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Verfahren zur Herstellung von Düngemitteln aus den ausgelesenen, leicht
verderblichen, schwer verbrennbaren, pflanzlichen und tierischen Bestandteilen des
Hausmülls Die Herstellung von Düngemitteln oder Brennstoffen aus Hausmüll öder ähnlichen
Abfällen ist allgemein bekannt. Man hat bereits vorgeschlagen, Tierkadaver und Kadaverteile
durch Erhitzen der Kadaver mit verdünnter Schwefelsäure in Gegenwart von Kalisalzen
auf Düngemittel zu verarbeiten. Außerdem hat man schon den Vorschlag gemacht, die
so gewonnenen Aufschlußprodukte zusätzlich mit Chilesalpeter, schwefelsaurem Ammoniak,
Knochenmehl, Torf und ähnlichen Stoffen zu vermengen, um ein wirksameres Düngemittel
zu erhalten.
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Ein anderer bekannter Vorschlag geht dahin, nur Teile dieser Stoffe,
die sog. Schläuche, d: h. die Knochen, die in dem Horn des Rindviehes liegen, durch
Kochen oder Dämpfen zu entfetten und aufzuschließen,- dann zu trocknen, schließlich
zu zermahlen und dieses gemahlene Produkt ebenfalls als Düngemittel zu verwenden.
Bei den Verfahren, die mittels Schwefelsäure arbeiten, wurde auch empfohlen, die
Abfallstoffe in einem ununterbrochenen Arbeitsgang zu durchweichen, alsdann durch
heiße Luft bis zum Flüssigwerden zu erhitzen und die Masse endlich zu trocknen.
Weiter ist es auch nicht mehr neu, aus den Abfallstoffen Preßkuchen herzustellen,
indem man die in Betracht kommenden Stoffe in einem Preßzylinder durch Wasserdampf
sterilisiert und hierauf durch hydraulischen Druck zu Kuchen verpreßt. Bei der Verwertung
von Hausmüll hat man ferner vorgeschlagen, den feinen Siebdurchfall des Hausmülls
mit gebranntem oder gelöschtem Kalk oder mit Kalkmilch zu vermischen und aus dem
Gemisch ein Düngemittel herzustellen. Andere Vorschläge für die Verwertung des Hausmülls
gehen dahin, tierische Abfälle, unter Erwärmen zu zerkleinern, zu sterilisieren
und von Fett zu befreien, darauf -mit dem Müll innig zu vermischen und einer nochmaligen
Sterilisation zu unterwerfen bzw. in einer Abart, -Müll zusammen mit Futterabfällen,
Stallabgängen, Pferde-, Kuh-, Schaf- u. dgl. Mist, Straßenabfällen und anderen brennbaren
Abfallstoffen zu vermischen, vor öder nach der Zerkleinerung mit Dampf- zu behandeln
und die erhaltene Masse dann auf Brennstoffbriketts zu verpressen. Nach einem weiteren
bekannten Verfahren werden Stoffe der genannten Art mit Schwefelsäure versetzt,
so daß ein dicker Brei entsteht. Dieser Brei wird einige Tage sich selbst überlassen,
darauf in Rührwerken mit Gips vermischt, das Gemisch vermahlen und als Düngemittel
verwendet.
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In neuerer Zeit ist man dazu übergegangen, Hausmüll zu sammeln, in
großen Mas; sen in Müllverbrennungsöfen zu verbrennen und die hierbei erzeugte Wärme
teehnischen Zwecken nutzbar zu machen. Die Aufarbeitung und teilweise Verwertung
geschieht heute in großem Maßstab in der Weise, daß_
der in Bunkern
eingelagerte Hausmüll auf Siebtrommeln-.oder--arideren Einrichtungen, die mit MägnetsclheideM
'versehen sind, gebracht und -auf - -diesen entsprechend d@= Maschengröße der Siebe
in gröberes oc@`e feineres Material und stückigen Müll ge= schieden wird, wobei
gleichzeitig dieagnef-'`. scheider die Eisenteile zu entfernen haben.' Der stückige
Müll (Grobmüll) wird über Lesebändel, auf denen z. B. Knochen usw. ausgelesen werden,
in Verbrennungsöfen gebracht. Auf den Lesebändern bemüht man sich auch hie- und
da, die schwer verbrennbaren, leicht verderblichen,-pflanzlichen und tierischen
Bestandteile, das sind vor allen Dingen Gemüse-, Obst-, Fleisch- und Fischreste,
auszulesen und nicht in die Verbrennungsöfen einzufüllen.. Obwohl das Auslesen dieser
Bestandteile des' Hausmülls im Interesse einer guten Verbrennung, vor allem Zündung
des Mülls im Ofen, angestrebt werden sollte, sind hier sehr enge Grenzen gezogen,
weil es für die ausgelesenen Materialien außer den eingangs genannten Verfahren
der Verärbeitung und Verwertung derartiger Stoffe kaum eine nutzbringende Verwertung
gibt. Die beschriebenen Verfahren können aber in wirtschaftlicher und hygienischer
Hinsicht nicht befriedigen.
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# Nach der vorliegenden Erfindung werden im Gegensatz zu den- erwähnten
bekannten Arbeitsweisen aus den ausgelesenen, leicht verderblichen, schwer verbrennbaren,
pflanzlichen und tierischen Bestandteilen des Hausmülls Düngemittel hergestellt,.
indem diese Bestandteile mit überhitztem Dampf von- etwa 2ob° C, gegebenenfalls
unter Einwendung von Druck, und/oder durch Zuhilfenahme von Spaltpilzkulturen,-
wie -Schimmelpilzen, hydrolysiert und in eine zähflüssige; in Druck-und Saugleitungen
transportierbare Masse verwandelt werden, die -nachträglich getrocknet wird. _ .
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. Das Verfahren. wird in geschlossenen -Behältern, wie z. B. Erdgruben,
durchgeführt und der auf etwa 2oo° C überhitzte Wasserdampf vorteilhaft in verschiedenen
Höhen des-Behälters frei eingeblasen. Im Behälter wird ein Druck von beispielsweise
3 Atm. erzeugt und aufrechterhalten. Zweckmäßig-wird man in dem Behälter auch ein
von Hand odermechanisch zu -betätigendes Rührwerk vorsehen, das man zu Beginn- des
. Verfahrens `in Tätigkeit setzt. Die Hydrolyse ist nach etwa :2- bis 3stündiger
Behandlungsdauer.-beendet. Die durch die Wasserdampfbehandlung in den Behältern
entstehende breiige. Masse ist mehr- oder -weniger konsistent und mittels Schlammpumpen
öder sonstiger geeigneter Transportmittel zu fördern. Zur Förderung kann insbesondere
der überdruck des Dämpfes verwendet werden, indem man Austrittsleitungen an die
Behälter anschließt und nach beendeter Wasserdampfbehandlung :die, Schieber in der
- Austrittsleitung öffnet.
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°:e Spaltpilzkulturen werden meistens dann M,iVIasse zugesetzt, wenn
die Hydrolyse mit-#.te7;@' überhitzten Wasserdampfes und unter i2Venvendung von
Druck nicht restlos und schnell genug durchführbar ist. Man kann die Impfung und
Hydrolyse der Masse mit Spaltpilzen auch allein (ohne Wasserdampfbehandlung) vornehmen
oder aber vor der Behandlung mittels überhitzten Wasserdampfes die Behandlung mit
den Pilzkulturen durchführen.
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Die Trockming der Masse erfolgt in üblicher Weise oder aber auch dadurch,
daß man die= zähflüssige und pumpfähige Masse mit ausgesiebtem Feinmüll vermischt
und gegebenenfalls noch mit weiteren Stoffen versetzt, z. B. mit gebranntem Kalk,
die in der
da durch die Hydrolyse der Ausgangsstoffe mittels Wasserdampfes
oder Spaltpilzkulturen ein weitgehender Abbau bzw. Aufschluß erzielt wird. Die Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens ist ohne weiteres gegeben,. da mag den notwendigen Dampf durch Verbrennung:
der verbrennbaren Bestandteile des Mülls erzeugen oder aber auch Abdampf verwenden
kann.
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Ausführungsbeispiel i Man bringt die aus dem Hausmüll ausgelesenen
.leicht verderblichen, schwer verbrennbaren, pflanzlichen und tierischen Bestandteile
in einen Behälter ein und hydrolysiert sie mit überhitztem Dampf von etwa 200°C.
Die hydrolysierte Masse, die beispielsweise 25 t wiegt, mit, einem Wassergehalt
von 6o %, vermischt man dann mit 3of Feinmüll mit einem Gehalt von etwa 8% Wasser.
Das so erhaltene Mischprodukt enthält dann 17,4t = 32 % Wasser. Setzt man dieser
Masse 2o t gebrannten Kalk zu, so entzieht dieser der Masse ungefähr 7 t Wasser,
indem er sich in Cälciumhydroxyd verwandelt. Es verbleiben also in dem hergestellten
75 t-Gemisch nur noch .' 10,4 t = 140/0 freies Wasser.
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Dieses Humusdüngemittel ist . streufähig, gut transportierbar und
praktisch trocken. Wünscht man eine weitere Trocknung, dann brauchen nur die Anteile
an Feinmüll und an Kalk erhöht zu werden.
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Ausführungsbeispiele 20t aus dem Müll ausgelesene, leicht verderbliche
und 'schwer verbrennbare Bestandteile, die vorwiegend aus Stoffen, wie grünen Gemüseabfällen,
Kartoffelschalen, Fleisch-und Wurstabfällen usw., bestehen, werden in eine abschließbare
Siebtrommel gebracht, die in einem zylindrischen stehenden und abschließbaren Behälter
mit einem gewissen Abstand von den Wandungen untergebrachtwerden kann. Nachdem der
Behälter geschlossen ist, wird in ihn Dampf von 2 bis 3 atü eingeleitet, der nach
etwa 15 Minuten im Kesselinnern eine Temperatur erzeugt, die zur Sterilisation der
Haüsmüllbestandteile ausreicht. Der Sterilisationsvorgang ist im allgemeinen in
etwa 1/2 Stunde durchgeführt. Darauf wird der Behälter durch Abnehmen des Deckels
geöffnet und die Siebtrommel herausgehoben. Der Inhalt kühlt bis auf die Außentemperatur
ab; dann wird der Boden der Siebtrommel geöffnet und ihr Inhalt in den Behälter
selbst übergeführt. Sobald der Behälter zu etwa 1/s seiner Höhe gefüllt ist, übergießt
man diesen Inhalt mit einer vorbereiteten wäßrigen Aufschlämmung einer Schimmelpilzkultur.
Hierauf wird bis zur Anfüllung etwa eines zweiten Sechstels mit. der Beschickung
des Behälters-fortgefahren und wiederum die wäßrige Aufschlämmung der Schimmelpilzkultur
eingetragen. In dieser Weise wird fortgefahren, bis der Behälter restlos gefüllt
ist und in seinen einzelnen --Schichten &ie _SchimmeIpilzkultur-in wäßriger
Aufschlämmung enthält. Nunmehr wird der Behälter mittels des Deckels geschlossen
und in ihm durch Einleiten von Dampf eine Temperatur von etwa 40'C erzeugt. Nach
etwa 8 bis io Stunden hat sich bei dieser Temperatur das Wachstum der Schimmelpilzkultur
so weit ausgedehnt, daß der gesamte Behälterinhalt von den Mikroorganismen durchsetzt
ist. Nach weiteren 8 bis i o Stunden ist der Behälterinhalt in eine schlammartige,
pumpbare Masse übergeführt. Nunmehr wird die .Temperatur im Behälter so zweit gesteigert,
daß der Behälterinhalt sterilisiert wird. Die Weiterbehandlung der im Behälter vorhandenen,
durch die Schimmelpilzkulturen aufgeschlossenen Schlammasse geschieht in der gleichen
Weise wie im Ausführungsbeispiel z.
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Ausführungsbeispiel 3 Man bringt 2o t Müllbestandteile in eine Siebtrommel
und einen Behälter, wie das im zweiten Ausführungsbeispiel beschrieben ist. In diesem
Behälter erfolgt wie vorher die Sterilisation, die Beschickung mit wäßrigen Aufschlämmungen
von Schimmelpilzkulturen und der Aufschluß des Hausmülls durch diese Mikroorganismen.
Der Vorgang -wird bis zur zweiten Sterilisierung durchgeführt. Nach dieser sind
es namentlich die stark verholzten Kohlstrunke, die noch nicht so weit aufgeschlossen
sind, daß sie in eine pumpbare Masse übergegangen sind. Man läßt nunmehr Dampf von
etwa 3 atü wie im Ausführungsbeispiel i so lange auf den Behälterinhalt einwirken,
bis auch die von den Scbimmelpilzkulturen noch nicht restlos aufgeschlossenen verholzten
Kohlstrunke in eine pumpbare Masse übergegangen sind. Die so gebildete homogene
Masse im Behälter wird nunmehr in der gleichen Weise, wie im ersten Ausführungsbeispiel
beschrieben, weiterbehandelt. -