüber
den gängigen
Systemen von Expressionsvektoren:
- a) In Hinsicht
auf die Verwendung zu diagnostischen und möglicherweise therapeutischen
(Impf-) Zwecken ist keine Kreuzreaktion mit Proteinen des Baculovirus
oder der Insektenzellen (bei Proteinen, die in E.coli exprimiert
werden, kann dies nicht immer ausgeschlossen werden) zu erwarten.
- b) Die Virusproteine können
in großen
Mengen (1-500 mg/l) bis sogar zu 50-75% des Gesamtproteins gebildet
werden, wie auf SDS-Polyacrylamid-Gelen nachgewiesen werden kann
(Summers und Smith, 1986, A Manual of methods for baculovirus vector
and insect cell culture procedures; Yong Kang, 1988; Adv. in Virus
Res. 35, 177-192).
Dies sind beträchtlich
größere Mengen
als solche, die in prokaryotischen Expressionssystemen oder in Chinese
hamster ovary – Zellen,
wie durch Kajigaya et al. beschrieben (Blood 75(5), Suppl. 1, 44a,
Abstr. 86; 1988), hergestellt werden können.
- c) Die Proteine können
als nicht-fusionierte Proteine hergestellt werden im Gegensatz zu
z.B. dem B19-Protein, das als Fusionsprotein in E.coli durch Sisk
und Berman (Biotechnology 5, 1077-1080, 1987) hergestellt worden
ist. Dieses rekombinante β-Galactosidase-B19-Fusionsprotein geht
nur in Gegenwart von Natriumdodecylsulfat (SDS) in Lösung. Die
VP1- und VP2-Proteine, die gemäß der Erfindung
in Insektenzellen exprimiert werden, können im Gegensatz dazu leicht
durch Ultraschallbehandlung der Zellen in einem Puffer, der 25 mM
NaHCO3 und 20 mg/l NaN3 (pH
9,5) enthält,
gelöst
werden. Bei einer solchen Behandlung gehen 95% der zellulären Proteine
in die lösliche
Fraktion des Überstands über.
- d) Die Proteine können
in einer Insektenzellinie, die einfach zu kultivieren ist, hergestellt
werden, im Gegensatz zu der Herstellung von Virusproteinen in menschlichen
erythroiden Knochenmarkszellen (Ozawa et al., 1987; Blood 70, 384-391)
oder in menschlichen fötalen
erythroiden Leberzellen (Yaegashi et al., 1989; J. Virol. 63, 2422-2426).
- e) Weil in dem Baculovirus-Expressionsvektor-System prä- und posttranslationale
Modifikationen auftreten, wie Phosphorylierung, Glycosylierung,
Abspalten des Signalpeptids und Entfernen der Introns durch Spleißen, ist
das System potentiell sehr zur Herstellung biologisch aktiver Proteine
mit einer (praktisch) nativen Struktur geeignet (Yong Kang, 1988;
Adv. in Virus Res. 35, 177-192). In diesem System können das
VP1- und das VP2-Protein von B19 sowohl getrennt voneinander als
auch zusammen exprimiert werden. Zudem besteht die Möglichkeit,
daß virusartige
Partikel aus einem oder mehreren dieser Proteine spontan gebildet werden.
- f) Ein zusätzlicher
Vorteil des Baculovirus ist, dass er sich nicht in Säugerzellen
vermehrt und daher für Menschen
nicht pathogen ist, was es viel sicherer macht, mit diesem System
zu arbeiten und es zu verwenden.
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Gemäß der Erfindung
ist es tatsächlich
erreicht worden, die VP1- und VP2-Hüllproteine des menschlichen
Parvirus B19 mit einer hohen Ausbeute in antigenisch wirksamer Form
als nicht-fusionierte Proteine, als virusartige Partikel oder nicht,
unter Verwendung des Baculovirus-Expressionssystems
in Insektenzellen (Spodoptera frugiperda) herzustellen. Unter Verwendung
der Insektenzellen, die die Proteine des B19-Virus bilden, ist weiterhin
erreicht worden, einen spezifischen und sensitiven Immunfluoreszenz-Assay
(IFA) und einen spezifischen und sensitiven Enzyme-Linked Immunosorbent
Assay (ELISA) zum Nachweis von Antikörpern gegen die VP2 und/oder
VP1 und VP2 Proteine des B19-Virus zu entwickeln. Auf der Basis
der Proteine des B19-Virus und virusartiger Partikel, die in Übereinstimmung
mit der Erfindung in Insektenzellen gebildet werden, können jedoch
auch andere diagnostischen Assays, wie ein Radioimmunoassay (RIA)
oder ein Agglutinationstest entwickelt werden.
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Die
Erfindung wird hauptsächlich
in rekombinanten VP2 und/oder VP1 und VP2 virusartigen Partikeln und/oder
VP1- und VP2-Protein des menschlichen Parvovirus B19 verkörpert, die
in Zellen von Spodoptera frugiperda gebildet werden, die mittels
eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems
mit der genetischen Information ausgestattet worden sind, die zur
Expression von VP2-Protein und/oder VP1 und VP2 des B19-Virus benötigt wird.
Die Erfindung umfasst weiterhin rekombi nante virusartige Partikel,
die aus dem VP2-Protein oder dem VP1- und VP2-Protein des menschlichen
Parvovirus B19 bestehen, die in Zellen von Spodoptera frugiperda
gebildet werden, die mittels eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems mit der genetischen
Information ausgestattet sind, die zur Expression des VP2-Proteins
oder des VP1- und VP2-Proteins
benötigt wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung Zellen von Spodoptera frugiperda, die mittels eines
Baculovirus-Expressionsvektor-Systems
mit der genetischen Information ausgestattet worden sind, die zur
Expression des VP1- und/oder VP2-Proteins des menschlichen Parvovirus
B19 benötigt
wird.
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Die
Erfindung stellt weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von VP1- und VP2-Protein
des menschlichen Parvovirus B19, und Verfahren zur Herstellung virusartiger
Partikel, die aus dem VP2-Protein oder aus beiden Proteinen zusammengesetzt
sind, durch Kultivieren von Zellen von Spodoptera frugiperda bereit,
die mittels eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems
mit der genetischen Information ausgestattet worden sind, die zur
Expression des bzw. der Proteine des B19-Virus wie erforderliche
benötigt
wird. Wahlweise und vorzugsweise wird das in den Zellen gebildete
B19-Virusprotein und/oder die virusartigen Partikel, die in den Zellen
gebildet werden und aus dem VP2-Protein oder dem VP1und dem VP2-Protein
bestehen, von den Zellen abgetrennt. Ein für diesen Zweck geeignetes Verfahren
umfasst eine Ultraschallbehandlung der Zellen in einem Puffer, der
25 mM NaHCO3 und 20 mg/l NaN3 (pH
9,5) enthält.
Das Ergebnis einer solchen Behandlung ist, dass ein großer Teil
der in den Zellen vorhandenen Proteine, z.B. 95%, in gelöster Form
im Überstand
erhalten wird. Durch Reinigungsverfahren, die als solche für sich bekannt
sind, können
die Proteine des B19-Virus mit einer höheren Reinheit isoliert werden.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung betrifft rekombinante Baculovirus-Expressionsvektoren, die
mit der genetischen Information ausgestattet sind, die zur Expression
des VP1- und/oder VP2-Proteins des menschlichen Parvovirus B19 in
Zellen von Spodoptera frugiperda benötigt wird. Bevorzugte Ausführungsformen
solcher rekombinanter Baculovirus-Expressionsvektoren sind die Plasmide
pAcB19VP1-YM1 und pAcB19VP2-YM1, die im Folgenden beschrieben werden.
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In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung rekombinante Baculoviren, die mit der genetischen
Information ausgestattet sind, die zur Expression des VP1- und/oder
VP2-Protens des menschlichen Parvovirus B19 in Zellen von Spodoptera
frugiperda benötigt
wird. Bevorzugte Ausführungsformen
solcher rekombinanter Baculoviren sind die Viren AcB19VP1L und AcB19VP2L,
die im Folgenden beschrieben werden.
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Die
Erfindung umfasst weiterhin die Verwendung von rekombinanten VP2
und/oder VP1 und VP2 virusartigen Partikeln und/oder VP1- und VP2-Protein
des menschlichen Parvovirus B19, die in Zellen von Spodoptera frugiperda
gebildet werden, die mittels eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems mit der genetischen
Information ausgestattet worden sind, die zur Expression des/der
Proteins/(e) des B19-Virus benötigt wird,
in einem Assay zum Nachweis von Antikörpern, die gegen das B19-Virsuprotein
gerichtet sind, in einer zu testenden Probe. Die Erfindung umfasst
die Verwendung rekombinanter virusartiger Partikel, die aus dem VP1-Protein
oder dem VP1- und VP2-Protein des menschlichen Parvovirus B19 bestehen,
die in Zellen von Spodoptera frugiperda gebildet werden, die mittels
eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems mit der genetischen
Information ausgestattet worden sind, die zur Expression dieser
B19-Virusproteine benötigt
wird, in einem Assay zum Nachweis von Antikörpern gegen das B19-Virus in
einer zu testenden Probe. In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung
betrifft dies die Verwendung von Zellen von Spodoptera frugiperda,
die mittels eines BaculovirusExpressionsvektor-Systems mit der genetischen
Information ausgestattet worden sind, die zur Expression von VP2
und/oder VP1- und/oder VP2-Protein
des menschlichen Parvovirus B19 benötigt wird, in einem Assay zum
Nachweis von Antikörpern
gegen das B19-Virusprotein in einer zu testenden Probe, insbesondere
in einem IFA oder ELISA zum Nachweis von Antikörpern gegen das B19-Virusprotein
in einer zu testenden Probe.
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Die
Erfindung umfasst ebenfalls ein Impfstoff-Präparat zum Induzieren einer
Immunantwort, die einen Schutz gegen das menschliche Parvovirus
B19 vermittelt, und rekombinante VP2 und/oder VP1 und VP2 virusartige
Partikel und VP1- und VP2-Protein des menschlichen Parvovirus B19,
das in Zellen von Spodoptera frugiperda gebildet wurde, die mittels
eines Baculovirus-Expressionssystems mit der genetischen Information ausgestattet
worden sind, die zur Expression des B19-Virusproteins benötigt wird,
oder einen antigenisch wirksamen Teil dieses rekombinanten B19-Proteins, in Kombination
mit einem oder mehreren Trägern
und/oder Adjuvantien, die zu Impfzwecken geeignet sind, umfasst.
Weiterhin umfasst die Erfindung ein Impfstoff-Präparat zum Induzieren einer
Immunantwort, die einen Schutz gegen das menschliche Parvovirus
B19 bestehen, die in Zellen von Spodoptera frugiperda gebildet werden,
die mittels eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems mit der
genetischen Information ausgestattet worden sind, die zur Expression
dieser Proteine des B19-Virus benötigt wird, in Kombination mit
einem oder mehreren Trägern
und/oder Adjuvantien, die für
Impfzwecke geeignet sind, umfasst.
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Die
Erfindung umfasst weiterhin die Verwendung des rekombinanten VP1-
und VP2-Proteins des menschlichen Parvovirus B19 (oder virusartiger
Partikel, die aus VP2 oder aus VP1 und VP2 bestehen), die in Zellen
von Spodoptera frugiperda gebildet werden, die mittels eines Baculovirus-Expressionsvektor-Systems mit
der genetischen Information ausgestattet worden sind, die zur Expression
des Protein des B19-Virus benötigt
wird, oder eines, antigenisch wirksamen Teiles dieses rekombinanten
Proteins des B19-Virus, zum Induzieren einer Immunantwort außerhalb
des Säugetierkörpers, die
einen Schutz gegen das menschliche Parvovirus B19 vermittelt.
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In
dem nun folgenden experimentellen Teil wird beispielhaft und illustrativ
gezeigt, wie die Erfindung ausgeführt wurde und wie sie ausgeführt werden
kann. Wie durch die Beispiele gezeigt wird, wurden die DNA-Sequenzen, die für die Strukturproteine
VP1 und VP2 des menschlichen Parvovirus B19 kodieren, von dem B19-Virus
aus dem Serum eines Patienten isoliert. Dann wurde die B19-DNA über Subklonierungsschritte in
pUC19 und pUC7 in dem Baculovirusvektor pAcYM1 hinter dem Promoter
für das
Polyhedrin-Gen des Baculovirus kloniert. Mittels Kotransfektion
dieses rekombinanten Vektors mit Wildtyp-Baculovirus-DNA, gefolgt von
Rekombination in den Insektenzellen (Spodoptera frugiperda) wurde
schließlich
rekombinanter Virus isoliert, der nach Infektion in den Insektenzellen
zu der Bildung der Hüllproteine
VP1 und VP2 von B19 führt,
die sich oder auch nicht in Form virusartiger Partikel befanden.
Unter Verwendung dieser B19-Proteine wurden sensitive und spezifische
IFA- und ELISA-Tests entwickelt, die einen schnellen und einfachen
Nachweis von Antikörpern,
die für
B19 spezifisch sind, ermöglichen.
Die auf diese Weise gebildeten Proteine, die sich oder auch nicht
in der Form virusartiger Partikel befinden können, können auch als leicht erhältliche
Antigene für andere
diagnostische Tests dienen, wie RIAs und Agglutinations-Tests, und
zu der (möglichen)
Herstellung von Impfstoffen und Impfstoffen aus Untereinheiten.
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Beschreibung der Figuren
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1 zeigt
die genetische Struktur des menschlichen Parvovirus B19, der ein
Einzelstrang-DNA-Virus ist mit einer DNA von etwa 5.500 Nukleotiden.
Nach Ozawa et al., 1987; J. Virol. 61, 2395-2406 enthalten die Nukleotide
2444-4787 die Sequenz, die für
das VP1 (84 kD) kodiert, und die Nukleotide 3125-4787 die für das VP2
(58 kD) kodierende Sequenz Nicht gezeigt sind die vier Donor-Stellen,
die sich zwischen den Nukleotiden 2177 und 2195 befinden, und die
zwei Akzeptorstellen für
das Spleißen,
die sich zwischen den Nukleotiden 3043 und 3050 befinden. Für die Bildung
von VP2 während
der Virusreplikation wird die dazwischenliegende Sequenz (Nukleotide
2177-3050, die das Initiationskodon für VP1 einschließen) durch
Spleißen
entfernt. 1 zeigt weiterhin ein Diagramm
der Klonierungen zur Herstellung des rekombinanten Baculovirus mit
den Genen des menschlichen Parvovirus B19.
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Beispiel 1: Expression
von VP1 des Parvovirus B19
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1. Isolierung von DNA
des Parvovirus B19 aus Patientenserum.
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Nachdem
B19-DNA in dem Serum eines Patienten mittels der "Polymerase-Ketten-Reaktion" (polymerase chain
reaction/PCR) und Dot-Spot-Hybridisierung
mit DNA-Proben, die für
B19 spezifisch sind (Salimans et al., 1989; J. Virol. Meth. 23,
19-28), nachgewiesen wurde, wurde die B19-DNA daraus isoliert durch
Inkubation mit Proteinase K und SDS (1 ml Serum wurde bei 37 °C für 2 h mit
100 μg Proteinase
K in einen Puffer inkubiert, der 10 mM Tris-Cl (pH 7,5), 5 mM EDTA
und 0,5% SDS enthielt), Phenol-Extraktion zum Entfernen des Proteins
und DNA-Präzipitation
mittels Ethanol. Die DNA wurde bezüglich Größe, Restriktionsenzymmustern
und Southern Blot-Analyse (Maniatis et al., 1982; Molecular cloning:
A laboratory manual. Cold Spring Harbor, N.Y.) mit DNA-Sonden, die
für B19
spezifisch sind, überprüft.
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2. Subklonierung in pUC19
(1)
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Die
Techniken zur Manipulierung der B19-DNA und der Plasmid-DNA wurden im wesentlichen
wie durch Maniatis et al. (1982; Molecular cloning: A laboratory
manual) beschrieben durchgeführt.
Die B19-DNA wurde mit HindIII (bp 2430) und ScaI (bp 4920) geschnitten
und in pUC19 (geschnitten mit HindIII und SmaI) ligiert, um so eine
größere Menge
an kodierenden Sequenzen zu erhalten (durch Ligieren von ScaI in
SmaI wurde diese Schnittstelle entfernt). Das erhaltene Plasmid
(pUC19-B19VP1) wurde mittels Restriktionsenzym-Analyse und Hybridisierung überprüft und in
E.coli JM101 transformiert und vervielfältigt.
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3. Subklonierung in pUC7
(1).
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Um
BamHI-Restriktionsschnittstellen an den Enden der B19-DNA zu erzeugen,
wurde die DNA in pUC7 kloniert, der einen symmetrischen Polylinker
mit zwei BamHI-Schnittstellen enthält. Die B19-DNA wurde aus pUC19 mit HindIII und
EcoRI geschnitten und auch mit ScaI, um den Rest der Vektor-DNA
zu entfernen. Das DNA-Fragment von B19 mit der richtigen Länge wurde
aus einem Agarose-Gel isoliert, mit dem großen Fragment der Klenow-Polymerase
aufgefüllt
und mit einem HincII-geschnittenen pUC7-Plasmid (ebenfalls mit stumpfen
Enden versehen) ligiert. Die ligierte DNA (pUC7-B19VP1) wurde in
E.coli JM101 transformiert und vervielfältigt. Getrennte Kolonien wurden
mittels Restriktionsenzym-Analyse und Hybridisierung mit einer B19-spezifischen
DNA-Sonde (das 700 bp PstI-Fragment von B19, Salimans et al., 1989;
J. Virol. Meth. 23, 19-28) auf die Gegenwart von B19-DNA hin untersucht.
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4. Klonierung in den Baculovirus-Vektor
pAcYM1 (1)
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Die
Techniken zur Manipulierung des Baculovirus, des Baculovirus-Vektors und der Insektenzellen wurden
im wesentlichen wie von Summers und Smith 1986 beschrieben (A manual
of methods for baculovirus vector and insect cell culture procedures)
durchgeführt.
Die dem Polyhedrin-Promoter folgende Restriktionsschnittstelle des
Baculovirus ist eine BamHI-Schnittstelle. Da die B19-DNA ebenfalls
eine interne BamHI-Schnittstelle enthält, entschied man sich für die folgende
Strategie: Die B19-DNA wurde aus pUC7 mit EcoRI herausgeschnitten
und der verbleibende Teil von pUC7 wurde mit ScaI (dieser ScaI-Restriktionsverdau
ist nicht für
die Klonierung der VP2-DNA erforderlich) geschnitten. Die B19-DNA
wurde aus dem Gel isoliert, mit Alkalischer Phosphatase (Calf Intestial
Alkaline Phosphatase, CIP) dephosphoryliert, und schließlich wurde
ein partieller Restriktionsverdau mit BamHI durchgeführt. Das
BamHI-Fragment mit
der richtigen Größe (2,5
kb für VP1
und 1,8 kb für
VP2) wurde dann mit dem Baculovirus-Vektor pAcYMI ligiert, mit BamHI
geschnitten und mit CIP behandelt (Matsuura et al., 1987; J. Gen.
Virol. 68, 1233-1250). Das so erhaltene Plasmid (pAcB19VP1-YM1)
wurde in E.coli HB101 vervielfältigt.
Rekombinante Plasmide wurden auf die Gegenwart der B19-DNA (mit
für B19-DNA
spezifischen Sonden) und auf deren richtige Orientierung relativ
zum Polyhedrin-Promoter (mittels Restriktionsenzyzn-Analyse) hin überprüft. Konstrukte
mit der richtigen Orientierung wurden in den Bakterienzellen gezüchtet und
aus ihnen nach dem "the
rapid boiling" Verfahren
von Holmes und Quigley (1981; Anal. Bioch. 114, 193-197) mit einer
abschließenden
Reinigung über
einen CsCl-Gradienten isoliert.
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5. Kotransfektion mit
Wildtyp-Baculovirus-DNA; AcNPV (1).
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Mittels
einer Kotransfektion des Konstrukts pAeB19VP1-YM1 mit Wildtyp-Baculovirus-DNA
(AcNPV) wurde die DNA in die Insektenzellen (Spodoptera frugiperda)
(gemäß dem Verfahren
II von Summers and Smith, 1986; A manual of methods for baculovirus
vector and insect cell culture procedures) eingeführt. Bei 0,5-3,0%
der Infektionen rekombinierte der rekombinante Vektor (pAcB19VP1-YM1) mit der Wildtyp-Virus-DNA
während
der Aufnahme in die Zellen, womit ein rekombinanter Virus, der B19-DNA
enthält, AcB19VP1L,
gebildet wurde. Das Polyhedrin-Gen ist durch die VP1-DNA ersetzt worden
(in Beispiel 2, in dem die Bildung des rekombinanten Virus AcB19VP2L
beschrieben wird, wird es durch die VP2-DNA ersetzt).
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6. Reinigung des rekombinanten
Virus (AcB19VP1L)
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Der
Virus-Titer (sowohl Wildtyp wie Rekombinante), der durch die Sf-Zellen
gebildet wurde, wurde mittels eines Plaque-Assays bestimmt. 20 Plaque-bildende
Einheiten (plaque-forming units, pfu) wurden auf eine Einzelzellschicht
von Sf-Zellen in einer Schale mit 96 Vertiefungen (20 pfu/Vertiefung)
gebracht und bei 27 °C inkubiert.
Drei Tage nach der Infektion wurden die Überstände entfernt und zurückbehalten
und die Zellen wurden lysiert und auf Nitrocellulose getropft (Pet
et al., 1989; Nucl. Acid Res. 17, 451). Das Durchmustern/Screening
auf die Gegenwart von rekombinantem Virus wurde mit einer DNA-Sonde,
die für
Parvovirus B19 spezifisch ist, durchgeführt. Der Titer der Vertiefungen,
die die gesammelten Überstände des
rekombinanten Virus enthielten, wurde mittels eines Plaque-Assays
bestimmt und dann auf 1 pfu/Vertiefung in einer Schale mit 96 Vertiefungen
verdünnt.
Nach einem wie oben beschriebenen Durchmustern mit dem Dot-Spot-Hybridisierungs-Assay
wurde der Titer der positiven Überstände in einem
Plaque-Assay bestimmt. Weiterhin wurde ein Durchmustern mit einem
Mikroskop auf die Abwesenheit des Polyhedrin-Proteins in den Plaques
durchgeführt, was
auf die Plaques hindeutet, die rekombinanten Virus enthalten. Diese
Plaques wurden auf einer Sf-Einzelzellschicht in einer Schale mit
96 Vertiefungen inokuliert. Nach drei Tagen wurde die Dot-Spot-Hybridisierung wiederholt
und positive Vertiefungen wurden in einem Plaque-Assay überprüft. Die
Rekombinanten wurden als rein betrachtet, wenn weniger als 1 in
500 Plaques den Wildtyp-Virus enthielten.
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7. Assay des rekombinanten
Virus (AcB19VP1L).
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Gesamt-DNA
wurde aus Zellen, die mit rekombinantem Virus infiziert worden waren,
isoliert, mit Restriktionsenzymen geschnitten und nach Southern-Blotting
durch Hybridisierung mit DNA-Sonden, die für das Parvovirus B19 spezifisch
sind, überprüft.
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Der
reine rekombinante Virus wurde verwendet, um Insektenzellen (Sf)
mit einer M.d.I. (Multiplizität der
Infektionen; multiplicity of infection, m.o.i.) von 1-5 zu infizieren
und die VP1 und VP2-Proteine des Parvovirus in diesen Zellen zu
exprimieren. Dann wurden die Hüllproteine
VP1 und VP2 des menschlichen Parvovirus B19, die in dem Baculovirus-Expressionsvektor-System
gebildet worden waren, analysiert und mit den nachfolgend beschriebenen
Techniken überprüft:
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8. Biosynthese des rekombinanten
VP1-Proteins.
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Zwei
Tage nach der Infektion mit dem rekombinanten Virus (AcB19VP1L,
M.d.I. 5) wurden die Insektenzellen (106 Sf-Zellen
in 35 mm-Petrischalen) für
4 h bei 27 °C
in Methionin-freiem "Grace"-Medium kultiviert, zu dem 100 μCi 35S-Methionin zur Bestimmung der de novo-Synthese
von Proteinen zugegeben worden war. Nachdem der Überstand verworfen worden war,
wurden die Zellen in PBS (Phosphat-gepufferte Salzlösung) aufgenommen.
Sowohl Überstand
wie auch die Zellfraktion wurden mit Lysierungs-Puffer versetzt,
für 5 min gekocht
und auf einem 10%-igen SDS-Polyacrylamid-Gel analysiert. Die gleichen
Experimente wurden mit uninfizierten Zellen und mit Zellen, die
mit dem Wildtyp-Baculovirus infiziert worden waren, durchgeführt. Die
Autoradiographie (nicht gezeigt) enthüllte, daß die Polyhedrin-Bande (30
kD), die stark bei der Infektion mit dem Wildtyp dominierte, bei
den rekombinanten Viren verschwand, und, daß ein Protein der Größe des VP1
von B19 (84 kD) synthetisiert wurde.
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9. SDS-PAGE-Analyse
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Nach
Infektion mit dem rekombinanten Virus (M.d.I. 5) wurden Zellen von
Spodoptera frugiperda auf einem 10%-igen SDS-Polyacrylamid-Gel für 5 Tage
auf die Bildung des VP1-Proteins des B19-Virus hin überprüft. Die Gele wurden mit "Fast Green" gefärbt. Die
Ergebnisse der Gele (nicht gezeigt) enthüllten, daß vom Tag 2 an VP1 in großen Mengen
als ein stabiles Produkt gebildet wurde, das noch nach 5 Tagen deutlich
vorhanden war. VP1 wurde in Mengen gebildet, die mit denen des Polyhedrin-Proteins
in Zellen, die mit dem Wildtyp-Baculovirus infiziert worden waren,
vergleichbar sind.
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10. Antigenizität der gebildeten
Proteine
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100
ng des Proteins der Zell-Lysate von Sf-Zellen zwei Tage nach Infektion
(M.d.I. 5) wurden der Elektrophorese auf einem 10%-igen SDS-Polyacrylamid-Gel
unterworfen und auf Nitrocellulose "geblottet" (3 h; 70V in 25 mM Tris, 192 mM Glycin
und 20% Methanol). Dann wurden 20 menschliche Seren auf ihre Reaktivität mit den
rekombinanten VP1-Antigen getestet (15 IgG-positive Seren und fünf IgG-negative
Seren). Die Reaktionen wurden bei Raumtemperatur durchgeführt: Absättigen über Nacht
durch Inkubation der Nitrocellulose-Filter in PBS/5% fötalem Kälberserum
(Foetal Calf Serum, FCS)/0,05% Tween 20; Inkubation für 1,5 h
mit Seren (1:500-Verdünnung für die positiven
Seren und 1:50-Verdünnung
für die
negativen Seren), die mit PBS/5% FCS verdünnt worden waren; gefolgt von
dem Waschen der Filter für
1 h mit PBS/0,05 Tween 20 und dann einer Inkubation mit Alkalische
Phosphatasemarkiertem Ziege-Anti-Mensch-Gesamt-Ig (Tago, Kat.-Nr.: 2493),
1:500-verdünnt
in PBS/0,05% Tween 20/5% FCS; nach jeweils zweimaligem Waschen in
PBS/0,05% Tween 20 und PBS wurden die gebundenen Antikörper mit
5-Brom-4-Chlor-3-Indolylphosphat (BCIP) nachgewiesen. Die 15 positiven
IgG-Seren reagierten alle mit der rekombinanten VP1-Bande auf dem
Gel und die fünf negativen
IgG-Seren zeigten überhaupt
keine Reaktion.
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11. Testen der Seren in
einem Immunfluoreszenz-Assay.
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Sf-Zellen,
die mit rekombinantem Virus (AcB19VP1L, M.d.I. 1) infiziert worden
waren, wurden nach 3-4 Tagen in TC100-Medium (Gibco-BRL) überführt, mit
uninfizierten Zellen bis zu einem Pro zentsatz von ungefähr 25% an
Zellen gemischt, die rekombinantes VP1 von B19 enthalten, und mit
einer Konzentration von ungefähr
500 Zellen/Vertiefung (5 μl)
in Glasschalen mit 18 Vertiefungen (nutacon, Kat.-Nr. 10-404) getropft,
und nach Lufttrocknen in 100% Aceton für 20 min bei –20 °C fixiert.
Dann wurden die Zellen mit menschlichen Seren (positive und negative
Seren bezüglich
der B19-Ig) mit
verschiedenen Verdünnungen
in VBS (Veronal-gepufferte Salzlösung)
inkubiert. Diese Seren waren mit Leber-Pulver zur Reduzierung einer
möglichen
Hintergrund-Anfärbung
vorbehandelt worden. Nach einer Inkubation für 1-2 h bei 37 °C wurden
die Glasschalen in PBS gewaschen und an der Luft getrocknet vor
einer Inkubation mit einer 1:40-Verdünnung von FITC-markiertem Ziege-Anti-Mensch-IgG (Kallestad,
Kat.-Nr.: 104) in VBS mit 1:500 "Evans
Blue" (Hoffmann
La Roche). Nach Waschen in PBS und. Lufttrocknen wurde Tris/Glyzerin-Puffer
(1 g Tris in PBS, 80% Glyzerin, pH 9,9) zugegeben und eine Analyse
unter dem UV-Mikroskop durchgeführt.
Bei B19-IFAs mit positiven Patientenseren konnten die fluoreszierenden
Zellen beobachtet werden. Die Nützlichkeit
des B19-IFA wurde in einer Anzahl von Experimenten, wie im Folgenden
beschrieben, getestet:
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a) "Doppel-Blind"-Experiment.
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30
Patientenseren worden gemäß dem Verfahren
in Verdünnungen
von 1:50 und 1:500 getestet, ohne daß der "Untersuchende" wußte,
welche der Seren positiv und welche negativ waren. Nach dem Ablesen durch
mehrere Mitarbeiter wurden die Ergebnisse mit den Daten des RIA-Tests
(Cohen et al., 1983; J. Hyg. 91, 113-130) verglichen: In dem B19-IFA
wurden alle 17 IgG-positiven Seren als positiv abgelesen und alle
13 IgG-negativen Seren als negativ.
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b) Titration.
-
Von
einer Anzahl von Seren, die für
B19-Antikörper
positiv waren (positiv gemäß den Testergebnissen des
RIA, der mit aus einem Serum isolierten Virus als Antigen durchgeführt worden
war, Cohen et al., 1983; J. Hyg. 91, 113-130), wurde der IFA-Titer bestimmt. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaßt. Die Daten zeigen, daß dieser
B19-IFA zu Ergebnissen führt,
die mit den RIA-Daten korrespondieren: Seren mit hohen positiven
Werten im RIA haben ebenfalls hohe Titer im B19-IFA, und Seren mit niedrigen positiven
Werten im RIA ergeben geringere Titer in dem B19-IFA.
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Tabelle
1: Vergleich zwischen RIA und IFA für einen Assay von B19-Antikörpern
-
- w.E. = willkürliche
Einheiten; < 1
= negativer Wert RIA; < 32
= negativer Wert IFA bei der niedrigsten Verdünnung von IgG; < 10 = negativer
Wert IFA bei der geringsten Verdünnung
von IgM.
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c) Durchmustern der Spender.
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100
zufällig
ausgewählte
Blutspender wurden auf die Gegenwart von IgG-Antikörpern, die
für B19
spezifisch sind, durchgemustert, und die Ergebnisse zeigten, daß in diesem
B19-IFA 76% der Spender positiv waren, was sehr gut mit den Daten,
wie sie für
das menschliche Parvovirus B19 für
diese Altersgruppe beschrieben wurden, übereinstimmt.
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Beispiel 2: Expression
von VP2 des Parvovirus B19
-
Subklonierung von VP2
in pUC7.
-
Die
Klonierung des VP2 des Parvovirus B19 ging von B19-DNA aus, die
gemäß dem in
Abschnitten 1 und 2 von Beispiel 1 beschriebenen Verfahren in pUC19
kloniert worden ist. Ein 1,8 kb-Fragment, das für VP2 kodiert, wurde mit HpaII
(bp3083) und EcoRI aus dem pUC19-Konstrukt (pUC19-B19VP1) geschnitten,
aus einem Agarose-Gel isoliert, mit dem großen Fragment der Klenow-DNA-Polymerase
aufgefüllt
und mit einem pUC7-Plasmid ligiert, das mit HincII geschnittene
worden war. Das neue pUC7-Konstrukt (pUC7-B19VP2) wurde dann in
E.coli JM101 vervielfältigt.
Die Bakterienkolonien wurden dann auf die Gegenwart einer B19-Insertion mittels
Restriktionsenzym-Analyse und Hybridisierung mit einer B19-spezifischen
DNA-Sonde (Salimans et al., 1989; J. Virol. Meth. 23, 19-28) getested.
Im weiteren wurde das gleiche Verfahren verfolgt, das für VP1 in
den Abschnitten 4-7 von Beispiel 1 beschrieben ist, um einen rekombinanten
Baculovirus mit der DNA, die für
das VP2 des menschlichen Parvovirus kodiert, zu bilden, und VP2
in den Insektenzellen (AcB19VP2L) zu bilden.
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Beispiel 3: Expression
von VP1 und VP2 des Parvovirus B19 unter Verwendung einer Doppelinfektion
von Insektenzellen
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Zwei
Tage nach Infektion mit den rekombinanten Viren (AcB19VP1L und AcB19VP2L,
M.d.I. 5) wurden die Insektenzellen (106 Sf-Zellen
in 35 mm Petri-Schalen) für
4 h bei 27 °C
in Methionin-freiem "Grace"-Medium kultiviert, zu dem 100 μCi 35S-Methionin zugegeben worden waren, um
die de novo-Synthese von Proteinen zu bestimmen. Nachdem der Überstand
verworfen worden war, wurden die Zellen in PBS (Phosphat-gepufferte
Salzlösung) überführt. Sowohl
der Überstand
als auch die Zellfraktion wurden mit Lysierungs-Puffer versetzt,
für 5 min
gekocht und auf einem 10%-igen SDS-Polyacrylamid-Gel analysiert.
Es wurden die gleichen Experimente mit uninfizierten Zellen und
mit Zellen, die mit dem Wildtyp-Baculovirus infiziert worden waren, durchgeführt. Die
Autoradiographie (nicht gezeigt) enthüllte, daß die Polyhedrin-Bande (30 kD), die
stark bei einer Infektion mit dem Wildtyp dominierte, in den Zellen,
die mit den rekombinanten Viren infiziert worden waren, verschwand,
und, daß Proteine
mit einer Größe des VP1
(84 kD) und des VP2 (58 kD) von B19 synthetisiert wurden. Die Ergebnisse
wurden durch SDS-PAGE-Analyse, wie in Abschnitt 9 von Beispiel 1
beschrieben, bestätigt.
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Beispiel 4: Bildung und
Reinigung des Capsid-Proteins VP2 des menschlichen Parvovirus-Stammes
B19
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Sf-Zellen
wurden mit dem VP2-rekombinanten Baculovirus (M.d.I. 20) infiziert.
72 h nach dem Beginn der Infektion wurden die Zellen in PBS gewaschen,
geernet und dann in PBS Ultraschall-behandelt. Die Zelltrümmer wurden
mittels Zentrifugation (10 min, 1.000 × g) entfernt, wonach der Überstand
auf ein 40%-iges Sucrose(Saccharose)-Kissen gelegt wurde und eine
Zentrifugation für
2,5 h bei 100.000 × g
durchgeführt
wurde. Das Pellet wurde in PBS resuspendiert und dann auf einem
linearen Sucrose-Gradienten (15-30%, w/w) getrennt. Nach einer Zentrifugation
für 2,5
Stunden bei 110.000 × g
wurde eine opaleszierende Bande beobachtet. Das Material dieser
Bande wurde mittels Elektronenmikroskopie untersucht. Es wurden
Partikel gefunden, die bezüglich
des Durchmessers (ungefähr
21 nm) und der Morphologie eine große Ähnlichkeit mit dem Capsid des
Parvovirus aufwiesen. Nach Analyse der Fraktion des Sucrose-Gradienten
mittels SDS-PAGE und einer Silberanfärbung wurde ein Protein mit
der Größe des VP2
(58 kD) gefunden. Mittels Radio-Immunpräzipitation und Western-Blot-Analyse
mit einem menschlichen Serum, das für den Parvovirus B19 spezifisch
ist, wurde gezeigt, daß das
VP2-Protein tatsächlich
hieran beteiligt war. Die Tatsache, daß nach Silberanfärbung keine
anderen Proteine nachgewiesen wurden, deutet auf einen hohen Reinheitsgrad.
Die Menge des Proteins in den Gradientenfraktionen, die an diesen
Partikeln angereichert waren, wurde mittels des Bradford-Verfahrens
bestimmt. Auf der Basis der erhaltenen Daten wurde die Zahl der
Partikel pro infizierte Insektenzelle auf mindestens 10
5 geschätzt, wobei
angenommen wurde, daß jeder
Partikel aus bis zu 60 Molekülen
besteht. Um zu bestimmen, ob die gereinigten VP2-Partikel für den Aufbau
eines diagnostischen Tests verwendet werden können, wurde ein ELISA mit acht
B19-positiven und drei B19-negativen menschlichen Seren durchgeführt. In Tabelle
2 werden die Ergebnisse mit denen für das gereinigte rekombinante
VP1-Protein erhaltenen verglichen. Alle B19-positiven Seren erkennen
das VP2-Capsid. Zudem erwies sich die Reaktion von sieben der acht
Seren mit den VP2-Capsiden als stärker positiv als die mit dem
gereinigten VP1-Protein. Tabelle
2: ELISA zum Nachweis von Parvovirus-spezifischen Antikörpern in
elf menschlichen Seren mit dem rekombinanten VP1- und VP2-Protein
als Antigen.
- *Extinktion < 0,5: negativ; > 0,5: positiv