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Verfahren zur Verarbeitung von zinnhaltigem Gut Die Erfindung betrifft
die Gewinnung der wertvollen . Bestandteile aus zinnhaltigen Erzen oder Materialien
auf zweckdienlicherem Wege und mit geringeren Kosten als bisher. Die Erfindung ist
brauchbar für die Behandlung von Erzen, Konzentraten, Schlakken, Rückständen oder
fast allen sonstigen zinnhaltigen Materialien.
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Die Erfindung bedient sich der Chloration mittels Ammoniumchlorids
und vermeidet einerseits die bekannten Schwierigkeiten, mit gasförmigem Chlor zu
arbeiten, und schafft andererseits gegenüber der bisher bekannten Chloration mittels
Ammoniumchlorids sowohl eine weitaus günstigere Ausnützung des Ammoniumchlorids
und somit schnelleres Arbeiten wie auch eine einfachere Regenerierung desselben.
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Es ist bereits mehrfach vorgeschlagen worden, Chloride zur Chlorination
von metallhaltigem Gut zu verwenden, jedoch verläuft dieser Prozeß in keinem Falle
so glatt wie mit dem erfindungsgemäß angewandten flüchtigen Ammoniumchlorid. Dies.
wurde zwar für die Chlorierung von Zinn auch bereits erwähnt, jedoch findet sich
bei keinem dieser Vorschläge eine so einfache Regeneration wie gemäß der Erfindung,
und außerdem wird in keinem Falle auf die besonderen Bedingungen Rücksicht genommen,
welche gerade das Arbeiten mit Ammoniumchlorid erfordert. Es wird nämlich entweder
mit zu hohen Temperaturen oder unter Druck gearbeitet. Im ersten Falle sublimiert
das Ammoniumchlorid größtenteils ohne Dissoziierung und kann somit nicht zur Wirkung
gelangen; bei dem zweiten Vorschlag, der sich übrigens nicht speziell auf die Zinnmetallurgie
bezieht, wird die Reaktion gleichfalls in dem Sinne beeinflußt, daß keine Dissoziation
auftritt. Außerdem ist bereits die Herstellung eines Zinnammoniumchlorids beschrieben
worden, jedoch geht dieses Verfahren nur von Zinnfeile aus und beschreibt weder
eine Regeneration noch die Einhaltung der Bedingungen, welche für eine möglichst
quantitative Dissoziierung des Ammoniutnchlorids notwendig sind. . Die Erfindung
besteht in folgendem.
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Für Gut mit metallischem Zinn, Zinnsilicaten, Stannaten wird ohne
weiteres unmittelbare Chloration mittels Ammoniumchlorids angewendet, in zinnoxydhaltigem
Gut .aber wird das Zinnoxyd entweder zunächst zu Oxydul oder Zinn oder beidem reduziert
und dann der unmittelbaren Chloration mittels Ammoniumchlorids oder (mit oder ohne
anwesendes Sulfid) der mittleren Chloration mittels Ammoniumchlorids unterworfen,
indem man in einem Gemisch des zinnoxydhaltigen Guts mit Metall das Ammoniumchlorid
dieses Metalls chlorieren, dann den entwickelten Wasserstoff das Zinnoxyd reduzieren
und schließlich das Ammoniumchlori,d das gebildete Zinnoxydul chlorieren läßt. Das,
entweder ?m Rückstand befindliche oder verflüchtigte Zinnchlorid wird gelöst und
aus der Lösung mit dem abgespaltenen Ammoniak unter Regenerierung des Ammoniumchlorids
gefällt.
Im einzelnen geht das neue Verfahren wie folgt vor sich.
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Das zinnhaltige Material wird mit dem, gepulverten oder fein kristallisierten
Salz in geeignetem Verhältnis gemischt. Die Mischung wird allmählich und gleichmäßig
auf eine Temperatur zwischen Zoo und qoo° C erhitzt. Dabei gibt das Ammoniumchlorid
sein Chlor an die Metalle ab, und Ammoniak entweicht, und zwar, sofern die Metalle
in oxydischer Form vorliegen, in Begleitung eines halben Molekularäquivalentes Wasser,
dagegen in Begleitung eines ganzen. Äquivalentes Wasserstoff, falls die Metalle
metallisch vorliegen: Ist Zinn in der Beschickung als DiQxydcassiterit, das von
Ammoniumchlorid nicht unmittelbar, sondern erst nach vorangegangener Reduktion zu
Monoxyd oder Metall angegriffen wird, zugegen, so wird der Cassiterit zweckmäßig
zuvor in bekannter oder sonst geeigneter Weise reduziert. Dies erfolgt z. B. mittels
Aluminium- oder Magnesiumstaubes oder mittels einer etwa gerade ausreichenden Menge
von Eisenstaub oder geeigneten Legierungen. Oder es kann dazu der naszierende Wasserstoff
dienen, der bei der Chloration der anderen Metallbestandteile der Beschikkung sich
entwickelt, wie nachstehend, besonders an Hand der Reaktion (C) erläutert wird.
Auch kann man der Beschickung Eisen in solchem Verhältnis zumischen, daß bei der
Reaktion mit dem Ammoniumchlorid ein halbes Molekularäquivalent Ferrochlorid entsteht
und ein halbes Molekularäquivalent metallisches Eisen verbleibt und dadurch bei
nachfolgender Temperatursteigerung, auf 60o bis 70o° C Reduktion des Cassiterits
und Chloration des Zinnes entsprechend der Gleichung ermöglicht werden Fe + FeC12
-f- Sn02- SriC12 + 2 Fe0. Auf diese Weise kann die Chloration des Zinns in diesen
Materialien direkt durch das Ammoniumchlorid bewirkt werden oder indirekt durch
Vermittlung eines anderen Metalls, beispielsweise von Eisen, welches zunächst den
Cassiterit reduziert bzw. das Chlor bei den für eine Zersetzung des Ammoniumchlorids
ohne Verflüchtigung geeigneten Temperaturen aufnimmt und hält, um es dann bei etwas
höherer Temperatur an das Zinn abzugeben, wie im folgenden beschrieben werden wird.
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Die Erfindung ermöglicht das wäßrige Ausziehen der erzeugten Chloride
sowie die Anwendung des erzeugten Ammoniaks mit oder ohne Kohlensäure oder Schwefelverbindungen
zum Niederschlagen der genannten Metalle aus ihren wäßrigen Lösungen als Oxyde oder
Carbonate, Sulfide oder entsprechende Salze und die nachfolgende Behandlung solcher
Salze mit dem Ziel, die gewünschten Produkte, beispielsweise Zinn, in gewünschter
Form und frei von unerwünschten Verunreinigungen zu gewinnen und das Ammoniumchlorid-zu
regenerieren.
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3n bestimmter Weise werden ferner geeignete Metalle, Legierungen oder
Mischungen von zwei oder mehr Metallen als Reduktionsmittel in Verbindung mit der
erwähnten Chloration durch Wirkung von Ammoniumchlorid angewendet; ferner wird die
Reduktion des Cassiterits oder anderer schwer schmelzbarer Oxyde durch Einwirkung
von naszierendem Wasserstoff vorgesehen, welcher in einer im folgenden beschriebenen
Reaktion erzeugt wird.
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Bei Ausführung der Erfindung wird ein Gemisch der genannten Materialien
mit Ammoniumchlorid in eine geeignete Erhitzungsvorrichtung, beispielsweise eine
Retorte, eingebracht und allmählich und gleichmäßig so lange erhitzt, bis. alles
Ammoniak ausgetrieben ist und die Chloride der in der Charge enthaltenen Metalle
zurückbleiben.
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Die gewünschte Temperatur soll gleichmäßig und allmählich erreicht
werden und 35o bis q.00° C nicht übersteigen, solange nicht im wesentlichen alles
Ammoniak ausgetrieben ist, weil bei etwa 3.50' C Ammoniumchlorid, ohne Zersetzung
sublimiert und weil, wenn Hitze zu rasch angewendet wird, so daß diese Temperatur
überschritten wird, ehe die Reaktion weit genug vorgeschritten ist, das restliche
Salz aus der Reaktionssphäre heraussublimiert und sich auf den benachbarten kühleren
Flächen der Retorte oder der Austrittsleitungen niederschlägt.
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Für das ausgetriebene Ammoniak, Wasser, Wasserstoffgas oder die gasförmigen
Schwefelverbindungen sind Austrittsöffnungen und Sammeleinrichtungen vorzusehen.
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Es ist aus- wirtschaftlichen Gründen wichtig, jede überhitzung des
ausgetriebenen Ammoniaks zu vermeiden, da das Gas zerstört wird, wenn es mit zu
heißen Flächen in Berührung kommt. Nachdem alles Ammoniak ausgetrieben und gesammelt
worden ist, kann die Temperatur, wenn es erforderlich ist, auf 60o° C oder höher
gesteigert werden, um die vorhandenen zurückgebliebenen Zinnverbindungen durch das
erzeugte Eisenchlorid und das etwa vorhandene Eisen in Stannochlorid überzuführen.
Bei weiterer Erhöhung der Temperatur auf 62o bis 700° C destilliert das Stannochlorid
in sehr reinem Zustand über und wird gesammelt.
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Nach dieser Hitzebehandlung können die erhitzten Chargen mit Wasser
ausgelaugt, lösliche Salze dadurch ausgewaschen und die Lösungen in bekannter geeigneter
Weise weiterbehandelt
werden, wobei das wiedergewonnene Ammoniak,
gegebenenfalls bei gleichzeitiger Einwirkung von Kohlensäure oder Schwefelverbindungen
dazu verwendet wird, aus den in den genannten Lösungen gelösten Salzen die Metalle
als Oxyde, Hydroxyde, Carbonate oder Sulfide entweder gesondert oder in irgendeiner
geeigneten Kombination niederzuschlagen. Das zuerst verwendete Ainmoniumchlorid
wird quantitativ regeneriert, so daß ein cyclischer Prozeß entsteht.
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Durch Ammoniak: wird das Zinn. leicht niedergeschlagen und als Stannohydrat
gewonnen, durch Ammoniumsulfid oder Ammoniumhydrosulfid wird es als Stannosulfidhvdrat
gewonnen, die anderen Metalle können nach geeigneten Verfahren niedergeschlagen
und gewonnen werden.
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Als Grundlage für die vorliegende Erfindung kommen vier bestimmte,
miteinander in Verbindung stehende typische Reaktionen gesondert oder in verschiedenen
Kombinationen in Frage. Die erste oder A-Reaktion betrifft die Chloration der Metalle
aus ihren Oxyden, Silicaten o. dgl. mit Ausschluß von Cassiterit, der durch Ammoniumchlorid
bei 35o° C oder niedrigeren Temperaturen nicht direkt angegriffen wird, entsprechend
der Formel MO -j- zNH4Cl (A) - M C12 -f- H20 + z NH3.
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M bedeutet irgendein Metall, welches in Form eines Oxydes oder eines
zersetzlichen Silicates vorhanden ist, beispielsweise also SnO, Ca0, Fe0 oder als
ein niederes Silicat, wie sie in Schlacken enthälten =`seiii können.
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Metallisches Zinn und praktisch alle anderen Metalle sowie alle anderen
Oxyde außer Cassiterit werden von Ammoniumchlorid unmittelbar angegriffen.
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Die zweite oder B-Reaktion betrifft die Chloration von Metallen, die
in verschiedenen Gemischen oder Legierungen vorliegen, beispielsweise in Metallpulvern,
die durch Reduktion von Oxyden in Erzen oder sonstwie erhalten sind, oder in Nickel-Zinn-
oder Nikkel-Eisen-Zinn-Legierungen oder von zinnhaltigen Sekundärmetallen. Die Reaktion
kann empirisch folgendermaßen geschrieben werden M +:z N H4 Cl - MCIZ -f- zNH3 -r-
H2. (B) M bedeutet eines der genannten Metalle, beispielsweise Zinn, Eisen, Nickel
o. dgl., welches entweder allein oder in verschiedenen Legierungen, Gemischen, Abfällen
oder zinnhaltigen Sekundärprodukten chloriert werden soll.
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Die so behandelten Metalle werden, soweit wie möglich pulverisiert
oder in anderer Weise zerkleinert.
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Die dritte C-Reaktion betrifft die Chloration von Metallen nach Reaktion
(B) verbunden mit gleichzeitiger Reduktion und Ch.loration von in Cassiterit enthaltenem
Zinn. Diese Reaktion entspricht der Formel M + Sn02 -f- q.NH,C1 - MC12 + SnC12 -f-
4NH3 -I-- 2H20. (C) M bedeutet irgendwelche Metalle einschließlich Zinn, welche
allein oder als Legierungen oder Mischungen vorliegen können, und zwar soll gleichzeitig
der Cassiterit reduziert und sein Zinngehalt ebenso wie alle anderen Metalle chloriert
werden. Irgendein Metall, das in Reaktion mit Ammoniumchlorid Wasserstoff abgibt,
muß immer anwesend sein, wenn man Cassiterit nach vorliegenden Verfahren behandelt.
Meist wird der Verlauf der letztgenannten Reaktion durch Gleichung (C) nicht vollständig
beschrieben; für gewöhnlich ergibt sich eine Kombination der Reaktionen (B) und
(C), indem ein Teil des bei der Zersetzung des Ammoniumchlorids nach Reaktion (B)
entstandenen naszierenden Wasserstoffes zur Reduktion des Cassiterits nach Reaktion
(C) reagiert und ein Teil als gewöhnlicher Wasserstoff entweicht. Der Vollständigkeitsgrad
dieser beiden Reaktionen hängt in der Hauptsache von der Natur des Metalls oder
der angewendeten Metallegierungen ab. Einige Metalle werden durch das Ammoniumchlorid
langsamer -als andere beeinflußt. Die langsamer reagierenden Metalle, z. B. schwer
angreifbare Legierungen, wie Nickel-Zinn-Legierungen oder Nickel-Zinn-Eisen-Legierungen,
lassen die Reaktion -zwischen Cassiterit und naszieremdem Wasserstoff mehr Zeit,
so daß eine verhältnismäßig stärkere Cassiteritzersetzung zustande kommt.
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Die vierte oder D-Reaktion geht allein oder zusammen mit einer der
dreianderen Reaktionen vor sich, wenn Materialien behandelt werden, die metallische
Sulfide in erheblichen Mengen enthalten, wie beispielsweise die zusammengesetzten,
in manchen bolivianischen Gruben vorkommenden Erze, welche Zink und Blei als Sulfide
und Zinn sowohl als Cassitexit wie als Sulfostannate der anderen Metalle enthalten.
Man kann diese Reaktion empirisch folgendermaßen. umschreiben MS -E- Sn OZ + Fe
-f- 4NH4C1--FeO + MC12 + SnC12 -f- NH4HS + H20 + 3NH3. (D) M bedeutet irgendein
zweiwertiges Metall einschließlich Zinn, welches in dem Erz vorhanden ist, und Fe
Eisen oder irgendein anderes Metall einschließlich Zinn.
Die Sulfide
und das Zinnoxyd müssen nicht notwendig in den obigen Mengenverhältnissen vorhanden
sein; Menge und Natur der entstehenden Schwefelammon,iumverbindungen ändern sich
entsprechend den veränderten Mengenverhältnissen. Welche Mengenverhältnisse aber
auch vorliegen mögen, die Schwefelammoniumverb:indungen und etwa in den austretenden
Gasen enthaltenes freies Ammoniak und Ammoniumcarbonate können alle gesammelt und
zum Niederschlagen der verschiedenen Metalle nach bekannten geeigneten Verfahren
verwendet werden. Das Äquivalent von Ammoniumchlorid wird dadurch regeneriert, so
daß der Prozeß, wenn gewünscht, cyclisch verläuft.
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Man kann alle diese Reaktionen in Verbindung miteinander oder gesondert
oder auch ähnliche oder analoge Reaktionen verwenden, ohne den Erfindungsgedanken
zu verlassen. Die Bestandteile der Chargen werden für die genannten Reaktionen vor
der Hitzebehandlung vorzugsweise zu einer einem Sieb von iooMaschen auf den linearen
englischen Zoll etwa o, i 3 mm lichte Maschenweite entsprechenden Feinheit pulverisiert
und innig gemischt, wenn möglich zusammen gemahlen. Die Bestandteile können entsprechend
den chemischen Äquivalenten der Reagenzien und .der reagierenden Bestandteile des
zu behandelnden Materials und, wenn nötig, mit einem gewissen Überschuß der Reagenzien
gewählt werden. So wird beispielsweise in Schlacken oder Erzen, welche freie Calcium-
oder Magnesiumverbindungen enthalten, ein überschuß an Ammoniumchlorid erforderliehsein,
um diese Elemente mit Chlor zu verbinden und so in wasserlösliche Chloride umzuwandeln,
deren Chlorgehalt später wieder in bekannter Weise mit dem äquivalenten Ammoniak
verbunden wird, beispielsweise indem man sie als Carbonate mit Ammoniak und Kohlensäure
niederschlägt. Ein Überschuß an Ammoniumchlorid kann auch mit Rücksicht auf die
Bildung von Doppelsalzen des Ammoniumchlorids und verschiedener Metallchloride erforderlich
werden. Ein solcher Überschuß kann später immer vollständig aus den Lösungen zurückgewonnen
werden.
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Die geeignetsten Mengenverhältnisse für die Chargen werden durch Vorversuche
mit kleinen Mengen und auf Grund von Berechnungen im Einzelfalle leicht gefunden.
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Wenn die Chargen in den Retorten zunächst auf etwa Zoo bis 25o° C
erhitzt werden, verbindet sich etwa die Hälfte des vorhandenen Ammoniaks mit Leichtigkeit
mit einigen der in der Charge enthaltenen Metalle zu Doppelsalzen des Ammoniumchlorids,
doch zerfallen diese Doppelsalze bei höheren Temperaturen, beispielsweise zwischen
350 und 6oo° C, und die weitere Chloration der Metalle geht mit dem restlichen
Ammoniak leicht vor sich.
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Im folgenden werden beispielsweise Ausführungsformen des Verfahrens
geschildert. Beispiel i Es sei gewünscht, Materialien zu behandeln, welche Zinn,
gegebenenfalls zusammen mit anderen Metallen als Oxyde, jedoch nicht als Cassiterit,
enthalten, beispielsweise Erze, in denen das ursprünglich als Cassiterit vorhandene
Zinn entweder zu Sn O oder zu metallischem Zinn reduziert worden ist, verschiedene
Rückstände oder die in Schlacken enthaltenen Zinnsilicate oder die Stannate von
anderen Metallen, die in verschiedenen bekannten Erzen enthalten sind und nach den
bisher bekannten Verfahren größtenteils unbehandelbar waren.
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Das Material wird hierzu mit einem erheblichen Überschuß von Ammoniumchlorid
vermischt, der etwa als das Doppelte des Molekularäquivalentes aller derjenigen
vorhandenen Metalle zu errechnen ist, deren Chloration gewünscht wird. Man kann
auch weniger Ammoniumchlorid verwenden, wenn nach der Freisetzung des Ammoniaks
die Temperatur erhöht werden soll, so daß das erzeugte Eisenchlorid und das nach
der ersten Reaktion etwa vorhandene Eisen Stannochlorid und ]#isenchlo-rid bilden,
wie zuvor und im folgenden beschrieben.
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Die gepulverte und gut gemischte Mischung wird in eine Retorte aus
emailliertem Eisen oder aus irgendeinem anderen geeigneten, genügend hoch schmelzenden
Material, Metall oder Nichtmetall, eingebracht und vorsichtig und gleichmäßig auf
3oo bis 35o° C erhitzt, wobei man so. viel Zeit verwendet, als für die vollständige
Reaktion bis zum gewünschten Grade und ohne Ab-sublimation des Ammoniumchlorids
aus der Reaktionssphäre erforderlich ist.
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Die Reaktion verläuft gemäß Reaktion (A), und 2 Molekularteile Ammoniak,
i Anteil Wasser werden durch jeden Molekularteil eines der zweiwertigen Metalle,
welche chloriert werden, in Freiheit gesetzt.
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Nachdem das Ammoniak in Freiheit gesetzt ist, kann die Temperatur,
wenn erwünscht, für die weitere Reaktion erhöht werden, oder man kann bei der niedrigeren
Temperatur bleiben. Ist Stannochlorid in erheblichen Mengen vorhanden, so kann dieses
durch Erhöhung der Temperatur über 62o° C abdestilliert und gesammelt werden.
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In jedem Fall kann nach der Behandlung die Charge mit Wasser oder
mit irgendeinem Lösungsmittel ausgelaugt und die resultierenden Lösungen und etwa
sublimiertes Stannochlorid nach bekannten geeigneten Verfahren
zur
Gewinnung der Metalle und Regenerierung des Ammoniumchlori.ds weiterbehandelt werden;
beispielsweise durch Einwirkung freien Ammoniaks, gegebenenfalls gemeinsam mit Kohlensäure
oder Schwefelammoniumverbindungen zur gesonderten oder gemeinsamen Gewinnung der
Metalle als Oxyde, Hydroxyde, Carbonate, Sulfide oder als ähnliche Salze.
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Beispie12 Es sei gewünscht, Materialien von Metallcharakter zu behandeln,
welche Zinn allein oder zusammen mit anderen Metallen enthalten, beispielsweise
reduzierte Zinnkugeln, wie sie bei der Reduktion von Cassiterit bei Temperaturen
unterhalb der Schlackenbildung entstehen, oder Eisen@Zinn-Legierungen (sog. Härtlinge)
oder zinnhaltige Altmetallegierungen oder irgendwelche Legierungen, welche Zinn
und Nickel mit oder ohne Eisen enthalten.
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In diesen Fällen verläuft die Reaktion nach der Formel (B). Das Verfahren
entspricht in allem dem Beispiel i, doch wird Wasserstoffgas in erheblichen Mengen
mit dem Ammoniak frei und kann aufgefangen und in geeigneter Weise verwendet werden.
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Beispiel g Es sei gewünscht, eines der in Beispie12 aufgezählten Materialien
zu behandeln, gleichzeitig jedoch die Reduktionswirkung des bei der Chloration der
metallischen Substanzen einschließlich des als Metall an vesenden Zinns entstehenden
naszierenden Wasserstoffs zur Reduktion und gleichzeitigen Chloration von anderem,
in Cassiterit enthaltenem Zinn zu verwenden.
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Die Reaktion verläuft teils nach Reaktion (C), teils nach Reaktion
(B).
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Das Verfahren kann dasselbe wie bei Beispiel e sein unter Hinzufügung
des cassiter ithaltigen Materials, welches gepulvert und in beliebiger gewünschter
Menge mit den Chargen innig gemischt wird.
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Dieses Material kann quantitativ oder im überschuß angewendet werden.
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Die unvollständig chlorierten zinnhaltigen Rückstände können immer
wieder zu der nächsten Charge unter Hinzufügung von Metall und Ammoniumchlorid für
die nächste Reaktion zurückgenommen werden, bis kein Zinn mehr zurückbleibt. Man
kann die Gangmasse durch mechanische Konzentration in irgendeinem Punkte desVerfahrens
vor der Wiederbehandlung entfernen.
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Beispiel q.
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Es sei gewünscht, ein zusammengesetztes sulfidisches Erz zu behandeln,
welches beispielsweise q. oio oder mehr Zinn in Form von Cassiterit, i °/o oder
mehr in Form von Bleisulfostannat und etwa ,5 % Blei, 2o % Zink und etwas Eisen,
sämtlich als Sulfide, enthält.
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Die Bestandteile der Chargen können entsprechend der Reaktion (D)
gemischt werden. Das Verfahren ist dasselbe wie in den vorhergehenden Beispielen.
Die Rückstände der behandelten Chargen können, wenn die Extraktion nicht vollständig
war, sooft als nötig nach Zufügung von mehr Eisenstaub und mehr Ammoniumchlorid
wieder behandelt werden. Die Gangmasse kann ganz oder teilweise durch Konzentrationsmethoden
vor der Wiederbehandlung entfernt werden.
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Die Schwefelammoniumverbindungen-können dazu benutzt werden, die Metalle
als Sulfide niederzuschlagen, oder sonst in bekannter geeigneter Weise verwendet
werden.
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Man kann diese Erze auch vor der Behandlung rösten, doch ist dieses
Rösten keinesfalls wesentlich.
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Beispiel 5 Die Erfindung ist auch brauchbar für die Behandlung von
Rückständen oder Schlämmen, die bei der kaffination von zinn-, antimon- oder arsenhaltigem
Werkblei durch die bekannte Behandlung mit Natriumhydroxyd entstehen. Diese Rückstände
enthalten Stannate, Antomoniate und Arseniate des Natriums, freies Natriumhydroxyd
und Natriumcarbonat.
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Um solche Rückstände zu behandeln, wird nach Beispiel i verfahren,
wobei das Ammoniumchlorid so berechnet wird, daß für alle Metalle einschließlich
des Natriums äquivalente Chlormengen vorhanden sind. Die Mischung wird in die Retorte
gebracht und allmählich erhitzt, die Chloride werden gemeinsam in Wasser gelöst.
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Nach dem Niederschlagen mit geeigneten Mitteln unter Verwendung des
entstandenen Ammoniaks, gegebenenfalls zusammen mit Kohlensäure, kann das Natrium
auch als Bicarbonat und das äquivalente @mmoniumchlorid durch Behandlung der zurückbleibenden
Salzlösung mit Ammoniakgas und Kohlensäure nach der bekannten Ammoniaksodareaktion
gewonnen werden. Unlösliches Natriumbicarbonat wird niedergeschlagen, das Ammoniumchlorid
geht in Lösung, aus der es nach Entfernung und Sammlung des Natriumbicarbonates
zurückgewonnen werden kann.
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In der Beschreibung sollen die Ausdrücke Erz oder Material, wenn immer
.es dem Zusammenhang nach möglich ist, irgendein Erz, Konzentrat, Produkt, Schlacke,
Rückstand oder ein anderes Material umfassen,
aus welchem Zinn gewonnen
werden soll. Die Ausdrücke Ofen oder Retorte sollen horizontale, schräge oder vertikale
Muffelöfen oder offene Ofen mit oder ohne Rührvorrichtungen, Drehöfen, Röstöfen,
Tunnelöfen oder irgendeine Art von Heizvorrichtungen umfassen, bei welchen die Hitze
durch festen, flüssigen oder gasförmigen Brennstoff oder Elektrizität erzeugt werden
kann.
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Die Erfindung wird nicht auf die genauen, angegebenen Mengenverhältnisse
der Substanzen beschränkt. Diese können im Rahmen der Erfindung mannigfach. abgeändert
werden.