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Verfahren zur Herstellung eines peroral wirksamen flüssigen Heilmittels
Bekanntlich zeigen die Sera neben ihrer spezifischen Wirkung noch eine unspezifische
Eigenschaft, die sich bei der Behandlung störend bemerkbar macht, oft sehr schädlich
wirkt und die Serumkrankheit mit anaphylaktischen Erscheinungen zur Folge hat. Deswegen
lassen sich Sera oft nicht zu therapeutischen Zrveckenverwenden, denn die anaphylaktischen
Erkrankungen enden meistens mit dem Tode. Diese Erkrankungen sind neben anderen
Ursachen hauptsächlich auf die Wirkung des körperfremden Eiweißes des Serums zurückzuführen,
-das beim Einimpfen unter Umgehung es Magen-Darm-Kanals in die Blutbahn -gelangt
und dort schwere Vergiftungserscheinungen hervorruft, gegen die der Organismus vielfach
wehrlos ist.
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Aus dem Gesagten -erhellt, daß jedes spezifische Serum zweierlei Wirkungen
entfaltet, eine spezifische und eine unspezifische.
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Alle Versuche, ein Serum ohne die schädigenden Eigenschaften zu gewinnen,
das aber per os verabfolgt sonst die :entsprechende Wirkung :entfaltet, sind gescheitert;
weil die wirksamen Stoffe, Eiweiß usw., im Magen und Darm zerstört werden, ehe sie
infolge ihres Dispersionszustandes resorbiert werden.
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Ebensowenig ist es bisher gelungen, ein spezifisches Serum von der
unspezifischen Wirkung zu befreien, d. h. die schädigende Wirkung zu beseitigen.
j Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren, Sera, so zu behandeln, daß sie
bei der peroralen Verabfolgung deinerseits ihre spezifischen Wirkungen beibehalten,
ohne im Magen-Darm-Kanal zerstört zu werden, andererseits jedoch die schädigenden
Eigenschaften des körperfremden Serumeiweißes verlieren, indem das fremdartige Eiweiß
in einen besonderen Zustand oder Stoff übergeführt wird; der erfahrungsgemäß an
Stelle der schädigenden Eigenschaften eine für den Körper höchst wertvolle tonisierende
und eine blutbildend:e Wirkung erhält. .
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Das eben Gesagte gilt auch für solche, aber auch nur für solche Organpräparate
und Vakzine, die bis jetzt weder per o:s verabfolgt werden konnten, da sie ihre
Wirkung bei dieser Einverleibungsart infolge . Verdauung einbüßten, noch die obenerwähnten
Eigenschaften zeigten.
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Es ist nun bekannt, daß das Pepsin die Eigenschaft hat, so lange an
Eiweiß zu haften, bis dieses endgültig gespalten ist, worauf das Pepsin wieder frei,wird.
Es wird also die spezifische Komponente des Serums usw., die häufig selbst Eiweiß
ist oder an Eiweiß gekettet ist, unter Salzsäurebehandlung peptonisiert und dadurch
in einen Zustand gebracht, in dem sie ihre Wirkung verliert. Dasselbe gilt für die
unspezifische Komponente.
Das gilt nun, einerlei ob das Serum für
sich mit Pepsinsalzsäure behandelt wird oder ob das eingenommene Serum im Magen
durch das dort vorhandene Pepsineiw.eiß verdaut wird. Es wurde nun beobachtet, daß
die Unter-. brechung der Behandlung des Serums riai Pepsinsalzsäure zu einem Zeitpunkt,-
wo es noch nicht vollständig verdaut ist, bewirkt, daß .die spezifische Komponente
ihre Eigenschaften behält, -während die unspezifische mit dem Pepsin verbunden bleibt.
Es wird nämlich durch die Behandlung mit Pepsins,a lzsäure bis zu einem bestimmten
Vcrdauungsgrad das Eiweiß in einen bestimmten Dispersionszustand gebracht, bei dem
die Pepsinsalzsäure des Magens das Eiweiß nicht mehr ,ängreift und in dem das Eiweiß
im Darm resorptionsfähig ist. Wird also ein derartig behandeltes Serum per os eingegeben,
so wird ,es im Magen nicht mehr verändert. Gelängt ,es dann in die Blutbahn, so
entfaltet die unzerstörte spezifische Komponente ihre spezifische Wirkung, während
die unspezifische, an .die das .Pepsin gekettet ist, keinen Unspezifischen Reiz
mehr ausüben oder schädlich wirken kann; weil sie sich in einem bestimmten Abbauzustand
befindet; der dem Neutraleiweiß nahe ist. Solange das unspezifische Eiweiß Pepsin
im Neutral- oder im leicht alkalischen Blute kreist, entsteht keinerlei Wirkung.
Gelangt nun dieses Pepsineiweiß bei dieser Behandlung in der Blutbahn in den in
der Regel sauer reagierenden Krankh,eits,herd, bedingt durch den Zerfall des Gewebes,
so wird bei jeweiligem Durchkreisen im Krankheitsherd die Verdauung des annähernd-
neutralen Eiweißes weitergehen, zumal im Krankheitsherd, bedingt durch den Reiz
der spezifischen Komponente, eine Blutstauung zustande kommt. Auf die Art und Weise
wird allmählich eine vollständige Verdauung des Neutraleiweißes zustande kommen,
und das Pepsin wird frei. Im leicht alkalischen Blute ist de Wirkung des Pepsins
aufgehoben. Beim jeweiligen Durchkreisen des Krankheitsherdes wird. das frei gewordene
Pepsin seine Wirkung entfalten und zum allmählichen Einschmelzen des Krankheitsherdes
führen.
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Von dieser Beobachtung ausgehend, besteht das Verfahren der Erfindung
darin, daß das Serum, die Vakzine oder das Organpräparat mit Pepsin und Salzsäure
versetzt und deren Gemisch in einem Brutschrank bei einer bestimmten Temperatur,
die von cler Art des Serums usw. ,abhängt, so lange erhitzt wird, bis die fermentative
Wirkung eintritt, d. h. die Verdauung begonnen hat. Diese wird aber unterbrachen,
ehe sie vollständig eingetreten ist. -Dann wird die Salzsäure neutralisiert, und
es tritt bei einem bestimmten isoelektrischen Punkt eine starke Ausfällung auf:
Läßt man dieses langsam ausfällende Eiweiß von selbst zum Niederschlag kommen, so
reißt es, wenn die Neutralisation in einer be-@stimmten Art und Weise vorgenommen
worden ist, den .größten Teil des Fermentes mit sich zu Boden. Filtriert man dann
die über dem Bodensatz stehende Flüssigkeit ab; so kann man feststellen, daß diese
Flüssigkeit zwar eine negative salpetersaure Reaktion zeigt, jedoch eine positive
Biuretreaktion, die jedoch nicht diejenige des Poptons ist.
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Das Verfahren unterscheidet sich also von den bekannten dadurch, daß
die Verdauung nicht zu Ende geführt wird, sondern in :einem bestimmten: Stadium
künstlich unterbrochen wird.
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Durch dieses Verfahren tritt also die überraschende Wirkung ein, däß
die unspeziäsche; in hohem Maße schädliche Komponente durch die Behandlung mit Pepsinsalzsäure,
d. h. durch die Verdauung bis zu einer bestimmten Stelle, wo -sie unterbrochen wird,
meine besonders wirksame Komponente umgestaltet wird. _.an erhält also ein Serum
usw., das per os verabfolgt, d. h. wenn es eingenommen wird, seine spezifischen
Eigenschaften beibehält, und :das gegen die Einwirkung des Magensaftes oder der
Darmsäfte geschützt ist oder im Darm resorbierbar bleibt.
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Zum besseren Verständnis der Art und der Wirkung des Verfahrens seien
zwei besondere Fälle herausgegriffen: i. Wird beispielsweise das unter dem Namen
Thanatöphthisin bekannte Tuberkuloseserum, das ein Pferde- oder Ziegenserum ist,
mit in Salzsäure gelösten- Pepsin versetzt und das Gemisch dann im Brutschrank allmählich
auf -eine bestimmte Temperatur erhitzt, bis der Einfiuß .der fermentativen Wirkung
eintritt, und dann die Verdauung unterbricht und die Salzsäure neutralisiert, so
tritt bei einem bestimmten isoelektrischen Punkt eine starke Ausfällung ein, die
dann - wie vorhin weiter behandelt wird. Die über der Ausfällung Flüssigkeit enthält
das Eiweiß, und sie besitzt .auffallende, bis jetzt bei anderen Eiweißtherapien
noch nicht beobachtete Eigenschaften. Wird nämlich das so bearbeitete Serum z: B.
:einem tuberkulösen Tier oder Menschen per os verabfolgt, so kann man feststellen,
daß einerseits die Wirkung eintritt, die der spezifischen Wirkung des injizierten
Serums usw. gleichkommt, während andererseits die unspezifische Komponente nicht
zerstört,: sondern in einen Stoff übergeführt worden ist, der keinerlei schädigende
Wirkung hat, jedoch ausgesprochene tonisierende und blutbildende Fähigkeiten besitzt.
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Wird dieses Serum nicht tuberkulösen Menschen öder Tieren gegeben,
sondern solchen
mit spezifischen Erkrankungen des erytropo.etischen
Systems, wie z. B. infektiöse Anämie der Pferde, gegeben, so tritt eine rasche Beeinflussung
der blutbildenden Organe .ein, was sich durch ein bäldig es Normalwerden des Blutbildes
zeigt. Bei Tuberkulösen hingegen werden die weißen Blutkörperchen; die in der Regel
stark vermehrt sind, bis zur Norm reduziert. Die spezifische Komponente be:einflußt
das weiße Blutbild, der neu aus der unspezifischen entstandene Stoff das rote Blutbild.
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z. Bis jetzt ist :es nicht gelungen, ein wirks:ames Serum oder eine
wirksame Vakzine zur Behandlung der Krebskrankheit herzustellen.. Die Versuche,
aus Tiertumoren, z. B. aus Mäusekrebs, oder aus menschlichen Geschwülsten durch
die verschiedensten Verfahren Heilstoffe herzustellen, sind mißglückt.
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Präpariert man .einen künstlich erzeugten Mäusekrebs aus :dem Tier
heraus und setzt man -dieser Geschwulst nach der Zerkleinerung :ein Gemisch von
Pepsinsalzsäure hinzu und bringt das Ganze auf eine bestimmte Zeit bei .einer bestimmten
Temperatur im Brutschrank unter, um die Verdauung bei einer bestimmten Phase nach
der Erfindung abzubrechen, so :erhält man nach der Neutralisation und Entkeimung
der über dem Bodensatz stehenden Flüssigkeit ein Medium, das peroral verabfolgt
imstande ist, auch bei den fortgeschrittensten Geschwulstbildungen eine .auffallende
Beeinflussung und Heilung herbeizuführen.
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Das für die beiden beschriebenen Fälle erforderliche Serum oder die
Vakzine werden wie folgt gewonnen: Beispiel i iooccm Tuberkuloseserum (Thailatophthisin)
werden mit io# mg Pepsin und z Ccm Salzsäure. versetzt. Das Gemisch kommt in den
Brutschrank und wird dort allmählich innerhalb von 3x/2 Stunden auf 37°C erwärmt.
Ist diese Temperatur, und zwar nicht nur im Brutschrank, sondern auch in dem Serum
erreicht, so wird unter dauernder Kontrolle so lange weiterbebrütet, bis die salpetersaureReaktion
negativ wirkt, die Biuretre.aktion aber noch nicht die des Poptons geworden ist.
Hierauf wird das Gemisch aus dem Brutschrank entfernt und mit Normalnatron:lauge
so lange neutralisiert, bis bei einem bestimmten isoelektrischen Punkt eine starke
Eiweißausfällung stattfindet. Dieser isoelektrische Punkt liegt für das Thanatophthisin
bei Ph 7. Nachdem das Eiweiß selbst zu Boden fällt, wird die darüb:erstehende Flüssigkeit
entkeimt. Es muß bemerkt werden, daß .das Serum vor der Bebrütung auf i : i o verdünnt
wird Beispiel Eine bestimmte Art von Mäusekrebs wird zerkleinert und mit
700 mg Pepsin und z ccm Salzsäure in iooccm destillierten Wassers gelöst.
Das Gemisch wird wie vorhin auf 4o'-' C :erwärmt und sodann i1/2 Stunden bebrütet.
Hierauf wird neutralisiert. Der isoelektrische Punkt liegt bei 7,9. Im weiteren
wird nach Beispiel i verfahren.
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Das Ergebnis der Erfindung, daß Sera, Vakzine u.sw., -und zwar solche
Vakzine, die bis jetzt per os gegeben, ihre Wirkung einbüßten, durch die Erfindung
s o umgestaltet werden, daß sie ihre therapeutische Wirkung behalten und daß die
Sera sowohl wie die Vakzine die :schädigende Komponente einbüßten und statt dessen
ein Stoff entsteht, der auf den gesunden und kranken Körper einen ausgesprochen
günstigen Einfluß ausübt, führte zum Gedanken der Frühtherapie, worunter folgendes
zu verstehen ist: Wird z. B. das Thanatophthisinserum oder die Krebsvakzine, etwa
mit Milch gemischt, regelmäßig täglich eingenommen, so kann die spezifische therapeutische
Eigenschaft sich zu einer Zeit auswirken, wenn die Erkrankung .eben stattgefunden
hat. Durch eine derartige frühzeitige Beeinflussung der Erkrankung kann diese ohne
weiteres geheilt werden. Dadurch ist die Möglichkeit, die Prophylaxe durch die Frühtherapie
zu ersetzen, gegeben.
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Das Verfahren kann nach den oben geschilderten Beispielen auf jedes
spezifische Serum und Vakzine ausgedehnt werden.
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Die Versuche mit Normalserum haben :ergeben, daß unter dem Einfluß
dieses Verfahrens der tonisierei:de und blutbildende Stoff auch hier entsteht.
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Eine derartige Frühtherapie kann mit jedem Serum oder jeder Vakzine
vorgenommen werden, die für eine spezifische Erkrankung bestimmt sind. Es entsteht
aber hierdurch auch die Möglichkeit, durch die Mischung der verschiedensten Sera,
die nach dem Verfahren behandelt worden sind und per os verabfolgt werden, Menschen
und Tiere gleichzeitig gegen mehrere Infektionskrankheiten im Sinize der Frühtherapie
zu schützen.
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Selbstverständlich kann ein nach dem Verfahren behandeltes Serum usw.
auch als Impfstoff verwendet, d. h. unmittelbar in die Blutbahn :eingeführt werden.
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Es ist auch schon ein Verfahren bekanntgeworden, nach dem Leber mit
Pepsinsalzsäure verdaut und nach einer gewissen Zeit neutralisiert wird und die
Lösung als Heilmittel benutzt wird. Da die Biuretreaktion hier positiv ist, so hat
es den Anschein, als ob die Verdauung auch hier unvollständig sei.
Es
handelt sich hier aber um die Gewinnung des blutbildenden Stoffes aus der Leber
zur Heilung- der perniziösen Anämie, und der Grund hierfür ist, daß die Kranken
nicht so viel Leber :essen können, wie sie brauchen, um diese Krankheit zu bekämpfen.
Es handelt sich bei diesem Verfahren also nicht um die Gewinnung ,eines in dem Serum
und dem Organ noch nicht vorhandenen widerstandsfähigen Eiweißstoffes, sondern um
die Beseitigung der gegen die Verdauung nicht widerstandsfähigen Teile der Leber
(verdauliches Eiweiß), damit drin der Leber vorhandene blutbildende Stoff allein
übrigbleibt und der Kranke nur diesen schon in der Leber vor Beginn ihrer Behandlung
vorhandene blutbildende Stoff allein einzunehmen braucht.