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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Mikrofilter zum Entfernen
von Partikeln aus Blut oder Blutkomponenten und genauer auf einen
Leukozytenfilter, der zur Verwendung in Blutreinigungsvorrichtungen, wie
z.B. Blutbeutelsystemen, angepasst ist, welche herkömmlicherweise
zur Trennung von Vollblut in Leukozyten-abgereicherte Hämokomponenten
eingesetzt werden.
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Die
Blutfilter, auf die sich die vorliegende Erfindung bezieht, umfassen
typischerweise ein Gehäuse
mit Einlass- und Auslassöffnungen
und zumindest ein poröses
Element innerhalb des Gehäuses,
welches zwischen der Einlass- und der Auslassöffnung eingefügt ist.
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Das
poröse
Element besteht üblicherweise
aus einem Gewebe, das durch eine oder mehrere Schichten eines Filtermaterials,
typischerweise eines Faservlieses, gebildet sein kann, welche aneinandergeklebt sein
können
oder nicht.
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Gemäß dem Stand
der Technik können
die porösen
Elemente aus jeglichem, mit Blut kompatiblem Material hergestellt
sein, das in der Lage ist, Fasern, einschließlich natürlicher oder synthetischer
Fasern, zu bilden.
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Die
bevorzugten Materialien sind synthetische Polymere, wie z.B. insbesondere
Polyolefine, Polyester und Polyamide.
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Faserförmige Leukozytenfilter
sind im Stand der Technik wohlbekannt und z.B. in der EP-A-0 313
348 und in der EP-A-0 397 403 beschrieben.
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Bevorzugte
Materialien zur Verwendung in Leukozytenfiltern sind synthetische
Harze, die dazu angepasst sind, durch Schmelzblasen zu sehr feinen
Fasern (mit einem Durchmesser von vorzugsweise kleiner 3 μm) verarbeitet
zu werden.
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Das
bevorzugte Material, das derzeit verwendet wird, ist Polybutylenterephthalat
(PBT). Die Oberflächeneigenschaften
des verwendeten Fasermaterials können
geändert
werden, um dessen Benetzbarkeit oder dessen kritische Benetzungsoberflächenspannung
(CWST), die ein Maß für die Hydrophilie
des Materials darstellt, zu erhöhen.
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Zu
diesem Zweck wurden Fasern eines hydrophoben Harzes, wie z.B. PBT,
mit einem hydrophileren Polymer, wie z.B. insbesondere hydrophilen
Acrylpolymeren oder -copolymeren oder hydrophilen Polyurethanen,
beschichtet.
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Das
für die
Fasern verwendete Polymermaterial kann auch hydrophiler gemacht
werden, indem das Polymermaterial, insbesondere PBT, mit Verbindungen,
die eine ethylenisch ungesättigte
Gruppe, wie z.B. eine mit Hydroxylgruppen kombinierte Acrylkomponente
oder Methylacrylat oder Methylmethacrylat und Kombinationen davon,
enthalten, oberflächenveredelt
wird, wie in der EP-A-0 313 348 beschrieben wird.
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Ein
Filter mit höherer
Hydrophilie verbessert im Allgemeinen die Gewinnung von Blutplättchen,
wie in der
US 5 580 465 und
in der
US 4 618 533 beschrieben
wird.
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Die
US 5 162 102 beschreibt
ein medizinisches Instrument, einschließlich eines Filterteils, umfassend ein
Siebnetz, das aus einem hydrophoben synthetischen Harz, wie z.B.
Polypropylen, Polyethylen und Polyester, gebildet ist, welches mit
einem nichtionischen oberflächenaktiven
Mittel, wie z.B. vorzugsweise mit Blockcopolymeren von Propylenoxid
und Ethylenoxid, beschichtet ist.
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Die
EP-A-1 156 067 beschreibt einen Blutfilter, der ein Filtermaterial
aufweist, bei dem es sich vorzugsweise um ein Faservlies aus Polyethylenterephthalat
(PET) oder Polybutylenterephthalat (PBT) handelt, welches mit einem
Copolymer, das Alkoxyalkyl(meth)acrylat umfasst, und einem Comonomer,
das eine copolymerisierbare funktionelle Gruppe, wie z.B. Amino,
Pyridyl, Aziridin und Imidazolyl, aufweist, oberflächenbeschichtet
ist.
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Der
Blutfilter wird als besonders geeignet zum Erzielen hoher Entfernungsraten
bei Leukozyten und Blutplättchen,
verbunden mit einer geringen Aktivierung von Blutkomponenten, beschrieben.
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Die
EP-A-1 262 204 beschreibt einen Blutfilter zum selektiven Entfernen
von Leukozyten, der ein Polymer mit einer hydrophoben strukturellen
Einheit und einer hydrophilen strukturellen Einheit und ein poröses Substrat
umfasst.
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Beispiele
für hydrophobe
Monomere zum Bilden der hydrophoben strukturellen Einheiten umfassen esterartige
Monomere, wie z.B. Methacrylsäureester
und Acrylsäureester.
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Die
bevorzugten hydrophilen Monomere zum Bilden der hydrophilen strukturellen
Einheiten sind N,N'-disubstituierte
Acrylamide und N,N'-disubstituierte
Methacrylamide.
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Auch
in diesem Fall wird das beschriebene Polymer auf ein Substrat geschichtet,
das vorzugsweise aus Fasern, wie z.B. PET-Fasern, gebildet ist.
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Die
US-A-6 166 168 beschreibt ein Polyalkylether/Polyarylethersulfon-
oder -keton-Copolymer
und ein spezifisches Polyetherester-Copolymer, einschließlich hydrophiler
und hydrophober Segmente, als geeignet zur Herstellung eines medizinischen
Materials, das in Kontakt mit Blut zu verwenden ist; es gibt jedoch
keinen Hinweis auf die Verwendung dieses Materials als Mikrofilter
zum Entfernen von Partikeln aus Blut oder Blutkomponenten, wie z.B.
zum Entfernen von Leukozyten.
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Als
eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung wurden Polymermaterialien
identifiziert, die zur Herstellung des porösen Elements einer Blutfiltervorrichtung
besonders geeignet sind.
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Das
identifizierte Polymermaterial kann z.B. durch Schmelzblasen zu
feinen Fasern verarbeitet werden, welche die passende Hydrophilie
(CWST) zur Verwendung in einem Blutfilter aufweisen, und zwar ohne Bedarf
an einer zusätzlichen
Oberflächenbeschichtung
oder Oberflächenveredelung.
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In
Anbetracht der obenstehend erwähnten
Aufgabe stellt die Erfindung einen Mikrofilter zum Entfernen von
Substanzen aus Blutflüssigkeiten
bereit, welcher ein aus einem Polymermaterial gefertigtes poröses Filterelement
umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass das Polymermaterial ein Polyetherester-Copolymer
mit hydrophilen und hydrophoben Segmenten umfasst.
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Die
Erfindung ist auch auf ein Verfahren zum Filtrieren von Blutflüssigkeiten,
insbesondere zur Leukozytenentfernung, unter Verwendung des neuartigen
erfindungsgemäßen Filters
und auf eine Blutbehandlungs- oder -reinigungsvorrichtung, insbesondere
eine Blutbeutelvorrichtung für
die Trennung von Blut in Leukozyten-abgereicherte Blutkomponenten,
einschließlich
des erfindungsgemäßen Filters,
gerichtet.
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Der
Gegenstand der Erfindung ist in den angeschlossenen Ansprüchen definiert.
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Das
für den
erfindungsgemäßen Filter
verwendete Polyetherester-Copolymer wird durch Polykondensation
von zumindest einem Alkylenglykol, zumindest einer aromatischen
Dicarbonsäure
oder einem Ester davon und einem Polyalkylenoxidglykol in der Schmelze
erhalten. Das Alkylenglykol kann 2–4 Kohlenstoffatome enthalten,
und das bevorzugte Glykol ist Butylenglykol.
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Insbesondere
Terephthalsäure,
1,4-Naphthalindicarbonsäure
und 4,4'-Diphenyldicarbonsäure sind
für die
Verwendung als aromatische Dicarbonsäure geeignet.
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Bevorzugte
Polyalkylenoxidglykole umfassen Polybuylenoxidglykol, Polypropylenoxidglykol
und Polyethylenoxidglykol oder Kombinationen davon; besonders bevorzugt
ist ein Blockcopolymer von Polypropylenoxid (PPO)/Polyethylenoxid
(PEO).
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Das
resultierende Polymer weist ein Grundgerüst auf, das aus einem harten
(hydrophoben) Segment von Struktureinheiten, das vom Alkylenglykol
(vorzugsweise 1,4-Butandiol)
und von der aromatischen Dicarbonsäure (vorzugsweise Terephthalsäure oder
Dimethylterephthalat) abgeleitet ist, und einem weichen hydrophilen
Segment, das von einem Polyalkylenoxidglykol abgeleitet ist, aufgebaut
ist.
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Eine
sich daraus ergebende bevorzugte Polymerstruktur ist:
die jedoch
nicht als die vorliegende Erfindung einschränkend gedeutet werden sollte.
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Geeignete
Polyalkylenoxidglykole sind im Handel erhältlich, wie z.B. Pluronic PE6002TM, das aus Polypropylenoxid mit Ethylenoxidglykolendgruppen
besteht, von Basf (Ethylenoxid: Propylenoxid = 36/64 – Gewichtsverhältnis).
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Die
für den
erfindungsgemäßen Filter
verwendeten Copolyetherester sind im Handel erhältlich oder können gemäß bekannten
Polykondensationsverfahren, vorzugsweise gemäß dem in der
US 6 441 125 beschriebenen Verfahren,
durch Polykondensation der obenstehend erwähnten Komponenten in der Schmelze hergestellt
werden, und zwar in Gegenwart eines Katalysators, der auf einer
Kombination von Titan und einem zweiwertigen Metall in einer einzigen
Verbindung oder einer Kombination von Titan und ein zweiwertiges
Metall enthaltenden Verbindungen beruht, wobei das Molekülverhältnis von
Titan zum zweiwertigen Metall vorzugsweise geringer als 1,5 ist.
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Bei
den zweiwertigen Metallen handelt es sich bevorzugt um Erdalkalimetalle,
vorzugsweise Magnesium; Titan liegt vorzugsweise in Form einer organischen
Metallverbindung, wie z.B. eines Titanalkoxids oder Titanesters,
vor.
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Aus
hydrophilen Copolymerfasern gefertigte Leukozytenfilter wurden bisher
nicht vorgeschlagen, da angenommen wurde, dass die Eigenschaften
von Copolymeren für
das „Schmelzblasverfahren", welches das Erhalten
feiner Fasern ermöglicht,
ungeeignet wären.
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Als
Ergebnis der Erfindung wurde festgestellt, dass der hier beschriebene
Copolyetherester durch Schmelzblasen verarbeitet werden kann, um
Fasern mit einem Durchmesser im Bereich von weniger als 6 μm und vorzugsweise
weniger als 3 μm
zu erhalten, wobei der bevorzugte mittlere Durchmesser im Bereich
von 1,8 bis 2,2 μm
liegt.
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Es
wurde festgestellt, dass zum Verbessern der Verarbeitbarkeit durch
Schmelzblasen und zum Erhalten von Fasergeweben, die Eigenschaften
aufweisen, welche für
die Verwendung beim erfindungsgemäßen Filter geeignet sind, die
Menge des Polyalkylenoxidglykols im Copolyetherester vorzugsweise
im Bereich von 0,1 bis 20 Gew.-% oder von 0,03 bis 6 Gew.-%, bezogen
auf Polyethylenoxid, liegt.
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Durch
Veränderung
der Menge an Polyalkylenoxid im Copolymer und/oder des Gewichtsverhältnisses zwischen
Polypropylenoxid und Polyethylenoxid (wenn das Blockcopolymer PPO/PEO
verwendet wird) ist es möglich,
Fasergewebe zu erhalten, die durch eine CWST im Bereich zwischen
54 und 80 Dyn/cm gekennzeichnet sind, was für die Filtration von Vollblut
oder Blutkomponenten nützlich
ist.
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Das
mit dem Polymermaterial erhaltene Fasergewebe weist textile Eigenschaften
auf, die jenen des PBT-Gewebes ähnlich
sind.
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Im
Rahmen der Erfindung wird auch die Verwendung von Polymermischungen
in Betracht gezogen, die das (zuvor beschriebene) Polyetherester-Copolymer
und ein thermoplastisches Polymer, das für die Verarbeitung durch Schmelzblasen
geeignet ist, insbesondere einen aromatischen Polyester, vorzugsweise
PET oder PBT, umfassen.
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In
den Polymermischungen kann das Gewichtsverhältnis zwischen der Copolyesterether-Komponente und
dem aromatischen Polyester (vorzugsweise PBT) von 1:99 bis 99:1 reichen;
bevorzugte Polymermischungen umfassen bis zu 40 Gew.-% Copolyesterether,
bezogen auf die Summe von Copolyesterether und aromatischem Polyester.
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Fasern,
die aus Copolyetherester oder Polymermischungen, wie beschrieben,
hergestellt sind, erfordern keine zusätzliche Oberflächenbeschichtung
oder -veredelung; die Verwendung von Fasern, die oberflächenbehandelt
oder -veredelt sind, um ihre Hydrophilie weiter zu erhöhen, ist
jedoch im Umfang der Erfindung enthalten.
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Der
erfindungsgemäße Filter
kann bei jeder Anwendung in Bezug auf die Filtration von Blut und
Blutkomponenten, insbesondere für
die Entfernung von Leukozyten, vorteilhaft eingesetzt werden; die
Möglichkeit, die
kritische Benetzungsoberflächenspannung
durch Veränderung
der Menge an Polyalkylenoxid im Copolyetherester zu modifizieren,
erlaubt die erfindungsgemäße Produktion
einer Filtervorrichtung, einschließlich einer Mehrzahl von Filterelementen,
die jeweils aus einer Mehrzahl von Schichten eines Filtermaterials
gefertigt sind, wobei die Filterelemente eine unterschiedliche Hydrophilie
und insbesondere eine vom Einlass zum Auslass der Filtervorrichtung
abnehmende Hydrophilie (Abnahme der CWST) aufweisen, wie in der TO2002A000820
beschrieben wird.
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Beispiel 1 (vergleichend)
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Fasergewebematerial
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- Poly(butylenterephthalat) (PBT).
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Fasergewebeherstellung
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Das
Fasergewebe wird aus schmelzgeblasenen Fasern mit einem mittleren
Durchmesser im Bereich von 1,8 bis 2,2 μm hergestellt.
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Filterherstellung
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40
Schichten des Fasergewebes werden in einem herkömmlichen Gehäuse (Oberflächenbereich
50 cm2) mit einer Einlass- und einer Auslassöffnung eingefügt.
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Beispiel 2
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Fasergewebematerial
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Das
Fasergewebematerial ist ein Copolyetherester A, der durch Polykondensation
erhalten wird und die folgende Zusammensetzung (Gew.-%) aufweist:
- – Terephthalsäure: 60%
- – Butandiol:
39%
- – Blockcopolymer
Polypropylenoxid (PPO)/Polyethylenoxid (PEO): 1%
Der PEO-Gehalt
beträgt
0,3%.
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Fasergewebeherstellung
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Das
Fasergewebe wird aus schmelzgeblasenen Fasern mit demselben mittleren
Durchmesser wie in Beispiel 1 hergestellt. Die CWST des Fasergewebes
beträgt
54 Dyn/cm.
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Filterherstellung
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40
Schichten des Fasergewebes werden in demselben Gehäuse (Oberflächenbereich
50 cm2) mit einer Einlass- und einer Auslassöffnung wie
in Beispiel 1 eingefügt.
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Beispiel 3
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Fasergewebematerial
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Das
Fasergewebematerial wird erhalten, indem PBT und ein Copolyetherester
B in einem Gewichtsverhältnis
von 70/30 vermischt werden.
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Der
Copolyetherester B wird durch Polykondensation erhalten und weist
die folgende Zusammensetzung (Gew.-%) auf:
- – Terephthalsäure: 32%
- – Butandiol:
15%
- – Blockcopolymer
Polypropylenoxid (PPO)/Polyethylenoxid: 53%
Der PEO-Gehalt
im Gemisch beträgt
4,4%.
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Fasergewebeherstellung
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Das
Fasergewebe wird aus schmelzgeblasenen Fasern mit demselben Durchmesser
wie in Beispiel 1 hergestellt. Die CWST des Fasergewebes beträgt 72 Dyn/cm.
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Filterherstellung
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40
Schichten des Fasergewebes werden in demselben Gehäuse (Oberflächenbereich
50 cm2) mit einer Einlass- und einer Auslassöffnung wie
in Beispiel 1 eingefügt.
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Blutfiltration
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Vollblut
(Umfang: 450–550
ml) von zufälligen
Spendern wurde in einem PVC-Beutel mit 70 ml CPD gesammelt. Alle
Vollblutspenden wurden unter 1,4-Butandiolplatten auf 20–24°C abgekühlt. Die
Filtration erfolgte durch Schwerkraft. Die Zellkonzentration im
Blut wurde vor der Filtration und nach der Filtration durch ein
automatisches Analysegerät
bestimmt, um den gesamten Prozentsatz der Blutplättchen (PLT)-Entfernung zu
ermitteln. Die weißen
Blutkörperchen
(WBCs) im filtrierten Blut wurden in einem Nageotte-Hämozytometer gezählt.
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Tabelle
1. Filtrationsergebnisse
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In
Tabelle 1 werden die Filtrationsergebnisse verglichen, die mit reinem
PBT (Beispiel 1) und mit dem hydrophilen Copolyetherester, der unterschiedliche
Mengen an PEO enthält
(Beispiele 2–3),
erzielt werden. Das Einbringen von PEO in das Fasermaterial (Beispiel
2) erhöht
die Fähigkeit
des Filtermaterials, Leukozyten zu entfernen. Durch die Erhöhung der
PEO-Menge im Copolyetherester (Beispiel 3) erhöht sich die PLT-Rückgewinnung, und aus diesem
Grund ist es möglich,
dieses Fasermaterial in Anwendungen einzusetzen, bei denen die Rückgewinnung
von PLT wichtig ist.