DE6388C - Ununterbrochen schnellwirkendes Kühlverfahren (Harlkühlverfahren) für Glaswaaren, insbesondere für Flaschen - Google Patents
Ununterbrochen schnellwirkendes Kühlverfahren (Harlkühlverfahren) für Glaswaaren, insbesondere für FlaschenInfo
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Description
1878.
PATKNTSCH
RIFT;'&■>
FRIEDR. SIEMENS in DRESDEN
Ununterbrochen schnell wirkendes Kühlverfahren (Hartkühlverfahren) für Glaswaaren,
insbesondere für Flaschen.
Alle bisher angewendeten Kühlverfahren On
Glaswaaren leiden mehr oiler weniger an dein
Uebelstande, dafs aus serschiedenen nalicr /11
beschreibenden Gründen praktischer Art die, Temperaturen der Kühlofen, Topfe oder Retorten
niedriger gehalten werden, wie erforderlich, um eine 'möglichst hohe Haltbarkeit der
gekühlten Glasartikel erreichen zu können. Damit zusammenhängend ist auch die zur Abkühlung
erforderliche Zeit, welche ungebührlich lange ausgedehnt werden niufstc, um nur
einigermafsen haltbare Waare zu erzielen.
Die gebräuchlichen Kühlverfahrcn benutzen
entweder grofse ülenräume oder geheizte Kammern, in welche die angefertigten Glaswaaren
in möglichst grofsen Massen auf einander geschichtet werden, oder sogenannte
Kanalöfen oder andere Ofeneinrichtungen, die mit Kühlwagen oder Kühltöpfen besetzt sind,
und die zur Aufnahme der zu kühlenden Glasartikel dienen. Die erstcre, allgemeinere Form
leidet an dem besonderen Uebelstande, dafs die Glaswaaren sich gegenseitig drücken und
deswegen ihre Form verlieren, wenn die Temperatur des Kühlofens auf den erforderlichen
Grad gebracht und erhalten würde; ferner an der langen Zeitdauer, welche nöthig ist, um
eine so grofse Masse Glaswaaren gleichmäfsig und zwar ohne künstlichen Luftzug, welcher
besonders schädlich einwirkt und absolut vermieden werden mufs, abzukühlen.
Die Kühlwagen und Kiihltopfe würden trotzdem
bessere Resultate liefern können, wenn nicht bei den gebräuchlichen Manipulationen
verschiedene schädliche Einflüsse zur Geltung gelangten, welche die sich darbietenden Vortheile
wieder illusorisch machten. Dies wird besser verstanden werden, nachdem ich mein
vereinfachtes Schncllkühlverfahren beschrieben habe, um nachträglich auf die Mängel der alten
Verfahrungsweiscn zurückzukommen.
Infolge der von mir angestellten Versuche, welche sich sowohl auf die Glaskiihlverfahren,
wie auf die Glashärteverfahren beziehen, ist constatirt, dafs beide Verfahren gleichbedeutend
sind und nach gleichem Principe eingerichtet werden sollten. F.s ergiebt sich der allgemeine
Grundsatz: je höher die Temperatur des zu kühlenden ο ti er zu härtenden Gegenstandes
ist, de-ito schneller kann die Abkühlung, vorausgesetzt, dafs dieselbe
gleichmäfsig vor >ich geht, erfolgen und
desto widerstandsfähiger gegen Stols,
Druck und Temperatur wechsel wird der gekühlte oder gehärtete Gegenstand.
Diesem Grundsat/r habe ich mein neues Kühlverfahren
möglichst angepaßt. I >ie Schwierigkeit liegt nur darin, dasselbe mit der erforderlichen
Massenkühlung in F.inklang zu bringen. Das vollkommenste Glaskühlverlaliren müfste,
wenn man den Kostenpunkt aulser Acht lassen könnte, derart betrieben werden, dafs jeder
Artikel besonders für sich gekühlt wird. Dies liefse sich etwa in der Weise herstellen, dafs
man die fertige Waare in einen besonderen, bis zu dem noiliigen Grade in einem Ofen erhitzten
luftdichten Kaum oder Kühltopf derartig suspendirt, dafs dieselbe in keinem Punkte
die Aufsenwand des Topfes berührt. Dieser Kühltopf, welcher je nach Umständen aus Thon
oder auch aus Eisenblech gebildet, aber inwendig mit Spitzen oder vorspringenden Rändern
versehen, um für den aufzunehmenden Glasgegenstand als Distanzmittel zu dienen, aufserdem
mit einem luftdichten Deckel verschlossen ist, liefert, der gewöhnlichen Luftkühlung ausgesetzt,
z. B. in etwa einer Stunde, eine schwere Flasche vollkommen ausgekühlt, die durchaus
keine Neigung zum Zerspringen zeigt und in Bezug auf Widerstandsfähigkeit dem wirklich
gehärteten Glase nahe kommt, weshalb ich dieses Verfahren mit dem Namen 'Hartkühlung'
bezeichne.
Nun ist ein derartiges KUhlvcrfahren, welches erfordert, jede Flasche mit einem vorher erhitzten luftdichten Kühltopfe zu kühlen und
im erhitzten Zustande so darin zu suspendiren, dafs die Seiten des Kühltopfes direct nicht
berührt werden, allerdings etwas weitläufig und nicht für eine Massenproduction geeignet. Ich
mufste daher auf ein anderes Arrangement sinnen, welches dieselben Vortheile in Bezug
auf Kühlung mit der Möglichkeit verbindet, Massenküblung vorzunehmen. Diesem Bestrehen
stand vor allen Dingen der,Umstand entgegen, dafs die Flaschen die- Seitenwand und den Bo-
den des Kühltopfcs nicht berühren durften; ich versuchte deshalb es wenigstens dahin /u
.bringen, dafs mehrere Flaschen zusammen auf
einen festen Hoden gestellt werden konnten. Ks gelang mir dies bis zu einem gewissen Grade
dadurch, dafs ich den Hoden des Kühltopfes mit Sand oder anderem, die Wärme schlecht
leitenden Pulver bedeckte, worauf ich alsdann die Flaschen stellte. Allerdings mufstc in diesem
Kille die Zeitdauer der Kühlung fast verdoppelt werden und die Widerstandsfähigkeit
der Flaschen ward auch dementsprechend gemindert; ich gewann aber ein Mittel, dieselben
so aufzustellen, dafs eine gröfsere Anzahl gleichzeitig in einem luftdichten Kiihltopfe abgekühlt
werden konnte. Auf diese Resultate hin habe ich mein neues Kühlverfahren, welches vorzugsweise
für continuirlich arbeitende Glasschmclzwaiinen
bestimmt ist, jedoch auch für andere Glasofen benutzt werden kann, eingerichtet.
Dasselbe besteht für einen ganzen Schmelzofen oder doch für eine Seite desselben aus
einem System von zwei beständig heifs erhaltenen, mit einer Anzahl eigenthümlich eingerichteter
Kühlwagen versehenen Wärmöfen,, deren Temperatur mindestens um 200n C. höher
gehalten wird, wie die der gewöhnlichen Kühlölen.
Die beiliegende Zeichnung stellt die beiden Ocfen nebst den dazu gehörigen Wagen in
zwei verschiedenen Stadien der zu beschreibenden Manipulationen dar. Ofen A, Fig. 1, zeigt
den Wagt*n 70 mit herabgelassenem Deckel, während im Ofen .-/, Fig. 2, der Wagen n>
mit heraufgehobenem Deckel sichtbar ist, wodurch angezeigt wird, dafs derselbe zur Aufnahme
von Flaschen bereit gestellt ist, vorausgesetzt, dafs die Temperatur des Ofens einen
hinreichenden Grad erreicht hat.
Wie aus der Zeichnung ersichtlich, sind die Oefen nach hinten ganz offen, .,·/,, Fig. 3, und
am Gewölbe mit grofsen viereckigen Oeffnungen 0, Fig. i, versehen, in welche die Deckel«/,
wenn gehoben, einpassen, A, f Fig. 2. Aufserdem sind vorn an jedem Ofen die I .öcher / / /
vorhanden, durch welche die fertigen Flaschen hineingebracht werden.
An der Vorderseite der Oefen sind die Gas-. und l.uflkanäle .;· und χ, (s. Fig. 1, 3 und 4)
zum Heizen derselben angebracht, und am Hoden der Ocfen sind die Hundegeleise Ii eingeführt,
welche sich hinter, den 'Oefen abzweigen, wie Fig. 3 darstellt.
Abwechselnd dient zur Zeit immer ein Ofen dazu, sämmiliche hergestellte Flaschen auf dem
Hoden des darin befindlichen Kühlwagens aufzunehmen, indem die Flaschen aufrecht an einander
gereiht auf den mit Sand bedeckten Hoden des Wagens gestellt werden. Ist nach
etwa Vi bis \<_ stündiger Arbeit der Hoden bedeckt,
d. h. der Wagen voll, so werden-die zunächst
angefertigten Flaschen sogleich in derselben Weise im Wagen des anderen Ofens aufgestellt, während dem vollen Wagen der
Deckel ti, durch Sandvcrschlufs luftdicht gemacht, aufgestülpt wird, um nach einigen
Minuten vollständig aus dem Ofen gezogen •und zum Magazin geführt zu werden. Ein
neuer kalter Wagen wird dann in den Ofen geschoben, der Deckel abgehoben, um bis zu
der Zeit, zu welcher der andere Wagen mit Flaschen gefüllt ist, hinreichend angewärmt zu
sein, damit er nun seinerseits die ununterbrochen angefertigten Flaschen in rascher F'olge aufnehmen
kann. Auf diese Weise braucht die Flasche.nanfcrtigimg keinen Augenblick unterbrochen
zu werden, indem, sobald ein Wagen voll ist, ein neuer angewärmter Wagen im anderen
Ofen bereit steht. Es fragt sich nur, wie viel Zeit die Wagen brauchen, um im Magazin
abzukühlen, um danach die Anzahl der nöthigen Wagen zu bemessen.
Die Hinrichtung der Ocfen und Wagen ist
nun folgendcrmafsen: Die Oefen A und //,
werden, wie aus der Zeichnung ersichtlich, vermittelst gewöhnlicher, regulirbarer Gas- und
I uftzuführungskanäle .<,' ""d gx, Fig. 1, 3 und 4,
und der aufrechten Brennkanäle k geheizt. Die Verbrennungsproducte entweichen aus den kleinen
Essen <· <·,. In jeden dieser Oefen führen von dessen hinterer offenen Seite, wie beschrieben,
die Geleise einer Hundeisenbahn //,vermittelst
welcher die sogenannten Hunde oder Wagen 7»' von besonderer Construction in die
Oefen geschoben werden. Die Wagen sind, wie die Zeichnung darstellt, mit flachem Boden
nebst niedrigem Rande, welcher in eine doppelte Rinne /·■ ausläuft, versehen. Die obere
Rinne bildet den Sandverschlufs, in welche der mit vorspringendem Rande /■ versehene Deckel d
luftdicht eingesetzt wird, wie Ofen A, Fig.-i,
zeigt. Die Flügel / der unteren Rinne bilden ihrerseits mit zwei im Ofen fest eingemauerten
Flügelblechen / /\ zwei bewegliche Sandverschlüsse
derart, dafs, sobald die Wagen eingefahren, der obere Ofenraum vom unteren ganz abgeschlossen ist. Jeder Wagen führt an der
hinteren Seite ein doppeltes Blech /·, um, wie in Fig. ι dargestellt, den oberen Ofen raum
nach aufsen' ganz abzuschliefsen, sobald der Wagen eingeschoben ist. Der in -dessen oberen
Sandverschlufs einfallende Deckel d bildet, wenn gehoben, wie bereits erwähnt, auch den
Vcrschlufs für die obere Oeffnung ο der Ofenkamnier
(s. Flg. :). Der horizontale Theil des
Deckels ist, wie aus Fig. 1 ersichtlich, mit einem ■ Schutzblech versehen und also doppelt.
Durch die in der vorderen Seite der Ofenkammer angebrachten drei Löcher / werden
die Flaschen oder anderen Glasartikel auf den mit Sand bedeckten Hoden-lies Wagens gestellt.
Die äufseren Flaschen berühren nur den aufseren vorspringenden Rand r, welcher infolge des
Sandverschlusscs warm gehalten ist und ebenso wie der Sandboden nicht als kühlende Aufsenwand
ereilen kann. Nachdem der Roden des
Claims (5)
1. Eine hohe Kühlofentcmperalur kann zur Verwendung gelangen, ohne dafs ein Verziehen
oder Rreitdriicken der Flaschen etc. zu befürchten
ist und zwar deshalb, weil dieselben nur in einer Schicht aufrecht gestellt sind und
verhältnifsmäfsig nur kurze Zeit in der Hitze zu verbleiben haben.
2. Es erfolgt die Abkühlung sehr schnell, so dafs die Flaschen in 2 bis 4 Stunden, nachdem
sie angefertigt sind, bereits zum Versandt gelangen können. Dadurch wird auch die Controle
der fabricirten Waare sehr erleichtert; denn nach dem gewöhnlichen Kühl verfahren
können dieselben erst nach Verlauf von 3 bis 4 Tagen durchgesehen werden und sind alsdann
rechtzeitige Aenderungen bei vollkommener fehlerhafter Herstellung unmöglich.
3. Wie oben nachgewiesen, wird durch rasches aber gleichmäfsiges Abkühlen der Waare
bei hoher Anfangstemperatur deren Haltbarkeit außerordentlich erhöhl.
j
4. Die Kühlöfen nehmen sehr wenig Raum
ein und sind billig zu erhalten, weil dieselben ' verhältnifsmäfsig nur klein sind und aufserdcm
ihre Temperatur permanent beibehalten, also nicht abwechselnd abgekühlt und dann wieder
! neu'aufgewärmt zu'werden brauchen.
\
\
5. Die Kühlwagen verbrennen nicht und können aus diesem Grunde so construirt wcr-
; den, dafs sie besondere Transportwagen oder ; Hunde ersetzen, -wodurch auch gleichzeitig Umladungen
Und somit Arbeitsraum und P.ruc.hj verlust erspart werden.
Wie am Eingänge erwähnt, hatte ich mir vorbehalten, am Schlüsse auf die Mangel der
bisher angewendeten Kühlwagen, Kühltöpfe und fahibaren Kühltöpfe oder Retorten ztirii« kzukominen.
Die-'offenen Kühlwagen, welche in einem Ofenkan'ale in der Form eines F.isenbahnzuges
bewegt werden, dürften gute Resultate geben, wenn diese Wagen mit luftdichten Deckeln versehen
wären und die unleren Theilc der Wagen
kühl gehalten, also bei Anwendung höherer Temperatur nicht verbrennen würden. l
Die Kiih'.töpfe, welche, wenn gefüllt, aus dem j Ofen gehoben und der Luftkühlung ausgesetzt
werden, leiden daran, dafs die Glaswaaren \ direct die Gefäfswände berühren und auch kein
luftdichter Verschlufs angewendet wird.
Patent-Assi'küciik:
. Die beschriebene Anordnung von zwei . Wärmöfen (nicht Kühlofen) und mehreren
Kühlwagen, welche derartig alterniren, dafs, wenn ein im Ofen befindlicher Wagen chargirt
wird, der andere Ofen einen neuen kalten Wagen aufnimmt, so dafs ein ununterbrochener
Betrieb, wie oben beschrieben, ermöglicht wird.
. Die Anwendung von Kühlwagen mit Deckel, welche vermittelst Sandverschlufs luftdicht
gemacht sind.
. Die besondere Art, den Boden mit Sand zii bedecken und die innere Seite des Wagens
mit einem oder mehreren vorspringenden Rändern zu verschen, wodurch erlangt wird,
dafs die Waare nicht mit dem rasch abkühlenden Boden des Wagens und der kühlenden
Seitenwand in Berührung kommt.
. In Verbindung mit den vorbeschriebenen Einrichtungen die Thcilung der Ofenkammer
vermittelst des fahrbaren Sandverschlusses in eine obere, heifse, und in eine untere,
kalte, Abtheilung, wodurch das Verbrennen des Wagens vermieden wird.
. Die Art und Weise, den oberen heifsen Theil des Ofenrauines mit der Einführung
des Wagens durch an dem Wagen angebrachte Bleche, und das Loch im Gewölbe der Ofenkammcr vermittelst des aufgezogenen
Deckels mit doppeltem Boden zu ver schliefsen.
Hut/h I Watt /.cichminqcn.
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