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Verfahren zum Herstellen von Körpern aus keramischen Massen o. dgl.
Die Technik hat .sich die Schleuderkraft durch das Schleudern der verschiedensten
Baustoffe auf bereits einer großen Anzahl von Gebieten zunutze gemacht. Handelt
es sich um größere Mengen und um größere Schleudergegenstände, wird das zu schleudernde
Gut allgemein einem waagerecht angeordneten umlaufenden Hohlzylinder gleichmäßig
verteilt der ganzen Länge nach aufgegeben und so der Schleuderkraft je nach Zweck
entsprechende Zeit ausgesetzt. Am meisten bekanntgeworden und eingeführt ist die
Schleuderung von Zementrohren, die bis zu 3 m Durchmesser hergestellt werden. Besonders
geeignet erweist sich das Schleuderverfahren in seiner Fortentwicklung zur Herstellung
von den inzwischen allgemein eingeführten langen Betonmasten. Bei a11 diesen Erzeugnissen,
die sich durch gleichmäßige und große Härte bzw. Dichte und Schichtung auszeichnen,
entscheidet die Güte. Der wirtschaftliche Vorteil kann hier weniger den Anreiz bilden,
weil ein zusammenhängendes Erzeugnis mit großem Flächeninhalt fast mit denselben
Kosten durch Stampfen hergestellt `verden kann.
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Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Massenherstellung einzelner
Formlinge, an die hinsichtlich der Güte mindestens dieselben Anforderungen gestellt
werden. Eine solche. Herstellung setzt bei den bisher bekannten Verfahren die sorgfältige
Schichtung des Gutes für jede Form von Hand voraus. Das verteuert die Selbstkosten
so erheblich, daß die Herstellung nur für bestimmte Zwecke und Anwendungsgebiete
in Frage kam, zumal trotz der hohen Gestellungskosten es nicht gelang, die Luft
so restlos während der Pressung herauszubringen, daß keine Lunkerstellen (Lufthohlräume)
entstehen konnten. Gegen diese Erscheinung kämpft noch heute der Hersteller von
Stampf- und Preßware vergeblich an. Was hätte nähergelegen, gerade für diesen. Zweck
das Schleuderverfahren heranzuziehen, da hier sämtliche Formerlöhne fortfallen und
die Bildung von Lunkerstellen sicher vermieden wird. Wenn der Vomhundertsatz von
Grobkorn und Füllmasse richtig gewählt ist, wird infolge der durch Rütteln hervorgerufenen
fortlaufenden Abstoßung der Luft nach innen die Bildung von Hohlräumen unmöglich
gemacht und daher ein gleichmäßiges Gefüge erzielt. Wenn man bedenkt, daß durch
die Massenherstellung sich wirtschaftliche Vorteile ergeben, versteht man nicht,
daß bis heute Herstellungsanlagen für Steine, besonders für Pflastersteine, nach
diesem Verfahren arbeitend, nicht vorhanden sind.
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In Wirklichkeit sind derartige Versuche bereits im großen Umfange
angestellt worden. Die an dieses Verfahren geknüpften Hdffnungen werden auch. bis
auf eine einzige, bisher unüberbrückbare Schwierigkeit bestätigt. Es werden wabenartige,
durch Längs- und Querstege gebildete Hohlzylinder als Form gewählt und bei gleichmäßig
verteilter Füllung in Drehung versetzt. Zur Vermeidung von
Entm.ischungsgefahren
wurde die Unilaufszahl so niedrig gehalten, daß die Schleuderkraft nur- so viel,
über der Schwerkraft lag, daß der Inhalt der einzelnen Wagenformen nicht herausfiel.
Immerhin muß die Geschwix.l:-digkeit so bemessen sein, daß die Form ih allen Ecken
richtig ausgefüllt und das Erzeugnis so weit verdichtet wird, um die Luft abzustoßen.
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Das Schleudergut nun, das beim Schleudern im Hohlzylinder durch .die
Schleuderkraft am Umfang der Form gehalten wird, macht die schnelle Bewegung des
Formmantels von etwa r2 m/Sek. nicht mit, sondern wandert etwa in Richtung der Tangente
innerhalb seiner Form bis an die Wandung des in Drehrichtung hinteren Längssteges
und füllt und verdichtet zunächst diese Seite des Formlings. Die nach innen gekehrte
Fläche des Formlings läuft etwa der Tangente an die Form gleichgerichtet. Während
der äußere Teil der in Drehrichtung vorn liegenden, nur unvollständig gefüllten
Seite noch einigermaßen scharfkantig geschichtet und verdichtet ist, ist dies bei
der Innenfläche unzureichend.
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Ist man an eine bestimmte Steinhöhe gebunden, so verbietet es sich,
den Stein an der in Drehrichtung hinten gelegenen Seite zu überschleudern, um dadurch
die unvollkommene Seite gleichzeitig zu erhöhen. Auch die Anwendung eines Schabers
bringt keine genügende Abhilfe. Güte und Form des Steines genügten nicht, das Erzeugnis
in den Handel zu bringen. Als lange Versuche keine Abhilfe brachten, wurden ganze
Anlagen stillgelegt.
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Nachstehend beschriebene Erfindung schafft sichere Abhilfe auf denkbar
einfachste Weise dadurch, daß in zwei Abschnitten geschleudert wird. Abb. i stellt
das Ergebnis des ersten Schleuderabschnittes, Abb. 2 das des zweiten Abschnittes
dar. Auch der Zusatz von einem größeren Vomhundertsatz Wasser ändert wenig an dem
Verlauf der inneren Linie der Abb. i. Beim Schleudern von bildsamen Massen liegen
die Verhältnisse wegen des gleichmäßigeren Ausgangsstoffes etwas günstiger. Aber
auch hier zeigen die Schliffe eine erkennbare Verschiedenheit in dem Gefüge der
beiden fraglichen Seiten.
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Ist beim Schleudern von Zementsteinen o. dgl. der in Abb. i gezeigte
Zustand erreicht, d. h. ist die Form an der in Drehrichtung hinteren Seite bis zur
Höhe des Längssteges gefüllt, so setzt man die Schleudertrommel still und läßt sie
in entgegengesetzter Richtung laufen (Abb. 2). Es ist einleuchtend, daß beim weiteren
Füllen die bisher vernachlässigte Seite bis zur Höhe .der gegenüberliegenden (in
Abb.2 waagerecht schraffiert) nachgefüllt und nachverdichtet wird. Bei der für die
Füllung niedriggehaltenen Umlaufszahl wird Ä -> @e Steghöhe nun um einige Millimeter
übersehl,#udert und dann bei langsam ansteigender -Geschwindigkeit auf die Steghöhe
zurückgeschleudert unter gleichzeitiger Zuhilfenahme eines Abstreifers a, der hier
jetzt eine ähnliche Aufgabe zu erfüllen hat wie der bei der Herstellung eines Rohres.
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Gut ausgeglichen, auch auf der Innenseite, liefert der Stein das gesuchte
hochwertige Erzeugnis. Die ganze Vorrichtung ist im einzelnen darauf einzurichten,
daß die Geschwindigkeiten beliebig verändert werden können und daß ohne weiteres
auf die entgegengesetzte Laufrichtung vom Motor aus umgeschaltet werden kann. Dies
kann nur mit einem entsprechend eingerichteten Gleichstrommotor erreicht werden.
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Mit dem oben beschriebenen Verfahren ist es möglich, das an sich bekannte
Schleuderverfahren für die gleichzeitige Herstellung von Formlingen heranzuziehen,
die die Bedingung allseitig gleichmäßiger Form und hoher Dichte und Härte erfüllen.