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Abscheidung von Metallverbindungen auf oder in Substraten 1, 2-Alkylenoxyde,
z. B. Äthylenoxyd, Propylenoxyd, Glycid, Cyklohexenoxyd, Phenoxypropenoxyd u. a.,
haben die Eigenschaft, Halogenwasserstoff und dessen Analoge mehr oder weniger begierig
unter Ringspaltung aufzunehmen (vgl. hierzu Houben, »Die Methoden der ;organischen
Chemie«, 1930, Bd. III, S. 224, und Deckert, Zeitschrift für angewandte Chemie 45
[1932], S.758). Diese Reaktionsfähigkeit kann nach einem früheren Vorschlag der
Erfinderin (Patent 581 971) dazu benutzt werden, um Metallkorrosionen durch Halogenkohlenwasserstoffe
zu unterbinden oder wenigstens auf ein Minimum herabzudrücken. Später ist auch vorgeschlagen
worden, plastische Massen aus Cellulosederivaten mit halogenhaltigen Gelatinierungsmitteln
durch einen Zusatz von Alkylenoxydgruppen enthaltenden Körpern zu stabilisieren.
Ferner ist es bekannt, metalloxydhaltige Sole bzw. hochdisperse wäßrige Suspensionen
dadurch zu gewinnen, däß man wäßrige Lösungen von Salzen mit Athylenoxyd behandelt
und dann. die Glykolester durch Extraktion entfernt.
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Es wurde nun gefunden, daß man die bekannte Reaktion zwischen Alkylenoxyden
und deren Derivaten und Metallsalzen, speziell Halogeniden oder Rhodaniden, mit
besonderem Vorteil dazu verwenden kann, um Metallverbindungen auf oder in Substraten,
wie Lacken, Spinn- oder Gießlösungen, Finnen, Fasern, Geweben oder .anderen porösen
Stoffen, abzuscheiden. Metallsalze, die für das Verfahren der Erfindung in Betracht
kommen, sind beispielsweise folgende: Aluminiumchlorid, Eisenchlorid, Wismutchlorid,
Antimonchlorid, Zinntetrachlorid, Titantetrachlorid, Aluminiumrhodanid. Die Verbindungen
kommen in außerordentlich feiner und dementsprechend reaktionsfähiger Form zur Abscheidung.
Die entstandenen Metallverbindungen (Hydroxyde, Oxydhydrate oder basische Salze)
können fallweise.als Farbpigmente; Mattierungsmittel, Erschwerungsmittel oder Flammenschutzmittel
wirken. Sie können aber auch als Beizen für spätere Färbevorgänge oder sonstige
Umsetzungen dienen. Es kann auch schon zugleich mit der Abscheidung eine weitere
chemische Umsetzung der Metalloxyde oder Metallhydroxyde mit beliebigen integrierenden
oder akzessorischen Komponenten des Substrats .erfolgen. Reaktionen dieser Art sind
beispielsweise: Salzbildung mit Fettsäuren, Bildung komplexer, farbloser oder farbiger
Verbindungen mit zur Komplexbildung befähigten Stoffen, wie 13-Dicarbonylverbindungen,
Isonitrosoverbindungen, Oxy-und Aminosäuren, mehrwertigen Phenolen und beliebigen,
zur Lack- bzw. Komplexbildung befähigten Farbstoffen, z. B. den im Patent 588 3o8
genannten. Sofern es sich um Beschwerung oder Beizung künstlicher öder natürlicher
Textilien handelt, wird man im allgemeinen die Textilien zunächst mit den
Schwermetallverbindungen
beladen und sie darin mit flüssigem, gelöstem oder gaF@ixit gem Alkylenoxyd nachbehandeln.
Diese °rBe.-;,@, handlungsgänge können auch im Verlauf= Ar Produktion oder Aufarbeitung
des Fasermaterials erfolgen, soweit erforderlich, unterstützte durch Mitanwendung
von Quellungs- oder ° gegebenenfalls auch Entquellungsmitteln. Bei der Herstellung
von Metallverbindungen enthaltender Kunstseide kann man auch so arbeiten, daß die
Spinnlösung eine der reagieren. den Komponenten gelöst oder suspendiert,enthält.
Die Umsetzung wird dann durch Nachbehandlung des geformten Gebildes mit der zweiten
Komponente bewirkt. Wenn . die: Herstellung der Gebilde, z. B. Fasern, Filme o.
dgl., nach einem Naßspinnverfahren erfolgt, wird eine Komponente zweckmäßig dem
Fällbad einverleibt. Die Entfernung der gebildeten Ghlorhydrine aus den Fasern kann,
soweit erforderlich, durch nachträgliches Auswaschen oder durch Vakuumbehandlung
vervollständigt werden. Eine der reagierenden Komponenten kann auch in Gegenwart
von Fixierungsmitteln für die Schwermetallhydroxyde oder Oxyde z. B. in Gegenwart
von Tannin, geschwefelten Phenolen, Natriumphosphat, kolloider Kieselsäure u. a.
m. zur Anwendung gebracht werden. Beispiel i In einer zur Herstellung von Kunstseide
bestimmten Lösung von Acetylcellulose in einem Gemisch von Aceton und Methanol im
Verhältnis 85: 15 löst man 5 % wasserfreies Eisenchlorid, bezogen auf das
Acetylcellulosegewicht, und gibt nach guter Homogenisierung einen überschuß von
Äthylenoxyd hinzu. Man erhält eine klare, rotgelbe, kolloide Lösung von Eisenhydroxyd.
In gleicher Weise kann man auch, ausgehend von Aluminiumchlorid, Aluminiumhydroxyd
in Organosolen hochpolymerer organischer Kolloide verteilen.
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Die aus solchen Lösungen erhaltenen Kunstfäden lassen sich mit Beizenfarbstoffen,
z. B. Allzarin (S e h u 1 t z, Farbstofftabellen, 6. Auf -lage,Nr.778) oderAlizarinmarron(l.
c.Nr.798), in echten Tönen färben oder bedrucken.
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Beispiel a Man erhitzt 3 Mol. Acetessigester, i Möl. wasserfreies
Aluminiumchlorid und 6 Mol. Propylenoxyd in Gegenwart von Acetylcellulose in einer
Lösung von Aceton und Alkohol im Verhältnis 8o: 2o, bis neutrale Reaktion eintritt.
Die Lösung enthält dann Aluminiumacetessigester gelöst. Aus dieser Lösung er-,,haltene
Filme lassen sich mit Beizenfarbstotlen :`"@Ufärben.
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Beispiel 3 # ,Man behandelt Naturseide in Strängen mit -einer wäßrigen
Zinnsalzlösung von der bei der Beschwerung üblichen Konzentration, schleudert ab
und verhängt in einem kalten Luftstrom, der Äthylenoxyd enthält. Die Behandlung
kann gegebenenfalls nach vorausgehendem Phosphatieren wiederholt werden. Zum Schluß
wird phosphatiert und in der üblichen Weise mit Wasserglas nachbehandelt. Es ist
auch möglich, das Zinntetrachlorid zugleich mit Fixierungsmitteln, wie Natriumphosphat,
auf die Faser zu bringen.
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Beispiel q. Acetatkunstseide wird einige Zeit lang in eine Lösung,
welche 15 % Aceton und 15 O,ö Aluminiumrhodanid enthält, eingelegt
und abgeschleudert. Die Kunstseide wird dann bei 9o % relativer Luftfeuchtigkeit
in äthylenoxydhaltiger Luft verhängt und anschließend noch kurz gedämpft. Die Bügelbeständigkeit
der Seide ist merklich verbessert.
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Beispiel 5 Ein Baumwollgewebe wird mit einer Emulsion imprägniert,
die neben einem neutralen, säurebeständigen Emulgator, z. B. hochäthoxyliertem Oleylalkohol,
fein dispergiertes Olein und Aluminiumchlorid in geringem überschuß enthält. Nach
gründlichem Abschleudern verhängt man das Gewebe in einer Kammer, in welcher .ein
äthylenoxydhaltiger Luftstrom zirkuliert, bis neutrale Reaktion eingetreten ist.
Das Gewebe ist wasserabstoßend präpariert.